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Synthese der Steroidhormone – vereinfachte Darstellung

Regulation der Kortisolsynthese

Zirkadianer Rhythmus der Kortisolkonzentration

Angriffspunkte von Pharmaka zur Beeinflussung der Estrogenfunktion. Hemmstoffe der Estrogenfunktion sind am Stoppschild erkennbar. Substanzen, die Estrogenwirkungen haben, sind mit grünem Pfeil dargestellt. SERM (selektive Estrogenrezeptormodulatoren) sind in einigen Geweben Antagonisten und in anderen Geweben Agonisten.

Angriffspunkte von Pharmaka zur Beeinflussung der Androgenfunktion. Hemmstoffe der Androgenfunktion sind am Stoppschild erkennbar. Substanzen, die Testosteronwirkungen haben, sind mit grünem Pfeil dargestellt.

Angriffspunkte von Pharmaka zur Beeinflussung der Gestagenfunktion. Hemmstoffe der Gestagenfunktion sind am Stoppschild erkennbar. Substanzen, die Gestagenwirkungen haben, sind mit grünem Pfeil dargestellt. SPRM (selektive Progesteronrezeptormodulatoren) sind in einigen Geweben Antagonisten und in anderen Geweben Agonisten.

Wirkungen von Glukokortikoiden bei therapeutischer Anwendung
Effekt | Auswirkung |
Mineralokortikoid | Natrium-/Wasserretention ↑, Kaliumsekretion ↑, H+-Sekretion ↑ → Hypernatriämie, Hypokaliämie und Alkalose |
Antiphlogistisch | Hemmung der Phospholipase A2, der Cyclooxygenase 2 (Abb. 10.1), verminderte Zytokinbildung |
Immunsuppressiv | u. a. Inhibition der Interleukin-1-Bildung (Kap. 25.2.1), wodurch die Aktivierung von T-Lymphozyten gehemmt wird (Lymphozytopenie) |
Antiproliferativ | Hemmung der Fibroblastenaktivität und der Kollagensynthese |
Antiallergisch | Hemmung der Histaminfreisetzung und Abnahme der Eosinophilenzahl |
Prokonvulsiv | Abnahme der Krampfschwelle |
Prokoagulatorisch | u. a. Erhöhung der Thrombozytenzahl |
Psychotrop | Depression, Dysphorie |
Antigonadotrop | Hemmung der LH- und FSH-Freisetzung |
Laborchemische Veränderungen | Leukozyten ↑, Erythrozyten ↑, Thrombozyten ↑, Eosinophile ↓, Lymphozyten ↓, Lipide ↑, Glukose ↑, Natrium ↑, Kalium ↓, Kalzium ↓, Alkalose |
Vergleich verschiedener Kortikoide hinsichtlich ihrer antiphlogistischen und mineralokortikoiden Wirkung. Kortisol wird dabei als Referenz verwendet und der Wert 1 zugeordnet.Cushing-Schwelle
Kortikoid | Wirkstoff | relative antiphlogistische Wirkung | relative mineralokortikoide Wirkung | Cushing-Schwelle(mg/d) |
Glukokortikoid | Kortisol | 1 | 1 | 30 |
Prednison, Prednisolon | 4 | 0,6 | 7,5 | |
Methylprednisolon | 5 | 0 | 6 | |
Triamcinolon | 6 | 0 | 5 | |
Dexamethason, Betamethason | 30 | 0 | 1 | |
Beclometason, Budesonid, Flunisolid | > 1.000 | 0 | (nur lokal wirksam) | |
Mineralokortikoid | Aldosteron | 0 | > 1.000 | – |
Fludrokortison | 10 | 100 | – |
Genitale und extragenitale Estrogenwirkungen
Wirkungen | |
Genital |
|
Extragenital |
|
Nutzen und Risiken einer langfristigen Hormontherapie im Klimakterium
Nutzen | kein Nutzen/erhöhtes Risiko |
|
|
Wirkmechanismus der selektiven Estrogenrezeptormodulatoren Tamoxifen und Raloxifen sowie deren Indikation. Bezüglich des Agonismus/Antagonismus ist die Wirkung am Estrogenrezeptor im genannten Gewebe gemeint.
