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978-3-437-22447-8
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FundusständeSchwangerschaftFundusstandFundusstand
[L157]

Richtiges Anlegen des Sicherheitsgurts während der SchwangerschaftSchwangerschaftSicherheitsgurt, richtiges Anlegen
[L157]

DammschutzDammschutz
[L157]

Credé-Credé-HandgriffHandgriff
[L157]

Schweregradeinteilung der PräeklampsiePräeklampsie
Punkte | 0 | 1 | 2 | 3 |
RRsyst(mmHg) | < 140 | 140–160 | 160–180 | > 180 |
RRdiast(mmHg) | < 90 | 90–100 | 100–110 | > 110 |
Protein i. U.∗ (g/l) | < 0,3 | 0,3–1 | 1–3 | > 3 |
1–3 Punkte leichte, 4–6 mittelschwere, 7–9 schwere Gestose;
∗
im 24-h-Sammelurin
Apgar-Apgar-SchemaSchema
Punkte | 0 | 1 | 2 |
Aussehen | Blass, blau | Stamm rosig, Extremitäten blau | Rosig |
Puls | Keiner | < 100/Min. | > 100/Min. |
Grimassieren beim Absaugen | Keines | Verziehen des Gesichts | Schreien |
Aktivität | Keine Spontanbewegung | Geringe Flexion der Extremitäten | Aktive Bewegungen |
Respiration | Keine | Langsam, unregelmäßig | Kräftiges Schreien |
Bewertung:
9–10 = optimal lebensfrisch; 7–8 = normal lebensfrisch; 5–6 = leichter Depressionszustand; 3–4 = mittelgradiger Depressionszustand; 0–2 = schwerer Depressionszustand
Medikamentös unterstütztes AbstillenAbstillen
Zeitpunkt | Maßnahme |
Prim. Abstillen | 1–2 Tbl. Cabergolin 0,5 mg (Dostinex®) in ersten 24 h p. p. |
Sek. Abstillen | Bromocriptin 2,5 mg (z. B. Pravidel®) 2 ×/d über 14 d |
NW:Kreislaufreaktion, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Teilnahme am Straßenverkehr eingeschränkt
Geburtshilfe
-
15.1
Allgemeines864
-
15.2
Schwangerschaftsfeststellung und Schwangerenbetreuung864
-
15.3
Schwangerschaftskomplikationen867
-
15.4
Spontangeburt (normale Geburt)872
-
15.5
Wochenbett876
-
15.6
Internetadressen877
15.1
Allgemeines
15.2
Schwangerschaftsfeststellung und Schwangerenbetreuung
15.2.1
Schwangerschaftsfeststellung
-
•
Pos. SST. Immunolog. Tests (Nachweis des vom Trophoblasten gebildeten β-HCG i. U.). Oft schon an d 1 nach Ausbleiben der Regel anwendbar (Beipackzettel beachten)
-
•
Anhaltende hypertherme Phase in Basaltemperaturkurve
-
•
Sonografischer Nachweis Fruchtanlage u. fetale Herzaktion (ab ca. 6. SSW post menstruationem)
-
•
Kindsbewegungen (ab ca. 20. SSW, bei Mehrgebärenden früher)
SST auch zum Schwangerschaftsausschluss geeignet, z. B. vor Einleitung einer sonst kontraindizierten Ther. Außerdem pos. bei Trophoblasttumor (z. B. Chorionepitheliom).
