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10.1016/B978-3-437-44080-9.00013-1
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Cortexareale, die an der Koordination der Motorik beteiligt sind. a Ansicht von lateral. b Ansicht von medial.MotorikKoordination

Pyramidenbahn, Tractus pyramidalis, und Basalganglien, Nuclei basales. Schräger Stufenschnitt durch den hinteren Schenkel der inneren Kapsel, die Großhirnstiele und das verlängerte Mark. Ansicht von vorne; Pyramidenbahn farblich hervorgehoben, rechts: rosa, links: grün.

Anteile und Verlauf der Pyramidenbahn. PyramidenbahnVerlaufDer Tractus corticospinalis (rot) verläuft durch die Capsula interna und bildet in der Höhe der Pyramiden die Tractus corticospinales anterior et lateralis. Der Tractus corticonuclearis endet gekreuzt und ungekreuzt an den motorischen Hirnnervenkernen. Zum Tractus corticomesencephalicus (grün) gehören die Fasern aus dem zentralen Augenfeld, die an den motorischen Kernen der Hirnnerven III, IV und VI enden (beispielhaft hier: Nucleus abducens).
[L127]

Capsula interna, innere Kapsel; funktionelle Gliederung. Innerhalb der Capsula internaCapsulainternaBahnen sind die absteigenden Bahnen somatotopisch gegliedert. Die kortikonukleären Fasern verlaufen im Knie der Kapsel, die kortikospinalen Fasern für obere Extremität, Rumpf und untere Extremität sind somatotop von vorne nach hinten im hinteren Schenkel angeordnet.

Extrapyramidalmotorisches System (EPMS).
[L127]

Motorische Endstrecke und motorische Einheit. α- und γ-Motoneurone im Rückenmark werden – meist über Interneurone – von unterschiedlichen Faserbahnen des pyramidalen und extrapyramidalen Systems innerviert. Einzelne Motoneurone, deren Axone und die davon innervierten Muskelfasern bezeichnet man als motorische Einheit. Über afferente Fasern erhalten die Motoneurone ebenfalls Informationen von den entsprechenden Muskelfasern (z. B. über Dehnungsrezeptoren).
[L127]

Planung und Ausführung von Willkürbewegungen.
[L127]

Leitung der epikritischen Sensibilität und Verlauf des Hinterstrangsystems (blau), des spinoafferenten und trigeminoafferenten Systems; epikritische SensibilitätSensibilitätepikritischeLeitung von Schmerz/Temperatur und Verlauf des neospinothalamischen Systems (grün) sowie des spino- und trigeminoafferenten Systems.

Leitung der unbewussten Tiefensensibilität Tiefensensibilitätunbewusste(afferente Leitungsbahnen). Vordere Kleinhirnstrangbahn (Tractus spinocerebellaris anterior, schwarz) Tractusspinocerebellarisanterior (Gower)und hintere Kleinhirnstrangbahn (Tractus spinocerebellaris posterior, gelb)Tractusspinocerebellarisposterior (Flechsig).

Epikritische Sensibilität des spinoafferenten Hinterstrangsystemsepikritische SensibilitätSensibilitätepikritische bzw. für die Kopfregion des trigeminoafferenten Systems.
[L127]

Brown-Séquard-Syndrom bei Hemisektion des Rückenmarks auf Höhe von Th11 mit konsekutiver Halbseitenlähmung, Verlust des Temperatur- und Schmerzempfindens auf der kontralateralen Seite und ipsilateraler Schädigung des feinen Tastempfindens, Vibrationsempfindens und des Lagesinns.

Primär somatosensibles Rindenfeld (SI: Brodmann-Areae 3, 1, 2), sekundär somatosensibles Rindenareal im Operculum parietale (SII) und somatosensibler Assoziationscortex (Brodmann-Areae 5 und 7) des Lobus parietalis. Operculum parietale
[L126]

Neuronale Verschaltung der Netzhaut (Retina). Netzhaut neuronale Verschaltung

Sehbahn und mögliche Gesichtsfeldausfälle.

Pupillen- (links) und Akkommodationsreflex (rechts).
[L126]

Ursprünge und Terminationsgebiete der bipolaren Typ-I- und der pseudounipolaren Typ-II-Ganglienzellen sowie der olivokochleären efferenten Fasern. Typ-II-Ganglienzellen Typ-I-Ganglienzellen olivokochleäre Fasern efferente
[L126]

Wichtigste neuronale Stationen und Kreuzungen der zentralen Hörbahn (Schema).
[L127]

Wichtige Afferenzen und Efferenzen der als Integrationskerne fungierenden Nuclei vestibulares (Schema).
[L126]

Verschaltung des vestibulookulären Reflexes bei Reizung des linken lateralen Bogengangs, z. B. bei einer Kopfdrehung nach links.
[L127]

Stationen der Riechbahn.

Zunge des Menschen mit Epiglottis und Geschmacksbahn.
[L127]

Aufsteigende Bahnen des paleospinothalamischen Trakts der Schmerzleitung (linke Bildhälfte) und absteigende schmerzmodulierende Faserbahnen (rechte Bildhälfte) im vereinfachten Schema.schmerzmodulierende Faserbahnen
[L127]

Homöostatischer Regelkreis. homöostatischer RegelkreisÜber einen Sensor oder „Fühler“ wird der Istwert einer Regelgröße gemessen. Der Regler vergleicht den gemessenen Wert mit dem physiologischen Sollwert und verändert im Fall einer Abweichung Stellgrößen, die der Ablenkung vom Sollwert entgegenwirken. Diese Form der Regelung nennt man negative Rückkopplung.
[L127]

Schaltschema der peripheren motorischen Innervation im somatischen und vegetativen Nervensystem;
1 = somatomotorisches Neuron, 2 = viszeromotorisches Neuron des Sympathikus, 3 = viszeromotorisches Neuron des Parasympathikus, 4 = viszeromotorische Neurone und ihr Einfluss auf das enterale Nervensystem; a = 1. Neuron, b = 2. Neuron.
[L141]

Organisation von somatischem und vegetativem Nervensystem im Vergleich (Rückenmark und PNS). Im somatischen Nervensystemsomatisches NervensystemOrganisationvegetatives Nervensystem (links) erreichen afferente Informationen über die Fortsätze der Spinalganglienzellen entweder direkt (monosynaptischer Reflexbogen) oder indirekt die α-Motoneurone des Vorderhorns. Im Fall des Sympathikus erreichen viszeroafferente Informationen über Spinalganglienzellen zunächst Interneurone des Rückenmarks. Über eine oder mehrere Schaltstationen erreichen sie schließlich die viszeroefferenten Neurone des Seitenhorns. Von dort ziehen die präganglionären viszeroefferenten Axone (grün, durchgezogene Linie) entweder zu paravertebralen Ganglien des Grenzstrangs oder zu prävertebralen Ganglien im Bereich der Aorta. Nach ihrer Umschaltung in den Ganglien ziehen die postganglionären Axone (grün, gestrichelte Linie) zu ihren Zielorganen. Im Fall des Parasympathikus (hier: N. vagus) erreichen viszeroafferente Informationen über das Ganglion inferius des N. vagus zunächst den Nucleus tractus solitarii im Hirnstamm. Dort werden sie auf den Nucleus dorsalis nervi vagi umgeschaltet. Über den N. vagus gelangen die viszeromotorischen Fasern wieder zurück in die Körperperipherie (vasovagaler Reflexbogen).vasovagaler ReflexbogenReflexevasovagaleSympathikusParasympathikus
[L127]

Sympathikus und Parasympathikus. Dargestellt sind die beiden viszeromotorischen Anteile des vegetativen Nervensystems vom Rückenmark bis zu ihren peripheren Erfolgsorganen. Neurone des Sympathikus finden sich im Rückenmark auf Höhe der Segmente C8/T1–L3 (thorakolumbales System) und erreichen mit ihren Axonen paravertebrale (Grenzstrang) oder prävertebrale sympathische Ganglien. Nach Umschaltung ziehen die sympathischen Axone entweder mit Nerven oder Gefäßen zu ihren Zielorganen. Neurone des Parasympathikus finden sich im Hirnstamm und im sakralen Rückenmark (kraniosakrales System). Ihre Axone ziehen zu parasympathischen Ganglien im Kopfbereich oder zu organnahen Ganglien im Körper. Nach Umschaltung auf ein 2. Neuron innervieren sie ebenfalls ihre Zielorgane.
[L106]

Sympathikus. Halbschematische Darstellung des Sympathikus in einem topografisch-anatomischen Zusammenhang. Sympathische Axone treten mit den Nn. spinales aus dem Rückenmark aus, erreichen Ganglien im Grenzstrang oder prävertebral und ziehen schließlich mit Gefäßen oder Nerven zu den Zielorganen.

Parasympathikus. Halbschematische Darstellung des Parasympathikus in einem topografisch-anatomischen Zusammenhang. Parasympathische Axone im Kopfbereich ziehen mit Hirnnerven zu parasympathischen Ganglien und von dort weiter zu ihren Zielorganen im Kopf. Die Brust- und Bauchorgane werden überwiegend vom N. vagus [X] innerviert. Der letzte Darmabschnitt und die Beckenorgane erhalten ihre parasympathische Innervation aus dem Sakralmark.

Zentrale vegetative Hirnregionen und Kerngebiete. Auf verschiedenen Ebenen des ZNS liegen Kerne und Nervenzellgruppen, die an der zentralen Kontrolle des vegetativen Nervensystems beteiligt sind. Diese sind eng miteinander verschaltet. a Vegetative Nervenzellen befinden sich auf der Ebene von Rückenmark, Hirnstamm, Zwischenhirn und Vorderhirn. Die Unterteilung in „parasympathische“ und „sympathische“ Neurone besteht bis zur Ebene des unteren Hirnstamms. In darüber liegenden Ebenen sind die beiden Zügel des vegetativen Nervensystems nicht mehr sinnvoll unterscheidbar. b Bsp. für das Zusammenspiel viszeromotorischer Neurone bei der Steuerung innerer Organe. Neurone im Hypothalamus, der wichtigsten zentralnervösen vegetativen Schaltstelle, sowie Neurone in Hirnstammkernen erreichen mit ihren Axonen direkt oder über eine Neuronenkette die vegetativen Zentren in der Medulla oblongata oder im Rückenmark. Von dort ziehen präganglionäre parasympathische Axone über die Hirnnerven – hier über den N. vagus [X] – zu ihren Zielorganen. Dieselben Zentren können mit absteigenden Fasern auch sympathische Neurone im Seitenhorn des Rückenmarks beeinflussen. Auf diese Weise kann das vegetative Nervensystem in 2 Richtungen gesteuert werden. c Bsp. für viszerosensorische Afferenzen zu den zentralen Kernen. Viszerosensorische Informationen erreichen das ZNS über den Nucleus tractus solitarii, werden dort umgeschaltet und erreichen dann entweder direkt die Zentren im unteren Hirnstamm (vegetative Reflexbögen auf Hirnstammebene) oder über aufsteigende Neuronenketten die weiter zentral gelegenen Hirnregionen.
[L127]

