© 2021 by Elsevier GmbH
Bitte nutzen Sie das untenstehende Formular um uns Kritik, Fragen oder Anregungen zukommen zu lassen.
Willkommen
Mehr InformationenB978-3-437-55696-8.00021-X
10.1016/B978-3-437-55696-8.00021-X
978-3-437-55696-8
Elsevier GmbH
Schematischer Querschnitt durch die Haut. A: Oberhaut (Epidermis), B: Lederhaut (Corium), C: Unterhaut (Subcutis), D: Muskulatur, 1: Blutgefäß, 2: Haarschaft, 3: Talgdrüse, 4: Haarfollikel, 5: Haarzwiebel (Bulbus), 6: Haarmuskel (M. arrector pili), 7: Schweißdrüse, 8: Ausführungsgang der Schweißdrüse, 9: Subkutanes Fettgewebe.
[L190]

Hautveränderungen (Effloreszenzen).
[L106]

Haut
-
21.1
Anatomie und Physiologie590
-
21.2
Erkrankungen der Haut598
21.2.1
Pigmentstörungen598
21.2.2
Erythem und Hämatom599
21.2.3
Psoriasis vulgaris600
21.2.4
Neurodermitis (atopisches Ekzem)601
21.2.5
Kontaktekzem601
21.2.6
Urtikaria602
21.2.7
Pityriasis603
21.2.8
Ichthyosis vulgaris603
21.2.9
Tumoren der Haut603
21.2.10
Abszess605
21.2.11
Fistel605
21.2.12
Zyste605
21.2.13
Panaritium605
21.2.14
Dekubitus606
21.2.15
Angiome und Hämangiome607
21.2.16
Akne vulgaris607
21.2.17
Rosazea608
21.2.18
Cellulite608
Die HautHaut ist mit ihrer Oberfläche von 1,5 bis 2 m2 und ihrem Gewicht von 3,5 bis 10 kg unser oberflächengrößtes Organ. Sie hat die folgenden Aufgaben:
•
Abgrenzung. Sie trennt in Innen- und Außenwelt (Umwelt).
•
Schutz. Sie schützt vor mechanischer, chemischer und thermischer Schädigung, außerdem vor dem Eindringen von Krankheitskeimen. Dazu befindet sich auf der Haut ein Säureschutzmantel. Dieser hat einen durchschnittlichen pH-Wert von 5,5 bis 6,5, kann aber je nach Körperregion zwischen 4 bis 7 liegen. Bei dem Säureschutzmantel handelt es sich um eine schwach saure Reaktion der Hautoberfläche, die v. a. durch die Absonderung der Schweißdrüsen und durch wasserlösliche Inhaltsstoffe der Hornschicht zustande kommt.
•
Wärmeregulation. Durch Eng- und Weitstellen von Hautgefäßen und über die Schweißproduktion wirkt sie wesentlich bei der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur mit.
•
Regulation des Wasserhaushalts. Dies geschieht zum einen über die Schweißproduktion, bei der Wasser und Elektrolyte (Na+) abgegeben werden, zum anderen schützt die Haut vor zu starker Austrocknung, indem sie durch ihre Epidermisschicht einen extremen Wasserverlust verhindert.
•
Sinnesorgan. In der Haut liegen Sinnesorgane für Berühren, Tasten, Druck, Temperatur und Schmerz.
•
Kommunikationsorgan ist sie zum einen durch ihre sensorischen Rezeptoren, zum anderen aber auch z. B. durch ihre Fähigkeit, zu erblassen oder zu erröten.
21.1
Anatomie und Physiologie
21.1.1
Aufbau der Haut
Haut (Cutis)
•
Oberhaut (Epidermis)
•
Lederhaut (Corium, Dermis)
•
Unterhaut (Subcutis)
Oberhaut
•
FelderhautFelderhaut kommt an den behaarten Stellen vor; sie weist eine durch Furchen hervorgerufene, unregelmäßige, rautenförmige Felderung auf.
