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10.1016/B978-3-437-22447-8.00024-X
978-3-437-22447-8
Elsevier GmbH
Anatomie des AugesAugeAnatomie
[L106]

Einfaches Ektropionieren des Oberlids EktropionierenAugeEktropionieren
[L106]

Applikation von Augentropfen, ApplikationAugentropfen (li); AugenverbandAugenverband (re)
[L157]

Injektionam AugeInjektionstypen
Konjunktival |
|
Ziliar |
|
Gemischt | Ziegelrote konjunktivale Gefäße, darunter perikorneal liegende bläulich-rote Verfärbung |
Häufige Ursachen des roten Auges AugerotesKonjunktivitisKeratitisIritis
Akutes Glaukom | Akute Konjunktivitis | Akute Keratitis | Akute Iritis | |
Symptome | Starker Augenhöhlen- bzw. Kopfschmerz; allg.: Übelkeit, Erbrechen, Fieber | Lidkrampf, Lichtscheu, Brennen, Fremdkörpergefühl, Tränenfluss, AZ meist gut | Schmerzen, Lichtscheu, Lidkrampf, Fremdkörpergefühl | Schmerzen, Lichtscheu, Tränen, Lidkrampf |
Visus | ↓ (Handbewegung) | normal | meist ⇊ | unterschiedlich stark ↓ |
Injektion | Stauungshyperämie | konjunktival | gemischt/ziliar | ziliar |
Druck | ↑, brettharter Bulbus | normal | normal | normal bis gering ↓, selten ↑ |
Pupille | Weit, oval entrundet, lichtstarr | normal | normal | eng (Reizmiosis), träge Reaktion |
Bindehaut | Gefäßfüllung↑ | Chemosis, Sekret | Hyperämie, Chemosis | normal |
Hornhaut | Glanzlos, matt | normal | nach Ätiol. verschieden (s. u.) | Präzipitate auf Hornhautrückfläche |
Iris | Verwaschen | normal | normal o. verwaschen (Begleitiritis) | verwaschen, schmutzig-grau |
Systemische NW bei lokal applizierten PharmakaAugePharmakotherapie
Organsystem | Wirkstoff | Symptome |
Herz-Kreislauf-System | Adrenalin u. Derivate | Herzklopfen, Tachykardie, pektanginöse Beschwerden, RR ↑ |
Betablocker | HRST, Bradykardie, RR ↓, Verstärkung Myokardinsuff. | |
Lunge | Betablocker | Bronchospasmus, Asthmaanfall |
ZNS | Anticholinergika | Unruhe, Halluzinationen |
Vegetatives Nervensystem | Pilocarpin | Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Tenesmen, Spasmen glatte Muskulatur |
Glaukomformen (G.) AugeGlaukomGrüner StarGlaukomEngwinkelglaukomWeitwinkelglaukom
Form | Weitwinkel-G. (G. simplex) | Engwinkel-G. | Sekundär-G. | Angeborenes G. | |
akut | chronisch | ||||
Klinik | Subjektiv lange beschwerdefrei, später Gesichtsfeldausfälle (Bjerrum-Skotom), Sehverlust | Notfall, Prodromi: Nebelsehen, Farbringe. Allg.: Kopfschmerz, Übelkeit, Vernichtungsgefühl, Fieber. Visus: Handbewegung | Wie G. simplex, aber größere Druckschwankungen, laufend bestehende Anfallsgefahr | Verschieden, je nach Grundkrankheit | |
Augenbefunde | Vordere Augenabschnitte regelrecht, Augendruck mittelgradig ↑, Papillenexkavation, später Optikusatrophie | Brettharter Bulbus, Stauungshyperämie, Hornhaut trüb, Pupille erweitert, entrundet, lichtstarr, Augenhintergrund meist nicht einsehbar, Papillenödem | Bei Druckanstieg Stauungshyperämie, Glaukompapille, Gesichtsfeldausfall | Je nach Grundkrankheit wie Weit- o. Engwinkel-G. | Exophthalmus, Hornhaut vergrößert, verdünnt u. getrübt; Papille lange normal (kompensatorische Bulbusdehnung), später Atrophie |
Therapie | Durch FA
|
Sofortige Klinikeinweisung
|
Wie G. simplex | Behandlung Grundleiden, sonst wie G. simplex | Frühzeitig operativ |
Therapie | Operativ: bei Versagen der Arzneither., Unverträglichkeiten, zunehmender Visuseinschränkung | Analgetika: z. B. Dolantin® 100 mg i.m. o. Tramadol (z. B. Tramal®) 50–100 mg i.m. o. langsam i.v. | |||
Prognose | Langsam progredienter Funktionsverlust | Günstig bei Druckregulierung | Günstiger als G. simplex, bes. wenn Anfälle vermieden werden | Je nach Ursache verschieden | Bei rechtzeitiger OP gut |
Fundus hypertonicus nach Keith-Wagener-Gunn-KreuzungsphänomenFundus hypertonicusCotton-Wool-HerdeBaker
Stadium | Ophthalmoskopischer Befund |
I | Papille regelrecht, Arterien peitschenschnurartig geschlängelt (Tortuositas) mit verbreitertem Reflex, keine fokalen Engstellen |
II | Papille regelrecht, zusätzlich generalisierte Gefäßengstellung mit fokalen Engstellen, Gunn-Kreuzungsphänomene |
III | Zusätzlich auf Netzhaut unscharf begrenzte, sog. weiche Degenerationsherde (Cotton-Wool-Herde), feine strichförmige Netzhautblutungen, harte Exsudate |
IV | Zusätzlich Papillenödem u. Optikusatrophie |
Intern applizierte Pharmaka mit Nebenwirkungen am MedikamenteAugen-NebenwirkungenAuge
Medikament | Nebenwirkung |
Amiodaron | Obligate Keratopathie, Katarakt, Optikusneuropathie |
Anticholinergika | Glaukomauslösung (Engwinkelglaukom) |
Antidepressiva (tri- u. tetrazyklische) | Glaukom, Tränenfluss ↓ |
Antipsychotika | Einlagerung in Kornea u. Linse, Akkommodationsstörung, Glaukomanfall |
Barbiturate, Benzodiazepine | bei hohen Dosen/Langzeitbehandlung: Doppelbilder, Nystagmus (reversibel) |
Betarezeptorenblocker | Tränenfluss ↓ |
Chinidin | Visusverschlechterung, Lichtempfindlichkeit, Optikusatrophie |
Chloramphenicol | Augenmuskellähmungen, Neuritis n. optici (nach sofortigem Absetzen reversibel) |
Chloroquin | Passagere Akkommodationsstörung, reversible Hornhauttrübung, irreversible Retinopathien |
Cimetidin | Sehstörungen |
Ethambutol | Optikusschäden (Sehschwäche, gestörtes Rot-Grün-Sehen) |
Glukokortikosteroide, auch hoch dosiert inhalativ! | Katarakt, Glaukom |
Digitalis | Bei Überdosierung: Farbsehen, transitorische Visusstörung |
Morphium | Miosis |
Östrogene | Kontaktlinsenunverträglichkeit bei vermindertem Tränenfluss |
AugeKontaktlinsenKontaktlinsenKontaktlinsen
Art | Harte Kontaktlinsen | Weiche Kontaktlinsen |
Besonderheit | Schwimmen auf dem Tränenfilm über der Hornhaut, decken nur Teil der Hornhaut ab | Schmiegen sich dem Auge an, hydrophil, bedecken gesamte Hornhaut |
Vorteile | Stabiler, geringerer Pflegeaufwand, lange tägl. Tragedauer | Bessere Verträglichkeit, geringe Eingewöhnungszeit |
Nachteile | Eingewöhnungszeit erforderlich, fallen leichter heraus, Fremdkörper können sich leichter darunterschieben | Optisch weniger exakt, geringere Haltbarkeit, höherer Pflegeaufwand, häufiger bakt. Inf., kurze tägl. Tragedauer |
Augenerkrankungen
-
24.1
Leitsymptome und ihre Differenzialdiagnose1330
-
24.2
Diagnostik und therapeutische Methoden1346
-
24.3
Hausärztliche Betreuung bei Augenleiden1354
-
24.4
Augenbeteiligung bei Allgemeinerkrankungen1356
24.4.1
Infektionskrankheiten1356
24.4.2
Stoffwechsel- und endokrinologische Erkrankungen1357
24.4.3
Rheumatische Erkrankungen1357
24.4.4
Blutkrankheiten1358
24.4.5
Gefäß- und Kreislauferkrankungen1358
24.4.6
Neurologische Krankheitsbilder1358
24.4.7
Sonstige Erkrankungen1359
24.4.8
Intern applizierte Pharmaka mit Nebenwirkungen am Auge1359
-
24.5
Der augenoperierte Patient1360
-
24.6
Der Kontaktlinsenträger1360
24.1
Leitsymptome und ihre Differenzialdiagnose
24.1.1
Augenschmerzen
-
•
Schmerzbeginn: plötzlich (akutes Glaukom 24.3.1, Trauma); allmählich (zunehmender Hirndruck)
-
•
Schmerzlokalisation: ein- o. bds., dumpfer Augenhöhlenschmerz (akutes Glaukom, Tenonitis), Schläfenschmerz
-
•
Schmerzcharakter: brennend (Entzündung, Verätzung), sehr stark, Vernichtungsschmerz (akutes Glaukom, Trigeminusneuralgie), bewegungsabhängig (Neuritis n. optici)
-
•
Allgemeinsympt.: Fieber (entzündliche Prozesse), Übelkeit, Erbrechen (Migräne, akutes Glaukom)
-
•
Sehstörungen: Visuseinschränkung (24.1.7), anfallsweise Doppelbilder (ophthalmoplegische Migräne; 21.1.1)
-
•
Reizfreie Augen: Neuritis n. optici, ophthalmische Migräne
-
•
Stauungshyperämie, Druckmydriasis bei akutem Glaukom
-
•
Geringe Blepharitis (Lidrandentzündung)/Konjunktivitis bei nicht o. falsch korrigierter Fehlsichtigkeit
-
•
Entzündungszeichen (24.1.2)?
