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Lipoproteinstoffwechsel und Angriffspunkte bzw. Wirkungen verschiedener Fettsenker

Synthese und Abbau der Purinbasen und Angriffspunkte von Allopurinol

Vergleich der verschiedenen Statine
Atorvastatin | Fluvastatin | Lovastatin | Pitavastatin | Pravastatin | Rosuvastatin | Simvastatin | |
Indikation |
|
||||||
Eigenschaft | lipophil | hydrophil | lipophil | lipophil | hydrophil | hydrophil | lipophil |
Durch Nahrungsaufnahme beeinflusste Resorption | Resorption nimmt ab | Resorption nimmt ab | Resorption nimmt zu | Ø | Resorption nimmt ab | Ø | Ø |
Orale Bioverfügbarkeit | niedrig, außer bei Pitavastatin (> 50 %) | ||||||
Plasmaeiweißbindung | hoch, außer bei Pravastatin ca. 50 % | ||||||
Prodrug | nein | nein | ja | nein | nein | nein | ja |
Hepatische Metabolisierung | hoch, außer bei Rosuvastatin | ||||||
CYP-abhängig | ja, CYP3A4 | ja, CYP2C9 | ja, CYP3A4 | kaum | nein | (gering CYP2C9) | CYP3A4 |
Plasmaeiweißbindung | hoch, außer bei Pravastatin (ca. 50 %) | ||||||
Halbwertszeit | kurz, außer bei Atorvastatin und Rosuvastatin |
Vergleich der Wirkung verschiedener Lipidsenker auf den Cholesterin- und Triglyzeridspiegel (Senkung ↓; Steigerung ↑)
Substanzklasse | Cholesterin | Triglyzeride |
HMG-CoA-Reduktasehemmer | ↓ 20–40 % | ↓ 10–30 % |
Ezetimib | ↓ 15–20 % | ↓ 10 % |
Anionenaustauscher | ↓ 10–30 % | ↑ 0–20 % |
Fibrate | ↓ 10–20 % | ↓ 25–60 % |
Pharmaka zur Senkung erhöhter Lipid- und Harnsäurewerte
-
13.1
Wegweiser181
-
13.2
Lipoproteinstoffwechsel181
-
13.3
Fettsenker183
-
13.4
Harnsäurestoffwechsel189
-
13.5
Pharmaka zur Senkung erhöhter Harnsäurespiegel190
-
13.6
Pharmaka zur Behandlung des akuten Gichtanfalls192
-
13.7
Zu guter Letzt193
IMPP-Hits
Fragen zu Lipidsenkern wurden deutlich häufiger gestellt als zu den Pharmaka des Harnsäurestoffwechsels. Wenn man dann die beiden Gebiete getrennt betrachtet, so wurden in absteigender Häufigkeit vom IMPP Fragen zu folgenden Themenkomplexen gestellt:
Lipidsenker:
1.
HMG-CoA-Reduktasehemmer (¾ aller Lipidsenker-Fragen).
2.
Der Rest verteilt sich auf Fibrate und Anionenaustauscher.
Pharmaka für den Harnsäurestoffwechsel:
1.
Allopurinol (insbes. Wechselwirkungen) und NSAID (für die Akuttherapie)
2.
Colchicin und Urikosurika
3.
Rasburicase
13.1
Wegweiser
13.2
Lipoproteinstoffwechsel
•
Hemmung der Neusynthese der HMG-CoA-HMG-CoA-ReduktaseReduktase: dadurch sinkt die De-novo-Synthese von Cholesterin
•
Hemmung der Neusynthese von LDL-Rezeptoren: dadurch nimmt die LDL-Aufnahme aus dem Blut ab
13.3
Fettsenker
•
Steigerung der LDL-Cholesterinaufnahme in die Leber (HMG-CoA-Reduktasehemmer)
•
Hemmung der Cholesterinresorption aus dem Darm (Ezetimib, β-Sitosterin)
•
Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufs von Gallensäuren und dadurch bedingte vermehrte Cholesterinaufnahme in die Leber zur Gallensäuresynthese (Anionenaustauscher)
•
beschleunigter Abbau triglyzeridreicher Lipoproteine und verminderte Freisetzung von Triglyzeriden aus der Leber (Fibrate)
•
Hemmung der hepatischen VLDL-Sekretion und intestinalen Chylomikronenfreisetzung (MTP-Inhibitoren)
•
Hemmung der Apo-B100-Translation, dem Hauptapolipoprotein von LDL und VLDL (Antisense Oligonukleotide gegen Apolipoprotein B100)
13.3.1
HMG-CoA-Reduktasehemmer (Statine)
Wirkstoffe
SimvastatinPravastatinAtorvastatinAtorvastatin · FluvastatinFluvastatin · Lovastatin · PitavastatinPitavastatin · Pravastatin · RosuvastatinRosuvastatin · Simvastatin Lovastatin
Lerntipp
HMG-CoA-Reduktasehemmer enden üblicherweise auf -statin. Deshalb nennt man gleich die gesamte Wirkstoffklasse so.
