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978-3-437-58830-3
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Aufbau von Proteoglykanen mit angelagerten Glykosaminoglykanen
[E352]

Aufbau des Bindegewebe:Pischinger-RaumBindegewebes bzw. des Pischinger-Pischinger-RaumRaums. Die eingezeichneten Pfeile deuten die Richtung des Stofftransports an: Sauerstoff- und Nährstoffabgabe aus den Arteriolen sowie Aufnahme von CO2 an den Venolen und Aufnahme von diversen Schlackenstoffen an den Endigungen der Lymphgefäße.
[L127]

Schematische Darstellung des Entgiftungssystems der Leber:BiotransformationLeber. Nicht ausscheidungsfähige Stoffe, meist lipophile Homotoxine, werden durch chemische Prozesse im Rahmen der Biotransformation in ausscheidungsfähige (wasserlösliche) Stoffe umgewandelt.
[O583]

Das monodirektionale Klappensystem:monodirektionales, LymphsystemKlappensystem in Lymphgefäßen
[E419]

Allgemeine Übersicht über den Lymphabfluss
[L190]

Matrixbelastung, metabolischer Stau und Entgiftung
[O583]

Quellen der Säuren:AusscheidungswegeSäurebelastung und deren wichtigste Ausscheidungswege
[O584, L143]

Übersicht über die Säure-Basen-Regulation
[L143]

