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Noch ehe das Rettungsteam eintrifft, müssen – evtl. lebensrettende – Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören: Bergen, Lagern, ggf. Reanimation, Wundversorgung und Schockbehandlung.
[J787]

Rettungskette.
[A400]

Rautek-Griff. Von hinten an den Kopf des (liegenden) Verletzten treten, den Nacken umfassen und den Verletzten in die sitzende Stellung aufrichten (1). Danach auf die Schultern greifen, um den Verletzten abzustützen (2). Anschließend die Arme von hinten durch die beiden Achseln schieben und einen der Unterarme so umgreifen, dass Daumen und Finger auf der gleichen Seite des Arms liegen, sog. Affengriff (3). Den Verletzten mit Schwung auf die eigenen Oberschenkel ziehen und im Rückwärtsgang aus der Gefahrenzone schleppen (4).
[L157]

a–d Abnehmen des Helms. Es sind zwei Helfer erforderlich. Einer muss Kopf und Hals stützen (unter leichtem Zug), während der andere den Helm vorsichtig abzieht.
[J747]

Prüfung der Atemfunktion durch Sehen, Hören und Fühlen.
[L190]

Pulskontrolle an der Halsschlagader (A. carotis communis). Zeige- bis Ringfingerkuppen tasten seitlich am Kehlkopf entlang und rutschen dann in die seitliche Halsgrube.
[L190]

Überstrecken des Kopfes nackenwärts und zusätzliches Anheben des Unterkiefers zur Schaffung freier Atemwege.
[L190]

Esmarch-Esmarch-HandgriffHandgriff: Beide Hände fassen das Kinn des Verletzten und schieben den Unterkiefer so nach vorne, dass die untere Zahnreihe vor die obere kommt; gleichzeitig muss der Hals des Patienten maximal überstreckt sein.
[L190]

Heimlich-Handgriff. Der Helfer drückt mit beiden Fäusten gegen den Oberbauch des Patienten. Durch kräftige Druckstöße in Richtung Zwerchfell kann evtl. ein Fremdkörper aus den Luftwegen entfernt werden.
[E410]

Herzmassage: Aufsuchen des Druckpunkts und Durchführung der Massage. Der Ersthelfer spart Kraft, wenn er seine Arme zur Massage gestreckt hält, die Bewegungen aus der Hüfte entwickelt und dabei das Gewicht seines Oberkörpers voll einsetzt.
[L138]

Wirkung der Herzmassage: Schnitt durch den Brustkorb. Mit gestreckten Armen wird das Brustbein 4–5 cm tief eingedrückt und dann vollständig entlastet. Der Auflagepunkt des Handballens wird immer beibehalten.
[L190]

Übersicht über die kardiopulmonale Reanimation mit der Ein- bzw. Zwei-Helfer-Methode bei Erwachsenen.
[A400]

Herzdruckmassage beim Säugling. Der Thorax darf nur mit 2 Fingern und geringer Kraft komprimiert werden.
[L215]

Mund-zu-Nase-Beatmung. Das leichte Anheben des Brustkorbs ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die eingeblasene Luft auch die Lunge erreicht.
[L190]

Beatmung beim Säugling. Der Helfer umfasst mit dem Mund Nase und Mund des Säuglings.
[L190]

Beutel-Masken-Beatmung mit „C-Griff“ (= Fixieren der Maske mit Zeigefinger und Daumen).
[A400]

Defibrillation eines Patienten mit Kammerflimmern. Man defibrilliert zunächst mit der Stärke 200 Joule (Joule = Einheit für Energie), dann mit 300 Joule und evtl. noch 360 Joule, bis der Patient auf die Therapie anspricht. Während der Defibrillation jede Berührung mit dem Patienten oder der Unterlage/Liege vermeiden!
[J787]

Korrekte Lagerung in Abhängigkeit von Verletzungen oder Erkrankungen des Patienten. In Notfallsituationen ist grundsätzlich Improvisationsvermögen gefragt. Für die Lagerung können verschiedenste Gegenstände herangezogen werden: Decken, Kleidung, Taschen, Stühle, Eimer usw. Zur Hochlagerung der Beine in stabiler Seitenlage kann z. B. eine ausgehängte Tür verwendet werden.
[A400]

Stabile Seitenlagerung.
[A400]

Angelegte O2-Brille. Man muss darauf achten, dass die Einflussstutzen korrekt beidseits in die Nasenlöcher eingeführt werden. Die O2-führenden Schläuche liegen wie Brillenbügel hinter dem Ohr.
[J787]

Die Sauerstoffmaske ist eine einfache Möglichkeit, dem Patienten Sauerstoff zuzuführen. Allerdings können viele diese Maske nur schwer ertragen, sie löst oft Angst und Panik aus.
[J787]

Druckverband. Auf eine sterile Wundauflage (z. B. Kompresse) wird unter kräftigem Zug mit einer Binde ein Druckpolster (z. B. noch verpackte Mullbinden) fixiert.
[L190]

Blutstillung bei stark blutenden Verletzungen mit Kompression des eröffneten Gefäßes und gleichzeitigem Hochhalten der blutenden Extremität.
[L190]

Augenspülung. Auge mit Tupfer weit offen halten und Spülflüssigkeit aus ca. 10 cm Entfernung von nasal nach temporal über das Auge laufen lassen.
[L157]

Abschätzung der Saugdauer bei Zecken anhand der Größenzunahme (vergrößerte Abbildung).
[L190]

Selbstschutz bei Stromunfällen.
[A492]

Armverband mit zwei Dreieckstüchern. Ein Dreieckstuch wird um den Hals geknotet und dient als Tragetuch für den Arm. Das andere Dreieckstuch wird gefaltet und über dem Arm um den Oberkörper gebunden. Dadurch ist der Arm ruhiggestellt.
[E700]

Transport eines Amputats. Das Amputat darf keinesfalls direkt mit dem Eis in Berührung kommen, da sonst Schädigungen des Gewebes auftreten.
[L190]

Möglichkeiten der Giftaufnahme. Für die Erstversorgung ist es auch wichtig zu wissen, auf welchem Weg das Gift in den Körper gelangt ist, um Maßnahmen zu ergreifen, die eine weitere Resorption verhindern, z. B. Magenspülung, Abwaschen der Haut.
[A400]

Ätzende und reizende Stoffe sind grundsätzlich mit einem Gefahrensymbol gekennzeichnet, z. B. auf Haushaltsflaschen oder Gefahrenguttransporten.
[E243]

Figurenschema zur Neunerregel und zur Abschätzung der verbrannten Körperoberfläche bei Erwachsenen, Kindern und Säuglingen. Faustregel: Der Handteller des Verletzten entspricht etwa 1 % seiner Körperoberfläche.
[E701]

Frostbeule. Bei Erfrierungen 2. Grades kommt es zu ausgeprägten Schwellungen – frühestens nach einem Tag. Die Schmerzempfindung ist erhalten.
[M123]

Lagerung bei einer NotgeburtNotgeburt. Der Oberkörper soll erhöht sein. Am besten umfasst die Frau mit den Armen ihre Oberschenkel und zieht sie beim Pressen zu sich heran. Dadurch kann der Druck im Geburtskanal gesteigert werden.
[L190]

Dammschutz. Die rechte Hand umschließt den Damm und versucht ihn zusammenzudrücken, damit er nicht reißt. Dabei nicht den Kopf in den Geburtskanal zurückdrängen! Die linke Hand stützt den Kopf.
[L190]