-
•
Fremdkörper?
-
•
Halbseitige Bläschenbildung mit Übergreifen auf Stirn, Nase (Zoster ophthalmicus; 26.4.2).
-
•
Nichtinfektiöse/infektiöse Augenentzündungen (24.1.2)
-
•
Glaukomanfall: heftigste, dumpfe Schmerzen „hinter dem Auge“ (Augenhöhlenschmerz, 24.3.1)
-
•
Asthenopie (Nahsehschwäche) durch Brechungsanomalien, Asthenopiefalsche Beleuchtung, vegetative Dystonie: Schmerzen bei längerem Lesen, Autofahren o. Ä., Ther.: Überforderungssituation abstellen, Brillenkorrektur
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•
Wundschmerz bei Verletzungen, s. u.
Pat. mit Augenverletzungen: Nach Erstversorgung sofort FA-ÜW. Tetanusprophylaxe nicht vergessen.
Erstversorgung bei Augenverletzungen
-
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VerletzungAugeAugenverletzungVerätzungen: sofortige Augenspülung (24.2.10) u. Transport in Augenklinik; bes. gefährlich sind Laugenverätzungen (z. B. Kalk, Zement, Kontaktlinsenreiniger) u. Tränengas, da Bildung von Kolliquationsnekrosen. Bei starken Schmerzen vor Spülung Oberflächenanästhesie, z. B. mit 1–2 Tr. Oxybuprocain Tr. (Conjuncain EDO®)
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•
Verbrennungen: Augenspülung, desinfizierende Augensalben, z. B. Bibrocathol AS 5 % (Posiformin® 2 % AS), Verband; ab 2. Grades Klinikeinweisung
-
•
Kontusion: häufig bei Squash-, Tennisball-, Sektkorkenverletzung. Augenverband u. sofortige Klinikeinweisung
-
•
Fremdkörper: oberflächliche, lose sitzende Fremdkörper entfernen (24.2.10), anschließend Spaltlampenkontrolle, bei tief sitzendem Hornhautfremdkörper nur steriler Verband u. FA-ÜW
-
•
Perforierende Verletzungen: steriler, lockerer Verband u. sofortiger Transport in Augenklinik, keinerlei Manipulation am Auge. KO: Ophthalmie, sympathischeSympathische Ophthalmie, seltene Miterkr. des unverletzten Auges nach Latenzzeit von Tagen bis Wo. unter dem Bild einer schleichend-chron. Iridozyklitis; Frühsympt.: Akkommodation ↓, Blendungsgefühl, Druckschmerz im Ziliarkörperbereich
-
•
Augenbeteiligung bei Kopfschmerz: ophthalmische/ophthalmoplegische Migräne (s. u.), Trigeminusneuralgie (21.10.3), erhöhter Hirndruck
-
•
Neuritis n. optici: Bewegungsschmerz (24.1.7)
-
•
Arteriitis temporalis (24.4.3)
-
•
Ophthalmische Migräne: meist jüngere Pat. (10.–Migräneophthalmische30. Lj.), häufiger F
-
–
Ätiol.: temporäre Sehrindenzirkulationsstörung (A. cerebri post.)
-
–
Klin.: beginnend mit einseitig parazentralem Flimmerskotom, anschließend Lichtblitze, die bei Lidschluss intensiv bläulich-gelb (wie Feuerwerk) leuchten. Halbseitenkopfschmerz, Gesichtshautrötung der betroffenen Seite. Allgemeinsympt.: Übelkeit, Erbrechen, Überempfindlichkeit ggü. Licht, Geräuschen. Ther.:21.1.1
-
-
•
Ophthalmoplegische Migräne: periodische homolaterale MigräneophthalmoplegischeOkulomotoriusparese mit Halbseitenkopfschmerz
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–
Ätiol.: Gefäßspasmen, Hirnbasisgefäßaneurysmen, Hirntumoren, SHT, Meningitis/Enzephalitis, beginnende MS, psychisch
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–
Klin.: Beginn im Kindes-/Jugendalter. Schwerer Halbseitenkopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Halbseitenschwitzen. Doppelbilder, vereinzelt persistierende Paresen. Anfallsdauer: Std. bis Wo. mit immer kürzeren Intervallen
-
–
Ther.: Grunderkr. behandeln; Anfalls-, Intervallther. (21.1.1)
-
-
•
Zoster ophthalmicusZosterophthalmicus: Zweitinf./Reaktivierung Varicella-Zoster-Virus mit Befall 1. Trigeminusast
-
–
Klin.: streng halbseitige Bläschenbildung der Kopfhaut, Stirn, Oberlid, Nasenwurzel; bei Unterlidbefall 2. Trigeminusast beteiligt. Segmentale, z. T. starke Schmerzen, aufgehobene Hornhautsensibilität
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–
KO: Zosterkeratitis, seltener: Iritis, Skleritis, Blutungen in Vorderkammer, Sekundärglaukom
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–
Ther.: Aciclovir (z. B. Aciclobeta®, Aciclostad®-800) 5 × 1 Tbl. à 800 mg p. o. über mind. 5 d, in schweren Fällen Klinikeinweisung in Augenklinik zur i.v. Ther. Schmerzther. (s. auch 27.2). Lokalther. der Hauteffloreszenzen 26.4.2
-
!
Cave: immer FA-ÜW zur Unters. Bei Hornhautbefall Mitbehandlung erforderlich
-
24.1.2
Das rote Auge
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Anamnese: Schmerzen? Vorangehendes Trauma? Miterkr. von Kontaktpersonen (infektiöse Konjunktivitiden? Allergieanamnese? Allgemeinsympt. (z. B. Erbrechen bei akutem Glaukom)?
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•
Inspektion vordere Augenabschnitte (24.2.1); bei Fremdkörpersuche Ektropionieren nicht vergessen; Sekretfarbe, -beschaffenheit: wässrig: viral/allergisch, eitrig (gelb bis gelbgrün): bakt., schleimig-schaumig: Reizung bei trockenem Auge (s. auch 24.1.5)
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•
Palpation zur Orientierung bzgl. Augeninnendruck (24.2.2). Injektionstypen Tab. 24.1
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Visusprüfung (24.2.9)
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Abstrichentnahme: Err.- u. Resistenzbestimmung aus Bindehautsekret bei V. a. Bakterien-/Pilzinf. vor Beginn der antimikrobiellen Ther., Gram-Färbung bei V. a. Gonokokkeninf.
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Im Zweifel augenärztl. Unters.
