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Fieberkurven
[M553]

Phagozytose eines Bakteriums, das durch einen Komplementfaktor opsoniert ist.
[L106]

Vereinfachte Stammreihe wichtiger Abwehrzellen.
[L190]

Schematische Darstellung eines IgG-Antikörpers. Zwei leichte (L-Ketten) und zwei schwere Ketten (H-Ketten) sind durch Disulfidbrücken miteinander verbunden. Innerhalb des antigenbindenden Fragments (Fab-Teil) liegen die Antigenbindungsstellen. Die Enden der cristallisierbaren Fragmente (Fc-Teil) neigen in freier Form sehr leicht zur Kristallisation. Mit diesem Abschnitt kann der Antikörper an Rezeptoren von Fresszellen anbinden. 1: Leichte Kette, 2: Schwere Kette, 3: Disulfidbrücke, 4: Antigenbindungsstelle, 5: Kontaktstelle für die Zusammenarbeit mit anderen Abwehrzellen, 6: Fab-Teil, 7: Fc-Teil.
[L190]

Einteilung der Infektionen in lokale und generalisierte (zyklische)
Lokale Infektion | Generalisierte Infektion (Inkubationszeit, Generalisation, Organmanifestation) | |
Erreger | Meist Bakterien | Viren, Bakterien, Protozoen |
Krankheitserscheinungen an Eintrittspforte | Ja (Haut und Schleimhaut) | Nein |
Ausbreitung der Erreger | Lokal (Fernwirkung der Toxine auf andere Organe möglich) | Über Blut und Lymphe (Vermehrung meist im RES/RHS) |
Ausbruch der Erkrankung hängt ab | V. a. von der Menge und Virulenz der Erreger | V. a. von der Abwehrlage |
Blutbild | Meist Leukozytose | Meist Leukopenie |
Diagnosestellung | Leicht, da es zu Symptomen seitens des betroffenen Organs kommt | Während des Generalisationsstadiums keine typischen Symptome, sondern erst im Organstadium organtypische Symptome. Zweigipfeliger Fieberverlauf, relative Bradykardie, Milzschwellung |
Immunität | Keine. Evtl. Immunität gegen Toxine der Erreger (bei Wiedererkrankung kein Scharlach mehr, sondern nur noch Streptokokkenangina) | Lang andauernde, manchmal lebenslange Immunität |
Klassifikation wichtiger Viren
Nukleinsäure | Hülle | Familie | Gattung bzw. Art |
DNS | Mit | Adenoviridae | |
DNS | Mit | Papovaviridae | Papillomavirus |
DNS | Ohne | Herpesviridae | Herpes-simplex-Virus, Varicella-Zoster-Virus, Zytomegalievirus, Epstein-Barr-Virus |
DNS | Ohne | Poxviridae | Variolavirus (Pockenvirus) |
DNS | Mit | Hepadnaviridae | Hepatitis-B-Virus |
RNS | Ohne | Picornaviridae | Enterovirus (Hepatitis-A-Virus, Poliovirus, ECHO-Virus, Coxsackievirus), Rhinovirus |
RNS | Mit | Togaviridae | Gelbfiebervirus, Rötelnvirus |
RNS | Mit | Retroviridae | HI-Virus |
RNS | Mit | Paramyxoviridae | Parainfluenzavirus, Mumpsvirus, Masernvirus |
RNS | Mit | Orthomyxoviridae | Influenzavirus A, B, C |
RNS | Mit | Rhabdoviridae | Tollwutvirus |
Wichtige Erkrankungen und ihre typischen viralen Erreger
Krankheit | Häufiger viraler Erreger |
Hauterscheinungen | Herpesvirus, Enterovirus, Masernvirus, Rötelnvirus |
Hepatitis | Hepatitisvirus, Epstein-Barr-Virus, Zytomegalievirus |
Gastroenteritis | Rotavirus, Adenoviren, Zytomegalievirus |
Pneumonie | bei Kindern: Parainfluenzavirus, Influenzavirus, bei Erwachsenen: Influenzavirus, Zytomegalievirus, Herpes-simplex-Virus, Varicella-Zoster-Virus |
Virusgrippe | Influenzavirus |
Grippaler Infekt | Parainfluenzavirus, Herpes-simplex-Virus, Adenoviren, Coxsackievirus, Epstein-Barr-Virus |
Konjunktivitis | Adenoviren, Herpes-simplex-Virus, Enterovirus, Masernvirus |
Meningitis | Mumpsvirus, ECHO-Virus, Coxsackievirus |
Enzephalitis | Herpes-simplex-Virus, HI-Virus, Masernvirus, Varicella-Zoster-Virus, FSME-Virus |
Poliomyelitis | Poliovirus |
Zystitis | Adenoviren |
Übersicht über das unspezifische und spezifische Abwehrsystem
Unspezifisches Abwehrsystem | Spezifisches Abwehrsystem | ||
Humorales System | Zelluläres System | Humorales System | Zelluläres System |
|
|
|
|
Bildung der Antikörper
Immunglobulinklassen | IgG | IgM | IgA | IgD | IgE |
Bedeutung | Sekundäre Immunantwort | Primäre Immunantwort („Frühantikörper“) | Sekretorische Antikörper | Vermutlich Mitwirkung bei der Differenzierung der B-Lymphozyten | Abwehr von Parasiten und Mitwirkung bei Allergien vom Soforttyp |
Vorkommen | Blut, Lymphe, Muttermilch | Blut, Lymphe | Im Sekret von Schleimhäuten und in Blut, Muttermilch und Lymphe | Blut, Lymphe | Blut, Lymphe |
Molekulargewicht | 150.000 | 950.000 | 160.000 und 85.000 | 175.000 | 190.000 |
Plazentagängig | Ja | Nein | Nein | Nein | Nein |
Allgemeine Infektionslehre
-
26.1
Grundbegriffe692
26.1.1
Arten von Infektionen692
26.1.2
Beziehungen zwischen Mikroorganismus und Mensch694
26.1.3
Schutzimpfung698
26.1.4
Methoden der Bekämpfung von Krankheitserregern698
26.1.5
Körpertemperatur, Hyperthermie und Fieber699
26.1.6
Übertragungswege von Krankheitserregern702
26.1.7
Keimträger, Ausscheider und Dauerausscheider704
26.1.8
Infektionskrankheiten nach zeitlichem Verlauf und Schweregrad704
26.1.9
Nachweis von Krankheitserregern705
-
26.2
Krankheitserreger705
-
26.3
Abwehrsysteme des Körpers711
Infektionslehre, allgemeineWie Sie wissen, stellen Infektionskrankheiten einen wichtigen Teil der Amtsarztüberprüfung dar. Arbeiten Sie zuerst das vorliegende Kapitel „Allgemeine Infektionslehre“ gründlich durch, bevor Sie sich daranmachen, die meldepflichtigen Infektionskrankheiten zu lernen. Sie haben so ein viel besseres Verständnis und solidere Grundkenntnisse, auf welchen Sie weiter aufbauen können. Sie ersparen sich viel Auswendiglernen, und nichts wird so schnell vergessen wie einfach „Gebüffeltes“, das man nicht in ein sinnvolles Ganzes einbauen kann.
26.1
Grundbegriffe
26.1.1
Arten von Infektionen
Infektionen
•
lokale Infektion
(Lokalinfektionskrankheiten)
•
generalisierte Infektion
(zyklische Infektionskrankheiten)
Lokale Infektionen
Generalisierte Infektionen
Generalisierte (zyklische) Infektion
•
Inkubationszeit
•
Generalisation
•
Organmanifestation
•
InkubationszeitInkubationszeit ist die Zeitspanne vom Eindringen der Krankheitserreger bis zum Auftreten von ersten Krankheitssymptomen. Bei zyklischen Infektionskrankheiten kommt es im Allgemeinen an der Eintrittspforte der Erreger nicht zu Krankheitserscheinungen. Die Erreger dringen in das Blutkreislauf- oder Lymphsystem ein und vermehren sich meist in den Abwehrzellen des MMS (Abschn. 26.3.5). Nach Ablauf einer für diese Infektionskrankheit typischen Inkubationszeit gelangt der Erreger erneut ins Blut. Dadurch kommt es zum Generalisationsstadium.
•
GeneralisierungsstadiumGeneralisationsstadium. Die erneute Erregereinschwemmung ins Blut (Bakteriämie, Virämie) führt zu unterschiedlich heftigen Allgemeinreaktionen, wie Fieber mit relativer Bradykardie, Leukopenie und Milzschwellung.
