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10.1016/B978-3-437-22107-1.50313-7
978-3-437-22107-1
Elsevier Inc.
Klassifikation und Diagnostik undifferenzierter rheumatischer Syndrome.
Klassifikation | Klinik | Labor | Sonstiges |
Undifferenzierte Arthritis | Mono-, oligoartikulär | Rheumafaktor negativ | Infekte (obere Luftwege, urogenital, gastrointestinal) unklarer Genese |
Undifferenzierte Spondyloarthritis | Entzündlicher Rückenschmerz, Sakroiliitis, Arthritis, Enthesiopathie | HLA-B27-positiv | Iridozyklitis, Infekte (s. o.), Arthro-sonographie, Sakroiliitis im Röntgen, MRT, CT oder Szintigraphie |
Undifferenzierte entzündlich-syste-mische Bindegewebserkrankungen | Z. B. Raynaud-Syndrom, Serositis, Arthritis, Vaskulitis, Polyneuropathie, ZNS-Befall | ANA, ENA, Rheumafaktoren, Hypergammaglobulinämie | |
Überlappungs syndrome | Z. B. rheumatoide Arthritis plus RNP-Anti-körper, Sicca-Syndrom plus SLE, Skleroder-mie plus Polymyositis | Myokarditis, Exantheme, ZNS-Befall |
Undifferenzierte Arthritiden, Spondyloarthritiden und entzündlich-systemische Bindegewebserkrankungen (Überlappungssyndrome)
-
Vorbemerkungen O 10 – 1
-
Diagnostik O 10 – 2
Undifferenzierte Arthritiden O 10 – 2.1
Undifferenzierte Spondyloarthritiden (uSpA) O 10 – 2.2
Undifferenzierte entzündlich-systemische
Bindegewebserkrankungen O 10 – 2.3
-
Therapie O 10 – 3
Kernaussagen
-
□
Als “undifferenziert” werden nicht klassifizierbare rheumatische Erkrankungen bezeichnet, deren Verlauf häufig mild und selbst limitierend ist.
-
□
Einerseits ist eine Übertherapie zu vermeiden, andererseits gilt es rechtzeitig schwere und progrediente Verläufe zu erkennen und intensiv zu therapieren.
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□
Nichtsteroidale Antiphlogistika ergänzt durch physikalische Therapie sind die erste Wahl bei undifferenzierter Arthritis und Spondyloarthritis mit dem Ziel der Schmerzlinderung und Funktionserhaltung.
-
□
Bei hochakutem Beginn oder sehr starker Entzündungsaktivität werden Glukokortikoide lokal oder systemisch eingesetzt.
-
□
Undifferenzierte entzündlich-systemische Bindegewebserkrankungen können häufig gut mit Antimalariamitteln behandelt werden.
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□
Bei chronischen Verläufen werden zur Einsparung von Glukokortikoiden lang wirksame Antirheumatika, Immunsuppressiva und TNF-Inhibitoren gegeben.
O 10 – 1
Vorbemerkungen
•
eine noch nicht voll entwickelte Frühform einer bekannten rheumatischen Erkrankung,
•
eine abortive Verlaufsform,
•
ein Überlappungssyndrom oder
•
eine ätiologisch-nosologisch bisher nicht charakterisierte, unklare rheumatische Erkrankung
•
undifferenzierte Arthritiden,
•
undifferenzierte Spondyloarthritiden und
•
undifferenzierte entzündlich-systemische Bindegewebserkrankungen
O 10 – 2
Diagnostik
O 10 – 2.1
Undifferenzierte Arthritiden
•
Als rheumatologisches Laborprogramm werden BKS, C-reaktives Protein, Rheumafaktoren, Anti-CCP-Antikörper, antinukleäre Antikörper (ANA), in klinisch begründeten Fällen auch dsDNA-Antikörper, extrahierbare nukleäre Antikörper (ENA), HLA B27, Anti-Neutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCA) und Virusserologie vorgeschlagen (A).
•
Je nach Klinik ist eine Gelenkpunktion mit Synoviaanalyse indiziert (B).
•
Als Bildgebung sollte eine Röntgenaufnahme der betroffenen Gelenke durchgeführt werden, während Ultraschall und MRT nicht generell empfohlen werden (C).
O 10 – 2.2
Undifferenzierte Spondylo- arthritiden (uSpA)
•
Die Beschwerden sind besonders in der unteren LWS lokalisiert sowie in der Gesäßregion (Sakroiliitis).
•
Es können aber auch Schmerzen in der BWS,
•
im knöchernen Thorax und
•
in der HWS als Nackenschmerzen auftreten.
•
Ist der nativ-radiologische Befund der ISG-Fugen negativ bei klinischen Zeichen einer Sakroiliitis, so ist eine Kernspintomographie indiziert.
