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10.1016/B978-3-437-23751-5.10029-9
978-3-437-23751-5
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Sicherheit der verschiedenen kontrazeptiven Methoden (Pearl-Index)Pearl-IndexKontrazeption:Pearl-Index
Keine Kontrazeption | 115–200 |
Ovulationshemmer/Hormonpräparate: | |
Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate | 0,1–0,8 |
Sequenzpräparate | 0,3–0,9 |
Pille danach | 0,5–1,0 |
Vaginalring (Organon) | 0,5 |
Ovulationshemmer/Hormonpräparate: | |
|
0,5–3,0 0,3–2,9 0,1–0,5 |
Vaginalring (WHO) | 3,5 |
IUP: | |
|
0,9–3,0 |
|
0,16 |
Barrieremethoden: | |
|
2–12 |
|
1–2 |
|
2–4(–18) |
|
3–6 |
|
1–5 |
Periodische Enthaltsamkeit: | |
|
0,8 |
|
( erweiterte Form): 3,0 |
|
2–3 |
|
5 % Schwangerschaften |
Coitus interruptus | 4–18 |
Tubensterilisation | 0,05–0,2 |
Ungewollte Schwangerschaften auf 100 Frauenjahre, ca. 1.200 Zyklen
Postpartale Kontrazeption, Sterilisation
-
29.1
Physiologie 1080
-
29.2
Kontrazeption und Stillen 1080
-
29.3
Barrieremethoden 1081
-
29.4
Orale Kontrazeptiva 1082
-
29.5
Natürliche Familienplanung 1083
-
29.6
Postpartale Sterilisation 1083
29.1
Physiologie
29.2
Kontrazeption und Stillen
Ausschließliches Stillen.
Amenorrhoe.
Häufiges Anlegen (mind. 5/d).
Lange Stilldauer (mind. 10 Min./Stillen).
Risiko einer Schwangerschaft in den ersten 6 Monaten 2 %, wenn voll gestillt wird und eine Amenorrhoe vorliegt [Kennedy et al. 1989].
Bei Blutung unter Stillen steigt das Risiko für eine Schwangerschaft steil an [Gray et al. 1990].
Stilldauer > 6 Mon.
Nicht mehr voll gestillt wird.
Keine Amenorrhoe mehr besteht.
29.3
Barrieremethoden
Häufigste Kondomkontrazeptive Methode nach Geburt.
Keine zusätzlichen spermiziden Substanzen erforderlich.
Lokale Gleitmittel empfehlenswert bei oftmals trockener Scheide.
!
Kondome ohne Gütesiegel sind abzulehnen (cave: Kontaktdermatiden durch Latex oder Lubrikationsmittel).
Korrekter Sitz: hinterer Rand im hinteren Scheidengewölbe, vorderer Rand hinter der Symphyse, Portio muss innerhalb des Spiralringes zu tasten sein.
–
Zu kleiner Durchmesser: Abdichtung unzuverlässig.
–
Zu großer Durchmesser: permanentes Druckgefühl.
Anwendung: abends einführen, morgens herausnehmen bei max. Liegedauer von 12 h.
Spermizide Creme erforderlich [Döring und Schicketanz 1986].
Versagerquote Tab. 29.1.
KI: starke Retroversio uteri, ausgeprägter Descensus vaginae et uteri, Entzündungen, Gummiallergie.
KI: Zervixrisse, ausgedehnte Portioerosionen, Ovula Nabothi, Endometritis, Adnexitis, Kolpitis, Z. n. Konisation.
Versagerquote Tab. 29.1.
Einsetzen und Entfernen problemlos durch die Frau.
Automatische Anpassung an die individuelle Größe postpartal.
Gleichzeitige Anwendung von spermizider Creme empfohlen.
Sichere IntrauterinpessareKontrazeptiva in der Stillzeit.
Keine Nebenwirkungen für das Kind.
Anwendung: Einlage innerhalb von 48 h nach Geburt ohne erhöhtes Risiko für Infektionen, Blutungen und Perforationen [OHanley und Huber 1992; Xu et al. 1994].
Expulsionsrate:
–
Bei Einlage unmittelbar postpartal Expulsionsrate 6–15 % [Molland et al. 1996].
–
Bei Einlage innerhalb von 10 Min. nach Plazentaausstoßung Expulsionsrate geringer [Cole et al. 1984; Tatum et al. 1996].
–
Bei Einlage während einer Sectio Expulsionsrate niedriger.
–
Bei Einlage 1–4 Wo. post partum erhöhte Perforationsrate [Sivan 1984].
–
Einlage 5–6 Wo. postpartal empfehlenswert.
Kein negativer Einfluss auf Muttermilchmenge und Muttermilchqualität durch kupfer- oder gestagenhaltige IUPs (Gestagenspiegel in der Muttermilch sehr niedrig, keine nachteiligen Folgen für das Kind) [Heikkilä et al. 1984].