•
LeistenhautLeistenhaut tritt lediglich an den Handflächen und Fußsohlen auf, also an den unbehaarten Körperstellen (Atlas Abb. 21-1). Hier findet man ca. 0,5 mm breite „Leisten“ bzw. Rillen, deren Muster (Bögen, Wirbel, Schleifen) genetisch festgelegt sind und daher über den Fingerabdruck zur Personenidentifizierung herangezogen werden können (Atlas Abb. 21-4).
•
Keim- oder MutterschichtKeimschichtMutterschicht (Stratum Stratum germinativumgerminativum)
–
BasalzellschichtBasalzellschicht (Stratum Stratum basalebasale) sitzt einer Basalmembran auf, die an die Lederhaut grenzt. Letztere dringt mit kleinen regelmäßigen Ausstülpungen, den sogenannten Papillen (s. u.), in sie ein. In der Basalzellschicht findet die Zellteilung statt. Dabei werden die neugebildeten Zellen in Richtung Hautoberfläche geschoben. Dieser Vorgang von Neubildung und Wanderung der Zellen von innen nach außen dauert insgesamt ca. 2 Wochen. Da dieser Vorgang der Zellteilung sehr strahlenempfindlich ist, sitzen in der Basalzellschicht MelaninMelaninzellen (Pigmentzellen), die einen braunschwarzen Farbstoff bilden, der ultraviolette Lichtstrahlen abfängt. Ist die Haut vermehrter Strahlung ausgesetzt, wird dieser Farbstoff verstärkt gebildet. Es kommt zu einer Hautbräunung (Atlas Abb. 21-14). Hellhäutige Menschen haben weniger Melanin eingelagert als dunkelhäutige bzw. schwarze. Die gelbliche Hautfarbe der Asiaten beruht dagegen auf einer Karotineinlagerung in der Lederhaut.
–
StachelzellschichtStachelzellschicht (Stratum Stratum spinosumspinosum). Die Zellen sind in mehreren Schichten angeordnet und stehen über Zytoplasmafortsätze in Verbindung, wodurch sie ein stacheliges Aussehen erhalten. Die Zellen bilden so ein Gerüst, das der Epidermis Stabilität gibt. Außerdem sitzen hier die Langerhans-Langerhans-ZelleZellen, die als Makrophagen Antigene aufnehmen. Sie können zu den regionären Lymphknoten wandern, um dort den Lymphozyten die über die Haut bzw. Schleimhaut eingedrungenen Antigene zu präsentieren und so die Antikörperproduktion anzuregen.
•
HornschichtHornschicht
–
KörnerzellschichtKörnerzellschicht (Stratum granulosum) besteht aus zwei bis fünf Reihen platter Zellen, die Körner enthalten, in denen sich ein Vorstadium von Horn befindet (Keratohyalinkörnchen). In dieser Schicht verlieren die Zellen ihren Kern und werden zu kernlosen Hornzellen.
–
GlanzschichtGlanzschicht (Stratum lucidum) kommt nur an dicken Epidermisstellen, wie Hohlhand und Fußsohle vor. Sie enthält eine stark lichtbrechende Substanz, das Eleidin, eine Zwischenform von Keratohyalin zu Horn.
–
HornschichtHornschicht (Stratum corneum). Diese äußerste Schicht besteht aus platten, kernlosen Zellen, die mit Hornstoff (Keratin) gefüllt sind (Atlas Abb. 21-3). In der obersten Hornhautschicht sind die Zellgrenzen nicht mehr zu erkennen, da es sich lediglich um Hautschüppchen handelt. Zwischen den Hornzellen liegt ein Fettfilm (wie Mörtel zwischen Mauersteinen), der dieser Hautschicht Festigkeit gibt und eine übermäßige Wasserverdunstung über die Haut verhindert. Außerdem wird so ein guter Schutz gegen das Eindringen von Krankheitskeimen gebildet. Diese äußerste Schicht wird durch mechanische Einflüsse in feinen Schüppchen abgeschilfert.