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Trauma: Erosio corneae, Fremdkörper, Verätzungen, perforierende Verletzungen (24.2.10)
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•
Lidstellungsfehler: Entropium, Ektropium
Akute Konjunktivitis
Meist bds.; evtl. einseitiger Beginn (bes. bei viraler Konjunktivitis). KonjunktivitisinfektiöseKonjunktivitisakute
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Infektiös: am häufigsten viral (Conjunctivitis epidemica). Pneumok., Staphylok., Streptok., Gonok., Chlamydien, Corynebacterium diphtheriae.
-
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Nichtinfektiös: mechanisch (Staub, Fremdkörper), UV-Strahlung, chemisch (Säuren, Laugen, Reizgas), allergisch, Raupenhaare (Conjunctivitis nodosa), Brechungsfehler
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•
Bindehautblutungen: V. a. Pneumokokkeninf.
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Pseudomembranen: Streptok. Cave: An Diphtherie denken (AZ, Racheninspektion; 9.3.7)
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Flockiger Eiter, sagokornartige Schwellungen: Chlamydien (Schwimmbadkonjunktivitis)
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Rahmiger Eiter, brettharte Lider, Bindehautödem: Gonokokken; Cave: hoch infektiös, KO: Hornhauteinschmelzung. Ther.: sofortige FA-ÜW. Gesundes Auge abdecken
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Unspez. Konjunktivitis: Klin.: Tab. 24.2. Ther.: Fremdkörpersuche u. ggf. Entfernung (24.2.10), Augenreinigung mit lauwarmem Wasser, lokal Tränenersatzmittel, z. B. Vidisept® EDO® AT 3–5 ×/d, ggf. häufiger, Hylo-Parin® AT 3 ×/d, ggf. häufiger
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Konjunktivitis durch Lausbefall von Augenbrauen/Wimpern: Bindehautreizung durch Ausscheidungen. Ther.: lokal Parasympathomimetika (z. B. Pilocarpin-Augentropfen 1 %, bringen Muskulatur der Parasiten zum Erschlaffen: z.B. Pilomann® 2%) o. Läuse/Nissen mit Pinzette abzupfen; zusätzlich (24.2.10)
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Raupenhaarkonjunktivitis: Raupenhaare o. Härchen von Kletten können sich in Horn- o. Bindehaut einbohren u. dort kleine Knötchen bilden. Ther.: FA-ÜW zur Entfernung
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Keratoconjunctivitis photoelectrica: 24.1.4
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Allergische Konjunktivitis: 24.1.4
Keratitis (Hornhautentzündung)
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Exogene Entzündung: Hypopyonkeratitis (bakt. Inf. nach Epitheldefekt, Fremdkörperverletzung), Mykose, Virusinf. (HSV, Hornhautbefall bei Zoster ophthalmicus)
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•
Endogene Entzündungen: spez. Inf. (Tbc, Lues)
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•
Unvollständiger Lidschluss (24.1.5)
-
•
Keratokonjunktivitis bei Rosacea
Akute Iridozyklitis
-
•
Häufig ungeklärt
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Begleitiritis bei Hornhauterkr.
-
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Systemische Erkr.: M. Bechterew (18.5.2), Sarkoidose (12.6.2), M. Reiter (18.5.4), chron. Arthritis (18.4)
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•
Z. n. perforierenden Verletzungen, OP
-
•
Inf.: Toxoplasmose, Tbc, Lues, Zytomegalie
Hyposphagma, Bindehautunterblutung
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Spontan bei Arteriosklerose, Diab. mell., Hypertonie, hämorrhagischer Diathese
-
•
Nach Niesen, Pressen (Geburt!), Keuchhusten, Trauma (Bulbuskontusion)
24.1.3
Das tränende Auge
AugetränendesHäufig i. R. der Abwehrtrias: Lidkrampf, Lichtscheu, Tränenträufeln.
-
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Anamnese: Trauma (Fremdkörper, Insekten)? Allergien (lokal applizierte Pharmaka, Rhinoconjunctivitis allergica)? Schmerzen?
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•
Inspektion: Entzündungszeichen? Fremdkörper (Ektropionieren!)?
-
•
Palpation: durch Fingerdruck auf Tränensack Entleerung von Schleim/ Eiter im Fall einer Stenose/Entzündung der Tränenwege
-
•
Schneuzversuch: 2-proz. Fluoresceinkali-Lsg. in SchneuzversuchBindehautsack einträufeln, Nasenöffnung der Gegenseite zuhalten, bei Durchgängigkeit der Tränenwege färbt sich abfließende Tränenflüssigkeit gelbgrün. Cave: Schädigung weicher Kontaktlinsen durch den Farbstoff
-
•
Fremdkörper (subtarsal, Hornhaut, 24.2.10)
-
•
Chemische, physikalische, mechanische Schädigung
-
•
Trichiasis (Wimpernreiben, z. B. bei Entropium)
-
•
Erkr. der Tränenorgane (Tränenwegstenose, Dakryozystitis, s. u.)
-
•
Akute o. chron. Entzündungen (s. u., 24.1.2)
-
•
Allergien (Rhinoconjunctivitis allergica, lokale Ophthalmologika, 24.1.4)
-
•
Psychisch bedingte Hypersekretion
-
•
Lokal applizierte Pharmaka (z. B. Pilocarpin)
Tränenwegstenose
-
•
Augenentzündungen (Konjunktivitis), Schleimhautschwellung
-
•
Fremdkörper (häufig Wimpern), Verätzungen, Verletzungen (Narbenbildung), Verwachsungen nach Rö/Bestrahlung
-
•
Angeborene Atresie des Tränenpünktchens
Bei Sgl. rel. häufig persistierende Membran im Tränensackgang, meist Spontanremission im 1. Lj., bei länger bestehender Epiphora FA-ÜW.
Akute Dakryozystitis
-
•
Oft exazerbierte chron. Dakryozystitis
-
•
Mechanische Schädigung Tränensackepithel (z. B. Sondierung)
-
•
Flächenhafte, derbe, hochrote, dolente Schwellung unterhalb des medialen Augenwinkels, Begleitödem von Lid, Nasenrücken
-
•
Schwellung regionärer Lk (Ohr, Unterkiefer)
-
•
Subfebrile Temperaturen
-
•
Eiterrückfluss aus Tränenpünktchen bei Druck auf Tränensack
-
•
FA-ÜW
-
•
Allg.: Bettruhe, nach Schwere der Sympt. evtl. systemisch Antibiotika (z. B. Ampicillin, Oxacillin).
-
•
Lokal: Wärme, Rotlicht, antibiotische Augentropfen (z. B. Refobacin® AT 4–6 ×/d 1 Tr.) u. Salbe z. N.
-
•
Eröffnung Tränensäckchen durch FA bei Fluktuation (Abszedierung)
Chronische Dakryozystitis
24.1.4
Das juckende Auge, Fremdkörpergefühl
Fremdkörpergefühl im Auge
-
•
Anamnese: bekannte Allergien, Höhensonnenbestrahlung, Schweißarbeiten, Kontaktlinsenträger, Trauma?
-
•
Inspektion: Entzündungszeichen (Injektion, Sekret), Ektropionieren zur Fremdkörpersuche
-
•
Schirmer-Test (24.2.8)
Allergische Konjunktivitis
-
•
Allergenkarenz; ggf. Hyposensibilisierung
-
•
Lokalther.: Cromoglicinsäure (z. B. Cromo-ratiopharm® AT 4 ×/d 1–2 Tr.), Levocabastin (z. B. Livocab® AT) 2–4 ×/d 1 Tr., Lodoxamid (Alomide® AT) 3 ×/d 1 Tr. als Bedarfsmedikation, keine Dauerther.
-
•
Systemische Antiallergika: z. B. Loratadin (z. B. Loratadin Stada® 10 mg) 1 × 1 Tbl./d o. Cetirizin, z. B. Cetirizin CT® 10 mg 1 × ½–1 Tbl. abends
-
•
In schweren Fällen lokale u./o. systemische Glukokortikosteroide; cave: Kortisonglaukom bei unkritischer Anwendung über längere Zeit
Keratoconjunctivitis photoelectrica
24.1.5
Das trockene Auge
-
•
Inspektion: Vollständiger Lidschluss? Schleimhäute von Nase, Mund, Rachen: allg. Trockenheit bei Sjögren-Sy.
-
•
Schirmer-Test (24.2.8), Bestimmung Tränenabrisszeit (24.2.8)
-
•
Provokationstest mit Haarföhn: Pat. wird aus ca. 1 m Entfernung mit Föhn angeblasen. Bei Tränenmangel innerhalb von 10 Sek. Fremdkörper- u. Trockenheitsgefühl
-
•
Labor: Anämie, BSG ↑ bei Sjögren-Sy. (s. u.)
