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Die Infektion mit dem Chikungunya-Virus wird durch Stechmücken übertragen.
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Nicht nur in Süd- und Südostasien, Inseln des indischen Ozeans und Afrika besteht Ansteckungsgefahr, saisonale Ausbrüche sind auch in Südeuropa aufgetreten. In Deutschland werden immer wieder importierte Infektionen diagnostiziert.
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Neben einem raschen Fieberanstieg, Kopfschmerzen und Konjunktivitis werden bilaterale Gelenkbeschwerden v. a. an den Extremitäten beobachtet.
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Da die Gelenkschmerzen bei Chikungunya-Fieber oft länger andauern als die akute Krankheit und die Schmerzen morgens stärker sind und bei Bewegung abnehmen, kommen die Patienten gelegentlich unter dem Bild einer idiopathischen Arthritis zum Arzt. Hier ist die Anamnese dann richtungsweisend.
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Komplizierte Verläufe mit Hämorrhagien, Befall des Myokards und des Zentralnervensystems sind selten.
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Die Behandlung erfolgt symptomatisch mit Analgetika, die unter Umständen auch länger verabreicht werden müssen.
Wegen der Blutungsneigung sollte bei komplizierten Verläufen mit Hämorrhagie in der symptomatischen Therapie kein ASS verwendet werden.
Der Name der Erkrankung stammt aus der Sprache der Makonde in Tansania und bedeutet „der gekrümmt Gehende”.
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Klinik
Das Chikungunya-Fieber wird durch RNA-Viren der Gattung Alphavirus aus der Familie der Togaviridae verursacht und durch verschiedene Stechmücken übertragen, die auch für andere Erkrankungen als Vektor fungieren, z. B. Gelbfieber (Aedes-Mücke) oder Malaria (Anopheles-Mücke). Die Virusinfektion kommt in wärmeren Regionen der Welt vor, wie Süd- und Südostasien (u. a. Malaysia, Sri Lanka), auf der arabische Halbinsel, den Inseln des indischen Ozeans (u. a. La Réunion, Seychellen) und in Afrika. Saisonale Ausbrüche sind auch in Südeuropa, durch die sich dort ausbreitende Tigermücke möglich. Die Stiche erfolgen tagsüber, teils durch die Kleidung hindurch. In Deutschland werden regelmäßig importierte Infektionen beobachtet.
Nach einer Inkubationszeit von 1 Woche (3–12 Tage) kommt es zu einem raschen Fieberanstieg mit Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkbeschwerden, sowie einer Konjunktivitis und fakultativ zu einem makulopapulösem Exanthem. Die Gelenkbeschwerden betreffen die Extremitäten und sind in der Regel bilateral. Dabei sind die Gelenke geschwollen und schmerzen. Die Haut kann gerötet sein und im Verlauf können bräunliche Hautflecken entstehen. Ein Teil der Patienten entwickelt Petechien, nur sehr wenige Fälle nehmen einen hämorrhagischen Verlauf.
Die Prognose ist gut, bei Thrombozytopenie und Erhöhung der Transaminasen ist der Verlauf protrahiert. Die abgelaufene Erkrankung hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Bei einem Teil der Patienten dauern die Gelenkschmerzen länger an. Da die akute Krankheit und die Schmerzen morgens stärker sind und bei Bewegung abnehmen, kommen die Patienten gelegentlich unter dem Bild einer idiopathischen Arthritis zum Arzt. Hier ist die Anamnese dann richtungsweisend. Es kommt nicht zu einer Gelenkzerstörung wie bei einer idiopathischen Arthritis.
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Diagnostik
Die Reiseanamnese, d. h. ein Aufenthalt in einem Endemiegebiet, weist bei plötzlichem Beginn mit hohem Fieber und bilateralen Gelenkschmerzen, v. a. an den Extremitäten, auf das Chikungunya-Fieber hin. Der Nachweis des Erregers gelingt während der ersten 3–5 Krankheitstage mittels PCR oder Virusanzucht, nach dem 10. Krankheitstag durch Nachweis spezifischer Antikörper.
Je nach Reiseregion sind das Dengue-Fieber und andere Virusinfektion mit Gelenkbeteiligung differenzialdiagnostisch möglich. Aber auch eine reaktive Arthritis oder idiopathische rheumatoide Arthritis müssen in die Differenzialdiagose einbezogen werden.
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Therapie
Die Therapie erfolgt in der Regel ambulant und symptomatisch mit Analgetika/Antiphlogistika. Diese müssen unter Umständen längere Zeit verordnet werden. Bei Fieber sollte die Flüssigkeitszufuhr gesteigert und antipyretisch mit Paracetamol behandelt werden. Auf Acetylsalicylsäure sollte bei potenziell hämorrhagischem Verlauf wegen der erhöhten Blutungsgefahr verzichtet werden.
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Prophylaxe
Durch Vermeidung von Stichen der Mücken, die das Chikungunya-Fieber übertragen, ist eine Expositionsprophylaxe wirksam. Anders als bei Malaria stechen die Mücken auch tagsüber und nicht nur in der Dämmerung und in der Nacht. Die Stiche erfolgen teilweise auch durch dünne Kleidung hindurch. Die Prophylaxe gelingt durch Tragen geschlossener Kleidung, ggf. imprägniert mit Repellentien, der Verwendung von Repellentien und Insektiziden (> S 8.2 – 1). In Endemiegebieten spielt die Bekämpfung der übertragenden Mücken eine zentrale Rolle, etwa die Beseitigung von Mückenbrutstätten und die Bekämpfung der erwachsenen Mücken und der Larven mit verschiedenen Verfahren. Eine Schutzimpfung gibt es noch nicht, ist aber in Entwicklung.