Lerntipp
Statine sind für das IMPP ein wichtiges Prüfungsgebiet. Am häufigsten wurden die Nebenwirkungen (Muskelschmerzen, CK-Anstieg) abgefragt. Oft wurden auch Fragen zum Wirkmechanismus und zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gestellt. Etwas seltener gab es noch Fragen zur Pharmakokinetik, die dann aber sehr genau, z. B. mit Namen der Cytochrom-Isoform waren. Man könnte am Ende fast denken, dass Statine in Anbetracht dieser vielen IMPP-Fragen zu Wechselwirkungen und Myopathierisiko alles Mögliche sind, nur nicht gut verträglich. Merken Sie sich aber, dass Statine von den Patienten gut vertragen werden und dass sie im Gegensatz zu anderen Medikamenten wie Antidiabetika oder Blutverdünnern nicht perioperativ abgesetzt werden müssen.
•
Die WOS-Studie WOS-Studie(West of Scotland Coronary Prevention Study, 1995) zeigte, dass mit Pravastatin die Zahl der koronaren Ereignisse bei Patienten mit einer Hypercholesterinämie ohne vorbestehende KHK um ca. 30 % gesenkt wird (Primärprävention).
•
Die 4S-Studie 4S-Studie[Sa](Scandinavian Simvastatin Survival Study, 1994) zeigte eine Reduktion schwerer koronarer Ereignisse um ca. 30 % und eine Verminderung der koronaren Mortalität um 42 % unter einer Therapie mit Simvastatin bei Patienten mit klinisch manifester KHK (Sekundärprophylaxe).
Wirkmechanismus
Merke
HMG-CoA-Reduktasehemmer bewirken eine verstärkte Expression von LDL-Rezeptoren, sodass vermehrt LDL-Cholesterol aus dem Blut in die Leber aufgenommen wird.
Wirkungen:
•
LDL-Cholesterin ↓
•
HDL-Cholesterin ↑
•
Triglyzeride ↓
Praxistipp
Statine sind die stärksten LDL-Cholesterinsenker, die derzeit bei uns auf dem Markt sind. Zwischen den einzelnen Substanzen gibt es aber erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Wirkstärke, also dem Ausmaß der LDL-Cholesterinsenkung. Die Spanne reicht dabei von Senkung um ca. 60 % (40 mg Rosuvastatin) bis zu ca. 30 % (80 mg Fluvastatin).
Indikationen
Pharmakokinetik
Die orale Bioverfügbarkeit ist niedrig. Dies hängt im Wesentlichen mit einem ausgeprägten First-pass-Metabolismus in der Leber zusammen, wodurch nur ein geringer Anteil der aufgenommenen Dosis den Systemkreislauf erreicht. Dies ist insofern vorteilhaft, da das primäre Zielorgan (die Leber) von den Statinen direkt nach Resorption aus dem Darm erreicht wird, während der systemisch verfügbare Anteil z. B. für Nebenwirkungen in der Muskulatur verantwortlich ist.
Statine werden in der Leber metabolisiert – und das sehr extensiv. Nur Rosuvastatin weist eine geringe hepatische Metabolisierung von 10 % auf. Lovastatin und Simvastatin sind Prodrugs und werden erst durch Metabolisierung aktiviert.
