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Abb. 3.1

[M569, L157]
Physiologie der Reizreaktionen
Körpersäfte-Lehre nach SanguinikerMelancholikerCholerikerGalen
Temperament | Körpersäfte | Körperliche Merkmale | Psychische Merkmale |
Sanguiniker | Blut | eher muskulös, eher kräftig, energiereich, körperlich aktiv | lebensfroh, optimistisch, aktiv, nicht nachtragend |
Phlegmatiker | Schleim | eher träge, körperlich inaktiv, eher wenig muskulös, eher „pastöses“ oder „teigiges“ Gewebe, wenig tatkräftig | wenig Antrieb, verharrt oft bei Dingen, wenig flexibel, Tendenz zu emotionaler Instabilität, oftmals Rückzugstendenz |
Melancholiker | schwarze Galle | eher schlanker Körperbau | eher pessimistisch, neigt zum Grübeln, macht sich viele Sorgen, resignativ, introvertiert, geringes Selbstwertgefühl, emotional instabil |
Choleriker | gelbe Galle | eher muskulös, körperlich aktiv | eher extrovertiert, neigt zu überschießenden Reaktionen mit Wut- und Gefühlsausbrüchen, leicht reizbar, hohe Ansprüche, nicht leicht zu befriedigen |
Konstitutionstypologie nach E. Kretschmer PyknikerLeptosomAthletAstheniker
(nach [3])
Konstitution | Körperbau | Psyche/Temperament | Disposition |
Leptosom/Astheniker | eher hager, knochig, groß, sehnig, drahtig, dünne Gliedmaßen, flache Brust, eher kleiner Kopf, setzt wenig Körperfett an, wenig Muskeln, blasse Haut | denkt viel, neigt zu abstraktem und übergeordnetem Denken, befasst sich mit Details, eher rational, „Kopfmensch“ | psychisch: Wahnvorstellungen, Depersonalisierungen, schizophren, affektlabil körperlich: chron. Infekte, Hypotonie, Ödeme, Varikosis, Prolapsneigung, Wetterfühligkeit |
Pykniker | rundlich, meist deutlicher Bauch, setzt leicht Fett an, eher dünne Gliedmaßen | gesellig, gemütlich, isst gern, lässt Dingen seinen Lauf, leicht stimmungsschwankend, eher gefühlsbetontes und intuitives Handeln | psychisch: manisch-depressiv körperlich: Hypertonie, metabolisches Syndrom, KHK, Apoplex, Zysten, Abszesse, Myome |
Athlet | kräftig, muskulös, leicht untersetzter Körperbau, sportlich, gute körperliche Ausdauer | Typ-1: eher anhänglich, wortkarg und stoisch, wenig innovativ, aber durchsetzungsstark, durchdenkt Dinge weniger intensiv; Typ-2: bewegungsaktiv, „explosiv“, aktiv | psychisch: Krämpfe und Epilepsie, Starrheit körperlich: muskuloskelettale und dermatologische Probleme, Lumbalgien, Arthrose, Tendinosen, Muskelzerrung, Krämpfe,Typ-1: Fibromyalgie, MCS |
Reaktionstypologie nach Lampert [5]
Reaktionstyp | Physiologische Reaktion | Körperbau | Therapieempfehlung |
Typ A | langsam, schwach reagierend („mikrokinetisch“), geringe Hormonproduktion („hypokrin“), biochemisch Neigung zur alkalischen Stoffwechsellage, Neigung zu „Gärungs-Dyspepsie“ | eher leptosom | Reizstärke und Dosierung: stärkere physikalische Reize, Wärmereize, eher höhere Dosis an Arzneimittel notwendig |
Kostformempfehlung: basisch, eiweißreich, säurereduziert | |||
Typ B | schnell und stark reagierend („makrokinetisch“), stärkere Hormonproduktion („hyperkrin“), Neigung zu azidotischer Stoffwechsellage, Neigung zu „Fäulnis-Dyspepsie“ | eher pyknisch | Reizstärke und Dosierung: schwächere physikal. Reize, Kalt-Reize, eher Arzneimitteldosis gering, |
Kostformempfehlung: relativ eiweiß- und salzarm, alkalische Kost |
Stufen der Evidenz
(nach www.cochrane.de/de/evidenz-empfehlung)
Evidenzstufe | Merkmale |
Stufe Ia | mind. eine Metaanalyse auf Basis methodisch hochwertiger randomisierter, kontrollierter Studie (RCTs) |
Stufe Ib | mind. ein ausreichend großer, methodisch hochwertiger RCT |