15.2.2
Vorgehen nach Schwangerschaftsnachweis
Naegele-Regel (Geburtsterminberechnung)
-
•
In den ersten 4 Mon. alle 4 Wo. (Mon. 1–4)
-
•
In den nächsten 3 Mon. alle 3 Wo. (Mon. 5–7)
-
•
In den nächsten 2 Mon. alle 2 Wo. (Mon. 8 u. 9)
-
•
Im letzten Mon. jede Wo. (Mon. 10)
-
•
Bis zu 7 d, max. 10 d über Termin alle 2 d, spätestens dann Klinikeinweisung zur Geburtseinleitung
-
•
Neue Sportart: Vorsicht immer v. a. 1. Trimenon, letzte SSW
-
•
Leistungssport, Kraftsport, Kampfsport u. Sportarten, die schlecht unterbrochen werden können (Segeln, Alpinsport, Fliegen, KI für letztere: Höhen > 2.000 m), starke Erschütterungen ganz meiden (z. B. Mountainbiking, Reiten, manche Ballsportarten)
-
•
Günstig: Fahrradfahren, Schwimmen, Spazierengehen, erschütterungsfreie Gymnastik
15.2.3
Ernährung, Genussmittel, Drogen
-
•
Energiebedarf: SchwangerschaftEnergiebedarf19–25 J.: 2.200 kcal/d, ab 4. Mon. 2.500 kcal/d, 26–45 J.: 2.000 kcal/d, ab 4. Mon. 2.300 kcal/d
-
•
Kalzium: tägl. 1,5 g (z. B. Milch, -produkte, grüne Gemüse, Vollkornprodukte)
-
•
Eisen: ab 2. Trimenon ↑ (wie Kalzium, außerdem Hülsenfrüchte, Kohl, Hefe, Steinobst). Eisenresorption durch Vit. C verbessert: z. B. zum Nachtisch Obst essen
-
•
Jod, Fluor: 2 Seefischmahlzeiten/Wo., jodiertes u. fluoriertes Speisesalz (100 μg Jodid/d + Folsäure, z. B. Folsäure-CT® 5 mg)
-
•
Kochsalz: 10 g/d, meist durch verstecktes Kochsalz in Nahrung schon erreicht
-
•
Flüssigkeit: mind. 1–1,5 l/d, kalorienreiche Getränke (z. B. Cola) meiden, besser Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- u. Früchtetees
-
•
Vegetarische Ernährung: mit Milch, -produkten u. Eiern bei sorgfältiger Lebensmittelauswahl möglich. Vegane Ernährung ungeeignet
-
•
Koffein (Kaffee, Tee, Cola): Koffein, Schwangerschaftnicht > 0,5 l/d, da evtl. sonst Risiko fetaler Mangelentwicklungen ↑
-
•
Alkohol: Alkoholin der SchwangerschaftAbort- u. Fehlbildungsrisiko ab 10 g Alkohol/d (ca. 140 ml Wein/d, 250 ml Bier/d) deutlich ↑. Cave: Auch in geringeren Dosen kann Alkoholtoxizität nicht ausgeschlossen werden!
-
•
Nikotin (auch Passivrauchen): Rauchenin der SchwangerschaftNikotin, Schwangerschaftdurch Gefäßkontraktion Plazentaschäden Mangelentwicklung des Kindes; u. U. bei Geburt Nikotinentzugssymptome. Rauchen in Familie: kindliche Asthmaneigung, Atemwegsinf. ↑, Risiko SIDS (Sudden Infant Death Syndrome)SIDS ↑(16.6.16)
15.2.4
Risikoschwangerschaft
SchwangerschaftRisikoschwangerschaftRisikoschwangerschaftJede Risikoschwangere in entsprechender Sprechstunde betreuen lassen (FA, Frauenkliniken). Risiken entweder schon bekannt (anamnestische Risiken, z. B. Alter, HELLP-Sy., Gestose) o. treten erst im Grav.-Verlauf bzw. unter Geburt auf (z. B. Inf.).