Die Metabolisierung der meisten Statine ist abhängig von Cytochromen:
•
CYP3A4CYP3A4: Atorvastatin, Lovastatin, Simvastatin
•
CYP2C9CYP2C9: Fluvastatin, (gering: Rosuvastatin, Pitavastatin)
•
nicht CYP-abhängig: Pravastatin
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
| aktive Lebererkrankungen, Myopathie, Schwangerschaft |
Cave
Das Myopathierisiko steigt
•
bei Kombination von Statinen mit Gemfibrozil. Gemfibrozil hemmt OATP und CYP2C9. Die übrigen Fibrate haben ein etwas geringeres Myopathierisiko.
•
bei Kombination von Statinen mit Ciclosporin. Ciclosporin hemmt OATP und CYP3A4.
•
bei Kombination von Statinen mit CYP3A4-Hemmern (Erythromycin, Azolantimykotika, Verapamil, Amiodaron, Grapefruitsaft). In diesen Fällen Statine bevorzugen, die nicht über CYP3A4 metabolisiert werden (z. B. Rosuvastatin, Pravastatin).
Das Blutungsrisiko steigt bei Kombination von Statinen (insbes. Fluvastatin) mit Phenprocoumon: Beide werden über CYP2C9 metabolisiert.
13.3.2
Cholesterinresorptionshemmer
13.3.2.1
Ezetimib
Wirkmechanismus
-
•
LDL-Cholesterin ↓
-
•
HDL-Cholesterin ↑
-
•
Triglyzeride ↓
Indikation
Anwendung
Cave
Ezetimib hemmt die Cholesterinresorption aus dem Darm, Statine fördern die hepatische Cholesterinaufnahme aus dem Blut (duales Wirkprinzip).
Pharmakokinetik
Unerwünschte Wirkungen
13.3.2.2
β-Sitosterin
Wirkmechanismus
-
•
LDL-Cholesterin ↓ (mäßiger Effekt)
-
•
keine Wirkung auf Triglyzeride
Anwendung
Pharmakokinetik/unerwünschte Wirkungen
13.3.3
Anionenaustauscher
Wirkstoffe
Colestyramin · ColestyraminColestipolColesevelamColesevelam
Wirkmechanismus
-
•
LDL-Cholesterin ↓
-
•
keine Wirkung auf HDL-Cholesterin
-
•
Triglyzeride↑: vermehrte VLDL-Produktion durch die Leber
Indikationen
Cave
Anionenaustauscher sind nicht wirksam bei homozygoter familiärer Hypercholesterinämie, da keine funktionsfähigen LDL-Rezeptoren vorhanden sind. Im Gegensatz dazu ist bei der heterozygoten Form die Anzahl der LDL-Rezeptoren vermindert, sie kann durch Anionenaustauscher gesteigert werden.
Pharmakokinetik
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
Obstipation bis hin zum mechanischen Ileus möglich: dosisabhängig, deshalb einschleichend dosieren und mit ausreichend Flüssigkeit einnehmen | Hypertriglyzeridämie, Steatorrhö, totaler Gallengangsverschluss |
Cave
-
•
Anionenaustauscher hemmen die Resorption anderer Medikamente: besonders genannt seien Schilddrüsenhormone, Penicillin G, Tetrazykline. Andere Medikamente sollten deshalb optimalerweise in zeitlichem Abstand (1 h vor oder 4 h nach dem Anionenaustauscher) eingenommen werden bzw. bei Therapie mit L-Thyroxin sollte die Schilddrüsenfunktion im Verlauf überprüft werden.
-
•
Anionenaustauscher unterbrechen den enterohepatischen Kreislauf bestimmter Medikamente (Digitoxin, Cumarine, Estrogene), selbst, wenn ein zeitlicher Abstand eingehalten wird. Somit wird die Wirkung von Digitoxin, Vitamin-K-Antagonisten und hormonellen Kontrazeptiva abgeschwächt. Andersherum kann es beim Absetzen der Anionenaustauscher zu einer verstärkten Wirkung der genannten Blutverdünner kommen. Also engmaschige Kontrolle der Blutgerinnung.
-
•
Anionenaustauscher hemmen die Resorption fettlöslicher Vitamine: Mangelzustände sind jedoch bei normaler Leber- und Darmfunktion selten.