Während des Generalisationsstadiums ist es meist schwer, aufgrund der vorliegenden Symptomatik eine richtige Diagnose zu stellen, da typische Organbefunde fehlen. Da sich der Erreger aber im Blut aufhält, gelingt es oft, ihn anhand einer Blutuntersuchung nachzuweisen.
•
OrganmanifestationOrganmanifestation. Die Erreger befallen ein oder mehrere Organe, zu denen sie eine besondere Affinität haben. Durch den Organbefall kommt es nun zu typischen Krankheitserscheinungen, wie z. B. Ikterus bei Virushepatitis.
•
akute zyklische Infektionskrankheiten: Hierzu gehören fast alle Viruskrankheiten wie z. B. Virushepatitis, Röteln, Masern, Mumps, Windpocken, Pocken, Poliomyelitis und Gelbfieber.
–
mit Überwiegen des Generalisationsstadiums: z. B. Typhus abdominalis, Leptospirosen, Tularämie, Fleckfieber
–
mit Überwiegen des Organstadiums: Bei dieser Gruppe von Erkrankungen beträgt das Generalisationsstadium oft nur wenige Stunden und kann deshalb nur aufgrund einer sorgfältigen Anamnese festgestellt werden; z. B. bei der durch Meningokokken hervorgerufenen Meningitis.
•
Subakute rezidivierende zyklische Infektionskrankheiten sind Malaria, Rückfallfieber und Bruzellosen.
•
chronische zyklische Infektionskrankheiten: Hier kann sich das Stadium der Organmanifestation über Jahre ausdehnen, gelegentlich kann es zur erneuten Generalisation kommen. Hierzu gehören Syphilis, Tuberkulose und Lepra.
26.1.2
Beziehungen zwischen Mikroorganismus und Mensch
•
SymbiontSymbionten leben mit anderen Lebewesen in Symbiose zusammen, das heißt, beide Partner leisten sich gegenseitige Hilfe, und beide sind auf diese Hilfe angewiesen. Man bezeichnet den größeren Symbiosepartner als Wirt, den kleineren als Symbionten. Um eine solche Symbiose handelt es sich z. B. zwischen dem Menschen und seiner physiologischen Darmflora.
•
Parasiten leben durch Stoffentzug auf Kosten eines anderen Lebewesens, wodurch sie ihm evtl. Schaden zufügen können. Meist wird der Begriff Parasit nur für Protozoen, Würmer und Gliederfüßer benutzt. In einem weiteren Sinn rechnet man jedoch Viren, Bakterien und Pilze dazu.
•
SaprophytSaprophyten dagegen sind Mikroorganismen, die von toter organischer Substanz leben, hierzu gehören z. B. Fäulnisbakterien. Meist besiedeln sie einen Menschen, ohne diesem zu schaden, allerdings nützen sie auch nicht. Manchmal können sie jedoch schädigen, z. B. als Karieserreger.
-
•
PathogenitätPathogenität bezeichnet die grundsätzliche Fähigkeit von Mikroorganismen, krankhafte Zustände herbeizuführen. Damit ist ein Keim bei einem bestimmten Wirt grundsätzlich entweder pathogen oder apathogen. Ist er pathogen, kann er Krankheitserscheinungen hervorrufen; ist er apathogen, hat er diese Fähigkeit nicht.
Nun gibt es aber noch Mikroorganismen, die fakultativ pathogen sind. Man bezeichnet sie auch als Opportunisten. Man meint damit, dass diese Keime nur bei bestimmten, infektionsbegünstigenden Faktoren in der Lage sind, Krankheiten hervorzurufen. Ein infektionsbegünstigender Faktor ist in erster Linie eine Schwächung der körpereigenen Abwehr.
-
•
VirulenzVirulenz gibt den Ausprägungsgrad der Pathogenität bei einem bestimmten Bakterienstamm an. Es handelt sich um eine erworbene, veränderliche Eigenschaft eines Stammes.
Beispiel. Diphtheriebakterien sind grundsätzlich pathogen. Ein bestimmter Stamm (Typ gravis) ist aber außerordentlich virulent. Dieser hoch-virulente Stamm kann schwere, lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen.
-
•
ResistenzResistenz bezeichnet die Tatsache, dass eine bestimmte Erregerart bei einem Wirt nicht die Fähigkeit besitzt, Krankheitserscheinungen auszulösen. So kann der Erreger der Hundestaupe beim Menschen keine Symptome auslösen. Resistenz ist ein Artmerkmal des Infizierten. Sie ist genetisch bedingt und besteht deshalb lebenslang.
Beispiel. Das Staupe-Virus kann bei Hunden das Krankheitsbild der Hundestaupe hervorrufen. Der Mensch ist gegen diesen Erreger resistent und deshalb ist keine Übertragung der Erkrankung vom Hund auf den Menschen möglich.
-
•
Spezifische Immunität, spezifischeImmunität ist ein Geschütztsein gegen einen bestimmten pathogenen Erreger. Sie basiert auf den Abwehreinrichtungen des Körpers und ist das Ergebnis der Auseinandersetzungen mit einem Krankheitserreger.
Eine spezifische Immunität wird durch Überstehen einer Infektionskrankheit, durch stille Feiung (s. u.) oder durch Impfung erworben. Beim Säugling kommt es durch mütterliche Antikörper, die über die Muttermilch weitergegeben werden zur spezifischen Immunität gegen die Krankheiten, gegen die die Mutter ausreichend Antikörper zur Verfügung hat.
Im Gegensatz zur Resistenz besteht eine Immunität meist nicht lebenslang, sondern kann wieder verlorengehen (zu Immunität s. u.).
-
•
Stille Feigung, stilleFeiung. Mit stiller Feiung meint man, dass nach der Infizierung eine spezifische Immunität erworben wird, ohne dass es zum Auftreten von Krankheitserscheinungen kommt. Es stellt sich eine unterschiedlich lang anhaltende Immunität ein.
-
•
EmpfänglichkeitEmpfänglichkeit bezeichnet die Tatsache, dass sich ein Krankheitserreger grundsätzlich im Menschen ansiedeln kann. Das heißt aber nicht, dass jede Ansiedlung dieses Erregers zu einem Krankheitsausbruch führen muss.
-
•
AnfälligkeitAnfälligkeit dagegen ist an ein bestimmtes Individuum gebunden. Sie bezeichnet das besondere Verhältnis eines bestimmten Menschen zu einem bestimmten Krankheitserreger. So kann z. B. ein Mensch häufig an Schnupfen erkranken, weil er für Rhinoviren eine besondere Anfälligkeit besitzt. Diese Anfälligkeit unterliegt im Laufe seines Lebens bestimmten Wandlungen: durch Änderung seiner psychischen Verfassung (er hat nicht mehr von allem „die Nase voll“), durch die Art seiner Ernährung, durch Alkohol, Stress und Medikamenteneinnahme.
-
•
AnthroponoseAnthroponosen sind Erkrankungen, die nur beim Menschen auftreten können.
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•
ZoonoseZoonosen können sowohl bei Wirbeltieren als auch bei Menschen vorkommen. Sie können vom Tier auf den Menschen und/oder vom Menschen auf das Tier übertragen werden. Zu den Zoonosen gehören die Bruzellosen, die Leptospirosen, Enteritis infectiosa, Rotz, Milzbrand, Ornithose, Q-Fieber, Tollwut, Pest und Toxoplasmose.
Bei den Zoonosen unterscheidet man noch Anthropozoonosen und Zooanthroponosen.
–
AnthropozoonoseAnthropozoonosen sind Infektionskrankheiten, die vom Menschen auf das Tier übertragen werden können.
–
ZooanthroponoseZooanthroponosen können vom Tier auf den Menschen übertragen werden.
•
SepsisSepsis („BlutvergiftungBlutvergiftung“). Eine Sepsis ist dadurch gekennzeichnet, dass fortwährend oder zeitweise reichlich Erreger mit ihren Toxinen, von einem Herd ausgehend, in das Blutkreislaufsystem eindringen. Häufig kommt es durch Absiedelungen an weiteren Organen zur Bildung neuer Herde.Charakteristische Symptome einer Sepsis sind Schüttelfrost mit nachfolgendem hohem Fieberanstieg. Bei Kleinkindern kann es zu Fieberkrämpfen kommen. Es kann sich ein septischer Schock entwickeln. Der Zeitpunkt des Schüttelfrostes, kurz vor Erreichen des Fiebergipfels, eignet sich besonders gut, um den Erreger im Blut nachzuweisen. Deshalb ist dies der optimale Zeitpunkt für eine Blutentnahme. Grundsätzlich können Bakterien, evtl. aber auch Pilze, Protozoen und Würmer (z. B. Trichinen) eine Sepsis auslösen.
