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978-3-437-57631-7
Elsevier GmbH
Studientypen
[P087]

Deskriptive Beobachtungsstudie
[P087]

Vergleichende (analytische) Beobachtungsstudie
[P087]

Nicht randomisierte kontrollierte Studie
[P087]

Randomisierte kontrollierte Studie
[P087]

Randomisierte kontrollierte Studie mit Similefindung vor der Randomisation
[P087]

Beispiele für die Auswahl des StudientypsStudieklinische
Fragestellung | Studientyp |
Welche Patienten mit welchen Krankheiten werden in Deutschland homöopathisch behandelt? Wie ist der Krankheitsverlauf von homöopathisch behandelten Patienten? |
Prospektive deskriptive Beobachtungsstudie |
Wie ist der Krankheitsverlauf von homöopathisch behandelten Patienten im Vergleich zu konventionell behandelten Patienten? | Prospektive vergleichende (analytische) Beobachtungsstudie |
Ist die homöopathische Arznei wirksamer als ein Placebo? | Randomisierte placebokontrollierte Studie |
Ist die homöopathische Behandlung wirksamer als eine konventionelle Standardtherapie? | Randomisierte kontrollierte Studie |
Häufig verwendete statistische Maße
Statistisches Maß | Erläuterung |
Mittelwert (engl. „mean“) | Zur Berechnung werden alle Werte addiert und durch die Zahl der Beobachtungen (n) geteilt. Vorteil: Intuitiv verständlich. Nachteil: Kann durch einzelne Extremwerte (Ausreißer) stark beeinflusst werden. |
Median (Median) | Zur Ermittlung des Medians werden der jeweils größte und kleinste Wert einer der Größe nach geordneten Datenreihe so lange gestrichen, bis der Wert in der Mitte (= Median) übrig bleibt. Vorteil: Weniger anfällig für Ausreißer als der Mittelwert. |
Standardabweichung („standard deviation“, SD) | Die Standardabweichung misst die Streuung der Werte um ihren Mittelwert. Ist die Standardabweichung klein, liegen die Beobachtungswerte nahe beieinander; ist sie groß, sind die Beobachtungswerte unterschiedlich. |
Quartile | Quartile teilen alle beobachteten Werte in 4 Abschnitte. Das 25 %-Quartil (oder 1. Quartil) ist der Wert, unter dem 25 % der kleinsten Werte liegen. Das 50 %-Quartil (oder 2. Quartil oder Median) ist der Wert, unter dem die Hälfte der Werte liegt. |
Perzentile | Perzentile teilen die beobachteten Werte in 100 Teile. Beispielsweise ist das 10. Perzentil der Wert, unter dem 10 % der Werte liegen. |
Standardfehler („standard error“, SE) | Maß zur Bewertung der Unsicherheit eines Schätzwertes (berechnet sich aus der Standardabweichung). |
Standardfehler des Mittelwerts („standard error of the mean“, SEM) | Maß zur Bewertung der Unsicherheit des gemessenen Mittelwerts. |
95 %-Konfidenzintervall („confidence interval“, CI) | Häufig berichteter Bereich zur Bewertung der Unsicherheit eines Schätzwertes (z. B. des Mittelwerts). |
Relatives Risiko („relative risk“, RR) | Für Studien mit dichotomen Daten (ja/nein): Anteil der Patienten mit einem bestimmten Ereignis (z. B. Tod) in der Prüfgruppe, geteilt durch den entsprechenden Anteil in der Kontrollgruppe. Ein Wert < 1 bedeutet ein geringeres Risiko in der Prüfgruppe, ein Wert > 1 ein erhöhtes Risiko, der Wert 1 zeigt, dass es keinen Unterschied gibt. |
Odds Ratio (OR) | Aus methodischen Gründen manchmal verwendetes Maß, das ähnlich wie das relative Risiko zu interpretieren ist (> 1 = erhöhtes Risiko im Vergleich zur Kontrollgruppe), mit intuitiv jedoch schwer zu verstehender Berechnung und Bedeutung. |
Formen von Kostenanalysen
Analyseform | Kostenerfassung | Nutzenerfassung |
Kostenanalyse | Monetär | – |
Kosten-Nutzen-Analyse | Monetär | Monetär |
Kosten-Effektivitäts-Analyse | Monetär | Naturalistisch |
Kosten-Nutzwert-Analyse | Monetär | z. B. QALYs |
Wissenschaftliche Grundlagen und Forschung
-
13.1
Einführung in die klinische Homöopathieforschung232
-
13.2
Beobachtungsstudie234
-
13.3
Experimentelle Studie238
-
13.4
Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse244
-
13.5
Ökonomische Studie246
-
13.6
Literaturrecherche248
Dieses Kapitel soll in die Methoden der klinischen Homöopathieforschung einführen. Zur Homöopathie wurden mehr als 300 vergleichende Studien durchgeführt, die teilweise in Übersichtsarbeiten zusammengefasst wurden.