Lederhaut
•
PapillarkörperPapillarkörper (Stratum papillare). Die obere Schicht der Lederhaut ist mit der darüberliegenden Oberhaut mittels Papillen verzahnt. An der Hautoberfläche erscheinen diese Bindegewebszapfen als feine Rillen bzw. Hautlinien, die v. a. an den Handflächen und Fußsohlen deutlich ausgeprägt sind. Diese Rillen sind in einem bestimmten Muster angeordnet. Dadurch ist es möglich, einen Menschen aufgrund seiner Fingerabdrücke zu identifizieren (s. o. Leistenhaut). Im Papillarkörper v. a. der Finger liegen auch die Meissner-Körperchen (Abschn. 21.1.4 und Atlas Abb. 21-12), die für die Tastempfindung zuständig sind.
•
NetzschichtNetzschicht (Stratum reticulare). Unter den Papillen verläuft eine faserreiche Bindegewebsschicht. Sie enthält größere Nerven, Blut- und Lymphgefäße, Haarfollikel, Talgdrüsen und Gänge von Schweißdrüsen.
Lederhaut (Corium)
•
Papillarkörper
•
Netzschicht
Unterhautgewebe
21.1.2
Schleimhaut
•
Epithelgewebe (Deckgewebe, Epithelium). Es bildet den äußeren Überzug der Schleimhaut. Es verhornt nicht (bis auf wenige Ausnahmen wie Zungenpapillen, Stimmlippen).
•
Bindegewebe (Lamina propria mucosae). Hier befinden sich zahlreiche Blut- und Lymphgefäße und Nerven.
Schleimhautaufbau
•
Epithelgewebe (nicht verhornend)
•
Bindegewebe
•
Muskelschicht (nicht mit der Muskelwand verwechseln!)
•
Epithelgewebe (Deckgewebe, Epithelium)
•
Bindegewebe (Lamina propria mucosae)
•
Muskelschicht der Schleimhaut (Lamina muscularis mucosae). Diese Muskelschicht der Schleimhaut darf nicht mit der Muskelwand (Muskularis) verwechselt werden. Die Muskelschicht gibt der Schleimhaut eine gewisse Eigenbeweglichkeit, und schützt sie so, bis zu einem bestimmten Grad, vor Verletzungen beim Verschlucken von scharfkantigen oder spitzen Teilen. Außerdem verbessert sie den Kontakt zwischen Epithelgewebe und der zu resorbierenden Nahrung.Die Muskelwand dagegen ermöglicht das Zustandekommen der segmentalen und peristaltischen Bewegungen im Verdauungstrakt. Zwischen der Schleimhaut und der Muskelwand befindet sich im Verdauungstrakt eine aus Bindegewebe bestehende Verschiebeschicht (Submukosa), Abschn. 9.1.4 bis 9.1.6Abschn. 9.1.4Abschn. 9.1.5Abschn. 9.1.6.
21.1.3
Anhanggebilde der Haut
Haare
•
TerminalhaarTerminalhaare kommen sexualhormonabhängig auf dem Kopf, den Augenbrauen, Wimpern, im Bart-, Achsel-, Brust- und Schambereich vor, außerdem am äußeren Gehörgang und beim Naseneingang. Es handelt sich um die längsten, stärksten und dunkelsten Haare.
•
WollhaarWollhaare (VellushaarVellushaar) sind feiner als Terminalhaare. Sie kommen v. a. bei Kindern und bei Erwachsenen an Armen und Beinen vor.
•
LanugoLanugo (FlaumhaarFlaumhaar) ist der Behaarungstyp des Feten. Sie werden vor der Geburt überwiegend durch Wollhaar ersetzt und treten beim Reifgeborenen nur noch an den oberen Schulterpartien auf.