Sepsis
•
BakteriämieBakteriämie ist ein vorübergehendes, mehr oder weniger einmaliges Auftreten von Bakterien im Blut. Die Anzahl der ins Blut gelangten Bakterien ist hier kleiner als bei einer Sepsis. Eine Bakteriämie setzt keine Lokalinfektion und keinen Herd voraus. Zur Bakteriämie kommt es z. B. im Generalisationsstadium von zyklischen Infektionskrankheiten.
•
Pyämie. Eine PyämiePyämie ist dadurch gekennzeichnet, dass zahlreiche Eitererreger, von einer (oder mehreren) Lokalinfektion ausgehend, ins Blutkreislaufsystem gelangt sind und sich an anderen Organen absiedeln. Aufgrund dieser Absiedelung kommt es an verschiedenen Stellen zu Eiterungen, zu sogenannten eitrigen Metastasen (Abszessen).
Grundsätzlich gilt, dass der Erreger einer zyklischen Infektionskrankheit keine Lokalinfektion auslösen kann, solange der Wirtsorganismus für den Erreger anfällig ist. Wurde jedoch die Krankheit durchlaufen, kann sich danach eine Lokalinfektion einstellen. Von dieser aus kann es dann zur Sepsis, zur Bakteriämie oder zur Pyämie kommen.
Beispiel. Nach Kontakt mit dem Typhuserreger Salmonella typhi kommt es zum Ablauf der akuten zyklischen Infektionskrankheit Typhus abdominalis. Nach Durchstehen dieser Erkrankung kann es in der Gallenblase oder in den Gallenwegen zu einer Lokalinfektion mit dem Typhuserreger kommen. Von dieser Lokalinfektion ausgehend, kann es zur Typhussepsis kommen.
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SuperinfektionSuperinfektion. Es liegt bereits eine Infektion mit einem bestimmten Erreger vor. Nun erfolgt eine erneute Infektion mit dem gleichen Erreger.
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SekundärinfektionSekundärinfektion. Zu einer bereits bestehenden Infektion kommt ein zweiter Erreger hinzu.Sekundärinfektionen kommen typischerweise bei Infektionen der Atemwege vor. Hier wird die Erkrankung im Allgemeinen durch Viren ausgelöst. Diese Viren verändern die Schleimhäute des Atemtrakts so, dass sich nun zusätzlich Bakterien ansiedeln können.
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•
ReinfektionReinfektion. Nach Ausheilung einer Erkrankung erfolgt eine erneute Ansteckung mit dem gleichen Erreger.
Beispiel. Angenommen, jemand hat eine Infektion mit dem Tuberkuloseerreger durchgemacht. Nach Ausheilung der Krankheit (auch nach einem inapparenten Verlauf) kommt es später zu einer nochmaligen Ansteckung mit dem Tuberkuloseerreger. Durch diese Reinfektion wird nun ein Krankheitsausbruch wahrscheinlicher. Einerseits muss nämlich die Abwehr den eingedrungenen Erreger bekämpfen, und andererseits versuchen die Erreger im tuberkulösen Primärkomplex (Abschn. 27.1.16) die Gelegenheit zu nutzen, um den Abwehrring zu durchbrechen. Diese doppelte Anforderung überfordert evtl. die Abwehr, sodass es zum Krankheitsausbruch kommen kann.
•
EpidemieEpidemie. Es handelt sich um ein gehäuftes Auftreten einer Infektionskrankheit in einem bestimmten Gebiet zu einer bestimmten Zeit.
So kommt es oft in Gegenden, in denen z. B. ein großes Erdbeben oder eine andere Katastrophe aufgetreten ist, infolge der mangelnden hygienischen Verhältnisse zum epidemischen Auftreten von Cholera oder Typhus abdominalis.
•
EndemieEndemie. Bei einer Endemie liegt eine Dauerverseuchung eines bestimmten Gebietes vor. So tritt Malaria endemisch in bestimmten sumpfigen Gebieten der Tropen auf.
•
Pandemie. Bei der PandemiePandemie handelt es sich um die Ausbreitung einer Infektionskrankheit über Länder und Kontinente, die dort zeitlich begrenzt besteht. Ein typisches Beispiel hierfür ist die große Influenza-Pandemie von 1918, an der weltweit viele Millionen Menschen erkrankten.
-
•
MorbiditätMorbidität (KrankheitshäufigkeitKrankheitshäufigkeit) gibt an, wieviel Prozent einer bestimmten Population (Bevölkerungsgruppe) innerhalb eines bestimmten Zeitraums an einer bestimmten Krankheit leiden.Die Angabe, die Krankheit hat eine Morbidität von 2 % bedeutet demnach, dass von 100 Personen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zwei an dieser Krankheit leiden.
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•
MortalitätMortalität (SterblichkeitSterblichkeit, SterbezifferSterbeziffer) nennt die Anzahl der Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum an einer bestimmten Erkrankung, bezogen auf die Gesamtbevölkerung oder auf bestimmte Bevölkerungsteile.
Die Angabe, die Erkrankung hat in Deutschland eine Mortalität von 1 % bedeutet, dass bei uns eine Person von 100 an dieser Krankheit stirbt.
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•
LetalitätLetalität gibt die TödlichkeitTödlichkeit einer bestimmten Erkrankung an. Es handelt sich dabei um ein Maß, das angibt, wie viel Prozent einer bestimmten Population von Erkrankten an dieser Krankheit sterben.
Es gibt Gebiete, in denen die Letalität des Gelbfiebers bei 10 % liegt, das heißt, von 100 Personen, die dort an Gelbfieber erkrankt sind, sterben zehn. In anderen Gebieten kann die Letalität des Gelbfiebers 80 % betragen, also sterben hier von 100 Personen, die an Gelbfieber erkrankt sind, 80. Die Höhe der Letalität hängt z. B. von der Virulenz des Erregerstamms, der Ernährungslage und der medizinischen Versorgung ab.
•
Unspezifische Immunität kommt durch eine Reihe verschiedener Schutzmechanismen zustande: durch den Säureschutzmantel der Haut, durch antibakterielle Enzyme in Mund, Magen und Darm, durch Fresszellen (Phagozyten), durch das Komplement (Abschn. 26.3.1), durch Schleim und Flimmerhärchen.
Versuchen Mikroorganismen in den Körper einzudringen, so stoßen sie zuerst auf dieses unspezifische Abwehrsystem und können hiervon in den meisten Fällen abgehalten oder unschädlich gemacht werden. Das unspezifische Abwehrsystem besteht angeborenermaßen.
•
Spezifische Immunität ist der Schutz gegen einen bestimmten Erregertyp. Hier spielen Antikörper eine entscheidende Rolle, die v. a. von den Plasmazellen produziert werden. Jeder Antikörper kann nur auf ein ganz bestimmtes Antigen (z. B. Virus) reagieren. Antigen und Antikörper müssen zusammenpassen wie ein Schlüssel zum Schloss. Deshalb besteht die Immunität nur gegen dieses passende Antigen.
Die spezifische Immunität wird im Laufe des Lebens durch die Auseinandersetzung des Abwehrsystems mit einem bestimmten Erreger erworben. Sie tritt jedoch auch beim Säugling für eine bestimmte Zeit nach der Geburt durch mütterliche Antikörper auf (Leihimmunität) und nach einer Impfung.
Neben den Plasmazellen spielen bei der spezifischen Immunität noch die T-Lymphozyten eine Rolle, und zwar die T-Helferzellen, die T-Suppressorzellen und die zytotoxischen T-Lymphozyten.
Immunität
•
unspezifische Immunität: angeboren
•
spezifische Immunität:erworben
•
angeborene Immunität. Hierunter fallen die Faktoren, die schon bei der unspezifischen Immunität aufgezählt wurden, zum anderen gehört hierzu auch die bereits vorstehend erwähnte Immunität des Säuglings durch die Antikörper der Mutter.
•
erworbene Immunität. Eine erworbene Immunität kann sich durch Überstehen einer Infektionskrankheit einstellen. Ist man z. B. einmal an Masern erkrankt, erlangt man eine lebenslange Immunität. Immunität kann aber auch durch stille Feiung oder aufgrund einer Impfung erworben werden.
•
Natürliche Immunität kann angeborenermaßen bestehen, kann sich aber auch nach Durchstehen einer bestimmten Infektionskrankheit oder durch stille Feiung einstellen. Beim Säugling kann sie durch mütterliche Antikörper vorhanden sein.