Matrixdynamisierung
-
9.1
Aufbau und Funktion des Bindegewebes310
-
9.2
Gewebeheilung313
-
9.3
Das lymphatische System315
-
9.4
Säure-Basen-Haushalt und Matrix322
Der Zellbegriff ist genau genommen nur eine morphologische Abstraktion. Biologisch gesehen kann er nicht ohne das Lebensmilieu der Zelle genommen werden.
Alfred Pischinger
In den ersten Kapiteln ist deutlich geworden, dass Chronizität und Therapieresistenz von Beschwerden nur durchbrochen werden können, wenn entsprechende Voraussetzungen für Heilungsprozesse geschaffen werden. Ziel einer effektiven Behandlung ist es, den Patienten aus einer Starre wieder in Bewegung zu bringen. Der Patient bzw. sein Gewebe wird durch gezielte Therapieformen in die Lage versetzt, den Anstoß zur Normalisierung wahrzunehmen und umzusetzen. Wenn Zellen über ausreichendes Regulationspotenzial verfügen, kann der Prozess der Selbstheilungsprozess:MatrixSelbstheilung in Gang gebracht werden. Die Matrix:SelbstheilungsprozessMatrix mit ihren komplex vernetzten humoralen, vaskulären und sensorischen Systemen ist dabei die wichtigste Struktur, die eine Regeneration und Selbstheilung letztendlich ermöglicht oder auch blockiert.
9.1
Aufbau und Funktion des Bindegewebes
MERKE
Das Bindegewebe weist drei wichtige Elemente auf: Grundsubstanz\ts.a. MatrixGrundsubstanz, Zellen und Fasern.
9.1.1
Grundsubstanz und Grundregulation nach Pischinger
•
Hyaluronsäure
•
Chondroitinsulfat und Dermatansulfat
•
Keratansulfat
•
Heparansulfat und Heparin
•
Ausbildung wasserhaltiger Gele
•
Pufferfunktion für saure Stoffwechselprodukte
•
Beteiligung an der Signaltransduktion (Signalübertragung) zwischen Zellen
•
Regulation der Funktion und Aktivität bestimmter Proteine
•
Filterfunktion und Diffusionsstrecke
•
Konzentrationsunterschiede
•
Dicke der Zellmembranen, die durchdrungen werden müssen
•
Umgebungstemperatur
•
Form der gelösten Teilchen und
•
Eigenschaften des Lösungsmittels selbst
•
Der Organismus des Patienten wird reizempfindlicher und
•
Dysfunktionen:ChronifizierungDysfunktionen zeigen eine Tendenz zur Chronifizierung.
Praxisbezug
Matrixdynamisierung
9.1.2
Bindegewebszellen
9.1.3
Fasertypen des Bindegewebes
•
Kollagenfasern sind die am stärksten belastbaren und häufigsten Bindegewebsfasern. Sie entstehen aus den Vorstufen von Kollagenmolekülen, die von Bindegewebszellen gebildet und in den Extrazellularraum abgegeben werden. Dort lagern sich diese Prokollagenmoleküle zu dicken Kollagenfasern aneinander. Der molekulare Aufbau verleiht ihnen eine fast unglaubliche Reißfestigkeit: KollagenfasernKollagenfasern:ReißfestigkeitKollagenfasern sind relativ stärker als Stahldrähte des gleichen Durchmessers.
•
Elastische Fasern elastische Fasernsind lange, dünne, vernetzte Fasern in der extrazellulären Matrix:elastische FasernMatrix. Sie enthalten ein gummiartiges Eiweiß, das Elastin genannt wird und für die elastische Fasern:DehnbarkeitDehnbarkeit des Gewebes verantwortlich ist. Durch diese elastische Qualität kann sich das Bindegewebe dehnen, bis sich die Kollagenfasern anspannen. Elastische Fasern finden sich vermehrt in Geweben, die möglichst dehnbar sein sollten, z. B. in der Wirbelsäule (Lig. flavum), Haut, Lunge oder Blutgefäßen.
•
Retikuläre Fasern retikuläre Fasernsind kurze, dünne, kollagenähnliche Fasern. Sie sind vor allem um Gefäße und Organe herum zu finden. Retikuläres Bindegewebe:retikuläre FasernBindegewebe ist das wichtigste Material zum Auffüllen der Räume zwischen den Organen.
9.2
Gewebeheilung
9.2.1
Entzündungen
9.2.2
Organisation und Heilung
Regenerative Kapazität von Gewebe
MERKE
Je günstiger der Gewebetyp und je besser die Qualität der Matrix:Qualität, GewebeheilungMatrix, desto besser verläuft die Gewebeheilung:MatrixqualitätHeilung bzw. desto weniger Narbengewebe wird gebildet.
Viele strukturelle Techniken in der Osteopathie führen zu einer lokalen Entzündung, die bewusst ausgelöst wird, um die Regeneration des Gewebes zu induzieren.
Schwingungen und Rhythmusverlust
•
Die Matrix muss dynamisch reaktionsfähig sein, d. h. mit entsprechenden Reaktionen auf Reize antworten können. Oberstes Ziel ist demnach die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der lokalen Homöostase. Eine gesteigerte Sympathikusaktivität führt immer zur Hemmung der Matrixdynamik:GewebeheilungMatrixdynamik.
•
Die Matrix braucht entsprechende Anreize, um die Zellen zu reaktivieren und die zellulären Rhythmen wieder in Bewegung zu versetzen. Viele bekannte Techniken wie General Osteopathic Treatment (GOT), harmonisierende Lederman-Techniken oder eine Matrixmobilisierungstherapie setzen solche Reize durch repetitive rhythmische Impulse.