-
-
–
F < 17. Lj.: Neigung zu hypertensiven KO (Eklampsie); protrahierter Geburtsverlauf, Beckenendlage; i. d. R. hohe psychosoziale Belastung
-
–
F anamnestisch > 4 Geburten: häufig Plazentainsuff., Placenta praevia, Frühgeburten (Zervixinsuff.), abnorme Kindslagen, atonische Nachblutungen
-
–
Erstgebärende > 35. Lj.: Plazentainsuff. ↑, hypertensive KO ↑, Fehl-/Frühgeburten, Beckenendlagen, protrahierter Geburtsverlauf
-
–
F mit vorbestehenden Erkr. u./o. Z. n. OP:
-
–
Gyn.: Myome (Abort, atonische Nachblutung, Entwicklungsstörungen), Sectio caesarea (Ruptur), Uterusfehlbildungen, Z. n. Abrasiones, früheren Schwangerschafts- o. Geburts-KO (z. B. Aborte, Frühgeburten, HELLP-Sy., Gestose)
-
–
Nichtgyn.: Herz-, Nierenerkr. (bes. Dialysepflicht), endokrinolog. Erkr. (z. B. Diab. mell.), Z. n. thrombembolischen KO, Anämie, Hyper-/Hypotonie, HIV-Inf., chron. Organinsuff., Adipositas, Antiepileptika-Ther., Lupus erythematodes disseminatus, Thrombophilie-Erkr., z. B. Faktor-V-Leiden-Erkr.
-
-
–
F mit behinderten Kindern
-
–
Schwangere nach Sterilitätsther.
-
–
Frauen mit Suchtmittel-, Alkohol- u./o. Zigarettenabusus
-
-
•
In der Grav. erworbene/auftretende Risiken: Inf., Blutungen, Hypertonie, Pyelonephritis, Schwangerschaftsikterus, Blutgruppeninkompatibilität, Gestationsdiab.; jeder V. a. Schädigung des Embryos/Fetus, Lageanomalien; vorzeitige Geburtsbestrebungen, Übertragung; Mehrlinge
15.3
Schwangerschaftskomplikationen
15.3.1
Beschwerden in der Frühschwangerschaft
Schwangerschaftsptyalismus
Emesis gravidarum
Hyperemesis gravidarum
-
•
Leichte Hyperemesis: kleine leichte Mahlzeiten (erste möglichst im Liegen). Begleitend stützende Gespräche
-
•
Schwere Hyperemesis: Klinikeinweisung in Frauenklinik: Infusionsther., Distanz vom sozialen Umfeld (evtl. initial sogar Besuchsverbot)
15.3.2
Beschwerden in der Spätschwangerschaft
Wadenkrämpfe
Sodbrennen, Reflux
Obstipation
-
•
Allg.: soweit möglich, körperl. Bewegung; ballaststoffreiche Kost (z. B. Leinsamen, Vollkornprodukte; cave: viel trinken, sonst antagonistischer Effekt)
-
•
Medikamente: z. B. Glycilax® Supp. abends o. Laxoberal® 6–10 Tr. abends
15.3.3
Blutungen in der Schwangerschaft
I. d. R. SchwangerschaftBlutungBlutungSchwangerschaftAbortdrohenderVerunsicherung u. Angst um Grav.-Fortbestand. Beruhigung u. schnellstmögliche fachärztl. Abklärung der Blutungsursache wichtig, v. a. Ausschluss Notfallsituation.
Blutung im 1. und 2. Trimenon
Jede Blutung in Frühschwangerschaft ist potenzieller drohender Abort. Umgehend FA-Über-, ggf. Klinikeinweisung.
-
•
Leichte bis mäßige schmerzlose Blutung, Muttermund (MM) geschlossen: V. a. drohenden Abort bei intakter Grav.; DD: Extrauteringrav.
-
•
Stärkere bis massive Blutung, Koagel- o. Gewebeabgang, ziehende Unterbauchschmerzen, MM geöffnet: V. a. in Gang befindlichen bzw. Z. n. Abort. Sofort Klinikeinweisung
-
•
Blut- u. Koagelabgang, AZ ↓, Fieber: V. a. febrilen (< 38 °C) bzw. septischen Abort (> 38 °C). Notfall! Sofort Klinikeinweisung!
