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Patientenempfehlungen zur Risikoverringerung bei KHKÜbergewicht:KHKÜbergewicht:KHKSport/Bewegungsmangel:KHKSport/Bewegungsmangel:KHKRauchen:KHKRauchen:KHKKHK:RisikoverringerungKHK:RisikoverringerungHyperlipidämie:KHKHyperlipidämie:KHKErnährung:KHKErnährung:KHKBluthochdruck:KHKBluthochdruck:KHK
(modifiziert nach den Empfehlungen der European Society of Cardiology [Eur Heart J 2008; 29: 2.909–2.945 u. Eur Heart J 2011; 32: 2.999–3.054])
Ziele der Risikointervention | Empfehlungen |
Rauchen Vollständige Aufgabe des Rauchens |
Klare ärztliche Empfehlung, das Rauchen vollständig einzustellen; Einbeziehung von Partner od. Familie; Vereinbarung eines Termins für den Rauchverzicht. Empfehlung zur weitergehenden Beratung; Verweis auf entsprechende Literatur (Pat.-Bücher); Nikotinersatz u. Raucherentwöhnungsprogramme, z. B. an Volkshochschulen. |
Ernährung Fettarme antiatherogene Kost |
Kaloriengerechte, ballaststoffreiche (> 20 g/d), fettarme Kost mit nur geringem Anteil gesättigter Fette (< 10 % der Kalorien) u. Chol. (< 300 mg/d). Seefisch-Mahlzeiten sind erwünscht. Die Kost sollte reich an Vollkornprodukten, frischen Gemüsen u. Früchten sein. |
Übergewicht Erreichen des Normalgewichts u. Elimination der abdominalen Adipositas |
Kalorienreduzierte Kost. Identifizierung der Ursachen des Übergewichts: Alkohol, fette Speisen, Schokolade, Kuchen, übermäßiger Obstverzehr (Kalorien!). Angemessene körperl. Aktivität (s. u.) bes. wichtig bei Pat. mit Hochdruck, erhöhten Triglyzeriden u. Diab. mell. |
Hyperlipidämie
|
Erreichen des Normalgewichts ist wünschenswert, ebenso regelmäßige körperl. Aktivität, bes. dann, wenn HDL-Chol. < 35 mg/dl. Wenn das LDL-Ziel trotz Diät nicht erreicht wird, sollte eine Komb.-Ther. erwogen werden:
|
Bewegungsmangel Ziel: mind. 30 Min. Bewegung 3–4 ×/Wo. |
Ein Minimum von 30–60 Min. mäßig intensiver Bewegung 3–4 ×/Wo. (Gehen, Joggen, Radfahren od. andere aerobe Aktivität) unterstützt durch eine aktivere Lebensweise: Spazierengehen in Arbeitspausen, Treppensteigen statt Aufzug, Gartenarbeit. Optimaler Effekt bei 5–6 h Bewegung/Wo. Ärztlich überwachte Programme für Mittel- bis Hochrisiko-Pat. (Koronar-, Übungsgruppe). Die HF sollte bei körperl. Aktivität stets im ausgetesteten ischämie- u. beschwerdefreien Bereich liegen. |
Erhöhter Blutdruck Zielwerte < 130/80mmHg anstreben |
Allgemeine Maßnahmen: Gewichtskontrolle, regelmäßige Ausdaueraktivität, < 30 g Alkohol/d (Frauen < 20 g/d), Salzrestriktion bei allen Pat. mit systol. RR > 140 mmHg od. diastol. RR > 90 mmHg. Zusätzlich RR-Medikation individualisiert nach Alter u. weiteren Erkr., wenn systol. RR nach mehrfachen Messungen nicht < 140 mmHg od. diastol RR nicht < 90 mmHg liegt. |
Aggregationshemmer/Antikoagulanzien | ASS 100 mg/d. Bei KI gegen ASS evtl. Einstellung auf Clopidogrel od. andere Tienopyridine. |
ACE-Hemmer nach MI | Bei Pat. mit hohem Risiko, z. B. großem MI, EF < 40 %, Zeichen einer Linksherzdekompensation während des Akutereignisses. |