Je nach Fragestellung werden in der klinischen Forschung unterschiedliche Studientypen angewendet. Es werden im Folgenden Studien mit und ohne Vergleichsgruppen dargestellt und deren Möglichkeiten und Grenzen diskutiert. Weiterhin wird eine Einführung in ökonomische Analysen gegeben.
Das vorliegende Kapitel gibt eine systematische Einführung in die verschiedenen Studiendesigns. Es werden die relevanten Aspekte für eine kritische Bewertung der jeweiligen Studienform dargestellt und an einem Beispiel angewendet. Prinzipiell wird zwischen experimentellen Studien, in denen jeweils eine Intervention getestet wird, und Beobachtungsstudien, in denen die alltägliche Praxis dokumentiert wird, unterschieden.
13.1
Einführung in die klinische Homöopathieforschung
-
•
Homöopathieinterne Forschung kann die Weiterentwicklung der Therapiemethode unterstützen (z. B. Überprüfung der Quellen von Repertoriumseinträgen, Arzneimittelprüfungen).
-
•
Klinische und epidemiologische Forschung hingegen ermöglicht Erkenntnisse über Inanspruchnahme und Wirksamkeit der Homöopathie.
-
•
Zu den Aufgaben der Grundlagenforschung gehört es u. a., Wirkmechanismen zu untersuchen.
13.2
Beobachtungsstudie
13.2.1
Deskriptive Beobachtungsstudie
Fragestellung und Terminologie
-
•
Welche Patienten lassen sich homöopathisch behandeln?
-
•
Welche Art von homöopathischer Behandlung findet statt?
-
•
Geht es den Patienten nach einiger Zeit besser oder nicht?
-
•
Welchen Patienten mit welchen Erkrankungen geht es am ehesten besser?
Relevante methodische Aspekte
Kritische Bewertung einer Beobachtungsstudie
Exkurs: Kohortenstudie
Beispiel für eine deskriptive Beobachtungsstudie Beobachtungsstudie
Quelle: Witt CM et al.: Homeopathic medical practi Long-term results of a cohort study with 3 981 Patients. BMC Public Health 2005a(5):115.
Abstract: In einer prospektiven Kohortenstudie wurden 3 981 Patienten (2 851 Erwachsene und 1 130 Kinder), die sich von September 1997 bis Juni 1999 erstmals in einer von 103 klassisch homöopathischen Arztpraxen vorstellten, rekrutiert und über 2 Jahre (Fragebögen zu 0, 3, 12 und 24 Monaten) nachbeobachtet. Anhand standardisierter Fragebogen wurden Diagnosen, Anamnese, Konsultationen und Verschreibungen erhoben. Fast alle Patienten litten an chronischen Erkrankungen seit im Mittel 10,3 ± 9,8 (Erwachsene) bzw. 4,3 ± 3,7 (Kinder) Jahren. Häufigste Diagnosen waren allergische Rhinitis bei Männern, Kopfschmerzen bei Frauen und atopische Dermatitis bei Kindern. Die Erstkonsultation dauerte bei Erwachsenen im Mittel 117 ± 43 Minuten und bei Kindern 86 ± 36 Minuten. Follow-up-Konsultationen dauerten bei Erwachsenen 9 ± 9 Minuten und bei Kindern 9 ± 10 Minuten und fanden zu 50 Prozent telefonisch statt. Aus Sicht der Patienten hat die Schwere der Beschwerden von der Baseline bis zum Zeitpunkt nach 24 Monaten signifikant (p < 0,001) abgenommen: Auf einer von 0 (keine Beschwerden) bis 10 (schwerstvorstellbare Beschwerden) reichenden Skala verbesserten sich die Erwachsenen von 6,2 ± 1,7 auf 3,0 ± 2,2 Punkte, die Kinder von 6,1 ± 1,8 auf 2,2 ± 1,9 Punkte. Die Einschätzung der Ärzte verhielt sich ähnlich. Die Lebensqualität verbesserte sich ebenfalls deutlich (v. a. bei den Erwachsenen), die Zahl der eingenommenen schulmedizinischen Medikamente konnte erheblich reduziert werden.