Stufe IIa | mind. eine hochwertige Studie ohne Randomisierung |
Stufe IIb | mind. eine hochwertige Studie eines anderen Typs, quasi-experimenteller Studie |
Stufe III | mehr als eine methodisch hochwertige nichtexperimentelle Studie |
Stufe IV | Meinungen und Überzeugungen von angesehenen Autoritäten (aus klinischer Erfahrung); Expertenkommission; beschreibende Studien |
Naturheilverfahren
Grundlagen – Möglichkeiten – Grenzen
Physiologische Grundlagen
Naturheilverfahren:physiologische GrundlagenDie Grundlagen der Naturheilverfahren sind vielfältiger Natur und dementsprechend in verschiedenen Fachdisziplinen der Medizin und Psychologie zu suchen. Ganz sicher spielen die physiologischen Grundlagen bei den Methoden der Naturheilverfahren eine wichtige Rolle, und dabei kommt den Regulationsmechanismen der Organfunktionen durch das Nervensystem eine besondere Bedeutung zu. Unter physiologischen Grundlagen sind die Vorgänge zu verstehen, die ein Organ benutzt, um seine Aufgabe zu erfüllen. In vielerlei Hinsicht kann man Naturheilverfahren als „angewandte Physiologie“ betrachten, weil sie körpereigene Mechanismen zu nutzen bzw. zu beeinflussen wissen, die Grundlage der natürlichen Körperfunktionen und deren Steuerung sind. Dies wird allerdings erst nach und nach offenkundig, weil nur sehr langsam erfasst wird, welche physiologischen Vorgänge den häufig empirisch definierten therapeutischen Wirkungen der Naturheilverfahren zugrunde liegen. Die folgenden Abschnitte geben einen kurzen Abriss dessen, was nach Meinung des Autors aus neurophysiologischer Sicht zum Verständnis der therapeutischen Effekte von Naturheilverfahren beitragen kann. Dem Stand des Wissens entsprechend ist vieles vorläufig.
3.1.1
Reizreaktionen
Aktivierung der sensorischen Nervenfasern
Aktivierung des Rückenmarks
Aktivierung des Gehirns
3.1.2
Typen sensorischer Nervenfasern (Rezeptoren)
•
Nervenfasern:E∗xterozeptoren∗Exterozeptoren, die Reize von außen aufnehmen
•
Nervenfasern:P∗ropriozeptoren∗Propriozeptoren, die den Funktionszustand des Bewegungsapparates signalisieren
•
Nervenfasern:E∗nterozeptoren∗Enterozeptoren, die in die Kontrolle der Funktion der Viszeralorgane eingebunden sind
Mechanorezeptoren
•
Rezeptoren der Haut, die auf Berührung, Druck und Vibration reagieren
•
Muskelspindeln und Sehnenorgane, die durch Muskeldehnung und Muskelkontraktion aktiviert werden
•
Golgi- und Ruffini-Körperchen der Gelenkkapseln, die auf Bewegungen der Gelenke reagieren
Polymodale Rezeptoren
Merke
Für die Aufnahme von schmerzhaften thermischen Reizen, die Hitzeschmerz verursachen (in der Regel > 45 oC), wird u. a. ein Ionenkanal mit der Bezeichnung TRPV1 (transient receptor potenzial vanilloid Ionenkanäle: TRPV1-Ionenkanal1 transient receptor potenzial vanilloid 1 (TRPV1)) verantwortlich gemacht, der bei Einwirkung eines Hitzereizes öffnet und Kationen, insbesondere Kalziumionen, in die Zelle eintreten lässt, wodurch die Zelle depolarisiert wird. Derselbe Ionenkanal kann auch durch Capsaicin geöffnet werden, eine Substanz, die scharfen Gewürzen wie Chili-Schoten ihre Schärfe verleiht. Auch niedere pH-Werte und diverse Entzündungsmediatoren können diesen Kanal direkt oder über Second-Messenger-Prozesse öffnen. Bei Entzündungen werden diese Nozizeptoren sensibilisiert, sodass dieser Ionenkanal bereits bei Temperaturen öffnet, die im physiologischen Bereich liegen. Es entsteht eine thermische Hyperalgesie. Wird ein entzündetes Gewebe gekühlt, wird möglicherweise die lokale Temperatur an diesem Rezeptor soweit reduziert, dass der Ionenkanal nicht mehr geöffnet wird.
