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10.1016/B978-3-437-58705-4.00015-8
978-3-437-58705-4
Elsevier GmbH
Schädel eines Neugeborenen mit Fontanellen.
[S007-3-23]

Entwicklung von Körpergewicht und Körperlänge.
Alter | Körpergewicht | Körperlänge |
Geburt | 3,3 kg (2,5–4,2 kg) | 46–54 cm |
5–6 Monate | Geburtsgewicht verdoppelt | + ca. 15 cm |
1 Jahr | Geburtsgewicht verdreifacht | + ca. 25 cm |
2,5 Jahre | Geburtsgewicht vervierfacht | |
6 Jahre | Geburtsgewicht versechsfacht | |
10 Jahre | Geburtsgewicht verzehnfacht |
Übersicht über motorische, sprachliche und soziale Entwicklung des Kindes.TrotzkindSchaukindSaugkindKrabbelkindIch-KindGreifkindGehkind
Alter | Soziale Entwicklung, Spielverhalten | Motorische Entwicklung | Sprachliche Entwicklung | Primitivreflexe |
1.–3. Monat (Saugkind) |
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In Bauchlage Drehen des Kopfes zur Seite | Seufzen und Lautieren im zufriedenen Zustand (gesättigt) |
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3. Monat (Schaukind) |
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Spontane Vokalisation |
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6. Monat (Greifkind) |
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Antworten mit Vokalisation |
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9. Monat (Krabbelkind) | Fremdeln |
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Bildung von Silbenketten, z. B. wawawa |
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12. Monat (Gehkind) |
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Babinski-Phänomen |
2 Jahre (Trotzkind) |
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Sicheres Rennen und Umgehen von Hindernissen |
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3 Jahre (Ich-Kind) |
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Kurzes Stehen auf einem Bein | Korrekte Benutzung von Singular und Plural |
Pränatale Infektionen und Auswirkungen auf das Kind (Merkhilfe: TORCHELL).ToxoplasmoseRötelnLuesListerioseInfektionen:pränataleHerpes simplexZytomegalie
Erkrankung | Kindliche Symptome der pränatalen Infektion |
Toxoplasmose |
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Röteln |
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Cytomegalie |
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Herpes simplex | Enzephalitis |
Lues |
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Listeriose |
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Impfempfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission) für Säuglinge und Kinder bis 2 Jahren (Stand August 2012). ∗ Grundimmunisierung mit 4 Teilimpfungen, ∗∗ Grundimmunisierung mit 2 Teilimpfungen.STIKOImpfempfehlungen
Impfung | Alter in vollendeten Monaten | ||||
2 | 3 | 4 | 11–14 | 15–23 | |
7-fach Impfstoff mit
|
x∗ | x∗ | x∗ | x∗ | Nachholimpfung bei nichtgeimpften Kindern bzw. bei unvollständigem Impfschutz |
Meningokokken | x (ab dem 12. Lebensmonat) | ||||
4-fach Impfstoff mit
|
x∗∗ | x∗∗ |
Impfempfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission) für Kinder ab 5 Jahren und Erwachsene (Stand August 2012).STIKOImpfempfehlungen
Impfung | Alter in Jahren | ||||||
2–3 | 5–6 | 9–11 | 12–17 | ab 18 | ab 60 | ||
Tetanus,Diphtherie,Pertussis | Nachholimpfung bei nichtgeimpften Kindern bzw. bei unvollständigem Impfschutz | x (Auffrischimpfung) | x (Auffrischimpfung) | x (Auffrischimpfung alle 10 Jahre) | |||
Polio | x (Auffrischimpfung) | x (ggf. Auffrischimpfung) | |||||
Hepatitis B | Nachholimpfung für alle nicht geimpften Kinder | ||||||
Pneumokokken | x (Standardimpfung) | ||||||