Kritische Bewertung:
-
•
Die Auswahl der Patientengruppe wird beschrieben (vgl. Quelle, S. 2): „Patients were eligible for the study if they were consulting the participating physician for the first time and were at least one year of age“ und „A total of 187 physicians participating in 4 working groups were contacted […]. 103 chose to participate“.
-
•
Mit einer Anzahl von 3 981 Patienten handelt es sich um eine große Patientengruppe.
-
•
Die relevanten Patientencharakteristika werden in Tabelle 1 dargestellt.
13.2.2
Vergleichende (analytische) Beobachtungsstudie
Fragestellung und Terminologie
-
•
Profitieren Patienten von der homöopathischen Behandlung mehr als Patienten, die eine konventionelle Behandlung in Anspruch nehmen?
-
•
Ist der Behandlungserfolg unter einer Kombination von konventioneller und homöopathischer Behandlung größer als unter rein homöopathischer Behandlung?
Relevante methodische Aspekte
Kritische Bewertung einer vergleichenden (analytischen) Beobachtungsstudie
Exkurs: Vergleichende (analytische) Beobachtungsstudie
Beispiel für eine vergleichende Beobachtungsstudie Beobachtungsstudie
Quelle: Keil T et al.: Homeopathic versus conventional treatment of children with eczema: A comparative cohort study. Complement Ther Med 2008(Feb 16;1):15–21; doi: 10.1016/j.ctim.2006.10.001.
Abstract: Ziel war es, über einen Zeitraum von 12 Monaten zu evaluieren, inwieweit homöopathische Behandlung im Vergleich zu konventioneller Behandlung die Schwere des atopischen Ekzems bei Kindern beeinflusst. Es wurden zwei Gruppen von Kindern (Alter 1–6 Jahre) verglichen; die eine wurde von homöopathischen, die andere von konventionellen Ärzten behandelt. Zielparameter waren die Schwere der Erkrankung aus Arzt- und Patientensicht (numerische Analogskala von 0 bis 10) und die krankheitsspezifische Lebensqualität, gemessen zu Behandlungsbeginn, nach 6 und nach 12 Monaten. Es wurden 118 Kinder in die Studie eingeschlossen. Die Schwere des atopischen Ekzems hat sich in beiden Behandlungsgruppen ähnlich verbessert (homöopathische Gruppe von 3,5 zu 2,5; konventionelle Gruppe von 3,4 zu 2,1, p = 0,447). Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass sich bei beiden Behandlungsgruppen ähnliche Verbesserungen gezeigt haben.
-
•
Kritische Bewertung:
-
•
Die Patientencharakteristika beider Gruppen wurden in Tabelle 1 (s. Quelle) dargestellt.
-
•
Für alle bestehenden Unterschiede wurde adjustiert (Charakteristika in Tabelle 3).
-
•
Die Auswahl der Patienten und der behandelnden Studienärzte wird in den Methoden klar beschrieben.
-
•
Die Größe der Studie ist mit 118 Patienten als mittelgroß einzuschätzen.
13.3
Experimentelle Studie
13.3.1
Nicht randomisierte kontrollierte Studie
Fragestellung und Terminologie
Relevante methodische Aspekte
Kritische Bewertung einer nicht randomisierten kontrollierten Studie
13.3.2
Randomisierte kontrollierte Studie
Fragestellung und Terminologie
Exkurs: Randomisierte Studie
Relevante methodische Aspekte
-
1.
Durch eine zufällige Verteilung der Patienten auf die Gruppen wird ausgeschlossen, dass Arzt oder Patient bewusst oder/und unbewusst darauf Einfluss nehmen, wer welche Therapie erhält.
-
2.