9.3
Das lymphatische System
•
Bildung und Transport der Lymphflüssigkeit durch Lymphkapillaren, -gefäße und -gänge,
•
immunologische Verarbeitung der LymphflüssigkeitLymphe durch Lymphknoten und -gewebe sowie die lymphatischen Organe.
1
Der Begriff Homotoxine wurde von dem Arzt Hans-Heinrich Reckeweg geprägt. Homotoxine sind Schadstoffe, die durch metabolische Prozesse vom Körper selbst produziert werden (Endotoxine) und Schadstoffe, die der Mensch von außen zu sich nimmt (Umweltgifte Exotoxine).
Matrixdynamik und lymphatisches System
•
Lymphgefäße:Klappensystem, monodirektionalesLymphgefäße können durch ihre Kontraktion und Entspannung die Flüssigkeit voranbewegen. Dabei verhindert ein monodirektionales Klappensystem den Rückfluss (Abb. 9.4). Diese physiologische Lymphfluss:LymphgefäßdynamikLymphgefäßdynamik kann durch eine neurovegetative Entgleisung beeinträchtigt werden. Ein dominanter Sympathikotonus ist nicht selten Ursache eines metabolischen Staus bzw. eines eingeschränkten Toxinabtransports (Kap. 10, Einzelheiten zu den neurovegetativen Funktionen und Dysfunktionen).
•
Lymphfluss:Zwerchfell/AtmungDas Zwerchfell bzw. die Atmung ist die zweite Kraft für die Bewegung der Lymphe. Die dynamischen Druckänderungen durch ein funktionierendes Diaphragma sind entscheidend für die Beförderung der Lymphflüssigkeit vom Bauchraum in den Thorax. Auch hier verhindern Klappen einen Reflux.
•
Lymphfluss:MuskelkontraktionenAls dritter Faktor sind Muskelkontraktionen der entscheidende und wichtigste Motor für die Dynamik im Lymphsystem. Durch Druckänderungen bei der muskulären Anspannung und Entspannung wird die Lymphe in das nächste von Klappen getrennte Kompartiment gepumpt. Hier wird deutlich, wie wichtig Bewegung, Sport und Training für die Qualität der Matrix bzw. die Drainage des Extrazellularraums sind.
•
Rechts: aus der rechten Hälfte von Oberkörper, oberen Extremitäten und Gesicht zum rechten Ductus:lymphaticusDuctus lymphaticus
•
Links: aus den unteren Extremitäten, Bauch, Becken, linkem Arm, linker Oberkörper- und Gesichtshälfte und dem Hals zum Arcus ductus thoracici
Praxisbezug
9.3.1
Störungen des Flüssigkeitstransports
Venöser Stau
•
venöse Insuffizienz,
•
Links- oder Rechtsherzinsuffizienz,
•
portaler Hochdruck bei einem prähepatischen, intrahepatischen oder posthepatischen Rückstau mit Überbelastung der portokavalen Anastomosen.
MERKE
Eine venöse venöse KongestionKongestion kann mit einem breiten Symptomenkomplex verbunden sein. Diese Beschwerden sind, wie in der Osteopathie bekannt, nicht immer krankheitsspezifisch. Es ist bei der Anamnese wichtig herauszufinden, ob sich die Beschwerden durch Veränderung der Körperposition oder das Aktivieren der Muskelpumpe bessern.
Praktische Relevanz
Venöse Stauungszeichen
•
Müdes Gefühl, manchmal auch Schmerzen in Beine:müdeBeinen, Becken und Lumbosakralbereich:SchmerzenLumbosakralbereich. Besonders typisch ist die Zunahme der Beschwerden bei längerem Stehen oder Sitzen.
•
Nächtliche Krämpfe, evtl. mehrmals pro Woche; Schmerzen in den Beinen Beine:Schmerzenoder Schweregefühl im Lumbosakralbereich:SchweregefühlLumbosakralbereich, die das Liegen im Bett unmöglich machen. Mikrozirkulatorische Änderungen im venösen System oder eine Erregung spinaler Motoneurone könnten diese Beschwerden erklären.
•
Pitting-Pitting-ÖdemÖdem: Ödeme Beinödememit Druckdellen sind in der Regel erste Zeichen eines dekompensierenden venösen Kreislaufsystems. Oft ist die Stauung besonders am Tagesende ausgeprägt und verschwindet über Nacht oder bei Bewegung. Die Patienten müssen meist mehrmals in der Nacht urinieren, was bei einem metabolischen Stau viel seltener der Fall ist. Hier ist das Ödem meist konstant ausgeprägt.
•
Vv. lumbales 1 und 2: Sie werden auf der rechten Seite über die rechte V. lumbalis ascendens und die V. azygos drainiert. Auf der linken Seite fließen sie über die linke V. lumbalis ascendens in die V. hemiazygos ascendens, durch das Zwerchfell und dann weiter über die V. azygos ab.
•
Vv. lumbales 3 und 4: Auf der linken und auf der rechten Seite münden sie direkt in die V. cava inferior.
•
Vv. lumbales 5: Ihre Drainage findet rechts und links über die V. iliolumbalis oder direkt in die V. iliaca externa statt und somit über die V. cava inferior durch das Zwerchfell.
Metabolischer Stau
Anamnestische Zeichen
•
über die sinusoidalen und arachnoidalen Villi,
•
entlang der Wirbelsäule über die Spinalnerven in paravertebrale lymphatische Strukturen und
•
über die kranialen Nerven (Nn. olfactorius, opticus, trigeminus und vestibulocochlearis).
Pathophysiologische Aspekte