•
genetisch bedingte Alopezie (Alopecia androgenetica): Betroffen sind insbesondere Männer. Es liegt eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegen Androgene vor, die ihre Ursache in einem Chromosomendefekt hat. Dabei führt bereits ein normaler Testosteronspiegel zum Haarausfall. Bei Männern beginnt der Haarausfall im frühen Erwachsenenalter (manchmal bereits in der Pubertät = Alopecia prämatura), zuerst schnell, dann langsamer, zunächst meist mit „Geheimratsecken“ (d. h. frontotemporal), dann breitet er sich tonsurähnlich am Hinterkopf aus und kann sich weiterentwickeln bis zur Glatzenbildung, wobei ein hinterer und seitlicher Haarkranz bestehen bleibt.
•
Alpopecia climacterica. Haarausfall bei Frauen nach der Menopause, betrifft v. a. die Haare am Mittelscheitel.
•
kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata). Der Haarausfall betrifft bestimmte umschriebene Stellen am Kopf, es kann zur Generalisation kommen. Die Ursache ist weitgehend ungeklärt. Die Störung tritt familiär gehäuft auf. Man vermutet ein Autoimmungeschehen. Die Erkrankung beginnt plötzlich mit einem oder mehreren kreisrunden Herden. Außerdem können sich Nagelveränderungen (Längsrillen, Dellen) und Vitiligo (Scheckhaut, Kap. 21.2.1) entwicklen. Meist kommt es innerhalb von drei Jahren zur Spontanheilung.
•
diffuser Haarausfall. Dieser kann genetisch oder hormonell bedingt sein, es kommen jedoch auch eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, Eisen- oder Zinkmangel, mechanische Faktoren (durch Druck oder Zug, z. B. straffe Frisuren oder das Tragen von Kopfbedeckungen), Vitamin-A-Überdosierung und Medikamenteneinnahme (z. B. Antikoagulanzien, Zytostatika, Lipidsenker, Beta-Blocker) in Betracht.
•
HypertrichoseHypertrichose: Zunahme der Körperbehaarung bei ansonsten geschlechtstypischem Behaarungsbild. Dies kann ethnische Gründe haben oder altersbedingt (abnehmender Östrogenspiegel im Klimakterium bei Frauen) sein. Sie kann generalisiert oder lokalisiert auftreten, z. B. als Tierfellnävus (Naevus pigmentosus et pilosus), ein hyperpigmentierter Fleck auf dem viele Haare wachsen.
•
HirsutismusHirsutismus: pathologische Zunahme und Verdickung der Haare bei Frauen und Kindern, v. a. durch Hormonstörungen. Dabei kommt es auch zum männlichen Behaarungsmuster, z. B. zum Bartwuchs.
Nägel
„Möndchen“
•
UhrglasnagelUhrglasnägel sind große, in Längsrichtung übermäßig gewölbte Nägel, die oft zusammen mit Trommelschlägelfingern (= Auftreibung der Fingerendglieder durch Weichteilverdickung) auftreten. Sie können ein Hinweis auf schwere Herz-, Lungen- und gelegentlich auch auf Lebererkrankungen sein (Atlas Abb. 5-20).
•
LöffelnagelLöffelnägel (HohlnagelHohlnägel, KoilonychieKoilonychie) sind Nägel mit muldenförmiger Eindellung der Nagelplatte und erhöhter Brüchigkeit. Sie können bei Eisenmangelanämie auftreten, gelegentlich auch bei Ekzemen, Sprue, M. Raynaud (Atlas Abb. 21-9).
•
WeißnagelWeißnägel (Leukonychie) können bei Leber- und Nierenerkrankungen auftreten.
•
weiße Nagelfleck, weißerNagelflecken (Leukonychie Leukonychiepunctata). In der Nagelplatte sind meist stecknadelkopfgroße, weiße Flecken zu sehen. Es handelt sich um Lufteinschlüsse in der Hornsubstanz. Dies kann durch fehlerhaftes Zurückschieben und Beschneiden der Nagelhaut oder durch andere geringfügige, meist nicht bemerkte Verletzungen verursacht werden. Sie kommen v. a. bei Kindern vor (Atlas Abb. 21-10).