Die Randomisation sorgt außerdem dafür, sofern ausreichend viele Patienten in eine Studie eingeschlossen werden, dass die Gruppen bezüglich bekannter und unbekannter Merkmale vergleichbar sind. Dabei ist allerdings zu betonen, dass auch der Zufall, insbesondere bei kleinen Studien, dazu führen kann, dass sich die Gruppen deutlich unterscheiden. Die Randomisation erlaubt im Vergleich zu nicht randomisierten Studien auch den Einsatz deutlich einfacherer statistischer Verfahren in der Analyse.
Kritische Bewertung einer randomisierten Studie
Beispiel für eine randomisierte kontrollierte Studie
Quelle: Weatherly Jones E et al.: A randomised, controlled, triple-blind trial of the efficacy of homeopathic treatment for chronic fatigue syndrome. J Psychosom Res 2005(56):189–197.
Abstract: Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob eine individualisierte homöopathische Behandlung von Patienten mit chronischem Müdigkeitssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome = CFS) subjektive Symptome wirksamer bessert als eine PlacebobehandlungPlacebo. 103 Patienten mit chronischem Müdigkeitssyndrom wurden über zwei Spezialambulanzen in Großbritannien rekrutiert und von neun ärzt lichen und nicht ärztlichen Homöopathen individualisiert behandelt. Die Patienten suchten die Behandler im Allgemeinen über ein halbes Jahr auf (Dauer der Erstanamnese: ca. 90 Minuten, Folgebesuche: ca. 45 Minuten). Weder Patient noch Behandler noch der beteiligte Statistiker wussten, ob die Patienten der Verum- oder der Placebogruppe zugeteilt waren (Randomisation, Codierung und Zusendung der Mittel durch eine Apotheke). Hauptzielkriterien waren die fünf Subskalen des Multidimensional Fatigue Inventory (MFI), weitere wichtige Zielkriterien waren die drei Dimensionen der Fatigue Impact Scale (FIS) und die zwei Subskalen des Functional Limitations Profile (FLP). 17 Patienten brachen die Studie vorzeitig ab bzw. erschienen nicht mehr zur Behandlung. Auf der allgemeinen Müdigkeitsskala des MFI und der körperlichen Subskala des FLP zeigten sich nach 7 Monaten in der Verumgruppe signifikant größere Verbesserungen als in der Placebogruppe, bei den übrigen Zielkriterien waren die Unterschiede nicht signifikant. Bei 11 von 43 Verumpatienten kam es zu relevanten Verbesserungen aller fünf MFI-Skalen im Vergleich zu 4 von 43 Placebopatienten (p = 0,09). Die Ergebnisse sprechen für einen Effekt der homöopathischen Behandlung über Placebo hinaus, sind jedoch nicht eindeutig. Die Studienergebnisse sprechen auch für positive Effekte der homöopathischen Konsultation.
Kritische Bewertung:
-
•
Die streng zufällige Zuteilung der Patienten zur Verum- und Placebogruppe ist detailliert beschrieben (s. Quelle, S. 191 f.) und offensichtlich angemessen.
-
•
Die Gruppen waren bei Studienbeginn in Bezug auf Alter, Geschlecht und Ausgangswerte bei den Messinstrumenten gut vergleichbar.
-
•
Patienten und Behandler waren ebenso verblindet wie der Statistiker (S. 192).
-
•
Die Abbruchrate lag mit 17 von 117 Patienten in einem für derartige Studien üblichen Bereich und ist in beiden Gruppen vergleichbar (7 in der Verum- und 10 in der Placebogruppe).
13.4
Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse
Fragestellung und Terminologie
Exkurs: Übersichtsstudie
Relevante methodische Aspekte
Kritische Bewertung einer systematischen Übersichtsarbeit
Beispiel für eine systematische Übersichtsarbeit Übersichtsarbeit, systematische
Quelle: Milazzo S, Russell N, Ernst E: Efficacy of homeopathic treatment in cancer treatment. Eur J Cancer 2006(42):282–289.