-
•
Blutung unterschiedlicher Stärke: Kontaktblutung bei Portioektopie meist hellrot (z. B. nach Koitus/Unters.), Zervixpolyp, -Ca (s. auch 14.4.5)
-
•
V. a. Extrauteringrav. (sehr selten erst im 2. Trimenon sympt.; 14.4.1)
Blutung im 3. Trimenon
Lebensgefahr für Kind trotz gutem AZ der Mutter bei Insertio velamentosa.
15.3.4
Gestationsdiabetes
15.3.5
Hypertensive Komplikationen in der Schwangerschaft
Definition
Präeklampsie (früher: EPH-Gestose)
-
•
Generalisierte Ö(E)demneigung (periphere Ödeme allein → kein Risiko), Gewichtszunahme im 3. Trimenon von > 500 g/Wo. (Mutterpass)
-
•
Proteinurie > 0,3 g/l/24 h (bis 0,3 g/l physiolog. Schwangerschaftsproteinurie; ggf. schon im Teststreifen nachweisbar)
-
•
Hypertonie: RR ≥ 140/90 mmHg o. RR-Anstieg von systolisch ≥ 30 u. diastolisch ≥ 15 mmHg im Vergleich zum Beginn der Grav. (mehrere Messkontrollen)
-
•
Bei anamnestischen Risikofaktoren (s. o.) FA-ÜW → Risikosprechstunde zur weiteren Betreuung bis zur Geburt
-
•
Bei plötzlich auftretenden erhöhten RR-Werten u./o. Proteinurie beim Routinecheck engmaschige Kontrollen vereinbaren. Sorgfältige Anamnese neu auftretender Beschwerden (s. u.); Thrombos i. S. kontrollieren (Abfall weist auf mögliche Entwicklung des HELLP-Sy. hin). Bei persistierend path. Werten FA-ÜW → Risikosprechstunde zur weiteren Diagn. u. ggf. Ther.
Drohende Eklampsie
Jeder äußere Reiz (Aufregung, Licht, Geräusche) kann eklamptischen Anfall auslösen. Höchste Gefährdung von Mutter u. Kind.
Eklamptischer Anfall
-
•
Prodromalsymptome s. o. (drohende Eklampsie)
-
•
Tonisch-klonische Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Zyanose, nachfolgend Koma; evtl. initial Zungenbiss
15.3.6
Vena-cava-Kompressionssyndrom
15.3.7
Drohende Frühgeburt
-
•
Pat. beruhigen, mit erhöhtem Becken hinlegen lassen (Linksseitenlage)
-
•
Ggf. Wehenhemmung mit Fenoterol-Spray bis zur 34 + 0 SSW (z. B. Beginn mit Berotec®-100 Dosier-Aerosol 2 Hübe über Inhalierhilfe alle 5 Min., je nach Wirkung Wdh. o. evtl. Dosiserhöhung). NW: Tachykardie, Schwindel
-
•
Sofortige Einweisung, ggf. mit Notarzt, in geburtshilfliche Klinik (wenn möglich mit Neonatologie). Voranmeldung, ggf. selbst mitfahren!
-
•
Mutter: Inf. bei Blasensprung, Lageanomalien
-
•
Kind: intrauterine Asphyxie, Nabelschnurvorfall, Atemnotsy., Hirnblutungen u. Inf.
15.4
Spontangeburt (normale Geburt)
-
•
In Eröffnungsphase immer Klinikgeburt anstreben
-
•
In Austreibungsphase Geburt an Ort u. Stelle, möglichst FA Gynäkologie u. immer Hebamme dazu holen
15.4.1
Vorbereiten/Veranlassen
-
•
Raum auswählen: mit gyn. Stuhl o. dort, wo Liege in Mitte gerückt werden kann (2 MFA stützen die Beine). Raum aufheizen. Gute Lichtquelle(n)
-
•
Schüssel mit warmer desinfizierender Lsg. (z. B. Braunol®)
-
•
Apotheke erreichbar, die Entbindungsset vorrätig hat? Sonst aus angefordertem RTW nehmen
-
•
Andernfalls bereitlegen: weiche (Hand-)Tücher, Alufolie, sterile Tupfer. Instrumente: Klemmen o. 2 reißfeste Fäden (für Nabelschnur), stumpfe Schere (Episiotomie, Nabelschnur), sterile Handschuhe, Stethoskop, 2-ml-Spritze mit Nadel (Nabelschnurblut), BZ-Stix (NG). Einmalkatheter
-
•
Schmerzmittel: Tramadol (z. B. Tramal® 50 Injektionslsg.), Butylscopolamin (z. B. Buscopan®) 2 Amp. à 20 mg in 500 ml Ringer-Lsg.
