© 2021 by Elsevier GmbH
Bitte nutzen Sie das untenstehende Formular um uns Kritik, Fragen oder Anregungen zukommen zu lassen.
Willkommen
Mehr InformationenB978-3-437-43285-9.00008-9
10.1016/B978-3-437-43285-9.00008-9
978-3-437-43285-9
Elsevier GmbH
Hormone des Hypothalamus und der Hypophyse. Nicht dargestellt wurde die Feedbackregulation der Hormone des Zielorgans auf die übergeordneten Zentren. Außerdem fehlt MSH (Melanozyten-stimulierendes Hormon), das vom Hypophysenvorderlappen gebildet wird.

Hormone, die nicht vom Hypothalamus gesteuert werden
Hormone | Bildungsort | Wirkung |
Insulin | Pankreas | Senkung Blutglukosespiegel |
Glukagon | Pankreas | Erhöhung Blutglukosespiegel |
Kalzitonin | Schilddrüse | Senkung Kalziumspiegel, Erhöhung Phosphatspiegel |
Parathormon | Nebenschilddrüse | Erhöhung Kalziumspiegel |
Erythropoetin | Niere | Erythropoese |
Progesteron | Ovar, Plazenta | Umwandlung der Uterusschleimhaut zur Sekretionsphase |
Pharmakologische Parameter der verschiedenen Vasopressinrezeptoragonisten. Abkürzung: V-Rezeptor = Vasopressinrezeptor
Desmopressin | Terlipressin | Felypressin | |
Bevorzugte Selektivität zum V-Rezeptor | V2-Agonismus (zudem Antagonist an V1a) | V1-Agonismus | |
Wirkung | antidiuretischprokoagulatorisch | vasokonstriktorisch | |
Indikationen | Diabetes insipidus centralis,Gerinnungsstörungen | Ösophagusvarizenblutung | Zusatz bei Lokalanästhetika als Vasokonstriktor |
Unerwünschte Wirkungen | Hyperhydratation, Hyponatriämie | Blutdruckanstieg, myokardiale Ischämie |
Wirkstoffe zur Beeinflussung der Funktion der hypthalamischen und hypophysären Hormone mit Indikationen
Wirkstoffklasse | Wirkstoff | Indikation |
GnRH-Analoga | Buserelin, Goserelin |
|
GnRH-Rezeptorantagonist | Abarelix, Ganirelix |
|
Somatostatin/-analoga | Somatostatin, Octreotid |
|
Dopaminrezeptoragonisten | Bromocriptin, Cabergolin, Quinagolid |
|
Gonadotropine | Gonadotropine |
|
Wachstumshormon | Wachstumshormon | hypophysärer Minderwuchs |
Wachstumshormonantagonist | Pegvisomant | Akromegalie |
Oxytocin/-analoga | Oxytocin, Carbetocin | Wehenschwäche (Kap. 45.2.2), Geburtseinleitung, Austreibung der Nachgeburt, Uterusatonie, Stillprobleme |
Oxytocinrezeptorantagonist | Atosiban | drohende Frühgeburt (Kap. 45.2.2) |
ADH-Analoga | Desmopressin, Terlipressin, Felypressin |
|
Vasopressinrezeptorantagonisten | Tolvaptan | SIADH |
Hypothalamische und hypophysäre Hormone
IMPP-Hits
Für das Hammerexamen ist dies ein untergeordnetes Kapitel. Für das systematische Lernen und für semsterbegleitende Prüfungen ist es jedoch sinnvoll, das Thema Hormone nicht zu vernachlässigen.
Das IMPP stellte bislang nur Fragen zu:
1.
GnRH-Analoga: inkl. Wirkstoffnamen, Wirkmechanismus und Indikationen
2.
Oxytocin: Indikationen
3.
sowie ziemlich aktuell zu Indikationen von Octreotid und Nebenwirkungen von Desmopressin
8.1
Wegweiser
1.
Ganz oben steht der HypothalamusHypothalamus, der sog. Freisetzungshormone (Releasing Hormones; grün in Abb. 8.1) oder Hemmhormone (Inhibiting Hormones; braun in Abb. 8.1) bildet.
2.
Diese erreichen direkt über das sog. PfortadersystemPfortadersystem der HypothalamusHypophyse den Hypophysenvorderlappen und steuern dort die Synthese und Sekretion der Hypophysenhormone (weiß in Abb. 8.1).
3.
Über den systemischen Blutkreislauf erreichen die Hypophysenhormone ihre Zielorgane, in denen sie die Synthese und Sekretion der effektorischen Hormone (orange in Abb. 8.1) steuern bzw. direkte Wirkungen erzielen.