3.1.3
Spinale Reflexe
•
Muskulomuskuläre muskulomuskuläre ReflexeReflexe: hierbei führt die Erregung eines Muskel- oder Sehnenrezeptors zur Kontraktion oder Erschlaffung eines Muskels (z. B. beim muskulären Eigenreflex werden durch Muskeldehnung Muskelspindeln aktiviert, die die Motoneurone desselben Muskels synaptisch erregen und so eine Kontraktion des gedehnten Muskels bewirken; bei der sog. autogenen Hemmung aktiviert die Dehnung einer Sehne die Golgi-Sehnenorgane, die dann reflektorisch zur Hemmung der Kontraktion führen).
•
Kutikutane kutikutane ReflexeReflexe: Erregungen von Hautsensoren beeinflussen vegetative Funktionen der Haut (z. B. führt die Hautreizung zu einer reflektorischen Gefäßreaktion).
•
Viszeroviszerale viszeroviszerale ReflexeReflexe: Erregungen aus inneren Organen beeinflussen die motorischen und sekretorischen Funktionen des gereizten Organs (z. B. Sekretion und Motilität des absteigenden Dickdarms).
•
Viszeromotorische viszeromotorische ReflexeReflexe: Erregungen aus inneren Organen modifizieren den Tonus der segmental zugeordneten Muskelgruppen (so kann z. B. eine Entzündung abdominaler Organe zur Abwehrspannung der Bauchmuskulatur führen).
•
Viszerokutane viszerokutane ReflexeReflexe: Erregungen aus inneren Organen verändern die Weite der Hautgefäße und die Hautdurchblutung in zugeordneten Dermatomen (akute Gallenblasen- und Blinddarmentzündungen können eine Rötung der entsprechenden Hautareale hervorrufen).
•
Kutiviszerale kutiviszerale ReflexeReflexe: Erregungen von Hautafferenzen beeinflussen die Funktionen von inneren Organen (z. B. beeinflusst ein Wärmereiz von der Bauchhaut aus die Durchblutung im Intestinaltrakt).
3.1.4
Supraspinal vermittelte Reizantworten
Körpereigenes Oxytocin-System
Körpereigenes dopaminerges mesolimbisches Belohnungssystem
Praxistipp
Die ungenügende Aktivierung dieses Systems führt dazu, bestimmtes Verhalten wie z. B. die Nahrungsaufnahme zu lange fortzusetzen, weshalb in einer ungenügenden Stimulation dieses Systems z. B. eine Mitursache für die Adipositasentstehung vermutet wird. Möglicherweise stimulieren physiotherapeutische Maßnahmen mit Zuwendung zum Patienten dieses System.
Schmerzunterdrückung und Placeboeffekte
•
Das laterale System umfasst die kortikalen Areale S1 und S2 im Gyrus postcentralis, also die primär somatosensorische Hirnrinde. Dort wird der noxische Reiz nach den Parametern Ort, Zeit, Intensität etc. analysiert.
•
Das mediale System umfasst Gebiete in der Insula, im Gyrus anterior cinguli (ACC) und im frontalen Kortex. Dort bekommt der Schmerz seine emotionale/affektive Komponente.
Merke
Der frontale Kortex zeigt eine erhöhte Aktivität bei Erwartungsspannung, z. B. wenn die Anwendung schmerzlindernder Maßnahmen erwartet wird. Es ist davon auszugehen, dass diese Erwartungshaltung immer eine Rolle spielt, wenn sich der Patient in eine entsprechende Behandlung begibt, und dies kann sich auch als ein Placeboeffekt zeigen.