Vorgehen bei der kardiopulmonalen Reanimation im Überblick.
Maßnahmen | Ersthelfer, in diesem Fall der Heilpraktiker | Arzt |
Vitalzeichen prüfen |
|
|
Atemwege freimachen |
|
|
Herzdruckmassage | Thoraxkompressionen: Arbeitsfrequenz 100/Min. (Tab. 30.2) | – |
Atemspende | Mund-zu-Nase-Beatmung oder Mund-zu-Mund-Beatmung (30.4.3) |
|
Defibrillation | falls ein automatischer externer Defibrillator vorhanden ist |
|
Drugs (Medikamente) | – |
|
Vorgehen bei der kardiopulmonalen Reanimation bei Erwachsenen.
Patient ist bewusstlos, zeigt keine Reaktionen, nicht ansprechbar |
↓ |
Um Hilfe rufen oder (Verdacht auf Kammerflimmern) Notruf – „call first“ – wenn möglich |
↓ |
Atemwege freimachen, Kopf überstrecken |
↓ |
Wenn keine Spontanatmung einsetzt oder keine suffiziente Atmung besteht |
↓ |
Notruf! |
↓ |
Beginn der Reanimation mit 30 Herzdruckmassagen |
↓ |
2-mal beatmen – mit Mund-zu-Nase-Beatmung oder Mund-zu-Mund-Beatmung (30.4) oder Beutelbeatmung mit Maske |
↓ |
Sofort wieder 30 Herzdruckmassagen gebenRhythmus von 30:2 mindestens 5-mal durchgeführen |
↓ |
Zeigt der Patient keine Reaktionen (z. B. Husten oder Bewegungen), muss der 30:2-Rhythmus fortgesetzt werden, bis der Notarzt/Rettungsdienst den Patienten übernimmt Wenn der Patient aus der Bewusstlosigkeit erwacht, Atmung und Puls prüfen! Erst wenn der Pat. normal atmet und ein stabiler Kreislauf festzustellen ist, wird die Reanimation abgebrochen. Achtung! Der Patient muss weiterhin überwacht werden |
Beatmung und Herzdruckmassage bei Kindern.
Altersgruppe | Beatmungsfrequenz | Herzmassage | |||
Technik | Frequenz | Kompressionstiefe | Verhältnis Brustkompression:Beatmung | ||
Säugling (< 1 J.) | mindestens 20 pro Min. | zwei Finger oder thoraxumfassend | mindestens 100 pro Min. | 2–3 cm | 5: 1Neugeborene (3: 1) |
Kleinkind (≤ 8 J.) | 20 pro Min. | Handballen einer Hand | ca. 100 pro Min. | 3–4 cm | 5: 1 |
Kinder > 8 J. | wie beim Erwachsenen |
Korrekte Lagerung des Patienten in Abhängigkeit von den bestehenden Beschwerden. Wirbelsäule:Lagerung bei VerletzungVena-cava-Kompressionssyndrom:LagerungTrauma:Lagerungen, NotfallThrombose:LagerungSchwangerschaft:Lagerungen, NotfallSchädel-Hirn-Trauma:LagerungpAVK:LagerungLagerungen:Beschwerden, bei bestimmtenHypertensive KriseHochdruckkrise:LagerungFraktur:LagerungBewusstlosigeit:Lagerungen, NotfallAtemstörungen:Lagerungen, NotfallAtemstörungen:Lagerungen, Herz-Kreislauf-Störungen
Erkrankung oder Verletzung | Lagerung | Ziel |
Atemstörungen bei erhaltenem Bewusstsein | ||
Atemnot bei Lungenerkrankungen | Oberkörper erhöht | Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (12.2.10) |
Lungenödem (10.7.3) | Aufrecht sitzen, Beine tief | Entlastung des Lungenkreislaufs |
Herz-Kreislauf-Störungen bei erhaltenem Bewusstsein | ||
Volumenmangelschock (11.5.3) | Schocklagerung: Beine hoch, Kopf tief | Blutumverteilung von peripheren zu zentralen venösen Blutgefäßen wird als Autotransfusion bezeichnet |
kardiogener Schock (11.5.3) | Oberkörper ca. 30° erhöht | Senkung des venösen Rückflusses zum Herzen |
pAVK (11.6.2) | Extremität tieflagern | Verbesserung des arteriellen Zuflusses über die Kollateralen |
Thrombose (11.7.3) | Extremität flach, eben Oberkörper leicht erhöht | Verbesserung des venösen Abflusses über die Kollateralen, Verminderung der Emboliegefahr |
Hochdruckkrise (11.5.1) | Oberkörper erhöht | Senkung der Hirndurchblutung |
Trauma bei erhaltenem Bewusstsein | ||
Schädel-Hirn-Trauma | Oberkörper ca. 30° erhöht, Kopf in Mittelstellung | Senkung der Hirndurchblutung und des Hirndrucks |
Wirbelsäulentrauma | Verletzten lassen wie vorgefunden, Umlagerung nach Eintreffen des Notarztes auf vorgeformte Vakuummatratze, wenn Verletzter noch bei Bewusstsein | Vermeiden weiterer Schäden |
Thoraxtrauma | Oberkörper hoch, möglichst auf verletzte Seite lagern | Ruhigstellung und Schmerzlinderung, vermehrte Belüftung des unverletzten Lungenflügels |
Bauchtrauma | Rückenlage, angezogene Beine mit Knierolle, Kopfpolster | Senkung der Bauchdeckenspannung, Schmerzlinderung |
Extremitätentrauma | Ruhigstellung (30.12.8), evtl. Schocklagerung | Blutstillung, Schmerzlinderung, Vermeiden weiterer Schäden |
Störungen in der Schwangerschaft bei erhaltenem Bewusstsein | ||
drohende Frühgeburt, vorzeitiger Blasensprung bei Beckenendlage | Linksseitenlagerung mit erhöhtem Oberkörper | verbesserte Uterusdurchblutung, Druckentlastung auf Beckenboden, bei vorzeitigem Blasensprung Vermeiden eines Nabelschnurvorfalls (27.3.2), Dekompression der Vena cava |
Vena-cava-Kompressionssyndrom (27.2.3), Blutungen | Linksseitenlage | verbesserte Uterusdurchblutung |
drohende Eklampsie | Linksseitenlage mit erhöhtem Becken | Freihalten der Atemwege bei drohender Bewusstlosigkeit, Druckentlastung auf Beckenboden |
außerklinische Geburt | erhöhter Oberkörper, Beine angezogen, Hände umfassen Oberschenkel | entspricht der physiologischen „Geburtsrichtung“ |
Bewusstlosigkeit mit erhaltener Spontanatmung | ||
eklamptischer Anfall | stabile Seitenlagerung (30.5.2) | Freihalten der Atemwege, Vermeiden einer Aspiration (12.2.4) |
Bewusstlosigkeit ohne Spontanatmung | ||
Herzinfarkt | Rückenlage auf harter Unterlage | Beginn der kardiopulmonalen Reanimation nach der AHA-Regel (30.4) |
Metabolisch bedingte Bewusstlosigkeit. Besonders bei komatösen Patienten ist das Stellen der Verdachtsdiagnose sehr schwierig. Deshalb ist es wichtig, die charakteristischen Diagnosehinweise zu kennen und auf sie zu achten.Nebenniereninsuffizienz:KomaKoma.thyreotoxischesKoma:hypophysäresKoma:ErstmaßnahmenKoma:diabetischesKoma:hypothyreotesKoma:hypoglyämischesKoma:hepatischesHyperthyreose:KomaAddison-Krise:Erstmaßnahmn
Koma | Charakteristische Diagnosehinweise | Maßnahmen |
diabetisches Koma(ketoazidotisches oder hyperosmolares Koma 15.6.5) | langsame Komaentwicklung bei beiden Formen:
|
|
hypoglykämisches Koma(15.6.5, auch als hypoglykämischer Schock bezeichnet) |
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|
hepatisches Koma(14.5.7) |
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|
urämisches Koma (16.5.1) |
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Koma bei akuter Nebenniereninsuffizienz(Addison-Krise 19.8.2) |
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thyreotoxisches Koma(19.6.2) |
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hypothyreotes Koma(Myxödemkoma 19.6.3) |
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|
hypophysäres Koma |
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Glasgow-Coma-Skala (GCS): Die Summe der Punkte ergibt den „Coma-Score“ und ermöglicht eine standardisierte Einschätzung des Schweregrads einer Bewusstseinsstörung. Je weniger Punkte, desto schwerer ist die Bewusstseinsstörung.
Neurologische Funktion | (Beste) Reaktion des Patienten | Bewertung (Punkte) |
Augen öffnen | spontan | 4 |
auf Ansprechen | 3 | |
auf Schmerzreiz | 2 | |
kein Öffnen | 1 | |
verbale Reaktion | orientiert | 5 |
verwirrt/desorientiert | 4 | |
unzusammenhängende Worte | 3 | |
unverständliche Laute | 2 | |
keine verbale Reaktion | 1 | |
motorische Reaktion auf Schmerzreize | Befolgen | 6 |
gezielte Schmerzabwehr | 5 | |
ungezielte Schmerzabwehr (sog. Massenbewegungen) | 4 | |
Beugesynergien (Beugehaltung) | 3 | |
Strecksynergien (Streckhaltung) | 2 | |
keine motorische Reaktion | 1 |
Differenzialdiagnose und Erstmaßnahmen der häufigsten Schockformen (hypoglykämischer Schock bzw. Koma Tab. 30.5).Schock:ErstmaßnahmenSchock:DifferenzialdiagnoseSchock:kardiogenerErstmaßnahmen\bLagerung
Schockformen | Charakteristische Diagnosehinweise | Ursachenorientierte Erstmaßnahmen zusätzlich zu den allgemeinen Erstmaßnahmen |
hypovolämischer Schock |
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kardiogener Schock |
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septischer Schock |
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anaphylaktischer Schock (22.6.2, dort auch Stadium 0–II) |
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neurogener Schock (gestörte Kreislaufregulation durch Weitstellung der arteriellen und venösen Gefäße bei Störungen im ZNS; dadurch drastische Abnahme des venösen Rückflusses mit nachfolgendem Volumenmangel) |
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Differenzialdiagnose der Nackensteife und Erstmaßnahmen.Nackensteife:DifferenzialdiagnoseMeningitis:ErstmaßnahmenMeningismus:ErstmaßnahmenMeningismus:DifferenzialdiagnoseEnzephalitis:Erstmaßnahmen
Ursache | Charakteristische Diagnosehinweise (zusätzlich zur Nackensteife) | Erstmaßnahmen: immer Kontrolleder Vitalfunktionen (30.3) |
Meningitis (23.7.1) |
|
|
Enzephalitis (23.7.1) |
|
|
Subarachnoidalblutung (23.5.3) |
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Sinusvenenthrombose (23.5.2) |
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Epiduralblutung (23.5.4) Subduralblutung (23.5.5/6) |
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Metastasen in den Hirnhäuten (Meningeosis carcinomatosa) |
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Sonnenstich (30.15.1) |
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HWS-Syndrom(z. B. Blockade bei degenerativen Veränderungen 9.9.2) |
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Differenzialdiagnose akut auftretender Lähmungen und Erstmaßnahmen.Lähmung(en):ErstmaßnahmenLähmung(en):ErstmaßnahmenLähmung(en):DifferenzialdiagnoseBandscheibe(n):-vorfall, Erstmaßnahmen
Ursache | Charakteristische Diagnosehinweise | Erstmaßnahmen |
Schlaganfall (23.5.1) |
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Bandscheibenvorfall (9.9.4) |
|
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traumatische Querschnittslähmung (23.11.3) |
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psychogene Lähmung | normale Reflexe (23.2.9) | Überweisung zur ärztlichen Abklärung |
Differenzialdiagnose des akuten Schwindels und Erstmaßnahmen.Schwindel:Erstmaßnahmen
Ursache | Charakteristische Diagnosehinweise | Erstmaßnahmen: Patient hinlegen lassen |
akute Hirnstammfunktionsstörung (z. B. durch Hirnstammblutung) |
|
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Morbus Menière (24.8.8) |
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phobischer Schwankschwindel(durch Phobie 26.7.3 bedingter Schwindel) |
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Augenerkrankung | Augenbeweglichkeitsstörungen durch Augenmuskellähmung: Doppelbilder, Schwindel | Überweisung zum Augenarzt, evtl. auch zum Neurologen (bei Verdacht auf Multiple Sklerose 23.7.2) |
entzündliche oder -verletzungsbedingte Schädigung des Gleichgewichtsorgans |
|
Überweisung zum HNO-Arzt |
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Karotissinus-Syndrom, Hypo-, Hypertonie) |
|
abhängig von den Begleitsymptomen, z. B.:
|
Stoffwechselstörungen(v. a. Hypo-, Hyperglykämie, Schilddrüsenüberfunktion) |
|
entsprechend der Verdachtsdiagnose |
Differenzialdiagnose des akuten Kopfschmerzes und Erstmaßnahmen.Kopfschmerz:Erstmaßnahmen
Ursache | Charakteristische Diagnosehinweise | Erstmaßnahmen |
Migräne (23.15.1) |
|
|
Trigeminusneuralgie(23.15.4) |
|
schmerzlindernde Maßnahmen |
akuter Spannungskopschmerz (23.15.2) |
|
schmerzlindernde Maßnahmen |
Subarachnoidalblutung(23.5.3) |
|
|
Hirntumor (23.8.1) |
|
Überweisung zum Neurologen zur Abklärung |
Meningitis/Enzephalitis(23.7.1) |
|
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Influenza und virusbedingte „Erkältungskrankheiten“ (25.19.4) |
|
|
Glaukom (24.5.6) |
|
sofortige Überweisung zum Augenarzt bzw. in Augenklinik |
Differenzialdiagnose des akuten Brustschmerzes und Erstmaßnahmen.Pankreatitis:akukte SofortmaßnahmenGalle(n):-kolik, SofortmaßnahmenBrustschmerz(en):Erstmaßnahmen
Ursache | Charakteristische Diagnosehinweise | Erstmaßnahmen nach Kontrolle derVitalfunktionen (30.3) |
Herzerkrankungen | ||
Angina pectoris(10.6.1),Herzinfarkt(10.6.2) |
|
|
Seltener:Perikarditis (10.9.3) |
|
|