-
•
Tränensekretion ↓ physiolog. im Alter
-
•
Medikamente (z. B. Kontrazeptiva)
-
•
Sjögren-Sy. (18.4.3 u. unten)
-
•
Mikulicz-Sy.: bds. schmerzlose Mikulicz-SyndromSchwellung der Tränen- u. Speicheldrüsen (s. u.)
-
•
Unvollständiger Lidschluss (s. u.)
-
•
Pilzinf. bei Diab. mell.
-
•
Vit.-A-Avitaminose (selten, 24.4.7)
Sjögren-Syndrom
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•
Künstliche Tränen (z. B. Vidisept® Augentr.), bei längerer Anwendung möglichst konservierungsmittelfrei (z. B. Artelac® EDO®). Anwendung je nach Beschwerdeintensität mehrmals tägl., jedoch nicht unkritisch oft (Unterdrückung der körpereigenen Tränenrestproduktion)
-
•
Bei Therapieresistenz FA-ÜW: Tränenstöpsel nach Mackeen u. Roth zum Verschluss des unteren Tränenpünktchens
Unvollständiger Lidschluss
-
•
Keratitis e lagophthalmo: absolute/relative Lidverkürzung durch Narbenektropium, Exophthalmus (M. Basedow, Orbitatumoren), Fazialisparese (21.10.2)
-
•
Keratitis neuroparalytica: Lähmung 1. Trigeminusast (Trauma, Tumoren, operative Ausschaltung bei Neuralgien)
24.1.6
Lidschwellung
-
•
Anamnese: Schwellung seit wann? Ständig? Zunehmend? Vorangegangenes Trauma, Schmerzen, Allgemeinerkr. (kardial, renal, Allergien)?
-
•
Inspektion: 24.2.1
-
•
Labor: Entzündungsparameter (Leukos, CRP, BSG), SD-Parameter bei V. a. Hypothyreose (17.6.3)
-
•
Ggf. Rö: Rö Schädel, Schädel-CT, Rö NNH bei V. a. Frakturen, Tumoren
-
•
Lidschwellung mit Entzündung: Gerstenkorn (s. u.), Hagelkorn (s. u.), Lidphlegmone, Lidabszess (s. u.), Orbitalphlegmone (s. u.), Konjunktivitis (24.1.2), Dakryoadenitis (s. u.), Erysipel
-
•
Lidschwellung ohne Entzündung:
-
–
Renale Ödeme: blasse bis strohgelbe Verfärbung, z. B. bei GN
-
–
Kardiale Ödeme: livide graugelbe Verfärbung, nach Bettruhe rückläufig
-
–
Quincke-Ödem: teigige Lid- u. Gesichtsschwellung
-
–
Trauma: Insektenstich, Bulbuskontusion, SHT (Hämatom, Liquorfistel, Luftemphysem nach Siebbeinverletzung)
-
–
Myxödem bei Hypothyreose: gedunsene Lider, Pseudoödem
-
–
Tumoren: Orbita (Mischtumor der Tränendrüse, Osteome, Sarkome, Meningeome), NNH (Osteome, Karzinome), Lider (Lipome, Fibrome, Hämangiome, Adenokarzinom, Spinaliom, Basaliom)
-
–
Allergische Ödeme: z. B. nach Auftragen von Kosmetika
-
Gerstenkorn (Hordeolum)
-
•
Stark entzündliches Lidödem u. Chemosis der Bindehaut
-
•
Umschriebene rote, schmerzhafte Schwellung im Wimpernbereich, bei Hordeolum internum Schwellung der Lidbindehaut, im fortgeschrittenen Stadium gelblicher Eiterhof
-
•
Allg.: Schwellung präaurikuläre Lk, evtl. Fieber
-
•
Trockene Wärme (2–3×/d Rotlicht)
-
•
Desinfizierende AS, z. B. Bibrocathol (z. B. Posiformin®) mehrmals tägl. einstreichen o. antibiotische AS, z. B. Gentamicin (z. B. Gentamicin POS® AS 2–3 ×/d).
-
•
Evtl. Stichinzision mit feiner Kanüle.
Bei rezid. Gerstenkorn nach Diab. mell. fahnden.
Hagelkorn (Chalazion)
Lidabszess
-
•
Prallharte Lidschwellung, verengte Lidspalte, Schmerzen
-
•
Später häufig Fluktuation o. Spontanperforation
-
•
Allg.: leichtes Fieber, Schwellung präaurikuläre Lk
Dakryoadenitis (Tränendrüsenentzündung)
-
•
Akut: Infektionskrankheiten (Mumps, Masern, Scharlach, Grippe), bakt. Konjunktivitis, Verletzungen
-
•
Chron.: Trachom, Tbc, Lues, M. Hodgkin, Leukämie, Mikulicz-Sy., Sarkoidose, Sjögren-Sy.
-
•
Akut: ein- o. beidseitige dolente Schwellung äußeres Oberlid (liegende Paragrafenform). Beim Anheben des Oberlids tritt geschwollenes palpebrales Drüsenläppchen deutlich hervor. Präaurikuläre Lk-Schwellung
-
•
Chron.: schmerzlose, allmählich sich entwickelnde Schwellung des Oberlids in Paragrafenform. Durch die Lidhaut tastbarer Knoten
-
•
Hordeolum, Chalazion, Lidabszess, Periostitis des Orbitarandes, Orbitalphlegmone: hier keine sichtbare Schwellung der Drüse
-
•
Retentionszyste der Tränendrüse (DakryopsDakryops): vergrößert sich beim Weinen
-
•
Lokale Antibiotika, z. B. Polyspectran® AT 3–5 ×/d 1 Tr. o. AS 3–5 ×/d
-
•
FA-ÜW: in schweren Fällen systemisch Antibiotika, z. B. mit Flucloxacillin (z. B. Staphylex®) 3 × 1 g
Orbitalphlegmone
-
•
Exophthalmus, pralle Schwellung Lider u. Umgebung
-
•
Augenbeweglichkeit ↓, schmerzhaft
-
•
Pupillenreaktion u. Visus evtl. ↓
-
•
Allg.: Fieber, Leukos ↑, BSG ↑, AZ ↓, Übelkeit, Erbrechen
24.1.7
Sehstörungen u. Doppelbilder
Einseitiger, allmählicher Visusverlust oft aufgrund des Binokularsehens lange Zeit unbemerkt, v. a. dann, wenn weitere Sympt. (Schmerzen, Entzündungszeichen) fehlen.
Akute einseitige Erblindung/Visusminderung
Zentralarterienembolie
-
•
Notfall, sofortige Klinikeinweisung!
-
•
Erstmaßnahme: Bulbusmassage zur Durchblutungsförderung (kann Pat. selbst durchführen!)
-
•
In KH: Fibrinolyse, wenn Verschluss nicht älter als 24 h; später 100 mg ASS tägl. zur Rezidivprophylaxe, bei älterem Verschluss, Hkt ↑: Aderlass, Hämodilution
Zentralvenenverschluss
-
•
Einweisung in Augenklinik
-
•
Hämodilution bei hohem Hkt
-
•
Augendrucksenkung mit lokalen Betablockern, z. B. Vistagan® Liquifilm 0,5 %
-
•
Behandlung Grundleiden
-
•
Bei sek. Neovaskularisation Laserkoagulation
Amaurosis fugax
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•
Mikroembolien: Stenose A. carotis interna, kardiale Embolien, i.v. Drogenmissbrauch
-
•
Minderperfusion: Arteriosklerose, Vaskulitiden, art. Hypertonie
-
•
Augenspiegelung: Ischämiezeichen: Mikroinfarkte, kleine Blutungen, Embolie
-
•
Internistische Abklärung: Herzgeräusch, RR, Stenosegeräusch Karotis
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•
Neurolog. Unters.: Hirnstamm-/Kleinhirnläsionen, Hirndruckzeichen
-
•
Apparative Diagn.: Echo, Gefäßdoppler, Schädel-CT
Neuritis nervi optici
-
•
ZNS-Erkr.: MS (evtl. Erstsymptom, 21.4), Enzephalitis, Meningitis
-
•
Allgemeininf.: Diphtherie, Scharlach, Grippe, Malaria, Typhus, Fleckfieber, Tbc, Lues
-
•
Fokale Inf.