Aldosteronantagonist nach MI | Bei Pat. mit hohem Risiko, z. B. großem MI, EF < 35 %, Zeichen einer Linksherzdekompensation während des Akutereignisses. |
Betablocker | Bei Hochrisiko-Postinfarktpat., z. B. mit ventrikulären Arrhythmien, LV-Dysfunktion, belastungsinduzierter Ischämie – unter Beachtung der üblichen KI. |
LDL-Zielwerte abhängig vom GesamtrisikoLDL:Zielwerte
(Empfehlungen nach ESC-Guidelines zum Management von Dyslipidämien; Eur Heart J 2011; 32: 1.769–1.818)
Globalrisiko | Risikofaktoren | LDL-Zielwert |
Leicht erhöht | Gesamt-Chol. 200–300 mg/dlGesamt-Chol./HDL-Chol. 4,5–5,0Keine Nebenrisikofaktoren | 180 mg/dl |
Mäßig erhöht | Gesamt-Chol. 200–300 mg/dlZ. B. HDL < 35 mg/dlMind. 1 Nebenrisikofaktor | 155 mg/dl |
Mäßig hoch | pAVK od. Gesamt-Chol. > 300 mg/dl oderGesamt-Chol. 200–300 mg/dl und2 Nebenrisikofaktoren od. 1 Hauptrisikofaktor | 130 mg/dl |
Sehr hoch | Bekannte KHK | 100 mg/dl |
Hauptrisikofaktoren: Männl. Geschlecht > 45 J.; postmenopausaler Status, Rauchen; art. Hypertonie; pos. Familienanamnese für frühzeitige KHK; HDL-Chol. < 35mg/dl; Stammadipositas, Diabetes mellitus.
Nebenrisikofaktoren (nicht durch Interventionsstudien gesichert): Hyperfibrinogenämie, Lipoprotein(a)-Spiegel > 30mg/dl, Hyperhomocysteinämie.
Ernährungsempfehlungen bei KHK (Beispiele) KHK:ErnährungsempfehlungenErnährung:KHK
Erlaubt | Nicht erlaubt | |
Fleisch | Fettarme Stücke v. Kalb, Rind, Schwein, Hammel, Geflügel u. Wild. Magerer Aufschnitt, roher u. gekochter Schinken. | |
Fisch | Trockene Fischarten; auch Hering, Makrele, Lachs, Scholle. | Aal, Karpfen, Thunfisch, Fischsalate, -stäbchen, -konserven, -marinaden. |
Fette | Distel-, Weizenkeim-, Sonnenblumen-, Oliven-, Baumwollsaatkeimöl, Margarinen mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren. | Mayonnaise, Remoulade, Schmalz, Speck, Talg, Plattenfette, Butter. Erhitzte Fette nicht nochmals verwenden, auf erlaubte Fettmenge achten! Keine einseitige milchreiche Ernährung (Trans-Fettsäuren!). |
Weitere Produkte | Milch: Magermilch, Magerkäse (max. 20–30 % Fett i. Tr.), Quark, Joghurt, Obst, Nüsse. | Eigelb, Süßwaren (Schokolade, Nougat, Marzipan), Mandeln. |
Frühmobilisation (nach Empfehlungen der DGPR) Frühmobilisation
Tag | Aktivitäten |
Pat. nach AMI mit unkompliziertem Verlauf | |
1. Tag | Atemgymnastik, passive Bewegungsübungen, Bettkantengymnastik, Bewegen auf Zimmerebene |
2. Tag | Mobilisation auf Stationsebene, ggf. Treppensteigen (1 Etage) mit Bewegungstherapeuten, selbstständiges Waschen u. Essen |
Ab 7. Tag | Phase II: Reha-Zentrum |
Pat. nach Herz-OP mit unkompliziertem Verlauf | |
1. u. 2. Tag | Atemgymnastik, Bewegungsübungen (Intensivstation) |
Ab 3. Tag | Bettkantengymnastik, Aufstehen zum Waschen, Stuhlgang, Essen (Normalstation) |
3.–7. Tag | Mobilisation auf Stationsebene, mehrmalige tägliche Gänge von 5–10 Min. Dauer mit Bewegungstherapeuten, unter Puls- u. RR-Kontrolle |
Ab 7. Tag | Phase II: Reha-Zentrum |
Bewegungsprogramm in der Reha-Phase Belastbarkeit:Reha-Phase IIBelastbarkeit:Reha-Phase IIII
Ergoleistung | Therapie | Dauer | Häufigkeit |
< 25 Watt | Atemtherapie | 10–15 Min. | 1–2 × täglich |