Meningokokken | Nachholimpfung für alle nicht geimpften Kinder | ||||||
Masern | Nachholimpfung für alle nicht geimpften Kinder | Einmalige Impfung für alle nach 1970 Geborenen mit unklarem Impfschutz | |||||
Mumps,Röteln | Nachholimpfung für alle nicht geimpften Kinder | ||||||
Varizellen | Nachholimpfung für alle nicht geimpften Kinder | ||||||
Influenza | x (jährlich) | ||||||
HPV | Grundimmunisierung in 3 Teilimpfungen für alle Mädchen |
Differenzialdiagnostik von Exanthemen.VarizellenScharlachRötelnRingelrötelnMasernKoplik-Wangenfleckeninfektiöse MononukleoseHimbeerzungeHeubner-Sternenhimmel
Beginn | Exanthem | Besonderheiten | |
Masern |
|
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Koplik-Wangenflecken |
Röteln |
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Schwaches, nicht-konfluierendes Exanthem v. a. am Stamm | Stark geschwollene nuchale und retroaurikuläre Lymphknoten |
Varizellen |
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Starker Juckreiz |
Scharlach |
|
|
Himbeerzunge |
Infektiöse Mononukleose |
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Masernähnlich |
|
Ringelröteln |
|
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Normwerte für Kinder für Blutdruck, Puls und Atemfrequenz.Blutdruck:Kind
Alter | Blutdruck [mmHg] | Puls [Schläge/Minute] | Atemfrequenz [pro Minute] |
Neugeborene | 80/45 | 100–180 | 40–60 |
1 Jahr | 90/65 | 80–160 | 20–40 |
4 Jahre | 95/55 | 60–150 | 20–40 |
6 Jahre | 100/60 | 60–120 | 15–30 |
12 Jahre | 115/60 | 50–100 | 15–26 |
Untersuchung des Kindes
-
15.1
Besonderheiten141
-
15.2
Meilensteine der Entwicklung141
-
15.3
Erster Eindruck143
-
15.4
Ausschluss eines Notfalls143
-
15.5
Anamnestische Anhaltspunkte143
-
15.6
Körperliche Untersuchung144
15.6.1
Untersuchung des Kopfes144
15.6.2
Lymphknotenuntersuchung145
15.6.3
Untersuchung des Rachens145
15.6.4
Untersuchung der Ohren145
15.6.5
Untersuchung der Haut145
15.6.6
Untersuchung der Lungen und des Herzens145
15.6.7
Untersuchung des Abdomens145
15.6.8
Untersuchung von Nieren, Urin und Genitale145
15.6.9
Untersuchung des Bewegungsapparates146
15.6.10
Neurologische Untersuchung146
Untersuchung:Kind Kind:Untersuchung
HINWEIS PRÜFUNG
Die Kenntnis über die körperliche, sprachliche, soziale Entwicklung des Kindes, Primitivreflexe, Impfempfehlungen der STIKO, pränatale Infektionen der Mutter und die Differenzialdiagnostik von Exanthemen sind prüfungsrelevant und sollten sicher beherrscht werden.
15.1
Besonderheiten
•
Die Reihenfolge mit erstem Eindruck, Ausschluss eines Notfalls, Anamnese usw. bleibt erhalten, wobei aber unangenehme Techniken wie Racheninspektion oder Otoskopie zum Schluss erfolgen.
•
Zusätzlich wird der Entwicklungsstatus erfasst, u. a. durch Messung der Körpergröße und des Gewichts, Prüfung der Fein- und Grobmotorik, der Sprache, des Intellekts, des Sozialverhalten sowie des Seh- und Hörvermögens.
•
Besonders wichtig ist die Kommunikation mit dem Kind. Untersuchungsgrund und Durchführung den Kindern grundsätzlich genau erklären.
Merke
Das häufigste Symptom bei Kindern ist der BauchschmerzenBauchschmerz. Dabei muss die Ursache nicht zwangsläufig Bauch liegen. Denn häufig können Klein-, aber auch Schulkinder den Ursprungsort der Schmerzen nicht exakt benennen. Die häufigsten Erkrankungen bei Kindern, an die man bei „Bauchschmerzen“ denken muss, sind:
•
Otitis media
•
Pneumonie
•
Zystitis
•
Abdominale Erkrankungen, v. a. Appendizitis
Deshalb empfiehlt es sich immer, nicht nur das Abdomen systematisch zu untersuchen, sondern ebenfalls den Urin, den äußeren Gehörgang mit Trommelfell und die Lunge zu auskultieren.