-
•
Intraokulare Entzündungen
Chorioretinitis
Akuter Keratokonus
Doppelseitiger akuter Visusverlust
Allmähliche doppelseitige Erblindung
Hemeralopie (Dämmerungssehschwäche)
Retinitis pigmentosa
Verdunkelungen
Blendung
Nebelsehen
Nahsehbeschwerden
Schattensehen
Schleiersehen
Primäre Ablatio retinae
Ablatio retinaeStets Folge eines Netzhauteinrisses.
Sekundäre Ablatio retinae
Augenflimmern
Verzerrtsehen
-
•
Blutungen in Netzhautmitte bei Retinopathia diabetica, Hypertonie (Entwicklung innerhalb von Stunden)
-
•
Retinitis centralis serosa (s. u.)
-
•
Makuladegeneration (s. u.)
Retinitis centralis serosa
Strabismus (Schielen) und Doppelbilder
Strabismus paralyticus (Lähmungsschielen)
Strabismus concomitans (Begleitschielen)
Schielen ist kein vorrangig kosmetisches Problem. Bei unbehandeltem Strabismus droht bleibende Schwachsichtigkeit. Ursache kann auch malignes Retinoblastom sein. Deshalb konsequente u. rechtzeitige Ther. durch FA erforderlich.
Linsenluxation
-
•
Monokulare Doppelbilder, Irisschlottern, tiefe Vorderkammer (bei Luxation der Linse in Vorderkammer ist diese flach)
-
•
Bei Subluxation: schlotternde Linse bei Blickbewegung.
Blow-out-Fraktur
Tenonitis, Myositis
-
•
Seröse Tenonitis bei Grippe, rheumatischen Erkr.
-
•
Eitrige Tenonitis bei Sepsis, Abszessen, Dakryozystitis, Schiel-OP
-
•
Meist auf Grundlage einer oft bds. Scleritis posterior
-
•
Schmerzen, bes. bei Augapfelbewegung
-
•
Geringe Verdrängung des Bulbus
-
•
Lidschwellung, mäßige Chemosis
-
•
Doppelbilder durch eingeschränkte Bulbusbeweglichkeit
Pseudotumor der Orbita
-
•
Einseitige, sich rasch entwickelnde Protrusio bulbi
-
•
Lid- u. Bindehautschwellung
-
•
Beweglichkeit ↓, Doppelbilder
24.2
Diagnostik und therapeutische Methoden
24.2.1
Inspektion
Lider
-
•
Lidhaut: Entzündung? Ekzem? Ödem? Emphysem? Hämatom?
-
•
Lidspaltenform: horizontales Oval, innerer Lidwinkel abgerundet, äußerer Lidwinkel spitz
-
•
Lidspaltenweite: vertikal, individuell zwischen 6–10 mm
-
•
Lidbewegung: Ptosis
-
•
Lidstellung: Ektropium, Entropium (24.1.2)
Blepharitis (Lidrandentzündung)
-
•
Borken mit Salicylsäure-AT lösen (z. B. Sophtal-POS® N-Augentropfen) 4 ×/d 1 Tr. in den Bindehautsack o.
-
•
Versuch mit antiseptischer AS (z. B. Posiformin® 2 % Augensalbe) 3–5 ×/d o. antibiotischer AS (z. B. Aureomycin® Augensalbe 2-stdl. in den Bindehautsack)
-
•
In hartnäckigen Fällen lokal Glukokortikoid-Komb.-Präparate (z. B. Terracortril® Dexagenta AS 2–3 ×/d in den Bindehautsack)
-
•
Blepharospasmus: Lidkrampf, meist i. R. der Abwehrtrias mit Lichtscheu u. vermehrtem Tränenfluss. Ätiol.: Entzündungen, Fremdkörper, Verletzungen, Blendung, (24.1.7)
-
•
Lidhämatom: infolge Lidverletzungen, Brillenhämatom bei Schädelbasisfraktur, Nasenwurzelverletzungen (23.5.6)
-
•
Blepharochalase: Herabhängen erschlaffter Oberlidhaut über Lidrand u. äußeren Lidwinkel. Ätiol.: Altersveränderung
Bindehaut
-
•
Normalbefund: zartrosa gefärbt, durchsichtig, glatt, glänzend, hellrote Gefäße, mit Glasstab verschieblich
-
•
Entzündungen: verstärkte Gefäßfüllung (konjunktivale Inj.), DD: ziliare Inj. bei Entzündung tieferer Augenabschnitte, Stauungshyperämie des Augapfels bei akutem Glaukom (24.3.1)
-
•
Sekret: wässrig, schleimig, eitrig, blutig, fadenziehend
-
•
Flügelfell (Pterygium): dreieckige Bindehautfalte, die sich zur Hornhautmitte hin vorschiebt u. mit Hornhautepithel z. T. verwachsen ist. KO: Visus ↓. Ther.: möglichst frühzeitige chir. Entfernung. Progn.: rezidivfreudig
-
•
Lidspaltenfleck (Pinguecula): gelbliche Einlagerung u. Verdickung im Lidspaltenbereich, Basis parallel zum Hornhautrand, Spitze zeigt zum Lidwinkel. Harmlose degenerative Veränderung. Keine Ther.
-
•
Hyposphagma: 24.1.2
Hornhaut
-
•
Normalbefund: Konturen glatt, Kanten scharf, glänzend
-
•
Path.: Reflex unscharf/verwaschen (Trübung, Verletzung), matt/verzerrt (z. B. Ulkus), glänzend/verzerrt (älterer Defekt)
Iris
-
•
Lage (Tiefe der Vorderkammer): normal ca. 3 mm; Abflachung z. B. bei plötzlichem intraokularem Druckanstieg, Vertiefung bei Linsenluxation mit Glaskörpervorfall
-
•
Oberfläche: normal glänzendes Relief, bei Entzündung ödematös u. verwaschen mit sichtbaren Gefäßen
-
•
Farbe: physiolog. Unterschiede je nach Pigmentgehalt; bei Siderose Braunfärbung
-
•
Iritis: 24.1.2
-
•
Iriskolobom: Lücke in Regenbogenhaut; Iriskolobomangeboren i. d. R. nach nasal unten, operativ nach oben gerichtet (Katarakt-OP)
Pupille
-
•
Weite: normal 2–3 mm
-
•
Form: Entrundung?
-
•
Pupillenreaktion: immer Betrachtung beider Pupillen u. Seitenvergleich! Befunde 24.2.3
Linse
-
•
Durchleuchtung im durchfallenden Licht (Augenspiegel): Alle Trübungen erscheinen schwarz.
-
•
Unters. im seitlich auffallenden Licht: Alle Trübungen erscheinen grau.
-
•
Angeboren: erblich, pränatale Inf. (Röteln, Toxoplasmose)
-
•
Erworben: AltersstarAltersstar (Cataracta senilis); Wundstar (nach Kontusion/Perforation); Feuerstar (jahrzehntelange Schädigung durch Infrarotstrahlung); Strahlenstar; Blitzstar (Starkstrom, Blitzschlag, evtl. reversibel); „Zuckerstar“ (bei juvenilem Diab. typ. schneeflockenartige Trübung, bei älteren Diabetikern klin. Bild wie senile Katarakt); Kortisonstar (bei lokaler u./o. systemischer Glukokortikoid-Ther., nach rechtzeitigem Absetzen reversibel), komplizierter Star (als KO bei praktisch allen intraokularen Erkr. möglich)
-
•
Ther.: operativ
24.2.2
Palpation und Hornhautsensibilität
Palpation
-
•
Normalbefund: Bulbus leicht eindrückbar (Fluktuation)
-
•
Brettharter Bulbus: bei akutem Glaukom (24.3.1), Druckwerte > 60 mmHg (Normwert 10–20 mmHg) sind sicher zu palpieren, bei geringeren Drucksteigerungen ist Seitenunterschied hinweisend
Hornhautsensibilität
-
•
Normalbefund: seitengleiche Berührungsempfindung u. Auslösung des Kornealreflexes (reflektorischer Lidschluss):
-
•
Sensibilität ↓: Herpes-simplex-Keratitis, Verätzungen. Cave: Bei Verätzungen sind mitunter Hornhautepitheldefekte optisch nicht nachweisbar, herabgesetzte Sensibilität zeigt jedoch eine weitergehende Schädigung an.