Tamoxifen | Raloxifen | |
Agonismus | Uterus, Knochen | Knochen (hemmt Konchenabbau) |
Antagonismus | Brustgewebe (antitumorale Wirkung) | Brustgewebe, Uterus |
Indikation | bei postmenopausalen Frauen Mittel der ersten Wahl zur Langzeittherapie als adjuvante Therapie nach Primärbehandlung des Mammakarzinoms bzw. bei metastasiertem Mammakarzinom | Prophylaxe und Therapie der postmenopausalen Osteoporose |
Wichtige Progesteronwirkungen
Progesteronwirkungen |
Förderung der Sekretionsphase des Endometriums |
Erhöhung der Festigkeit des Zervixschleims |
Förderung des Wachstums der Uterusmuskulatur |
Entwicklung des Milchgangsystems der Brustdrüsen |
Erhalt der Schwangerschaft |
Anstieg der Körpertemperatur in der zweiten Zyklushälfte (0,6–1 °C) |
antimineralokortikoide Wirkung (vermehrte renale Ausscheidung von Natrium und Wasser) |
antiandrogene Wirkung |
Genitale und extragenitale Androgenwirkungen
Wirkungen | |
Genital |
|
Extragenital |
|
Wirkstoffe zur Beeinflussung der Sexualhormonfunktion und ihre CyproteronacetatIndikationen
Generelle Wirkung | Wirkstoffklasse | Wirkstoff | Indikation |
Estrogen | Estrogene/-derivate | Estradiol, Estradiolvalerat, konjugierte Estrogene, Ethinylestradiol, Mestranol |
|
Antiestrogen | selektive Estrogenrezeptormodulatoren (SERM) | Raloxifen,Tamoxifen |
|
Estrogenrezeptorantagonisten | Clomifen,Fulvestrant |
|
|
Aromataseinhibitoren | Anastrazol, Letrozol, Aminoglutethimid |
|
|
Gestagen | Gestagenderivate | Norethisteron Levonorgestrel, Cyproteronacetat, Dienogest, Drospirenon |
|
Antigestagen | Progesteronrezeptorantagonist | Mifepriston | Schwangerschaftsabbruch bis zum 49. Schwangerschaftstag |
selektiver Progesteronrezeptormodulator (SPRM) | Ulipristalacetat |
|
|
Androgen | Testosteron/-derivate | Testosteron, Testosteronenantat, Testosteronundecanoat |
|
Antiandrogen | Androgenrezeptorantagonist | Cyproteronacetat, Flutamid |
|
5α-Reduktasehemmer | Finasterid |
|
|
Androgen-Biosynthese-Inhibitor | Abirateronacetat | Prostatakarzinom |
Steroidhormone
-
9.1
Wegweiser125
-
9.2
Glukokortikoide126
-
9.3
Mineralokortikoide130
-
9.4
Sexualhormone131
-
9.5
Zu guter Letzt141
IMPP-Hits
In absteigender Häufigkeit wurden vom IMPP Fragen zu folgenden Themenkomplexen gestellt:
1.
Glukokortikoide (61 % aller Fragen)
2.
Sexualhormone (33 % aller Fragen; ohne orale Kontrazeption: im Kap. 45.2.1 berücksichtigt)
3.
Mineralokortikoide (6 % aller Fragen)
9.1
Wegweiser
9.2
Glukokortikoide
9.2.1
Physiologie
•
Der Hypothalamus sezerniert das Corticotropin-Releasing-Corticotropin-Releasing-HormonHormon (CRHCRH), das die Hypophyse zur Freisetzung von ACTHACTH (adrenokortikotropes Adrenocorticotropes HormonHormon) stimuliert.
•
ACTH bewirkt eine gesteigerte Kortisolsynthese in der Nebennierenrinde.
•
Kortisol übt ein negatives Feedback auf den Hypothalamus und die Hypophyse aus.