Abstract: Ziel der Übersicht war eine Zusammenfassung und kritische Bewertung der Evidenz aus klinischen Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie im Rahmen der Krebstherapie (als alleinige oder Zusatzbehandlung). Die Literatursuche erfolgte in den Datenbanken AMED, CINAHL, EMBASE, Medline und CAMbase. Eingeschlossen wurden randomisierte und nicht randomisierte kontrollierte klinische Studien, in denen die Effekte einer homöopathischen Intervention (einschließlich Gabe von Komplexmitteln, adjuvant oder als primäre Therapie) mit denen einer anderen Behandlung oder keiner Intervention auf klinische Zielparameter bei Krebspatienten bzw. bei Patienten nach Krebstherapie verglichen worden waren. Alle Artikel wurden von zwei Reviewern gelesen und bewertet. Die Qualität der Studien wurde mit einem Score bewertet, der drei Kriterien umfasste: 1. War die Studie randomisiert? 2. War die Studie doppelblind? 3. Wurden Studienabbrüche und Studienausschlüsse detailliert beschrieben?
Eine Meta-Analyse wurde aufgrund der großen Heterogenität der Studien nicht durchgeführt. Die Veröffentlichungen der Studien wurden kurz zusammengefasst. Außerdem wurde dokumentiert, ob statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen beobachtet worden waren. Sechs Studien (fünf randomisiert und eine nicht randomisiert, Patientenzahl zwischen 27 und 83) erfüllten die Einschlusskriterien. In vier Studien ging es um die Behandlung von unerwünschten Nebenwirkungen der konventionellen Therapie (in je zwei Studien Bestrahlung und Chemotherapie) und in zwei Studien um hormonell bedingte Beschwerden bei Frauen nach Therapie eines Mammakarzinoms. In den zwei letztgenannten Studien erfolgte die homöopathische Therapie individualisiert, in zwei Studien mit einem Komplexmittel und in zwei Studien mit festgelegten Einzelmitteln. Die methodische Qualität der Studien war z. T. gut, jedoch hatten auch die guten Studien gewichtige Schwächen. In fünf von sechs Studien wurde ein positiver Effekt der homöopathischen Behandlung im Vergleich zur Kontrolle (fünfmal Placebo, einmal keine Behandlung) berichtet, allerdings war nur in zwei Studien der Unterschied für das vordefinierte Hauptzielkriterium statistisch signifikant. Die vorliegende Evidenz wird als vielversprechend, aber bisher nicht überzeugend beurteilt.
Kritische Bewertung:
-
•
Die Fragestellung dieser systematischen Übersichtsarbeit ist vergleichsweise breit angelegt, d. h. Interventionen, Indikationen und Zielkriterien der Primärstudien können in hohem Maß variieren. Dementsprechend ist der Charakter der Arbeit primär deskriptiv.
-
•
Die Einschlusskriterien sind bereits in der Zusammenfassung angemessen beschrieben. Es wurden sowohl konventionelle wie auch spezialisierte Datenbanken nach Studien abgesucht. Die Suchstrategie ist detailliert beschrieben. Dennoch ist aufgrund der Begrenzung auf elektronische Datenbanken schwer einzuschätzen, ob wirklich alle relevanten Arbeiten identifiziert wurden.
-
•
Die methodische Qualität der Studien wurde mit dem Jadad-Score bewertet. Berichtet wird (s. Quelle, Tabelle 2) ausschließlich der Summenscore, sodass die Bewertung der Einzelkriterien unklar bleibt.
-
•
Die Primärstudien werden sowohl im Text wie auch in Tabelle 2 grob beschrieben.
-
•
Ein Versuch, die homöopathische Behandlung zu bewerten, erfolgt nicht.
-
•
Die Zusammenfassung der Primärstudienergebnisse konnte angesichts der Heterogenität der Studien nur eingeschränkt standardisiert werden. Der Verzicht auf die Durchführung einer Meta-Analyse ist angemessen. Die Limitationen der Übersicht werden kurz angesprochen (S. 289). Die Übersicht ist hilfreich, um abschätzen zu können, wie viele und welche kontrollierten Studien im Bereich Onkologie vorliegen. Klinische Schlussfolgerungen lassen sich jedoch nicht ableiten.
13.5
Ökonomische Studie
Fragestellung und Terminologie
Exkurs: Ökonomische Studie
Relevante methodische Aspekte
-
•
Direkte Kosten beinhalten Kosten für medizinische Leistungen, wie z. B. Diagnostik, medikamentöse Therapie, ärztliche Behandlung, Krankenhausbehandlung, Pflegekosten.
-
•
Indirekte Kosten sind alle Ausgaben, die mittelbar durch die Erkrankung verursacht werden, wie z. B. Arbeitsausfall, Krankenhaustagegeld, Zeitaufwand für die Pflege Angehöriger.