-
•
Sensibilität aufgehoben: Läsion N. trigeminus (Zoster ophthalmicus, Tumoren im Kleinhirnbrückenwinkel, SHT, operative Ausschaltung Ganglion Gasseri bei Neuralgie) führt zu Keratitis neuroparalytica mit Hornhautulkus. KO: Sekundärinf. Wichtige DD: Abgeschwächter o. fehlender Kornealreflex auch bei Läsion des N. facialis möglich.
24.2.3
Pupillenreaktion
Pathologische Pupillenreaktionen (21.1.4) Tabes dorsalisPupillenreaktionArgyll-Robertson-PhänomenAdie-Syndrom
Befund | Pupillenreaktion | Ätiologie | ||
Direkt | Indirekt | Konvergenz | ||
Absolute Starre (Pupillen über mittelweit, entrundet) | nein | nein | nein | Schädelbasisfraktur, Botulismus, Läsion N. oculomotorius |
Reflektorische Starre mit Miosis (Pupillen eng) | nein | nein | auslösbar | Argyll-Robertson-Phänomen bei Tabes dorsalis (Entmarkung RM-Hinterstränge bei Neurolues, 9.8.2) |
Reflektorische Starre mit Mydriasis (Pupillen weit) | nein | nein | auslösbar | Mittelhirntumoren (Vierhügelgegend) |
Pupillotonie (Pupillen weit) | verzögert | verzögert | verzögert | Adie-Sy.: zusätzlich fehlende Eigenreflexe der unteren Extremität |
Horner-Sy. (Pupillen eng) | abgeschwächt | abgeschwächt | auslösbar | Abb. 21.1 |
24.2.4
Ektropionieren
-
•
Unterlid: Vorsichtig an Wimpern herabziehen.
-
•
Oberlid:
-
–
Einfaches Ektropionieren: Pat. nach unten blicken lassen, vorsichtig Wimpern fassen u. abwärts ziehen, gleichzeitig mit Glasstab (im Notfall auch Q-Tip, Streichholz o. Ä.) oberen Lidknorpelrand nach hinten u. unten drücken (Abb. 24.2).
-
–
Doppeltes Ektropionieren mit Desmarres-Lidhalter, nur durch Geübten (notwendig zur Darstellung der oberen Umschlagfalte).
-
24.2.5
Augenspiegelung
-
•
Diagn. Pupillenerweiterung mit Mydriatikum, z. B. Tropicamid (z. B. Mydrum®) 1 Tr.
-
•
Betrachtung des Augenhintergrunds im dir., aufrechten, vergrößerten Bild. Cave: sichere Augenhintergrundbeurteilung nur geübtem Untersucher möglich, meist FA-ÜW erforderlich
Mydriatika bei Glaukom/-verdacht kontraindiziert.
-
•
Farbe: leuchtend rot
-
•
Gelber Fleck: querovaler gefäßloser Bezirk in NetzhautNetzhautmitte mit zentraler Netzhautgrube (Fovea centralis)
-
•
Netzhautgefäße: Arterien hellrot, breiter Reflexstreifen, keine Pulsation; Venen dunkelrot mit schmalem Reflexstreifen, spontane Pulsation der Zentralvene auf der Papille
-
•
Papille: senkrecht stehendes Oval von zartroter bis blassrosa Farbe im Netzhautniveau, temporal stets heller; Grenzen temporal, oben u. unten gut, nasal weniger gut abgegrenzt; Gefäßtrichter im Zentrum der Papille, Arterien u. Venen teilen sich meist noch auf der Papille in je einen nach oben u. nach unten ziehenden Ast, zu 70 % sichtbarer Venenpuls durch pulssynchrones, periodisches Kollabieren der Venenwand. Cave: Art. Pulsation auf Papille immer path. DD: Druckpuls bei gesteigertem Augeninnendruck, echte art. Pulswellen bei Aorteninsuff.
-
•
Zentralarterienverschluss (24.1.7): milchig weißes Ödem Netzhautmitte, kirschroter Makulafleck, blasse, unscharfe Papille, blutleere fadendünne Netzhautarterien
-
•
Zentralvenenverschluss (24.1.7): hämorrhagisch verfärbte Papille, Netzhautvenen geschlängelt u. gestaut, peripapillär flächenhafte Blutungen, peripher fleck- u. punktförmige Blutungen
-
•
Stauungspapille (24.1.7): zunächst nasal glasige Schwellung, dann pilzförmige Vorwölbung der Papille, Farbe graurot, Venen gestaut u. über Papillenrand abgeknickt, später Atrophie (grauweiße, unscharf begrenzte Papille mit abnehmender Prominenz); Klin.: Sehfunktion lange unbeeinflusst, passagere Verdunkelungen sind erstes subjektives Sympt., Vergrößerung des blinden Flecks ist funktionelles Frühzeichen.
24.2.6
Gesichtsfeldbestimmung
-
•
Normal: Pat. u. Untersucher nehmen Wattebausch zum gleichen Zeitpunkt wahr
-
•
Wichtige path. Befunde:
-
–
SkotomeSkotom (Dunkelfelder): Retrobulbärneuritis, Glaukom (24.3.1)
-
–
Konzentrische o. sektorförmige Gesichtsfeldeinschränkung bei Chorioretinitis
-
–
Hemianopsie (Halbseitenausfall) bei Hirntumoren, Apoplexie
-
Immer FA-ÜW bei path. Parallelversuch o. subjektiven Gesichtsfeldeinschränkungen.
24.2.7
Tonometrie
24.2.8
Schirmer-Test
24.2.9
Farbtafeln/Visusprüfung
-
•
Für jedes Auge einzeln mithilfe berechneter Sehtafeln in einer Entfernung von 5 m
-
•
Angabe der Sehleistung als Bruch: Im Zähler Ist-Entfernung, im Nenner Soll-Entfernung, in der normalsichtiges Auge Sehzeichen gerade noch lesen muss (Angaben auf den Tafeln)
-
•
Bei Sehleistung < 1/50 Prüfung auf Fingerzählen, Handbewegungen, Lichtwahrnehmung
-
•
Für Kinder u. Leseunkundige Kinderbildtafeln nach Löhlein verwenden bzw. FA-ÜW
24.2.10
Allgemeine Behandlungsmethoden
Pharmakotherapie
-
•
Augentropfen, -salben, -öle (Applikation Abb. 24.3).
-
•
Subkonjunktivale o. parabulbäre Inj. nur durch FA.
-
•
Applikation erfolgt nach Abziehen des Unterlids in untere Übergangsfalte der Bindehaut, der Pat. hat dabei den Kopf etwas nach hinten geneigt. Cave: Auge möglichst nicht mit Tropfflasche bzw. Salbentube berühren, da sonst reflektorischer Lidschluss, Sterilität ↓.
-
•
Wässrige Lösungen werden durch Tränenflüssigkeit rasch weggespült, müssen daher häufiger appliziert werden.
-
•
Öle u. Salben bilden Film auf Hornhaut u. beeinträchtigen zeitweilig die Sicht (Fahrtauglichkeit!).
-
•
Kontaktlinsen müssen meist vor Applikation entfernt werden (s. Beipackzettel u. Produktinformation).
-
•
Mögliche systemische u. lokale NW bei lokal applizierten Pharmaka beachten (Tab. 24.4).
•
Bei lokaler u./o. systemischer Glukokortikoidgabe nach 2–4 Wo. augenärztl. Kontrolle erforderlich (Kortisonglaukom, Katarakt).
•
Lokalanästhetisch wirkende AT gehören nicht in Patientenhand (Gefahr des trophischen Hornhautulkus).
•
Adstringierende AT nicht unkritisch über längere Zeit anwenden (Bindehautreizung).
-
•
z. B. systemische Antibiotikagabe bei entzündlichen Augenerkr., Diamox® i.v. bei akutem Glaukom
-
•
Augen-KO bei systemischer Pharmakonapplikation: 24.4.8
Augenverbände
-
•
Am besten geeignet sind spezielle Augenverbände, z. B. Pro-ophta®-Augenverbände von Lohmann, in Notfallversorgung auch sterile Kompressen, Mullbinden, Augenklappen (Abb. 24.3)
-
•
Uhrglasverband: Uhrglasförmiges Plexiglas mit Pflaster luftdicht am Orbitarand befestigen. Ind.: unvollständiger Lidschluss (Fazialisparese, Ektropium), zum Schutz des gesunden Auges bei Gonok.- u. Diphtheriekonjunktivitis
•
Absolute Ruhigstellung ist nur durch bds. Verband zu erreichen, da immer beide Augen gleichzeitig bewegt werden (Kontusionsverletzungen, perforierende Verletzungen, Strahlenschädigung)
•
Kein Verband bei Konjunktivitis, Sekretstau!