Lungenerkrankungen | ||
Lungenembolie(12.10.1) |
|
|
Spontanpneumothorax(12.11.3) |
|
sofortige Überweisung ins Krankenhaus (bei Schocksymptomatik mit Notarztbegleitung) |
Erkrankungen der Bauchorgane | ||
Magen-, Zwölffingerdarmgeschwür, v. a.Komplikationen wieBlutung, Perforation,Penetration |
|
|
akute Pankreatitis (14.7.1) |
|
|
Gallenkolik(14.6.1) |
|
|
Differenzialdiagnose der akuten Atemnot und Erstmaßnahmen.Glottisödem:ErstmaßnahmenAspiration:Fremdkörper, ErstmaßnahmenAortenaneurysma:Ruptur, Erstmaßnahmen
Ursache | Charakteristische Diagnosehinweise | Besonderheiten bei den Erstmaßnahmen |
Lungenerkrankungen | ||
Asthma bronchiale/Status asthmaticus (12.8) |
|
|
Lungenerkrankungen | ||
Lungenembolie(12.10.1) |
|
|
Pneumothorax(12.11.3), meist Spontanpneumothorax, sonst Trauma bekannt |
|
sofortige Überweisung ins Krankenhaus (bei Schocksymptomatik mit Notarztbegleitung) |
Lungenödem (10.7.3) |
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Thoraxtrauma |
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Abhängig von der Symptomatik, in schweren Fällen evtl.:
|
Erkrankungen von Luftröhre und Bronchien | ||
Fremdkörperaspiration (12.2.4) |
|
bei Atemnot:
|
Kehlkopferkrankungen | ||
Glottisödem(akutes Kehlkopfödem) |
|
|
Pseudokrupp (28.6.6) |
|
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Epiglottitis (28.8.4) |
|
|
Herzerkrankungen | ||
Herzinfarkt/Angina pectoris (10.6) |
|
|
Herzerkrankungen | ||
Herzinfarkt/Angina pectoris (10.6) |
|
|
akute Herzinsuffizienz (10.7.2) |
|
|
Sonstige Ursachen | ||
psychogen bedingte Hyperventilation (12.4.6) |
|
|
Störungen des Atemzentrums, z. B. bei Schlaganfall (23.5.1) | zusätzlich neurologische Ausfälle wie:
|
|
anaphylaktischer Schock (22.6.2, dort auch Stadium 0–II) |
|
|
Aortenaneurysmaruptur (11.6.5) |
|
|
Differenzierung viszeraler und somatischer Schmerz.Schmerz(en):viszeralerSchmerz(en):somatischer
Schmerz | Viszeraler Schmerz | Somatischer Schmerz |
Ursprung | abdominale Hohlorgane | Peritoneum parietale (13.2.15) |
Ursache | Dehnung und Spasmus | Dehnung oder Gewebsschädigung |
Charakter | dumpf, bohrend oder nagend, kolikartig | scharf, schneidend und anhaltend |
Lokalisation | unbestimmt in Nabelgegend: Patient deutet grob mit flacher Hand | begrenzt umschrieben: Patient zeigt genau mit Fingerspitze |
Abnahme | bei Bewegung | durch Schonhaltung, oberflächliche Atmung |
Zunahme | in Ruhe | durch Bewegung, Erschütterung, Husten, Niesen |
Differenzialdiagnose des akuten Bauchschmerzes und Erstmaßnahmen.Nierenkolik:NotfallHarnverhalt
Ursache | Charakteristische Diagnosehinweise | Erstmaßnahmen |
Schmerzen im rechten Oberbauch | ||
Gallenkolik (14.6.1) |
|
|
perforiertes Ulcus duodeni(13.7.2) |
|
|
Leberruptur |
|
|
Schmerzen in der Mitte des Oberbauchs | ||
akute Pankreatitis(Bauchspeicheldrüsenentzündung 14.7.1) |
|
|
perforiertes Ulcus ventriculi(13.7.3) |
|
|
Schmerzen im linken Oberbauch | ||
Milzruptur |
|
|
Schmerzen im rechten oder linken Oberbauch | ||
Nierenkolik(16.8) |
|
|
Schmerzausstrahlung in den (Ober-)Bauch | ||
extraabdominale Ursachen:
|
|
abhängig von der Ursache |
Diffuser Bauchschmerz bzw. Schmerzen, die an verschiedenen Stellen vorkommen können | ||
infektiöse Gastroenteritis (25.14.2) |
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von mehreren Faktoren abhängig (z. B. Stärke und Dauer der Beschwerden, Patientenalter) – ggf. Meldepflicht beachten! |
Ileus (Darmverschluss 13.4.9) |
|
|
generalisierte Peritonitis (13.4.10) |
|
|
Aneurysmaruptur(11.6.5) |
|
|
Mesenterialinfarkt(11.6.3) |
|
|
Schmerzen im rechten Unterbauch | ||
Appendizitis(13.8.4) |
|
sofortige Überweisung ins Krankenhaus zur operativen Therapie, bei Schockzeichen mit Notarztbegleitung |
Invagination(28.6.3) |
|
|
Schmerzen in der Mitte des Unterbauchs | ||
Harnverhalt, akuter |
|
sofortige Überweisung zum Arzt zur Katheterisierung |
Schmerzen im linken Unterbauch | ||
Divertikulitis, akute (13.8.5) |
|
Krankenhauseinweisung zur parenteralen Therapie |
Extraabdominale bzw. im kleinen Becken gelegene Ursachen; Symptome und Erstmaßnahmen sind von der Ursache abhängig:
|
Übersicht über die verschiedenen mechanischen Wunden und ihre Bezeichnung. Die genannten Wundarten können auch kombiniert auftreten, etwa als Riss-Quetsch-Wunde.
Bezeichnung | Zeichnung | Kurzcharakterisierung |
Platzwunden |
![]() |
durch starken Druck oder Schlag bedingte oberflächliche Wunden mit ausgerissenen Wundrändern (Aufplatzen der Haut) und Prellung benachbarter Gewebe |
Schnittwunden |
![]() |
durch scharfe Instrumente entstandene, unterschiedlich tiefe Wunden mit glatten Rändern ① |
Quetschwunden | Wundentstehung ähnlich wie bei der Platzwunde, jedoch oft Zerstörung tieferer Gewebeschichten mit Bildung tiefer Wundtaschen. Hautoberfläche evtl. intakt ② | |
Risswunden | durch scharfe/spitze Instrumente (z. B. Nägel) bedingte Wunden mit unregelmäßigen, zerfetzten Wundrändern (Haut ist zerrissen und nicht zerschnitten) ③ | |
Stichwunden |
![]() |
durch spitze Instrumente verursachte Wunden mit oft nur kleiner äußerer Wunde, aber tiefem Stichkanal ① |
Ablederungswunden (Décollement) | durch tangential einwirkende Kräfte (Scherkräfte) hervorgerufene, meist großflächige Wunden mit Ablösung oberflächlicher von tiefen Hautschichten bzw. der Haut von tiefer liegenden Weichteilen ② | |
Schürfwunden | oberflächliche Wunden mit Zerstörung nur der oberen Hautschichten bis zur Lederhaut. Durch Eröffnung der Blutgefäße in der Lederhaut punktförmige Blutungen ③ | |
Kratzwunden | in der Regel durch Tierkrallen verursachte oberflächliche Risswunden ④ | |
Schusswunden |
![]() |
durch Schuss entstandene Wunden mit oft erheblicher Gewebezerstörung ① |
Pfählungsverletzungen | durch Einstoßen pfahlartiger Gegenstände verursachte Wunden. Oft sehr tief und mit erheblicher Gewebezerstörung einhergehend ② | |
Bisswunden | durch Tier- oder Menschenbiss bedingte Wunden mit unterschiedlicher Gewebequetschung in Abhängigkeit von der Größe des Tiers ③ |
Erstversorgung von blutenden Wunden und Gefäßverletzungen.
Blutung bzw. Verletzung | Erstmaßnahmen |
geringe Blutung |
|
schwere Blutung | Druckverband (Abb. 30.22) anlegen:
|
schwere Blutung, die trotz Druckverband nicht steht |
|
schwere Extremitätenblutung |
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lebensbedrohliche arterielle Blutung (z. B. Amputationsverletzung 30.12.10) | Wenn andere Möglichkeiten erfolglos waren: Abbinden mit Blutdruckmanschette (Abb. 11.47) oder Krawatte (Beginn der Abbindung unbedingt dokumentieren) |
Zeichen der Fraktur und Luxation.LuxationenFrakturen
Unsichere Zeichen | Sichere Zeichen | |
Fraktur (9.5.7) |
|
|
Luxation (9.6.4) |
|
|
Schweregrade einer Vergiftung.
Schweregrad | Symptomatik |
I | Patient schläfrig, aber ansprechbar. |
II | Patient ist nicht ansprechbar, reagiert aber auf leichtere Schmerzreize. |
III | Patient reagiert gering auf starke Schmerzreize. |
IV | Patient reaktionslos auch auf max. Schmerzreize, alle Reflexe fehlen. |
Wichtige Drogenintoxikationen und Entzugssyndrome.
Art der Intoxikation | Symptome | Maßnahme |
Opiatintoxikation (z. B. Morphium, Heroin, Methadon) |
|
|
Opiatentzugssyndrom |
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Halluzinogenintoxikation (z. B. LSD, Mescalin, Psylocybin) |
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Kokainintoxikation |
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Amphetaminintoxikation (z. B. Amphetamin, Methamphetamin, Methylphenidat und entsprechende Abkömmlinge, z. B. Designerdrogen wie Ecstasy) |
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Weitere Vergiftungen.KohlenmonoxidvergiftungKohlendioxidvergiftungKnollenblätterpilzvergiftung
Substanz | Symptome | Erstmaßnahmen (30.13.1) |
Kohlenmonoxid (CO) | je nach Schweregrad:
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Kohlendioxid (CO2) | je nach Schweregrad:
|
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Reinigungsmittel(z. B. Spül-/Waschmittel) |
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Insektizide(z. B. Parathion, Dimethoat) | je nach Schweregrad:
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Reizgase |
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Knollenblätterpilz | Pilzverzehr in der Anamnese; Vorkommen Juni bis OktoberVergiftungen zeigen einen typischen dreiphasigen Verlauf:
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Stadien der Unterkühlung.
Stadium | Körpertemperatur | Symptome |
I | 37–34 °C | Patient bewusstseinsklar, Muskelzittern, Schmerzen, RR und Puls erhöht, Haut blass und kalt |
II | 34–30 °C | Schläfrigkeit, Reflexe abgeschwächt, keine Schmerzen, RR und Puls erniedrigt, nach einem Tag Hautödem und -blasen |
III | 30–27 °C | Koma (Scheintod), Puls nicht tastbar, minimale Atmung, keine Reflexe, evtl. Herz-Kreislauf-Stillstand, Pupillenerweiterung, bei erfolgreicher Erwärmung/Reanimation nach einer Woche Hautnekrosen |
Notfälle in der Schwangerschaft.
Auftreten im Schwangerschaftsverlauf | Typische Symptome | Notfall | Querverweis |
1. Trimenon | zunehmende, einseitige, wehenartige Unterbauchschmerzen (seltener auch plötzlich einsetzende, stärkste Unterbauchschmerzen), vaginale Blutung, evtl. Schocksymptome | Extrauteringravidität | 27.2.5 |
1.–2. Trimenon | leichte vaginale Blutung ohne Schmerzen (drohender Abort) bis hin zu mittelstarker bis starker Blutung mit Abgang von Koageln und ziehenden, wehenartigen Unterbauchschmerzen (irreversibles Abortgeschehen), evtl. Fieber (fieberhafter/septischer Abort) | Abort | 27.2.6 |
2.–3. Trimenon | regelmäßige Wehentätigkeit vor der 37. SSW, Blasensprung mit Fruchtwasserabgang, Zeichnen (Abgang blutig tingierten Schleims) | drohende Frühgeburt | 27.3.2 |
bei Rückenlage der Schwangeren Blutdruckabfall, Tachykardie, Blässe, Kaltschweißigkeit, Schwindel, Übelkeit bis hin zum Schock und zur Bewusstlosigkeit | Vena-cava-Kompressionssyndrom | 27.2.3 | |
3. Trimenon | generalisierte Ödeme, Bluthochdruck, Eiweißausscheidung im Urin, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Ohrensausen, Schläfrigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Unruhe | Präeklampsie | 27.2.3 |
tonisch-klonische Krämpfe, Zyanose, Zungenbiss, Bewusstlosigkeit | Eklampsie | 27.2.3 | |
Schmerzen im rechten Oberbauch oder Epigastrium, Übelkeit und/oder Erbrechen, evtl. in Verbindung mit starken Kopfschmerzen und Sehstörungen (als Zeichen der Präeklampsie) | HELLP-Syndrom | 27.2.3 | |
schwallartiger Abgang von Fruchtwasser vor Beginn der Eröffnungswehen | vorzeitiger Blasensprung | 27.3.1 | |
schmerzlose, anhaltende oder wiederkehrende vaginale Blutung vor Einsetzen von Wehentätigkeit und Blasensprung | Placenta praevia | 27.2.8 | |
heftiger, plötzlich auftretender Unterbauchschmerz, meist auch vaginale Blutung, brettharter Uterus (Dauerkontraktion), Angst, Schwindel, Atemnot, Ohnmacht, evtl. Schocksymptome | vorzeitige Plazentalösung | 27.2.8 |
Symptome und Erstmaßnahmen bei psychiatrischen Notfällen.Verwirrtheit:ErstmaßnahmenPrädelir:ErstmaßnahmenErregungszustand:ErstmaßnahmenDelir:Erstmaßnahmen
Syndrome | Symptome | Erstmaßnahmen |
akute Suizidalität(26.14) |
|
bei Suizidversuch:
|
Erregungszustände |
|
|
Verwirrtheitszustände |
|
je nach vermuteter Ursache (z. B. senile Demenz, Intoxikation, Trauma):
|
Bewusstseinsstörungen(30.6) | Wachheit eingeschränkt von Bewusstseinstrübung bis Koma |
|
delirante Syndrome (Prädelir und Delir) (26.12.2) |
|
|
Notfälle
-
30.1
Was ist ein Notfall?1329
-
30.2
. Rettung1330
-
30.3
Basismaßnahmen zur Sicherung der Vitalfunktionen1332
-
30.4
Wiederbelebung: kardiopulmonale Reanimation1334
-
30.5
Lagerungen1339
-
30.6
Bewusstseinsstörungen1341
-
30.7
Schock1343
-
30.8
Akute neurologische Symptome1345
-
30.9
Akute Brustschmerzen1347
-
30.10
Akute Atemnot1348
-
30.11
Akute Bauchschmerzen (akutes Abdomen)1350
-
30.12
Unfälle und Verletzungen1353
30.12.1
Suche nach Verletzungen1353
30.12.2
Blutstillung und Wundverband1353