•
künstliche Immunität. Der Körper bildet die Immunität aufgrund einer Impfung aus.
26.1.3
Schutzimpfung
-
•
aktive Impfung (aktive Immunisierung). Bei einer aktiven Impfung (aktiven Immunisierung) wird eine kleine Menge abgetöteter oder virulenzabgeschwächter Erreger verabreicht, mit dem Ziel, dass der Organismus selbst gegen diesen Erreger Antikörper ausbildet und sich so eine langandauernde Immunität gegen die betreffende Krankheit ausbildet.
-
•
passive Impfung (passive Immunisierung). Hat sich jemand bereits mit einem bestimmten Erreger infiziert, z. B. mit dem Tollwutvirus, so können ihm nun die spezifischen Antikörper (Immunglobuline) fix und fertig gespritzt werden. In diesem Fall muss der Organismus also selbst keine Antikörper produzieren.
Der Nachteil dieser passiven Immunisierung ist, abgesehen von den hohen Kosten und der verhältnismäßig großen Anzahl von „Impfversagern“, dass die Schutzwirkung im Allgemeinen nur ein bis drei Monate anhält. Bei den verabreichten Antikörpern handelt es sich für den Organismus um ein Fremdeiweiß, weshalb er dieses abbaut.
•
ToxoidToxoide. Dabei handelt es sich um entgiftete Toxine, bei denen die für ihre Giftigkeit verantwortlichen Eigenschaften zerstört wurden. Ihre antigene Wirkung wurde aber beibehalten, sodass sie die Fähigkeit haben, Immunität gegen eine bestimmte Krankheit hervorzurufen. Toxoidimpfstoffe gibt es gegen Diphtherie und Tetanus.
•
Impfstoffe aus Mikroorganismen oder aus Teilen von Mikroorganismen. Hierbei unterscheidet man bei den Vakzinen Tot- und Lebendimpfstoffe:
–
TotimpfstoffTotimpfstoffe bestehen aus abgetöteten Erregern. Sie sind weniger immunogen (Immunität bewirkend) als Lebendimpfstoffe. Deshalb sind mehrere Impfungen erforderlich, um eine ausreichende Immunität zu erreichen. Totimpfstoffe gibt es z. B. gegen Keuchhusten, Tollwut, Influenza und Hepatitis B.
–
LebendimpfstoffLebendimpfstoffe. Sie bestehen aus vermehrungsfähigen, virulenzabgeschwächten Erregern. Im Allgemeinen genügt hier einmaliges Impfen, um eine langandauernde Immunität zu erreichen. Lebendimpfstoffe gibt es z. B. gegen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Gelbfieber. Lebendimpfstoffe sollen bei Abwehrgeschwächten, Schwangeren und bei Personen, die an einem fieberhaften Infekt erkrankt sind, nicht angewendet werden.
-
•
ImpfreaktionImpfreaktion. Die bekanntesten Impfreaktionen sind allergische Reaktionen, Fieber, Enzephalitis (v. a. nach Masernimpfung!) und abgeschwächte Erscheinungen der jeweiligen Erkrankung, gegen die geimpft wurde.
-
•
ImpfschadenImpfschaden. Unter einem Impfschaden versteht man einen über die übliche Impfreaktion hinausgehenden Gesundheitsschaden. Für einen Impfschaden besteht Meldepflicht. Handelte es sich bei der Impfung mit Impfschaden um eine gesetzlich vorgeschriebene oder um eine von einer Gesundheitsbehörde öffentlich empfohlene Schutzimpfung, so besteht Entschädigungspflicht.
Ein Impfschaden ist ein über die übliche Impfreaktion hinausgehender Gesundheitsschaden, für den auch für den Heilpraktiker Meldepflicht besteht.
26.1.4
Methoden der Bekämpfung von Krankheitserregern
26.1.5
Körpertemperatur, Hyperthermie und Fieber
Körpertemperatur
Hyperthermie
Fieber
Fieberarten
•
subfebrile Temperatur: bis 38 °C
•
mäßiges Fieber: bis 38,5 °C
•
hohes Fieber: über 39 °C
•
Intermittierendes Fieber:EinteilungFieber. Es kommt zu stundenweisen Fieberanfällen. Im Laufe eines Tages treten unterschiedlich hohe Temperaturen auf, zwischen denen auch fieberfreie Intervalle liegen, wobei die Werte zeitweise sogar unterhalb des Normalwertes sinken können. Das intermittierende Fieber weist auf eine schubweise Erregereinschwemmung in das Blut hin, wie dies z. B. bei Malaria geschieht.
•
Remittierendes Fieber. Das Fieber zeigt Tagesschwankungen von 1–1,5 °C. Es tritt bei Lokalinfektionskrankheiten auf, z. B. bei Harnwegsinfekten oder bei Sinusitis.
•
Kontinuierliches Fieber (Kontinua-Kontinua-FieberFieber). Es besteht ein Fieber von ziemlich gleich bleibender Höhe, meist um 39 °C. Die Tagesschwankungen liegen unter 1 °C. Diese Fieberform tritt z. B. bei Lobärpneumonie, Typhus, Fleckfieber und bei Ornithose mit typhusartigem Verlauf auf.
•
Septisches Fieber. Es beginnt meist plötzlich mit Schüttelfrost und nachfolgend hohem Fieber. Es tritt auf, wenn infektiöse oder toxische Stoffe in die Blutbahn eindringen. Danach kommt es meist zum intermittierenden, evtl. aber auch zu einem kontinuierlichen oder remittierenden Fieber.
•
Undulierendes Fieber. Beim undulierenden Fieber verläuft die Fieberkurve insgesamt wellenförmig (undulierend). Im engeren Sinn spricht man bei den Brucellosen vom undulierenden Fieber, im weiteren Sinn auch bei der Lymphogranulomatosis maligna (M. Hodgkin), hier als sogenanntes Pel-Ebstein-Fieber.
Beim undulierenden Fieber kommt es über längere Zeit, und zwar über Wochen bis Monate (bei chronischem Verlauf aber auch über Jahre), immer wieder zu Temperaturerhöhungen. Dabei steigt das Fieber langsam über Tage an, um dann über einen Zeitraum von mehreren Tagen wieder abzufallen. Dann folgt eine fieberfreie Periode (Abb. 26-1).
•
Biplasische und DromedarfieberkurveDromedarfieberkurven sind charakteristisch für Virusinfektionen, z. B. Gelbfieber. Dabei kommt es zu einer ersten Fieberphase mit uncharakteristischen Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Glieder- und Kopfschmerzen. Dann folgt eine fieberfreie Phase von meist ein bis drei Tagen. Danach ein zweiter Fieberanstieg mit spezifischen Organmanifestationen und Symptomen wie z. B. Hautausschlägen, Lähmungen oder Enzephalitis. Genau genommen spricht man von Dromedarfieberkurve nur, wenn der erste Fieberanstieg höher als der zweite ist (Abb. 26-1).
26.1.6
Übertragungswege von Krankheitserregern
•
TröpfcheninfektionTröpfcheninfektion. Die Ansteckung erfolgt durch kleine keimhaltige Tröpfchen von Infizierten durch Ansprechen, Anhusten und Anniesen. Es handelt sich um eine sehr häufige Ansteckungsart. Beispielsweise werden Erkältungskrankheiten, aber auch Masern, Keuchhusten, Angina und Grippe so übertragen.
•
KontaktinfektionKontaktinfektion
–
direkte Kontaktinfektion. Bei der direkten Kontaktinfektion erfolgt die Ansteckung von Mensch zu Mensch oder von Tier zu Mensch durch Berührung, v. a. mit den Händen.
–
indirekte Kontaktinfektion. Bei der indirekten Kontaktinfektion erfolgt die Ansteckung durch die Berührung eines verseuchten Gegenstandes. Im weiteren Sinn wird auch die Schmierinfektion zu den Kontaktinfektionen gerechnet.
•
SchmierinfektionSchmierinfektion (fäkal-orale Infektion). Bei der Schmierinfektion wird der Erreger meist mit dem Stuhl, gelegentlich aber auch mit dem Urin, durch Eiter oder Blut ausgeschieden, dann verschmiert, um nachfolgend von der nächsten Person wieder oral aufgenommen zu werden. Durch Schmierinfektion werden z. B. Typhus, Cholera und die Virushepatitis A übertragen.
Die Schmierinfektion wird durch unhygienische Lebensweise, mangelhafte Körperpflege, unsaubere Wohnverhältnisse, ungeeignete Toilettenanlagen u. ä. begünstigt.