•
Bei eindeutigem klinischem Bild, aber fraglichem radiologischem Befund ist eine Computertomographie zum Nachweis knöcherner Veränderungen der Iliosakralfugen erforderlich.
•
Die Skelettszintigraphie, insbesondere mit SPECT, kann neben der Sakroiliitis Veränderungen an den kleinen Wirbelgelenken zeigen.
•
Die Arthrosonographie ist zur Darstellung von Veränderungen der Sehnen, Enthesien und Bursen hilfreich.
O 10 – 2.3
Undifferenzierte entzündlich-systemische Bindegewebserkrankungen
•
rheumatoide Arthritis,
•
systemischer Lupus erythematodes,
•
Sklerodermie,
•
Polymyositis und
•
Sjögren-Syndrom.
•
Weitere mögliche Organmanifestationen von Überlappungssyndromen sind
–
Myokarditis,
–
Exantheme,
–
periphere Polyneuropathie und
–
ZNS-Befall.
1.
Beschwerden und Symptome einer Kollagenose ohne die Kriterien einer definierten Kollagenose zu erfüllen,
2.
positive ANA und
3.
eine Krankheitsdauer von mindestens 3 Jahren (bei einer Krankheitsdauer von weniger als 3 Jahren wird eine “frühe UCTD” diagnostiziert).
O 10 – 3
Therapie
Undifferenzierte Arthritiden
•
Diclofenac, 3 × 50 mg/Tag,
•
oder Ibuprofen 3–4 × 600 mg/Tag oder
•
Meloxicam 7,5–15 mg/Tag.
•
Celecoxib 2 × 100 bis 2 × 200 mg/Tag oder
•
Etoricoxib 90 mg/Tag (A).
•
Prednisolon-Stoßtherapie, z. B. 100–250 mg i.v. an 3 Tagen, oder
•
kristallines Glukokortikoid, z. B. Triamcinolon 20–40 mg für große, 5–10 mg für kleine Gelenke intraartikulär (A).
•
Rheumafaktor und/oder Anti-CCP-Antikörper positiv,
•
chronisch progredienter Verlauf,
•
Übergang in polyartikuläre Ausbreitung oder
•
radiologisch nachweisbare Destruktionstendenz.
•
Sulfasalazin (0,5 g/Tag in der 1. Woche mit wöchentlicher Steigerung bis auf 4 × 0,5 g/Tag ab der 4. Woche) oder
•
Methotrexat, z. B. 7,5–25 mg/Woche (7,5–15 mg/Woche vorzugsweise p. o., ab 17,5 mg/Woche vorzugsweise s. c., i. m., i. v.)
Undifferenzierte Spondyloarthritiden
•
Diclofenac retard 1 × 1 z. N. oder
•
100 mg Suppositorien z. N. oder
•
Ibuprofen retard 800 mg z. N. oder
•
Indometacin 50–100 mg z. N.oder
•
Meloxicam 7,5–15 mg z. N.
•
Celecoxib 2 × 100 bis 2 × 200 mg/Tag oder
•
Etoricoxib 90 mg/Tag.
•
Sulfasalazin (z. B. Azulfidine RA® 0,5 g/Tag in der 1. Woche, mit wöchentlicher Steigerung bis auf 4 × 0,5 g/Tag ab der 4. Woche) oder
•
Methotrexat 7,5–25 mg/Woche (7,5–15 mg/Woche vorzugsweise p. o., ab 17,5 mg/Woche vorzugsweise s. c., i. m., i. v.) (C).
•
Adalimumab 50 mg s. c. oder
•
Certolizumab s.c., nach Anfangsdosis von 400 mg Erhaltungsdosis von 200 mg alle 2 Wochen oder 400 mg alle 4 Wochen (A),
Undifferenzierte entzündlich-systemische Bindegewebserkrankungen
•
nichtsteroidalen Antirheumatika,
•
Antimalariamitteln (Chloroquin, z. B. Resochin® 250 mg/Tag oder Quensyl® 400 mg/Tag bzw. 6 mg/kg KG/Tag),
•
Vasodilatatoren bei Raynaud-Syndrom (z. B. Nifedipin 3 × 10 bis 3 × 30 mg),
•
Glukokortikoiden in geringer (7,5–15 mg Prednisolon-Äquivalent) oder mäßiger (0,5 mg/kg KG Prednisolon-Äquivalent Dosierung (B).
•
Glukokortikoide in höherer Dosierung (50–100 mg/Tag oder 1 mg/kg KG Prednisolon-Äquivalent) plus
•
Azathioprin (Imurek®) 2–3 mg/kg KG täglich oder
•
Cyclophosphamid (Endoxan®) 2–3 mg/kg KG täglich oder i.v. Bolustherapie 500–1000 mg/m2 KÖF alle 3 Wochen (“Austin Schema”) für mindestens 3 Monate.
LITERATUR
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