Pyramidales System.α-Motoneuroneγ-Motoneurone
Neuronenkette | Neuronengruppen |
1. Neuron | Neurone des primären motorischen Cortex, M1 (Gyrus precentralis, brodmann-Area 4), teilweise aber auch Neurone aus dem prämotorischen Areal (brodmann-Area 6 auf der Konvexität) oder dem parietalen Assoziationscortex (brodmann-Area 5; Abb. 13.1, Abb. 13.2). |
2. bzw. 3. Neuron | spinale α-Motoneurone (aber auch γ-Motoneurone), meist werden diese allerdings über die Innervation von spinalen Interneuronen im Rückenmarkssegment erreicht (die spinalen α-Motoneurone innervieren dann die periphere Skelettmuskulatur) |
Bahnen und arterielle Gefäßversorgung der Capsula internaCapsulainternaGefäßversorgungCapsulainternafunktionelle Gliederung.TractusfrontopontinusRadiatioanterior thalamiTractuscorticonuclearisTractuscorticospinalisTractuscorticorubralisTractuscorticoreticularisRadiatiocentralis thalamiRadiatioposterior thalamiCorpus(-ora)geniculatumlateraleTractusparietotemporopontinusTractusoccipitopontinusRadiatiooptica (Gratiolet-Sehstrahlung)Gratiolet-Sehstrahlung (Radiatio optica)SehstrahlungRadiatioacusticaHörstrahlungCorpus(-ora)geniculatummediale
Lokalisation | Bahnen | Blutversorgung |
vorderer Schenkel (Crus anterius) |
|
Aa. centrales anteromediales (aus A. cerebri anterior) |
Knie (Genu) |
|
Aa. centrales anterolaterales (aus A. cerebri media) = Aa. lenticulostriatae |
hinterer Schenkel (Crus posterius) |
|
Rr. capsulae internae (aus A. choroidea anterior) |
Somatosensibles Systemsomatosensibles System.Ganglion(-ia)trigeminale (Ganglion semilunare, Ganglion Gasseri)Nucleus(-i)cuneatusNucleus(-i)gracilisNucleus(-i)spinalis nervi trigeminiNucleus(-i)ventralisposterolateralis thalamisomatosensibler Cortexprimärerprimär somatosensibler CortexGyrus(-i)postcentralisLobulus(-i)paracentralissekundär somatosensibler Cortexsomatosensibler CortexsekundärerOperculumparietale
Neuronenkette | Lokalisation |
1. Neuron | Perikarya pseudounipolarer Ganglienzellen im Ganglion spinale oder Ganglion trigeminale |
2. Neuron | im Cornu posterius |
im Nucleus cuneatus oder Nucleus gracilis der Medulla oblongata | |
im Nucleus dorsalis | |
oder im Nucleus spinalis nervi trigemini | |
3. Neuron | Perikarya im kontralateralen Nucleus ventralis posterolateralis des Thalamus |
4. Neuron | primär somatosensibler Cortex: Gyrus postcentralis und Lobulus paracentralis |
(5. Neuron | sekundär somatosensibler Cortex: Operculum parietale) |
Auditives System.Ganglion(-ia)spirale cochleaeNucleus(-i)cochlearisanteriorNucleus(-i)cochlearisposteriorNcl. s. Nucleus(-i)Nucleus(-i)corporis trapezoideiNucleus(-i)centraliscolliculi inferiorisTectummesencephaliCorpus(-ora)geniculatummedialeGyrus(-i)temporalestransversi (Heschl-Querwindungen)Heschl-Querwindungen (Gyri temporales transversi)
Neuronenkette | Neuronengruppen |
1. Neuron | Typ-I-Ganglienzellen im Ganglion spirale |
2. Neuron | Nuclei cochleares anterior et posterior im Übergang zwischen Pons und Medulla oblongata im Recessus lateralis des IV. Ventrikels |
(indirekte Hörbahn) |
(Nuclei olivares superiores, ggf. über Nuclei corporis trapezoidei) |
3. Neuron | Nucleus centralis colliculi inferioris im Tectum mesencephali |
4. Neuron | Corpus geniculatum mediale des Metathalamus |
5. Neuron | Gyri temporales transversi (heschl), brodmann-Area 41 im Lobus temporalis |
Vestibuläres System.Ganglion(-ia)vestibulare
Neuronenkette | Neuronengruppen |
1. Neuron | Ganglienzellen im Ganglion vestibulare |
2. Neuron | Nuclei vestibulares superior, lateralis, inferior et medialis im Übergang zwischen Pons und Medulla oblongata |
3. Neuron | Thalamus (Nucleus posterior ventrolateralis) |
4. Neuron | Cortex: Sulcus intraparietalis, parietoinsuläres Areal, Gyrus postcentralis, brodmann-Area 7 und Hippocampus |
Stationen des nozizeptiven Systems.Nucleus(-i)ventralisposterolateralis thalamiTractusspinothalamicusNucleus(-i)ventralisposteromedialis thalamiTractustrigeminothalamicussomatosensibler Cortexprimärerprimär somatosensibler Cortex
Neuronenkette | Neuronengruppen |
1. Neuron | Perikarya pseudounipolarer Ganglienzellen im Ganglion spinale oder Ganglion trigeminale |
2. Neuron | im Cornu posterius (Laminae II, IV–VIII) oder Nucleus spinalis nervi trigemini |
3. Neuron | Perikarya des Thalamus:
|
4. Neuron |
|
Kranialer Parasympathikus (Hirnnerven III, VII, IX).Nervus(-i)oculomotorius [III]Edinger-Westphal-Kern (Nucleus accessorius nervi oculomotorii)Nucleus(-i)accessorius nervi oculomotorii (Edinger-Westphal)Ganglion(-ia)ciliareNervus(-i)facialis [VII]Nucleus(-i)salivatoriussuperiorGanglion(-ia)pterygopalatinumGanglion(-ia)submandibulareNervus(-i)glossopharyngeus [IX]Nucleus(-i)salivatoriusinferiorGanglion(-ia)oticum
Hirnnerv | 1. Neuron | 2. Neuron | Zielorgane |
N. oculomotorius [III] | Nucleus accessorius nervi oculomotorii (edinger-westphal) | Ganglion ciliare |
|
N. facialis [VII] | Nucleus salivatorius superior | Ganglion pterygopalatinum |
|
Ganglion submandibulare |
|
||
N. glossopharyngeus [IX] | Nucleus salivatorius inferior | Ganglion oticum |
|
Kranialer Parasympathikus (N. vagus [X]).
Hirnnerv | 1. Neuron | 2. Neuron | Zielorgane |
N. vagus [X] | Nucleus ambiguus (externe Formation) | intramurale Ganglien | Halseingeweide, Herz und Lunge |
Nucleus dorsalis nervi vagi | intramurale Ganglien | Bauchdrüsen | |
Ganglien des enteralen Nervensystems | Darm |
Sakraler Parasympathikus.Ganglion(-ia)pelvica
Anteil | 1. Neuron | 2. Neuron | Zielorgane |
sakraler Parasympathikus | S2–4 | Ganglia pelvica | Geschlechtsorgane |
intramurale Ganglien |
|
Viszerosensorische Afferenzen zum HirnstammHirnstammviszerosensorische Afferenzenviszerosensorische AfferenzenHirnstamm.
Nerv | Ganglion | Zentraler Kern | Ursprungsorgane |
N. glossopharyngeus [IX] | Ganglion inferius | Nucleus tractus solitarii |
|
N. vagus [X] | Ganglion inferius (Ganglion nodosum) | Nucleus tractus solitarii |
|
Kerngebiete des Hypothalamus und ihre homöostatischen Funktionen.AreahypothalamicaanteriorNucleus(-i)suprachiasmaticusNucleus(-i)preopticusNucleus(-i)supraopticusNucleus(-i)paraventricularisAreahypothalamicaintermediaNucleus(-i)infundibularis [arcuatus]periventrikuläre NervenzellenNucleus(-i)ventromedialis hypothalamiNucleus(-i)dorsomedialis hypothalamiAreahypothalamicaposteriorNucleus(-i)posteriorhypothalamiCorpus(-ora)mamillariaAreahypothalamicalateralis
Areal | Kerngebiet | Funktion |
Area hypothalamica anterior | Nucleus suprachiasmaticus | zirkadiane Rhythmik |
Nuclei preoptici | Steuerung der Gonadotropinfreisetzung in der Adenohypophyse | |
Nucleus supraopticus | ADH, Oxytozin-Sekretion | |
Nucleus paraventricularis | ADH, Oxytozin-Sekretion, Nahrungsaufnahme; Regulation der Stresshormonsekretion via CRH | |
Area hypothalamica intermedia |
|
Steuerung der Adenohypophyse; Nahrungsaufnahmeverhalten |
|
Regulation des Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahmeverhaltens | |
Area hypothalamica posterior | Nucleus hypothalamicus posterior, Corpora mamillaria | Thermoregulation, vegetative Steuerung |
Area hypothalamica lateralis | Nahrungsaufnahmeverhalten |
Funktionelle Systeme
-
13.1
Somatomotorisches System Tobias M. Böckers737
-
13.2
Somatosensibles System Anja Böckers744
-
13.3
Visuelles System Michael J. Schmeißer750
-
13.4
Auditives System Anja Böckers755
-
13.5
Vestibuläres System Anja Böckers758
-
13.6
Olfaktorisches System Michael J. Schmeißer761
-
13.7
Gustatorisches System Anja Böckers763
-
13.8
Nozizeptives System Anja Böckers764
-
13.9
Vegetatives Nervensystem Thomas Deller768
-
13.10
Limbisches System Thomas Deller782
Klinischer Fall
Schlaganfall
Anamnese
Erstuntersuchung
Wahrscheinliche Diagnose
Krankheitsbild