•
StaubinhalationStaubinhalation (aerogene Ansteckung, aerogeneAnsteckung). Die Ansteckung erfolgt durch Einatmen von erregerhaltigem Staub (Ornithose, Lungenmilzbrand).
•
orale Infektion durch infizierte Speisen oder Getränke. Durch Fehler bei der Haltbarmachung oder Aufbewahrung von Lebensmitteln können sich Keime vermehren (Botulismus, Salmonellenerkrankungen).
•
Austausch von Körpersäften. Manche Erreger sind außerhalb der Körpersäfte nicht lebensfähig und können deshalb nur bei direktem Austausch von Körpersäften übertragen werden. Die Ansteckung kann hierbei z. B. über Samenflüssigkeit oder über Blut erfolgen. Dabei müssen die Erreger über Haut- und Schleimhautdefekte bei direktem Körperkontakt in den Körper einer weiteren Person gelangen (AIDS, Virushepatitis B).
•
parenterale Übertragung. Parenteral bedeutet „unter Umgehung des Verdauungstrakts“. Eine parenterale Übertragung kann z. B. durch unsterile Kanülen, Akupunkturnadeln, Schröpfschnäpper, Lebenswecker (Baunscheidtiergeräte) u. a. erfolgen. Dabei gelangt der Erreger direkt in die Körperflüssigkeiten, ohne zuerst den Verdauungskanal zu passieren.
•
vektorielle Übertragung. Ein Vektor ist ein Überträger von Krankheitserregern. Das kann z. B. eine Stechmücke, eine Zecke oder eine Laus sein. So wird von Stechmücken Malaria und Gelbfieber übertragen, von Zecken die Lyme-Krankheit und die FSME und von Läusen das Fleckfieber und das Rückfallfieber.
•
diaplazentare Übertragung. Die Übertragung erfolgt von der Mutter über die Plazenta auf den Embryo oder den Fetus (Röteln, Syphilis, Toxoplasmose, Listeriose, Zytomegalie).
•
perinatale Ansteckung. Die Ansteckung des Kindes erfolgt in der Zeit um die Geburt herum.Genauer: in der Zeit vom Ende der 28. Schwangerschaftswoche bis eine Woche nach der Geburt.Im engeren Sinn versteht man unter perinataler Ansteckung eine vor, während oder nach der Geburt bei der Mutter aus dem Genitalbereich aufsteigende Infektion, z. B. bei einem vorzeitigen Blasensprung, die zur Ansteckung des Kindes führt.
Im weiteren Sinn bezeichnet man damit auch lokale Infektionen, die beim Neugeborenen auftreten können, wie Infektionen der Nabelwunde oder durch Chlamydien bedingte Augenentzündungen.
•
pränatale Ansteckung. Die Ansteckung des Kindes erfolgt über die Plazenta (diaplazentar), durch aufsteigende Infekte der Mutter aus der Scheide, durch absteigende Infektionen aus dem Eileiter oder durch Absiedelung von Erregern aus dem mütterlichen Blut.
•
postnatale Ansteckung. Die Ansteckung des Neugeborenen erfolgt nach der Geburt, z. B. durch engen Kontakt mit der Mutter oder über die Muttermilch.
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die Atemwege
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den Verdauungstrakt
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den Urogenitaltrakt
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die verletzte, aber auch die unverletzte Haut, ebenso die Schleimhäute und die Bindehaut des Auges
26.1.7
Keimträger, Ausscheider und Dauerausscheider
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nun vor dem Auftreten von Krankheitserscheinungen Erreger ausscheidet, z. B. weil die Inkubationszeit noch läuft,
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an einer Infektion (z. B. Salmonellen) erkrankt war und nach der Genesung noch Erreger ausscheidet oder
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überhaupt keine Symptome hat, sondern die Krankheit inapparent durchläuft, trotzdem aber Erreger mit dem Speichel, dem Urin oder dem Stuhl ausscheidet.
26.1.8
Infektionskrankheiten nach zeitlichem Verlauf und Schweregrad
•
foudroyanter Verlauf. Es kommt zu einem äußerst plötzlichen Beginn und zu einem schnellen und schwersten Krankheitsverlauf, oft mit tödlichem Ausgang.
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akuter Verlauf. Die Erkrankung beginnt plötzlich. Charakteristischerweise kommt es zu Fieber, das mehrere Tage anhält.
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subakuter Verlauf. Der Beginn ist nicht so plötzlich wie bei der akuten Erkrankung und der Verlauf ist nicht so heftig. Somit liegt ein subakuter Verlauf zwischen einem akuten und einem chronischen.
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chronischer Verlauf. Der Beginn ist langsam. Es kann über Wochen bis Monate, manchmal sogar über Jahre zu Beschwerden und evtl. zu subfebrilen Temperaturen kommen. Meist ist das Allgemeinbefinden nur leicht eingeschränkt.
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rezidivierender Verlauf. Es kommt wiederholt zu Krankheitsschüben, bei denen es oft zu Fieberanfällen kommt.
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Verlauf mit Latenzphasen. Zwischen den einzelnen Krankheitsphasen können über Monate bis Jahre beschwerdefreie Intervalle liegen.
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stumme Infektionen. Es treten überhaupt keine Symptome auf, sondern es kommt zu einer stillen Feiung.
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abortive Infektion. Unter einem abortiven Krankheitsverlauf versteht man einen abgekürzten, leichten Verlauf, bei dem die Krankheit nicht zur vollen Entwicklung kommt.
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manifeste Infektion. Es kommt zu deutlichen Krankheitserscheinungen.
26.1.9
Nachweis von Krankheitserregern
•
direkte Betrachtung durch das Mikroskop. Dazu muss ein Ausstrich auf einem Objektträger angefertigt werden.
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Züchtung auf Nährböden. Beispielsweise aus erregerhaltigem Sputum, Urin oder Blut.
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Titerbestimmung (Nachweis von bestimmten Antikörpern im Blut). Dabei wird die Menge (Konzentration) eines Antikörpers im Blut bestimmt. Titer bezeichnet die größtmögliche Verdünnung des Untersuchungsmaterials (Blut, Liquor), bei dem gerade noch eine positive Reaktion erzielt werden kann. Ein hoher Titer bedeutet also eine hohe Verdünnung des Blutes und damit eine hohe Antikörperkonzentration.
26.2
Krankheitserreger
26.2.1
Prionen
•
sporadisches Auftreten und familiäre Häufung
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Übertragbar durch Gewebeinokulation bzw. Eiweißinjektionen
•
lange Latenzzeit (meist mehrere Jahre)
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unaufhaltsam fortschreitender Krankheitsverlauf, der stets zum Tode führt
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fehlende klassische Entzündungszeichen
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schwammartige Degeneration des Hirngewebes
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weitgehende Unempfindlichkeit gegenüber der üblichen Sterilisationsverfahren
•
hohe Resistenz gegen Hitze
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(scheinbares) Fehlen einer humoralen oder zellulären Immunabwehr
26.2.2
Viren
Viren sind die kleinsten Krankheitserreger.
Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel und benötigen deshalb eine Wirtszelle.
Symptome bei Viruserkrankung
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Fieber (oft zweigipfelig, „Dromedar-Fieberkurve“)
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Leukopenie
•
relative Bradykardie
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Milzschwellung
•
Allgemeinbeschwerden (Kopf- und Gliederschmerzen)
26.2.3
Bakterien
•
kugelförmige Bakterien:
–
Diplokokken (paarweise gelagert)
–
Streptokokken (kettenförmig)
–
Staphylokokken (haufenförmig)
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stäbchenförmige Bakterien:
–
Pasteurella (unbewegliche Stäbchen)
–
Corynebakterien (unbewegliche Stäbchen, meist hantelförmig)
•
schraubenförmige Bakterien:
–
Spirochäten (biegsam, beweglich)
–
Spirillen (starr, unbeweglich)
•
Anaerobier können ohne Sauerstoff wachsen. Hierbei kann man noch weiter in obligate und fakultative Anaerobier unterteilen.
–
Obligate Anaerobier wachsen ausschließlich unter der Abwesenheit von Sauerstoff.
–
Fakultative Anaerobier können mit und ohne Sauerstoff wachsen.
•
Aerobier können nur in Gegenwart von Sauerstoff wachsen.
•
Grampositive Bakterien färben sich bei der Gram-Färbung blau.
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Gramnegative Bakterien färben sich rot.
