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978-3-437-23292-3
Elsevier Inc.
Staging nach TNM und FiGO
TNM | FIGO | Charakteristika |
Tis | 0 | Carcinoma in situ |
T1 | I | Begrenzt auf Vaginalwand |
T2 | II | Befall von Paravaginalgewebe, aber keine Ausdehnung auf Beckenrand |
T3 | III | Tumor erreicht Beckenrand |
T4 oder M1 | IV IVA IVB |
Außerhalb des Beckens, Befall von Blase oder Rektum Organbefall außerhalb des Beckens per continuitatem Fernmetastasen |
Vaginalkarzinom
19.1
Allgemeines
19.1.1
Vorkommen
19.1.2
Prophylaxe
19.1.3
Metastasierung
19.2
Histologie
-
•
VaginalkarzinomHistologie80–85 % PlattenepithelkarzinomePlattenepithelkarzinomVaginalkarzinom (vorwiegend in älteren Patientinnen)
-
•
10–15 % Adenokarzinome (vorwiegend in Patientinnen < 20 J.)
-
•
2–3 % Sarkome und Melanome
-
•
1–2 % andere
19.3
Staging
-
•
Pelvin: Stadium I 14 %, Stadium II 32 %, vaginaler Vollbefall 67 %
-
•
Inguinal: Bei Lage im oberen und mittleren Drittel 0 %, im unteren Drittel 38 %
19.4
Therapie
19.4.1
Operation
-
•
VaginalkarzinomOperationVAIN 1: Beobachtung oder Exzision
-
•
VAIN 2: Beobachtung oder Exzision; bei inoperablen Patientinnen Brachytherapie
-
•
Stadium 1: kleine Läsion unteres Drittel: Exzision weit im Gesunden, ggf. Kolpektomie
-
•
Kleine Läsion obere zwei Drittel: Resektion der Parakolpien, Sicherheitsabstand 2 cm, bei einem Tumorsitz im oberen und mittleren Drittel ggf. in Analogie zu einem Zervixkarzinom mit radikaler Hysterektomie, iliakaler und u. U. paraaortaler Lymphadenektomie
-
•
Stadium II und III: ➤ Kap 19.4.2
-
•
Stadium IV: Exenteration
19.4.2
Radiotherapie
-
•
VAIN 2 und 3: Sofern keine Exzision erfolgen kann: alleinige Brachytherapie.
-
•
Stadium I: Falls keine Operation möglich ist, ist eine alleinige Brachytherapie ausreichend, eine zusätzliche perkutane RT erhöht die Lokalkontrolle von 80–100 % nicht (DKG, Perez 1999) Devita: OP, wenn Hinterwand des oberen Drittel befallen. Ansonsten RT Therapie der Wahl, da die notwendige Radikalität einer Operation eine totale Vaginektomie oder sogar eine Exenteration erfordert. In einer kleinen Serie (wie immer bei Vaginalkarzinomen) erreichte die Operation eine 5-JÜ-Rate von nur 56 %. In den Bestrahlungsserien erreicht man 75–95 %.
Stadium II und III: Primäre kombinierte Radiatio + Cisplatin ist einer (ausgedehnten) Operation überlegen. Die Ergebnisse der RT sind mindestens so gut wie die der OP. Letztere erfordert wegen der notwendigen Radikalität eine totale Vaginektomie oder sogar eine Exenteration. Neben der Tumorgröße hat die Bestrahlungsdosis einen Einfluss auf die lokale Kontrolle. Die primäre Radiochemotherapie erzielt eine sehr gute lokale Kontrolle, wenn eine Dosis von mindestens 70–85 Gy (EQD2) im Primärtumor verabreicht wird (Greenwalt, American journal of clinical oncology, 2015; Lian, Gynecol Oncol, 2008; Dalrymple Int J Gynecol Cancer 2004; Hiniker, Gynecol Oncol, 2013; Laliscia, Anticancer research, 2016). Diese kann durch eine perkutane Strahlentherapie, die Brachytherapie oder durch eine Kombination aus perkutaner Therapie und Brachytherapie bzw. modernen stereotaktischen Verfahren erreicht werden (de Crevoisier, Radiology and Oncology, 2007; Damast, Oncol Rep, 2016). Retrospektive Daten zeigen, dass die Überlebensrate sinkt, wenn Dosen im Tumor von < 70 Gy zur Anwendung kommen (Lian, Gynecol Oncol, 2008). Radiochemotherapie kann analog der Behandlung von Zervix- oder Vulvakarzinomen durchgeführt werden, abhängig von HPV-Status, Tumorsitz oder Risikofaktoren. Von Rajagopalan et al. zeigte durch Auswertung einer Datenbank mit 13.689 Patientinnen, diagnostiziert zwischen 1998 und 2011, dass der Einsatz der Radiochemotherapie das mediane Gesamtüberleben von 41,2 auf 56,2 Monate verlängerte (Rajagopalan, Gynecol Oncol, 2014). Ein prospektiver Nachweis fehlt.
-
•
Stadium IVA: Wie Stadium III. Wenn aber eine Blasen- oder eine Rektumscheidenfistel vorliegt, Exenteration.
19.5
Radiotherapie
19.5.1
Vorgehen
•
< 0,5 cm: gesamte Vagina Oberflächendosis 65–80 Gy;
•
> 0,5 cm: 65–70 Gy in 5 mm Tiefe (entspricht 100 Gy Oberflächendosis); z. B. 8 × 6,2 Gy, 2-mal/Wo = 49,6 Gy (biologisch ≈ 67 bzw. 92 Gy für α/β = 10 bzw. 3)
•
Primäre Brachytherapie: 5–6 × 5–7 Gy in 5 mm Gewebetiefe (entspricht Oberflächendosis 8–12 Gy)
•
Kombinierte EBRT (IMRT) + Brachytherapie: EBRT 45–50 Gy + Brachytherapie 3–4 × 5–7 Gy, dosiert auf 5 mm Gewebetiefe oder auf CTV bei interstitieller Applikation: isoeffektive Gesamtdosis 75–90 Gy.
Stadium II
Zielvolumen EBRT
Beckenlymphknoten
19.6
Ergebnisse
•
FIGO I 70 %,
•
FIGO II 45 %,
•
FIGO III 25 %und
•
FIGO IV < 20 %.
19.7
Nebenwirkungen/Aufklärung
Cave
Toleranzgefälle der Vaginalschleimhaut von kranial nach kaudal! Kranial ist je nach Autor die Applikation von 75 bis > 100 Gy (2 Gy Tageseinzeldosis bzw. LDR) möglich, kaudal max. 60–80 Gy (ebenfalls konventionell fraktioniert bzw. LDR). Für HDR müssen diese Daten umgerechnet werden (➤ Kap. 18). Faustregel für die anzustrebende Tumordosis unter konventioneller Fraktionierung bzw. LDR-Bedingungen im oberen/mittleren/unteren Drittel: 80/70/60 Gy.
Literatur
Damast et al., 2016
GEC-ESTRO, in press
GEC-ESTRO Handbook of Brachytherapy: www.estro.org.Greenwalt et al., 2015
Hiniker et al., 2013
Mock et al., 2000
Perez et al., 1990
Rajagopalan et al., 2014
S2K-Leitlinien, in press
S2K-Leitlinien AWMF Registriernummer 032-042