Augenspülung
-
•
Spülflüssigkeit: möglichst körperwarm, im Notfall Leitungswasser, besser destilliertes Wasser, Ringer-Lsg., physiolog. Kochsalzlsg. o. Isogutt® akut MP Augen-Tropflsg.
-
•
Hilfsmittel: Undine o. Spritzflasche, Hilfsperson
-
•
Vorgehen: Lider passiv öffnen (meist Lidkrampf i. R. der Abwehrtrias); Flüssigkeit in dünnem Strahl ins Auge laufen lassen. Pat. fängt sie mit Nierenschale auf. Pat. während des Spülvorgangs nacheinander in alle Richtungen schauen lassen, damit Spülflüssigkeit auf gesamte Bindehaut gelangt. Bei Verätzungen konsequente Spülung bis zum Eintreffen in der Klinik!
Entfernung kleiner Fremdkörper
-
•
Lose FremdkörperAugeauf der AugeFremdkörperentfernungBindehaut o. Hornhaut sitzende Fremdkörper mit angefeuchtetem Wattetupfer entfernen o. herausspülen.
-
•
Zur Entfernung subtarsaler Fremdkörper ektropionieren (24.2.4).
-
•
Alternativ Pat. nach oben blicken lassen u. Oberlid über Unterlid wegziehen, Pat. soll unter leichtem rotierendem Reiben des Oberlids Auge langsam öffnen. Wimpernreihe des Unterlids bürstet so oft Fremdkörper heraus. Cave: Perforierende Fremdkörper nicht entfernen, Gefahr der weiteren Bulbusverletzung. Steriler bds. Verband u. sofortiger Transport in Augenklinik.
24.3
Hausärztliche Betreuung bei Augenleiden
24.3.1
Der Glaukompatient
Glaucoma simplex betrifft ca. 2 % der Bevölkerung > 40 J. Deshalb regelmäßige augenärztl. Kontrolle veranlassen (Augendruckmessung, Gesichtsfeldmessung, Ophthalmoskopie), z. B. anlässlich Verordnung der ersten Nahbrille u. dann mind. 2-jährig. Beim „Check-up“ darauf hinweisen!
Chron. Glaukome gibt es auch als sog. Normaldruckglaukome ohne erhöhten Augeninnendruck.
-
•
Risikopat. (pos. Familienanamnese, art. Hypertonie, KHK, Arteriosklerose, Diab. mell., Langzeitther. mit Kortikoiden) mind. 1 ×/J. zur augenärztl. Kontrolle überweisen
-
•
Erste Lesebrille nicht durch Optiker anpassen lassen, sondern FA-ÜW
-
•
Uncharakt. Sympt. wie Augenbrennen, -rötung, Kopfschmerzen, Verschwommensehen ernst nehmen u. FA-ÜW → Augenheilkunde
-
•
Den Pat. zur exakten u. regelmäßigen Anwendung der vom FA verordneten Medikamente motivieren
-
•
Carboanhydrasehemmer (z. B. Diamox®, Glaupax®) können zu Hypokaliämie führen; Kalium i. S. kontrollieren, ggf. substituieren (kaliumreiche Ernährung, medikamentös; 13.1.10)
-
•
Enge Zusammenarbeit von HA u. FA bzgl. Ther. mit lokalen Betablockern aufgrund kardialer u. pulmonaler NW (24.2.10)
KI für verschiedene Medikamente bei Glaukompat. beachten, z. B. Anticholinergika, Antipsychotika.
24.3.2
Patienten mit Katarakt
-
•
Altersstar: keine Prävention möglich
-
•
Cataracta diabetica: Normoglykämie anstreben
-
•
Kortisonstar: engmaschige augenärztl. Kontrolle bei Kortison-Langzeitther. (bei rechtzeitigem Absetzen reversibel)
-
•
Schutzimpfungen: gegen Infektionskrankheiten (Röteln, Polio) zur Verhinderung einer embryonalen Linsenschädigung durch Erkr. schwangerer F.; Toxoplasmoseprophylaxe in der Grav.
-
•
Operative Ther. durch FA heute in fast allen Fällen möglich
-
•
Rechtzeitige FA-ÜW, wenn durch Sehbehinderung Berufsausübung, Hobbys, Alltagsverrichtungen nicht mehr möglich/eingeschränkt sind
24.4
Augenbeteiligung bei Allgemeinerkrankungen
24.4.1
Infektionskrankheiten
-
•
AugeBeteiligung bei AllgemeinkrankheitenBotulismus (Tab. 9.11): neuromuskuläre Vergiftung durch Toxin des Clostridium botulinum. Augensympt.: Doppelbilder, Flimmern, Ptosis, Okulomotoriusparese
-
•
Diphtherie (9.3.7): Augensympt.: Akkommodationslähmung (Makropsie: scheinbare Vergrößerung der Gegenstände), Abduzensparese (24.1.7), Fazialisparese (21.10.2), Neuritis n. optici
-
•
Masern, Röteln, Influenza, Mumps: akute virale Konjunktivitis
-
•
Lues connata: parenchymatöse Keratitis (komb. mit Tonnenzähnen u. Schwerhörigkeit: Hutchinson-TriasHutchinson-Trias)
-
•
Erw. Lues: Augensympt. i. R. der Tabes dorsalis: tabische Optikusatrophie, Argyll-Robertson-PhänomenArgyll-Robertson-Phänomen (9.8.2)
-
•
Röteln-Embryopathie: angeb. Totalstar, Gregg-Sy.: Linsentrübung, Herzfehler u. Schwerhörigkeit
-
•
Meningitis/Enzephalitis: Neuritis n. optici (24.1.7), Stauungspapille (Hirndruckzeichen! 24.2.5), Augenmuskelparesen (24.1.7)
-
•
Konnatale Toxoplasmose: Rosettenherd o. Pseudokolobom des gelben Flecks
-
•
Erw. Toxoplasmose: Chorioretinitis juxtapapillaris JensenChorioretinitisjuxtapapillaris Jensen, Iridozyklitis (s. auch 9.6.1)
-
•
Tetanus: Krämpfe des M. orbicularis als erstes klin. Zeichen bei Tetanusinf. mögl.