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RickettsieRickettsien werden durch Läuse, Flöhe, Zecken und Milben übertragen, weil sie im Verdauungstrakt dieser Parasiten leben. Zu den meldepflichtigen Rickettsiosen gehören das Fleckfieber (Rickettsia prowazeki) und das Q-Fieber (Rickettsia burneti).
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ChlamydieChlamydien können sich nur intrazellulär vermehren, da sie von der Wirtszelle ATP benötigen. Die meisten Krankheitserscheinungen, die Chlamydien auslösen, beruhen auf dieser intrazellulären Vermehrung und der nachfolgenden Zerstörung der Wirtszelle.
Chlamydien spielen v. a. bei sexuell übertragbaren Erkrankungen eine Rolle. Sie können aber auch z. B. Augenbindehautentzündungen, Pneumonien, Gelenkentzündungen und Nierenbeckenentzündungen verursachen. Durch Chlamydien verursachte Erkrankungen mit Behandlungsverbot für den Heilpraktiker sind die Ornithose (Chlamydia psittaci) und die sexuell übertragbare Lymphogranulomatose inguinale (Chlamydia trachomatis).
Da man festgestellt hat, dass Chlamydien auch in arteriosklerotischen Ablagerungen an Gefäßwänden nachgewiesen werden können, wird zurzeit davon ausgegangen, dass sie an der Entstehung einer Arteriosklerose und damit des Herzinfarkts mit beteiligt sind.
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EktotoxinEktotoxine (ExotoxinExotoxin, AusscheidungsgiftAusscheidungsgift). Bakterien nehmen als Kleinlebewesen bestimmte Stoffe auf, verstoffwechseln diese und scheiden die nicht benötigten Produkte wieder aus. Sind diese ausgeschiedenen Stoffe giftig, so werden sie als Ektotoxine bezeichnet. Krankheiten, die durch Ektotoxine ausgelöst werden sind Diphtherie, Gasbrand, Tetanus, Botulismus und Ruhr. Ektotoxine spielen aber auch bei der Streptokokkenangina und bei Staphylokokken- und Escherichia-coli-Infektionen eine wichtige Rolle.
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EndotoxinEndotoxine (ZerfallsgiftZerfallsgifte) werden beim Zerfall von Bakterien freigesetzt. Sie können nicht nur eine Leukopenie, eine Hyperglykämie und Fieber hervorrufen, sondern sogar einen Schock auslösen. Endotoxine bringen allerdings nicht allein die volle Symptomatik einer Infektionskrankheit hervor, sondern zusammen mit den Ektotoxinen.
Bakteriengifte
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Ektotoxine (Ausscheidungsgifte)
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Endotoxine (Zerfallsgifte)
26.2.4
Pilze
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Schimmelpilze können Lebensmittel verderben.
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Hefepilze spielen im Bäckereigewerbe und bei der Wein- und Bierbereitung eine wichtige Rolle.
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Schlauchpilze werden industriell in großem Maßstab gezüchtet und zur Gewinnung von Antibiotika, organischen Säuren und Enzymen verwendet.
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HautpilzHautpilze (DermatophytDermatophyten) können z. B. Fuß-, Haar- und Nagelmykosen (Atlas Abb. 23-4 und 23-5Abb. 23-4Abb. 23-5) verursachen. Meist sind sie nur lästig, aber in der Regel nicht gefährlich. Typisch für eine Infektion mit Dermatophyten ist ein runder, ovaler oder unregelmäßiger Hautherd mit starker Randbetonung und zentraler Abblassung. Am Herdrand kommt es zur vermehrten Schuppung (Atlas Abb. 23-1). Allerdings können Hautmykosen nicht nur von Dermatophyten hervorgerufen werden, sondern auch von Hefe- oder Schimmelpilzen und dann teilweise erheblichen Krankheitswert aufweisen.
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SchimmelpilzSchimmelpilze. Es handelt sich um eine Sammelbezeichnung für zahlreiche kleine Pilze aus verschiedenen Pilzgruppen (Schlauch-, Algenpilze), die als Saprophyten oder als Parasiten tote oder lebende Tiere, Pflanzen oder sonstige organische Materialien mit Schimmel überziehen können. Einige Schimmelpilze haben eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung als Lieferant von Antibiotika und Enzymen. Außerdem spielen sie eine zentrale Rolle bei der Schimmelreifung von Camembert und Roquefort.
Zu Schimmelpilzinfektionen kommt es meist durch das Einatmen von Schimmelpilzsporen. Dabei gelangen die Sporen mit der Atemluft in die Lungen. Von hier aus können sie durch lokale Ausbreitung oder über den Blut- und Lymphweg in andere Organe einwandern. Diese Sporen befinden sich v. a. in Blumentöpfen, Mülltonnen und schlecht durchlüfteten Wohnungen.
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AfflatoxinAflatoxine (Aspergillus-flavus-Aspergillus-flavus-ToxineToxine). Es handelt sich um die Giftstoffe einiger Schimmelpilze, v. a. des Aspergillus flavus. Sie können sich auf Lebensmitteln befinden. Bevorzugt siedeln sie sich auf Nüssen, Getreide und geräuchertem Schinken an. Durch Befall von Futtermitteln können Aflatoxine auch in Milch und Milchprodukte gelangen, wo sie im allgemeinen für den Verbraucher nicht wahrnehmbar sind. Aflatoxine sind sehr hitzebeständig. Der Genuss von aflatoxinhaltigen Nahrungsmitteln hat tierexperimentell gezeigt, dass er letale Folgen haben kann. Schon in geringeren Dosen wirken sie krebserzeugend.
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HefepilzHefepilze befallen v. a. die Schleimhäute von Mund, Rachen, Magen-Darm-Trakt und Scheide, können aber auch auf andere innere Organe übergreifen (Atlas Abb. 23-2 und 23-3Abb. 23-2Abb. 23-3). Gelegentlich führen sie zu tödlich verlaufenden Organmykosen. Hefepilze ernähren sich von Zucker. Ihre Ausbreitung wird deshalb durch einen hohen Blutzuckerwert begünstigt.
Von der Gattung Candida kennt man mehr als 200 verschiedene Arten. Hiervon sind jedoch nur ungefähr 15 unter bestimmten Voraussetzungen pathogen. Es handelt sich also um fakultativ pathogene Keime. Hierzu gehören Candida albicans, Candida glabrata, Candida crusei und Candida tropicalis.
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SoorbefallMundsoorCandida-Mykose<2003>Mundsoor. Infiziert sich ein Säugling während der Geburt mit Hefepilzen aus der mütterlichen Scheide, so kann es zum Mundsoor kommen. Vor allem abwehrgeschwächte und flaschenernährte Säuglinge haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. In ausgeprägten Fällen kann es zu Behinderungen bei der Nahrungsaufnahme kommen.
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WindelsoorWindelsoor. Es handelt sich um einen Soor im Windelbereich. Hierbei gelangte Candida albicans mit dem infizierten Darminhalt in die Windel und von hier aus auf die Säuglingshaut, wo er ein ideales feucht-warmes Klima vorfindet.
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DarmmykoseSymptome. Typische Hinweise auf Darmmykosen sind weiche, klebrige, ungeformte Stühle, der Wechsel von Verstopfungen und Durchfällen, Blähungen, Heißhunger auf Süßes, Unverträglichkeit von Alkohol, ständiger Zink- und Eisenmangel, Abgeschlagenheit, Reizbarkeit, Hauterscheinungen und Allergien.
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Therapie. Das bekannteste antimykotische Mittel, das gegen Hefepilze eingesetzt wird, ist sicherlich das Nystatin. Es hat den Vorteil, dass es bei innerlicher Einnahme im Darm nicht resorbiert, sondern wieder ausgeschieden wird. Sinnvollerweise wird die Nystatingabe mit einer Anti-Pilz-Diät kombiniert.
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In der pilzbefallenen Zone nicht kratzen, da sonst die Haut noch weiter gereizt wird. Außerdem könnten durch Verschleppung die umliegenden Hautpartien und die Fingernägel betroffen werden.
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Kunstfaserkleidung ist zu vermeiden, insbesondere wenn die Genitalregion oder die Füße befallen sind. Es wird sonst ein feuchtwarmes Klima mit mangelndem Luftaustausch geschaffen, das die Ausbreitung des Pilzes begünstigt.
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Es ist zweckmäßig, die betroffene Stelle vor der eigentlichen Behandlung zu waschen, da dadurch für den Pilz ein ungünstiges Milieu geschaffen wird.
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Die Behandlung muss nach Verschwinden der Symptome lange genug fortgesetzt werden, damit es nicht gleich zu einem erneuten Befall kommt.