Wirkungsweise: Inaktiviert Spermatozoen, reduziert die Spermienrate in den Tuben; erhöhte Konzentration von Cu+-Ionen oder lokalem Gestagen wirkt spermizid.
KI: protrahierte Geburt, vorzeitiger Blasensprung, Entzündungen, verstärkte Blutung speziell unklarer Genese, unvollständige Plazenta, Schwangerschaft, Uterus myomatosus, Uterusfehlbildungen, Kupferallergie, Antikoagulanzientherapie, Sondenlänge < 5 cm.
Kontrolle des korrekten Sitzes durch Ultraschall: Pessar-Fundus-Abstand soll < 2 cm betragen; Ausschluss einer Uterusperforation oder Dislozierung des IUPs.
Formen:
–
Inerte IUPs: Wirkung auf das Endometrium durch provozierte lokale Entzündung.
–
Kupferhaltige IUPs: wirken spermizid, stören Spermien-Eizell-Interaktion, wirken nicht als Abortivum, sondern primär schwangerschafts-(befruchtungs-)verhindernd, Liegezeit 4–8 J.
–
Gestagenhaltige IUPs: Durch intrauterine Hormonfreisetzung irregulär sekretorisches Endometrium, Viskositätsabnahme des Zervixschleims, Kapazitätshemmung der Spermatozoen; Liegezeit 5 J.
Komplikationen: erhöhtes Perforationsrisiko bei Z. n. Sectio, retroflektiertem Uterus, stark anteflektiertem Uterus; IUP-assoziiertes Infektionsrisiko nur durch die Einlage selbst, kein erhöhtes Langzeitrisiko, keine erhöhte Infertilitätsrate nach IUP-Entfernung; bei disloziertem IUP erhöhte Rate von Eileiterschwangerschaften und Fehlgeburten [Skjejdestad 1992].
Versagerquote Tab. 29.1.
29.4
Orale Kontrazeptiva
-
In der Stillperiode kontraindizierte Östrogene verringern die Milchproduktion und beeinflussen die Muttermilchqualität.
-
Kleiner Anteil der Steroide wird über die Muttermilch ausgeschieden (nicht Mittel der 1. Wahl!).
-
GestagenpilleSubstanzen: MinipilleLevonorgestrel 0,03 mg (Microlut Mikro-30 Wyeth, 28 mini), Norethisteron 0,35 mg (Micronovum), Desogestrel 0,075 mg (Cerazette).
-
Stillen:
–
Milchsekretion wird nicht negativ beeinflusst.
–
Keine negativen Einflüsse auf das Kind via Muttermilch.
-
Conditio sine qua non: tägliche Einnahme zur gleichen Tageszeit (max. 1,5 h! Cave: Cerazette bis zu 12 h!).
-
Zwischenblutungen auch bei vorschriftsmäßiger Einnahme; nur in 50 % Ovulationshemmung; wesentliche kontrazeptive Wirkung durch:
–
Veränderung des Zervixschleims (Viskositätserhöhung, Abnahme der Spinnbarkeit), die die Spermienpenetration vermindert.
–
Teilweise auch Implantationsstörungen durch Endometriumveränderungen.
–
Teilweise Störung von Eireifung und Ovulation, Lutealinsuffizienz, Herabsetzen von Spermien- und Tubenmotilität.
-
Versagerquote Tab. 29.1.
-
DepotgestageneMedroxyprogesteronacetat (Depot-Clinovir, Norethisteronenantat (Noristerat).
–
Anwendung: Applikation i. m. alle 3 Mon.
–
Sicherer Konzeptionsschutz durch gleichzeitige Ovulationshemmung und periphere Gestagenwirkung.
–
Hormonspiegel von Mutter und Kind ähnlich hoch (nur in Ausnahmefällen indiziert).
-
Gestagenimplantat (Implanon Etonogestrel).
–
Anwendung: s. c. in den ersten 3 Wo. nach Geburt.
–
100 % Konzeptionsschutz.
!
Datenlage in der Stillzeit unklar.
-
Versagerquote Tab. 29.1.
29.5
Natürliche Familienplanung
-
Temperaturmethode:
–
Beim Stillen nicht anwendbar.
!
Nachtruhe unterbrochen, dadurch Temperaturschwankungen.
-
Zervixschleimbeurteilung: erst wieder zuverlässig nach regelmäßiger Menstruationsblutung.
-
Versagerquote Tab. 29.1.
29.6
Postpartale Sterilisation
-
Hauptvorteil im Wochenbett: Liegedauer im Krankenhaus nutzbar; laparoskopische Sterilisation im Intervall prinzipiell bevorzugen.
-
Bedingungen:
-
–
Die Entscheidung zur Sterilisation sollte während der Schwangerschaft getroffen werden. Nach adäquater Aufklärung, nach Möglichkeit psychosomatischer Beratung, erfolgt eine schriftliche Einverständniserklärung.