9.2.2
Therapie
Wirkstoffe
Kortisol/KortisonKortison · PrednisonPrednison/PrednisolonPrednisolon · MethylprednisolonMethylprednisolon · TriamcinolonTriamcinolon · DexamethasonDexamethason · BetamethasonBetamethason · BeclomethasonBeclometason · BudesonidBudesonid · FlunisolidFlunisolid
Wirkmechanismus und Wirkungen
Glukokortikoide zeigen bei physiologischer Konzentration folgende Wirkungen:
•
Eiweißkatabolismus → Muskelatrophie
•
gesteigerte Glukoneogenese → Blutglukosespiegel ↑
•
Sensibilisierung gegenüber Katecholaminen → Lipolyse.
•
Vitamin-D-Antagonismus: Kalziumkonzentration ↓, Knochenabbau. Glukokortikoide hemmen die renale und enterale Kalzium- und Phosphatresorption und reduzieren die Osteoblastenaktivität.
Indikationen
•
chronisch-entzündliche Erkrankungen, z. B. rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn
•
akut-entzündliche Erkrankungen, z. B. akutes rheumatisches Fieber mit Herzklappenbeteiligung
•
Hauterkrankungen, z. B. Psoriasis, Ekzeme
•
Schock
•
allergische Reaktionen, z. B. Asthma bronchiale, allergischer Schock, exogen-allergische Alveolitis
•
Immunsuppression bei Z. n. Transplantation, bei Autoimmunerkrankungen
•
maligne Tumoren, z. B. Leukämien, zytostatikainduziertes Erbrechen (insbes. wirksam bei verzögert auftretendem Erbrechen, Kap. 34.4.2), Adjuvans zur Schmerztherapie bei Tumorschmerzen (Kap. 39.2)
•
Hirnödem
•
drohende Frühgeburt (zwischen 24. und 33. + 6. Schwangerschaftswoche) zur Lungenreifung mit Betamethason i. m.
Anwendung
•
Zirkadiane Gabe der Gesamtdosis morgens: Dadurch wird die ACTH-Freisetzung weniger starkgehemmt und die Ausbildung einer Nebennierenrindeninsuffizienz soll vermindert werden. Noch besser wäre die alternierende Gabe jeden 2. Tag morgens, wobei weniger Nebenwirkungen auftreten, aber auch eine geringere Effektivität besteht.
•
Um eine lebensbedrohliche NNR-Insuffizienz zu vermeiden, müssen Glukokortikoide nach einer mehrwöchigen Therapie langsam ausgeschlichen werden.
Praxistipp
Das Ausschleichen kann mehrere Monate dauern und sollte zunächst mit einer Dosisreduktion von ca. 2,5–5 mg PrednisolonäquivalentPrednisolonäquivalent alle 1–2 Wochen erfolgen. Dann im niedrigeren Dosisbereich sogar nur um 0,5–1 mg alle 2–4 Wochen.
Merke
Ist eine langfristige Anwendung von Glukokortikoiden notwendig, so sollte möglichst unterhalb der Cushing-Cushing-SchwelleSchwelle dosiert werden. Die Cushing-Schwelle ist die Dosis, die bei dauerhaftem Überschreiten zu typischen Symptomen eines Cushing-Syndroms führt. Sie liegt für Kortisol bei 30 mg/d, bei Prednisolon entspricht das einer Äquivalenzdosis von 7,5 mg/d (Tab. 9.2). Allerdings bestehen interindividuelle Schwankungen hinsichtlich der „persönlichen“ Cushing-Schwelle.
Pharmakokinetik
Glukokortikoide weisen eine hohe Plasmaeiweißbindung an CBGCBG (= kortikosteroidbindendes Globulin) und an Albumin auf. Sie werden in der Leber metabolisiert und inaktiviert. Die orale Bioverfügbarkeit ist ganz unterschiedlich. Für Beclometason, Budesonid, Flunisolid ist sie sehr niedrig, sodass die Präparate der lokalen Anwendung dienen. Selbst wenn die Substanzen resorbiert werden, so werden sie in der Leber bei der ersten Passage nahezu vollständig metabolisiert und inaktiviert. Für die anderen Präparate besteht eine hohe orale Bioverfügbarkeit, sodass sie bei oraler Einnahme der systemischen Therapie dienen. Die Halbwertszeit der meisten Präparate ist kurz, jedoch hält die biologische Wirkung aufgrund der Beeinflussung der Gentranskription lange an.