26.2.5
Protozoen
26.2.6
Parasiten
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WurmWürmer
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Fadenwürmer (Spul-, Maden-, Peitschenwürmer und Trichinen)
–
Bandwürmer (Rinder-, Schweine-, Fisch-, Hunde- und Fuchsbandwurm)
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MilbeMilben (SpinnentierSpinnentiere). Bekannte Milben sind die Krätzmilbe, die die Krätze (Scabies, Abschn. 27.3.4) hervorruft, die Haarbalgmilbe, die evtl. bei perioraler Dermatitis und Rosacea eine Rolle spielen kann, die Erntemilbe, die als Erreger der Ernte- oder Heukrätze im Sommer und Herbst v. a. die unteren Extremitäten des Menschen befallen kann und die Hausstaubmilbe, die sich v. a. von Hautschuppen und Haaren von Menschen und Haustieren ernährt und deren Kot allergisierend wirkt und so eine häufige Ursache von Asthma bronchiale und allergischer Rhinitis darstellt.
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LausLäuse sind 1 bis 3 mm lange, flügellose, blutsaugende Insekten. Sie sind wichtige Krankheitsüberträger bei Fleckfieber und Rückfallfieber. Man unterscheidet Kopf-, Kleider- und Filzläuse (Abschn. 28.3.1).
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FlohbefallFlöhe sind 1 bis 7 mm groß, flügellos und saugen Blut bei Menschen und Tieren. Flöhe spielen eine wichtige Rolle bei der Übertragung der Pest. Auch Hunde- und Katzenflöhe können auf den Menschen überspringen. Der v. a. im tropischen Amerika und Afrika vorkommende Sandfloh bohrt sich in die Haut, v. a. der Zehen und Finger und kann so zur Bildung von Phlegmonen und Nekrosen führen.
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ZeckeZecken sind blutsaugende Parasiten, die bei uns v. a. wegen der Übertragung der Lyme-Borreliose (Abschn. 28.1.1) und der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis, Abschn. 27.2.5) Bedeutung haben. Darüber hinaus können Zecken die meldepflichtigen Erkrankungen Rückfallfieber und Q-Fieber übertragen.
26.3
Abwehrsysteme des Körpers
26.3.1
Unspezifisches Abwehrsystem
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FresszelleFresszellen (PhagozytPhagozyten). Fresszellen sind in der Lage, belebte und unbelebte Partikel aufzunehmen und zu verdauen (Phagozytose und Abb. 26-2). Bei den Fresszellen unterscheidet man Mikrophagen (neutrophile und eosinophile Granulozyten) und Makrophagen (Monozyten-Makrophagen-System, Abschn. 26.3.5).
•
Säureschutzmantel der Haut. Der SäureschutzmantelHaut:SäureschutzmantelSäureschutzmantel der Haut ist die schwach saure Reaktion der Hautoberfläche, die v. a. durch die Absonderung der Schweißdrüsen und durch wasserlösliche Inhaltsstoffe der Hornschicht bewirkt wird. So hat die Haut je nach Körperregion einen pH-Wert von 4 bis 7 und ist deshalb von vornherein für bestimmte Erreger undurchdringlich.
•
Schleim und FlimmerhärchenFlimmerhärchen der Luftwege. Im SchleimSchleim verfangen sich Erreger und Staubteilchen, die mit der Atemluft in die Luftwege gelangt sind. Dieser Schleim kann durch Husten oder Niesen direkt nach außen befördert werden. Er kann aber auch durch die Bewegungen der Flimmerhärchen nach oben transportiert, verschluckt, im sauren Milieu des Magens abgetötet und in den Peyer-Plaques des Darmes vom spezifischen Abwehrsystem erkannt werden. Das spezifische Abwehrsystem seinerseits kann nun mit Antikörperbildung reagieren, sodass die benötigten Antikörper schon nach kurzer Zeit in den betroffenen Schleimhäuten zur Verfügung stehen.
•
intakte Darmflora. Es hat sich gezeigt, dass eine intakte Darmflora:ErregerabwehrDarmflora (EubioseEubiose) ein wirkungsvoller Schutz gegen Erreger ist, die mit der Nahrung in den Darm gelangt sind. Dabei sitzen die physiologischen Darmbakterien an der Darmwand und verhindern so, dass pathogene Keime über die Darmwand ins Blut eindringen können.
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antimikrobielle Substanzen des Verdauungstrakts. Im Speichel, im Magen-, Gallen- und Darmsaft befinden sich antibakterielle Substanzen.
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AbwehrstoffAbwehrstoffe (LysozymLysozym). Ein wichtiger Abwehrstoff ist das Lysozym, das in vielen Körperflüssigkeiten und auch in Granulozyten enthalten ist. Auch Fettsäuren und Milchsäure haben eine bakterizide und fungizide Wirkung.
•
ImmunbotenstoffImmunbotenstoffe (ZytokinZytokine). Zytokine sind Botenstoffe zwischen den verschiedenen Abwehrzellen. Sie wirken v. a. auf die Vermehrung und sonstige Aktivität der Lymphozyten ein.Interleukine sind Zytokine, die von Leukozyten abgegeben werden. Sie haben eine wichtige Aufgabe bei der Aktivierung der T-Helferzellen, der neutrophilen Granulozyten und der natürlichen Killerzellen. Außerdem fördern sie die Umwandlung der B-Lymphozyten in Plasmazellen. Des Weiteren regen sie die Freisetzung von Stresshormonen an, fördern die Fieberentstehung, machen müde und fördern damit den zur Infektbekämpfung wichtigen Schlaf.
•
Akute-Phase-Proteine (AkutphasenproteinAkutphasenproteine) sind Bluteiweiße, die in der Leber hergestellt werden und deren Konzentration während einer akuten Infektion stark ansteigen. Ein bekanntes Akute-Phase-Protein ist das C-reaktive Protein (CRP), das große Bedeutung als zuverlässiger Indikator für ablaufende entzündliche Prozesse und Gewebeschädigungen erlangt hat. Seine Konzentration im Blut kann bei bakteriellen, nichtinfektiösen entzündlichen und nekrotischen Prozessen innerhalb von Stunden auf ein Vielfaches seines ursprünglichen Wertes ansteigen. Da bei viralen Infektionen im Unterschied zu bakteriellen nur ein geringfügigerer CRP-Anstieg zu verzeichnen ist, eignet sich dieser zur Differenzialdiagnose.CRP korreliert meist mit der BKS. CRP gilt aber als ein noch besserer Indikator, da der Wert meist früher ansteigt und sich schneller normalisiert.Aufgabe des CRP ist es, das Komplement (s. u.) zu aktivieren und Bakterien zu opsonieren (Opson = Leckerbissen), das heißt, es markiert Erreger, sodass sie von den Fresszellen besser erkannt werden. Dadurch wird deren Phagozytose erleichtert.
•
InterferonInterferone sind antivirale Eiweißverbindungen, die von Leukozyten (besonders von T-Lymphozyten), Fibroblasten und von virusbefallenen Zellen gebildet werden können. Gibt eine virusbefallene Zelle Interferon an die Umgebung ab, stimuliert sie damit die Interferonbildung der Nachbarzellen. Dies dient dazu, die Virusresistenz der noch nicht befallenen Zellen zu erhöhen. Außerdem aktiviert Interferon die natürlichen Killerzellen und die B- und T-Lymphozyten, die virusbefallenen Zellen abzutöten.
•
Komplementsystem (KomplementKomplement). Das Komplement wirkt bei vielen Abwehrvorgängen mit (to complement = ergänzen) und unterstützt und ergänzt die Antikörperwirkung. Es arbeitet unspezifisch und besteht aus ungefähr 20 verschiedenen Eiweißen, darunter befinden sich viele eiweißauflösende Enzyme (Proteasen). Ein bekanntes Komplementprotein ist das C3b.Von seinem Aufbau her kann man das Komplementsystem gut mit dem Blutgerinnungssystem vergleichen, da seine Aktivierung auch nach dem „Kaskadenprinzip“ abläuft.
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ZellauflösungZellauflösung (ZytolyseZytolyse). Dazu schiebt das Komplement ein röhrenförmiges Gebilde durch die Bakterienzellmembran, durch das es Natrium in die Zelle pumpt. Daraufhin strömt durch den dadurch entstandenen osmotischen Druck so viel Wasser in die Zelle ein, bis diese platzt (lysiert).
•
OpsonierungOpsonierung. Bestimmte Stoffe des Komplementsystems, z. B. C3b, lagern sich der Bakterienmembran an, wodurch die so gekennzeichneten Erreger für die Fresszellen leichter erkennbar und phagozytierbar werden.