13.3.4
Fibrate
Wirkstoffe
Bezafibrat · Fenofibrat · GemfibrozilFenofibratBezafibratGemfibrozil
Wirkmechanismus
•
PPARα ist ein Kernrezeptor, der nach Aktivierung als Transkriptionsfaktor fungiert und bestimmte Gene im Fettstoffwechsel reguliert. PPARα kommt hauptsächlich in der Leber und Muskulatur vor.
•
Über PPARα wird eine Aktivierung lipolytischer Enzyme (z. B. Lipoproteinlipase) und mitochondrialer Enzyme der β-Oxidation bewirkt → beschleunigter Abbau triglyzeridreicher Lipoproteine (VLDL), verminderte Sekretion der Triglyzeride aus der Leber, Anstieg von HDL (Abb. 13.1)
Lerntipp
PPARα-PPAR<03B1>-AgonistenAgonisten: Fibrate (Behandlung von Fettstoffwechselstörungen)
PPARγ-PPAR<03B3>-AgonistenAgonisten: Glitazone (Behandlung des Diabetes mellitus Typ II, Kap. 11.4.3)
-
•
Triglyzeride ↓
-
•
LDL-Cholesterin↓, insbesondere bei Fenofibrat
-
•
HDL-Cholesterin ↑
-
•
(Fibrinogen ↓, Plasmaviskosität ↓, Thrombozytenaggregation ↓)
Indikationen
Pharmakokinetik
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
|
schwere Leber-, Niereninsuffizienz, Myopathie, Schwangerschaft, (Cholelithiasis) |
Cave
-
•
Erhöhte Rhabdomyolyserisiko bei Kombination mit HMG-CoA-Reduktasehemmern. Also möglichst diese Kombination vermeiden.
-
•
Wirkungsverstärkung von Cumarinderivaten und Sulfonylharnstoffen. Also engmaschige Kontrolle der INR- und Blutzuckerwerte bei entsprechender Kombination.
13.3.5
Nikotinsäure
13.3.6
Neuartige Lipidsenker
13.3.6.1
MTP-Inhibitoren
Wirkstoffe
LomitapidLomitapid
Wirkmechanismus
Merke
MTP-Hemmer sind derzeit die stärksten Cholesterinsenker überhaupt.
Indikation
Unerwünschte Wirkungen
13.3.6.2
Antisense-Oligonukleotide gegen Apolipoprotein B100
Wirkstoffe
MipomersenMipomersen
Wirkmechanismus
Indikation
Unerwünschte Wirkungen
13.3.7
Zusammenfassung Lipidsenker
•
Hypercholesterinämie: HMG-CoA-Reduktasehemmer, Ezetimib, Anionenaustauscher
•
Hypertriglyzeridämie: Fibrate
•
kombinierte Hyperlipidämie: HMG-CoA-Reduktasehemmer, Ezetimib, Fibrate
13.4
Harnsäurestoffwechsel
1.
Phosphoribosylpyrophosphat-Synthetase (PRPP-Synthetase)PRPP-Synthetase: sie metabolisiert Ribose-5-Phosphat zu Phosphoribosylpyrophosphat.
2.
Hypoxanthin-Guanin-PhosphoribosyltransferaseHypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase (HG-PRTHG-PRT): sie senkt die Harnsäuresynthese, da die Zwischenprodukte beim Abbau von AMP und GMP „wiederverwertet“ werden (salvage pathway).
3.
Xanthinoxidase:Xanthinoxidase sie ist am Abbau von AMP und GMP über Xanthin zur (schlecht löslichen) Harnsäure beteiligt.
Merke
•
Eine gesteigerte Aktivität der PRPP-Synthetase führt zur vermehrten Synthese von AMP und GMP und somit zur verstärkten Anhäufung von Harnsäure (primäre Gichtform).
•
Ein Mangel an Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase bewirkt eine erhöhte De-novo-Synthese der Purinbasen und somit eine verstärkte Anhäufung von Harnsäure (Lesch-Nyhan-Syndrom, primäre Gichtform).
13.5
Pharmaka zur Senkung erhöhter Harnsäurespiegel
•
Hemmung der Harnsäurebildung durch Urikostatika über eine Hemmung der Xanthinoxidase
•
Erhöhung der Harnsäureausscheidung durch Urikosurika über eine Hemmung der tubulären Rückresorption
•
Abbau der schlecht löslichen Harnsäure in besser lösliche Metaboliten durch Urikolytika.