Lerntipp
Ein absoluter IMPP-Hit: Beclometason, Budesonid, Flunisolid weisen einen sehr hohen First-pass-Metabolismus auf und haben daher eine sehr geringe orale Bioverfügbarkeit.
Und Vorsicht Falle: Beclometason und Betamethason klingen sehr ähnlich, zum Verwechseln ähnlich. Das denkt sich auch das IMPP. Deshalb noch einmal zur Erinnerung: Beclometason ist das mit dem hohen First-pass-Effekt und inhalativer Anwendung. Betamethason ist neben Dexamethason das stärkste systemisch wirksame Glukokortikoid und hat daher keinen ausgeprägten First-pass-Effekt.
Merke
Der Unterschied zwischen Kortisol – Kortison bzw. Prednisolon – Prednison ist pharmakokinetisch begründet: Kortison bzw. Prednison sind (inaktive) Prodrugs, die in der Leber fast vollständig zu Kortisol bzw. Prednisolon metabolisiert und aktiviert werden. Erst dann sind sie wirksam. D. h. bei der Anwendung tritt die Wirkung von Kortison und Prednison im Vergleich zu Kortisol bzw. Prednisolon mit bis zu 1 h verzögert ein.
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Lerntipp
Die unerwünschten Wirkungen sind ein absolutes Muss zum Lernen. Das IMPP fragt die Nebenwirkungen in alle Richtungen ab.
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
|
|
Merke
Bei langfristiger Therapie mit Glukokortikoiden muss immer eine Osteoporoseprophylaxe mit Kalzium und Vitamin D erfolgen, da auch bei niedrigen Dosierungen unterhalb der Cushing-Schwelle die Gefahr der Entwicklung einer Osteoporose besteht (Glukokortikoide haben eine Vitamin-D-antagonistische Wirkung).
Cave
Folgende Wechselwirkungen können unter einer Therapie mit Glukokortikoiden auftreten:
•
Verminderung der Wirkung von Antidiabetika
•
Verstärkung der Wirkung von Herzglykosiden durch die Hypokaliämie
•
erhöhtes Risiko für gastrointestinale Ulzera bei Kombination mit NSAID
9.3
Mineralokortikoide
9.3.1
Physiologie
Synthese
Rezeptor
Merke
Der Mineralokortikoidrezeptor kann durch Mineralokortikoide und durch Glukokortikoide stimuliert werden. Im Gegensatz dazu wird der Glukokortikoidrezeptor nur durch Glukokortikoide aktiviert.
•
Glukokortikoide werden durch das Enzym inaktiviert, noch bevor sie an den Mineralokortikoidrezeptor überhaupt binden können. Deshalb haben Glukokortikoide erst in hoher Konzentration mineralokortikoide Effekte.
•
Aldosteron wird durch das Enzym nicht inaktiviert, da es als Halbacetal kein Substrat für das Enzym ist.
Cave
Lakritze hemmt das Enzym 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase (Typ II): dann wirkt Kortisol verstärkt mineralokortikoid. Es kommt zur Natrium-/Wasserretention und zur Ausbildung einer Hypertonie bei chronischem Lakritzabusus.
9.3.2
Therapie
Wirkstoffe
FludrokortisonFludrokortison
Wirkmechanismus
Indikationen
Cave
Bei der Behandlung mit Fludrokortison in Kombination mit Kortisol muss die glukokortikoide Wirkung vom Fludrokortison mit berücksichtigt werden. Wie Glukokortikoide muss in Stresssituationen die Dosis von Fludrokortison erhöht werden.
Unerwünschte Wirkungen
9.4
Sexualhormone
9.4.1
Estrogene
9.4.1.1
Physiologie
Merke
Estrogene entstehen aus Androgenen unter Einwirkung der AromataseAromatase (Abb. 9.1 und Abb. 9.4).