•
ChemotaxisChemotaxis. Die aktivierten Faktoren des Komplementsystems locken Fresszellen und Lymphozyten zum Ort des Geschehens.
26.3.2
Spezifisches Abwehrsystem
26.3.3
Zusammenarbeit zwischen unspezifischem und spezifischem Abwehrsystem
26.3.4
Antigen und Antikörper
•
Die Fresszellen können das Antigen nun leichter erkennen und besser phagozytieren.
•
Das Komplementsystem wird aktiviert.
•
Es wird das Eindringen des Erregers in Körperzellen verhindert. So kann sich das Virus nicht innerhalb von Körperzellen vor der Abwehr verstecken.
•
Die Antikörper können Bakterientoxine direkt entgiften, indem sie diese an sich binden.
•
IgG (Immunglobuline der Klasse G). Sie stellen mit ungefähr 75 % die Hauptmasse der im Körper vorhandenen Antikörper dar. Manche Subklassen der IgG können das Komplement aktivieren. Die IgG benötigen nach dem erstmaligen Kontakt mit einem Erreger drei Wochen für ihre Bildung. Deshalb haben sie beim erstmaligen Kontakt mit einem Erreger keine Bedeutung. Allerdings spielen sie beim Zweitkontakt die wichtigste Rolle, da sie nun als Sekundärantwort sofort gebildet werden können.
IgG-Antikörper sind die einzigen plazentagängigen Antikörper, das heißt, dass sie in der Lage sind, die Plazentaschranke zu überwinden, sodass sie von der Mutter auf das Kind übergehen können. So gewähren sie dem Kind vor und bis ungefähr drei bis sechs Monate nach der Geburt einen Infektionsschutz, da das Kind während dieser Zeit noch nicht in der Lage ist, selbst IgG herzustellen.
•
IgM (Immunglobuline der Klasse M). Die IgM sind die Antikörper, die beim Erstkontakt mit einem Erreger am schnellsten gebildet werden. Sie heißen deshalb Frühantikörper. Allerdings sinkt die IgM-Konzentration wieder auf niedrigere Werte ab, sobald die IgG-Herstellung erfolgt ist.IgM kommt auch als Antigen-Rezeptor auf der Oberfläche der B-Lymphozyten vor. Hier dienen sie als Schloss, das auf den Antigen-Schlüssel wartet. Wird dieser Rezeptor mit dem passenden Antigen besetzt, so wandelt sich der B-Lymphozyt zur Plasmazelle um.IgM machen ungefähr 10 % der Antikörper aus. Sie kommen hauptsächlich in den Gefäßen vor.
•
IgA (Immunglobuline der Klasse A). Immunglobulin A stellt ungefähr 20 % der Antikörper dar. IgA ist auf Abwehrvorgänge an der Schleimhaut spezialisiert. Es befindet sich deshalb im Sekret der Schleimhäute des Atem-, Verdauungs- und Urogenitaltrakts. IgA kommt auch in der Muttermilch vor, sodass der gestillte Säugling von der Mutter auf diesem Weg einen Infektionsschutz erhält.
•
IgD (Immunglobuline der Klasse D). IgD tritt im Blut nur in geringer Konzentration auf. Da es, wie IgM, auf der Membranoberfläche von B-Lymphozyten vorkommt, spielt es bei der Differenzierung der B-Lymphozyten zur Plasmazelle eine Rolle.
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IgE (Reagine, Immunglobuline der Klasse E). IgE spielt bei Allergien vom Soforttyp und bei Parasitenbefall eine wichtige Rolle. IgE kann sich auf die Oberfläche von Mastzellen aufsetzen und diese zur Freisetzung von Histamin veranlassen.
26.3.5
Monozyten-Makrophagen-System (MMS)
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Monozyt:AbwehrfunktionMonozyten. Es handelt sich um die größten Leukozyten. Sie zirkulieren nur ein bis zwei (evtl. bis fünf) Tage im Blut und wandern dann ins Gewebe und in verschiedene Organe aus, wo sie sich zu den gewebetypischen Makrophagen ausdifferenzieren. So entwickeln sie sich z. B. im Bindegewebe zu Histiozyten, in der Leber zu Kupffer-Sternzellen, in der Lunge zu Alveolarmakrophagen, in der Milz und den Lymphknoten zu freien oder fixierten Makrophagen und in serösen Höhlen zu Pleura- und Peritonealmakrophagen. Allerdings herrscht noch keine völlige Einigkeit, welche Zellen im Einzelnen diesem System zugerechnet werden (v. a. bei den Osteoklasten und der Neuroglia).
Monozyten tragen auf ihrer Membranoberfläche Rezeptoren für Komplementproteine (z. B. C3b) und IgG. Dabei lagern sich die Monozyten derart gekennzeichneten Antigenen an und phagozytieren diese.
Allerdings sind Monozyten und andere Makrophagen nicht nur zur Phagozytose befähigt, sondern sie können Teile des phagozytierten Materials auf ihrer Zelloberfläche präsentieren und es so den Lymphozyten zur „Erkennung“ anbieten (Antigenpräsentation). Auf diese Weise stimulieren sie die Lymphozyten zur Antikörperproduktion. Des Weiteren sind sie in der Lage, entweder spontan oder nach Aktivierung, eine Vielzahl Substanzen unterschiedlichster Wirkung zu produzieren, die alle im Dienste der Abwehr stehen. Neuerdings vermutet man, dass sie auch eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krebszellen haben.
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HistiozytHistiozyten bzw. Gewebsmakrophagen sind Abwehrzellen, die sich bevorzugt im lockeren Bindegewebe aufhalten, z. B. in der Adventitia kleiner Blutgefäße. Sie haben einen großen Zellleib, zahlreiche Fortsätze und können eine beachtliche Phagozytoseleistung vollbringen.
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UferzelleUferzellen sind Makrophagen, die an den Wänden der Sinusoide von Lymphknoten, Milz und Knochenmark sitzen. Kommen sie in der Leber vor, so werden sie als Kupffer-Sternzellen bezeichnet.
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Kupffer-Kupffer-SternzelleSternzellen sind Fresszellen, die an der Wand der Lebersinusoide liegen und die das Blut reinigen, das durch die Leber fließt. Um dieser Aufgabe besser gerecht werden zu können, besitzen sie lange, sternförmige Zytoplasmafortsätze, die sich in den Blutstrom erstrecken.
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RetikulumzelleRetikulumzellen befinden sich im retikulären Bindegewebe, sind sternförmig verzweigt und zu einem dreidimensionalen Netz verbunden. Sie bilden das Grundgerüst des roten Knochenmarks und der lymphatischen Organe (Lymphknoten, Milz, Tonsillen). Sie haben einerseits die Aufgabe, Retikulinfasern zu produzieren, andererseits können sie sich jedoch auch aus dem Zellverband herauslösen, im Gewebe umherwandern und Abwehraufgaben übernehmen.
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AlveolarmakrophageAlveolarmakrophagen (Staubzellen der Lunge) sitzen einerseits an der Wand der Lungenbläschen, kommen aber auch frei in den Alveolarräumen vor. Sie haben die Aufgabe, Erreger, Rauch und Staubteilchen zu phagozytieren, die mit der Atemluft in die Lungen gelangen.
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Langerhans-Langerhans-Zelle:AbwehrfunktionZellen der Haut (Epidermissternzellen) kommen in der Stachelzellschicht (Stratum spinosum) vor und haben die Fähigkeit zur Phagozytose und zur Antigenpräsentation wie die anderen Makrophagen auch. Wegen ihrer dendritischen Form werden sie auch als Epidermissternzellen bezeichnet.
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OsteoklastOsteoklasten (KnochenfresszelleKnochenfresszellen) sind vielkernige Riesenzellen, die v. a. in der Knocheninnenhaut (Endost) sitzen. Sie bauen Knochengewebe ab, haben aber auch wichtige Phagozytoseaufgaben.
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MesangiumzelleMesangiumzellen sitzen als Bindegewebszellen zwischen den Kapillaren des Gefäßknäuels in den Nieren. Sie können phagozytieren. Man vermutet, dass sie evtl. auch an Immunreaktionen der Nieren beteiligt sind.
Zur Überprüfung des Kenntnisstands und als Vorbereitung zur Prüfung empfehlen wir die umfangreiche Fragensammlung zu diesem Thema in Richter: Prüfungstraining für Heilpraktiker. 2000 Prüfungsfragen zum Lehrbuch für Heilpraktiker, 8. Auflage, Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag München 2013.