Klinische Zeichen
•
Schmerzpunkt auf der linken Seite, 2–3 cm lateral und kranial von der linken Brustwarze: sog. lymphatischer Provokationspunktlymphatischer Provokationspunkt Provokationspunkt:lymphatischernach Raymond Perrin.
•
Pitting-Pitting-ÖdemÖdem: Das konstant vorhandene Ödem ist in der Regel geringer ausgeprägt als bei einem dekompensierenden Kreislaufsystem (Herzinsuffizienz). Die Stauung ist auch hier am Tagesende oft stärker ausgeprägt, verschwindet aber meist nicht ganz über Nacht oder bei Bewegung.
•
Epigastrischer epigastrischer SchmerzSchmerz im Bereich des Plexus coeliacus bzw. der Cisterna chyli.
•
Somatische Dysfunktion der BWS-DysfunktionBWS in Höhe von Th4–Th6, oft in Extension sowie mit Abnahme der physiologischen Kyphose und erhöhter Empfindlichkeit dieser Segmente.
•
Lymphvarikose:Infraklavikuläre Sichtbare lymphatische, variköse Veränderungen werden gehäuft links und rechts in der infraklavikulären Region beobachtet.
•
Infolge einer gestörten Drainage lymphpflichtiger Stoffe aus dem ZNS in extrakranielle Lymphgefäße und/oder einer Überproduktion lymphpflichtiger Stoffe im ZNS kann sich die kraniale Dynamik verringern.
Drainage
•
Entlang von Hirnnerven und deren Durchtrittsstellen im knöchernen Schädel bewegt sich die Lymphflüssigkeit nach extrakraniell.
•
40–50 % der intrakraniellen lymphpflichtigen Last werden durch die in der vorderen Schädelgrube gelegene Siebbeinplatte (Lamina cribrosa des Os ethmoidale) drainiert.
•
In speziellen Spalträumen der zerebralen Blutgefäßwände (Virchow-Robin-Virchow-Robin-RäumeRäume) bewegt sich die lymphpflichtige Last von intrakraniell in die extrakraniellen Lymphgefäße, die wiederum in die tiefen seitlichen Halslymphknoten münden.
Systematik funktioneller Störungen des lymphatischen Systems
1.
Sehr starke Belastung und Aktivität des gesamten lymphatischen Systems: Bei dieser Art von Aktivität handelt es sich eigentlich um eine Reaktion auf eine extrazelluläre homotoxikologische Belastung:Lymphsystemhomotoxikologische Ansammlung von belastenden Stoffen. Die Matrix ist sozusagen mit unerwünschten Substanzen belastet, die so schnell wie möglich abtransportiert werden sollten. Das Lymphsystem:homotoxikologische BelastungLymphsystem bringt über seine Vasa lymphatica das Transportsystem in einen Zustand von Erregung und Überaktivität, um die Homöostase zu erhalten. In diesem Fall zeigen sich oft keine typischen Symptome, die dem Lymphsystem zuzuordnen sind.
2.
Überbelastung bzw. lymphatischer lymphatischer StauStau in einem oder mehreren spezifischen Bereichen wie Leber, Lunge, Dickdarm usw. Man spricht auch von einer lokalen lymphatischen Blockade: Hier zeigen sich erste Zeichen eines lymphatischen Staus. Ein bekanntes Zeichen bei lokaler Dekompensierung ist der Schmerz in Höhe des Plexus coeliacus bzw. der Cisterna chyli bei einem Stau im Bereich des Dünndarms und der Trunci Trunci lumbales:lymphatischer Staulumbales. In den Trunci lumbales dexter und sinister sammelt sich Lymphe aus den unteren Extremitäten, aus dem Becken, von Teilen der Bauchwand, aus dem Urogenitaltrakt und den paarigen Bauchorganen. Dass der Lumbalbereich in dem Fall anfällig für eine metabole Starre ist, erscheint logisch.
3.
Belastung bzw. Entgleisung in Form einer Kombination aus beiden Varianten: Dabei tritt ein starker lokaler lymphatischer lymphatischer Stau:und metabole StarreStau (z. B. im lumbalen Bereich) zusammen mit einer kompletten Überbelastung des ganzen Transportsystems und einer metabolen Starre der Matrix auf. In dem Fall werden sich mehrere der oben genannten klinischen Zeichen manifestieren.
9.3.2
Therapieansätze bei Störungen des lymphatischen Systems
•
Plasmaflüssigkeit,
•
intrazelluläres Wasser,
•
interstitielle Flüssigkeit,
•
transzelluläres Wasser und
•
die Flüssigkeit in Fasern, Knorpel und anderen Bindegewebestrukturen.
Was heißt gesundes Wasser?
•
pH-pH-Wert:WasserWert von 6,2–6,8 (Maßeinheit für den Säuregrad oder die H+-Ionen-Konzentration bzw. die Protonenverfügbarkeit einer wässrigen wässrige Lösung:pH-WertLösung)
•
rH-Wert von 22–28 (Maßeinheit für den Oxidations- bzw. Reduktionszustand einer wässrigen Lösung): Ist viel Wasserstoff verfügbar, ist die Lösung reduziert, ist wenig Wasserstoff verfügbar, ist die Lösung oxidiert. Der rH-rH-Wert:WasserWert drückt die Verfügbarkeit von Wasserstoff und damit die Verfügbarkeit oder den Energiereichtum der Elektronen in wässrigen Lösungen wässrige Lösung:rH-Wertlebender Systeme aus. Energiereiche Elektronen werden im extrazellulären Bereich des Menschen immer durch Wasserstoff transportiert, den wir über die Lebensmittel aufnehmen. In der Atmungskette der Mitochondrien werden die energiereichen Elektronen auf Sauerstoff übertragen und ihre Energie zur ATP-Bildung verwendet.
