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10.1016/B978-3-437-22107-1.50438-6
978-3-437-22107-1
Elsevier Inc.
RS-Viren
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Diagnostische Voraussetzungen S 6.14 – 1
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Therapie S 6.14 – 2
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Prophylaxe S 6.14 – 3
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Medikamentöse Prävention S 6.14 – 4
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Literatur S 6.14 – 4
Kernaussagen
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RSV-Infektionen sind in jedem Lebensalter möglich, in den ersten 2 Lebensjahren aber sehr häufig. Es gibt keine bleibende Immunität nach der Infektion. Typisch sind Epidemien von Oktober bis April.
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Bei Säuglingen kann sich die Infektion als Bronchiolitis äußern und einem Asthmaanfall ähneln. Häufig findet man RS-Viren auch bei nichtpurulenter Otitis media.
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Die Diagnostik erfolgt über den Nachweis von RSV-Antigen. Bei Kindern, jedoch nicht bei Erwachsenen, sind Sensitivität und Spezifität dieses Tests sehr hoch.
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Ziel der Therapie ist die Abschwellung der Atemwege und – in schwereren Fällen – Sicherstellung der Atmung.
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Schwere RSV-Infektionen können mit inhalativem Ribavirin behandelt werden.
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Für spezielle Risikogruppen, besonders stark gefährdete Kinder, ist die Prophylaxe mit monoklonalen RSV-Immunglobulinen möglich.
RS-Viren gehören zu den Paramyxoviren. Es werden die zwei Serotypen A und B unterschieden. Infektionen durch Serotyp A scheinen schwerer zu verlaufen.
Infektionen durch RSV gibt es in jedem Alter. Die Infektiosität ist hoch, das bedeutet, dass fast alle Kinder in den ersten 2 Lebensjahren einmal eine RSV-Infektion durchmachen.
Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektionen. Eine nosokomiale Ausbreitung in der Klinik über Schmierinfektionen durch nasopharyngeal kolonisierte, aber nicht unbedingt erkrankte Kontaktpersonen spielt eine wichtige Rolle. Reinfektionen sind häufig, d. h. RSV-Infektionen hinterlassen keine bleibende Immunität.
Die Inkubationszeit liegt bei 3–7 Tagen. Erkrankte scheiden das RSV bis zu einer Woche, Frühgeborene bis zu 4 Wochen, aus.
RSV-Infektionen verlaufen bei Erwachsenen unter dem Bild einer banalen Erkältung, bei Asthmatikern können sie einen akuten Asthmaanfall auslösen. In höherem Lebensalter kann der Verlauf schwerer sein und zu einer Pneumonie führen.
Bei Säuglingen manifestieren sich RSV-Infektionen vorwiegend als Bronchiolitis. Der klinische Verlauf ähnelt einem Asthmaanfall. Die häufigen Reinfektionen haben ähnlich wie bei Erwachsenen meist einen milderen Verlauf. Bei bis zu einem Viertel der Kinder mit nichtpurulenter Otitis media findet sich RSV als Erreger. Bei früher RSV-Infektion im Säuglingsalter besteht die Gefahr, dass weitere Infektionen der oberen Luftwege, auch durch andere Viren, obstruktiv verlaufen.
Besonders gefährdet sind Frühgeborene, ehemalige Frühgeborene mit bronchopulmonaler Dysplasie, besonders wenn sie sauerstoffpflichtig sind, und Säuglinge mit angeborenen Herzfehlern, besonders mit Rechts-links-Shunt.
Kritisch kann eine RSV-Infektion auch bei Neugeborenen verlaufen, da diese auf eine freie Nasenatmung angewiesen sind. RSV-Infektionen führen aber häufig zur Schleimhautschwellung und damit Behinderung der freien Atmung. Apnoen als Ausdruck einer RSV-Infektion sind bei dieser Population möglich. RSV wurde im Nasopharyngealsekret bei Kindern nach plötzlichem Kindstod nachgewiesen.
RSV-Infektionen können bei Kindern und Erwachsenen mit Immundefekten oder unter Immunsuppression, z. B. Leukämie, besonders schwer – beispielsweise als Pneumonie – verlaufen.
S 6.14 – 1
Diagnostische Voraussetzungen
S 6.14 – 2
Therapie
CAVE
Im Tierversuch kann Ribavirin teratogen sein, für den Menschen ist dies nicht nachgewiesen. Trotzdem sollten Schwangere und Frauen, die eine Schwangerschaft planen, nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen, z. B. zweites Vernebelungszelt mit spezieller Absaugung oder Atemschutzmasken, Patienten unter Ribavirin-Vernebelung pflegen.
