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978-3-437-22107-1
Elsevier Inc.
Altersabhängige Antibiotikatherapie bei Keuchhusten.
Alter | Antibiotikum | Dosierung | Behandlungsdauer |
Säuglinge < 1 Monat | Erythromycin | 40–60 mg/kg KG/Tag in 3–4 Einzeldosen | (7)-14Tage |
Säuglinge 16. Lebensmonat |
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Kinder |
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Jugendliche und Erwachsene |
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Bordetella-Infektion: Pertussis
Kernaussagen
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Keuchhusten ist eine Infektionskrankheit, die vor allem bei persistierendem Husten – und bei Säuglingen auch bei Apnoen – in allen Alterstufen berücksichtigt werden sollte.
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Im Kindesalter findet sich häufig eine ausgeprägte Leukozytose mit relativer Lymphozytose.
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Antibiotika der Wahl sind Makrolide, die aber, obwohl sie die Bakterien erfolgreich eliminieren, nicht den Verlauf der toxininduzierten Erkrankung beeinflussen.
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Nach der Grundimmunisierung sollten alle Kinder und Jugendlichen sowie Erwachsene mit engem Kontakt zu Säuglingen Auffrischimpfungen erhalten.
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Der klinisch typische Keuchhusten ist eine akute Atemwegsinfektion des Säuglings- und Kleinkindesalters.
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Aufgrund einer meist nur einige Jahre anhaltenden Immunität sowohl nach Infektion als auch nach Impfung wird der Keuchhusten zunehmend auch bei Jugendlichen und Erwachsenen diagnostiziert. Bei ca. 10–20% der Erwachsenen mit über 7 Tage bestehendem Husten liegt ein Keuchhusten zugrunde.
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Da bei Erwachsenen der Keuchhusten häufig undiagnostiziert bleibt, spielt dieser Personenkreis eine wichtige Rolle bei der Krankheitsverbreitung.
Dem Keuchhusten liegt eine Infektion durch Bordetella pertussis, einem kleinen, unbeweglichen gramnegativen Stäbchen zugrunde. Pertussiforme Krankheitsbilder mit meist milderem Verlauf können auch durch die beiden anderen Spezies des Genus Bordetella, nämlich B. parapertussis und B. bronchiseptica hervorgerufen werden.
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In der 1- bis 3-wöchigen Inkubationszeit vermehren sich die Keuchhustenbakterien ausschließlich auf den Zilien der Atemwege.
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Während des sich daran anschließenden, bis zu 2 Wochen dauernden, katarrhalischen Stadiums erreicht die Erregerausscheidung ihr Maximum.
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Die Elimination der Keuchhustenbakterien ist meist nach 4–7 Wochen nach der Infektion abgeschlossen.
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Die das Krankheitsbild beherrschenden Hustenanfälle können, wenn auch in abgeschwächter Form, über das akute Stadium hinaus noch Wochen und Monate bis Jahre anhalten. Sie können somit nicht durch den Krankheitserreger selbst ausgelöst werden.
Nach heutiger Auffassung ist der Keuchhusten eine toxinvermittelte Erkrankung. Zahlreiche Toxine, die für die klinischen Symptome des Keuchhustens verantwortlich sind, aber auch dem immunogenen Effekt dienen, sind isoliert worden.
Die Komplikationen des Keuchhustens hängen vom Alter der betroffenen Patienten ab und bestehen aus begleitenden Pneumonien, Krampfanfällen, Enzephalopathien und/oder Otitis media.
CAVE
Säuglinge zeigen in einem Viertel der Fälle zum Teil lebensbedrohliche Apnoen. Kinder und 3 Monaten sollten hospitalisiert werden.
Säuglinge zeigen in einem Viertel der Fälle zum Teil lebensbedrohliche Apnoen. Kinder und 3 Monaten sollten hospitalisiert werden.
Diagnostik
Klinisches Bild
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anfallsweise auftretender Husten
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inspiratorischer Stridor
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Erbrechen nach den Hustenanfällen
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bei Säuglingen: Apnoen, Pneumonie, Krampfanfälle
Labordiagnostischer Nachweis
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Direkter Erregernachweis. Die Sensitivität sinkt 4 Wochen nach Krankheitsbeginn deutlich, sodass der direkte Erregernachweis dann nur noch selten positiv und damit nicht mehr sinnvoll ist.
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Nukleinsäure-Nachweis, z. B. mit PCR, aus Abstrichen und Sekreten des Nasenrachenraums
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kulturelle Erregerisolierung aus Abstrichen und Sekreten des Nasenrachenraums.
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Indirekter, serologischer Nachweis:
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IgG-Antikörper-Nachweis, z. B. im ELISA, mit einem einmalig deutlich erhöhten Wert, wobei aber der serologische Nachweis eines Einzelwerts × 36 Monate nach Impfung mit azellulären Pertussis-Impfstoffen nicht verwertbar ist
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deutliche Änderung zwischen zwei Proben beim IgG- oder IgA-Antikörpernachweis, z. B. im ELISA.
Epidemiologische Bestätigung
Therapie
Grundsätzlich gilt:
Antibiotika eliminieren zwar erfolgreich Bordetella pertussis, beeinflussen, wenn überhaupt nur den Verlauf der Erkrankung, wenn sie innerhalb der ersten 7 Tage verabreicht werden. Hauptziel der antimikrobiellen Therapie ist die Eindämmung der Verbreitung.
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Co-trimoxazol als erstes Mittel.
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Cave: Kontraindikation in den ersten 6 Lebenswochen beachten!
Prophylaxe
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Die Grundimmunisierung sollte ab dem vollendeten 2. Lebensmonat begonnen und bis zum 14. Lebensmonat vollendet werden.
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Bei Jugendlichen und Erwachsenen, die an Pertussis erkrankt sind, wird die Diagnose oft spät oder gar nicht gestellt. Diese Personen sind somit in erheblichem Maße an der Übertragung der Infektionserreger beteiligt. Aus diesem Grund wird die konsequente Fortführung des Pertussis-Impfschutzes bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen von der STIKO empfohlen.
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Auffrischimpfungen sollen mit 5–6 Jahren und weiter zwischen 9 und 17 Jahren durchgeführt werden, zudem sollen bestehende Impflücken besonders bei Jugendlichen geschlossen werden. Für alle Erwachsenen empfiehlt die STIKO die nächste fällige Td-Impfung einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung zu verabreichen (bei entsprechender Indikation als Tdap-IPV-Kombinationsimpfung).
Grundsätzlich gilt:
Speziell vor Geburt eines Kindes bzw. für Frauen mit Kinderwunsch sollte überprüft werden, ob ein adäquater Immunschutz – Impfung oder mikrobiologisch bestätigte Erkrankung innerhalb der vergangenen 10 Jahre – gegen Pertussis für enge Haushaltskontaktpersonen und Betreuer des Neugeborenen besteht.
Gleiches gilt auch für Personen mit beruflichem Kontakt zu Säuglingen und Kleinkindern.
LITERATUR
Pillay and Swingler, 2003
Riffelmann et al., 2008
Robert-Koch Institut., 2009
Wirsing von König et al., 2002
Wirsing von König et al., 1995