•
R-Wert > 6.000 Ohm (Maßeinheit für die Gesamtionenstärke einer wässrigen Lösung): Ein niedriger R-R-Wert:WasserWert bedeutet, dass sich viele freie Ionen in der Lösung wässrige Lösung:R-Wertbefinden, ein hoher R-Wert, dass sich wenige freie Ionen in der Lösung befinden.
9.4
Säure-Basen-Haushalt und Matrix
9.4.1
Bedeutung des pH-Werts
•
Sinkt der pH-pH-Wert:IonenbindungenWert, stehen mehr H+-Ionen zur Verfügung, die sich an negativ geladene Aminosäurereste anlagern und diese dadurch neutralisieren. Sie stehen nun nicht mehr für Ionenbindungen zur Verfügung, sodass es zu einer Veränderung der pH-Wert:Raumstruktur von ProteinenRaumstruktur und damit der Funktionsfähigkeit des Proteins kommt.
•
Eine Erhöhung des pH-Werts führt zur Abgabe von H+-Ionen aus den Aminosäureresten eines Proteins. Nun sind mehr negativ geladene Stellen in einem Protein verfügbar, sodass neue Ionenbindungen entstehen können. Dadurch wird die Konformationsänderung:pH-WertKonformation eines Proteins ebenfalls verändert.
Fieber
•
Mit den Schweißdrüsen entwickelte sich das Schwitzen, das eine effektive Möglichkeit der Wärmeabgabe darstellt und Temperaturerhöhungen entgegenwirkt. Zittern führt umgekehrt zur Erwärmung des Körpers.
•
Puffersysteme:pH-WertPuffersysteme wiederum sind in der Lage, Veränderungen des physiologischen pH-Werts in einem bestimmten Umfang abzupuffern, sodass eine Zufuhr oder Verminderung von H+-Ionen in diesem Bereich ohne direkte Auswirkungen bleibt.
MERKE
Die Konformation bzw. Raumstruktur eines Proteins Proteine:pH-abhängige Konformationist entscheidend für seine biologischen Eigenschaften. Nur in der nativen Form erfüllt ein Eiweiß seine biologische Funktion.
Die Konformation von Proteinen ist u. a. vom pH abhängig, weswegen der pH-pH-Wert:ProteinkonformationWert in engen Grenzen stabil gehalten werden muss.
9.4.2
Quellen der Wasserstoffionenbelastung
•
Laktatbildung:GlykolyseLaktatbildung: In anaeroben Stoffwechselsituationen, wie sie z. B. bei starker körperlicher Beanspruchung im Skelettmuskel entstehen, ist keine ausreichende Regeneration des für die Glykolyse nötigen NAD+ über die Atmungskette möglich (Sauerstoffmangel in der Atmungskette). Um einen Stillstand der Glykolyse zu verhindern, wird in dieser Situation Pyruvat zu Laktat reduziert. Dabei wird NADH zu NAD+ regeneriert, was den Fortgang der Glykolyse:LaktatbildungGlykolyse ermöglicht. Läuft eine derart anaerobe Glykolyse verstärkt ab, kann eine LaktatazidoseLaktatazidose im ganzen Körper entstehen.
•
Ketonkörperbildung:HungerstoffwechselKetonkörperbildung: In Hungerstoffwechselsituationen oder im Rahmen Ketonkörperbildung:Insulinmangeleines Insulinmangel:KetonkörperbildungInsulinmangels (diabetogene Stoffwechsellage) kommt es zu einer stark gesteigerten Fettsäureoxidation (-Oxidation) in der Leber. Dies führt durch eine spezielle Stoffwechselkonstellation zur vermehrten Produktion von Acetessigsäure und -Hydroxybuttersäure, die in dissoziierter Form als Acetoacetat und -Hydoxybutyrat die Ketonkörper darstellen. Über dabei frei werdende Protonen kann sich eine KetoazidoseKetoazidose entwickeln.
•
Bildung von H2SO4: Im Rahmen des Methionin- und Cysteinstoffwechsels (zwei Aminosäuren) anfallende H2S- und H2SO3-Moleküle werden unter Abgabe ihrer Wasserstoffe als H+ und durch anschließende Oxidation zu SO42-Ionen umgewandelt.
•
Säurehaltige Lebensmittel: In vielen Nahrungsmittel:säurehaltigeNahrungsmitteln sind Säuren wie Zitronen-, Phosphor- (meist in Form von Dihydrogenphosphat, H2PO4) oder Ascorbinsäure enthalten. Im basischen Milieu des Dünndarms geben sie ihre Protonen ab.
•
Proteinreiche Nahrung: Auch eine eiweißreiche Ernährung:eiweißreicheErnährung kann eine Erniedrigung des Blut-pH-pH-Wert:Erniedrigung durch eiweißreiche ErnährungWerts bewirken, da beim Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren (Methionin, Cystein) SO42 anfällt. Beim Abbau von Arginin und Lysin werden ebenfalls Wasserstoffionen freigesetzt.
9.4.3
Regulation des Säure-Basen-Haushalts
•
Neutralisation oder Abgabe von H+-Ionen durch Puffersysteme
•
Regulation des CO2-Partialdrucks durch die Atmung (pulmonale Regulation)
•
Regulation der H+- bzw. HCO3-Ausscheidung durch die Niere (renale Regulation)
Regulation durch Puffersysteme
MERKE
Puffersysteme sind konjugierte Säuren/Basen-Paare, die in einem bestimmten pH-Bereich Protonen aufnehmen oder abgeben können und so den pH-Wert in diesem Bereich stabilisieren.
Phosphatpuffer