13.5.1
Urikostatika
Wirkstoffe
AllopurinolAllopurinol · FebuxostatFebuxostat
Wirkmechanismus
Indikationen
Cave
Allopurinol hemmt den Abbau bestimmter Zytostatika wie Azathioprin und 6-Mercaptopurin, sodass diese Zytostatika kumulieren und verstärkt wirken, mit der Gefahr einer Knochenmarksaplasie. Deshalb müssen diese Zytostatika um etwa 75 % in der Dosis reduziert werden, wenn Allopurinol eingesetzt wird. Gleiches trifft auch für Febuxostat als Xanthinoxidasehemmer zu.
Anwendung
•
Bei einer Niereninsuffizienz muss die Dosis reduziert werden, da Allopurinol und die Metaboliten renal ausgeschieden werden und sonst Kumulationsgefahr besteht.
•
Bei einer Leberinsuffizienz muss die Dosis reduziert werden, da Allopurinol hepatisch metabolisiert wird und sonst Kumulationsgefahr besteht.
•
Eine gute Hydrierung ist bei einer harnsäuresenkenden Therapie notwendig, um die Harnsäureausscheidung zu verbessern.
Cave
Bei Therapiebeginn besteht ein erhöhtes Risiko für Gichtanfälle, da das renale Transportsystem für Harnsäure durch die zusätzliche Ausscheidung von Allopurinol-Metaboliten initial überlastet ist. Deshalb muss einschleichend dosiert werden. Alternativ können prophylaktisch Colchicin (0,5–1 mg/d; Kap. 13.6.1) oder NSAID über 3 Monate gegeben werden, um einen akuten Gichtanfall zu vermeiden. Diese Maßnahme ist aber wegen mehr Nebenwirkungen klinisch weniger bedeutsam.
Pharmakokinetik
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
|
|
Wechselwirkungen
Cave
-
•
Allopurinol hemmt den Lebermetabolismus → Wirkungsverstärkung von Cumarinen, Theophyllin, Azathioprin, 6-Mercaptopurin.
-
•
Allopurinol hemmt die Ausscheidung von Probenecid.
-
•
Benzbromaron beschleunigt die Ausscheidung von Oxipurinol (Kap. 13.5.2).
-
•
Verstärkung von Blutbildschäden bei gleichzeitiger Therapie mit Zytostatika
-
•
vermehrt allergische Reaktionen (Hautausschlag) bei gleichzeitiger Therapie mit Ampicillin oder Amoxicillin.
13.5.2
Urikosurika
Wirkstoffe
Benzbromaron Benzbromaron· ProbenecidProbenecid
Wirkmechanismus
Indikationen
Anwendung
-
•
Es ist unbedingt auf eine ausreichende Hydrierung und Alkalisierung des Harns zu achten, da sonst die Gefahr einer Ausbildung von Uratsteinen besteht.
-
•
Es dürfen keine Uratkristalle in der Niere vorhanden sein, weil sonst die Harnsäure leichter ausfällt.
-
•
Wie bei Urikostatika besteht zu Beginn der Therapie die Gefahr von Gichtanfällen. Deshalb einschleichende Dosierung. Alternativ können auch prophylaktisch Colchicin oder NSAID über 3 Monate gegeben werden.
Cave
Die Dosis von Azathioprin oder 6-Mercaptopurin muss unter gleichzeitiger Therapie mit Urikosurika nicht reduziert werden (im Gegensatz zu Allopurinol), jedoch wurden gehäuft schwere Leberschädigungen bei Kombination mit Benzbromaron beobachtet.
Pharmakokinetik
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
|
|
Cave
-
•
Probenecid: Hemmung der Ausscheidung von Penicillin, ASS, Diuretika (gemeinsame Verwendung des Säuresekretionsmechanismus).
-
•
Benzbromaron: Beschleunigung der Ausscheidung von Oxipurinol. Die Kombination mit Allopurinol ist zwar möglich, aber die Wirkung ist dann geringer als die Summe der Wirkungen der Einzelpräparate.
