© 2021 by Elsevier GmbH
Bitte nutzen Sie das untenstehende Formular um uns Kritik, Fragen oder Anregungen zukommen zu lassen.
Willkommen
Mehr InformationenB978-3-437-22474-4.00002-X
10.1016/B978-3-437-22474-4.00002-X
978-3-437-22474-4
Elsevier GmbH
Algorithmus Patienteneinschätzung
[L157]

Notfallmanagement und Schockraum
-
2.1
Notaufnahme – allgemeines Vorgehen52
-
2.2
Vorgehen bei stabilen Patienten52
-
2.3
Vorgehen bei Polytrauma oder instabilen Patienten54
2.1
Notaufnahme – allgemeines Vorgehen
•
Wichtige Informationen – vor Ankunft des Pat.:
–
Einlieferung mit Rettungsdienst oder Notarzt?
–
Meldebild des Notfalls?
–
Wie viele Beteiligte?
–
Patientenzustand? Verletzungsmuster? Unfallumstände?
•
Patientenankunft, Basisdiagnostik:
–
Strukturierte Übergabe durch Notarzt bzw. Rettungsdienstpersonal: Unfallhergang, Begleitumstände, Unfallursache und -mechanismus.
–
Vitale Gefährdung? Schockraumpatient 3.3.
–
Orientierende körperliche Untersuchung.
•
Erste Einschätzung (Abb. 2.1):
–
Prioritätenorientiertes Vorgehen: Vitale Gefährdung? Schockraumpatient? Zeitfenster der notwendigen Versorgung, Einzel- oder Mehrfachverletzung?
–
Weitere Diagn. möglich oder Notfallmaßnahmen notwendig zur Abwendung weiterer Schädigung?
–
Erfassen der Leitsymptome inkl. genauer Anamnese.
•
Einleitung der weiterführenden Diagn. abhängig von Zustand und Verletzungsmuster: Sono, Rö, Labor, ggf. CT.
•
Diagnosestellung und Entscheidung.
•
Beginn der therapeutischen Maßnahmen: Kons. vs. operativ, ambulant vs. stationär.
•
Genaue Dokumentation bereits während der o. g. Schritte.
2.2
Vorgehen bei stabilen Patienten
Diagnostik
Unfallanamnese
-
•
Notaufnahme:VorgehenArt, Ausmaß, Dauer der Gewalteinwirkung, Eigen- oder Fremdverschulden, Arbeits- oder Privatunfall, Datum und Uhrzeit der Verletzung, Verhalten nach dem Unfall.
-
•
Evtl. erstbehandelnder Arzt und bisherige Ther., Erstereignis oder rez. Trauma.
-
•
Tetanusschutz? Möglichst anhand Impfausweis Impfstatus kontrollieren (1.2.5).
Wichtig!
Exakte Dokumentation der Unfallanamnese, der klinischen und apparativen Befunde bei frischen Verletzungen bzw. Unfallfolgezuständen. Häufig spätere arbeits- oder versicherungsrechtliche Gutachten (Fotodokumentation).
Arbeitsunfall
-
•
Kriterien des Arbeitsunfalls, versicherter Personenkreis 22.3.1.
-
•
Aufgaben des Kassenarztes bzw. D-Arztes 21.
Untersuchung
-
•
Groborientierend: Fehlstellungen, Fraktur, Luxation, Amputation, Weichteilschaden (geschlossen/offen), Sehnen-, Nerven-, Gefäßverletzung.
-
•
Wundinspektion: Gefäßstümpfe? Blutung? Frei liegende Sehnen- oder Nervenenden oder Knochen? Größe und Tiefe der Verletzung eruieren. Bei offenen Verletzungen Abstrichabnahme vor Antibiotikatherapie.
-
•
Funktionsuntersuchung: Funktionsausfälle ausschließen, z. B. oberflächliche und tiefe Beugesehnen der Finger, Durchblutung, Sensibilität. Begleitverletzungen?
Apparative Diagnostik
-
•
Rö: bei V. a. knöcherne Begleitverletzung oder Fremdkörpereinsprengung (z. B. Metallsplitter). Prinzipiell in 2 senkrecht aufeinanderstehenden Eb., angrenzende Gelenke bei Extremitätenverletzungen mit abbilden.
-
•
Sono: bei V. a. Sehnenverletzung, Muskelfaserriss, Hämatom, Gelenkerguss, kindliche Verletzungen, Weichteilfremdkörper.