9.4.1.2
Therapie
Wirkstoffe
EstradiolEstradiol · EstradiolvaleratEstradiolvalerat · konjugierte konjugierte EstrogeneEstrogene · EthinylestradiolEthinylestradiol · MestranolMestranol
Wirkmechanismus und Indikationen
•
Hormonsubstitutionstherapie bei klimakterischen Beschwerden mit Estradiol, Estradiolvalerat oder konjugierten Estrogenen
•
Estrogenmangel bei Hypoplasie der Ovarien oder nach Ovarektomie
•
Kontrazeption mit Ethinylestradiol oder Mestranol kombiniert mit Gestagenen (Kap. 45.2.1)
•
Zyklusregulierung
•
Zystenprophylaxe bei rezidivierenden Ovarialzysten
•
(Osteoporoseprophylaxe, Kap. 36.3: Anwendung nur bei frakturgefährdeten Patientinnen, bei denen eine Kontraindikation gegen andere Medikamente zur Osteoporoseprophylaxe besteht)
•
(Prostatakarzinom: Estrogene hemmen die Testosteronsynthese über die Inhibition der Gonadotropinfreisetzung aus der Hypophyse. Heute werden jedoch besser verträgliche Substanzen wie Antiandrogene und GnRH-Analoga/-Antagonisten verwendet, Kap. 9.4.3.3, Kap. 9.4.3.5 und Kap. 8.2.1)
Cave
Natürliche Estrogene hemmen die Gonadotropine nur gering, sodass sie sich nicht zur Kontrazeption und Ovulationshemmung eignen. Die synthetischen Estrogene, die zur Kontrazeption verwendet werden, bewirken hingegen eine Suppression der Gonadotropine und damit eine Ovulationshemmung.
Cave
Der frühere eher großzügige Einsatz von Hormonpräparaten im Klimakterium ist aufgrund der z. T. schweren Nebenwirkungen nicht mehr gerechtfertigt. Es gilt:
•
strenge Indikationsstellung, Estrogene so niedrig und kurz wie möglich dosieren
•
nichthysterektomierte Frauen: Kombination Estrogen + Gestagen (Senkung des Risikos für Endometriumkarzinome)
•
hysterektomierte Frauen: Monotherapie mit Estrogenen
•
Die Hormontherapie ist zwar zur Prävention der Osteoporose geeignet, jedoch wegen der schweren Nebenwirkungen keine Option bei der Langzeitanwendung.
•
Die Hormontherapie eignet sich nicht zur Prävention einer KHK oder eines Schlaganfalls.
Pharmakokinetik
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
|
Uterus- und Mammatumoren, Leberinsuffizienz, Thrombophilie, Z. n. Thromboembolie, ungeklärte vaginale Blutung, Schwangerschaft |
9.4.1.3
Tibolon
Wirkmechanismus und Indikation
Unerwünschte Wirkungen
9.4.1.4
Selektive Estrogenrezeptormodulatoren (SERM)
Wirkstoffe
RaloxifenRaloxifen · TamoxifenTamoxifen (· ClomifenClomifen)
Lerntipp
Selektive Estrogenrezeptormodulatoren enden auf -fen.
Wirkmechanismus und Indikationen
Unerwünschte Wirkungen
Wirkstoff | Unerwünschte Wirkungen |
Tamoxifen | Hitzewallungen, Endometriumhyperplasien, -polypen, -karzinome, kardiovaskuläres Risiko ↑ |
Raloxifen | Thromboembolie- und Schlaganfallrisiko ↑, Hitzewallungen |
9.4.1.5
Estrogenrezeptorantagonisten
Wirkstoffe
ClomifenClomifen · FulvestrantFulvestrant
Lerntipp
Clomifen ist vom Wirkmechanismus ein SERM (endet auch auf -fen), funktionell verhält es sich jedoch als Antiestrogen, da die agonistische Wirkung nur sehr gering ausgeprägt ist.
Wirkmechanismus
Indikationen
Cave
Da Mehrfachovulationen ausgelöst werden können, können Mehrlingsschwangerschaften auftreten.
Unerwünschte Wirkungen
9.4.1.6
Aromataseinhibitoren
Wirkstoffe
AminoglutethimidAminoglutethimid · AnastrazolAnastrazol · LetrozolLetrozol
Wirkmechanismus
•
Aminoglutethimid hemmt außerdem Enzyme der Glukokortikoidsynthese.