13.1
Somatomotorisches System
Kompetenzen
Nach Bearbeitung diesesfunktionelle Systeme somatomotorisches (somatoefferentes) SystemLehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
-
•
das pyramidale und das extrapyramidale System zu definieren und die dazugehörenden Tractus in ihrem Verlauf und ihrer Funktion genau zu beschreiben
-
•
die beteiligten Strukturen bei der Ausführung von willentlichen Bewegungen zu benennen
-
•
die Symptome eines Schlaganfalls zu erklären
13.1.1
Überblick
13.1.2
Zentraler Abschnitt
Pyramidales System
Pyramidenbahn
Tractus corticopontini
Extrapyramidales System
Cortex
Tractus reticulospinalis, Fibrae reticulospinalis
Tractus tectospinalis
Tractus vestibulospinalis
-
•
Der Tractus vestibulospinalis lateralis Tractusvestibulospinalislateralisstammt aus Neuronen des Nucleus vestibularis lateralis. Seine Fasern ziehen ungekreuzt bis in das lumbosakrale Rückenmark. Die hier weitergeleiteten Erregungen sind für die Vermittlung von Lage- und Gleichgewichtsinformationen von besonderer Bedeutung. Über zerebelläre Afferenzen, die den Nucleus vestibularis lateralis erreichen, besteht eine sehr enge Verbindung zum Kleinhirn. Anders als bei der Pyramidenbahn oder dem Tractus rubrospinalis werden α- und γ-Motoneuroneγ-Motoneuroneα-Motoneurone so erregt bzw. gehemmt, dass die Extensoren angespannt werden und die Flexoren erschlaffen.
-
•
Der Fasern des Tractus vestibularis medialis Tractusvestibularis medialisentspringen aus dem Nucleus vestibularis medialis und verlaufen ipsi- und kontralateral bis in das thorakale Rückenmark.
Tractus rubrospinalis
Merke
Das extrapyramidalmotorische System (EPMS) beschreibt Faserverbindungen aus Kerngebieten im Hirnstamm, die bei der Kontrolle bewusster und unbewusster Bewegungen eine wesentliche Bedeutung haben. Dabei werden Zusatzinformationen, die z. B. für das Gleichgewicht, die Haltung, die Muskelspannung, die Muskelkraft und -richtung sowie für reflektorische Bewegungen essenziell sind, in Form von stetigen „Feedback-Schleifen“ in die Bewegungsdynamik eingebaut. Deshalb sind das pyramidale und das extrapyramidale System funktionell nur schwer zu trennen. Alternativ wird eine Einteilung in ein laterales und ein mediales motorisches System vorgeschlagen, die pyramidale und extrapyramidale Faserzüge integriert. Auch das EPMS steht direkt oder indirekt unter der Kontrolle kortikaler Zentren.
13.1.3
Peripherer Abschnitt
Merke
-
•
Schlaffe LähmungenLähmungenschlaffe entstehen hauptsächlich durch Läsionen der motorischen Einheit. Das Syndrom der schlaffen Lähmung umfasst: Herabsetzung der groben Kraft, Hypo- bzw. Atonie der Muskulatur, Hypo- oder Areflexie und Muskelatrophie.
-
•
Spastische Lähmungen Lähmungenspastischegehen auf die Schädigung zentraler motorischer Bahnen zurück (in der Akutphase einer Schädigung zentraler Bahnen sieht man zunächst eine schlaffe Lähmung, weil die Dehnungsreflexe unterdrückt werden). Das Syndrom der spastischen Lähmung umfasst: Herabsetzung der Kraft und Feinmotorik, spastische Tonuserhöhung, gesteigerte Dehnungsreflexe, Abschwächung der Fremdreflexe, Auftreten pathologischer Reflexe (z. B. babinski-Reflex, oppenheim-Reflex) beiBabinski-ReflexOppenheim-Reflex initial erhaltener Muskulatur.
-
•
Der Babinski-Reflex ist positiv, wenn nach lateralem Bestreichen der Fußsohle die Großzehe nach dorsal und die anderen Zehen nach plantar bewegt werden. Dieser Reflex ist bei Babys noch positiv und physiologisch, verliert sich dann allerdings im Laufe der frühen neuronalen Reifung.
-
•
Der Oppenheim-Reflex ist ein identisches Bewegen der Zehen nach Bestreichen der Tibia-Vorderkante.
Klinik
Untersuchung
-
•
Der Muskeltonus Muskeltonuswird beim entspannten Patienten über das passive Bewegen der Extremitäten untersucht. Dabei ergeben sich mögliche pathologische Veränderungen wie z. B. eine SpastikRigorSpastik (krampfartig erhöhter Muskeltonus), ein Rigor (Erhöhung des Muskeltonus mit ruckartigen, abgehackten Bewegungen, Zahnradphänomen) Zahnradphänomenoder aber bei kompletten oder inkompletten ParesenLähmungen (Lähmungen)Paresen ein Hypotonus oder eine Atonie (herabgesetzter oder nicht vorhandener Muskeltonus).
-
•
Die Muskelkraft Muskelkraftwird über die Anspannung eines Muskels oder einer ganzen Muskelgruppe gegen den Widerstand des Untersuchers bestimmt und kann in ein Bewertungsraster von 1 bis 5 eingeteilt werden. Latente Lähmungen an den Extremitäten sind auch durch das Vorhalten der Arme bzw. Beine für etwa 20 s zu identifizieren, da es dann zu einem Absinken der betroffenen Extremität kommt.
-
•
Die Eigen- oder Fremdreflexe, FremdreflexeEigenreflexedie zu unbeeinflussbaren Muskelkontraktionen auf einen Reiz führen, geben zusätzliche Informationen zur möglichen Beeinträchtigung motorischer Regelkreise. Beispielsweise sind bei einer Schädigung der Bahnen vor dem Motoneuron des Rückenmarks (z. B. Pyramidenbahnsystem) die Eigenreflexe durch die Aktivität des EPMS gesteigert, die Fremdreflexe, die über mehrere Segmente verschaltet werden, hingegen oft abgeschwächt oder erloschen.
Wichtige Erkrankungen des somatomotorischen Systems
-
•
Ist das 1. Motoneuron im motorischen Cortex bzw. das Axon dieses Neurons betroffen, besteht klinisch überwiegend das Bild einer spastischen Lähmung (z. B. Apoplex, multiple Sklerose, Schädel-Hirn-Trauma). Zu beachten ist, dass es bei isolierten Schädigungen des 1. Motoneurons (z. B. durch einen lokalen Rindeninfarkt im Lobus precentralis) zu einer schlaffen Lähmung kommt.
-
•
Ist das 2. Motoneuron betroffen, ergibt sich eine schlaffe Lähmung (z. B. bei Polio, Guillain-Barré-Syndrom, Guillain-Barré-SyndromKinderlähmung (Poliomyelitis)Poliomyelitis (Kinderlähmung)Schädigung eines Plexus oder eines peripheren Nervs).
13.1.4
Ausführung von Willkürbewegungen
13.2
Somatosensibles System
Kompetenzen
Nach Bearbeitung dieses somatosensibles SystemLehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
-
•
im freien Vortrag das spinoafferente Funktionssystem mit den in Abb. 13.8 und Abb. 13.9 dargestellten Neuronenketten zu beschreiben
-
•
die Neuronenkette für das spino- und trigeminoafferente Funktionssystem in seinen unterschiedlichen Qualitäten zu erklären
-
•
die kortikalen Projektionsareale des somatosensiblen Funktionssystems am Hirnmodell bzw. Großhirnpräparat zu zeigen
-
•
die klinische Symptomatik des brown-séquard-SyndromsBrown-Séquard-Syndrom anatomisch zu erklären
Klinischer Fall
Kortikaler Infarkt
Anamnese
Erstuntersuchung
Weitere Diagnostik
Therapie und Verlauf
Krankheitsbild
13.2.1
Überblick
-
•
spinothalamischen System spinothalamisches (anterolaterales) Systemfür die Wahrnehmung von Schmerz und Temperatur (früher auch protopathisches System)protopathisches System
-
•
Hinterstrangsystem (früher epikritisches System)Hinterstrangsystem epikritisches Systemfür die mechanische Wahrnehmung von Tast-, Druck- und Vibrationsempfinden, aber auch für einen kleinen Teil der Propriozeption
-
•
spinozerebellären System spinozerebelläres Systemfür einen Hauptteil der propriozeptiven Impulsleitung
13.2.2
Peripherer Abschnitt
-
•
Über freie Nervenendigungen Nervenendigungenfreiewerden über Aδ- oder C-FasernC-Fasern unterschiedliche Sinnesqualitäten wie Druck, Schmerz, Temperatur oder Juckreiz vermittelt. Das Temperaturempfinden findet über 2 Arten von Thermosensoren statt, die unterschiedlich dicht in der Haut verteilt sind und in der Regel entweder bei kalten (25 °C) oder warmen (34–45 °C) Temperaturen ein Aktivitätsmaximum zeigen. Der Nozizeption Nozizeptiondienen andere freie Nervenendigungen, die auf mechanische Reize, aber auch auf polymodale Reize reagieren (mechanisch, chemisch, thermisch). Juckreiz wird wieder über eine eigene Gruppe von „Juckreiz“-Rezeptoren der Haut wahrgenommen.
-
•
Korpuskuläre Nervenendigungenkorpuskuläre NervenendigungenNervenendigungenkorpuskuläre leiten über schnelle Aβ-FasernAβ-Fasern Tastempfindungen im engeren Sinn (epikritische Sensibilität). Diese Mechanosensoren befinden sich einerseits in den oberflächlichen Schichten der unbehaarten Haut (merkel-Tastscheiben und meissner-Körperchen)Merkel-TastscheibenMeissner-Tastkörperchen oder in tieferen Schichten der Dermis (vater-pacini- und ruffini-Körperchen)Vater-Pacini-KörperchenRuffini-Körperchen und bilden überwiegend ein Aktionspotenzial aus. Je nach Art des Mechanosensors und der Lage des Hautareals sind diese Sensoren unterschiedlich dicht verteilt, sodass sich unterschiedlich große rezeptive Felder ergeben. Diese haben z. B. an der Fingerbeere eine mittlere Größe von 1–2 mm, am Oberschenkel dagegen von 40 mm.
13.2.3
Zentraler Abschnitt
Überblick
Spinoafferentes System
Hinterstrangsystem
Klinik
Im Rahmen einer neurologischen Untersuchung neurologische Untersuchungkann man die Funktionsfähigkeit des Hinterstrangsystems prüfen, indem man das Tastempfinden eines Hautareals mit demjenigen auf der nicht betroffenen Körperhälfte vergleicht. Eine weitere Möglichkeit ist ein Vergleich des Tastempfindens zwischen proximaler und distaler Extremität. Möglich ist dies grob orientierend durch Berührung mit einem Wattebausch bei geschlossenen Augen. Eine zweite, präzisere Methode, die auch einen Vergleich mit Standardwerten ermöglicht, ist die 2-Punkt-Diskrimination. Zwei-Punkt-DiskriminationDabei ermittelt man den minimalen Abstand zwischen 2 Reizpunkten, bei dem der Patient gerade noch 2 getrennte Sinnesreize wahrnimmt (Normwert an der Fingerkuppe 3–5 mm).
Ebenso kann man das Vibrationsempfinden (Pallästhesie) Vibrationsempfinden (Pallästhesie)Pallästhesie (Vibrationsempfinden)überprüfen, indem man eine Stimmgabel (128 Hz) in Schwingung versetzt, den Stimmgabelfuß dann auf Knochenvorsprünge (z. B. Proc. styloideus oder Malleolus medialis) aufsetzt und der Patient benennt, wann er keine Schwingungen mehr verspürt. In diesem Moment liest man auf der Stimmgabel auf einer Skala von 0 bis 8 den aktuellen Wert ab.
Zur Überprüfung des Lagesinns (Propriozeption)Lagesinn Propriozeptionfasst man die Zehen- oder Fußgelenke des Patienten seitlich an und beugt oder streckt sie leicht. Der Patient soll dabei mit geschlossenen Augen die Bewegungsrichtung des Fingers oder Zehs benennen.
Spinothalamisches System
-
•
Der laterale Trakt beinhaltet vor allem Axone der Projektionsneurone der Lamina I und leitet die Impulse für den als schnell und scharf empfundenen Schmerz und für die Temperaturwahrnehmung weiter.
-
•
Der anteriore Trakt hingegen führt bevorzugt die Axone der Projektionsneurone aus der Lamina V und entsprechend die Impulsleitung des als langsam und dumpf empfundenen Schmerzes sowie der groben Mechanosensorik. Seine Fasern können sowohl gekreuzt als auch ungekreuzt verlaufen. Aufgrund dieser polymodalen Rezeptorimpulse im Tractus spinothalamicus anterior leitet er auch Impulse der gering diskriminierenden Mechanosensorik (die üblicherweise über die Hinterstränge geleitet werden), sodass ein Ausfall der Hinterstränge klinisch gut kompensiert werden kann.
Klinik
Untersuchung
Übertragener Schmerz
Dissoziierte Empfindungsstörung
Spinozerebelläres System
Merke
-
•
Die Fasern des Hinterstrangsystems verlaufen ohne Umschaltung und ohne Kreuzung auf die Gegenseite im ipsilateralen Funiculus posterior nach kranial zu den Nuclei cuneatus et gracilis.
-
•
Bahnen zum Kleinhirn enden primär in der ipsilateralen Kleinhirnhemisphäre, die Bahnen zum Cortex in der kontralateralen Großhirnhemisphäre.
-
•
Die aufsteigenden Bahnen sind somatotop gegliedert. Durch die Kreuzung des Tractus spinothalamicus bereits auf Segmentebene ist seine Somatotopie genau umgekehrt zu der des Hinterstrangsystems angelegt (kraniale Segmente medial, kaudale Segmente lateral).
-
•
In der Commissura alba anterior kreuzen Fasern des Tractus spinothalamicus lateralis (z. T. auch des Tractus spinothalamicus anterior), des Tractus spinocerebellaris anterior und des Tractus spinoolivaris.
Trigeminoafferentes System