•
hypothalamische und hypophysäre Hormone: Kap. 8
•
Steroidhormone: Kap. 9
•
Gewebehormone: Kap. 10
•
Pankreashormone: Kap. 11
•
Hormone von Schilddrüse und Nebenschilddrüse: Kap. 12
•
Erythropoetin: Kap. 25.3.3
8.2
Hypothalamische Hormone
•
GnRH
•
Somatostatin
•
Dopamin
8.2.1
GnRH
Physiologie
8.2.1.1
GnRH-Rezeptoragonisten (GnRH-Analoga)
Wirkstoffe
BuserelinBuserelin · GoserelinGoserelin
Lerntipp
Es gibt noch eine Reihe anderer GnRH-Rezeptoragonisten. Sie enden alle auf -relin.
Wirkmechanismus
Merke
Gabe der GnRH-Rezeptoragonisten:
•
einmalig: kurzfristige hypophysäre LH- und FSH-Freisetzung
•
langfristig pulsatil (alle 60–90 min): Imitation der physiologischen GnRH-Sekretion → LH- und FSH-Freisetzung ↑ → Stimulation der Estrogen- bzw. Testosteronsynthese
•
langfristig kontinuierlich: zunächst gesteigerte LH- und FSH-Freisetzung. Nach 2–3 Wochen Hemmung der LH- und FSH-Freisetzung durch Down-Regulation der GnRH-Rezeptoren in der Hypophyse: Estrogenproduktion im Ovar ↓ bzw. Testosteronsynthese im Hoden ↓ (= chemische, reversible Kastration).
Indikationen
-
•
Die einmalige Gabe von GnRH dient der Diagnostik der Hypophysenfunktion bei Hypogonadismus (sog. GnRH-Test). Bei normaler Hypophysenfunktion steigt LH nach GnRH-Gabe an.
-
•
Die langfristige pulsatile Gabe, z. B. über Pumpen oder als Nasenspray wird bei Frauen zur Behandlung von hypothalamisch bedingten Fertilitätstörungen eingesetzt. Bei Jungen kann so ein Kryptorchismus behandelt werden.
-
•
Die langfristige kontinuierliche i.m.-Gabe dient der Therapie des fortgeschrittenen hormonempfindlichen Prostata- und Mammakarzinoms, der Endometriose und des Uterus myomatosus. Um bei der Therapie des Prostatakarzinoms den initialen Testosteronanstieg (sog. Flare-Phänomen) durch das GnRH-Analogon zu verhindern, wird für die ersten 4 Wochen zusätzlich ein Antiandrogen verabreicht.
8.2.1.2
GnRH-Rezeptorantagonisten
Wirkstoffe
AbarelixAbarelix · GanirelixGanirelix
Lerntipp
Es gibt noch eine Reihe anderer GnRH-Rezeptorantagonisten. Sie enden alle auf -relix.
Nochmal zum besseren Einprägen:
•
GnRH-Rezeptoragonisten: -relin
•
GnRH-Rezeptorantagonisten: -relix: „Der Asterix ist der Antagonist."
Wirkmechanismus
Indikationen
•
Bei Frauen werden GnRH-Rezeptorantagonisten im Rahmen einer assistierten Reproduktionstechnik verwendet (zur Eizellentnahme bei In-vitro-Fertilisation), um einen vorzeitigen Anstieg von LH und somit einen vorzeitigen Eisprung zu vermeiden.
•
Da einige sexualhormonabhängige Tumoren GnRH-Rezeptoren exprimieren, können Antagonisten für therapeutische Zwecke genutzt werden. Beispiel ist das fortgeschrittene hormonabhängige Prostatakarzinom.
Unerwünschte Wirkungen
8.2.2
Somatostatin und Somatostatinanaloga
Wirkstoffe
Somatostatin · OctreotidOctreotid
Physiologie
Wirkmechanismus
Indikationen
Unerwünschte Wirkungen
8.2.3
Dopamin
Physiologie
•
Im Hypothalamus wird Dopamin freigesetzt und gelangt über die Portalgefäße in den Hypophysenvorderlappen (tubero-infundibuläres Systemtubero-infundibuläres System).
•
In der Substantia nigra liegen dopaminerge Neurone, die zum Nucleus caudatus und Putamen ziehen (nigro-striatale Bahnnigro-striatale Bahn).
•
Zudem ziehen dopaminerge Neurone vom Mesenzephalon zum limbischen System (mesolimbische Bahnmesolimbische Bahn).
•
D1-Rezeptoren: kommen in Nierengefäßen vor und bewirken eine Vasodilatation.