•
Streifenförmige Weißfärbung des Nagels, streifenförmigeWeißfärbung (Leukonychie, Mees-Mees-StreifenStreifen, Muehrcke-Muehrcke-BandBänder) sind wechselnd breite, weiße Querstreifen, die sich mit dem Nagel nach vorne schieben. Sie treten bei Arsen- und Thalliumvergiftung, nach Verbrennung des Handrückens und nach Röntgenbestrahlung der Nagelmatrix auf.
•
Längsrillen im Nagel können bei bestehenden Stoffwechselstörungen auftreten, aber auch bei Magen-, Darm- und Lebererkrankungen, außerdem bei Vitamin-A-, und -B-Mangel (Atlas Abb. 21-11).
Hautdrüsen
21.1.4
Hautrezeptoren
•
Merkel-Merkel-ZelleZellen liegen in der Basalzellschicht der unbehaarten Haut und sind zuständig für Druckempfindungen.
•
TastscheibeTastscheiben (Merkel-Merkel-TastscheibeTastscheiben) liegen in der behaarten Haut. Es handelt sich um eine einschichtige Gruppe von Merkel-Zellen, die leicht erhabene Tastscheiben bilden. Sie sind ebenfalls für Druckempfindungen zuständig.
•
Meissner-Meissner-KörperchenKörperchen (TastkörperchenTastkörperchen). Die Tastkörperchen liegen in den Papillen der Lederhaut. Sie kommen v. a. an den Fingern und an der Plantarseite der Zehen vor, also an unbehaarten Stellen. Sie vermitteln Tastempfindungen (Oberflächensensibilität).
•
HaarfollikelrezeptorHaarfollikelrezeptoren. In der behaarten Haut sitzen Haarfollikelrezeptoren, die auf Berührung des Haares ansprechen. Dazu umspinnen afferente Fasern spiralförmig die Haarwurzel.
•
Vater-Pacini-Vater-Pacini-LamellenkörperchenLamellenkörperchen (Pacini-Pacini-KörperchenKörperchen). Die Vater-Pacini-Lamellenkörperchen vermitteln Druckempfindungen der Tiefensensibilität und Vibrationsreize. Sie sitzen in den tieferen Schichten der Haut, v. a. an Händen und Füßen. Sie kommen aber auch in Muskelfaszien, Sehnen, Gelenkkapseln und im Periost vor. Es handelt sich um große Endkörperchen einer Nervenfaser mit einer deutlichen Lamellenstruktur.
•
Rezeptor:KälteKälterezeptorKälterezeptoren sitzen überall in der Haut verteilt. Insgesamt gesehen gibt es wesentlich mehr Kälte- als Wärmerezeptoren.
Eine Sonderform der Kälterezeptoren stellen die Krause-Endkolben dar. Es handelt sich um rundliche oder ovale Körper, in deren Inneres sich Nervenfasern einsenken. Sie kommen in den Schleimhäuten des Auges, des Mundes, der Nase und der Genitalorgane vor.
•
WärmerezeptorRezeptor:WärmeWärmerezeptoren liegen im subkutanen Gewebe und sprechen auf Wärmereize an.
Hautrezeptoren
•
Mechanorezeptoren (Druck-, Tast-, Berührempfindung)
•
Thermorezeptoren (Wärme- und Kälteempfindung)
•
Schmerzrezeptoren
21.1.5
Wundheilung
1.
Latenzphase (bis 3. Tag)
a.
Exsudative Phase. Die exsudative Phase dauert einige Stunden. Hier wird ein erster vorläufiger Wundverschluss durch die Blutgerinnung und durch die Schorfbildung erreicht, das heißt, es bildet sich eine Wunddecke aus geronnenem Blut und Wundsekret.
b.
Resorptive Phase. Die resorptive Phase dauert ein bis drei Tage. Während dieser Zeit wandern Fresszellen (Phagozyten) ein und beseitigen Gewebetrümmer und eingedrungene Bakterien.
2.
Proliferative Phase (4.–7. Tag). Es bildet sich ein Granulationsgewebe, also ein junges, gefäßreiches, faserarmes Bindegewebe, indem Kapillaren und Bindegewebszellen in das Blutgerinnsel einwachsen. Die Wunde wird durch ein Häutchen von Deckzellen verschlossen.