15.2
Meilensteine der Entwicklung
15.2.1
Körperliche Entwicklung
•
WachstumWachstum: Ein Kind ist bei der Geburt im Durchschnitt 51 cm lang, nach 12 Monaten 75 cm (Tab. 15.1).
•
GewichtGewicht: Ein Kind ist bei der Geburt im Durchschnitt ca. 3,3 kg schwer, hat mit ½ Jahr das Geburtsgewicht verdoppelt und mit 12 Monaten verdreifacht (Tab. 15.1).
•
ZähneZähne: Die ersten (Milch-)Zähne erscheinen im Durchschnitt mit ca. 6 Monaten (untere Schneidezähne). Das Milchgebiss besteht aus 20 Zähnen, im Alter von 6–8 Jahren werden sie allmählich durch bleibende Zähne ersetzt.
•
KopfumfangKopfumfang: Der normale Kopfumfang des Neugeborenen beträgt 33–37 cm. Er wird frontookzipital gemessen. Am Ende des 1. Lebensjahres beträgt er ca. 47 cm.
15.2.2
Primitivreflexe
•
Reflektorisches Schreitenreflektorisches Schreiten: Das Kind mit beiden Händen seitlich am Brustkorb fassen und die Füße wechselseitig geringes Gewicht übernehmen lassen. Das Kind imitiert Schreitbewegungen. Physiologisch ist der Reflex in den ersten 3 Monaten.
•
Rooting-ReflexRooting-Reflex: Reflektorisches Brustsuchen.
•
PalmargreifreflexPalmargreifreflex: Bestreichen der Handinnenflächen mit dem Daumen führt zur Greifantwort bzw. zum Faustschluss. Physiologisch bis zum 6. Lebensmonat.
•
Babinski-ReflexBabinski-Reflex: Beim Bestreichen der lateralen Fußsohle von der Ferse zu den Zehen geht der große Zeh in Dorsalextension, die Zehen 2–5 spreizen sich. Physiologisch bis zum 18. Lebensmonat.
•
Moro-ReaktionMoro-Reaktion: Laute Geräusche oder eine plötzliche Veränderung der Kopfposition führen zunächst zur Streckung und dann zur Beugung des Körpers und Kopfes. Physiologisch in den ersten 3 Monaten.
15.2.3
Kindliche Entwicklung (Tab. 15.2)
15.3
Erster Eindruck
•
Allgemeiner Eindruck vom Kind: lebhaftes, stilles, schreiendes, kontaktfreudiges Kind?
•
Benehmen in der Spielecke: Interesse an Spielsachen, Kinderbüchern?
•
Kranker oder gesunder Eindruck: Ist das Kind fiebrig, blass, dehydriert?
•
Wie ist der Ernährungszustand?
•
Exantheme oder sonstige Hauterscheinungen, z. B. Ekzeme im Rahmen der Neurodermitis?
•
Nägelkauen: Kann Hinweise auf Konflikte geben.