Tastempfinden
Tiefensensibilität
Schmerz- und Temperaturempfinden
Merke
Das Perikaryon des 1. Neurons für propriozeptive Impulse aus der Kaumuskulatur liegt nicht im Ganglion trigeminale, sondern im Nucleus mesencephalicus nervi trigemini.
Somatosensibler Cortex
13.3
Visuelles System
Kompetenzen
Nach Bearbeitungvisuelles System dieses Lehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
-
•
die anatomischen Strukturen der Sehbahn samt der neuronalen Verschaltung in der richtigen Reihenfolge aufzuzählen und je nach Lokalisation einer Sehbahnschädigung deren klinische Folgen zu beschreiben
-
•
die anatomischen Strukturen des Pupillen- und Akkommodationsreflexes jeweils samt der neuronalen Verschaltung in der richtigen Reihenfolge aufzuzählen und je nach Lokalisation einer Schädigung deren klinische Folgen zu beschreiben
-
•
supranukleäre Zentren für die Steuerung der Okulomotorik zu benennen sowie mögliche Ursachen und klinische Folgen von horizontalen und vertikalen Blickparesen zu erläutern
Klinischer Fall
Neuritis nervi optici
Anamnese
Erstuntersuchung
Weitere Diagnostik
Diagnose
Therapie und weiteres Vorgehen
13.3.1
Sehbahn
Merke
Abhängig davon, ob das erste Neuron ein Zapfen oder ein Stäbchen ist, besteht die Neuronenkette der Sehbahn aus 4 (Zapfen) oder 5 (Stäbchen) Zellen. Die ersten 3 bzw. 4 Neurone befinden sich dabei innerhalb der Retina; das 4. bzw. 5. Neuron liegt im Corpus geniculatum laterale (CGL) des Diencephalons.
Retina
-
•
1. Neuron: Fotorezeptorzelle (Zapfen oder Stäbchen)NetzhautFotorezeptorzellenFotorezeptorzellen, Netzhaut
-
•
2. Neuron: Bipolarzelle (folgt sowohl auf Zapfen als auch auf Stäbchen)
-
•
3. Neuron der Zapfenbipolaren: GanglienzelleGanglienzellen, NetzhautNetzhautGanglienzellen
-
•
3./4. Neuron der Stäbchenbipolaren: amakrine Zelle/Ganglienzelle
Verlauf der Sehbahn
N. opticus
Chiasma opticum
Tractus opticus
Corpus geniculatum laterale
Radiatio optica
Visueller Cortex
Merke
Die gesamte Sehbahn ist retinotop Sehbahnretinotope Gliederungretinotope GliederungSehbahngegliedert. Dies bedeutet, dass benachbarte Felder der Retina auf benachbarte Neurone innerhalb der Sehbahn abgebildet werden. Außerdem sind für den Seheindruck wichtige Retinaanteile durch besonders große Areale innerhalb der Sehbahn repräsentiert: So nimmt die Projektion, die der Fovea centralis retinae – dem Ort des schärfsten Sehens – entstammt, sowohl innerhalb des CGL als auch innerhalb des visuellen Cortex unmittelbar am Okzipitalpol das größte Gebiet ein.
Klinik
Wird die Sehbahn an definierten Stellen geschädigt, kommt es zu Gesichtsfeldausfällen (Skotome; Abb. 13.14). SkotomeEin Gefäßverschluss der A. centralis retinae oder ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit Orbitabeteiligung kann z. B. zu einer kompletten Schädigung der Retina oder des N. opticus vor Erreichen des Chiasma opticum führen und damit eine Erblindung des betroffenen Auges zur Folge haben (Amaurose).Amaurose Bei weiteren Läsionen der Sehbahn lässt die Art des Skotoms bereits klinisch auf den Ort der Schädigung schließen. Nimmt der Patient z. B. nur noch die jeweils nasalen Anteile der Gesichtsfelder beider Augen wahr (Scheuklappenblick), liegt eine mediane Schädigung der im Chiasma opticum kreuzenden nasalen Fasern vor, welche die temporalen Gesichtsfeldanteile repräsentieren (bitemporale Hemianopsie).Hemianopsiebitemporale Wird hingegen nur noch ein Gesichtsfeld wahrgenommen, handelt es sich eine Schädigung entweder des Chiasma opticum von lateral, des kontralateralen Tractus opticus oder der kompletten kontralateralen Radiatio optica bzw. des kontralateralen visuellen Cortex (homonyme Hemianopsie).Hemianopsiehomonyme
Es gibt in der Praxis auch Teilausfälle, z. B. Quadrantenanopsien oder sehr seltene Befunde wie z. B. die binasale Hemianopsie durch eine beidseitige Schädigung des Chiasma opticum von lateral. Das Ausmaß eines Skotoms kann vom Augenarzt durch eine systematische Vermessung des Gesichtsfelds erfasst werden (Perimetrie). PerimetrieDie Ursachen können vielfältig sein, z. B. kann das Chiasma opticum durch einen Hypophysentumor oder durch ein Aneurysma der A. carotis interna geschädigt werden. Der Tractus opticus, die Radiatio optica oder der visuelle Cortex können aufgrund von Durchblutungsstörungen, entzündlichen Veränderungen (z. B. bei multipler Sklerose) oder durch hirneigene Tumoren funktionell beeinträchtigt sein. Daher ist zur diagnostischen Abklärung eines Skotoms in der Regel eine zerebrale Bildgebung (CT oder MRT) unumgänglich.
13.3.2
Visuelle Reflexe
Pupillenreflex
-
•
Der afferente Reflexschenkel besteht aus Axonen retinaler Ganglienzellen, die vor Erreichen des CGL vom Tractus opticus abzweigen und über dessen Radix medialis in die Area pretectalis des Mesencephalons gelangen. Dort werden sie auf prätektale Neurone umgeschaltet, die sowohl zum ipsilateralen als auch – über die Commissura posterior – zum kontralateralen, allgemein viszeroefferenten Nucleus accessorius nervi oculomotorii ziehen (daher die Verengung der Pupillen beider Augen bei Lichteinfall in nur ein Auge: konsensuelle Lichtreaktion).konsensuelle LichtreaktionLichtreaktionkonsensuelle
-
•
Die dortigen präganglionären Neurone entsenden über den efferenten, parasympathischen Reflexschenkel ihre Axone, die im jeweiligen N. oculomotorius [III] verlaufen, zum Ganglion ciliare innerhalb der Orbita, wo die letzte Umschaltung erfolgt. Die postganglionären Fasern verlaufen schließlich in den Nn. ciliares breves zum M. sphincter pupillae.
-
•
Auch hierbei besteht der afferente Reflexschenkel aus retino-prätektalen Axonen. Von der Area pretectalis aus verläuft jedoch eine Weiterverschaltung der entsprechenden Neurone über die Substantia grisea centralis bis ins Centrum ciliospinale im Nucleus intermediolateralis der Zona intermedia im Seitenhorn des Rückenmarks auf Höhe C8–T3.
-
•
Hier beginnt der efferente, sympathische Reflexschenkel. Präganglionäre Fasern gelangen vom Centrum ciliospinale über Rr. communicantes zum Ganglion cervicale superius. Nach der Umschaltung verlaufen die postganglionären Fasern dann entlang den arteriellen Leitungsbahnen und schließlich über den Plexus caroticus internus bis nach intrakraniell. Der größte Teil der Fasern zieht zunächst gemeinsam mit dem N. ophthalmicus durch die Fissura orbitalis superior in die Orbita, verläuft dann ohne Umschaltung durchs Ganglion ciliare hindurch und erreicht schließlich über die Nn. ciliares breves den M. dilatator pupillae.
Klinik
Bei einer Läsion der Retina oder des N. opticus ist der afferente Schenkel des Pupillenreflexes unterbrochen. Es kommt also nicht nur zu einer Erblindung, sondern auch zur amaurotischen Pupillenstarre.amaurotische PupillenstarrePupillenstarreamaurotische Dies bedeutet, dass die direkte Lichtreaktion des betroffenen Auges erloschen ist. Bei Beleuchtung des gesunden Auges ist jedoch die indirekte, konsensuelle Lichtreaktion im betroffenen Auge auslösbar, da der efferente Reflexschenkel intakt ist.
Bei Läsion des efferenten Reflexschenkels, z. B. im Rahmen der Schädigung des N. oculomotorius [III], sind im betroffenen Auge sowohl direkte als auch indirekte Lichtreaktion erloschen. Man spricht von einer absoluten PupillenstarrePupillenstarreabsolutePupillenstarrereflektorische.
Bei Schädigung des Mesencephalons kann es durch beidseitige Unterbrechung der Verbindungen zwischen Area pretectalis und Nucleus nervi oculmotorii zu einem Verlust jeglicher Lichtreaktion auf beiden Augen kommen. Dies wird als reflektorische Pupillenstarre bezeichnet.
Akkommodationsreflex und Konvergenzreaktion
-
•
Der afferente Reflexschenkel jeder Seite entspricht der gesamten Sehbahn bis hin zum visuellen Cortex und enthält daher die Information beider Augen.
-
•
Neurone des visuellen Cortex projizieren im efferenten Reflexschenkel über das Brachium colliculi superioris in die Area pretectalis und werden wie beim Lichtreflex verschaltet (gekreuzt und ungekreuzt). Eine Erhöhung der Linsenbrechkraft wird dabei über eine Kontraktion des von allgemein viszeroefferenten Fasern des N. oculomotorius [III] innervierten M. ciliaris erreicht, eine Miosis über die Kontraktion des von denselben Fasern innervierten M. sphincter pupillae.
13.3.3
Steuerung der Okulomotorik
-
•
Colliculi superiores: Colliculus(-i)superioresHierbei handelt es sich um ein optisches Reflexzentrum im Mesencephalon, das dem Auge dabei hilft, bewegte Objekte zu entdecken und zu verfolgen. Es besitzt ein oberflächliches sensorisches Areal, das von Fasern aus Retina, visuellem Cortex und frontalem Augenfeld erreicht wird. Darüber hinaus besitzt es ein tiefes Areal, das verschiedenste afferente Impulse aus zahlreichen Hirnregionen (somatoafferent, auditiv, motorisch) erhält und daher als multimodales Integrationszentrum dient. Neurone des oberflächlichen Areals projizieren efferent zum Corpus geniculatum laterale und über den Pulvinar thalami zum sekundären visuellen Cortex. Neurone des tiefen Areals projizieren efferent zum Hirnstamm und ins Rückenmark.
-
•
Area pretectalis: Funktionell ist die Area pretectalisAreapretectalis wichtig für den Pupillenreflex, den Akkommodationsreflex und für Konvergenzbewegungen (Kap. 13.3.2). Diese Region des Mesencephalons liegt rostral der Colliculi superiores und erhält Afferenzen aus Retina, CGL und Colliculi superiores. Efferente Projektionen verlaufen entweder reziprok zu den Afferenzen oder erreichen andere supranukleäre Zentren sowie Augenmuskelkerne wie z. B. den Nucleus accessorius nervi oculomotorii.
-
•
Nucleus interstitialis Cajal: Nucleus(-i)interstitialis CajalDieses mesencephale Kerngebiet liegt lateral des rostralen Pols des Nucleus nervi oculomotorii und ist v. a. an der Auslösung vertikaler Blick- und Kopfbewegungen beteiligt. Afferent ist er mit der Area pretectalis, jedoch auch mit anderen supranukleären Zentren verbunden. Seine Efferenzen gelangen über die Commissura posterior hauptsächlich in den kontralateralen Nucleus nervi oculomotorii sowie in den Nucleus nervi trochlearis.
-
•
Nucleus interstitialis rostralis des Fasciculus longitudinalis medialis (RiMLF): Fasciculus(-i)longitudinalismedialis (FLM)Auch dieser Nucleus(-i)interstitialis CajalrostralisKern liegt im Mesencephalon und koordiniert vertikale Blickbewegungen v. a. nach unten. Er befindet sich rostral des Nucleus interstitialis cajal und dorsomedial des Nucleus ruber. Afferenzen erhält er von der PPRF (s. u.) und von den Colliculi superiores. Efferente Projektionen werden zu den ipsilateralen Nuclei oculomotorius et trochlearis entsendet.
-
•
Paramediane pontine Formatio reticularis (PPRF): paramediane pontine Formatio reticularis (PPFR)Formatio reticularisparamediane pontine (PPRF)Dieser Teil der Formatio reticularis gehört zu den Zellgruppen der medialen Zone im Pons, erhält kortikale Afferenzen von kontralateral und projiziert efferent auf den ipsilateralen Abduzenskern. Funktionell ist die PPRF daher für horizontale Augenbewegungen von Bedeutung.
-
•
Vestibulariskernkomplex Vestibulariskernkomplexund Fasciculus longitudinalis medialis (FLM): Fasciculus(-i)longitudinalismedialis (FLM)Durch die Verbindung dieser Strukturen wird der vestibulookuläre Reflex ermöglicht (Kap. 13.5). Entscheidend dafür sind efferente Projektionen der Vestibulariskerne zu den Augenmuskelkernen über den FLM.
-
•
Nucleus prepositus hypoglossi: Nucleus(-i)prepositus hypoglossiDieser Kern liegt in der Medulla oblongata rostral des Nucleus nervi hypoglossi und ist für die Planung und Durchführung von Augenbewegungen von großer Bedeutung. Darüber hinaus wird angenommen, dass er Bewegungssignale intergriert, um die Augenposition zu halten. Afferenzen erhält der Nucleus prepositus von den frontalen Blickzentren beider Seiten, aus dem ipsilateralen Nucleus interstitialis cajal, dem RiMLF und der Area pretectalis. Efferente Projektionen ziehen zu allen Augenmuskelkernen, ipsi- wie kontralateral.