Einzelgymnastik | 10–15 Min. | 1–2 × täglich | |
25 Watt | Atemtraining mit Totraumvergrößerung | 20 Min. | 1 × täglich |
Atemgymnastik | 10–15 Min. | 1 × täglich | |
Hockergymnastik | 10–15 Min. | 1 × täglich | |
Moderates (Alltags-)Krafttraining | 10–15 Min. | 1 × täglich | |
25–50 Watt | Hockergymnastik | 30 Min. | 1 × täglich |
Terraintraining | 20 Min. | 2 × täglich | |
Ab 50 Watt | Ergometertraining | 15 Min. | 1 × täglich |
75 Watt | Übungsgruppe; u. Übungsgruppe für OP-Pat. | 20 Min. | 2 × täglich |
Wassergymnastik | 20 Min. | 1 × täglich | |
Radfahren | 20 Min. | 1 × täglich | |
Ratschow-Übung1 | 3 × 15 Min. | 1 × anlernen, dann selbst mehrmals täglich | |
100 Watt | Wassergymnastik | 20 Min. | 1 × täglich |
Schwimmen unter Aufsicht | 5–15 Min. | 1 × täglich | |
Peripheres Gefäßtraining | 30–40 Min. | 1 × täglich | |
125 Watt | Freies Radfahren | ca. 1 h | 1 × täglich |
Freies Schwimmen | 15–20 Min. | 1 × täglich | |
150 Watt | Intervall-Lauftraining | 30–40 Min. | 1 × täglich |
Physikalische Therapie | |||
Ab 50 Watt | Hauffe-Armbäder2 | 20 Min. | 1 × täglich |
Sauna 75 °C, 10 % Luftfeuchtigkeit | 2 × 8–10 Min. | 2 ×/Wo. | |
Trockenbürsten u. Kneippgüsse | 1 × täglich |
1
Rollübung der hochgelagerten Füße zur Hypoxieerzeugung mit Förderung der Kollateralisierung.
2
Innerhalb 10 Min. von 38 auf 42 °C erwärmtes Armbad zur zentralen u. peripheren reflektorischen Durchblutungsverbesserung.
Belastungen in Alltag u. Freizeit
Ergometer-leistung | Haushalt | Beruf | Herzgruppe | Reise |
25 Watt | Keine Treppe; Arbeit im Sitzen | Berentung | Keine | Taxi, PKW (nicht allein), keine Fern- od. Flugreise |
50 Watt | 1 Etage, langsam; leichte Tätigkeiten | Sitzend, Teilzeit | Übungsgruppe streng dynamisches Programm. Kein Schwimmen, kein Tauchen | Öffentliche Verkehrsmittel (unter bes. Umständen auch Kurzflüge) mit Hilfsperson. Keine Fernreise |
75 Watt | Staubsaugen, Bettenmachen, 5 kg einhändig, je 4 kg beidseitig tragen, Treppensteigen | Leichte Arbeiten mit Gehen u. Stehen | Trainingsgruppe, Radfahren, Schwimmen, kein Tauchen! | Öffentliche Verkehrsmittel, Autofahren, Flugreisen |
100 Watt | Alle üblichen Arbeiten | Tragen von Lasten bis 18 kg über kurze Strecken | Trainingsgruppe, Tanzen, Golf | Wie bei 75 Watt |
125 Watt | Normale, zeitweise auch schwerere Tätigkeiten | Alle Arbeiten ohne statische Belastungsanteile | Volleyball, Tennis-Doppel, Intervallgehen/-joggen, Bergwandern | Wie bei 75 Watt |
150 Watt | Alles | Alles; Sonderregelungen für bestimmte Berufe (Polizei, Feuerwehr, Lotsen, Personenbeförderung) | Joggen, Tennis, Schwimmen, Rudern.Herzgruppe verlassen, dafür Sport in Selbsthilfegruppe od. bei Sportverein | Uneingeschränkt |
175 Watt | Wie 150 Watt | U. U. einige Mannschaftssportarten ohne Ehrgeiz od. Wettkampfstress | Uneingeschränkt |
Prävention u. Rehabilitation
13.1
Prävention
13.1.1
Primärprävention
•
Beendigung des Zigarettenrauchens: wirksamste Primärprophylaxe. Infarktrisiko sinkt nach 5 J. um 50–70 %. Nach 15 J. ist es so hoch wie bei gleichaltrigen Personen, die nie geraucht haben.