30.12.3
Augenverletzungen1355
30.12.4
Kanülenstichverletzung1355
30.12.5
Verletzung durch Tiere1355
30.12.6
Unfälle mit elektrischem Strom1356
30.12.7
Schädelbasisfraktur1357
30.12.8
Stumpfes Bauchtrauma1357
30.12.9
Polytrauma1357
30.12.10
Erstversorgung bei Amputationsverletzungen1358
30.12.11
Versorgung von Frakturen und Luxationen1358
-
30.13
Vergiftungen und Rauschzustände1359
-
30.14
Verätzungen1362
-
30.15
Hitze- und kältebedingte Notfälle1362
-
30.16
Beinaheertrinken1366
-
30.17
Geburtshilfe im Notfall1366
-
30.18
Psychiatrische Notfälle1367
30.1
Was ist ein Notfall?
Notfall: Es werden zwei Arten unterschieden
•
akut lebensbedrohlicher Notfall, bei dem die lebenswichtigen Funktionen (Vitalfunktionen: Bewusstsein, Puls, Atmung) des Patienten gestört sind oder eine solche Störung unmittelbar droht
•
potenziell bedrohlicher Notfall mit der Gefahr von bleibenden Schäden oder Tod des Patienten – dies ist die in der Praxis deutlich häufigere Situation
In jeder Notfallsituation muss der Patient möglichst rasch in ärztliche Behandlung.
•
Störungen des Bewusstseins, z. B. durch Ausfall der Atmung oder des Kreislaufs, Gewalteinwirkung auf den Kopf (Schädel-Hirn-Trauma), Schlaganfall, hirnbedingte Krampfanfälle oder Vergiftungen
•
Störungen der Herzaktion, z. B. durch Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Blutungen in die Herzhöhle oder schwerwiegende Herzrhythmusstörungen
•
Störungen des Kreislaufs, z. B. durch Blutverlust bei inneren Blutungen, aber auch als Folge eines Pumpversagens des Herzens oder Flüssigkeitsmangel
•
Störungen der Atmung, z. B. durch Verlegung der Atemwege (Zurückfallen der Zunge beim Bewusstlosen, Aspiration von Gegenständen, Schwellung durch Insektenstich), bei Brustkorbverletzun
gen oder als Folge von Herz-Kreislauf-Störungen.
•
akute Schmerzen, hohes Fieber, Stoffwechselentgleisungen oder Störungen von z. B. Sinnesorganen
•
Prüfung des Bewusstseins
•
Prüfung der Atmung
•
Prüfung des Pulses und Vitalfunktionendamit der Kreislaufsituation
Merke
Zu den Sofortmaßnahmen gehören:
•
Sichern
•
Retten
•
Vitalzeichen-Kontrolle zur Einschätzung der Situation
•
Lagern
•
lebensrettende Sofortmaßnahmen durchführen, also Beatmung und Herzdruckmassage
•
Blutstillung, Wundverband
•
Schockerstbehandlung
Tipp
•
Mit Notfallsituationen frühzeitig auseinandersetzen, diese regelmäßig in entsprechenden Kursen üben.
•
Immer Ruhe bewahren.
•
Überblick über Gesamtsituation verschaffen, dann Entscheidungen treffen.
•
Befunden und Maßnahmen (auch „negativer“ Ergebnisse wie z. B. Rippenbruch bei einer Herzdruckmassage) sorgfältig dokumentieren.
30.2
Rettung
30.2.1
Die Rettungskette
Das erste Glied: Sofortmaßnahmen
•
Absichern der Unfallstelle
•
Retten des Verunglückten aus Erstmaßnahmender Gefahrenzone
Das zweite Glied: Notruf
•
Wo geschah es? Durch eine genaue Angabe des Unfallorts mit Straße und Hausnummer kann sich der Rettungsdienst unnötiges Suchen ersparen.
•
Was geschah? Kurze Beschreibung der Unfallsituation.
•
Wie viele Verletzte?
•
Welche Art von Verletzungen?
•
Warten auf Rückfragen: Die Leitstelle wird evtl. zur Einschätzung der Situation Rückfragen stellen.
•
Rettungswagen (RW): mit Behandlungsraum zur Versorgung von NotfallpatientenRettungsleitstelle, besetzt mit Rettungsassistenten
•
Notarztwagen (NAW): mit Notarzt Rettungswagenbesetzter Rettungswagen
•
Notarzteinsatzfahrzeug: meist Kombi-Pkw mit umfangreicher notfallmedizinischerNotarztwagen Ausrüstung zur schnellen Beförderung eines Notarztes und NAWRettungsassistenten
•
Rettungshubschrauber
Achtung
Nach Prüfung der Vitalfunktionen sollte die Anforderung des Arztes bzw. Notarztes – bis auf seltene Ausnahmesituationen – immer die erste Maßnahme sein, bevor Sie mit der eigentlichen Versorgung des Notfallopfers beginnen.
Das dritte Glied: Erste Hilfe
•
Schockbekämpfung
•
Suche nach Verletzungen
•
Blutstillung
•
Anlegen von Verbänden
•
Ruhigstellung von Knochenbrüchen
Viertes und fünftes Glied
30.2.2
Grundregeln von Retten und Bergen
Retten: Befreiung von Personen aus einer Lebensgefahr, der sie sich nicht selbst entziehen können. Im Unterschied dazu spricht man vom „Bergen“ beim Einbringen von Verstorbenen, also z. B. von getöteten Unfallopfern.
•
Rauchverbot
•
BergenAbsicherung der Unfallstelle
•
Ausschalten der Zündung, Autoschlüssel stecken lassen
•
evtl. die Feuerwehr alarmieren bei eingeklemmten Personen, brennendem Fahrzeug oder Brandgefahr
30.2.3
Rautek-Griff
30.2.4
Abnehmen des Helms bei Zweiradfahrern
Merke
Der Helm muss in folgenden Fällen abgenommen werden:
•
Bewusstlosigkeit
•
Beeinträchtigung der Vitalfunktionen
•
Erbrechen (Aspirationsgefahr)
•
Visier des Helms öffnen, evtl. Brille abnehmen, evtl. Kinnriemen des Helms durchschneiden.
•
Erster Helfer fixiert den Kopf des Betroffenen: Helmunterrand und Unterkiefer fassen und Längszug ausüben.
•
Zweiter Helfer öffnet den Helmverschluss und übernimmt die Fixierung des Kopfes: mit den Fingern Hinterkopf und Nacken stützen, Daumen auf den Unterkiefer auflegen und Längszug ausüben.
•
Erster Helfer entfernt vorsichtig den Helm: erst im Nackenbereich bewegen, dann mit Kippbewegung über die Nase ziehen.
•
Nach Helmabnahme: erster Helfer übernimmt vorsichtig den Kopf unter Längszug
•
Falls vorhanden, legt der zweite Helfer eine Halskrawatte an.
Tipp
Beim Abnehmen des Helms muss die ganze Zeit ein Längszug aufrechterhalten werden, damit evtl. vorliegende Verletzungen der HWS nicht zu irreversiblen Schäden oder gar zum Tode des Verletzten führen.
30.3
Basismaßnahmen zur Sicherung der Vitalfunktionen
•
Kontrollieren Sie das Bewusstsein (30.3.1) durch laute Ansprache und Rütteln.
•
Reagiert der Patient nicht, rufen Sie um Hilfe.
•
Anschließend prüfen Sie die Atmung (30.3.2). Zunächst werden die Atemwege frei gemacht, indem der Nacken des Betroffenen leicht überstreckt wird. Die nachfolgende Atemprüfung – Schauen auf Brustkorbbewegungen, Hören auf Atemgeräusche, Fühlen von Luftbewegungen – sollte nicht länger als 10 Sek. dauern.
•
Atmet der Verletzte normal, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage.
•
Ist keine normale Atmung vorhanden, wird sofort der Rettungsdienst alarmiert. Sind Sie als Helfer alleine, müssen Sie möglicherweise den Patienten für kurze Zeit alleine lassen.
•
Bei bewusstlosen Erwachsenen ohne „normale“ Atmung, wegen des Verdachts auf Kammerflimmern, sofort den Rettungsdienst alarmieren („call first“), erst dann reanimieren (s. u.). Bei anderen Ursachen, wie z. B. Trauma, Vergiftung, Ertrinkungsunfall kann ggf. eine andere Reihenfolge (Durchführung eines Reanimationszyklus von 5 × 30:2, dann Notruf) sinnvoll sein, ebenso das Prüfen der Kreislaufsituation (30.3.3).
•
Beginnen Sie schnellstmöglich mit der Herzdruckmassage (30.4.2).
•
Nach 30 Thoraxkompressionen werden 2 Beatmungen gegeben. Wenn die Atemspenden zu keiner sichtbaren Hebung des Brustkorbs führen, muss der Mundraum untersucht und ggf. ausgeräumt (Gebiss, Erbrochenes) werden.
•
Die Wiederbelebung durch jeweils 30 Thoraxkompressionen und 2 Beatmungen wird mindestens bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fortgesetzt.
•
Ist der Helfer alleine, führt er erst eine Minute lang Wiederbelebungsmaßnahmen durch und tätigt dann den Notruf.
•
Zuerst werden fünf Beatmungen gegeben, und danach wird geprüft, ob ein Kreislauf vorhanden ist. Erst dann wird mit der Thoraxkompression begonnen. Bei Kindern vom 2. Lebensjahr an bis zum Beginn der Pubertät werden die Basismaßnahmen wie bei den Erwachsenen durchgeführt: Im Verhältnis von 30:2 erfolgen die Thoraxkompressionen und die Atemspende. Sind allerdings zwei professionelle Helfer zur Stelle, wird eine Wiederbelebung im Rhythmus von 15 Thoraxkompressionen und 2 Beatmungen (15:2) durchgeführt.
•
Bei Neugeborenen wird nach wie vor im Verhältnis von 3 Thoraxkompressionen zu einer Beatmung (3:1) reanimiert.
30.3.1
Prüfung des Bewusstseins
Bewusstlosigkeit: schwere Bewusstseinsstörung, bei der der Mensch nicht ansprechbar ist, d. h., er hat die Fähigkeit der räumlichen und zeitlichen Orientierung verloren und reagiert weder auf Fragen zur Person (z. B. nach dem Namen) noch auf Reize (z. B. Schmerzreize).
•
Durchblutungsstörungen oder Blutungen des Gehirns (etwa beim Schlaganfall 23.5.1)
•
Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute (Enzephalitis oder Meningitis)
•
Schädel-Hirn-Verletzungen in Folge eines Sturzes
•
Hirntumoren und -metastasen
•
epileptische Krampfanfälle
•
Vergiftungen (etwa mit Alkohol oder Schlaftabletten)
•
Stoffwechselentgleisungen, z. B. durch Funktionsstörungen der Leber, der Nieren, der Schilddrüse und beim Diabetes mellitus
•
Schock, z. B. bei zuvor nicht erkanntem „stummem“ Herzinfarkt (10.6.2)
Tipp
Reagiert ein angesprochener, ruhig daliegender Verletzter oder Erkrankter nicht, sollte er direkt, z. B. an den Schultern, angefasst werden. Erfolgt auch bei kräftigem Anfassen keine Reaktion, so ist er bewusstlos. Vorgehensweise:
•
Patienten laut ansprechen („Hallo, hören Sie mich?“).
•
Berührungsreize setzen (z. B. Rütteln an den Schultern).
•
Schmerzreize setzen (Kneifen in Oberarm- oder Oberschenkelinnenseite).
30.3.2
Prüfung der Atmung
Tipp
Atmet der Bewusstlose, so kann der Helfer dies sehen (Heben und Senken des Brustkorbs), hören (Atemgeräusche) und fühlen (Luftbewegung an seiner Wange). Die Atemprüfung soll nicht länger als 10 Sekunden dauern.
30.3.3
Prüfung des Kreislaufs
Achtung
Niemals beide Halsschlagadern gleichzeitig tasten. Die Zufuhr von Blut zum Gehirn wird dadurch evtl. eingeschränkt. Außerdem nicht zu stark drücken: Es kann ein bedrohlicher Kreislaufreflex ausgelöst werden, der im Extremfall zum Herzstillstand führen kann.
30.3.4
Maßnahmen bei nicht erforderlicher Reanimation
•
Verunglückte mit erhaltenem Bewusstsein je nach zugrunde liegender Erkrankung lagern.
•
Bewusstlose Verunglückte mit ausreichender Atmung in die stabile Seitenlage bringen.
•
Ist zwar ein Kreislauf vorhanden, die Atmung jedoch trotz anfänglicher Atemspende weiterhin ineffektiv, muss die Atemspende fortgeführt werden.
•
Regelmäßig Vitalzeichen kontrollieren: RR, Puls, Bewusstseinslage (mindestens alle fünf Minuten bis Hilfe kommt).
•
Dem Verunglückten gegenüber beruhigend und sicher auftreten.
•
Notarzt verständigen.
•
Patienten möglichst nicht alleine lassen.
30.4
Wiederbelebung: kardiopulmonale Reanimation
Kardiopulmonale Reanimation (cardiopulmonale reanimation, CPR, Herz-Lungen-Wiederbelebung): Maßnahmen zur Wiederbelebung, die immer dann beginnt, wenn die Prüfung der Vitalfunktionen eine vitale Bedrohung des Betroffenen ergibt (nicht vorhandene Atmung, nicht vorhandener Kreislauf).
30.4.1
A = Atemwege freimachen
•
Der Helfer entfernt alle sichtbaren Fremdkörper, z. B. Erbrochenes, Atemwege:freimachenaus dem Mund (Ausräumung mit dem Finger, bei Verfügbarkeit auch mit Magill- oder Kornzange und Tupfer). Fest sitzende Zahnprothesen werden belassen, lockere herausgenommen.
•
Eine Handabsaugpumpe erleichtert das Entfernen von Blut, Schleim oder Erbrochenem sehr. Das kleine Gerät ist empfehlenswert für jede Notfalltasche.
•
Beim Bewusstlosen sackt die Zunge oft nach hinten und verlegt die Atemwege. Überstrecken des Kopfes nackenwärts und zusätzliches Anheben des Unterkiefers beseitigen das Hindernis (Abb. 30.7). Die maximale Überstreckung des Kopfes sollte am besten schon bei der Prüfung der Atmung (Abb. 30.5) durchgeführt werden.
•
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, um eine Spontanatmung in Gang zu setzen, so wird der Unterkiefer durch einen speziellen Griff weit nach vorn geschoben (Esmarch-Handgriff Abb. 30.8).
Achtung
Bei Verdacht auf eine Halswirbelsäulenverletzung besteht bei Drehung oder Überstreckung des Kopfes des Verletzten die Gefahr einer Querschnittslähmung! Eine sehr vorsichtige Durchführung des Esmarch-Handgriffs ist in einer Mittelposition des Kopfes aber möglich. Bei einem Atemstillstand ist zur Lebensrettung die vorsichtige Überstreckung des Kopfes trotzdem erforderlich, damit der Verletzte beatmet werden kann. Die Lebensrettung geht in diesem Fall vor.