Klinik
Klinisch unterscheidet man horizontale von vertikalen Blicklähmungen. Beide Arten sind in der Regel durch eine Schädigung der entsprechenden zentralen okulomotorischen Koordinations- und Integrationszentren bedingt.
Eine horizontale Blicklähmung Blicklähmunghorizontaleentsteht bei einer supranukleären oder nukleären Läsion der PPRF. Die supranukleäre Läsion kann kortikale Areale wie das frontale Augenfeld oder subkortikale Strukturen wie die Capsula interna betreffen. Da die zugehörigen absteigenden Bahnen auf dem Weg zum Pons kreuzen, wird durch eine supranukleäre Läsion die kontralaterale PPRF weniger und die ipsilaterale PPRF verstärkt aktiviert. Dadurch „blickt der Kranke seinen Herd an“. Bei einseitiger Schädigung der PPRF auf Höhe des Pons überwiegt hingegen die Aktivität der kontralateralen PPRF und „der Kranke blickt von seinem Herd weg“.
Eine vertikale Blickparese Blicklähmungvertikaleentsteht bei einer Läsion des Tegmentum mesencephali, und zwar entweder des Nucleus interstitialis cajalNucleus(-i)interstitialis CajalLäsion, der Commissura posteriorCommissura(-ae)posteriorLäsion oder des Nucleus interstitialis rostraliNucleus(-i)s des FLM (RiFLM). Bei einer Läsion der beiden ersteren Strukturen kommt es zu einer Blicklähmung nach oben auf der kontralateralen Seite, da die Fasern zu den entsprechenden Augenmuskelkernen kreuzen. Eine Läsion des RiFLM hingegen führt zu einer ipsilateralen Blicklähmung nach unten, denn die Fasern zu den entsprechenden Augenmuskelkernen kreuzen nicht.
Klinik
Ein entzündlicher Herd im Hirnstamm bei einer multiplen Sklerose kann je nach Ausmaß eine ein- oder beidseitige Schädigung des Fasciculus longitudinalis medialis zur Folge haben. Dies äußert sich als internukleäre Ophthalmoplegie (INO).
internukleäre Ophthalmoplegie (INO)Ophthalmoplegieinternukleäre (INO)Hierbei kann beim Blick zur kontralateralen Seite der Schädigung das Auge der geschädigten Seite nicht adduziert werden und es entstehen Doppelbilder. Klinisch wichtig ist, dass die Konvergenzreaktion erhalten bleibt und beim Geradeausblick keine Bulbusfehlstellung zu finden ist. Die periphere Innervation des M. rectus medialis durch den N. oculomotorius [III] ist nämlich völlig intakt, nur die Koordination der gleichzeitigen Kontraktion dieses Muskels bei Kontraktion des kontralateralen M. rectus lateralis fällt aus.
13.4
Auditives System
Kompetenzen
Nach Bearbeitung dieses auditives SystemLehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
-
•
das auditive Funktionssystem (direkte/indirekte Hörbahn)Hörbahn anhand der in der Abb. 13.17 dargestellten Neuronenkette zu beschreiben
-
•
mindestens 3 wichtige Funktionen der Hörbahn zu benennen (z. B. bewusstes Wahrnehmen akustischer Reize, Richtungshören, akustische Reflexverschaltung)
-
•
die Funktionen der sekundären HörrindeHörrindesekundäre für Sprachbildung und -verständnis anhand spezifischer Läsionen zu erklären
Klinischer Fall
Läsion des Corpus trapezoideum
Anamnese
Erstuntersuchung
Weitere Diagnostik
Krankheitsbild
13.4.1
Überblick
13.4.2
Peripherer Abschnitt
Klinik
In der HNO-ärztlichen Praxis werden verschiedene Arten von Schwerhörigkeit unterschieden. Bei einer Schallleitungsstörung Schallleitungsstörungist die Schallübertragung im äußeren Ohr oder im Mittelohr gestört. Dabei ist die Luftleitung des Schalls betroffen, während die Knochenleitung intakt bleibt. Die Luft- oder Knochenleitung überprüft man diagnostisch mit der von rinne und weber beschriebenenWeber-VersuchRinne-Versuch StimmgabeltestungStimmgabeltestung.
Liegt dagegen eine Schädigung des Innenohrs selbst vor, spricht man von einer Schallempfindungsstörung. SchallempfindungsstörungStreng genommen kann diese Schwerhörigkeit aber sensorisch (Innenohr im engeren Sinne) oder neuronal, also retrokochleär, bedingt sein. Zur Funktionsüberprüfung des Innenohrs und der zentralen Impulsverarbeitung kann man schon vor der Sprachentwicklung noch im Säuglingsalter eine „brainstem evoked response audiometry“ (BERA) brainstem evoked response audiometry (BERA)BERA (brainstem evoked response audiometry)durchführen. Dazu werden nach standardisierter akustischer Reizung des Innenohrs über Oberflächenelektroden auf der Kopfhaut akustisch evozierte Potenziale (AEP) akustisch evozierte Potenziale (AEP)abgeleitet und u. a. deren Latenz und Amplitude beurteilt.
13.4.3
Zentraler Abschnitt
Merke
Die HörbahnHörbahn ist durchgehend tonotop gegliedert:
-
•
Im reizaufnehmenden Organ, der Cochlea, wird der basisnahe Bereich von hohen Frequenzen, der spitzennahe Bereich von tiefen Frequenzen erregt.
-
•
Im primären Rindenareal, den Gyri temporales transversi (heschl), sind hohe Frequenzen eher lateral und tiefe Frequenzen eher medial repräsentiert.
-
•
zu den Colliculi inferiores
-
•
für akustische Reflexe auch zu den Mittelohrmuskeln, zum M. stapedius und zum M. tensor tympaniMusculus(-i)tensortympaniMusculus(-i)stapedius
-
•
das oben beschriebene olivokochleäre Bündel zurück zu den Haarzellen der Cochlea
Klinik
Ein Ausfall des wernicke-ZentrumsWernicke-Aphasie der dominanten Hemisphäre wird als sensorische Aphasie Aphasiesensorischebezeichnet und geht mit einer Schädigung des Sprachverständnisses einher, was eine nicht zu verstehende Sprache zur Folge hat. Die Sprachproduktion ist dabei flüssig und die Aussprache unauffällig. Wörter und Sätze sind aber häufig sinnlos verändert (Paraphasien) oder sogar erfunden (Neologismen), während die Satzmelodie und Betonung erhalten bleiben. Die Patienten können sich inhaltlich häufig kaum verständlich machen, sind sich ihrer Sprachstörung häufig nicht bewusst und hinterlassen daher beim Beobachter fälschlicherweise den Eindruck von allgemeiner Verwirrtheit.
Bei der motorischen Aphasie Aphasiemotorischedurch einen Ausfall des broca-Zentrums sBroca-Aphasieind die Sprachbildung und die Artikulation gestört bei erhaltenem Sprachverständnis.
Ein Ausfall des Gyrus angularis der dominanten Hemisphäre bedeutet für den Betroffenen, dass er optisch wahrgenommene Strukturen nicht mit Wörtern benennen kann. Das trifft auf gesehene Gegenstände zu, aber in abstrakter Form natürlich auch auf das gesehene Schriftwort, das nicht mehr korrekt gelesen werden kann. Letzteres beschreibt eine Störung des Lesens (Alexie) Alexieund in der Folge auch des Schreibens (Agrafie).Agrafie
13.5
Vestibuläres System
Kompetenzen
Nach Bearbeitung dieses vestibuläres SystemVestibularapparatLehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
-
•
mit eigenen Worten zu beschreiben, welche afferenten und efferenten Faserverbindungen die Nuclei vestibulares aufweisen
-
•
zu erklären, wie die zentrale Verschaltung des vestibulären Systems Funktionen der Gleichgewichtssteuerung und Blickstabilisierung erfüllt
Klinischer Fall
Periphere Läsion des Vestibularapparats
Erstuntersuchung
Weitere Diagnostik
Diagnose
Therapie und Verlauf
13.5.1
Überblick
13.5.2
Peripherer Abschnitt
13.5.3
Zentraler Abschnitt
Überblick
-
•
Tractus vestibulospinalis lateralis: TractusvestibulospinalislateralisEr wird auch dem extrapyramidalmotorischen System (EPMS) zugerechnet und nimmt seinen Ursprung bevorzugt im Nucleus vestibularis lateralis. Ungekreuzt und somatotop gegliedert reicht er bis ins Sakralmark und endet direkt oder indirekt an den α- oder γ-Motoneuronen im Vorderhorn. Seine Fasern dienen der Sicherung des Gleichgewichts, indem sie den Extensorentonus erhöhen und zeitgleich die antagonistischen Flexoren hemmen.
-
•
Tractus vestibulospinalis medialis: TractusvestibulospinalismedialisDiese Bahn beginnt im Nucleus vestibularis medialis, verläuft zunächst im Fasciculus longitudinalis medialis und erreicht schließlich sowohl ipsi- als auch kontralateral die motorischen Neurone im Zervikal- und Thorakalmark. Auch dieses Bahnsystem wird dem EPMS zugeordnet und ermöglicht es, auf Lageänderungen des Körpers mit ausgleichenden Kopfbewegungen zu reagieren.
Klinik
Bei einer Erkrankung des Vestibularapparats kann man neben Gleichgewichtsstörungen typischerweise auch Schwindel und Augenbewegungen (Nystagmus) Nystagmusbeobachten. Nystagmus bezeichnet unkontrollierbare, meist horizontale Augenbewegungen, die durch eine langsame Folgebewegung und eine schnelle Rückstellbewegung charakterisiert sind – etwa vergleichbar mit den Augenbewegungen beim Blick aus dem fahrenden Zug. Dieser vestibuläre Nystagmus kann zur Überprüfung des Vestibularorgans auch rotatorisch oder kalorisch (Spülen des äußeren Gehörgangs mit warmem Wasser) ausgelöst werden.
Vestibulookulärer Reflex
13.6
Olfaktorisches System
Kompetenzen
Nach Bearbeitung diesesolfaktorisches System Lehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
-
•
die anatomischen Strukturen der Riechbahn samt ihrer neuronalen Verschaltung in der richtigen Reihenfolge zu beschreiben
-
•
Areale der zentralen Verarbeitung von Geruchssinneseindrücken zu benennen
-
•
klinische Folgen einer Riechbahnschädigung zu beschreiben
Klinischer Fall
Posttraumatische Hyposmie
Vorgeschichte
Diagnostik
Verlauf
Merke
Die Neuronenkette der Riechbahn besteht aus 2 Zellen. Das 1. Neuron befindet sich in der Riechschleimhaut der Nasenhöhle, das 2. Neuron im Bulbus olfactoriusBulbusolfactorius.
13.6.1
Regio olfactoria
13.6.2
Verlauf der Riechbahn
Fila olfactoria
Bulbus olfactorius
Tractus olfactorius
-
•
Die Stria olfactoria lateralis Stria(-ae)olfactorialateralisverläuft lateral der Substantia perforata anterior und Substantiaperforataanteriorerreicht den olfaktorischen Cortex.
-
•
Die Stria olfactoria medialisStria(-ae)olfactoriamedialis hingegen endet im Tuberculum olfactorium und in der Septumregion.
13.6.3
Olfaktorischer Cortex
Merke
Zentrale Strukturen der Riechbahn wie Bulbus und Tractus olfactorius sowie Tuberculum olfactorium, Septum, Area entorhinalis und Cortex piriformis werden dem PaleocortexPaleocortex zugeordnet, dem phylogenetisch ältesten Teil des Großhirns. Sekundär olfaktorische Cortexareale gehören hingegen zum Neo- (posteriorer orbitofrontaler Cortex) bzw. Archicortex (Hippocampus).
13.7
Gustatorisches System
Kompetenzen
Nach Bearbeitung dieses gustatorisches SystemLehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
-
•
das gustatorische Funktionssystem mit der in Abb. 13.21 dargestellten Neuronenkette im freien Vortrag zu beschreiben
Klinischer Fall
Geschmacksstörung bei vertebrobasilärer Embolie
Vorgeschichte
Diagnostik
Diagnose
13.7.1
Peripherer Abschnitt
-
•
Geschmacksknospen der vorderen zwei Drittel der Zunge leiten Nervenimpulse über den N. facialis, Pars intermedius [VII] (Kap. 9.3.7, Kap. 12.5.10).
-
•
Geschmacksknospen des hinteren Zungendrittels leiten Nervenimpulse über den N. glossopharyngeus [IX] (Kap. 9.3.9, Kap. 12.5.12).
-
•
Geschmacksknospen der Epiglottis leiten Nervenimpulse über den N. vagus [X] (Kap. 9.3.10, Kap. 12.5.13).
13.7.2
Zentraler Abschnitt
Klinik
Die Geschmackswahrnehmung ist altersabhängig, weil die Erregungsschwelle zur Entstehung eines Aktionspotenzials an den Geschmacksrezeptoren in höherem Alter ansteigt. Der vollständige Verlust des Geschmackssinns wird als Ageusie AgeusieHypogeusiebezeichnet, die Verminderung der Geschmacksempfindung als Hypogeusie. Gustatorisches und olfaktorisches System wirken funktionell eng zusammen, was auch durch ein gemeinsames sekundäres Rindenfeld im orbitofrontalen Cortex repräsentiert wird.
13.8
Nozizeptives System
Kompetenzen
Nach der Bearbeitung dieses nozizeptives SystemLehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
-
•
den Begriff „Schmerz“ zu definieren
-
•
verschiedene Formen des Schmerzes zu benennen und deren anatomische Leitungswege zu beschreiben
-
•
mit eigenen Worten unter Verwendung der Fachtermini zu erklären, warum Schmerzen häufig mit vegetativen und emotionalen Reaktionen einhergehen
-
•
zu erklären, an welchen Stellen im ZNS bzw. durch welche Schaltkreise eine Modulation des Schmerzempfindens endogen bzw. durch die Gabe von Opiaten möglich ist