•
RR-Senkung: erst bei sehr hohem Ausgangswert (≥ 115 mmHg diastol.) verminderte KHK-Inzidenz durch RR-Senkung.
•
Körperl. Bewegung mind. 5 × 30 Min./Wo.
13.1.2
Sekundärprävention
Ziele
•
Alle Maßnahmen, die auf eine Verringerung der RF (1) zielen, z. B. Gesundheitstraining (s. u.), RR-Senkung (9.1.4), Chol.- u. Lipidsenkung (11.11), konsequente Ther. eines Diab. mell. sowie psychosomatische Ther. (14).
•
Med. Ther.: ASS u. Betablocker (Inzidenz tödlicher Re-Infarkte ↓) u. ACE-Hemmer (Herzinsuff. nach MI ↓).
•
Beendigung des Zigarettenrauchens.
•
ASS: Bei Männern > 40 J. mit jährlichem KHK-Risiko > 1,5 % senkt die tägliche Einnahme die Infarktinzidenz um ca. ⅓ (geringer bei Frauen), die Letalität ändert sich nicht. Bei ASS-vorbehandelten Pat. oft schwererer Verlauf eines kardialen Akutereignisses. Bei ASS-Unverträglichkeit: Clopidogrel od. andere Tienopyridine. Bei Hochrisiko-Pat. ggf. Clopidogrel in Komb. mit ASS. KHK allein ist keine Ind. für Antikoagulation mit Marcumar®. Auf gastrointestinale NW achten.
•
Chol.-Senkung (11.11): Durch CSE-Hemmer sinken Infarktinzidenz u. -letalität deutlich, die Gesamtletalität geringfügig.
•
RR-Senkung: Zielblutdruck < 140/80 mmHg.
•
Sport: Regelmäßiger Ausdauersport (> 2 h/Wo.) senkt Infarktinzidenz gegenüber Untrainierten um 60 %.
•
Postmenopausale Östrogensubstitution: Z. n. Hysterektomie, z. B. Presomen 0,6® 1 Tbl./d. Zurzeit Empfehlung einer Östrogensubstitution Östrogensubstitutionallein zur KHK-Prävention nicht möglich. Bei nichthysterektomierten Pat. mit KHK aber Komb.-Präparat mit möglichst niedriger Gestagenkomponente einsetzen (Hormonther. in Peri- u. Postmenopause; Interdisziplinäre S3-Leitlinie AWMF 015/062).
•
Reduktion von Übergewicht, strengere Diabeteseinstellung: isolierte Gewichtsreduktion ohne gesicherten Effekt auf KHK u. ihre Folgekrankheiten, aber günstige Beeinflussung fast aller KHK-RF. Ziel: BMI < 25 kg/m2. Taillenumfang < 94 cm für Männer u. < 80 cm für Frauen anstreben. Zunehmende Wertigkeit einer optimalen Diabeteseinstellung in der Verhinderung vaskulärer u. renaler KO einschließlich eines Bluthochdrucks. Frühes Warnsymptom: Mikroalbuminurie.
•
Stressabbau: psychosomatische Ther. (14).