Achtung
Die Effektivität des Heimlich-Handgriffs ist umstritten, und die Verletzungsgefahr ist groß. Er sollte nur in lebensbedrohlichen Situationen angewandt werden!
Wichtig: Dokumentation der Maßnahme für weiterbehandelnde Ärzte (Abdomenultraschall: Leber, Milz).
30.4.2
H = Herzdruckmassage
Achtung
Unerlässlich ist eine harte Unterlage (z. B. Fußboden, Brett im Bett), da sonst die Kompressionsbewegungen des Helfers „verpuffen“ und der Verletzte lediglich tiefer in die Unterlage hineingedrückt wird.
Auffinden des Druckpunkts
•
Mit der einen Hand vom Hals abwärts das obere Ende des Sternums aufsuchen, an dem seitlich die Schlüsselbeine zusammenlaufen. Diese Stelle ist als knöcherne Grube zu tasten.
•
Mit der anderen Hand an einem der unteren Rippenbögen entlang aufwärts Richtung Körpermitte bis zu der Stelle fahren, an der der andere Rippenbogen beginnt. Hier findet sich das untere Ende des Brustbeins.
•
Ballen einer Hand genau in die Mitte zwischen die getasteten Punkte legen, Handballen darüber legen und Finger verschränken.
•
Beide Ellenbogen durchstrecken.
Durchführung der Herzmassage
Ein-Helfer-Methode
Zwei-Helfer-Methode
Merke
Die geglückte Wiederbelebung erkennt der Helfer daran, dass der Puls am Hals tastbar wird und die Atmung wieder einsetzt. Daher wird der Puls an der A. carotis nach je vier Zyklen (oder einmal pro Minute) überprüft. Die Hautfarbe des Reanimierten sollte sich normalisieren und die Pupillen klein bleiben. Vorher erweiterte Pupillen werden wieder eng.
Herzdruckmassage bei Kindern
30.4.3
A = Atemspende
Mund-zu-Nase- und Mund-zu-Mund-Beatmung
-
•
Als erstes überstreckt der Helfer den Kopf des Patienten.
-
•
Der Helfer verschließt bei der Mund-zu-Nase-Beatmung den Mund durch Druck des Daumens Beatmung/Atemspende:Mund-zu-Mund-Beatmungauf die Unterlippe in Richtung Oberlippe (Abb. 30.14). Ist der Mund Beatmung/Atemspende:Mund-zu-Nase_Beatmungnicht richtig verschlossen, kann die in die Nase eingeblasene Luft wieder entweichen! Bei der Mund-zu-Mund-Beatmung wird die Nase mit Daumen und Zeigefinger der auf der Stirn liegenden Hand verschlossen. Gleichzeitig wird das Kinn nach oben gezogen.
-
•
Ist der Mund verschlossen, bläst der Helfer seine Ausatemluft vorsichtig in die Nase des Patienten ein. Das anschließende Luftholen erfolgt am besten zur Seite hin.
-
•
Bei richtiger Beatmungstechnik hebt und senkt sich der Brustkorb. Ist dies nicht der Fall sind evtl. die Atemwege verlegt. Oberste Priorität hat dann die Thoraxkompression.
-
•
Danach setzt er die Beatmung nach seinem eigenen Atemrhythmus (entspricht ca. 12-mal pro Minute beim Erwachsenen) fort.
Besonderheiten bei Säuglingen und Kleinkindern
Beutel-Masken-Beatmung
Achtung
Da immer mehr Menschen allergisch auf Latex (Naturkautschuk) reagieren, sollten Sie grundsätzlich nur latexfreie Beatmungsbeutel benutzen.
Beenden der Beatmung
30.4.4
D = Defibrillation
Achtung
Während des Elektroschocks darf niemand den Patienten berühren!
Die Reanimation darf nicht auf nassem Boden stattfinden, weil der Strom dann durch Weiterleitung die Helfer gefährden könnte.
30.4.5
D = Drugs = Medikamente für die kardiopulmonale Reanimation
Notfallmedikamente
•
Sauerstoff: Er kann bei einem durch Ausfall der Lungenfunktion bedingten Sauerstoffmangel die Überlebenszeit verlängern. O2 sollte deshalb so rasch wie möglich eingesetzt werden, auch in der Heilpraktikerpraxis! Vorsicht ist allerdings bei spontan atmenden Notfälle:MediamentePatienten mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen gegeben.
•
Rp Adrenalin i. v. (1 mg auf 10 ml verdünnt): Es stimuliert das sympathische Nervensystem und fördert dadurch die Schlagkraft, die Schlagfrequenz, die Reizleitung und die Erregbarkeit des Herzens. Alle diese Effekte sind erwünscht, um das Herzmaximal zu stimulieren.
•
Rp Atropin i. v. (0,5 mg): Bei langsamem Herzschlag (Bradykardie) oder hochgradigem AV-Block wird Atropin gegeben, das den dämpfenden Einfluss des Parasympathikus vermindert. Es steigert dadurch die Erregungsüberleitung vom Herzvorhof zur Herzkammer. Außerdem erhöht es die Frequenz im Sinusknoten, macht das Herz aber auch für Herzrhythmusstörungen empfindlicher.
•
Rp Amiodaron und Lidocain i. v. (0,5–1 mg/kg KG): Ergibt das EKG die Diagnose eines Kammerflimmerns oder Kammerflatterns, so wird Amiodaron eingesetzt, falls eine dreimalige Defibrillation erfolglos bleibt. Es dämpft die Erregungsleitung und die Bildung von Extrasystolen in der Herzkammer. Der Herzschlag wird dadurch normalisiert. Lidocain wird nur eingesetzt, falls Amiodaron nicht verfügbar ist.
Merke
Grundsätzlich ist es immer günstig, vor Eintreffen des Notarztes einen sicheren venösen Zugang (oder mehrere) zu legen. Die jeweils sinnvollen weiteren Maßnahmen hängen von der Ursache der Erkrankung ab.
Abbruch der Reanimation
•
Es besteht länger als 30 Minuten nach Beginn einer ordnungsgemäß durchgeführten Reanimation ein zerebraler Kreislaufstillstand (weite, lichtstarre Pupillen, Bewusstlosigkeit, fehlende Spontanatmung); Ausnahme ist die Reanimation bei Unterkühlung oder Intoxikation, da hier die Überlebenszeit des Körpers länger ist.
•
Im EKG gibt es länger als 15 Minuten bestehende Zeichen des Herztods (Asystolie).
•
Zwischenzeitliches Auftreten sicherer Todeszeichen
•
Während der Reanimation ergeben sich aus der Vorgeschichte Hinweise auf die Sinnlosigkeit der Bemühungen
30.5
Lagerungen
30.5.1
Übersicht (Abb. 30.18, Tab. 30.4)
30.5.2
Stabile Seitenlagerung
•
Bei Brillenträgern ist die Brille abzunehmen.
•
Der Helfer tritt seitlich an den Bewusstlosen heran, hebt ihn in Hüfthöhe an und schiebt dessen einen Arm so weit wie möglich unter die Hüfte. Dabei ist darauf zu achten, dass der Arm gestreckt und die Hand flach ist, um dem Bewusstlosen keine Finger zu brechen.
•
Danach beugt er das auf derselben Seite liegende Bein des Bewusstlosen und stellt den Fuß an das Gesäß des Bewusstlosen.
•
Daraufhin fasst der Helfer die ihm abgewandte Schulter des Patienten zusammen mit dessen Hüftgegend und zieht den ganzen Patienten zu sich herüber. Die auf seiner Seite gelegene Schulter und Hüfte des Patienten sind hierbei Drehpunkte des Rumpfes. Bei dieser Drehbewegung stützt der Helfer den Körper des Patienten mit seinem Bein ab und achtet auch darauf, dass dessen Kopf nicht auf den Boden fällt.
•
Nun zieht er den Arm, der unter dem Körper des Bewusstlosen liegt, behutsam am Ellenbogen etwas hervor. Dadurch liegt der Verletzte nicht mehr auf dem Oberarm, sondern auf der Schulter. Dies stabilisiert seine Lage.
•
Anschließend fasst der Helfer den Kopf des Patienten an Kinn und Stirn und beugt ihn nackenwärts. Dabei wendet sich das Gesicht des Patienten zur Erde.
•
Zur Stabilisierung der Kopflage schiebt er die Finger der auf Helferseite liegenden Patientenhand unter dessen Wange. Dabei ist darauf zu achten, dass die Handfläche nach unten zeigt. Andernfalls könnte sich in der entstehenden „Napfform“ Erbrochenes sammeln, das der Notfallpatient trotz Seitenlage aspirieren könnte.
•
Atmung und Bewusstsein sind ständig zu überwachen und bei Änderung entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Tipp
Eine Rettungsdecke aus aluminiumbedampfter PET-Folie, die sich in jedem neuen Erste-Hilfe-Kasten befindet, schützt Patienten vor Nässe, Kälte und Hitze.
30.6
Bewusstseinsstörungen
•
Benommenheit: Die leichteste Form der Bewusstseinsstörung geht einher mit verlangsamtem Denken und Handeln. Der Patient ist relativ wach und örtlich, zeitlich und zur eigenen Person (Name, Wohnort, Geburtstag) orientiert.
•
Somnolenz: Darunter versteht man eine abnorme Schläfrigkeit. Der Patient istBenommenheit für kurze Zeit weckbar und gerade noch zu Ort, Zeit und Person orientiert, vermag aber nur noch einfache Fragen zu beantworten.
•
Sopor: Es handelt sich umKoma:Somnolenz einen schlafähnlichen Zustand. Der Patient ist Somnolenzdurch Ansprache nicht mehr weckbar, wohl aber durch Schmerzreize (z. B. Kneifen in die Oberarm- oder Oberschenkelinnenseiten). Er ist dann allerdings nicht Koma:Sopororientiert.
•
Koma: So wird die tiefe Bewusstlosigkeit bezeichnet. Der SoporKranke ist auch durch Schmerzreize nicht weckbar; je nach Komatiefe sind allerdings noch motorische Reaktionen auf Schmerzreize möglich. Bei einem Koma liegt die Ursache nur bei 50 % der Patienten im zentralen Nervensystem selbst. Bei den übrigen 50 %Koma der Kranken sind Vergiftungen (30.13), Stoffwechselentgleisungen oder Schockzustände (11.5.3) für die Bewusstlosigkeit verantwortlich. Tabelle 30.5 fasst die metabolisch (stoffwechsel-)bedingten Formen des Komas zusammen. Neben der Schocksymptomatik (11.5.3) zeigt der Patient oft Symptome, die auf die Ursache des Komas hinweisen. Hilfreich ist häufig auch die Fremdanamnese.
30.7
Schock
Schock: akuter, anhaltender (persistierender) Sauerstoffmangel in allen Organen mit Mikrozirkulationsstörungen; je nach Ursache können zu den allgemeinen Schockzeichen noch spezifische Symptome und körperliche Befunde (Tab. 30.6) hinzukommen.
•
Patienten beruhigen und entsprechend der Schockursache lagern (Tab. 30.4) bzw. bei SchockBewusstlosigkeit stabile Seitenlage.
•
Notarzt Notfälle:Schockbenachrichtigen (lassen).
•
Mehrere großlumige venöse Zugänge legen.
•
Wenn vorhanden, Sauerstoff über Maske oder Nasensonde (4–6 l/Min.) geben.
•
Vitalzeichen engmaschig kontrollieren, v. a. Bewusstseinszustand, RR, Puls, Atmung, aber auch Hautfarbe und Körpertemperatur.
•
Patienten warm zudecken.
Tipp
Bei allen Schockformen (Ausnahme: kardiogener Schock!) ist eine großzügige Volumensubstitution erforderlich, z. B. 1.000–1.500 ml NaCl 0,9 % oder Ringer-Lösung, die über einen (evtl. auch mehrere) i. v.-Zugang mit max. Tropfgeschwindigkeit infundiert wird (evtl. Plastikinfusionsflasche durch Helfer oder mittels Blutdruckmanschette komprimieren).
Sauerstoffgabe bei Schock oder Atemnot
Achtung
Atemlähmung durch Sauerstoffgabe!
Umgang mit Sauerstoffflaschen
•
Bei Herz-Kreislauf-Stillstand Reanimation vornehmen (30.4).
•
Flaschen dürfen nicht fallen! Volle Flaschen liegend oder stehendSauerstoff-Sets:Notfall fixieren (z. B. anketten).
•
Vorsicht vor Feuer! Rauchverbot! Sauerstoff selbst ist zwar nicht brennbar, fördert aber die Verbrennung. Nur in Räumen mit Fenster, nicht aber in explosionsgefährdeten Räumen oder unter Sonneneinstrahlung (Fenster) bzw. Wärmeeinwirkung (Heizung) lagern.
•
Vorsicht vor Fett! Die Ventile dürfen nicht mit Fett (z. B. durch eingecremte Hände) oder Öl (z. B. zum „Schmieren“ der Mechanik) in Berührung kommen (Explosionsgefahr!).
•
Nur mit geschlossenem Ventil und befestigter Schutzkappe transportieren.
•
Beim Öffnen der Flaschen keine Gewalt anwenden.
•
Bei Störungen keine Selbstreparatur versuchen, Reparaturservice anfordern.
O2-Nasensonde
O2-Brille
Sauerstoffmaske
Achtung
Bei der O2-Gabe über die Maske kann der Patient – im Gegensatz zur Beatmung über die Sauerstoffnasensonde oder -brille – weder zusätzlich Frischluft einatmen noch CO2-abatmen. Deshalb darf der Sauerstofffluss bei der Gabe über die Sauerstoffmaske nicht unter 5 l pro Minute absinken, da sonst ein CO2-Stau in der Maske auftreten kann und infolgedessen auch die O2-Zufuhr viel zu gering ist.
30.8
Akute neurologische Symptome
•
Bewegungsstörungen (Hyperkinesie, Akinesie)
•
Bewusstseinsstörungen
•
akutem Kopfschmerz
•
Krampfanfall
•
Lähmung (z. B. akute Hemiparese, generalisierte periphere Lähmung)
•
Meningismus
•
Schwindel (evtl. mit Übelkeit und Erbrechen)
•
akuten Sehstörungen (mit oder ohne Augenschmerzen)
30.9
Akute Brustschmerzen (Tab. 30.11)
30.10
Akute Atemnot
•
Kontrolle der Atemnot:ErstmaßnahmenVitalfunktionen (30.3)
•
Alarmieren des Notarztes
•
Notfälle:Brustschmerzen, akuteatemunterstützende Lagerung, meist erhöhter Oberkörper
•
Atemnot:Erstmaßnahmenbeengende Kleider entfernen, evtl. Fenster öffnen
•