15.4.2
Eröffnungsphase
-
•
Pat. beruhigen (wichtig bei aller Unsicherheit: ruhiges Auftreten)
-
•
Feststellung von Kindslage (Rücken meist sicher zu ertasten) u. Beziehung des vorangehenden Teils zum mütterlichen Becken: Köpfchen noch hin- u. herschiebbar? Pat. auf die Seite des kindlichen Rückens (Hinterkopfs) legen lassen (1. Lage: Rücken li → li Seite, 2. Lage: Rücken re → re Seite)
-
•
Stärkere Blutung, AZ-Verschlechterung (Fieber, Schwindel, Übelkeit) ausschließen
-
•
Genitalinspektion: Vulva/Anus in Wehe noch geschlossen
-
•
Im Mutterpass dokumentierte Risiken, Anomalien (z. B. Placenta praevia, atyp. Kindslage) nachsehen
-
•
Einweisung in Frauenklinik (bei akuten Risiken mit Notarzt in „Geburtsbereitschaft“) veranlassen, ggf. selbst mitfahren
15.4.3
Austreibungsphase
-
•
Wenn sich Ereignisse so überstürzen, dass Geburt in Praxis o. zu Hause erfolgt, ist i. d. R. mit komplikationsloser Entbindung zu rechnen
-
•
Utensilien von MFA bereitlegen lassen (s. o.)
-
•
Hebamme/FA Gynäkologie hinzuziehen, RTW anfordern (mit Entbindungsset)
-
•
Auf Wunsch Vertrauensperson (Partner, Mutter) hinzurufen
-
•
Evtl. einige Wehen verhecheln lassen, bis Gebärliege u. Unterlagen hergerichtet sind.
-
•
Wenn noch möglich, Pat. mit Begleitung auf die Toilette gehen lassen, ggf. katheterisieren (Geburtsverzögerung durch volle Blase möglich).
-
•
Pat. in geeignetem Raum hinlegen lassen, beruhigen, ggf. Schmerzstillung mit Butylscopolamin (z. B. 2 ml Buscopan®) in 500 ml Ringer-Lsg. i. v.
-
•
Inspektion: Vulva u. Anus klaffen in Wehe; stark vorgewölbter Beckenboden, ggf. ist auch schon Köpfchen in Wehe sichtbar.
-
•
Pat. in Wehenpausen tief in Bauch atmen lassen; wenn vorhanden, O2 geben.
-
•
Wehe bis zur vollen Höhe kommen lassen, Beine anziehen u. Oberschenkel von außen umfassen lassen (ggf. in Hüften der MFA stemmen), Mund schließen, Kinn auf die Brust senken u. fest u. lang wie beim Stuhlgang nach unten pressen lassen.
-
•
Bei Austritt des kindlichen Köpfchens DammschutzDammschutzGeburtDammschutz durchführen (Abb. 15.3): Li Hand auf Köpfchen legen u. zu schnelles Tiefertreten durch Gegendruck mit der flachen Hand bremsen. Mit re Hand steriles Tuch auf Damm legen, sodass Dammrand noch sichtbar. Mit Daumen re am Damm u. Fingern li am Damm diesen zusammenziehen, um Einreißen zu verhindern u. Kopfaustritt zu bremsen. Cave: schmerzhafter u. stark blutender Klitoriseinriss bei zu starkem Druck des Köpfchens nach vorn.