3.
Narbenbildung (ab 8. Tag). Das Granulationsgewebe bildet sich in gefäßarmes, faserreiches Narbengewebe um. Es wird von den Wundrändern aus mit Epithelzellen bedeckt. Eine Narbe bleibt sichtbar, weil das Granulationsgewebe nicht mehr den gleichen Aufbau hat wie vorher die Lederhaut. Haare, Talg- und Schweißdrüsen werden nicht nachgebildet.
Die Wundheilung kann durch bakterielle Infektionen, schlechte Abwehrlage und zugrundeliegende Allgemeinerkrankungen, wie Diabetes mellitus, verzögert werden.
•
primäre Wundheilung. Von primärer Wundheilung spricht man, wenn es nur zu einem geringen Gewebeverlust gekommen ist. Die Ausheilung erfolgt innerhalb einer Woche. Es bleibt lediglich eine strichförmige, kaum sichtbare Narbe zurück.
•
sekundäre Wundheilung. Bei der sekundären Wundheilung dagegen liegt ein erheblicher Gewebeverlust vor. Die Wundränder klaffen auseinander. Die Ausheilung dauert länger und es bleibt eine deutlich sichtbare Narbe zurück.
21.2
Erkrankungen der Haut
21.2.1
Pigmentstörungen
21.2.2
Erythem und Hämatom
•
entzündliche Prozesse. Bei Entzündungen wird Histamin freigesetzt, das auf kleine Gefäße erweiternd wirkt. Dadurch gelangt mehr sauerstoffreiches Blut in die Lederhaut, wodurch es zur Rotfärbung kommt. Zur Gefäßerweiterung kann es aber auch durch Wärmestrahlung (Sonnenbrand, Atlas Abb. 21-15), durch chemische Substanzen oder durch Giftstoffe von Bakterien (Wundrose) kommen.
•
Naevus Naevus flammeusflammeus (WeinfleckWeinfleck, FeuermalFeuermal). Meist im Gesicht oder Nacken kommt es durch eine anlagemäßige Hautgefäßerweiterung zu einer flammend-roten Hautveränderung, die zu einer erheblichen Aussehensstörung führen kann. Manchmal kann ein Feuermal mit weiteren angeborenen Störungen verbunden sein (Atlas Abb. 21-18).
Eine Sonderform des Weinflecks ist der StorchenbissStorchenbiss (Naevus Unna-Naevus Unna-PolitzerPolitzer). Es handelt sich um einen angeborenen, blassen Weinfleck an der Nacken-Haar-Grenze und/oder auf der Stirn über der Nasenwurzel. Er bildet sich oft in den ersten Lebensmonaten oder im ersten Lebensjahr spontan zurück.
•
bis 24 Stunden: rot, dann rötlich-bläulich
•
1. bis 4. Tag: dunkelrot, dann dunkelblau
•
5. bis 7. Tag: grünlich, dann gelblich-grünlich
•
8. bis 10. Tag: gelblich, dann bräunlich.
•
Petechien: kleinste, punktförmige Einblutungen in die Haut oder Schleimhaut
•
Purpura: zahlreiche, meist symmetrische Einblutungen in die Haut oder Schleimhaut
•
Sugillation: flächenhafte, bis drei Zentimeter große Hauteinblutungen
•
Suffusion: große, flächenhafte Hauteinblutungen über drei Zentimeter Größe
•
Hämatom: tiefgehende Einblutung, evtl. bis in das Muskelgewebe vordringend
21.2.3
Psoriasis vulgaris
Psoriasis-Prädilektionsstellen
•
Ellenbogen
•
Behaarter Kopf
•
Knie
•
Kreuzbeingegend
21.2.4
Neurodermitis (atopisches Ekzem)
•
Säuglingsalter: meist schon im 3. Lebensmonat kommt es im Gesicht und am Kopf zu „Milchschorf“. Bei ungefähr der Hälfte der Kinder bilden sich die Hauterscheinungen völlig zurück (Atlas Abb. 21-22).