wenn vorhanden, Sauerstoffgabe über Maske oder Nasensonde (6 l pro Minute, Gefahr der Atemlähmung bedenken, dann besser nur 2–4 l pro Minute über Nasensonde)
•
i. v.-Zugang legen
•
Vitalzeichen kontrollieren, evtl. Reanimation (30.4)
30.11
Akute Bauchschmerzen (akutes Abdomen)
•
Schmerzanamnese: Schmerzbeginn, -charakter, -lokalisation, -ausstrahlung
•
bestehende Erkrankungen des Bauches, des Herzens oder des Stoffwechsels (z. B. Diabetes mellitus)
•
Medikamentenanamnese und Alkoholkonsum
•
Fieber
•
(letzter) Stuhlgang und (letzte) Miktion (Blasenentleerung)
•
bei Frauen: Zyklus und letzte Regel
•
Blutdruck und Puls messen, auf Schockzeichen achten
•
Inspektion: Lage des Patienten (ruhig/unruhig), Facies abdominalis (blasse Gesichtsfarbe, eingefallene Wangen, spitze Nase, halonierte Augen), Bauchnarben, Mund- oder Körpergeruch (12.4.5), Prellmarken, Hämatome in Leber- oder Milzgegend
•
Auskultation des Abdomens, evtl. auch gleich Herz und Lunge
•
Palpation: Schmerzort vom Patienten zeigen lassen, mit warmen Händen vorsichtig zum Schmerzzentrum vortasten, Untersuchung der Bruchpforten nicht vergessen
•
Perkussion
•
rektale Untersuchung
•
Temperatur rektal und axillär
Tipp
Bei akuten Bauchschmerzen gilt generell:
•
Patienten nichts essen und trinken lassen.
•
Vor Diagnosesicherung keine Schmerzmittel geben.
•
Oberkörper flach lagern mit Knierolle (Abb. 30.18)
•
I. v.-Zugang legen und Volumensubstitution bei drohendem Schock.
Achtung
Überweisen Sie den Patienten bei akuten Bauchschmerzen unklarer Ursache sofort zum Arzt, oder fordern Sie bei älteren Patienten, Kindern oder Säuglingen den Notarzt an. Auch undramatisch erscheinende Bauchschmerzen können lebensbedrohlich sein!
Tipp
Denken Sie bei Frauen im gebärfähigen Alter immer an eine Schwangerschaft (auch Extrauteringravidität) – sogar bei bestehender „Regelblutung“!
30.12
Unfälle und Verletzungen
30.12.1
Suche nach Verletzungen
Tipp
Bei der Suche nach Verletzungen muss immer der ganze Körper abgesucht und dazu evtl. Kleidung entfernt werden.
30.12.2
Blutstillung und Wundverband
Entstehung von Wunden
Wunde: Verletzung, bei der die Haut- bzw. Schleimhautoberfläche zerstört ist.
•
äußere Gewalteinwirkung, mechanische Wunden (Tab. 30.15)
•
Einwirkung Blutung(en):Erstversorgungextremer Temperaturen (VerbrennungenBlutstillung, bedingt durch offene Flammen oder heiße Gegenstände; Verbrühungen, verursacht durch Verletzungen:Blutungenheiße Flüssigkeiten; Erfrierungen)
•
Chemikalien, v. a. WundverbandVerätzungen durch Säuren oder Laugen (30.14)
•
WundformenRöntgenstrahlung, radioaktive Substanzen und durch zu starke Einwirkung von UVStrahlen
Kaum blutende Wunden
Tipp
Wegen Schwellneigung bei Verletzungen von Fingern und Hand immer Ringe, Armreifen und Uhren sofort entfernen!
Achtung
In jedem Fall müssen Sie – auch bei kleineren Verletzungen – den Tetanusschutz (22.5.5) des Patienten erfragen (Impfbuch). Ist dieser nicht ausreichend, müssen Sie den Patienten umgehend zur Durchführung der Tetanusprophylaxe zum Arzt überweisen.
Blutende Wunden und -Gefäßverletzungen
Merke
Für alle blutenden Verletzungen gilt:
•
verletzte Körperstelle nach Möglichkeit über Herzniveau lagern (Abb. 30.23)
•
bei stärkerer Blutung Sauerstoffgabe (falls vorhanden), i. v.-Zugang legen mit Infusion und ggf. weitere Schocktherapie (30.7)
30.12.3
Augenverletzungen
Augenverletzungen: durch tränende Augen, Schmerzen, Lidkrampf (Blepharospasmus), blutende Lider bzw. Augen oder offene Wunden charakterisierte Schädigungen am Auge.
Diagnostik
Vorgehen bei Augenverletzungen
Achtung
Bei jeder noch so kleinen, harmlos erscheinenden Augenverletzung oder -prellung muss eine augenärztliche Abklärung erfolgen. Bei Verdacht auf Perforation, Tränenwegsverletzung und größerer Lidverletzung ist eine sofortige Überweisung in eine Augenklinik erforderlich.
Sonderfall: Verätzung der Augen
•
Im Verätzung(en):AugeLiegen oder Sitzen Kopf zur betroffenen Seite neigen (lassenAugenverätzung), damit die Spülflüssigkeit (z. B. Isogutt® oder NaCl 0,9 %) nicht ins andere Auge läuft.
•
Zum Eigenschutz Handschuhe anziehen.
•
Augenlider ektropionieren oder mit Daumen und Zeigefinger spreizen.
•
Festsitzende Partikel vorsichtig mit einem (sterilen) Watteträger entfernen.
•
Auge(n):-spülungSpülflüssigkeit aus ca. 10 cm Entfernung von nasal nach temporal über das Auge und den Bindehautsack laufen lassen (Abb. 30.24).
•
Patienten während der Spülung auffordern, nacheinander nach oben, unten, links und rechts zu schauen, die Spülung erfolgt mit mehreren Litern Flüssigkeit und dauert mindestens 20 Min.
•
Evtl. anschließend Augenverband anlegen.
30.12.4
Kanülenstichverletzung
30.12.5
Verletzung durch Tiere
Insektenstich
Symptome und Diagnostik
Erstmaßnahmen bei Augenverletzungen
•
Oberkörper hoch lagern.
•
I. v.-Zugang mit Infusion (z. B. Ringer-Lösung) legen, damit ggf. bei auftretender Schocksymptomatik rasch Volumen substituiert werden kann.
•
Notfälle:AugenverletzungSterilen Verband über das ganze Auge, ggf. beidseitig Augenverletzungen, Erstmaßnahmenzur Ruhigstellung anbringen; Verband so locker anlegen, dass kein Druck auf den Augapfel entsteht (Perforationsgefahr).
•
Bei Fremdkörper (v. a. Kalkpartikel, Verätzungsgefahr) Augenspülung (Abb. 30.24) vornehmen.
•
Keine Salben ins Auge bringen.
Erstmaßnahmen bei Kanülenstichverletzung
•
Stichkanal 1–2 Minuten bluten lassen (vorsichtig auf Wunde drücken, Extremität nach unten halten).
•
Gründlich desinfizieren (3–5 Minuten Fingerbad, z. B. in Betaisodona®).
•
Durchgangsarzt (2.9.2) aufsuchen.
•
Notfälle:KanülenstichverletzungHIV- und Hepatitis-B-Serologie beim Patienten und beim Verletzten durchführen lassen.
Erstmaßnahmen bei Stich in den Mund-Rachen-Raum
Bei allergischer Reaktion oder bei Stich in den Mund-Rachen-Raum alarmieren Sie den Notarzt und leiten eine entsprechende Schocktherapie (30.7) ein.
•
Oberkörper hoch lagern.
•
Falls vorhanden, O2-Gabe verabreichen.
•
I. v.-Zugang legen mit Infusion.
•
Falls möglich, Kühlung mit „Eiskrawatte“ oder nassem Tuch vornehmen.
•
Sollte der Patient ein Sympathomimetikum (z. B. Adrenalin) oder Glukokortikoidspray bei sich tragen, sollte er 2–4 Hübe inhalieren.
•
Falls ein Gefährdeter ein Anaphylaxie-Set (Adrenalin und Dexamethason zur Injektion) für den Notfall bei sich trägt oder der Heilpraktiker es legal besitzt (22.6.2), wird es angewendet.
•
Bei allergischer Reaktion Vorgehen wie beim anaphylaktischen Schock (22.6.2).
Vorgehen bei Insektenstich
Zeckenbiss
Tipp
Richtiges Verhalten in gefährdeten (Wald-)Gebieten verringert das Risiko für Zeckenbisse erheblich (25.16.2).
Tierbiss
30.12.6
Unfälle mit elektrischem Strom
•
Stromart: Wechselstrom ist gefährlicher als Gleichstrom
•
Stromspannung: Hochspannung ist gefährlicher als Niederspannung
•
Stromstärke
•
Einwirkzeit
•
Hautwiderstand: feuchte Haut leitet Strom besser
•
Stromweg: der Stromfluss von Hand zu StromunfallHand ist weitaus gefährlicher als der Stromfluss von Hand zu Fuß
•
Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand: Herzrhythmusstörungen können sich noch Tage nach dem Stromunfall entwickeln!
•
Muskelverkrampfungen (besonders bei Wechselstrom): Hierdurch ist das Opfer oft nicht in der Lage, die Stromquelle loszulassen, sodass es zur verlängerten Stromeinwirkung kommt; plötzliche Muskelverkrampfungen können so stark sein, dass es zu Muskelrissen oder Knochenbrüchen kommt.
•
Zentralnervöse Schädigungen: Verwirrung, gestörte Atemregulation, Koma.
•
Atemstillstand: durch Lähmung des Atemzentrums im Gehirn oder durch Muskelverkrampfungen der Atemmuskulatur.
•
Verbrennungen: insbesondere an den Ein- und Austrittsstellen des Stroms kommt es zur Hitzeentwicklung mit entsprechenden Strommarken.
Merke
Hämodynamisch relevante Herzrhythmusstörungen können noch nach Tagen eintreten, ein eventuelles Kammerflimmern kann nur durch möglichst frühe Defibrillation behandelt werden. Deshalb muss jeder Stromunfallpatient stationär vorgestellt werden.
30.12.7
Schädelbasisfraktur
•
Brillen- oder Monokelhämatom (beid- oder einseitiger Bluterguss im Augenbereich)
•
Blut und/oder Liquor aus Mund, Nase oder Ohr
•
Hirnbreiaustritt Schädelbasisfrakturaus Ohr oder Nase
•
Verletzungen:SchädelbasisfraturMinderung des Hörvermögens (evtl. nur einseitig)
•
Schwindel
•
evtl. Hirnnervenlähmungen
30.12.8
Stumpfes Bauchtrauma
30.12.9
Polytrauma
Polytrauma (Mehrfachverletzung): gleichzeitig entstandene Verletzung mehrerer Organe oder Organsysteme, wobei eine der Verletzungen oder die Kombination der Verletzungen lebensbedrohlich ist.
Erstmaßnahmen bei Elektrounfall/Blitzschlag
•
Notarzt alarmieren – auch bei ”harmlos“ aussehendem Elektrounfall, denn lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen können jederzeit, auch nach Stunden, einsetzen. Eigensicherung (Abb. 30.26) vornehmen.
•
Verunglückten in Ruhelage Notfälle:Elektrounfallbringen, evtl. kardiopulmonale Reanimation und Schocktherapie (O2-Gabe, i. v.-Zugang mit Infusion).
•
Verbrennungen (Strommarken) steril abdecken.
Erstmaßnahmen bei Schädelbasisfraktur
•
Notarzt alarmieren.
•
Patienten lagern:
–
Kopfhochlagerung zur Vermeidung eines Sekretstaus beim wachen Patienten.
–
stabile Seitenlagerung beim Notfälle:Schädelbasisfrakturbewusstlosen Patienten.
•
Schocktherapie (30.7) Schädelbasisfraktur:Erstmaßnahmeneinleiten.
•
Vitalfunktionen überwachen.
•
Gegebenenfalls kardiopulmonale Reanimation (30.4) vornehmen.
Erstmaßnahmen bei stumpfem Bauchtrauma
•
Bei allen Polytraumatisierten auf die Leitsymptome eines Bauchtraumas achten (Schmerzen, Abwehrspannung der Bauchdecke, Schocksymptome).
•
Umgehend Notarzt informieren (lassen) und Verlegung in ein Krankenhaus vorbereiten.
•
Bauchtrauma, stumpfes:ErstmaßnahmenVitalzeichen engmaschig kontrollieren.
•
Oberkörper leicht erhöht lagern, bei Dyspnoe wird Sauerstoff verabreicht.
•
Traumatisierten beruhigen, ihn nicht alleine lassen.
•
Gegebenenfalls Materialien reichen zum Legen eines i. v.-Zugangs, Infusionstherapie überwachen.
Erstmaßnahmen bei Frakturen und Luxationen
•
Notarzt oder Rettungswagens benachrichtigen je nach Situation (bei geschlossenen Frakturen Notfälle:Frakturenkleiner Knochen, z. B. Finger, genügt Überweisung zum Notfälle:LuxationenChirurgen).
•
Möglichst großlumigen i. v.-Frakturen:ErstmaßnahmenZugang legen bzw. mehrere bei Beckenverletzungen, Frakturen der Luxationen:Erstmaßnahmengroßen Röhrenknochen oder Mehrfachverletzungen.
•
Keine unnötigen Bewegungen und keine Repositionsversuche durchführen.
•
Oberarm-, Unterarmfraktur, Fraktur im Bereich der Hand und Schulterluxation mit einem oder mehreren um den Hals geknoteten Dreieckstüchern (Abb. 30.27) ruhigstellen.
•
Beinfrakturen, Hüftgelenk- und Kniegelenkluxationen durch Umpolsterung von z. B. fest gerollten Kleidungsstücken, Decken oder Kissen ruhigstellen. Bei Verdacht auf Schädigung des Rückenmarks (23.11.3) oder Wirbelfrakturen Körperlage nicht verändern – außer bei unvermeidbarem Transport aus Gefahrenzone oder bei Bewusstlosigkeit (stabile Seitenlage erforderlich).
•
Achtung: Umlagerung nur vornehmen, wenn keine Nerven oder Gefäße verletzt sind, keine mechanischen Widerstände vorhanden sind und der Patient keine besonderen Schmerzäußerungen von sich gibt.
•
Bei größeren Frakturen Schocktherapie (30.7) vornehmen.
Erstmaßnahmen bei Amputation
•
Notarzt alarmieren.
•
Blutstillung und Wundversorgung vornehmen: In der Regel reicht es aus, einen stabilen Druckverband anzulegen; selten muss das Gefäß abgebunden werden, wodurch aber auch die Versorgung des Notfälle:AmputationRestgewebes hinter der Stelle, an der abgebunden wurde, Amputationgefährdet ist.
•
Schocktherapie einleiten (30.7).
•
Gegebenenfalls kardiopulmonale Reanimation (30.4) vornehmen.
•
Amputat versorgen bei vollständiger Abtrennung einer Gliedmaße (Abb. 30.28):
–
Amputat in sterile Kompressen wickeln
–
in Plastikbeutel legen und verschließen
–
diesen dann in einen zweiten Plastikbeutel mit Eiswürfeln und Wasser legen und verschließen
–
Achtung: auf keinen Fall direkter Kontakt des Amputats mit dem Eis!
30.12.10
