© 2021 by Elsevier GmbH
Bitte nutzen Sie das untenstehende Formular um uns Kritik, Fragen oder Anregungen zukommen zu lassen.
Willkommen
Mehr InformationenB978-3-437-22142-2.50078-1
10.1016/B978-3-437-22142-2.50078-1
978-3-437-22142-2
Elsevier GmbH
Bewegungsstörungen – Essenzieller Tremor
-
Vorbemerkungen P 7.3 – 1
–
Definition P 7.3 – 1.1
–
Pathologie und Pathophysiologie P 7.3 – 1.2
-
Diagnostik P 7.3 – 2
-
Therapie des essenziellen Tremors P 7.3 – 3
–
Medikamentöse Behandlung P 7.3 – 3.1
–
Tiefe Hirnstimulation P 7.3 – 3.2
–
Andere nicht medikamentöse Therapieverfahren P 7.3 – 3.3
Kernaussagen
-
□
Die Behandlung des essenziellen Tremors sollte mit Primidon oder Propranolol oder der Kombination aus beidem erfolgen (Empfehlungsgrad A). Wirkung und Nebenwirkungen limitieren den Einsatz.
-
□
Eine Reihe von Ersatzmedikamenten steht zur Verfügung: Topiramat (Empfehlungsgrad B), Gabapentin (Empfehlungsgrad B), Clonazepam und einige andere Präparate (Empfehlungsgrad C).
-
□
Die tiefe Hirnstimulation ist bei Therapieresistenz und schwer ausgeprägter Symptomatik sinnvoll (Empfehlungsgrad A).
-
□
Beim Kopftremor und beim Stimmtremor wird Botulinumtoxin eingesetzt (Empfehlungsgrad A).
P 7.3 – 1
Vorbemerkungen
P 7.3 – 1.1
Definition
•
Bei 60% ergeben sich Hinweise für eine Vererbung.
•
Der überwiegende Teil der Patienten (50–70%) stellt eine Reduktion der Tremorstärke nach Alkoholeinnahme fest.
•
Der Tremor tritt anfangs vornehmlich unter Haltebedingungen auf. 50% der Patienten leiden allerdings auch unter einem Intentionstremor und etwa 15% weisen zusätzlich einen Ruhetremor auf.
•
Die einzelnen Körperregionen sind verschieden häufig betroffen:
–
Hände 94%,
–
Kopf 33%,
–
Stimme 16%,
–
Gesicht 3%,
–
Beine 12% und
–
Rumpf 3%.
P 7.3 – 1.2
Pathologie und Pathophysiologie
P 7.3 – 2
Diagnostik
•
ein bilateraler, meist symmetrischer Tremor unter Halte- und Aktionsbedingungen, der mind. 2 J. besteht,
•
ein sonst normaler neurologischer Befund und eine unverdächtige Anamnese, die keine andere Erklärung für den Tremor bieten,
•
ein zusätzlicher oder isolierter Kopftremor kann vorkommen, jedoch ohne Hinweis auf eine kraniozervikale Dystonie.
•
ein langer Verlauf,
•
eine positive Familienanamnese und
•
eine Besserung unter Alkohol.
P 7.3 – 3
Therapie des essenziellen Tremors
•
Zu Beginn der Erkrankung reicht oft eine intermittierende Behandlung in besonderen Stresssituationen (Prüfungen etc.) aus.
•
Bei entsprechender Ausprägung ist eine Dauertherapie erforderlich.
•
Die optimale Einstellung von Tremorpatienten erfordert Geduld von Arzt und Patient.
P 7.3 – 3.1
Medikamentöse Behandlung
Standardtherapie
•
Propranolol (30–320 mg/d). Propranolol ist in niedriger Dosis für die intermittierende Behandlung besonders gut geeignet.
•
Primidon (30–500 mg/d) wird meist am Abend gegeben.
•
Möglich ist auch die Kombination von Propranolol und Primidon mit der max. tolerierten Dosis.
Alternativtherapie bei fehlendem Ansprechen
•
Topiramat (400–800 mg/d),
•
Gabapentin (1.200–2.400 mg/d),
•
Botulinumtoxin bei Kopf- und Stimmtremor.
Reservemedikamente
•
Clonazepam (0,75–6 mg/d)
•
Alprazolam (0,75–1,5 mg/d)
!
Die Langzeitprobleme der Benzodiazepin-Behandlung müssen hier berücksichtigt werden.
•
Atenolol (50–100 mg/d)
•
Sotalol (80–240 mg/d)
•
Clozapin (Anfangstestdosis: 12,5 mg/d, bei Wirksamkeit Dosierung 12,5–50 mg/d)
•
Botulinumtoxin bei besonders schwer ausgeprägtem Händetremor.
CAVE
-
!
Die Therapie mit Botulinumtoxin erfordert spezielle Erfahrung und wird limitiert durch Nebenwirkungen.
Als Faustregel gilt:
-
•
Die Behandlung des essenziellen Tremors sollte mit Primidon oder Propranolol oder mit der Kombination aus beiden Präparaten erfolgen (Empfehlungsgrad A). Die begrenzte Wirkung und mögliche Nebenwirkungen limitieren allerdings den Einsatz.
-
•
Eine Reihe von Ersatzmedikamenten steht zur Verfügung. Dies sind: Topiramat (Empfehlungsgrad B), Gabapentin (Empfehlungsgrad B), Clonazepam und Botulinumtoxin (Empfehlungsgrad C).
P 7.3 – 3.2
Tiefe Hirnstimulation
P 7.3 – 3.3
Andere nicht medikamentöse Therapieverfahren
-
•
Physiotherapeutische Maßnahmen sind nicht sinnvoll.
-
•
Eine psychologische Behandlung der stressinduzierten Komponente des essenziellen Tremors kann unter besonderen Umständen sinnvoll sein.
LITERATUR
Deuschl, 2012