-
•
Entwicklung GeburtEntwicklung des Kindesdes Köpfchens erst um Symphyse (dazu das Köpfchen sanft nach hinten, d. h. dammwärts leiten), dann über den Damm.
-
•
Kurze Presspause von max. 1 Min.; Gesicht des Kindes mit sterilem Tuch abwischen.
-
•
Vorsichtig dosiert weiterpressen lassen.
-
•
Köpfchen dreht sich von selbst mit weiterem Tiefertreten des Körpers in richtige Richtung.
-
•
Entwicklung erst der vorderen Schulter um Symphyse (dazu Köpfchen sanft nach hinten, d. h. dammwärts leiten), dann der hinteren über den Damm.
-
•
Kind unter nur leichtem Pressen kommen lassen.
-
•
Von MFA genaue Uhrzeit festhalten lassen.
-
•
Herzschlag fühlen, um HF abzuschätzen, trockenreiben (Käseschmiere belassen), auf nackte Haut der Mutter legen u. gut zudecken, Kind darf nicht auskühlen.
-
•
Mutter Geschlecht mitteilen u. gratulieren.
-
•
GeburtAbnabelnAbnabeln: 2 Klemmen (o. sehr fest 2 Fäden) ca. 10 cm vom Kind entfernt setzen (ca. 3 cm Abstand), dazwischen Nabelschnur mit Schere durchtrennen. Auf Bluttrockenheit achten!
-
•
Kind nochmals trockenreiben (unterstützt auch Atmung) u. nach 1, 5 u. 10 Min. orientierend untersuchen (Apgar-Schema, Tab. 15.2): Kind atmet, ist rosig, hat Puls um 100/Min. Geburtsverletzungen, Fehlbildungen?
-
•
Kind warm einpacken (trockenes angewärmtes Tuch) u. Mutter möglichst bald auf Bauch legen, ggf. sofort an Brust anlegen.
15.4.4
Nachgeburtsphase
-
•
Nach Kindsgeburt Brustwarzen reiben lassen, um endogene Oxytocinausschüttung u. damit Uteruskontraktionen zu stimulieren o. 1 Amp. Oxytocin i. v. geben (Geburtsset).
-
•
In Vulvahöhe sterilen Faden locker um Nabelschnur binden.
-
•
Ggf. noch einmal Harnblase katheterisieren.
-
•
Lösungszeichen der Plazenta:
-
–
Ahlfeld-Ahlfeld-ZeichenZeichen: Faden an Nabelschnur rückt mit fortschreitender Lösung vor.
-
–
Schröder-Schröder-ZeichenZeichen: Uterus schmal, kantig u. nach re oben verzogen.
-
–
Küstner-Küstner-ZeichenZeichen: Plazenta ist nicht gelöst, wenn sich Nabelschnur bei steil hinter Symphyse eindrückender Handkante noch zurückzieht.
-
-
•
Cave: Nie an der Nabelschnur ziehen.
-
•
Ggf. Plazenta PlazentalösungCredé-Handgriffmit Credé-Credé-HandgriffHandgriff manuell exprimieren (Abb. 15.4): Uterusfundus so umfassen, dass Daumen auf Vorderseite, übrige vier Finger auf Rückseite liegen. Uterus bei folgender Wehe sakralwärts drücken u. so Plazenta exprimieren.
-
•
Nach Plazentageburt beachten:
-
–
Plazenta vollständig?