Erstversorgung bei Amputationsverletzungen
Amputationsverletzung: traumatische Abtrennung einer Gliedmaße, meist nur unvollständig (subtotal).
30.12.11
Versorgung von Frakturen und Luxationen
30.13
Vergiftungen und Rauschzustände
30.13.1
Überblick
Merke
Gift kann über die Verdauungswege (sogenannte Ingestionsgifte), über die Atemwege (Inhalationsgifte) oder über die Haut (perkutane Gifte) aufgenommen werden. Auf allen drei Wegen gelangt die giftige Substanz in das Blut, sodass eine Schädigung des gesamten Organismus möglich ist (Abb. 30.29).
Symptome einer akuten Vergiftung
•
zentrale Störungen: Erregungszustand oder Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma, Krämpfe, Lähmungen, Kopfschmerzen, Schwindel
•
psychische Störungen: Aggressivität, Fantasieren, Depressionen, Gefühl des „High-Seins“
•
gastrointestinale Störungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
•
Leberschädigung: Symptome einer (toxischen) Hepatitis oderVergiftungen:akute sogar eines (tödlichen) Leberzerfalls (14.5.4)
•
Atem- und Kreislaufstörungen: Schock, Kreislaufstillstand, Atemlähmung, Pulsbeschleunigung oder -verlangsamung
Achtung
Die Kombination von Bewusstseinsstörungen und Erbrechen kann für den Vergifteten gefährlich werden: Durch die Bewusstlosigkeit und die gleichzeitige Verminderung der Schutzreflexe kann es zur Aspiration (Einatmung) von Erbrochenem kommen.
Schweregrad einer Vergiftung
Vorgehen bei Vergiftungen
Achtung
Während früher generell zum Auslösen von Erbrechen geraten wurde, wird diese Maßnahme heute sehr kritisch betrachtet: Besonders bei Bewusstlosigkeit, Vergiftungen mit Säuren, Laugen, fettlöslichen Substanzen oder Schaumbildnern ist das induzierte Erbrechen absolut kontraindiziert.
Schulmedizinische Therapie
•
Sicherung der Vitalfunktionen, evtl. kardiopulmonale Reanimation (30.4)
•
Anruf bei der Giftinformationszentrale
•
Diagnosesicherung (Sicherstellung von Material wie z. B. Tablettenresten, Gläsern, Urin oder Erbrochenem)
•
Im Krankenhaus evtl. Verringerung der Giftresorption durch induziertes Erbrechen, Magenspülung oder Gabe von Absorbenzien wie Aktivkohle
•
Gabe von Antidoten (Gegengiften)
•
Beschleunigung der Giftausscheidung (z. B. durch Hämofiltration oder Hämodialyse 16.5.1), Blutaustauschtransfusion oder medikamentös forcierte Diurese
30.13.2
Alkoholvergiftung
Achtung
Eine häufige Todesursache bei Alkoholvergiftung ist die Hypoglykämie, die leicht übersehen wird, bzw. an die oft nicht gedacht wird.
Symptome
•
bei mäßiger Vergiftung erhöhtes Selbstbewusstsein, das dann (bei weiterer Alkoholzufuhr) in eine Bewusstseinstrübung bis zum narkotischen Stadium übergehen kann
•
Alkoholvergiftung:ErstmaßnahmenStörung der motorischen Koordination, Verschlechterung der Konzentrationsfähigkeit, verlangsamte Reaktionen, Gedächtnisverlust für die zurückliegenden Stunden
•
Geruch nach Alkohol (Alkoholfötor)
•
erhöhte Wärmeabgabe durch Erweiterung der peripheren Gefäße (gerötetes Gesicht), häufig mit nachfolgender Unterkühlung
•
Erbrechen, erhöhter Harnfluss (Polyurie, Folge der durch Alkohol gehemmten ADH-Sekretion 16.4.2).
Schulmedizinische Therapie
30.13.3
Benzodiazepinvergiftung
30.13.4
Drogenintoxikation und Entzugssyndrome
Erstmaßnahmen bei Verdacht auf Vergiftung
•
Notarzt alarmieren.
•
Evtl. bei beschwerdefreien Patienten oder Patienten in gutem Allgemeinzustand zunächst Information für weiteres Vorgehen über Vergiftungszentrale einholen.
•
Vitalfunktionen Vergiftungen:Erstmaßnahmenüberwachen.
•
Schocktherapie einleiten (30.7).Notfälle:Vergiftung
•
Evtl. kardiopulmonale Reanimation vornehmen (30.4).
•
Evtl. Giftreste und Erbrochenes für eine spätere Untersuchung im Labor aufbewahren.
•
Patienten warm halten.
Erstmaßnahmen bei Alkoholvergiftung
•
Notarzt alarmieren (bei Bewusstlosigkeit) bzw. des Rettungswagens (bei Bewusstseinstrübung/Verwirrtheit).
•
Bewusstlose in stabile Seitenlage bringen (Schutz vor Aspiration).
•
Vor Alkoholvergiftung:ErstmaßnahmenAuskühlung schützen.
•
Schocktherapie einleiten (30.7), Notfälle:Aloholvergiftungevtl. bei Verdacht auf Unterzuckerung (wenn möglich, Blutzucker-Stick-Test durchführen) eine Infusion mit 5-prozentiger Glukoselösung durchführen.
•
Überwachung der Vitalfunktionen.
•
Evtl. kardiopulmonale Reanimation (30.4) vornehmen.
•
vorwiegend drogenbedingte Störungen in Form von Intoxikations- und Entzugssyndromen,
•
vorwiegend psychogen bedingte Fehlreaktionen. Diese können während der Entzug:DrogenDrogeneinwirkung zu abnormen Rauscherlebnissen führen oder als sog. Spätrausch (flashback) erscheinen. Dies ist ein Zustand, bei dem sich psychiatrische Symptome erst Tage, Wochen oder gar Monate nach Drogenkonsum und ohne erneute Drogenzufuhr einstellen.
30.13.5
Weitere Vergiftungen (Tab. 30.20)
30.14
Verätzungen
Säurenverätzung: Koagulationsnekrose (8.5.2), d. h. oberflächliche, scharf begrenzte Schädigung der Haut bzw. Schleimhaut; tritt selten auf.
Laugenverätzung: Kolliquationsnekrose (8.5.2), d. h. tiefgehende Schädigung von Haut und Schleimhaut mit diffuser Ausbreitung; Mehrzahl der Verätzungsunfälle in Haushalt und Betrieben.
Symptome
Tipp
Die Verätzung durch Laugen ist eher durch dumpfe oder in die Tiefe bohrende Schmerzen charakterisiert, die Verätzung durch Säuren durch sehr starke brennende oder stechende Schmerzen.
•
Schwellung, SäurenverätzungRötung und Schmerzen
•
Ulzerationen, Flüssigkeitsaustritt und LaugenverätzungSchorfbildung
•
Nekrosen aller VerätzungenHautschichten mit Schädigung von Nerven und Blutgefäßen.
•
Vergiftungserscheinungen des Gesamtorganismus, die mit Herz-Kreislauf-, Nierenversagen und Gerinnungsstörungen einhergehen (selten, aber hohe Letalität)
•
Bildung von Stenosen und Strikturen (Hohlorganverengungen)
•
maligne Entartung
Achtung
Fehlende sichtbare Verätzungen im Mund schließen diese im Ösophagus nicht aus!
Erstmaßnahmen bei Verätzungen
Haut
•
Je nach Schweregrad Notarzt benachrichtigen oder Überweisung in chirurgische Klinik. Achtung: das Ausmaß der Verätzung kann zunächst schlecht eingeschätzt werden!
•
Eigenschutz beachten: Handschuhe und ggf. Notfälle:VerätzungenSchutzbrille tragen.
•
Einwirken der Substanz beenden, z.Verätzungen:Erstmaßnahmen B. alle benetzten Kleider entfernen.
•
Betroffenen Bereich unter fließendem Wasser spülen, ist kein Wasser vorhanden, Schadstoff abtupfen.
•
I. v.-Zugang legen.
•
Vitalfunktionen überwachen (30.3).
•
Evtl. Schocktherapie einleiten (30.7).
Mundbereich
•
Notarzt alarmieren.
•
Mund ausspülen.
•
Flüssigkeit, z. B. Leitungswasser oder Tee, in kleinen Schlucken zu trinken geben, aber nicht mehr als 100 ml bei Kindern und 200 ml bei Erwachsenen (wegen Risiko des Erbrechens).
•
Achtung: niemals den Betroffenen zum Erbrechen bringen, dies würde die Schleimhautschädigung, insbesondere der Speiseröhre, nur verschlimmern.
•
I. v.-Zugang legen.
•
Vitalfunktionen überwachen (30.3).
•
evtl. Schocktherapie einleiten (30.7).
30.15
Hitze- und kältebedingte Notfälle
30.15.1
Sonnenstich
•
Kopfschmerzen
•
Übelkeit und Erbrechen
•
hochroter, heißer Kopf
•
Nackensteifigkeit
•
Notfälle:hitzebedingte\bSchwindel
•
Abgeschlagenheit
•
bei Kleinkindern Notfälle:kältebedingte\bhohes Fieber, oft erst nach längerer Zeit, z. SonnenstichB. am Abend
•
evtl. Bewusstlosigkeit, InsolationKrampfanfälle
30.15.2
Hitzschlag
•
Kopfschmerzen
•
Übelkeit und Erbrechen
•
Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung bis hin zur Bewusstlosigkeit
•
Tachykardie bei zunächst normalem und später niedrigem Blutdruck
•
verstärkte Atmung
•
Temperatur über 40 °C
•
rote, heiße, trockene Haut
Achtung
Beim Hitzschlag besteht Lebensgefahr!
30.15.3
Verbrennungen
Verbrennung: lokaler Gewebeschaden durch Einwirken von thermischer Energie (Feuer, heißes Wasser, Wasserdampf); bei Gewebeschädigung durch heiße Flüssigkeiten spricht man von Verbrühung.
•
Flächenausdehnung
•
Tiefenausdehnung
•
Alter des Patienten
Erstmaßnahmen bei Sonnenstich
•
Bei Bewusstlosigkeit oder Krämpfen Notarzt verständigen, ansonsten nach Erster Hilfe Arztbesuch veranlassen!
•
Betroffenen schnell an einen kühlen Ort bringen und ihn dort mit erhöhtem Kopf lagern (bei Notfälle:SonnenstichBewusstlosigkeit stabile Seitenlage).
•
Kopf mit nassen Sonnenstich, ErstmaßnahmenTüchern kühlen.
•
Bis zum Eintreffen des Notarztes die Vitalzeichen (30.3) kontrollieren.
Erstmaßnahmen bei Hitzschlag
•
Notarzt alarmieren.
•
Patienten an einen kühlen Ort bringen, Oberkörper hoch lagern.
•
Kühlen des Patienten, z. B. durch kühle Umschläge, Kleidung weit öffnen.
•
I. v.-Zugang und Infusion legen (z. B. 0,9 % NaCl, Ringer-Lösung).
•
Wenn Hitzschlag, Notfälle:Hitzschlagvorhanden, O2-Gabe.
Flächenausdehnung
Tiefenausdehnung
•
Verbrennung 30. Grades: Es bestehen eine lokale Schwellung und Rötung, ähnlich einem Sonnenbrand (Hyperämie), mit Schmerzen; der Wundgrund ist trocken. Die Schädigung ist auf die Oberhaut (Epidermis) beschränkt. Die Haut schuppt später ab; es bleiben keine Narben.
•
Verbrennung 2. Grades: Zusätzlich bilden sich Brandblasen mit starken Schmerzen (oberflächliche Verbrennung 2. Grades). Die Haut kann auch zerfetzt wirken, die Hautrötung nur gering ausgeprägt sein und der Wundgrund feucht (tiefe Verbrennung 2. Grades). Neben der Oberhaut ist auch die Lederhaut betroffen. Je nach Tiefenausdehnung erfolgt die Abheilung ohne oder mit Narbenbildung.
•
Verbrennung 3. Grades: Es handelt sich um eine komplette Zerstörung (Nekrose) der Haut samt den Hautanhangsgebilden – sog. Verkohlung. BrandblasenAls Befund zeigen sich eine derbe, nicht verschiebliche Haut sowie ein weißlicher Wundgrund, Schmerzen bestehen nicht. Eine Selbstheilung ist nicht mehr möglich.
•
Die schwere Verbrennung 3. Grades kann auch Unterhaut, Knochen, Sehnen und Muskulatur betreffen und wird dann mitunter als Verbrennung 4. Grades bezeichnet.
Erstmaßnahmen bei Verbrennungen
•
Kleiderbrände sofort löschen: hierzu die brennende Person, die aus Panik meist davonläuft, in jedem Fall aufhalten.
•
Brennende Person mit Wasser übergießen oder in Wasser eintauchen (15–20 °C, kein Eiswasser!); Notfälle:Verbrennungensteht kein Wasser zur Verfügung, die Flammen mit Tüchern Verbrennungen, Erstmaßnahmenersticken oder den Brennenden in Wolldecken einhüllen oder auf dem Boden wälzen; auch Feuerlöscher können eingesetzt werden, dabei aber nicht auf das Gesicht richten
•
Bei tief reichenden Verbrennungen, Verbrennungen des Gesichts oder einer verbrannten Körperoberfläche über 9 % (Kinder: 5 %) sofort Notarzt verständigen (lassen).
•
Alle Verbrennungen nach dem Löschen rasch und nachhaltig kühlen; dazu die betroffenen Stellen mit kaltem Wasser (ca. 6–12 °C für 10 bis 20 Min.) übergießen, ggf. die betroffenen Personen (z. B. Kinder) 15 Minuten lauwarm abduschen.
•
Bei Verbrennungen der Extremitäten diese sofort für mindestens 15 Minuten in kaltes (nicht eiskaltes!) Wasser tauchen.
•
Brandwunden mit keimfreiem Verbandstuch abdecken; steht kein Verbandstuch zur Verfügung, muss die Wunde unbedeckt bleiben.
•
Keinesfalls irgendwelche Salben, Puder oder Sprays verwenden (Ausnahme: kleinere Verbrennung 1. Grades); auch in die Haut eingebrannte Materialien wie z. B. Teer nicht entfernen.
•
Vitalfunktionen überwachen.
•
Schockbekämpfung (30.7) mit i. v.-Zugang und Volumenzufuhr.
•
Evtl. kardiopulmonale Reanimation (30.4) beginnen.
Achtung
Bei der Verbrennung 3. Grades werden die Hautanhangsgebilde (Haare, Schweißdrüsen) und die Schmerzrezeptoren der Haut zerstört. Je geringer die Schmerzangaben bei Verbrennungen, desto schwerer ist möglicherweise die Schädigung!
Verbrennungskrankheit
Achtung
Eine sofortige Klinikeinweisung und Flüssigkeitssubstitution i. v. ist bei Verbrennungen > 9 % der Hautoberfläche und bei Verbrennungen im Gesicht erforderlich. Kinder müssen schon bei Verbrennungen > 5 % stationär aufgenommen werden.
Vorgehen bei Verbrennungen
Achtung