•
Neue Aromatasehemmer (Anastrozol, Letrozol) wirken selektiv auf die Estrogenbildung.
Indikationen
9.4.2
Gestagene
9.4.2.1
Physiologie
9.4.2.2
Therapie mit Gestagenen
Wirkstoffe
Gestagene mit androgener Wirkung: z. B. NorethisteronNorethisteron · LevonorgestrelLevonorgestrel
Gestagene mit antiandrogener Wirkung: CyproteronacetatCyproteronacetat · DienogestDienogest · DrospirenonDrospirenon
Wirkmechanismus
Indikationen
9.4.2.3
Progesteronrezeptorantagonist
Wirkstoffe
RU 486MifepristonMifepriston
Wirkmechanismus
Indikation
Unerwünschte Wirkungen/Kontraindikationen
Unerwünschte Wirkungen | Kontraindikationen |
schwere Blutungen (Dauer 8–12 d), Übelkeit, Erbrechen, schmerzhafte Uteruskontraktionen | Hypertonus, KHK, Magen-, Darm- und Lebererkrankungen, starker Nikotinabusus, Frauen > 35 Jahre, Asthma bronchiale (Prostaglandine können einen Asthmaanfall auslösen) |
9.4.2.4
Selektiver Progesteronrezeptormodulator
Wirkstoffe
UlipristalacetatUlipristalacetat
Wirkmechanismus
Indikation
Unerwünschte Wirkungen
9.4.3
Androgene
9.4.3.1
Physiologie
9.4.3.2
Therapie mit Androgenen
Wirkstoffe
Testosteron · TestosteronenantatTestosteronenantat · TestosteronundecanoatTestosteronundecanoat
Wirkmechanismus und Indikationen
•
primärer und sekundärer Hypogonadismus des Mannes, Oligozoospermie
•
Substitutionstherapie beim „Klimakterium virile“
•
übermäßiges Längenwachstum bei Jugendlichen
Pharmakokinetik
Kontraindikationen
-
•
Prostatakarzinom
-
•
Schwangerschaft, wegen Virilisierung des Fetus
9.4.3.3
Androgenrezeptorantagonisten
Wirkstoffe
Cyproteronacetat · FlutamidCyproteronacetatFlutamid
Wirkmechanismus
•
Cyproteronacetat ist gleichzeitig ein Progesteronderivat mit starker gestagener Wirkung. Dadurch hemmt es die LH-Freisetzung und auch die Testosteronproduktion.
•
Flutamid hat keine gestagene Wirkung.
Indikationen
-
•
Bei Frauen wird Cyproteronacetat bei Hirsutismus, Akne, androgenetischer Alopezie, polyzystischen Ovarien meist in Kombination mit einem niedrig dosierten Estrogen angewandt. Zur hormonellen Kontrazeption wird Cyproteronacetat als Gestagen mit antiandrogener Wirkung in Kombination mit Ethinylestradiol verwendet.
-
•
Bei Männern dienen Androgenrezeptorantagonisten zur Behandlung des Prostatakarzinoms und zur Triebdämpfung bei Sexualdeviation.
Unerwünschte Wirkungen
9.4.3.4
5α-Reduktasehemmer
Wirkstoffe
FinasteridFinasterid
Wirkmechanismus
•
Finasterid wirkt somit antiandrogen in der Prostata und hemmt dort das Wachstum des Drüsengewebes. Es verzögert außerdem das Fortschreiten des Haarverlusts bei androgenetischer Alopezie.
•
Auf andere Gewebe, wo Testosteron selbst direkte Wirkungen erzielt (nicht via DHT), hat Finasterid keine Effekte, sodass weniger Nebenwirkungen auftreten.
Indikation
Cave
Finasterid ist nicht geeignet zur Therapie des Prostatakarzinoms, da nur die Synthese von DHT gehemmt wird, nicht jedoch von Testosteron.