Beseitigung der RF führt auch im Alter > 70 J. noch zu statistisch nachgewiesenen Erfolgen. Ein dosiertes Ausdauerbewegungsprogramm führt auch im Alter zu einer Verbesserung der max. O2-Aufnahme. Das gilt auch für Pat. mit Herzinsuff.
„Empfehlungen zur umfassenden Risikoverringerung für Patienten mit koronarer Herzerkrankung“
Allgemeines
Gesundheitstraining (GT) u. Information
•
Pat. informieren über Herz-Kreislauf-System, Zusammenhänge von Erkr. u. RF.
•
Gewichtsreduktion: Information u. Schulung Diät:KHKdurch Diätassistenten (ggf. mit Lehrküche); Gespräche mit Psychologen u. Ärzten. Sollgewicht anstreben. Brauchbare Faustregel: Sollgewicht (kg) = Körperlänge (cm) – 100. Genauer: an BMI Body-Mass-Indexorientieren, Adipositas bei BMI > 27 kg/m2.
•
Sowie an Taillenumfang (Abschätzung des viszeralen Fettgewebes) ca. 2 cm unterhalb des Bauchnabels gemessen: Männer < 94 cm; Frauen < 80 cm.
•
Chol.-Senkung: Information u. Schulung durch Diätassistenten u. Ärzte.
•
Nichtrauchertraining: Arzt, Psychologe, Selbsthilfegruppe.
•
Verringerung psychosozialer RF: Psychother. u. Sozialberatung (14).
•
Bewegungsther. (13.2.5) dosiert, überwacht u. gezielt.
•
Erste-Hilfe-Kurs für Pat. u. Angehörige.
•
Sozialberatung: Rentenberatung, Behindertenausweis, Berufs-, Eheberatung.
•
Vorbereitung des Übergangs in Phase III der Reha (koronare Herzgruppe).
•
Angehörigengruppe.
•
Ggf. Kurs zur INR-Wert-Selbstbestimmung.
•
Abschlussgespräch möglichst mit Lebenspartner.
Lipidsenkung
Nichtmedikamentöse Therapie der Dyslipoproteinämie
Intervention | LDL-Chol. | HDL-Chol. | Triglyzeride |
Aufnahme gesättigter Fettsäuren ↓ | ↓ | – | – |
Chol.-Zufuhr ↓ | ↓ | – | – |
KG ↓ | ↓ | ↑ | ↓ |
Körperl. Aktivität ↓ | ↓ | ↑ | ↓ |
Rauchstopp | – | ↑ | – |
•
Basisther.: Körpergewicht ↓, lipidarme Kost (Fettzufuhr < 30 %), körperl. Aktivität ↓.
•
Med. Ther.: wenn kons. Maßnahmen das Globalrisiko nicht ausreichend reduzieren. LDL-Ausgangswert entscheidend. HMG-CoA-Reduktase-Hemmer (11.11.1) od./u. Ezetrol (11.11.2) od./u. Ionenaustauscherharze (11.11.3). Ziel: LDL < 100 mg/dl.
•
Basisther.: wie bei Hypercholesterinämie. Alkoholkonsum einschränken. Wenn Ther. nicht anspricht, evtl. genetische Komponente → in spezialisierter Lipidambulanz vorstellen.
•
Med. Ther.: LDL-Chol. < 130 mg/dl u. Triglyzeride < 200 mg/dl anstreben. Fibrate (11.11.4) od. Nikotinsäure (1.1).
•
Basisther.: Korrektur der zugrunde liegenden Ursache (Übergewicht, Alkoholkonsum, Diab. mell., Medikamenteneinfluss, z. B. durch Thiaziddiuretika).
•
Med. Ther.: bei hohem Globalrisiko u. niedrigem HDL-Cholesterin. Bevorzugt Fibrate (11.11.4) einsetzen, alternativ Nikotinsäure (nicht bei Diab. mell.). Bei extrem hohen Triglyzeridwerten (> 1.000 mg) Fischölpräparate, z. B. Lebertrankapseln, Lachsölkapseln (Ameu®, Bilatin®).