•
Kleinkind- und Kindesalter: mehr subakut bis chronische Erscheinungen mit Lichenifikation, v. a. an Ellenbeugen, Kniekehlen, Hand- und Fußgelenken („Beugenekzem“), auch an Hals und Händen.
•
Jugend- und Erwachsenenalter: chronische Erscheinungen mit Verschlimmerungsschüben. Prädilektionsstellen wie vorstehend, zusätzlich noch Gesicht und Oberkörper möglich.
Mit zunehmenden Alter können die Hauterscheinungen verschwinden; manchmal verschwindet die Erkrankung um das 30. Lebensjahr vollkommen.
Neurodermitis-Prädilektionsstellen sind die Gelenkbeugen.
21.2.5
Kontaktekzem
Prädilektionsstellen des nicht-allergischen Kontaktekzems sind die Hände.
•
akutes allergisches Kontaktekzem tritt ca. 24 bis 48 Stunden nach Allergenkontakt auf, zunächst mit Rötung, danach kommt es zu Nässen, Bläschen, Erosionen und Krusten. Zum Schluss bildet es sich mit Schuppung und Reströtung (Atlas Abb. 21-25) zurück.
•
chronisches allergisches Kontaktekzem mit Hautrötung und Lichenifikation.
21.2.6
Urtikaria
Bei massiver Urtikaria besteht Schockgefahr!
21.2.7
Pityriasis
21.2.8
Ichthyosis vulgaris
Fischhaut-Prädilektionsstellen sind die Extremitätenstreckseiten.
21.2.9
Tumoren der Haut
Basaliom
Spinaliom
•
verhornende (meist auf chronisch entzündeter bzw. lichtexponierter Haut) und
•
nicht-verhornende Formen (z. B. After-, Speiseröhren-, Zungenkrebs).
Malignes Melanom
Verdachtszeichen auf Hautkrebs
•
Hautveränderungen, die wachsen und nicht abheilen
•
alle unscharfen Hautveränderungen
•
schnelles Wachstum
•
Ausbildung einer höckerigen Oberfläche
•
zunehmende und/oder ungleiche Pigmentierung
•
entzündeter, rötlicher Hof um eine Hautveränderung
•
Blutungsneigung
•
Geschwürsbildung
•
Auftreten kleiner Satellitenknötchen
•
Anschwellen der regionalen Lymphknoten
•
Patient berichtet: Juckreiz, Schmerzen oder „ein Arbeiten in der Geschwulst“
•
A: Asymmetrie (ungleichmäßige Form)
•
B: Begrenzung (unscharf)
•
C: Colorit (= Farbe: tiefschwarz und/oder unterschiedliche Farben)
•
D: Durchmesser (größer als 0,5 cm)
•
E: Erhaben (Hautveränderung geht über das Niveau der Haut)
21.2.10
Abszess
21.2.11
Fistel
21.2.12
Zyste
•
echte Zysten, die mit Epithelgewebe ausgekleidet sind, z. B. Atherome (Grützbeutel) und Follikelzysten.
•
Pseudozysten haben nur eine Bindegewebeauskleidung, z. B. Erweichungsherde nach ischämischer Gehirnerweichung oder Echinokokkuszysten (Abschn. 27.2.3).
21.2.13
Panaritium
21.2.14
Dekubitus
•
Grad 1: umschriebene Hautrötung ohne Hautverletzung
•
Grad 2: Hautdefekt, Abschilferungen, Blasenbildung. Das Unterhautfettgewebe (Subcutis) ist nicht mit betroffen.
•
Grad 3: tiefer Hautdefekt durch den Muskeln, Sehnen und Bänder sichtbar sind, evtl. sind diese Strukturen bereits mitbetroffen
•
Grad 4: tiefer Hautdefekt mit Knochenbeteiligung
21.2.15
Angiome und Hämangiome
•
Angiom (eruptives Hämangiom). Sie treten erworbenermaßen meist ab dem mittleren Lebensalter, bevorzugt am Stamm auf und werden dann als Angioma senile bezeichnet. Es handelt sich um punkt- bis stecknadelkopfgroße Hauterhebungen, die aus aufgeknäulten im Corium (Lederhaut) gelegenen Kapillaren bestehen.
