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10.1016/B978-3-437-22107-1.50423-4
978-3-437-22107-1
Elsevier Inc.
Chlamydien
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Diagnostische Voraussetzungen S 5.2 – 1
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Therapie S 5.2 – 2
Konjunktivitis und Pneumonie S 5.2 – 2.1
Urogenitalerkrankungen S 5.2 – 2.2
Trachom S 5.2 – 2.3
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Prophylaxe S 5.2 – 3
Kernaussagen
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Die verschiedenen Chlamydienspezies sind obligat intrazelluläre Bakterien, die unterschiedliche Krankheitsbilder hervorrufen: urogenitale und sexuell übertragbare Krankheiten, respiratorische Infektion, Konjunktivitis sowie Trachom, Paratrachom, Lymphogranuloma venereum und Ornithose.
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Die Diagnose einer urogenitalen Chlamydieninfektion verpflichtet zur Suche nach anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Chlamydophile sind obligat intrazelluläre Bakterien, die einen Entwicklungszyklus durchlaufen. Sie können nur in Zellkulturen angezüchtet werden.
Chlamydien werden von der Wirtszelle als infektiöse Elementarkörperchen(EK, 0,2 pm × 0,4 gm) aufgenommen. In der Wirtszelle entwickeln sie sich zu Initialkörperchen(IK, 0,7 gm × 1,0 gm), die nichtinfektiös sind. Die Einschlusskörperchen teilen sich mehrfach und bilden wiederum Elementarkörperchen, die aus der zerstörten Wirtszelle freigesetzt werden.
Folgende Krankheitsbilder werden durch die drei humanpathogenen Chlamydien-Spezies hervorgerufen:
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C. trachomatis:
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Trachom(Körner-Krankheit, Conjunctivitis trachomatosa)
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Paratrachom(Schwimmbad-Konjunktivitis)
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Urogenitale Infektionen(nichtgonorrhoische Urethritis beider Geschlechter)
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Respiratorische Infektionen, z. B. Pneumonien im frühen Säuglingsalter (1. Trimenon) nach perinataler Infektion
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Lymphogranuloma inguinale(Lymphogranuloma venereum, Nicolas-Durand-Favre-Krankheit)
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C. pneumoniae (früher als TWRA bezeichnet): Infektion der oberen und unteren Atemwege
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C. psittaci: Ornithose(Psittakose), eine zumeist schwer verlaufende Pneumonie
C. pneumoniae und C. psittaci werden durch Inhalation, Letzteres durch infizierte Vögel und Vogelexkrementeübertragen. C. trachomatis wird durch direkten Kontakt und Geschlechtsverkehr verbreitet.
S 5.2 – 1
Diagnostische Voraussetzungen
CAVE
Die Diagnose einer urogenitalen Chlamydieninfektion bzw. einer Chlamydien-Konjunktivitis beim Säugling verpflichtet zur Suche nach einer anderen sexuell übertragbaren Erkrankung wie Syphilis, Gonorrhö, Hepatitis B oder AIDS.
S 5.2 – 2
Therapie
S 5.2 – 2.1
Konjunktivitis und Pneumonie
Der Biozyklus von Chlamydia. (1) Anheften des EK an Rezeptoren der Wirtszelle. (2) Eintritt in die Zelle durch Endozytose. (3) Entwicklung zum IK. – Dauer der Stadien 1–3 ca. 10 Stunden. (4) Vermehrung der IK. (5) Entwicklung zu EK. (6) Freisetzung mit Ausbreitung der EK-Nachkommen auf benachbarte Wirtszellen. – Dauer der Stadien 4–6 ca. 20 Stunden. (EK = Elementarkörperchen, IK = Initialkörperchen, W = Wirtszelle, Z = Zellkern).

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Clarithromycin 10–15 mg/kg KG/Tag in zwei Dosen oral für zehn Tage oder
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Azithromycin 10 mg/kg KG/Tag in einer Dosis oral für drei Tage empfohlen.
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Doxycyclin 3–4 mg/kg KG/Tag in einer Dosis oral oder
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Tetrazyklin 40 mg/kg KG/Tag in vier Dosen oral (Empfehlungsgrad A).
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Eine topische Behandlung der Konjunktivitis ist zur Elimination aus dem Nasopharyngealtrakt nicht geeignet.
S 5.2 – 2.2
Urogenitalerkrankungen
Als Faustregel gilt:
Für jede Behandlung einer chlamydienbedingten Urogenitalinfektion gilt, dass auch der Sexualpartner mitbehandelt wird.
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Doxycyclin 200 mg/Tag in zwei Dosen oral, 7 Tage,
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Azithromycin 1 g/Tag als Einzeldosis oder
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Ciprofloxacin 500 mg/Tag als Einzeldosis.
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< 8 Jahre und < 45 kg: Erythromycin 50 mg/kg KG/Tag für 14 Tage
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< 8 Jahre und > 45 kg: 1 × 1 g Azithromycin
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> 8 Jahre: 1 × 1 g Azithromycin oder 2 × 100 mg Doxycyclin für 7 Tage
CAVE
Bei schwangeren Frauen sollte Erythromycin, nicht aber Doxycyclin eingesetzt werden.
CAVE
Genitale Chlamydieninfektionen bei Kindern sollten – allerdings unter Berücksichtigung einer geringen normalen Besiedlungsrate (1%) – an einen sexuellen Missbrauch denken lassen!
S 5.2 – 2.3
Trachom
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Häufig wird eine topische Behandlung mit Erythromycin-, Tetrazyklin- oder Sulfonamid-Augensalbe, mehrmals täglich über 8 Wochen empfohlen.
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Eine orale Antibiotikabehandlung(Erythromycin – 50 mg/kg KG/Tag in drei Dosen – oder Doxycyclin – 3–4 mg/kg KG/Tag in einer Dosis bei Patienten > 8 Jahre) über 6–8 Wochen ist zusätzlich empfehlenswert.
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Alternativ kann Azithromycin (10 mg/kg KG, einmal pro Woche über 3 Wochen) gegeben werden.
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Verdächtige Vögel müssen getötet und untersucht werden. Bei der Dekontamination der Vogelkäfige sind Atemschutzmasken anzuraten.
S 5.2 – 3
Prophylaxe
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Einen Impfstoff gibt es nicht.
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Die postnatale Silbernitrat-Augenprophylaxe nach Credè verhindert eine Chlamydien-Infektion nicht!
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Alternativ wird deshalb Erythromycin-Salbe (1%) empfohlen.
LITERATUR
Black, 1997
DGPI (Hrsg.), 2009
Feigin and Cherry, 1992
Kohl and Petzoldt, 1996
Krugman et al., 1992
Kuo et al., 1995
Report, 2012