3.1.5
Adaptation und Regulation
-
•
AdaptationAdaptation ist die Fähigkeit des Organismus, sich an geänderte (äußere) Bedingungen anzupassen. Eine Adaptation kann funktioneller Art sein (z. B. Verbesserung der Kraft) und/oder auch morphologischer Natur (z. B. Muskelhypertrophie).
-
•
Der Begriff RegulationRegulation im Sinne therapeutischer Maßnahmen beschreibt den Vorgang, dass durch Wiederholung der therapeutischen Maßnahmen, die eine Reizung darstellen, langfristige Effekte, z. B. eine Leistungssteigerung oder eine Funktionsverbesserung erzielt werden.
3.1.6
Kommunikation der Körperzellen
Mechanotransduktion
Merke
Alle Zellen des Körpers können ihre mechanische Umgebung „wahrnehmen“. Die lokale Einwirkung mechanischer Reize auf die Zellen bestimmt deren Wachstum, Differenzierung, Funktion und auch den Zelltod. Dass die Struktur einer Zelle oder eines Zellverbandes durch mechanische Kräfte mitbestimmt wird, ist aus dem Umbau von Knochen bei Inaktivität und geänderten Belastungen und aus dem Umbau der Muskulatur bei körperlichem Training bekannt. Bei den Veränderungen der Form spielt das Zytoskelett eine wesentliche Rolle. Es verbindet die Zellorganellen und die Zellmembran miteinander.
Praxistipp
Besonders die physikalischen Maßnahmen der manuellen Therapie führen zu einer von außen kommenden mechanischen Belastung der Gewebestrukturen. Ähnliche Effekte können durch geeignete Übungen erzeugt werden. Das Ziel solcher Therapien ist die Compliance von Strukturen wie Faszien, Bändern, Sehnen und Muskeln zu verbessern und dadurch eine Erweiterung des Bewegungsumfangs zu erreichen, wie auch die Muskelkraft zu stärken.
Chemische Faktoren
3.1.7
Adaptation und Regulation durch neuronale Steuerung
Merke
Die Frage stellt sich, ob die Unterscheidung in spezifische und unspezifische Effekte überhaupt relevant und sinnvoll ist, da das Nervensystem sowohl „spezifisch“ als auch „unspezifisch“ antwortet. Eine eher relevante Frage ist, ob sich der Spontanverlauf der Krankheit vom Verlauf der Krankheit bei Anwendung physikalischer therapeutischer Maßnahmen unterscheidet. Dies kann nur in kontrollierten Studien für einzelne Therapieverfahren geklärt werden.
Literatur
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[8]
Naturheilverfahren: ganzheitliche und konstitutionsspezifische Aspekte
Ein wesentliches Charakteristikum der Naturheilkunde ist das Bemühen um eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten. Erfasst werden nicht nur die akut-pathologischen Befunde, sondern darüber hinaus individuelle, konstitutionelle und konditionelle Merkmale. Es fließen aktuelle als auch vorbestehende Besonderheiten wie individuelle Reaktionsbereitschaften und persönliche Erlebnisdimensionen sowie autoregulative Ressourcen des Patienten in die Diagnostik ein. Diese Überlegungen prägen die therapeutischen und präventionsmedizinischen Strategien.
3.2.1
Individualität
Merke
In der neueren psychologischen Terminologie wird zunehmend der Begriff Individualität für rein psychische Merkmale und der Begriff Identität für rein somatische Merkmale benutzt.
3.2.2
Konstitution und Diathese
Merke
Konstitutionslehren gibt es in nahezu allen traditionellen Medizinsystemen. Ziehen wir transkulturelle Vergleiche beispielsweise zu der Chinesischen Medizin oder dem indischen Ayurveda, erkennen wir viele Gemeinsamkeiten. So sei beispielhaft eine in allen drei traditionellen Medizinsystemen gängige Semiotik hinsichtlich „Fülle- und Leere-Syndromen“ genannt. Kritisch anzumerken ist, dass alle Konstitutionslehren als erfahrungsmedizinisches Gut aufzufassen sind, die in den jeweiligen geschichtlichen und kulturellen Zusammenhängen interpretiert werden müssen.