Klinischer Fall
CIPA-Syndrom
Anamnese
Erstuntersuchung
Diagnose
Krankheitsbild
13.8.1
Überblick
-
•
peripher ausgelöste Schmerzen
-
–
oberflächlicher somatischer Schmerz, somatische Schmerzenoberflächliche/tiefeSchmerzensomatischeder durch Nozizeption in Haut und Muskeln verursacht wird
-
–
tiefer somatischer Schmerz, der Impulse aus Gelenken und Sehnen leitet
-
–
viszeraler Schmerz, viszerale Schmerzender durch chemische Reize, durch Dehnung viszeraler Hohlorgane oder durch Spasmen der glatten Eingeweidemuskulatur ausgelöst wird
-
-
•
zentral vermittelte Schmerzen wie der thalamische Schmerz,Thalamusschmerz der psychosomatische Schmerz psychosomatische SchmerzenSchmerzenpsychosomatischeoder auf spinaler Ebene derSchmerzenübertragene übertragene Schmerz
13.8.2
Schmerzleitung
Archispinothalamischer Trakt
Paleospinothalamischer Trakt
Neospinothalamischer Trakt
Leitung des viszeralen Schmerzes
Klinik
Diese Projektionen in der Hinterstrangsäule werden als Hauptweg zur Vermittlung des viszeralen Schmerzes angesehen. Ihre Durchtrennung („midline myelotomy“) midline myelotomykann daher neben anderen neurochirurgischen Verfahren zur Therapie therapierefraktärer Schmerzen eingesetzt werden, z. B. bei einer Tumorerkrankung im Abdominal- und Beckenraum.
13.8.3
Schmerzverarbeitung
Klinik
Peripher führen Prostaglandine zu einer erhöhten Schmerzsensibilität, indem sie an G-Protein-gekoppelte Rezeptoren binden und die intrazellulären cAMP-Spiegel in den Nozizeptoren erhöhen. Über einen weiteren Angriffspunkt an Natriumkanälen senken sie gleichzeitig die Depolarisationsschwelle der NozizeptorenNozizeptoren. Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) wieNSAID (nichtsteroidale Antiphlogistika)Antiphlogistika, nichtsteroidale (NSAID) ASS oder Ibuprofen hemmen die Zyklooxygenase – das entscheidende Enzym in der Biosynthese der Prostaglandine – und entwickeln darüber ihre peripher wirkende analgetische (und antientzündliche) Potenz.
Zur zentralen analgetischen Therapie werden hochwirksame Opioide Opioideeingesetzt (Derivate des Opiums, das aus dem getrockneten Milchsaft der Schlafmohnkapseln gewonnen wird). Sie wirken vor allem zentral durch Bindung an 3 unterschiedliche Klassen von Opiatrezeptoren (μ-Rezeptor, δ-Rezeptor und κ-Rezeptor). Eine besonders hohe Dichte dieser Rezeptoren findet man u. a. im Rückenmark (Lamina I), in der Substantia grisea centralis, im Hypothalamus, in den Nuclei raphes et caudatus und im Hippocampus. Allerdings nehmen Opioide auch Einfluss auf andere wichtige zentrale Funktionen wie Atemantrieb, Herz-Kreislauf-Funktionen, Appetit, Darmperistaltik und Stimmung und entwickeln ein hohes Suchtpotenzial.
Spinale Modulation der eingehenden Schmerzimpulse
Klinik
Die „gate theory“ bildet die physiologische Grundlage der zur Schmerzbehandlung eingesetzten transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation)oder der Akupunktur. Da die Lamina I reich an Opioidrezeptoren ist, hat die lokale oder systemische Applikation von Opiaten Opiatehier ebenfalls einen analgetischen Effekt.
Zentrale Modulation durch absteigende Bahnen
Zentrale Modulation durch übergeordnete Zentren
13.9
Vegetatives Nervensystem
Kompetenzen
Nach Bearbeitung dieses Lehrbuchkapitels Nervensystemautonomes (vegetatives)vegetatives Nervensystemsollten Sie in der Lage sein:
-
•
das Nervensystem in verschiedene Teile zu untergliedern (somatisch, vegetativ; zentral, peripher)
-
•
die Verschaltung der Viszeromotorik schematisch aufzuzeichnen
-
•
die Neurotransmitter von Sympathikus und Parasympathikus zu benennen
-
•
den Aufbau des Sympathikus (thorakolumbales System) zu beschreiben und dabei Verschaltungen in paravertebralen und prävertebralen Ganglien zu unterscheiden
-
•
ein Schaltschema sympathischer Fasern vom Rückenmark über den Spinalnerv bis zum Zielorgan aufzuzeichnen
-
•
sympathische Ganglien am Präparat zu identifizieren
-
•
den Aufbau des Parasympathikus (kraniosakrales System) zu beschreiben
-
•
den Verlauf parasympathischer Fasern im Kopfbereich, die kranialen Ganglien, in denen sie verschaltet werden, und ihre Zielorgane zu nennen und am Präparat zu identifizieren
-
•
die Eigenständigkeit des enteralen Nervensystems zu erläutern
-
•
die Viszerosensorik und ihre Bedeutung für vegetative Reflexbögen und vegetative Regelsysteme zu erklären
-
•
zentrale Anteile des vegetativen Nervensystems zu benennen und die Lage von wichtigen „Zentren“ (z. B. Atemzentrum, Herz-Kreislauf-Zentrum) am Präparat grob zu lokalisieren
-
•
den Hypothalamus am Gehirn zu identifizieren und seine Rolle als oberstes Steuerungszentrum des vegetativen Nervensystems einzuordnen
13.9.1
Überblick
Homöostase
Regelsysteme des Körpers
Anatomie
Merke
Das vegetative Nervensystem erreicht mit seinen viszeromotorischen Axonen eine Vielzahl von Körperzellen (glatte Muskelzellen, Drüsenzellen, Fettzellen, Immunzellen u. v. m.). Die Skelettmuskulatur wird hingegen von somatomotorischen Axonen innerviert.
Vegetative Reflexbögen
Zentrale Steuerung
-
•
Vegetative Steuerungszentren im Hirnstamm:Hirnstammvegetative Steuerungszentrenvegetatives NervensystemSteuerungHirnstamm Hierzu zählen z. B. das Herz-Kreislauf-Zentrum und das Atemzentrum in der Medulla oblongata. Neurone in diesen Regionen erhalten viszeroafferente Informationen aus der Peripherie und steuern auf komplexe Art und Weise das Herz-Kreislauf-System und die Atmung.
-
•
Vegetative Steuerungszentren im End- und Zwischenhirn:Endhirnvegetative Steuerungszentrenvegetatives NervensystemSteuerungEndhirnvegetatives NervensystemSteuerungZwischenhirnZwischenhirnvegetative Steuerungszentren Hierzu zählen z. B. Hypothalamus und Amygdala, die Informationen aus dem Körperinneren verarbeiten und Verhaltensänderungen auslösen können, z. B. Trinken oder Nahrungsaufnahme. Darüber hinaus haben diese Hirnareale Schnittstellen zu anderen Regelsystemen wie dem endokrinen System. Über eine Kette vegetativer Nervenzellen in verschiedenen Kerngebieten des Hirnstamms (Abb. 13.29) können die höheren vegetativen Steuerungszentren schließlich auf die Funktion der viszeroefferenten Neurone im Hirnstamm und Rückenmark einwirken.
13.9.2
Viszeromotorik
Überblick
-
•
Sympathisches Nervensystem: sympathisches NervensystemNervensystemsympathischesEs wird aktiviert, um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen (z. B. bei körperlicher Anstrengung oder in Notfallsituationen; „fight/flight“). Man spricht daher von einem ergotropen (Energie freisetzenden) System. Es steuert u. a. die TemperaturregulationTemperaturregulation (Schweißdrüsen der Haut), den Gefäßtonus und die Erweiterung der Pupille, es stimuliert die Herzaktivität, erweitert die Bronchien und steigert die Aktivität zahlreicher Schließmuskeln (Sphinktere) innerer Organe (Abb. 13.26). Der Sympathikus erreicht alle Körperregionen inkl. der Rumpfwand und der Extremitäten (z. B. zur Gefäß- und Hautinnervation). Bei einer Sympathikusaktivierung kann das Gesamtsystem verstellt bzw. auf einen „Fight-/Flight“-Zustand vorbereitet werden. Der Körper wird vorübergehend in einen besonders leistungsfähigen „Alarmzustand“ versetzt. Gleichzeitig und „gleichsinnig“ steigen Herzaktivität, Blutdruck und Schweißproduktion, die Pupille weitet und die Bronchien erweitern sich. Der Körper kann also schnellstmöglich auf äußere Gefahren reagieren.
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Parasympathisches Nervensystem: parasympathisches NervensystemNervensystemparasympathischesEs wird aktiviert, Parasympathikusum die Energiespeicher des Körpers wieder aufzufüllen (z. B. in einer Ruhephase). Man spricht daher von einem trophotropen (auf die Ernährung gerichteten; Energie aufbauenden) System. Es steuert die Kopfdrüsen, im Auge die Pupillenverengung und die Linsenakkommodation, stimuliert die Darmdrüsenaktivität, verlangsamt das Herz, verengt die Bronchien und reguliert Miktion und Genitalienerektion. Im Unterschied zum Sympathikus versorgt der Parasympathikus weder die Extremitäten noch die Rumpfwand (Abb. 13.26). Vielmehr vermittelt er organspezifische Reflexe und verstellt nicht das „Gesamtsystem“.
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Enterales Nervensystem: enterales NervensystemNervensystementeralesEs steuert die Motilität (Peristaltik) und Verdauungstätigkeit (z. B. Drüsenfunktion) des Darms. Es funktioniert überwiegend autonom (intramurale vegetative Plexus, Plexus submucosus et myentericus), wird aber von Sympathikus und Parasympathikus beeinflusst. Der Parasympathikus übt eine fördernde Wirkung auf die Darmmotilität und die Darmdrüsensekretion aus, während der Sympathikus den Tonus der Schließmuskeln (z. B. Pylorus) erhöht.
Klinik
Negativer Stress (Disstress) und vegetatives Nervensystem
Merke
Sympathikus und Parasympathikus SympathikusParasympathikusbilden die viszeromotorischen Schenkel des vegetativen Nervensystems. Sie wirken in vielen Situationen wie gegensätzliche „Zügel“ zur Einstellung der Körperaktivität in Richtung „fight/flight“ oder „Ruhe/Verdauung“. Die beiden Systeme lassen sich auf Rückenmarkebene und im peripheren Nervensystem gut unterscheiden. Sie sind jedoch nur ein Teil des gesamten vegetativen Systems, zu dem noch das enterale Nervensystem, der viszeroafferente Schenkel sowie höhere vegetative Zentren gehören.
Verschaltungsprinzipien und Neurotransmitter
Allgemeines Prinzip
Merke
In vegetativen GanglienGanglienvegetative werden präganglionäre Axone auf postganglionäre Neurone umgeschaltet (multipolare Ganglienzellen). In sensorischen Ganglien (kraniospinale Ganglien) findet hingegen keine Umschaltung statt (pseudounipolare Ganglienzellen).
Sympathikus und Parasympathikus
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•
Beim Sympathikus findet sich das 1. Neuron im Seitenhorn des Rückenmarks auf Höhe der Segmente C8–L3, weshalb man den Sympathikus auch als „thorakolumbales System“thorakolumbales SystemSympathikusSympathikusthorakolumbales System bezeichnet (Abb. 13.25, Abb. 13.26, Abb. 13.27).
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•
Beim Parasympathikus befindet sich das 1. Neuron im Hirnstamm sowie im sakralen Bereich des Rückenmarks in den Segmenten S2–5, weshalb man den Parasympathikus auch „kraniosakrales System“ nennt (Abb. 13.26, Abb. 13.28).
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•
Beim Sympathikus liegen sie organfernGrenzstrang (Grenzstrang oder prävertebrale Ganglien).Ganglienprävertebrale
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•
Beim Parasympathikus liegen sie in einzelnen Ganglien (Kopf) oder in der Nähe eines Zielorgans (restlicher Körper), in vielen Fällen liegen sie sogar innerhalb des Organs. Man spricht daher auch von „intramuralen“ GanglienGanglienintramurale („innerhalb der Mauern“ eines Organs; Abb. 13.24).
Enterales Nervensystem
Neurotransmitter
Merke
Die Schweißdrüsen der Haut werden vom Sympathikus innerviert. Der Neurotransmitter dieser postganglionären sympathischen Axone ist Azetylcholin (Ausnahme!).
Rezeptoren
Nebennierenmark
Sympathikus
Präganglionäres Neuron
Postganglionäres Neuron
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in Grenzstrangganglien
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in prävertebralen Ganglien außerhalb des Grenzstrangs
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•
in Beckenganglien (Sonderfall)
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Eine Gruppe von Axonen aus Grenzstrangganglien zieht über Ramus(-i)communicansgriseus (N. spinalis)Rr. communicantes grisei zu allen Spinalnerven und über diese zur Körperwand und den Extremitäten.
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Eine zweite Gruppe von Axonen aus Grenzstrangganglien zieht über Gefäßplexus zu Zielorganen im Kopfbereich und über vegetative Nerven (z. B. Nn. cardiaci) zu den Brusteingeweiden.