-
•
Labor: 8.1.
-
•
CT: bei SHT, evtl. bei WS- oder Beckenverletzung (ggf. mit 3-D-Rekonstruktion).
-
•
Angiografie: bei V. a. Gefäßverletzung an den Extremitäten bei dopplersonografisch nicht nachweisbarem Puls.
-
•
EMG, NLG u. a. elektrophysiol. Untersuchungen: Bei neurol. Schäden zur Dokumentation von Lokalisation und Ausmaß der Schädigung. Differenzierung in frische oder alte Läsion.
-
•
Therapiefortgang 1.
2.3
Vorgehen bei Polytrauma oder instabilen Patienten
2.3.1
Erstversorgung am Unfallort
Orientierende Erstuntersuchung
Basisversorgung zum Transport in die nächste geeignete Klinik
2.3.2
Klinische Erstdiagnostik und -therapie
Zeit
Ziel
Erste klinische Maßnahmen
-
•
Verantwortlicher Unfallchirurg: Erstuntersuchung nach ATLS-Kriterien, Festlegung der diagnostischen Reihenfolge und ob Ärzte anderer Fachrichtungen einbezogen werden.
-
•
Sono von Abdomen und ggf. Thorax: Freie Flüssigkeit als Hinweis auf Blutung? Pleuraerguss bei Thoraxverletzung?
-
•
Anästhesist: Fortführung oder Einleitung der Narkose, Veranlassung von Blutabnahmen (Blutgruppe, weitere wichtige Laborparameter). Bei sehr starker Blutung muss evtl. auf Universalspenderblut der Blutgruppe 0 oder auf ungekreuztes Blut der Blutgruppe des Pat. zurückgegriffen werden.
-
•
Pflegekraft: Entkleiden, Blasenkatheter, Vorbereitung invasiver Notfallmaßnahmen.
In kritischen Situationen, insbes. bei einer schweren intraabdominalen Blutung, keine weitere Diagn., sondern Notfall-OP (Akutchirurgie).
2.3.3
Verzögerte Primärchirurgie
Zeit
Ziel
-
•
Versorgung der wichtigsten Verletzungen.
-
•
Stabilisierung des Pat.-Zustands, um z. B. für eine spätere Versorgung von Frakturen günstigere Voraussetzungen zu schaffen.
Operationen
-
•
Grobreposition und Stabilisierung offener und geschlossener Frakturen und Gelenkverletzungen:
–
Häufig mit Fixateur externe.
–
Vorteil: bessere und schmerzärmere Pflege des Pat., Kontrolle der Weichteilverhältnisse möglich (im Ggs. zum Gips).
-
•
Faszienspaltung zur Vorbeugung eines Kompartmentsy. (13.2.35).
-
•
Gefäß-Nerven-Verletzungen.
-
•
Offene und geschlossene Gehirnverletzungen.
-
•
Darm- und Organverletzungen (z. B. Leber, Milz, Niere).
-
•
WS-Verletzungen mit fortschreitenden neurologischen Ausfällen.
-
•
Offene Kiefer- und Gesichtsschädelverletzungen sowie Augenverletzungen.
-
•
Beckenfrakturen (häufig mit hohem Blutverlust verbunden).
Bei sehr schweren Extremitätenverletzungen mit ausgedehnter Weichteildestruktion ist bei akuter Lebensgefahr ggf. eine Amputation einer zeitaufwendigen und wenig aussichtsreichen Rekonstruktion vorzuziehen.
2.3.4
Stabilisierungsphase
Zeit
Ziel
Operationen
•
Stabilisierung von Frakturen und Gelenkverletzungen.
•
Beckenrekonstruktionen.
•
Weichteilplastiken.
2.3.5
Postaggressionsphase
Zeit
Ziel
Pathophysiologie
Operationen
•
Abtragen nekrotischen Gewebes.
•
Ausräumung von Entzündungsherden (können zu einer Sepsis führen).
•
Entfernen großer infektionsgefährdeter Hämatome.
•
Sekundärer Wundverschluss bei offenen Frakturen.
•
Gelenkrekonstruktionen.
•
Versorgung von Frakturen im Kiefer-Gesichts-Bereich.
•
Ersatz des Fixateur externe durch entsprechende Osteosynthesen („Verfahrenswechsel“).