Merke
•
KonstitutionKonstitution (lat. constituere: richten, ordnen, festigen): angeborene Gesamtheit körperlicher, psychischer, seelischer und geistiger Anlagen eines Individuums, anlagebedingte Reaktionslage und Bereitschaft zu bestimmten Erkrankungen oder Erkrankungsarten als bevorzugte Reaktionsweise auf endogene und exogene Reize.
•
DispositionDisposition (lat. dispotio: planmäßige Anordnung): anlagebedingte oder erworbene Bereitschaft des Organismus mit einer besonderen Anfälligkeit planmäßig auf Reize somatisch oder psychisch mit bestimmten Erkrankungen zu reagieren. Diese manifestieren sich meist an einer Schwachstelle des Körpers („locus minoris resistentiae“).
•
DiatheseDiathese (griech. Neigung): ererbte oder erworbene Neigung auf Reize mit bestimmten (patho-)physiologischen Reaktionsmustern oder bevorzugter Krankheitsmanifestation bestimmter Organ- und Regulationssysteme zu antworten.
Typologie der Charaktere nach Galen
Typologie nach Kretschmer
Praxistipp
Welche Konsequenzen lassen sich auch heute noch aus dem Erkennen der jeweiligen Konstitution am Beispiel dieser Typologie ziehen?
•
Der asthenische AsthenikerKonstitutionstyp benötigt prophylaktisch wie therapeutisch tonisierende Maßnahmen. Es wird eine vollwertige Kostform empfohlen mit einem ausreichenden Fettanteil, vorzugsweise ungesättigter Fettsäuren, aber auch aus Lebensmittel tierischer Herkunft. Stoffwechselanregende Bitterstoffe wirken unterstützend. Der Astheniker profitiert von milden physikalischen und klimatischen Reizen wie Sauna, Kneipp-Güssen, medizinischer Trainingstherapie, trockenem Schröpfen, Luftbäder, Mittelgebirgsklima.
•
Der PyknikerPykniker, ein Stehnikereher stoffwechselbelasteter Konstitutionstyp, profitiert v. a. von diätetischen Maßnahmen. Ihm wird eine vorwiegend vegetarisch ausgerichtete Ernährung empfohlen, die eher fett-, eiweiß-, fleisch- und kalorienarm sein sollte. Außerdem sind meist detonisierende ausleitende Verfahren indiziert, wie Blutegel oder blutiges Schröpfen.
•
Dem athletischen AthletTypus wird eine ausgewogene, vegetarisch betonte Kostform empfohlen. Er ist ein typisches Bewegungsnaturell und profitiert von regelmäßigen physio- und sporttherapeutischen Anwendungen. Hilfreich können sowohl milde detonisierende als auch mäßig tonisierende Verfahren sein (6.1).
Typologie nach Aschner
•
Für die lymphatische DiatheseDiathese:lymphatische konstatierte Aschner gesundheitliche Schwachstellen im Bereich des lymphatischen Systems mit allgemeiner Abwehrschwäche, Neigung zu Infekten des oberen Respirationstrakts, chronischen Infektionen oder Erkrankungen der Tonsillen, der Milz, der Lymphknoten. Betroffen ist auch das darmassoziierte Abwehrsystem mit Neigung zu chronischer Appendizitis.Eine lymphatische Grundkonstitution ist bevorzugt zu erkennen an blauen Augen, heller Haut und Haaren und einer erhöhten Empfindsamkeit der Haut.
•
Ein Mensch mit hämatogener Diathese Diathese:hämatogeneneigt zu Erkrankungen des arteriellen und venösen Herzkreislaufsystems mit Varikosis und Thromboseneigung. Es werden auch gehäuft Leber- und Gallenfunktionsstörungen beschrieben, ferner eine Neigung zu Hauterkrankungen wie Furunkulose und pustulösen Hautaffektionen.Ein tendenziell eher cholerisches Temperament, braune Augen und Haare und eher stärker pigmentierte Haut kennzeichnen einen hämatogenen Konstitutionstypus.