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Axone aus prävertebralen Ganglien ziehen zu den Bauch- und Beckeneingeweiden.
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•
Axone aus Beckenganglien ziehen zu den Geschlechtsorganen.
Anatomische Lage der Ganglien
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•
Brust und Lendenbereich (C8–L3): Hier liegt vor jedem Rippenköpfchen ein Ganglion. Die Ganglien erhalten über Rr. communicantes albi präganglionäre Fasern aus dem Rückenmark (Abb. 13.25).
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•
Halsgrenzstrang:Halsgrenzstrang Oberhalb von C8 erhält der Grenzstrang keine direkten Zugänge von den Spinalnerven (d. h. keine Rr. communicantes albi). Er setzt sich dennoch über Rr. interganglionares in jeweils 3 Halsganglien fort (Abb. 13.26, Abb. 13.27). Diese zervikalen Ganglien erhalten ihre präganglionären Fasern aus C8 und den oberen Brustsegmenten, die auf dieser Höhe in den Grenzstrang eintreten und über die Rr. interganglionares bis in den Halsbereich aufsteigen.
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•
Beckengrenzstrang: BeckengrenzstrangUnterhalb von L3 erhalten die Grenzstränge ebenfalls keine direkten Zugänge mehr von den Spinalnerven (d. h. keine Rr. communicantes albi). Die Grenzstränge setzen sich mit einigen lumbalen und sakralen Ganglien bis in das Becken fort und vereinigen sich schließlich an ihrem kaudalen Ende im Ganglion impar (Abb. 13.26, Abb. 13.27). Ganglion(-ia)imparDie Beckengrenzstränge erhalten ihre präganglionären Fasern aus Neuronen des oberen Lendenmarks, die auf Höhe ihrer jeweiligen Spinalnerven in den Grenzstrang ziehen und von dort aus über Rr. interganglionares ins Becken absteigen.
Merke
Häufig verschmilzt das Ganglion cervicale inferius mit dem Ganglion thoracicum I und wird dann als Ganglion cervicothoracicum (Ganglion stellatum) Ganglion(-ia)stellatum [cervicothoracicum]Ganglion(-ia)cervicothoracicum [stellatum]bezeichnet. Es liegt vor dem ersten Rippenköpfchen.
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Ganglia coeliacaGanglion(-ia)coeliacum
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•
Ganglion mesentericum superiusGanglion(-ia)mesentericumsuperiusGanglion(-ia)mesentericuminferius
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•
Ganglia aorticorenaliaGanglion(-ia)aorticorenalia
-
•
Ganglion mesentericum inferius
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•
Nn. splanchnici thoracici (Brustraum)Nervus(-i)splanchnicithoracici
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•
Nn. splanchnici major et minor Nervus(-i)splanchnicusmajorNervus(-i)splanchnicusminor(Bauchraum und oberes Retroperitoneum)
-
•
Nn. splanchnici lumbales (unteres Retroperitoneum und Becken)Nervus(-i)splanchnicilumbales
Arterien – Leitschienen des Sympathikus
Parasympathikus
-
•
kranialer Parasympathikus – Hirnnerven III, VII, IX: Versorgung der Kopfdrüsen
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•
kranialer Parasympathikus – Hirnnerv X: Versorgung von Hals-, Brust- und Baucheingeweiden (bis cannon-böhm-Punkt)Cannon-Böhm-Punkt
-
•
sakraler Parasympathikus: Versorgung der Bauch- (ab cannon-böhm-Punkt) und der Beckeneingeweide
Kranialer Parasympathikus – Hirnnerven III, VII, IX
Kranialer Parasympathikus – N. vagus [X]
-
•
Die Neurone, die dem Nucleus dorsalis nervi vagi Nucleus(-i)dorsalisnervi vagientstammen, erreichen die Baucheingeweide (Tab. 13.8).
-
•
Die Neurone, die einem anatomisch abgrenzbaren Teil des Nucleus ambiguus Nucleus(-i)ambiguus(auch „externe Formation“ oder „ventrale Säule“ genannt) entstammen, erreichen die Organe in Hals und Brust und steuern die Dämpfung der Herzaktivität sowie die Verengung der Bronchien.
Sakraler Parasympathikus
Terminale Endstrecke
Vegetative Organplexus
Vegetative Synapsen
Neurotransmitter, Neuromodulatoren, Rezeptoren
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•
Neurotransmitter (z. B. Azetylcholin vs. Noradrenalin) AzetylcholinNoradrenalin
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•
Zusammensetzung der Neurotransmitter-Rezeptoren (z. B. muskarinische und nikotinische Azetylcholin-RezeptorenAzetylcholin-Rezeptorennikotinische, α- und β-Adrenozeptoren)α-AdrenozeptorenAzetylcholin-Rezeptorenmuskarinischeβ-Adrenozeptoren
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•
Neuromodulatoren
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•
Sympathikus: Neuropeptid Y (NPY), ATP
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•
Parasympathikus: vasoaktives intestinales Peptid (VIP), Substanz P
Enterales Nervensystem
-
•
Plexus myentericus (auerbach) inPlexusmyentericus (Auerbach)Auerbach-Plexus (Plexus myentericus) der Tunica muscularis zur Steuerung der Tunica muscularis und der Darmmotorik
-
•
Plexus submucosus (meissner)Plexussubmucosus (Meissner)Meissner-Plexus (Plexus submucosus) in der Tela submucosa zur Steuerung der Schleimhautfunktionen (Lamina muscularis mucosae; Drüsensekretion; Durchblutung der Schleimhaut)
Lokale Steuerung der Darmperistaltik
Reflexbögen über sympathische Ganglien
Merke
Viszeroafferente Ganglienzellen finden sich in Spinalganglien, Hirnnervenganglien und Darmwand.
Zentrale Einflüsse von Sympathikus und Parasympathikus
13.9.3
Viszerosensorik
Überblick
Merke
Anders als der viszeromotorische Teil des vegetativen Nervensystems lässt sich der viszerosensorische Teil nicht in Sympathikus und Parasympathikus unterteilen.
Viszerosensorische Nervenzellen
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•
in spinalen Ganglien
-
•
in kranialen Ganglien (besonders IX, X)
-
•
teilweise intramural in den Organen (besonders Darm, Herz)
Viszerosensorische Neurone in Spinalganglien
Viszerosensorische Neurone in kranialen Ganglien
-
•
N. glossopharyngeus [IX]: Er führt Nervus(-i)glossopharyngeus [IX]AfferenzenAfferenzen aus dem Sinus caroticus und dem Glomus caroticus sowie weiteren Glomera im Kopfbereich. Im Sinus caroticus befinden sich BarorezeptorenBarorezeptoren, die für die Blutdruckkontrolle von Bedeutung sind (Barorezeptorreflex).Barorezeptorreflex Im Glomus caroticus befinden sich Chemorezeptoren, die den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut messen.
-
•
N. vagus [X]: Nervus(-i)vagus [X]AfferenzenNeben Afferenzen aus kleineren Glomera im Hals- und Brustbereich (Chemorezeptoren)Chemorezeptoren enthält der N. vagus die meisten viszerosensorischen Afferenzen der inneren Organe. So führt er Informationen aus den Brusteingeweiden (Herz, Lunge) und dem Magen-Darm-Trakt zum Gehirn.
Merke
Für die zentrale Organregulation ist der N. vagus [X] der wichtigste viszeroafferente Nerv des Körpers.
Viszerosensorische Ganglien in den Organen
13.9.4
Vegetative Reflexbögen und Regelkreise
-
•
Organebene (lokale Reaktionen peripherer Fasern und lokale Reflexe innerhalb des Organs)
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•
Reflexe auf der Ebene der vegetativen Ganglien
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•
Reflexe auf Rückenmarkebene
-
•
Regelkreise unter Einbeziehung höherer Zentren
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•
viszeroafferente Axone, die unmittelbar nach einem Reiz Botenstoffe abgeben können und damit die einfachste und unmittelbarste Reizantwort sind
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•
viszeroafferente Neurone (besonders im enteralen Nervensystem), die mit nahe gelegenen viszeromotorischen Neuronen verschaltet sind und die Peristaltik regeln
Klinik
Die weitgehend auf Rückenmarkebene ablaufende Steuerung der Entleerung der Harnblase ist bei Querschnittslähmungen oberhalb des Lumbosakralmarks teilweise erhalten. Zwar ist eine willkürlich kontrollierte Blasenentleerung dann nicht mehr möglich, doch eine reflektorische Entleerung der Blase durch äußere Reize (z. B. durch Beklopfen der Bauchwand) kann trainiert werden. Man spricht dann von einer „Reflexblase“.Reflexblase
Klinik
Bei einer „Ohnmacht“ (vasovagale Synkope) vasovagale SynkopeSynkope, vasovagalekommt es zu einer plötzlichen Absenkung der Herzfrequenz und damit des Herzzeitvolumens. Gleichzeitig wird der Gefäßtonus reduziert und der Blutdruck sinkt weiter ab. Das Gehirn wird nicht mehr ausreichend durchblutet und der Patient verliert das Bewusstsein. Dieses Phänomen, das von verschiedenen physischen und psychischen Faktoren ausgelöst werden kann (z. B. zu wenig getrunken, Magen-Darm-Infekt, Schmerzen, Stress), wird über den N. vagus vermittelt. Afferenzen des N. vagus erreichen den Hirnstamm. Von dort erreichen sie die viszeromotorischen Vaguskerne und die Depressorbereiche des Herz-Kreislauf-Zentrums (Kap. 13.9.5). Dadurch kommt es zum einen – vagal vermittelt – zur Bradykardie und zum anderen – durch eine Senkung des Sympathikotonus vermittelt – zur Vasodilatation. Beides zusammen führt schließlich zur Synkope.
13.9.5
Zentrale Regulation des vegetativen Nervensystems
-
•
Rückenmark: Rückenmarkund vegetatives Nervensystem, Kontrolle/SteuerungHier befinden sich die Neurone von Sympathikus und Parasympathikus im thorakolumbalen bzw. im sakralen Seitenhorn.
-
•
Unterer Hirnstamm Hirnstammvegetatives Nervensystem, Kontrolle(Kerne und Gebiete in Medulla oblongata und Pons): Hier befinden sich die höheren Steuerungszentren für die reflektorische Steuerung des Herz-Kreislauf-Systems, der Atmung, der Magen-Darm-Funktion und der Blasensteuerung.
-
•
Oberer Hirnstamm (besonders Mesencephalon): Hier werden Schmerzwahrnehmung und vegetative Steuerung koordiniert.
-
•
Vorderhirn Vorderhirnvegetatives Nervensystem, Kontrolle/Steuerung(Kerngebiete und Areale in Diencephalon und Telencephalon): Über diese Kerne werden vegetative Steuerung und endokrines System koordiniert. Vegetative Bedürfnisse führen zu Verhaltensänderungen (Hypothalamus). Umgekehrt finden psychische und emotionale Vorgänge über das limbische System Anschluss an das zentrale vegetative Nervensystem (Kap. 13.10).
Rückenmarkebene und Hirnstamm
Nucleus tractus solitarii
-
•
kranialer Abschnitt (gustatorische Afferenzen)
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•
intermediärer Abschnitt (Afferenzen aus dem Magen-Darm-Trakt)
-
•
kaudaler Abschnitt (Afferenzen aus den Gefäßen und von Herz, Lunge und Chemorezeptoren)
Brechzentrum
Atemzentrum
Herz-Kreislauf-Zentrum
-
•
zum Hypothalamus,
-
•
in das Mesencephalon (Substantia grisea centralis),
-
•
zum dorsolateralen Pons (Locus caeruleus, Nucleus parabrachialis) und
-
•
zur ventralen Medulla oblongata
Pontines Miktionszentrum
-
•
Auf spinaler Ebene nimmt die Sphinkterkontraktion reflektorisch zu, wenn die Blase sich füllt (Kontinenzreflex).
-
•
Überschreitet die Blasenfüllung ein bestimmtes Volumen, werden die Zellen des pontinen Miktionszentrums über aufsteigende spinale Bahnen aktiviert und der „spinobulbospinale Miktionsreflex“ spinobulbospinaler MiktionsreflexMiktionsreflexspinobulbospinalerausgelöst, indem 3 Gruppen von spinalen Zellen beeinflusst werden:
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–
Präganglionäre sympathische Zellen im Lumbalmark werden gehemmt, wodurch der Tonus des M. sphincter urethrae internus sinkt.
-
–
Präganglionäre parasympathische Zellen im Sakralmark werden aktiviert, wodurch es zur Kontraktion des M. detrusor vesicae kommt.
-
–
Nervenzellen, die den quergestreiften (willkürlichen) M. sphincter urethrae externus innervieren, werden gehemmt und dadurch der Urinfluss freigegeben. Diese Nervenzellen liegen im Sakralmark und werden als onuf-Nucleus bezeichnet. Sie ziehen mit ihren Axonen in den N. pudendus.
-
Nucleus parabrachialis
Mittelhirn – Substantia grisea centralis
Klinik