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bei einer nachgewiesenen RSV-Infektion bei Frühgeborenen, besonders mit kompliziertem Verlauf einer bronchopulmonalen Dysplasie,
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Neugeborenen,
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Kindern mit angeborenen Herzfehlern mit Links-rechts-Shunt und
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bei Patienten mit Immunsuppression, z. B. Chemotherapie von Malignomen oder Immunsuppression nach Transplantationen.
S 6.14 – 3
Prophylaxe
S 6.14 – 4
Medikamentöse Prävention
Empfehlung der Fachgesellschaften DGPI, GNPI, DGKP, GPP und die Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie:
Empfohlen ist Synagis® bei Kindern mit hohem Risiko für RSV-Infektionen wie
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Kinder mit chronischen Lungenerkrankungen (CLD) als Folge einer bronchopulmonalen Dysplasie bis zum Alter von 24 Monaten, die in den letzten 6 Monaten vor Beginn der RSV-Saison noch eine Behandlung, z. B. Sauerstofftherapie, für die CLD erhalten haben
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Kinder im Alter bis 24 Lebensmonate mit hämodynamisch bedeutsamen Vitien, wie relevanter Links-rechts- und Rechts-links-Shunt und Patienten mit pulmonaler Hypertonie und pulmovenöser Stauung.
Kinder mit mittlerem Risiko ohne chronische Lungenkrankheit, können nach individueller Entscheidung, die z. B. die Gefahr komplizierter Verläufe durch passiven Tabakrauchexposition berücksichtigt, eine RSV-Prophylaxe durch Synagis® bekommen, die
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vor Vollendung der 29. Schwangerschaftwoche geboren wurden und bei Beginn der RSV-Saison noch keine 12 Monate alt sind
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vor Vollendung der 29.-35. Schwangerschaftswoche geboren wurden und bei Beginn der RSV-Saison noch nicht 6 Monate alt sind und mindestens zwei der folgenden Risikofaktioren aufweisen:
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Entlassung aus der neonatologischen Primärversorgung direkt vor oder während der RSV-Saison
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Kinderkrippenbesuch oder Geschwister in externer Kinderbetreuung
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schwere neurologische Grunderkrankung.
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im Alter von < 12 Monaten zum Beginn der RSV-Saison mit einer anderen Grunderkrankung mit schwerer Beeinträchtigung (z. B. anhaltendem O2-Bedarf) der respiratorischen Kapazität (z. B. neuromuskuläre Erkrankung, Morbus Down, Zwerchfellhernie) oder schwerer Immundefizienz.
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im Alter von > 12 bis < 24 Monaten zum Beginn der RSV-Saison mit hämodynamisch relevanter Herzerkrankung (vor allem operations- bzw. interventionsbedürftige Herzfehler mit pulmonalarterieller Hypertonie, pulmonal-venöser Stauung oder Zyanose) sowie bei schwerer Herzinsuffizienz unter medikamentöser Therapie.
Kein erhöhtes Risiko und somit keine Indikation zur RSV-Immunglobulinprophylaxe weisen Kinder mit hämodynamisch nichtrelevanten Herzfehlern auf, wie z. B. persistierendes Foramen ovale, bikuspide Aortenklappe, leichte und aktuell nicht therapiebedürftige Pulmonal-, Aorten-, oder Aortenisthmusstenose, kleiner isolierter Vorhof- oder Ventrikelseptumdefekt, sowie ein kleiner Ductus arteriosus. Ferner weisen Herzfehler nach adäquater Korrektur (Operation/Intervention) kein erhöhtes Risiko mehr auf, wenn sie nicht noch wegen einer Herzinsuffizienz medikamentös behandelt werden müssen oder andere Risikofaktoren haben.
Literatur
AWMF-Leitlinie
AWMF-Leitlinie. Prophylaxe von schweren RSV-Erkrankungen bei Risikokindern mit Palivizumab: www.awmf.org > Leitlinien: Aktuelle Leitlinien > Registernummer 048–012.Gesellschaft
Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde: www.docs4you.at (pdf) > Pädiatrische Spezialbereiche > Infektiologie > RSV-Infektion > Zusammenfassung der Synagis-Guidelines 2009.Beschluss, 2008
3 Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie in Anlage 4: Therapiehinweis zu Palivizumab; 19. Juni 2008: http://www.g-ba.de/downloads/39-261-694/2008-06-19-AMR4-Palivizumab.pdf (1.9.2008).