-
–
Uterus gut kontrahiert (wiederholt palpieren, bis Transport in Klinik gewährleistet)? 3 IE Oxytocin (z. B. Oxytocin HEXAL®) injizieren
-
–
Keine kräftige vaginale Blutung nach außen (DD: Uterusatonie, Geburtsverletzung)? Cave: Intrauterine Blutung muss wg. Koagelbildung nicht nach außen sichtbar sein! Deshalb:
-
–
AZ der Mutter stabil (RR, Wachheit, Umgang mit Kind)? Ständig überwachen
-
–
Mutter zur Beobachtung der Blutungsmenge in Fritsch-Fritsch-LagerungLagerung (14.8) bringen
-
–
Umgehender Transport von Mutter u. Kind in Klinik
-
-
15.5
Wochenbett
-
•
Mammaaffektion: Milcheinschuss (2.–4. d p. p.), Milchstau, Mastitis Mastitispuerperalispuerperalis (14.2.4), wunde Brustwarzen
-
•
Uterusbedingt: Lochialverhalt (Lochien vermindert/versiegt? Uterus vergrößert?), Endomyometritis (großer druckdolenter Uterus? Uteruskantenschmerz? Lochien vermehrt, übel riechend, blutig?), Puerperalsepsis (septische Temperatur, AZ ⇊)
-
•
Allg. KO: Thrombose (11.4.3), HWI (13.3.2), Pyelonephritis (13.3.3)
Bei Fieber immer FA-Vorstellung; GAS-Inf. u. U. lebensbedrohlich.
-
•
Prim.: Geburtsverletzung, Plazentareste, Gerinnungsstörung, Uterusatonie
-
•
Sek.: Nahtdehiszenz, Endomyometritis, funktionell, Plazentareste
-
•
Ther.: je nach Befund FA-ÜW o. Klinikeinweisung
-
•
Uterusbedingt: Nachwehen (z. B. beim Stillen, bei Anstrengung), Endomyometritis (s. o.), Lochialverhalt (s. o.)
-
•
Symphysensprengung (Schmerzen beim Gehen bzw. Treppen steigen, keine Entzündungszeichen), Thrombose (11.4.3)
-
•
Hämatom, Serom z. B. nach Episiotomie
-
•
LWS-Sy. bei blockiertem Iliosakralgelenk (durch Lagerung bei Geburt)
-
•
„HeultageHeultage“, Maternity Blues (Maternity Bluesca. 50 %): leichte depressive Verstimmung. Beginn meist am 3. d bis ca. 6. Wo. p. p. Ther.: Aufklärung, dass Heultage häufig u. „normal“ sind; Unterstützung durch Familie
-
•
Postpartale Neurose (bis 15 %): ausgeprägtes Insuffizienzgefühl, Ambivalenz ggü. NG, Anorexie, Weinen, Müdigkeit. Beginn 6. Wo. bis 1 J. p. p. Risikofaktoren: Primipara, < 20. Lj., Probleme mit Grav. (Ambivalenz), mit Partner, im Elternhaus (z. B. „Scheidungskind“), im Beruf. Neigung zur Depression. Ther.: FA-ÜW → Psychotherapie
-
•
Postpartale PsychosepostpartalePostpartale PsychosePsychose (ca. 0,2 %): Depression, Verwirrtheit, Stimmungslabilität, weitere psychotische Sympt. (s. auch 22.7.6). Risikofaktoren: frühere postpartale Psychose, Psychose in Eigen- o. Familienanamnese (manisch-depressiv, schizophren). KO: Suizidrisiko ⇈, Kindstötungsrisiko ↑. Ther.: Klinikeinweisung in Psychiatrie
-
•
Postpartale Somatisierungsstörungen häufig (Müdigkeit, Antriebsschwäche, Schlafstörungen), oft nicht als Wochenbett-KO erkannt
15.6
Internetadressen
-
•
S3-Leitlinie SchwangerschaftGestationsdiabetesGestationsdiabetesGestationsdiabetes mellitus (GDM): Evidenzbasierte Leitlinie zu Diagnostik, Therapie u. Nachsorge (8/2011): www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/057-008.html
-
•
S1-Leitlinie Diagnostik u. Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen (1/2013): www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-018l_S1_Diagnostik_Therapie_hypertensiver_Schwangerschaftserkrankungen_2014-01.pdf