-
•
HIV-Inf.: Retinitis, Chorioiditis durch opportunistische Inf. (CMV, Herpes, Toxoplasmose u. a.; s. auch 9.9.5)
-
•
Tbc (12.3.6): Augensympt.: Knötcheniritis, proliferative, chron. Uveitis, disseminierte Chorioretinitis
24.4.2
Stoffwechsel- und endokrinologische Erkrankungen
-
•
Diabetes mellitus:
-
–
Rubeosis iritisRubeosis iritis: Gefäßneubildungen AugeBeteiligung bei Stoffwechselkrankheitenam Pupillarsaum u. in Iriskrause, KO: Sekundärglaukom
-
–
Retinopathia diabeticaRetinopathia diabetica i. R. der Mikroangiopathie. Formen: nichtproliferative (benigne) Diabetes mellitusRetinopathieRetinopathie mit Exsudaten, Blutungen, ischämischen Netzhautarealen. Proliferative (maligne) Retinopathie mit Neubildung höchst durchlässiger Kapillaren, Folge sind rezid. Blutungen in Glaskörper
-
–
Transitorische Brechungsanomalie: transitorische Myopie aufgrund vermehrter Wasserbindung der Linse bei plötzlich ansteigenden BZ-Werten. Transitorische Hyperopie aufgrund verminderter Wasserbindung der Linse bei plötzlich abfallenden BZ-Werten
-
–
Zuckerstar (Cataracta diabetica)
-
-
•
Fettstoffwechselstörungen: XanthelasmenXanthelasmen (gelbliche Einlagerungen symmetrisch im inneren Lidwinkel)
-
•
Hypokalzämie: Tetaniestar durch hypokalzämisches Kammerwasser; kann nach Struma-OP auftreten
-
•
Endokrine OphthalmopathieEndokrine Ophthalmopathie: Exophthalmus, Glanzauge, Oberlidretraktion Ophthalmopathie, endokrinebeim Blick nach unten (Graefe-ZeichenGraefe-Zeichen), seltener Lidschlag (Stellwag-ZeichenStellwag-Zeichen), Konvergenzschwäche (Möbius-ZeichenMöbius-Zeichen), eingeschränkte Bulbusbeweglichkeit (v. a. beim Blick nach oben), s. a. 17.6.5
-
•
Wilson-KrankheitWilson-Krankheit (hepatolentikuläre Degeneration): exzessive Kupferspeicherung in den Geweben. Augensympt.: Kayser-Fleischer-KornealringKayser-Fleischer-Kornealring (goldbraune o. graugrüne Kupferablagerung am Kornealrand)
24.4.3
Rheumatische Erkrankungen
-
•
Arteriitis temporalis (Riesenzellarteriitis): älterer Pat., meist einseitiger Beginn, zweites Auge folgt nach. Klin.: 18.6.3. Diagn.: Augenhintergrunddarstellung (ischämisches Papillenödem), Farb-Doppler-Sono der Temporalarterien; cave: Gefahr der doppelseitigen Erblindung
-
•
Chron. Polyarthritis, M. Bechterew: 18.4.1 u. 18.5.2. Augensympt.: Keratoconjunctivitis sicca i. R. des Sjögren-Sy. (24.1.5), Iridozyklitis, Skleritis, Chorioiditis disseminata
-
•
M. Still-SyndromStill: chron. Polyarthritis des Kindesalters mit Milz- u. Lk-Schwellung, rezid. Fieberschüben; Augenbeteiligung: bandförmige Hornhautdegeneration, Iridozyklitis, Cataracta complicata (18.4.3)
-
•
Reiter-SyReiter-Syndrom.: Arthritis, abakt. Urethritis u. Konjunktivitis, evtl. Uveitis
24.4.4
Blutkrankheiten
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•
Perniziosa (19.3.2): anämischer Augenhintergrund, Sehstörungen durch Optikusatrophie.
-
•
Leukämie: leukämische Infiltration von Sehnerv, Retina, Iris, Orbita möglich
-
•
M. Hodgkin: Netzhautblutungen möglich
-
•
Hämorrhagische Diathesen: Netzhautblutungen
24.4.5
Gefäß- und Kreislauferkrankungen
-
•
Arteriosklerose: Beurteilung Netzhautgefäße zur Früherkennung arteriosklerotischer Veränderungen im Gefäßsystem
-
–
Augensympt.: vaskuläre Optikusatrophie mit rasch progredienten Sehstörungen, oft bis zur praktischen Erblindung
-
–
Ophthalmoskopisches Bild der Netzhautgefäße: Rigide Arterien verdecken darunter liegende Venen (Gunn-KreuzungsphänomeneGunn-Kreuzungsphänomen), Venen vermehrt geschlängelt mit Kaliberschwankungen (PerlschnurvenenPerlschnurvenen), kahler Fundus durch Schwund der Präkapillaren von Netz- u. Aderhaut
-
-
•
KarotisfistelKarotisfistel: Läsion A. carotis interna u. Ausbildung eines arteriovenösen Aneurysmas. Augensympt.: pulsierender Exophthalmus, Augenmuskellähmungen, Stauungspapille
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•
Art. Hypertonie: HypertonieAugenhintergrundRetinopathia hypertensivaRetinopathia hypertensiva, Stadieneinteilung nach Keith-Wagener-Baker (Tab. 24.6).
Bei neu erkannter Hypertonie stets FA-ÜW zur Fundusbeurteilung; bei bekannten Hypertonikern 1- bis 2-jährige Funduskontrollen.
24.4.6
Neurologische Krankheitsbilder
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MS (21.4): häufigste Ursache der Neuritis retrobulbaris. Augensympt.: im akuten Schub Pupillenträgheit, Sehstörung (meist Zentralskotom), später atrophische Verfärbung der gesamten Papille, Sehstörungen in ca. 15 % Initialsymptom der MS
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Myasthenia gravis: Ptosis wechselnden Grades mit abendlicher Verschlechterung
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Neurofibromatose (v. Recklinghausen): Tumoren der Lider, Iris, Retina, Orbita o. des Sehnervs; Optikusgliom führt zu fortschreitendem Visusverlust u. Erblindung
24.4.7
Sonstige Erkrankungen
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Vit.-A-Mangel: Nachtblindheit, Keratomalazie, Xerosis conjunctivae mit schaumigen, weißlichen Flecken auf der Conjunctiva bulbi (Bitot-FleckenBitot-Flecken)
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Schwangerschaftstoxikose → Retinopathia eclamptica gravidarum: Arteriolenspasmus im eklamptischen Anfall, Blutungen u. Cotton-Wool-Herde auf der Netzhaut
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Sarkoidose (M. Boeck, 12.6.2): Augenbefall bis zu 50 %. Klin.: Knoten der Iris bei fast reizfreien Augen, gute Ansprechbarkeit auf lokale u. ggf. systemische Glukokortikoid-Ther.
24.5
Der augenoperierte Patient
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Chron. Erkr., v. a. Herz-Kreislauf-Erkr., Stoffwechselkrankheiten, pulmonale Erkr., Anfallsleiden, hämatolog. Erkr., psychische Erkr.
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Aktuelle Medikation u. Dos.
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Aktuelle Laborbefunde, Rö-Thorax- u. EKG-Befund
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Mind. bis 14 d nach operativen Eingriffen am Auge zur Infektionsprophylaxe kein Haarewaschen, keine Kosmetika-Anwendung in Augennähe, kein Schwimmbadbesuch
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Intensive Sonneneinstrahlung meiden.
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Bei Z. n. OP mit Bulbuseröffnung (z. B. Katarakt-, Glaukom-OP) in den ersten Wo. postop. keine Bauchpresse (KO: Nahtruptur, Einblutungen in Bulbus), deshalb:
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Nicht schwer heben u. tragen.
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Für leichten Stuhlgang sorgen, ggf. vorübergehend milde Laxanzien, z. B. Laxoberal® Abführtropfen.
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Bei Visusverschlechterung, Augenschmerzen, Entzündungszeichen (24.1.2) sofortige FA-ÜW.
24.6
Der Kontaktlinsenträger
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Monokulare Aphakie (Linsenlosigkeit)
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Anisometropie (unterschiedliche Brechkraft der Augen)
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Astigmatismus (Stabsichtigkeit)
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Irregulärer Astigmatismus durch Hornhautnarben
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Brechungsfehler (Myopie, Hyperopie)
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Med. Voraussetzungen: ausreichende Tränensekretion (Schirmer-Test, 24.2.8), regelrechte Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit (Tränenabreißprobe)
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Subjektive Voraussetzungen: Sicheres Einsetzen u. Herausnehmen der Kontaktlinsen durch Träger gewährleistet? Oft schwierig bei älteren Pat., Erkr. mit Tremor, Gelenkerkr. (schwerer Rheumatismus). Exakte Pflege u. Hygiene
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Lidrandverletzungen: durch falsches Einsetzen, defekte Linsen. Ther.: Tragepause, reepithelisierende Augentropfen, z. B. Corneregel® Fluid Augentropfen 3–6 ×/d 1 Tr. Progn.: heilt meist nach wenigen Tagen ab.
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Allergische Reaktion auf Pflegemittel o. Tränenersatzmittel: ausgeprägtes Bindehautödem. Ther.: Tragepause, Wechsel des Pflegemittels, lokal Glukokortikosteroide (z. B. Dexapos®-Augentropfen 3–5 ×/d 1 Tr.)
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Bakt. Inf.: oft durch schlechte Pflege, Klin.: s. bakt. Konjunktivitis (24.1.2); vor Therapiebeginn Abstriche von Bindehaut, Kontaktlinsen u. Aufbewahrungsgefäß. Ther.: lokal Breitbandantibiotika bzw. erregerspez. nach Abstrichergebnis, Tragepause bis zur Ausheilung
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Hornhauterosionen durch zu langes Tragen, trockene Luft. Ther.: Tragepause, reepithelisierende o. regenerationsfördernde Augentropfen bzw. -salben, z. B. Corneregel Augengel® 4–5 ×/d 1 Tr.
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Plötzliche Visusminderung: Linse herausgefallen, verwechselt, beide Linsen in einem Auge, aber auch an ernste Augenerkr. denken (z. B. Zentralarterienverschluss)