Nach Stimulation der Substantia grisea centralis Substantiagriseacentraliskommt es auf der Ebene des Rückenmarks zu einer starken Analgesie. AnalgesieVerantwortlich dafür ist eine Neuronenkette, die im periaquäduktalen Grau beginnt, über die serotonergen Raphekerne des Hirnstamms verläuft und in der Substantia gelatinosa des Rückenmarks endet. Dort werden afferente Schmerzfasern über präsynaptische Rezeptoren gehemmt, wodurch die Schmerzweiterleitung auf das 2. sensorische Neuron unterbunden wird. Dieses Phänomen, bei dem nicht schmerzhafte Afferenzen die „Türen“ für schmerzhafte Afferenzen schließen, wird auch „gate control theory of pain“ genannt.gate control theorySchmerzenSchmerzengate control theory
Bei der zentralen Analgesie mit Opiaten werden die Neurone des periaquäduktalen Graus (aber auch andere Neurone), die zahlreiche Opioidrezeptoren enthalten, aktiviert. Dadurch lässt sich medikamentös das körpereigene „Anti-Schmerz-System“ stimulieren und eine Analgesie erzielen.
Vorderhirn
Hypothalamus
-
•
TemperaturregulationTemperaturregulation
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•
Regulation des FlüssigkeitshaushaltsFlüssigkeitshaushalt, Regulation
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•
Regulation der Nahrungsaufnahme und des Stoffwechsels
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•
Schlaf- und zirkadiane Rhythmikzirkadiane RhythmikSchlafrhythmik
-
•
Beeinflussung von Sexual- und sozialem Bindungsverhalten
Merke
Der HypothalamusHomöostaseHypothalamus ist die wichtigste zentrale Koordinationszentrale der KörperhomöostaseKörperhomöostaseHypothalamusHypothalamusHomöostase.
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•
magnozelluläre Anteile – Projektion zur Neurohypophyse: Oxytozin- und ADH-Sekretion
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•
parvozelluläre Anteile – Releasing-Hormone für die Adenohypophyse: CRH, Dopamin
-
•
parvozelluläre Anteile – Projektion zu vegetativen Zentren und präganglionären vegetativen Neuronen im Hirnstamm und Rückenmark
-
•
Verbindungen zum limbischen System (z. B. über die Corpora mamillaria)
-
•
Verbindungen zu kortikalen Regionen (Anbindung an das Bewusstsein, Wahrnehmung von „Bedürfnissen“, z. B. Durst, Hunger, Sättigung)
-
•
Verbindungen zu den vegetativen Hirnstamm- und Rückenmarkbereichen
Amygdala
Kortikale Areale
Verbindungen der zentralen vegetativen Hirnregionen und Kerngebiete
Viszeroefferente Bahnen
Viszeroafferente Bahnen
Merke
Die kortikale Steuerung des vegetativen Nervensystemskortikale Arealevegetatives Nervensystem, Steuerung ist – anders als die kortikale Steuerung im somatischen Nervensystem – ein modulierender Faktor, da die überlebensnotwendigen Grundfunktionen des vegetativen Nervensystems bereits auf den unteren Reflexebenen gesichert werden. Treten äußere Stressoren auf („Gefahr“), können kortikale Informationen über den Hypothalamus und vegetative Areale im Hirnstamm auf die ViszeromotorikViszeromotorik einwirken und die Funktion der Organe verändern. Diese Einflussnahme der neokortikalen Gebiete wird nicht bewusst gesteuert, sondern geschieht durch die Aktivierung von phylogenetisch alten Neuronenschaltungen. Der Effekt dieser Einflussnahme wird vom Körper schließlich über afferente Informationen zurückgemeldet und erreicht dadurch die Wahrnehmung („Ich verspüre Herzklopfen, wenn ich Angst habe“).
13.9.6
Zusammenfassung und Ausblick
13.10
Limbisches System
Kompetenzen
Nach Bearbeitung dieses Lehrbuchkapitels sollten Sie in der Lage sein:
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•
diejenigen Hirngebiete, die üblicherweise als „limbisches System“limbisches System zusammengefasst werden, an einem Präparat aufzusuchen und ihre wichtigsten Verbindungen (z. B. papez-Kreis)Papez-Kreis zu benennen
-
•
den Begriff „limbisches System“ kritisch zu diskutieren
-
•
die wichtigsten Funktionen des limbischen Systems (Gedächtnis, Emotionen, Belohnungslernen, vegetative Regulation) zu erläutern
13.10.1
Überblick
Funktionen
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•
Gedächtnisfunktion: Es enthält wichtige Kerngebiete (v. a. Hippocampusformation) für deklaratives Lernen (Weltwissen, biografisches und episodisches Gedächtnis).
-
•
Emotionale Reaktionen:emotionale Reaktionenlimbisches System Kerne im limbischen System (v. a. Amygdala) „werten“ Sinneseindrücke und Erinnerungen und verbinden sie mit Gefühlen; dies ist eine wichtige biologische Grundlage für Angst- und Panikstörungen.
-
•
Belohnungslernen: Belohnungslernenlimbisches SystemDas limbische System gehört zum motivationalen Netzwerk des Gehirns und ist dadurch beteiligt an psychiatrischen Krankheiten mit Störungen des emotionalen Erlebens und Antriebs („affektive Störungen“, dazu zählen z. B. Depressionen) oder Störungen des Belohnungssystems („Suchterkrankungen“).
-
•
Vegetative Regulation: limbisches Systemvegetative Reaktionenvegetative Reaktionenlimbisches SystemVerbindungen zwischen limbischem System und vegetativem Nervensystem (v. a. Hypothalamus) bilden die biologische Grundlage für den Einfluss kognitiver Vorgänge auf den Körper. Dies ist die biologische Grundlage psychosomatischer Krankheiten und vegetativer Symptome bei psychiatrischen Krankheitsbildern.
Historischer Hintergrund
Merke
Heute wird der Begriff „limbisches System“ verwendet, um Hirngebiete zusammenzufassen, die vegetative und neuroendokrine Reaktionen sowie Emotionen (Angst, Wut, Euphorie, Abscheu) beeinflussen können. Die Verwendung des Begriffs hat also im Wesentlichen einen didaktischen Nutzen, um die komplexe biologische Grundlage von Emotionen und psychischen Vorgängen möglichst vereinfacht und teilweise nachvollziehbar darzustellen.
13.10.2
Bestandteile des limbischen Systems
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•
kortikale Anteile limbisches Systemkortikale Anteilelimbisches SystemKerngebietedes limbischen Systems:
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–
cingulärer Cortexcingulärer Cortex (einschließlich Area retrosplenialis)Arearetrosplenialis
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–
HippocampusformationHippocampusformation (einschließlich des entorhinalen Cortex, Subiculums)Subiculumentorhinaler Cortex
-
-
•
Kerngebiete des limbischen Systems:
-
–
Septumkerne/diagonales Band von brocadiagonales Band von BrocaSeptumkerne
-
–
AmygdalaAmygdala
-
-
•
eng mit dem limbischen System verbundene Kerngebiete (je nach Autor auch Bestandteile des limbischen Systems):
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–
Nucleus anterior thalami
-
–
Nucleus accumbensNucleus(-i)accumbens
-
–
Corpora mamillariaCorpus(-ora)mamillaria
-
–
Nuclei ventromediales hypothalamiNucleus(-i)ventromedialis hypothalami
-
–
HabenulakerneHabenulakerne
-
–
Kerngebiete des Mittelhirns (u. a. Area tegmentalis ventralis)
-
13.10.3
Neuronale Schaltkreise des limbischen Systems
Klinik
„Kann Reden denn medizinische Therapie sein?“ Der Stellenwert der PsychotherapiePsychotherapie in der Behandlung von Krankheiten wird immer wieder diskutiert. Tatsache ist, dass neuronale Vorgänge im Gehirn zu Verhalten führen und umgekehrt Verhalten und kognitive Vorgänge auf die neuronalen Netzwerke zurückwirken. Die neuronalen Netzwerke des Gehirns sind plastische Strukturen, die sich – in Abhängigkeit von Erfahrungen mit der Umwelt – ständig verändern. Dies bedeutet, dass das Erlernen neuer Verhaltensweisen (Verhaltenstherapie, Sport und Bewegungstherapie) und die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie (tiefenpsychologische Ansätze, Erinnerung an frühere Erlebnisse) prinzipiell zu biologischen Veränderungen führen können, z. B. zu neuralen Änderungen der Genexpression, der Proteinzusammensetzung, der Zahl der neugebildeten Nervenzellen (Neurogenese), der Struktur von Nervenzellen (z. B. Zahl und Form der Synapsen) und der Funktion von neuronalen Netzwerken. An vielen dieser Vorgänge (biografische Erinnerungen, Emotionen, Lernen neuer Verhaltensweisen) ist das limbische System unmittelbar beteiligt. Psychotherapie kann somit als eine Form therapeutischer Intervention angesehen werden, die das Gehirn in seiner Funktion und Struktur verändern kann.
PAPEZ-Kreis – „deklaratives Gedächtnis“
-
•
die Hippocampusformation, von dort über
-
•
die Fimbria/Fornix zu den
-
•
Corpora mamillaria und weiter über den
-
•
Tractus mamillothalamicus zu den
-
•
Nuclei anteriores thalamiNucleus(-i)anterioresthalami,
-
•
zum Gyrus cinguli
Amygdala-Schaltkreis – „emotionale Reaktionen“
-
•
So ist die Amygdala eng mit dem Hypothalamus Hypothalamusund Amygdala, Verbindungenverbunden (ventrale amygdalofugale Fasern; Stria terminalis), wodurch sich ihr Einfluss auf das vegetative Nervensystem erklärt.
-
•
Wichtige Eingänge erhält die Amygdala aus derHippocampusformationund Amygdala, Verbindungen Hippocampusformation und dem cingulären Cortex. cingulärer Cortexund Amygdala, VerbindungenÜber diese Verbindung werden z. B. biografische Ereignisse bewertet und mit Emotionen verbunden. Durch Verbindungen von der Amygdala zur Hippocampusformation wird das Ergebnis dieser emotionalen Bewertung an die Hippocampusformation zurückgemeldet. Diese entscheidet dann über den Transfer einer Erinnerung ins Langzeitgedächtnis.
-
•
Schließlich ist die Amygdala noch mit zahlreichen Hirnstammkerngebieten Hirnstammund Amygdala, Verbindungenverbunden (z. B. Area tegmentalis ventralis), die ihre Aktivität modulieren können. Über diese Verbindungen kann z. B. das Belohnungssystem (s. u.) Einfluss auf die emotionale Bewertung von Ereignissen nehmen.
Merke
Die Amygdala spielt eine zentrale Rolle für Emotionen und emotional gesteuertes Verhalten. Über Verbindungen mit dem Hippocampus sind Emotionen mit Lernen und Gedächtnis gekoppelt. Über Verbindungen zum Hypothalamus sind Emotionen und vegetative Reaktionen verbunden.
Mesolimbischer Schaltkreis – „Belohnungslernen“
Hypothalamus-Schaltkreis – „vegetative Regulation“
-
•
die Hippocampusformation (via Fimbria/Fornix),
-
•
die Amygdala (via Stria terminalis; ventrale amygdalofugale Fasern),
-
•
die Septumkerne und
-
•
das diagonale Band von broca (via Stria medullaris thalami) sowie
-
•
verschiedene Kerngebiete im Hirnstamm via Tractus mamillotegmentalis; mediales Vorderhirnbündel (s. u.),
Mediales Vorderhirnbündel – „Faserbündel des limbischen Systems“
-
•
Von rostral sind es absteigende Axone aus dem basalen Vorderhirn, der Amygdala und der olfaktorischen Rinde, die zum lateralen Hypothalamus und zur Haube (Tegmentum) des Hirnstamms ziehen. Sie verbinden limbische Strukturen mit dem Hypothalamus.
-
•
Von kaudal aufsteigende Axone stammen aus Hirnstammstrukturen, die mit dem limbischen System verbunden sind. Dazu gehören u. a. die dopaminergen Fasern aus der Area tegmentalis ventralis zum Nucleus accumbens („mesolimbisches System“). Eine elektrische Reizung des medialen Vorderhirnbündels kann daher zu Euphorie- und Glücksgefühlen führen, da das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert wird.
Klinik
Syndrome des limbischen Systems sind:limbisches SystemSyndrome
-
•
Hippocampus – HippocampusSchädigungbeidseitige Schädigung: Störung der Bildung neuer Gedächtnisinhalte (überwiegend anterograde Amnesie);Amnesieanterograde früh betroffen bei Morbus alzheimerMorbusAlzheimerAlzheimer-Demenz/-Erkrankung
-
•
Amygdala – beidseitige SchädigungAmygdalaSchädigung: klüver-bucy-SyndromKlüver-Bucy-Syndrom: ungehemmter Sexualtrieb (Hypersexualität), Verlust von Angstempfinden, Untersuchung aller Objekte mit dem Mund (orale Tendenz), ungehemmtes Explorationsverhalten
-
•
mesolimbisches Systemmesolimbisches System (= mesenzephal-limbischer Trakt)Schädigung und Nucleus accumbens – SuchtverhaltenSuchtverhalten: „Belohnungslernen“Belohnungslernen Nucleus(-i)accumbensSchädigungist ein wichtiger Mechanismus bei der Entstehung von Suchtkrankheiten
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•
Gyrus cinguli – beidseitige SchädigungGyrus(-i)cinguliSchädigung, beidseitige: akinetischer Mutismusakinetischer MutismusMutismusakinetischer
-
•
Corpora mamillaria – beidseitige Corpus(-ora)mamillariaSchädigung, beidseitigeSchädigung: wernicke-korsakow-SyndromWernicke-Korsakow-Syndrom