•
Eine generelle Neigung zu Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus und Gicht) und eine schlechte Verdauung – sowohl Obstipation oder Diarrhö – sowie eine Tendenz zu juckenden Hautausschlägen wird der dyskratischen Konstitution Diathese:dyskratischezugeschrieben. Aschner postulierte auch ein gehäuftes Auftreten kanzerogener Erkrankungen.Äußerlich finden sich folgende Merkmale: grüne oder gemischt farbene Augen, eher dunkle Haare und eine tendenziell eher unreine Haut mit häufig vielen Pigmentflecken.
Reaktionstypologie nach Lampert
Verdauungskonstitutionslehre nach F. X. Mayr
3.2.3
Kondition
•
Beweglichkeit: Dehnungsfähigkeit, Gelenkfähigkeit
•
Kraft: Kraftausdauer, Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivkraft
•
Ausdauer: kurz, mittel, lang
•
Schnelligkeit: Beschleunigung, Bewegung, Reaktion
3.3
Salutogenetische Orientierung als individualisierendes Konzept
Merke
Das Kohärenz:KomponentenKohärenzgefühl untergliedert Antonovsky in drei Komponenten.
•
Verstehbarkeit: die Fähigkeit, die eigene Umwelt so einzuordnen, dass sie für den Einzelnen verstehbar wird
•
Machbarkeit/Handhabbarkeit: das Vertrauen darauf, dass man mit seinen eigenen Ressourcen das Leben bewältigen kann
•
Sinnhaftigkeit oder Bedeutsamkeit: das Erkennen des Sinns hinter den eigenen Anstrengungen, seinem Engagement und seinem Leben für das es sich einzusetzen lohnt.
Dieses Kohärenzgefühl bzw. dessen Intensität ist entscheidend für die Stärkung und Protektion unseres Gesundheitspotenzials (1.4, 2.1–2.62.12.22.2.12.2.22.2.32.2.42.32.3.12.3.22.42.4.12.4.22.4.32.4.42.4.52.52.5.12.5.22.62.6.12.6.22.6.3).
•
Ein starkes Kohärenzgefühl Kohärenz:starkebedeutet, dass uns das Leben als solches sinnvoll erscheint. Das Erleben von Sinnhaftigkeit und von sinngebenden Zusammenhängen gilt nach Antonovsky als einer der wesentlichen gesunderhaltenden Aspekte. Probleme, so z. B. auch Krankheit, sind gewissermaßen Herausforderungen, die zum Leben dazugehören. Unsere eigene Einstellung entscheidet mit, wie wir damit umgehen oder fertig werden. Wir übernehmen somit Verantwortung, reagieren und sind nicht schicksalhaft äußeren Gegebenheiten ausgeliefert.
•
Ein schwaches Kohärenzgefühl Kohärenz:schwachehingegen führt zu einem Gefühl der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und der Überforderung mit dem eigenen Leben und seinen Sinn-Zusammenhängen.
Merke
Basis einer salutogenetischen Orientierung in der Naturheilkunde ist das bewusste, erlebbare und aktive Einbeziehen des Patienten.
Literatur
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[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
Evidenzbasierte Medizin in der Naturheilkunde
3.4.1
Was ist evidenzbasierte Medizin?
3.4.2
Hierarchie der Evidenz
3.4.3
Evidenzbasierung in der Naturheilkunde
Ansatzpunkte naturheilkundlicher Forschung
Praktische Implikationen
•
„Die Praxis der EbM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestverfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung.“
•
„Gute Ärzte nutzen sowohl klinische Expertise als auch die beste verfügbare externe Evidenz, da keiner der beiden Faktoren allein ausreicht: Ohne klinische Erfahrung riskiert die ärztliche Praxis durch den bloßen Rückgriff auf die Evidenz „tyrannisiert“ zu werden, da selbst exzellente Forschungsergebnisse für den individuellen Patienten nicht anwendbar oder unpassend sein können. Andererseits kann ohne das Einbeziehen aktueller externer Evidenz die ärztliche Praxis zum Nachteil des Patienten leicht veraltetem Wissen folgen.“
Literatur
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
Federal Coordinating Council for Comparative Effectiveness Research. Report to the President and the Congress. US Department of Health and Human Services. June 30, 2009 (verfügbar unter: http://www.hhs.gov/recovery/programs/cer/cerannualrpt.pdf).[9]
[10]
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