In der Familientherapie gibt es verschiedene Schulen und Methoden, von denen hier vier genannt werden sollen.
Systemische Familientherapie
Ziel der systemischen Familientherapie ist zunächst einmal eine Umdeutung („Reframing“) in Bezug auf das erkrankte Familienmitglied, den sog. Indexpatienten. Das Problem des Patienten soll als Problem der Familie angesehen werden, denn er ist Ausdruck für eine Störung innerhalb der Familie, also nur der „Symptomträger“. Das Aufdecken und Verstehen des unbewussten Zusammenspiels der Familienmitglieder (Kollusionen) als Problemquelle und das anschließende Verändern sind dann die nächsten Ziele der Therapie.
Die systemische Familientherapie bedient sich dabei verschiedener Techniken:
Joining Zwischen Psychotherapeut und jedem einzelnen Familienmitglied wird ein Arbeitsbündnis geschlossenJoining<2002>, um ein stabiles emotionales Verhältnis zwischen allen Beteiligten, v. a. aber zwischen allen Patienten und „ihrem“ Therapeuten, gleichermaßen zu gewährleisten.
Zirkuläres Fragen Familienmitglieder werden aufgefordert, in Anwesenheit der Familie Verhaltensweisen und Beziehungen untereinander zu kommentieren.
Reframing Zu festen, in der Familie ablaufenden Verhaltensmustern werden alternative Erklärungen und Reframing<2002>Verhaltensweisen aufgezeigt. Probleme oder Ereignisse werden also umgedeutet. Feste Rollen wie z. B. der „Sündenbock“ werden aufgedeckt, und der betroffene Patient wird aufgefordert, sich in seiner passiven Rolle zu wehren und eine aktivere einzunehmen.
Paradoxe Interventionen Ein bestimmtes Verhalten, dessen Gegenteil man eigentlich erreichen will, wird gezielt „verordnet“, ohne dies mit der Familie vorab zu besprechen. Das Ziel ist, eine Einsicht des Agierenden zu seinem Verhalten oder eine Reaktion der anderen Familienmitglieder zu provozieren und so eine Veränderung der Beziehungsstrukturen zu erreichen.
Unterbrechung der Sitzungen Der Therapeut verlässt den Raum, um sich evtl. mit einem weiteren Therapeuten oder einem Beobachter zu besprechen und von der Beziehungsdynamik der Familie Abstand zu gewinnen.
Verschreibungen Die Familie soll neue Erfahrungen machen und etwas Neues für sich entdecken. So können der Zusammenhalt und die emotionale Zusammenarbeit gestärkt werden.
Strukturelle Familientherapie
Diese Form der Familientherapie wurde aus der Kommunikationsforschung und der Lerntheorie heraus entwickelt und ist eigentlich eine sozialtherapeutische Methode, um ursprünglich v. a. mit dissozialen und schwer gestörten Familien zu arbeiten. Heute wird diese Form der Familientherapie auch bei weniger schwer gestörten Familien angewandt. Bei dieser Behandlung befasst sich der Therapeut mit der horizontalen Perspektive, d. h., auf die Herkunft und Ursache eines Symptoms wird nicht näher eingegangen. Die Familie wird in zwei Subsysteme eingeteilt, das elterliche Subsystem und das Geschwistersubsystem. Es gilt, eine schwache Eltern-Kind-Grenze (Generationsgrenze) zu stärken, um insgesamt die Familienstruktur zu verbessern.
Mithilfe von Techniken wie Hausaufgaben und Belohnungen greift der Therapeut aktiv in die familiären Beziehungsstrukturen ein, um Änderungen der problematischen Verhaltensmuster zu erreichen.
Analytische Familientherapie
Diese Therapieform hat ihre Ursprünge in den analytischen Einzeltherapieverfahren und sieht ihre Zielsetzung v. a. in der Aufdeckung und Bearbeitung unbewusster intrafamiliärer Konflikte, immer vor dem Hintergrund der speziellen Familiengeschichte. Der Therapeut nimmt eine Vermittlerrolle im Familiendialog ein. Seine Hauptaufgabe liegt in der Deutung der Übertragungs-Gegenübertragungs-Reaktionen innerhalb der Familie, im Erkennen der spezifischen Entstehungsursachen und Auswirkungen der Störung.
„Mehrgenerationentherapie“
Dieses Familientherapieverfahren bezieht, wie der Name schon sagt, mehrere Generationen, also die Großeltern, in die Behandlung mit ein und bietet so eine vertikale Perspektive in der Familienanalyse.