Besonders bei Explosionen oder Brand in geschlossenen Räumen sowie bei Brandmarkierungen im Gesicht an eine Lungenbeteiligung denken (Inhalationsschaden mit Schleimhautschwellung und Lungenödem). Die Schädigung des Respirationstrakts (Reizgasinhalation) äußert sich durch Heiserkeit, Husten, Ruß im Sputum und Atemnot. Der Inhalationsschaden kann bis zum Lungenversagen führen.
30.15.4
Erfrierung und Unterkühlung
Erfrierung: lokale, meist auf die Haut beschränkte Kälteschädigung (auch 8.2.1) ohne Absinken der Körperkerntemperatur.
Unterkühlung (Hypothermie): Absinken der Körperkerntemperatur < 35 °C, akute Lebensgefahr besteht bei Körpertemperaturen < 27 bis 30 °C.
Erfrierung
•
Erfrierung 1. Grades: Es Erfrierungzeigt sich eine Verfärbung der Haut. Zunächst ist dieUnterkühlung Haut durch den kältebedingten Gefäßkrampf weiß, kalt Hypothermieund gefühllos. Später färbt sie sich blau-rot und wird äußerst schmerzhaft.
•
Erfrierung 2. Grades: Typisch sind Blasenbildung (frühestens nach einem Tag) und ausgeprägte Schwellungen („Frostbeulen“ Abb. 30.32). Die Schmerzempfindlichkeit ist erhalten.
•
Erfrierung 3. Grades: Es entwickelt sich eine Nekrose. Die gesamte Haut und evtl. tiefere Weichteilschichten sind durch die kältebedingte Minderdurchblutung zerstört und verfärben sich schwarzblau (frühestens nach einer Woche).
Merke
Betroffene Körperteile dürfen nicht durch Ein- und Abreiben (z. B. mit Schnee) zusätzlich geschädigt werden!
Unterkühlung
•
UnterkühlungVerlangsamung des Stoffwechsels mit resultierender Schläfrigkeit und Bewusstseinsveränderung
•
Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie)
•
Nachlassen der Schmerzempfindung.
Achtung
Bei Unterkühlung besteht Lebensgefahr!
•
bei Bewusstlosen (keine angemessene Wärmeproduktion)
•
im Wasser (Wasser leitet Kälte 20-mal besser als Luft)
•
bei Wind (rasche Unterkühlung:WärmezufuhrWärmeverluste über die Haut)
•
unter Alkohol- und Medikamentenwirkung (Hypnotika, Tranquilizer) – besonders ScheintodAlkohol führt durch Weitstellung der Hautgefäße zu raschen Wärmeverlusten
•
bei alten Menschen (eingeschränkte Wärmeproduktion)
•
bei kleinen Kindern (relativ große Körperoberfläche mit raschen Wärmeverlusten)
Erstmaßnahmen bei Erfrierung
•
Der betroffene Körperteil wird langsam erwärmt, z. B. im Wasserbad. Bei leichten, wenig ausgedehnten Erfrierungen wird dem Patienten nach Durchführung der Erstmaßnahmen ein Arztbesuch empfohlen.
•
Liegt eine schwere Erfrierung mit Unterkühlung Erfrierung:Erstmaßnahmeneiner Extremität vor, sollte keine Wärmeapplikation erfolgen, Notfälle:Erfrierenda hierdurch der Sauerstoffbedarf des geschädigten Gewebes rasch ansteigen würde – die wegen der Kälte eingeschränkte Durchblutung wäre nicht in der Lage, den benötigten Sauerstoff „anzuliefern“. In diesem Fall wird der gesamte Körper langsam erwärmt (Erwärmung von „innen nach außen“ wie bei Unterkühlung). Dazu wird der Betroffene mit dem Rettungswagen in die nächste chirurgische Klinik gebracht.
•
Die Hautschäden werden, ähnlich wie bei Verbrennungen, steril abgedeckt.
•
Bei allen Erfrierungen muss an eine gleichzeitig vorliegende Unterkühlung gedacht werden. Diese muss vorrangig behandelt werden, ggf. durch den Notarzt.
Erstmaßnahmen bei Unterkühlung
•
Bei Kreislaufstillstand rasch kardiopulmonale Reanimation (30.4) durchführen und Notarzt alarmieren; da der Herzschlag extrem verlangsamt sein kann, Puls bei der Erstuntersuchung über mindestens 30 Sek. messen.
•
Weitere Kälteverluste Unterühlung:Erstmaßnahmenverhindern: nasse Kleider entfernen sowie den Unterkühlten gut Notfälle:Unterkühlenbedeckt und windgeschützt (!) lagern; falls verfügbar, den Betroffenen in einen warmen Raum bringen.
•
Nur bei leichter Unterkühlung mit erhaltenem Bewusstsein aktive Erwärmungsmaßnahmen ergreifen.
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Achtung:Bei allen schweren Fällen von Unterkühlung drohen bei der aktiven Wiedererwärmung schwerwiegende Komplikationen, z. B. Herzflimmern und Schock!
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Wärmezufuhr bei Körperkerntemperatur ≥ 32 °C: externe Wärmezufuhr durch Verabreichung warmer Getränke, warme Packungen im Bereich des Körperstamms (Nacken, Achselhöhlen, Leisten) oder durch Decken.
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Wärmezufuhr bei Körperkerntemperatur ≤ 32 °C: interne Wärmezufuhr durch Aufwärmen der Atemluft und Infusionslösungen auf 40–43 °C. Bei externer Wärmezufuhr kommt es zur Gefäßerweiterung in der Peripherie, wodurch die Gefahr besteht, dass noch „mehr“ Blut auskühlt und nicht ausreichend erwärmt ins Körperinnere zurückfließt. Dies könnte zu einem weiteren Absinken der Kerntemperatur, Blutdruckabfall und lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.
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Achtung:Niemals die Extremitäten isoliert erwärmen (drohendes „Versacken“ des Blutes mit nachfolgendem Volumenmangelschock 11.5.3)!
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Keine Schocklagerung, weil durch die Autotransfusion zu viel kaltes Blut in den Kreislauf gelangt und zu schweren Rhythmusstörungen (Herzstillstand) führen kann.
30.16
Beinaheertrinken
Beinaheertrinken: Überleben des Ertrinkungsunfalls um mehr als 24 Stunden.
Erstmaßnahmen beim Ertrinkungsunfall
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Opfer aus dem Wasser bergen: Das Opfer sollte dabei stets horizontal liegen, um eine weitere Einschränkung der Hirndurchblutung zu verhindern.
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Bei Tauchunfällen an das evtl. Vorliegen einer Wirbelsäulenverletzung denken. Der Kopf darf dann Notfälle:Ertrinkenkeinesfalls gebeugt oder gestreckt werden, und Kopf und Ertrinken:ErstmaßnahmenRumpf müssen stets im Ganzen bewegt werden.
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Schnellstmöglich Atemwege freimachen, Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen und Notarzt alarmieren.
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Keinesfalls versuchen, „das Wasser aus der Lunge zu entfernen“, etwa, wie früher üblich, indem das Opfer mit dem Kopf nach unten „ausgeschüttelt“ wird. Das in der Lunge verbliebene Wasser wird ohne weitere Maßnahmen rasch in den Körper aufgenommen.
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Heimlich-Handgriff (Abb. 30.9) nur anwenden, wenn eine Fremdkörperobstruktion der Atemwege vermutet wird.
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Vitalfunktionen überwachen.
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Bei Pulslosigkeit kardiopulmonale Reanimation durchführen (30.4).
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Meist besteht bei Ertrunkenen gleichzeitig eine Unterkühlung. Sie sind deshalb wie Unterkühlungsopfer zu versorgen (z. B. Schutz vor Wind, Entfernung nasser Kleider 30.15.4).
30.17
Geburtshilfe im Notfall
Merke
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Die Geburt:Not-Geburt hat begonnen, wenn
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regelmäßige Wehen mindestens alle 10 Minuten kommen oder mindestens über eine halbe Stunde bestehen
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die Fruchtblase gesprungen ist
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blutig tingierter Schleim abgegangen ist.
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Alarmieren Sie den Notarzt, und/oder benachrichtigen Sie eine Hebamme.
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Wichtig ist es, die Gebärende zu beruhigen und in den Wehenpausen tief in den Bauch atmen zu lassen; falls vorhanden, O2-Gabe.
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Wenn möglich, einen geschützten Raum aufsuchen (z. B. nächstliegendes Haus); ist der kindliche Kopf bereits in der Vulva zu sehen, darf die Gebärende nicht mehr transportiert werden. Die Umgebung muss möglichst ruhig (keine Schaulustigen) und sauber sein. Die Gebärende sollte sich mit erhöhtem Oberkörper hinlegen (Abb. 30.33).
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Wenn Pressdrang besteht, Wehe bis zur vollen Höhe kommen lassen, Beine anziehen und Oberschenkel von außen umfassen lassen, Mund schließen, Kinn auf die Brust senken und fest wie beim Stuhlgang nach unten pressen lassen.
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Beim Austritt des kindlichen Köpfchens muss der Dammschutz durchgeführt werden: linke Hand auf Köpfchen legen; mit der rechten Hand sauberes (wenn vorhanden: steriles) Tuch auf den Damm legen, sodass der Dammrand noch sichtbar bleibt; mit Daumen rechts am Damm und Fingern links am Damm diesen zusammenziehen, um ein Einreißen zu verhindern und Kopfaustritt zu bremsen (Abb. 30.34).
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Das Köpfchen sich erst um die Symphyse, dann über den Damm entwickeln lassen (Abb. 27.15).
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Nach einer kurzen Presspause von max. 1 Minute wird das Gesicht des Kindes mit einem sauberen (wenn vorhanden: sterilen) Tuch abgewischt; wenn möglich, Schleim absaugen.
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Dann vorsichtig weiterpressen lassen (Köpfchen dreht sich von selbst mit weiterem Tiefertreten des Körpers in die richtige Richtung).
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Den Kopf des Kindes zwischen die flachen Hände nehmen und zunächst nach unten in Richtung Unterlage ziehen, bis die vordere Schulter unter der Symphyse erscheint, dann nach oben in Richtung Symphyse, um die hintere Schulter über den Damm zu entwickeln (Abb. 27.15). Diese Bewegungen dürfen nicht zu kräftig oder gar gewaltsam durchgeführt werden.
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Das Kind unter leichtem Pressen kommen lassen.
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Das Kind wird evtl. noch einmal abgesaugt und trockengerieben (aber die Käseschmiere unbedingt belassen!).
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Setzt nach ein bis eineinhalb Min. keine Spontanatmung ein, muss das Kind beatmet werden (30.4.2).
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Atmet das Kind gut und stabil oder hat es geschrien, wird es nackt auf den Bauch der Mutter gelegt. Mutter und Kind warm zudecken.
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Bei der Abnabelung ist zu beachten, dass die Nabelschnurlänge zum Kind hin noch etwa 8–10 cm beträgt: Zwei fest sitzende Fäden ca. 3 cm voneinander entfernt anbringen und die Nabelschnur mit einer Schere durchtrennen.
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Gegebenenfalls die spontane Nachgeburt abwarten und keinesfalls an der Nabelschnur ziehen!
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Wöchnerin und Kind müssen schnellstmöglich in die Betreuung eines professionellen Geburtshelfers bzw. einer Hebamme gelangen. Die Plazenta muss zur Beurteilung auf Vollständigkeit mitgenommen werden. Wenn sich die Plazenta (vorerst) nicht löst und keine weitere Blutung besteht, ist während des Transports kein weiteres Eingreifen notwendig.
Tipp
Üblicherweise laufen Geburtsvorgänge, die so rapide geschehen, dass sie die Geburt zum Notfall machen, komplikationslos ab.
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Alarmieren Sie den Notarzt.
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Lagern Sie die Schwangere entsprechend (Tab. 30.22).
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Leiten Sie eine Schocktherapie (30.7) ein.
30.18
Psychiatrische Notfälle
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Auswirkungen einer bestehenden psychiatrischen Erkrankung, v. a. Schizophrenie und Suchterkrankungen (57 %)
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zwischenmenschliche Konflikte (25 %)
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Alkoholmissbrauch (23 %)
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„seelische Krise“ (22 %)
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Zustand nach Suizidversuch (17 %)
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Suizidalität (13 %)