15.4
Ausschluss eines Notfalls
•
Krupp-SyndromKrupp-Syndrom: Leitsymptome bellender Husten und inspiratorischer Stridor
•
AppendizitisAppendizitis: Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen
•
InvaginationInvagination: akuter Beginn, kolikartige Bauchschmerzen und blutig-schleimige Durchfälle
•
Meckel-DivertikelMeckel-Divertikel: akute peranale Blutungen
•
HodentorsionHodentorsion: plötzliche skrotale oder abdominale Schmerzen, Hodenhochstand und Entzündungszeichen
•
MeningitisMeningitis: Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Lichtscheu, Petechien
15.5
Anamnestische Anhaltspunkte
•
SchwangerschaftsverlaufSchwangerschaftsverlauf: Dauer der Schwangerschaft, eingenommene Medikamente, Erkrankungen während der Schwangerschaft (Tab. 15.3), Blutungen, sonstige Komplikationen
•
Alkohol, Drogen, Nikotin: Genuss während der Schwangerschaft kann eine kindliche Entwicklungsverzögerung zur Folge haben
•
GeburtsverlaufGeburtsverlauf: Spontangeburt, Sectio caesarea, Zustand des Kindes bei der Geburt, Größe, Gewicht, Kopfumfang, Apgar-Index
•
Erbkrankheiten: z. B. Mukoviszidose, Missbildungen, Klumpfüße
•
Sozialer Status und Berufstätigkeit der Eltern, Geschwister
•
Gewichtsentwicklung, Längenentwicklung, Kopfumfang, Zahnung, motorische Fähigkeiten seit der Geburt
•
Ernährungsanamnese: gestilltes Kind, wenn ja wie lange
•
Durchgemachte Erkrankungen: Kinderkrankheiten, häufige Erkältungskrankheiten, Traumen, Krämpfe
•
Allergien oder Unverträglichkeiten: Glutenunverträglichkeit, Laktoseintoleranz
•
Impfstatus: Wann sind welche Impfungen appliziert worden, Reaktionen auf die Impfung (Tab. 15.4, Tab. 15.5)
15.6
Körperliche Untersuchung
15.6.1
Untersuchung des Kopfes
Untersuchung der Fontanellen
Durchführung
Normalbefund
Pathologische Befunde
-
•
Eingesunkene Fontanelle: bei Exsikkose
-
•
Vorgewölbte Fontanelle: bei Hydrozephalus, Hirndruck, Meningitis
15.6.2
Lymphknotenuntersuchung
15.6.3
Untersuchung des Rachens
15.6.4
Untersuchung der Ohren
15.6.5
Untersuchung der Haut
15.6.6
Untersuchung der Lungen und des Herzens
15.6.7
Untersuchung des Abdomens
15.6.8
Untersuchung von Nieren, Urin und Genitale
•
Bei Mädchen sollten die großen LabienLabien die kleinen zum Zeitpunkt der Geburt überdecken.
•
Bei Jungen sollte der Descensus testisDescensus testis zum Zeitpunkt der Geburt erfolgt sein. Bei bis zu 3 % der männlichen Neugeborenen erfolgt der Descensus bis zum 1. Lebensjahr. Ein ausbleibender oder inkompletter Descensus kann wie folgt eingeteilt werden:
–
KryptorchismusKryptorchismus: Ausbleiben der Hodenwanderung in der Embryonalzeit.
–
LeistenhodenLeistenhoden: Der Hoden ist bei der Wanderung im Leistenkanal stecken geblieben.
–
GleithodenGleithoden: Der Hoden befindet sich im äußeren Leistenring, lässt sich kurzzeitig unter manuellem Zug ins Skrotum verlagern, wandert aber wieder zurück.
–
PendelhodenPendelhoden: Nicht behandlungsbedürftige Normvariante. Der Hoden liegt im Skrotum, kann aber unter dem Kremasterzug bis zum äußeren Leistenring wandern, wandert aber wieder spontan zurück.
•
PhimosePhimose: Bis zum 3. Lebensjahr physiologisch. Die Vorhaut bis zu diesem Alter daher nicht reponieren.
•
Ferner muss bei der Inspektion der Genitale auf MissbrauchMissbrauchshinweise geachtet werden, z. B. Hämatome, Blutungen, Fluor, Kondylome.
15.6.9
Untersuchung des Bewegungsapparates
•
Entwicklung der Füße bzw. Fußanomalien: Sichelfuß, Klumpfuß, Spitzfuß
•
Skoliose
•
Morbus Scheuermann
•
Angeborenen Hüftgelenksdysplasie: typische Befunde sind
–
Asymmetrische Falten im Gesäßbereich und am Oberschenkel.
–
Ungleiche Beinlänge.
–
Das betroffene Beinchen wird deutlich weniger bewegt.
–
Positives Ortolani-Zeichen: Schnappen in der Hüfte bei Abduktion und Außenrotation im Hüftgelenk beim auf dem Rücken liegenden Kind. Diese Untersuchung sollte erfahrenen Pädiatern vorbehalten sein.
15.6.10