-
•
Intangible Kosten sind Kosten, die sich nicht monetär bewerten lassen, wie z. B. Schmerz, Angst, Isolation.
Kritische Bewertung einer ökonomischen Studie
Beispiel für eine ökonomische Studie Studie ökonomische
Quelle: Witt C et al.: Outcome and costs of homeopathic and conventional treatment strategies: A comparative cohort study in patients with chronic disorders. Complement Ther Med 2005b(13/2):79–86.
Abstract: Ziel der Studie war es, die Effektivität und die Kosten von Homöopathie im Vergleich zu konventioneller Therapie zu untersuchen. Es wurden zwei Patientengruppen miteinander verglichen. Die eine wurde von homöopathischen Ärzten, die andere von konventionellen Ärzten behandelt. Zielparameter waren die Schwere der Erkrankung aus Arzt- und Patientensicht (visuelle Analogskala von 0 bis 10), die Lebensqualität (SF-36) und die Kosten. Die Kosten wurden bei Behandlungsbeginn, nach 6 und 12 Monaten gemessen.
Es wurden 493 Patienten in die Studie eingeschlossen (315 Erwachsenen und 178 Kinder). Bei den homöopathisch behandelten Patienten zeigten sich deutlichere Verbesserungen als bei den konventionell behandelten Patienten. Bei den Erwachsenen reduzierte sich die Erkrankungsschwere aus Sicht der Patienten in der Homöopathiegruppe von 5,7 auf 3,2, in der konventionellen Gruppe von 5,9 auf 4,4 (p < 0,002). Ein Vergleich der Gesamtkosten für den Zwölfmonatszeitraum zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen: Erwachsene 2 155 Euro versus 2013 Euro (p = 0,856), Kinder 1 471 Euro versus 786 Euro (p = 0,137).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Patienten, die homöopathisch behandelt wurden, bei ähnlichen Kosten ein besseres Outcome hatten als Patienten, die konventionell behandelt wurden.
Kritische Bewertung:
-
•
Die Leitfrage der Studie lautete, inwieweit das Outcome und die Kosten von homöopathischer und konventioneller Behandlung vergleichbar sind (s. Quelle, S. 80).
-
•
Die Behandlung in beiden Gruppen wurde nicht ausreichend beschrieben. Es fehlen Informationen über die Art sowohl der homöopathischen als auch der konventionellen Behandlung.
-
•
Alle relevanten Kostenfaktoren wurden in die Analyse mit einbezogen (Arztbesuche, Medikamente, Physiotherapie, Krankenhausaufenthalte, Krankengeld und Heil- und Hilfsmittel, S. 80), die Quelle der Kostendaten (Krankenkassendaten, S 81) wurde genannt. Für die ökonomische Analyse wurde ein Kostenvergleich gewählt. Eine Betrachtungsperspektive wurde nicht angegeben.
-
•
Insgesamt liegt der Fokus auf der Untersuchung der Wirksamkeit, deshalb kommen die methodischen Details und eine Diskussion der ökonomischen Analyse etwas zu kurz.
13.6
Literaturrecherche
13.6.1
Wie halte ich mich über Forschung in der Homöopathie auf dem Laufenden?
13.6.2
Wie finde ich Artikel zu einem bestimmten Thema?
13.6.3
Wie bekomme ich den Volltext eines Artikels?
Literatur
Cucherat et al., 2000
De Lange de Klerk et al., 1994
Drummond et al., 1997
Frei et al., 2005
Jacobs et al., 1994
Karl-und-Veronica-Carstens-Stiftung, 2006
Keil et al., 2008
Kleijnen et al., 1991
Kleijnen and Knipschild, 1991
Kunz et al., 2000
Linde et al., 1997
Linde et al., 1999
Linde et al., 2001
Lüdtke, 2005
Lüdtke and Wiesenauer, 1997
Mathie et al., 2014
Milazzo et al., 2006
NICE (National Institute for Health and Clinical Excellence), 2016
Phillips and Thompson, 2003
Rychlik, 1999
Sackett et al., 1996
Shang et al., 2005
Taylor, 2003
Thomas et al., 2006
Vickers et al., 2004
Walach et al., 1997
Weatherly Jones et al., 2005
Witt et al., 2005a
Witt et al., 2005b
Witt et al., 2006a
Witt et al., 2006b