9.4.3.5
Androgen-Biosynthese-Inhibitor
Wirkstoffe
AbirateronacetatAbirateronacetat
Wirkmechanismus
Indikationen
Unerwünschte Wirkungen
9.4.3.6
Anabolika
9.4.4
Zusammenfassung Sexualhormone
Lerntipp
Da die vielen Wirkstoffe zur Beeinflussung der Sexualhormonfunktionen ganz unterschiedliche Indikationen haben, werden abschließend in Tab. 9.8 alle Substanzen mit ihren Indikationen zur Lernwiederholung aufgelistet.
9.5
Zu guter Letzt
Klinischer Fall
-
1.
Sie müssen einen stationären Patienten längerfristig mit hoch dosierten systemischen Glukokortikoiden behandeln. Welche medikamentösen Begleitmaßnahmen erwägen Sie, um welchen typischen Nebenwirkungen der Glukokortikoide entgegenzuwirken?
-
2.
Bewerten Sie die Hormonersatztherapie zur Behandlung klimakterischer Beschwerden!
-
3.
Eine junge gesunde Frau kommt am Montag Vormittag zu Ihnen in die Praxis, um sich die „Pille danach“ verschreiben zu lassen. Geschlechtsverkehr mit einem flüchtigen Bekannten hätte sie am Donnerstagabend gehabt – danach war verlängertes Feiertagwochenende. Sie klären die Patientin über das generelle Risiko des ungeschützten Geschlechtsverkehrs auf und über die nun bestehenden Optionen und deren Risiken, das Eintreten einer Schwangerschaft zu verhindern. Welches Medikament mit welchem Wirkmechanismus können Sie der Patientin als „Pille danach“ verordnen?
Antworten:
-
1.
Vitamin-D-Substitution und Kalziumgabe zur Prophylaxe einer Osteroporose; Protonenpumpenhemmer als Magenschutz zur Vermeidung gastrointestinaler Ulzera; niedermolekulares Heparin zur Thromboseprophylaxe.
-
2.
Klimakterische Beschwerden werden durch die Hormonersatztherapie effektiv behandelt, ebenso sinkt das Osteoporoserisiko. Allerdings können schwere Nebenwirkungen auftreten, sodass die langfristige Hormontherapie nicht mehr empfohlen wird, da das kardiovaskuläre Risiko erhöht wird, vermehrt Thromboembolien auftreten und das Risiko für Mamma- und Endometriumkarzinom ansteigt. Anmerkung: Das Risiko für Endometriumkarzinom ist nicht erhöht, wenn Estrogene mit Gestagenen kombiniert werden.
-
3.
Der Koitus liegt zwischen 72 und ca. 90 h zurück. Somit scheidet hoch dosiertes Gestagen (2 Tabl. à 750 μg Levonorgestrel) als „Notfallkontrazeption“ aus (muss ≤ 72 h angewandt werden). Es besteht die Möglichkeit, Ulipristalacetat zu verordnen. Das ist ein Progesteronrezeptormodulator, der über eine Hemmung der FSH-Freisetzung aus der Hypophyse die Ovulation verzögert bzw. hemmt und endometriale Veränderungen bewirkt, die die Nidation beeinträchtigen. Es darf bis zu 120 h nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden.
Lerntipp
Wenn Sie jetzt den klinischen Einsatz der in diesem Kapitel besprochenen Wirkstoffe lernen möchten, lesen Sie bitte weiter in folgenden Kapiteln:
•
Glukokortikoide: Hyperkalziämie (Kap. 31.3.4), obstruktive Atemwegserkrankungen (Kap. 33.2.5.1, Kap. 33.2.6.2, Kap. 33.4.5.2), allergische Rhinitis (Kap. 33.3.2.2), chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Kap. 34.7.2), thyreotoxische Krise (Kap. 35.6.2), akuter Gichtanfall (Kap. 38.3.3), Schmerztherapie (Kap. 39.2, Kap. 39.4.2.2), rheumatische Erkrankungen (Kap. 40.2.2.2, Kap. 40.3), akutes rheumatisches Fieber (Kap. 41.5), Myasthenia gravis (Kap. 42.5.2), Multiple Sklerose (Kap. 42.7.2), Hautkrankheiten (Kap. 44.2)
•
Sexualhormone: Osteoporose (Kap. 36.3.2), orale Kontrazeption (Kap. 45.2.1), benigne Prostatahyperplasie (Kap. 45.3.1)