•
Bei „metabolischem Syndrom“ (Dyslipoproteinämie, Diab. mell. Typ 2 u. Adipositas): Aktuell: primär Metformin, nachfolgend ggf. zusätzliche Repaglinid (NovoNorm®) bzw. Gliptine.
13.2
Rehabilitation
13.2.1
Ziele
-
•
Den Pat. möglichst bald u. vollständig in sein normales häusliches, evtl. auch berufliches Umfeld wiedereingliedern. Seine Lebensqualität soll durch die Krankheit u. ihre Folgen auf Dauer möglichst wenig beeinträchtigt werden. Er soll mit der Krankheit leben lernen.
-
•
Begrenzung der neg. psychosozialen u. physischen Auswirkungen, Verbesserung der Symptome, Senkung der kardialen Gefährdung, Risikoabschätzung, Beseitigung der RF.
-
•
Bei Z. n. Infarkt: Beschwerden beseitigen, Organveränderungen heilen, normale Organfunktionen wiederherstellen u. körperl. Belastbarkeit verbessern.
13.2.2
Indikationen
13.2.3
Verfahren, Kostenregelung
13.2.4
Phase I: Akutkrankenhaus
-
•
Aufgrund moderner akutmedizinischer Verfahren u. schonenderer OP-Techniken ist eine Frühmobilisierung vieler Pat. möglich, sodass das „Mobilisationsschema“ nach akutem MI nur noch ganz selten Anwendung findet. Die Phase I Akutkrankenhaus wird nur noch sehr kurz gehalten. Nach MI ca. 1 Wo., Rehabilitation:Phase Ibei unkomplizierter koronarer Bypass-OP 5–12 Tage.
-
•
Frühmobilisation Tab. 13.5.
-
•
Erfassung der KHK-RF (1) u. Beginn des Gesundheitstrainings.
-
•
Erste Fahrrad-Ergo.
-
•
Empfehlung u. Veranlassung einer stationären AHB bzw. einer ambulanten Alternative (13.2.5).
-
•
Umfassende Befundübermittlung bei Verlegung.
Besonderheiten der Schnittstelle Akutkrankenhaus/Rehabilitationsklinik (Fallpauschalenregelung FP)
13.2.5
Phase II: Reha-Zentrum
Aufgaben der Phase II
Diagnostik
-
•
Aufnahmeuntersuchung, dabei kardiale u. körperl. Belastbarkeit beurteilen.
-
•
Psychosomatische Diagn. (14.1.1): psychosozialer Hintergrund, Risikoprofil (14.3), psychische Reaktion auf die Erkr.
-
•
Stufenweise KHK-Diagn., Verlaufsuntersuchungen, Pat. zunehmend belasten. EKG, Echo, Ergometrie, 24-h-RR, Langzeit-EKG, HRV, Spiroergometrie, Stress-Echo (3.9.4).
-
•
Spiroergometrie hat sich als duldungspflichtige, nichtinvasive Methode zur Leistungsdiagn. etabliert. Ind.: Kardiomegalie im Rö-Thorax, „großer Infarkt“ im EKG, V. a. Aneurysmaausbildung, ausgeprägte ST-T-Senkungen im Belastungs-EKG, zur Planung der Bewegungsther., Kontrolle von Trainingseffekten, Risikostratifizierung nach MI bes. bei Pat. mit körperl. anstrengenden Berufen, Hobbys od. Sportwünschen. Max. O2-Aufnahme dient u. a. als Ther.-Steuerung bei Herzinsuff.
-
•
Einschwemmkatheter: nur noch Einsatz im Herzkatheterlabor, z. B. Ergänzung in der Diagn. bei PAH. Kalziumantagonisten u. Betablocker mind. 24 h vorher absetzen.
Besondere therapeutische Probleme nach OP od. Infarkt
•
Wundheilungsstörungen: Aufgrund früher Verlegung aus der Herzchirurgie nicht selten noch nicht geschlossene OP-Wunden! Pat. mit Wundheilungsstörungen dem Chirurgen vorstellen. Häufige KO sind Wundinfektionen (meist Staphylokokken), Phlegmone od. Abszess, infizierte Sternotomiewunden mit Gefahr der Sternumosteomyelitis u. Mediastinitis.