•
D2-Rezeptoren: kommen im Corpus striatum, im Hypophysenvorderlappen, in der mesolimbischen Bahn, im Hypothalamus und in der Area postrema vor.
8.2.3.1
Dopaminrezeptoragonisten
Wirkstoffe
BromocriptinBromocriptin · CabergolinCabergolin · QuinagolidRopinirol
Wirkmechanismus
Indikationen
Unerwünschte Wirkungen
8.3
Hypophysäre Hormone
•
Gonadotropine (LH, FSH)
•
Wachstumshormon
•
Oxytocin
•
ADH
8.3.1
Gonadotropine
Physiologie
•
LHLH löst bei der Frau die Ovulation aus, führt zur Umwandlung des Follikels in den Gelbkörper und fördert die Progesteronbildung. Beim Mann stimuliert LH die Androgensynthese in den Leydig-Zellen.
•
FSHFSH führt bei der Frau zum Wachstum der Follikel und fördert die Estrogenproduktion; beim Mann die Spermienbildung.
Wirkmechanismus
Indikationen
Unerwünschte Wirkungen
8.3.2
Wachstumshormon
Physiologie
8.3.2.1
Therapeutisch genutztes Wachstumshormon
Wirkstoffe
Gentechnisch hergestelltes Wachstumshormon
Wirkmechanismus
Indikationen
Unerwünschte Wirkungen
8.3.2.2
Wachstumshormonantagonisten
Wirkstoffe
PegvisomantPegvisomant
Wirkmechanismus
Indikation
Merke
Zur Behandlung der Akromegalie werden folgende Therapiekonzepte verwendet:
•
Hemmung der Hormonwirkung: Pegvisomant
•
Hemmung der Hormonfreisetzung aus der Hypophyse: Somatostatinanalogon Octreotid, Dopaminrezeptoragonisten
8.3.3
Oxytocin
Physiologie
8.3.3.1
Oxytocin und Oxytocinagonisten zur Therapie
Wirkstoffe
Oxytocin · Carbetocin
Wirkmechanismus und Indikationen
•
Wehenschwäche: Oxytocin darf im Gegensatz zu den Mutterkornalkaloiden auch während der Geburt und nicht erst in der Nachgeburtsphase angewandt werden, da weniger unerwünschte Wirkungen beim Kind zu erwarten sind.
•
Geburtseinleitung bei vorzeitigem Blasensprung
•
Austreibung der Nachgeburt
•
Uterusatonie
•
Stillprobleme (Oxytocin per Nasenspray).
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
schmerzhafte Dauerkontraktion des Uterus, Blutdruckabfall | Geburtskomplikationen (Querlage des Kindes, Nabelschnurkomplikationen), drohende Uterusruptur |
8.3.3.2
Oxytocinrezeptorantagonist
Wirkstoffe
AtosibanAtosiban
Wirkmechanismus und Indikation
8.3.4
ADH
Physiologie
1.
Vasokonstriktion: wird über den V1a-Rezeptor in glatten Muskelzellen von Gefäßen vermittelt.
2.
Antidiurese: Diese Wirkung erzielt es in der Niere, indem es die Rückresorption von Wasser in den distalen Tubuli und Sammelrohren erhöht. Vermittelt wird dieser Effekt über den in der Niere exprimierten Vasopressin-V2-Rezeptor.
3.
Prokoagulation: ADH fördert die Synthese des Von-Willebrand-Faktors und von Faktor VIII (prokoagulatorische Wirkung); vermutlich auch über V2-Rezeptoren.
8.3.4.1
Vasopressinrezeptoragonisten (ADH-Analoga)
Wirkstoffe
DesmopressinDesmopressin · TerlipressinTerlipressin · FelypressinFelypressin
Wirkmechanismus, Indikationen, unerwünschte Wirkungen
8.3.4.2
Vasopressinrezeptorantagonisten
Wirkstoffe
TolvaptanTolvaptan
Wirkmechanismus
Indikation
Unterwünschte Wirkungen
Cave
Die Natriumkonzentration darf nicht zu schnell gesteigert werden wegen der Gefahr der osmotischen Demyelinisierung.
8.4
Zu guter Letzt
Lerntipp
Da die verschiedenen Wirkstoffe zur Beeinflussung der Funktion der hypothalamischen und hypophysären Hormone ganz unterschiedliche Indikationen haben, sind sie abschließend zum besseren Lernen noch einmal in Tab. 8.3 mit Verweisen zu den klinischen Kapiteln zusammengefasst. Ein klinischer Fall wurde für dieses Kapitel nicht erstellt, da es keine besondere Prüfungsrelevanz hat.