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10.1016/B978-3-437-42502-8.00083-8
978-3-437-42502-8
Elsevier GmbH
Muskelkrämpfe
Definition
Ein Muskelkrampf Muskelkrämpfeist eine kurz andauernde, schmerzhafte, unwillkürliche Hyperaktivität von einem/mehreren Muskeln und durch Kontraktur, tastbarer Verhärtung und Dehnungsresistenz des betroffenen Muskels gekennzeichnet.
Anamnese

Untersuchungen

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Labor: BB, BSG, CRP, Leber- und Nierenparameter, Elektrolyte (inklusive Mg und Ca), Blutzucker, HbA1c, CK, CK-MM, LDH, Laktat, Aldolase, Myoglobin (im Harn), Schilddrüsenparameter, Serum-CK bei neurogener Schwäche üblicherweise gering, bei myogener Läsion deutlich erhöht
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Elektrophysiologie: Elektromyographie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) zur Differenzierung von neurogener versus myogener Schädigung, axonaler versus demyelinisierender Läsion sowie Diagnose von Erkrankungen der motorischen Vorderhornzellen und der neuromuskulären Endplatte
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Immunologie: Antikörper gegen GlutamatdecarboxylaseGlutamatdecarboxylase-Antikörper (GAD) und Amphyphysin bei Stiff-Person-SyndromStiff-Person-Syndrom (SPS); Antikörper gegen Kaliumkanäle bei NeuromyotonieNeuromyotonie (Isaacs-Syndrom);Isaacs-Syndrom Anti-Tetanus-Toxoid-IgG (ELISA)
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Liquordiagnostik: oligoklonale Banden und GAD-Antikörper bei SPS
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Muskelbiopsie: In-vitro-Kontraktionstest bei V. a. maligne Hyperthermie
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Molekulargenetik
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Bildgebung: Sonographie, CT, MRT
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Differenzialdiagnosen
Ursachen für MuskelkrämpfeMuskelschwächeobjektivierbareSchwangerschaftTetanusTetanieIsaacs-SyndromStiff-Person-Syndrommedikamenteninduzierte(r)MuskelkrämpfeHyperthermiemalignemaligne Hyperthermiepsychogene MuskelkrämpfeMotorikstörungenzentralezentrale MotorikstörungenDiabetes mellitusTyp 1Typ-1-Diabetes
Mögliche Erkrankungen | Häufigkeit | Weiterführende Hinweise und Untersuchungen |
Muskelkrampf ohne objektivierbare Muskelschwäche | ||
gewöhnlicher Muskelkrampf |
+++ | Anamnese: ohne erkennbare Ursache, vor allem in Ruhe (nachts); meist Muskulatur der Waden, Zehen, Finger, aber auch M. mylohyoideus (Gähnen); Trigger: körperliche Anstrengung, Schlafentzug, Alkohol/Kaffee, Störung Wasser-Elektrolyt-Haushalt (Schwitzen, Diuretika, Laxanzien); Untersuchung: lokal tastbare Kontraktur, Verhärtung, Dehnungsresistenz; EMG, Labor: selten Elektrolytverschiebungen |
Schwangerschaft | +++ | Anamnese |
Tetanus | + | Anamnese (Verletzung, Impfstatus); Untersuchung: Trismus, Risus sardonicus, Opisthotonus, Laryngospasmus; Labor, EMG |
Tetanie | + | Anamnese; Untersuchung: Parästhesien, Spitzmund und Karpopedalspasmen („Pfötchenstellung“), Hyperventilation; Labor: Hyponatriämie, Hypokaliämie/Alkalose; Leberzirrhose, EMG |
Isaacs-Syndrom, Stiff-Person-Syndrom (SPS) | + | Anamnese: andere Autoimmunerkrankungen (vor allem Diabetes mellitus Typ I) bei SPS; Labor, EMG, Liquordiagnostik, mitunter paraneoplastische Ätiologie – Tumorscreening |
medikamentös-toxisch (z. B. Betablocker, Kalziumantagonisten, Cyclosporin, Diuretika, Statine, Steroide, Strychnin) | ++ | Anamnese, Labor: Serum- und Harnuntersuchung auf Strychnin, EMG und NLG |
maligne Hyperthermie | + | Familienanamnese, Anamnese: Auftreten während einer Anästhesie; Untersuchung: Tachypnoe, Tachykardie, Zyanose, Hyperhidrose, schneller Anstieg der Körpertemperatur, prolongierte Muskelkontrakturen; Labor: CK-Erhöhung, Hyperkaliämie, Blutgasanalyse (kombinierte Azidose), Gerinnung, Muskelbiopsie, ggf. Molekulargenetik |
psychogen | ++ | Anamnese eventuell richtungweisend (Ausschlussdiagnose) |
Muskelkrampf mit objektivierbarer Muskelschwäche | ||
zentrale Störung der Motorik | ++++ | entsprechende Anamnese (zerebrovaskuläre Erkrankungen, Schädel-Hirn-Trauma), Auftreten von plötzlich einschießenden, sehr schmerzhaften Spasmen; Untersuchung: u. a. Spastizität, Rigor, Dystonie, Myelopathie; cCT/MRT |

Ökonomische Aspekte
Die Durchführung von breit gestreuten Labor- und apparativen Untersuchungen zur Differenzialdiagnose ist nicht sinnvoll. Der klinische Verdacht auf eine spezifische Erkrankung muss vorliegen und bestimmt dann die weitere diagnostische Vorgehensweise.