•
Pleuraerguss: antiphlogistische (z. B. Diclofenac) u. diuretische Ther. (11.2).
•
Postkardiotomiesyndrom (3.6.7).
•
Perikarderguss (6.5.6).
•
Beinödem: häufig nach Saphenektomie. Ther.: Beinhochlagerung, Stützstrümpfe nach Maß od. elastische Beinwickelung u. Diuretikum, Lymphdrainage unter Berücksichtigung von KI.
•
Armplexusirritation: meist Folge von Blockierungen kostovertebraler Gelenke der oberen BWS. Ther.: deblockierende Manualther., Krankengymnastik, aktive Bewegungsbehandlung, evtl. Elektrothere.
•
Psychoorganisches Durchgangssyndrom (14.7.2).
•
Multimorbidität: durch Begleiterkr. häufig eingeschränktes Bewegungsprogramm, verzögerte Rehabilitation, evtl. geringere Compliance, veränderte Resorption, Metabolisierung u. Elimination von Medikamenten, verzögerte Wundheilung.
Bewegungstherapie
!
Herzkranke Pat. müssen Maximalleistungen, z. B. Sport mit Wettkampfcharakter, meiden (unkalkulierbare Überlastung u. Stressreaktionen).
•
Liegendergometrie: 160 minus LJ.
•
Fahrradergometrie: 180 minus LJ.
•
Laufbandergometrie: 200 minus LJ.
Gesundheitstraining
13.2.6
Phase III: Ambulante Herzgruppe (AHG)
•
Gesetzliche Grundlage: Rahmenvereinbarungen vom 1. Januar 2007 zwischen Rehabilitationsträgern (z. B. Krankenkassen) u. Leistungserbringern (z. B. LAG) über den Rehabilitationssport u. das Funktionstraining. Einzelheiten unter www.dgpr.de u. www.bar-frankfurt.de.
•
LAG (Landesarbeitsgemeinschaft für Prävention u. Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Krankheiten) od. Deutsche Gesellschaft für Prävention u. Rehabilitation (DGPR) beraten (auch bei Versicherungsfragen) u. organisieren z. B. Ausbildung der Therapeuten sowie Gesundheitstraining in den Herzgruppen u. a. durch Arzt-Pat.-Seminare.
Belastungen in Alltag u. Freizeit
Auswahl der Bewegungs- u. Sportarten
-
•
Günstig: Spaziergänge (1 h/d, 2 Schritte/s), Radfahren (½ h/d), Schwimmen (15 Min./d), Golf, Intervalljoggen, Joggen, Skilanglauf. Tanzen (Gesellschaftstanz), Volleyball, Reiten (ohne Dressur u. Springen), Tennis-Doppel (ohne Ehrgeiz!).
-
•
Ungünstig: Sportkegeln, Sportsegeln, Handball, Fußball, Basketball, Surfen, Tauchen, Skiabfahrtslauf (Ungeübte), Turniertanz, Tennisturnier, Leistungsrudern, Kraftsport, Tischtennis, Squash.
13.3
Häufige Fragen der Patienten
Alkohol
-
•
Alkohol:Reha KHKKI: Abhängigkeit.
-
•
Besonderheiten: Überschätzung der Belastbarkeit, Interaktionen mit Medikamenten, hoher Kaloriengehalt.
-
•
Empfehlung: bis 2 Glas trockenen Wein od. 0,3 l Bier abends sogar zu empfehlen. Keine harten od. süßen Alkoholika. Nicht innerhalb 1 h vor od. nach Medikamenteneinnahme. Max. 30 g Alkohol/d.
Autofahren (lange Strecke)
-
•
Autofahren:Reha KHK KI: Arrhythmien mit Synkopen, Einnahme von Betablockern od. Sedativa vor Fahrtbeginn. Noch nicht stabiles Sternum (bis 3 Mon. nach Thorax-OP).
-
•
Besonderheiten: Eintönigkeit, Konzentration, Vigilanz, Bewegungseinschränkung, Flüssigkeitsmangel, Stress, Zeitdruck.