-
–
Alternativen müssen aufgezeigt werden (Wunsch nach Refertilisation bei Sterilisation im Wochenbett deutlich höher, bis 10 %) [Chi-I et al. 1992].
-
–
Familienplanung muss abgeschlossen sein.
-
–
Patientin sollte 30 J. sein (individuelle Situation beachten).
-
–
Narkosetauglichkeit und effiziente Thromboseprophylaxe muss vorliegen (cave: Unsicherheit, psychische Labilität!).
-
-
Generelle Richtlinien:
-
–
Sterilisation 4–6 Wo. postpartal: laparoskopisch per Elektrokauterisation.
-
–
Sterilisation im Wochenbett: Minilaparotomie (Subumbilikalschnitt, kleiner medianer Unterbauchschnitt, derzeit Methode der Wahl) [Green und Laros 1980; Mc Donell 1980].
-
–
Sterilisation bei Sectio:
-
!
Verminderte Sicherheit bei gut durchbluteten ödematösen Tuben.
-
!
Laparoskopie: Gefahr von Uterusverletzungen, Darmverletzungen.
-
-
Methoden:
-
–
Elektrokoagulation: isthmusnahe bipolare Tubenkoagulation/-durchtrennung.
-
–
Clipsterilisation: z. B. Hillka-, Filshie-Clips. Ansatz: Isthmus der Tube. Vorteil: höhere Reversibilität durch erfolgreiche Reanastomose, Nachteil: mehr Versager.
-
–
Chirurgische Methoden: Methode n. Pomeroy, Labhardt-Uchida, Madlener, Irving; Fimbriektomie (n. Kroener); totale Tubenresektion.
-
–
Hintere Kolpozöliotomie: Stellenwert bei adipösen Patientinnen, cave: hysteroskopische Verfahren postpartal nicht anwendbar.
-
–
System Ovubloc (Silikon) und Quinacrin (chemische Sterilisation durch entzündliche Tubenverklebung) wird hysteroskopisch in die Tubenostien eingebracht; in klinischer Erprobung [Houck 1991].
-
-
Komplikationen:
-
–
Letalität 0,2 .
-
–
Narkoserisiko: durch Regionalanästhesie um 2⁄3 reduzierbar.
-
–
Chirurgische Komplikationen: Blutungen, Infektionen (unerkannte Läsionen von Darm und großen Gefäßen).
-
-
Langzeitfolgen:
-
–
Erhöhte Rate an ektopen Schwangerschaften.
-
–
Einfluss auf Ovarialfunktion.
-
–
Prämenstruelle Symptome, Unterbauchschmerzen.
-
–
Änderung des Sexualverhaltens (in Langzeitstudien nicht nachgewiesen) [Rojansky und Halbreich 1991].
-
-
Forensische Aspekte: Schriftliches Einverständnis zur Sterilisation muss biologische Grundzüge, Technik, Risiken, Versagerquoten, evtl. Spätfolgen ausführlich beinhalten; zwischen Aufklärung und Eingriff müssen ein paar Tage liegen ( Elektiveingriff); Altersgrenze > 30 J. (cave: Wenn die Tragweite des Eingriffs seitens der Patientin nicht erfasst wurde, besteht die Gefahr der Einklagbarkeit von Ansprüchen an den Arzt).
-
Reversibilität:
–
Laparoskopische Sterilisation (isthmusnah, Resttubenlänge > 4 cm): Mikrochirurgische Reanastomosierung Methode der Wahl (Schwangerschaftsrate > 70 % binnen 2 J.).
!
Postentzündliche Tubenveränderungen, präoperatives Spermiogramm obligat, bei Pathologie anstatt Refertilisierung besser ICSI.
Literatur
-I and Thapa, 1992
Cole et al., 1984
Döring and Schicketanz, 1986
Gray et al., 1990
Green and Laros, 1980
Heikkilä et al., 1984
Houck et al., 1983
Houck RM, Cooper JM, Rigberg HS. Hysteroscopic tubal occlusion with formed-in-place silicon plugs: a clinical review. Obstet Gynecol 1983; 62: 587–591. In: Zatuchni G, Goldsmith A, Shelton JD, Sciarra JJ, Osborn CK (eds) Longacting contraceptive delivery systems. Harper & Row, Philadelphia, p 64.Kennedy Kl and Mc Neilly, 1988
Kennedy Kl, Rivera R, Mc Neilly AS. Consensus statement on the use of breastfeeding as a family planning method. Bellagio 1988, Italy. Contracept 1989; 39: 477Mc Donell, 1980
Molland et al., 1996
O'Hanley and Huber Postpartum IUDs, 1992
Rojansky and Halbreich, 1991
Sivan, 1984
Skjeldestad, 1992
Tatum et al., 1996
Xu et al., 1994
Internet
www,
www.awmf.orgLeitlinie 015/015,
Leitlinie 015/015: Empfängnisverhütung, AWMF-Leitlinien Gyn. und Geb.: Empfängnisverhütung Stand: 5/2008