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Allergische Gastroenteropathie
Kernaussagen
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Gastroenteropathie, allergischeNahrungsmittelallergienNahrungsmittelallergie beruhen auf immunologisch vermittelten, abnormalen entzündlichen Reaktionen auf Nahrungsmittelproteine.
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Die Diagnose gründet sich auf den Ausschluss anderer Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik. Messung des IgE-Spiegels und Hauttests besitzen einen niedrigen positiven, aber einen hohen negativen Vorhersagewert, positive Ergebnisse müssen durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Goldstandard ist die Provokationstestung mit verdächtigen Nahrungsmitteln oral oder intestinal.
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Für Kinder aus allergisch belasteten Familien mit hohem Atopierisiko wird eine Primärprävention (möglichst lange Stillperiode bzw. hydrolysierte Trinknahrung, evtl. Probiotika für Mutter und Kind) empfohlen.
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Eine medikamentöse Therapie ist indiziert, wenn das auslösende Allergen nicht bzw. nicht vollständig identifiziert oder eliminiert werden kann und ein relevanter Schweregrad der Erkrankung vorliegt.
41.1
Vorbemerkungen
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Während das „orale Allergiesyndrom“, das sind Reaktionen im Mund-Rachen-Bereich, vorwiegend durch Nahrungsmittelallergene induziert werden, die mit Inhalationsallergenen kreuzreagieren (z.B. Kern- und Steinobstsorten), kommen als Auslöser intestinaler Beschwerden nahezu alle Nahrungsmittel, insbesondere Milcheiweiß, Ei, Getreide, Gewürze sowie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, in Betracht. Vielfach lassen sich die auslösenden Allergene nicht zweifelsfrei oder nicht vollständig eruieren.
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Besondere Manifestationsformen der allergischen Gastroenteropathie sind die eosinophile ÖsophagitisÖsophagitiseosinophile und die eosinophile GastritisGastritis, eosinophile bzw. EnterokolitisEnterokolitiseosinophile (meistens im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter), zwei Krankheitsbilder, die auch allergieunabhängig auftreten können.
41.2
Diagnostik
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Der positive Vorhersagewert von Hauttests und spezifischem IgE (früher auch RAST genannt) im Falle von allergischer Gastroenteropathie ist gering, der negative Vorhersagewert dagegen relativ hoch, d.h. ein negativer Test macht die Allergie eher unwahrscheinlich, während ein positiver Test die Diagnose allenfalls vermuten lässt.
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Die In-vitro-Diagnostik kann außer mit Nahrungsmittelextrakten auch mit rekombinanten Allergen durchgeführt werden. Dadurch werden eine genauere Risikoeinschätzung und eine individuellere Hyposensibilisierung ermöglicht.
41.3
Therapie
Prävention
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Dazu gehört eine möglichst lange Stillperiode (mind. 6, besser 12 Mon.),
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der Einsatz von hydrolysierter Trinknahrung (wenn nicht gestillt werden kann), aber nicht das Meiden bzw. das stufenweise Einführen von sogenannten Risikonahrungsmitteln.
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Die frühere Empfehlung, Risikonahrungsmittel wie Nüsse, Ei etc. im 1. Lj. bei Risikokindern zu meiden, wurde aufgrund neuer Studienergebnisse aufgehoben.
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Ein neuer primärpräventiver Ansatz ist die Modulation der bakteriellen Darm-Mikrobiota mittels Probiotika wie Laktobazillus GG, das beginnend 1–2 Mon. vor der Geburt bis ca. 6 Mon. nach der Geburt der Mutter (wenn diese stillt) oder dem Baby verabreicht werden soll.
Allgemeinmaßnahmen/Ernährung
Als Faustregel gilt
Gastroenteropathie, allergischeErnährungErstes therapeutisches Ziel bei der Behandlung von nachgewiesenen Nahrungsmittelallergien ist die Elimination der auslösenden Allergene, sofern diese ermittelt werden konnten.
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eine ausreichende Compliance zu erreichen,
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den Ernährungsplan hinsichtlich Kalorien und Zufuhr von Substraten, Elektrolyten, Vitaminen und Spurenelementen zu überprüfen und
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um mögliche Kreuzreaktionen zwischen Nahrungsmitteln und Inhalationsallergenen zu berücksichtigen.
Medikamentöse Therapie
Als Faustregel gilt
Gastroenteropathie, allergischeTherapie, medikamentöseDie medikamentöse Therapie ist indiziert, wenn das auslösende Allergen nicht bzw. nicht vollständig identifiziert oder eliminiert werden kann und ein relevanter Schweregrad der Erkrankung vorliegt.
Cromoglicinsäure zur oralen Anwendung (Colimmune®, Pentatop®)
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Wirkungsweise (soweit bekannt): CromoglicinsäureCromoglicinsäureGastroenteropathie, allergischeCromoglicinsäure moduliert Zellmembranen, sodass die Degranulation von Zellen inhibiert wird. Weitere Mechanismen sind die Regulation von B-Zellen sowie die Aktivierung von nicht allergischen Entzündungszellen wie Neutrophilen, Eosinophilen und Monozyten.
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Dosierung: 3 × 200 mg (vor den Mahlzeiten).
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Nebenwirkungen: nicht bekannt.
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Allerdings bleibt die gewünschte Wirkung bei etwa der Hälfte der Patienten aus bislang unbekannten Gründen aus.
Budesonid (Budenofalk®, Entocort®)
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BudesonidGastroenteropathie, allergischeBudesonidWirkungsweise: multiple antiinflammatorische Wirkung
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Dosierung: 3–9 mg/d
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Nebenwirkungen:
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Blockade der Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse
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Cushing-Syndrom
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Osteoporose u.a.m. (dosisabhängig)
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Antihistaminika
Loperamid (Imodium®)
Literatur
Bischoff and Ulmer, 2008
Bischoff et al., 1997
Bischoff and Crowe, 2005
Bischoff, 2016
Burks et al., 2008
Furuta et al., 2007
Høst et al., 2008
Kalliomaki et al., 2001
Langen et al., 2013
Pickert et al., 2012
Sampson et al., 2001
Schaub et al., 2006
Worm et al., 2015
Zhang et al., 2016