13.5.3
Urikolytikum
Wirkstoffe
RasburicaseRasburicase
Wirkmechanismus
Indikation
Anwendung
Unerwünschte Wirkungen
-
•
Bronchospasmus, Allergie
-
•
Hämolyse (keine Anwendung bei Glukose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel)
13.6
Pharmaka zur Behandlung des akuten Gichtanfalls
13.6.1
Colchicin
Wirkmechanismus
Merke
Colchicin wirkt nur bei Gicht, sodass eine erfolgreiche Wirkung die Diagnose sichert!
Es hat keinen Einfluss auf den Harnsäurespiegel und wirkt auch nicht analgetisch.
Indikationen
•
akuter Gichtanfall: es wird initial 1 mg/h verabreicht, mit Dosisreduktion nach spätestens 4 h. Die maximale Tagesdosis liegt bei 6 mg.
•
prophylaktische Gabe in niedriger Dosierung bei Beginn einer Intervalltherapie mit Urikostatika oder Urikosurika.
Pharmakokinetik
Unerwünschte Wirkungen
Cave
Colchicin ist eine stark toxische Substanz. Die letale Dosis liegt bei 20 mg, die maximale Tagesdosis bei 6 mg.
Kontraindikationen
13.6.2
Analgetika und Antiphlogistika
13.7
Zu guter Letzt
Klinischer Fall
Sie behandeln einen multimorbiden Patienten mit KHK, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie (insbes. Hypertriglyzeridämie) und chronischer Niereninsuffizienz. Es besteht eine Medikation mit Phenprocoumon, Ramipril, Bisoprolol, Amiodaron, Gemfibrozil, Insulin.
1.
Nun wollen Sie zur Sekundärprophylaxe der KHK die Therapie mit einem Statin beginnen. Für welches Statin würden Sie sich entscheiden, um möglichst Medikamenteninteraktionen zu vermeiden?
2.
Für welches Medikament würden Sie sich entscheiden, wenn Sie dann noch eine ausgeprägte Hyperurikämie behandeln wollen?
Antworten:
-
1.
Wegen des Metabolismus über verschiedene Cytochrome sind Interaktionen mit vielen Medikamenten möglich. Von Bedeutung bei den o. g. Medikamenten sind: Amiodaron (CYP3A4), Phenprocoumon (CYP2C9), Gemfibrozil (CYP2C9, OATP). Zunächst sollte Gemfibrozil abgesetzt werden, da in Kombination mit einem Statin gehäuft Rhabdomyolysen auftreten können. Falls das Statin und eine entsprechende Diät nicht ausreichend sind, insbes. die Wirkung auf die Hypertriglyzeridämie, könnte im Verlauf mit einem anderen Fibrat (z. B. Fenofibrat) versucht werden, die Triglyzeride zu senken, unter Kontrolle von CK und Leberwerten. Unter Fenofibrat kommt es aber auch zur Wirkungsverstärkung des Vitamin-K-Antagonisten → häufige INR-Kontrollen notwendig. So ganz unproblematisch ist keines der möglichen Statine. Jedenfalls sollte keines verwendet werden, das über CYP3A4 metabolisiert wird. Wählt man eines, das CYP2C9-abhängig ist, so muss verstärkt der INR-Wert kontrolliert werden. Man könnte z. B. Pravastatin verwenden (das allerdings stärker als andere Substanzen renal ausgeschieden wird und bei Niereninsuffizienz somit kumulieren kann) oder Rosuvastatin (das nur gering über CYP2C9 metabolisiert wird). Pitavastatin hat übrigens für die Sekundärprophylaxe keine Zulassung.
-
2.
Wegen der Niereninsuffizienz scheiden Urikosurika aus. Verbleibt Allopurinol, das aber wegen der Niereninsuffizienz in der Dosis reduziert werden muss. Allopurinol führt zur Wirkungsverstärkung von Cumarinen, sodass wiederum der INR-Wert zu Therapiebeginn engmaschig kontrolliert werden muss.
Lerntipp
Wenn Sie jetzt etwas über den klinischen Einsatz der in diesem Kapitel besprochenen Pharmaka lernen möchten, dann lesen Sie bitte weiter in
•
Kap. 38.2: Therapie von Hyperlipoproteinämien und ▸ Kap. 28.2.25: zur Sekundärprophylaxe der KHK
•
Kap. 38.3: Therapie der Gicht