-
•
Empfehlung: Reisevorbereitung u. -start rechtzeitig, Pausen nach jeweils 200 km od. 2 h Fahrt. Defensiv fahren. Bei Gurtempfindlichkeit Wäscheklammer am Holmeintritt od. Polster über der Außenschulter.
Autofahren (Stadt)
-
•
KI: s. o.
-
•
Besonderheiten: schnelle Situationswechsel, Parkplatznot, Stress.
-
•
Empfehlung: nur wenn nötig. Auch bei Herzinsuff. NYHA III, da Erleichterung beim Befördern von Traglasten.
Flugreise
-
•
Flugreise:Reha KHK KI: Herzinsuff. NYHA III u. IV, A. p., schlecht eingestellte, maligne Arrhythmien.
-
•
Besonderheiten: Reisestress, O2-Mangel, Flüssigkeitsverlust, Bewegungseinschränkung, Klimawechsel, Jetlag.
-
•
Empfehlung: gut vorbereiten, Gangplatz, bei A. p. zuerst O2-Maske, dann Nitro! Ausreichend trinken. Zunächst keine körperl. Belastungen bei Extremklima od. -höhe. SM-Träger: cave Metalldetektor, Sternalcerclagen ohne Bedeutung.
Kegeln
-
•
Kegeln:Reha KHK KI: Herzinsuff. NYHA III u. IV.
-
•
Besonderheiten: statische Belastungen.
-
•
Empfehlung: Gesellschaftskegeln (3 Wurf) kein Problem. Preiskegeln eher ungünstig für Pat. mit art. Hypertonie, Herzinsuff. u. komplexen Arrhythmien.
Sauna
-
•
Sauna:Reha KHK KI: keine.
-
•
Besonderheiten: trockene Hitze, Kaltwassereffekte.
-
•
Empfehlung: bis 80 °C u. 20 % Luftfeuchtigkeit, kurze Gänge (10 Min.), nie allein. Kaltwasser als Schwalldusche, beginnend an Händen u. Füßen. Keine Aufgüsse. Ruhepausen. Genügend vorher u. hinterher trinken. Cave: bei Temperaturwechsel (Kälte) extreme RR-Anstiege.
Schwimmen
-
•
Schwimmen:Reha KHK KI: Herzinsuff. NYHA III u. IV. In den ersten 2–3 Wo. nach Thorakotomie, bes. bei gleichzeitigen malignen Rhythmusstörungen.
-
•
Besonderheiten: bei Immersion Thoraxkompression, Tachykardie, Volumenbelastung.
-
•
Empfehlung: Testung z. B. durch Wassergymnastik, postop. Rückenschwimmen günstiger. Optimale Wassertemperatur bei 28 °C. Wärmere Bäder vorsichtig testen (Rheumathermen: 33 °C). In freien Gewässern nie allein schwimmen. Tauchen verboten!
Sexualität
•
KI: Herzinsuff. NYHA IV.
•
Besonderheiten: u. U. statische Belastungskomponente, Leistungsdruck, Tachykardie, RR-Anstieg.
•
Viagra® Viagra®u. andere PDE-5-Hemmer:
–
KI: gleichzeitige Einnahme von Kurz- od. Langzeitnitraten od. Molsidomin wegen ebenfalls durch NO-Freisetzung vermittelter verstärkter RR-Senkung. Cave: anderweitige RR-senkende Medikation. Koronarinsuff. CCS III u. IV, Herzinsuff. NYHA III u. IV, komplexe Herzrhythmusstörungen, Alter (?).
–
Besonderheiten: wirkt durch Arteriolendilatation durchblutungsfördernd u. RR-senkend.
–
Empfehlung: nur nach Rücksprache mit Hausarzt.
Sportarten mit hoher Unfallgefahr
•
KI: Marcumar®-Pat.
•
Besonderheiten: Gefahr zerebraler bzw. innerer Blutungen.
•
Empfehlung: Umstellung auf Low-Dose-Antikoagulation prüfen.
!
Vitamin-K-Amp. ist sinnlos.