•
HämangiomHämangiom. Es handelt sich um eine angeborene häufige Fehlbildung beim Neugeborenen. Sie können bereits zum Zeitpunkt der Geburt vorhanden sein, oder sich in den ersten Lebenswochen ausbilden. Meist in der Haut (aber auch in inneren Organen) kommt es zu gutartigen Neubildungen von Kapillaren. Der Durchmesser beträgt meist zwei bis drei Zentimeter, allerdings können die Hämangiome auch erheblich größere Ausmaße annehmen. Bis zum 7. Lebensjahr bilden sich die weitaus meisten Hämangiome spontan zurück, evtl. mit bleibenden narbigen Hautveränderungen. Manche zeigen allerdings eine Wachstumstendenz, die auch noch im späteren Leben auftreten kann.
Man unterscheidet zwischen kavernösem Hämangiom, mit kavernenartigen, weiten blutgefüllten Räumen mit dünnen Wänden und kapillärem Hämangiom, mit gutartiger Neubildung von Kapillaren. Beide Formen treten allerdings oft kombiniert auf.
21.2.16
Akne vulgaris
•
leichte Akne (Acne comedonica): Mitesser überwiegen
•
mittelschwere Akne (Acne papulopustulosa): Papeln und Pusteln überwiegen
•
schwere Akne (Acne conglobata): Es kommt zu heftigen Entzündungen mit Abszessen, Fistel- und Keloidbildungen. Bei dieser schweren Form können die typischen Aknegrenzen überschritten werden und die Hautveränderungen auch am tiefen Rücken und den Armen auftreten.
•
schulmedizinische Therapie. Als Lokalbehandlung werden Schältherapien eingesetzt. Schwere Fälle werden in der Schulmedizin mit Antibiotika behandelt, bei Mädchen auch mit Östrogenen (östrogenhaltige „Pille“), bei Jungen mit dem Wirkstoff Isotretinoin.
•
naturheilkundliche Therapie: In der Naturheilkunde werden in der Aknetherapie meist gute Erfolge erzielt. Dabei werden v. a. Eigenblut und Eigenurin eingesetzt, letzteres innerlich und äußerlich, aber auch Homöopathie und Akupunktur. Hilfreich sind auch Umschläge aus pflanzlichen Zubereitungen, z. B. Stiefmütterchen (Viola tricolor). Besonders bewährt haben sich Anwendungen mit Heilerde. Wie bei anderen Hautentzündungen auch, sollte unbedingt eine Darmsanierung durchgeführt werden und eine Ernährungsumstellung auf gesunde Vollwertkost erfolgen. Fette, süße Speisen und Fast-Food-Produkte sollten gemieden werden.
21.2.17
Rosazea
21.2.18
Cellulite
•
leichte Cellulite. Wenn die Haut mit den Fingern zusammengepresst wird, lassen sich erste Hautunregelmäßigkeiten feststellen. Im Stehen und Liegen hingegen erscheint die Hautoberfläche noch glatt.
•
starke Cellulite. Bei der Inspektion lässt sich die Cellulite deutlich als „Orangenhautphänomen“ erkennen. Oft findet man zusätzlich Dehnungsstreifen auf der Haut.
•
sehr starke Cellulite. Zusätzlich zum äußerlich sichtbaren Orangenhautphänomen sind deutlich sicht- und tastbare Knoten und ausgeprägte Dehnungsstreifen auszumachen.
Zur Überprüfung des Kenntnisstands und als Vorbereitung zur Prüfung empfehlen wir die umfangreiche Fragensammlung zu diesem Thema in Richter: Prüfungstraining für Heilpraktiker. 2000 Prüfungsfragen zum Lehrbuch für Heilpraktiker, 8. Auflage, Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag München 2013.