Hämoglobinpuffer


Proteinpuffer
Bikarbonatpuffer

•
Bei Vorliegen einer erhöhten H+-Ionen-Konzentration im Blut wird das Gleichgewicht des Puffersystems durch vermehrtes Abatmen von CO2 nach rechts verschoben, was eine kompensatorische Senkung der Protonen zur Folge hat (Protonen reagieren vermehrt mit HCO3 zum Zwischenprodukt H2CO3).
•
Umgekehrt kann bei einer Alkalose die H+-Ionen-Konzentration im Blut kompensatorisch erhöht werden, indem durch Hypoventilation die Menge des abgeatmeten CO2 verringert wird. Dadurch verschiebt sich das Gleichgewicht des Bikarbonatpuffers nach links, was eine Erhöhung der Protonen im Blut zur Folge hat.
MERKE
Der Bikarbonatpuffer:AtemregulationBikarbonatpuffer stellt das quantitativ wichtigste Puffersystem im Blut dar. Seine größte Bedeutung liegt darin, dass CO2 über die Lunge abgeatmet werden kann.
Damit stellt es ein offenes Puffersystem dar, dessen Gleichgewicht durch Veränderung der Atemintensität reguliert werden kann.
Respiratorische Regulation
Renale Regulation des pH-Werts
•
als freie Säure (H+),
•
als titrierbare Säuren:titrierbareSäuren (v. a. H2PO4),
•
als NH4+ (Ammoniumionen) oder
•
durch Resorption und Regeneration von zuvor filtrierten HCO3-Ionen.
9.4.4
Störungen im Säure-Basen-Haushalt
•
Respiratorische Säure-Basen-Säure-Basen-Störungen:respiratorischeStörungen werden renal kompensiert. Im Falle einer Alkalose vermindert die Niere ihre Bikarbonatresorption. Eine Azidose gleicht sie durch vermehrte Säureausscheidung, Bildung von Bikarbonat und dessen Resorption aus.
•
Metabolische Säure-Basen-Säure-Basen-Störungen:metabolischeStörungen werden hauptsächlich durch Anpassung der Atmung ausgeglichen. Einer Alkalose kann durch HypoventilationHypoventilation entgegengewirkt werden. Eine HyperventilationHyperventilation lässt durch vermehrte CO2-Abatmung den pH-Wert steigen. Zusätzlich greift auch hier eine renale Gegenregulation.
MERKE
Chronische Belastungen des Säure-Basen-Haushalts können durch die Pufferwirkung des Bindegewebes lange Zeit kompensiert werden, ohne dass es zu pH-Verschiebungen im Blut kommt.
9.4.5
Bedeutung der Bindegewebsmatrix für die Stabilität des pH
Behandlung einer Säurebelastung der Matrix
•
Reduktion säurebildender Nahrungsmittel
•
Vermehrte Zufuhr basisch wirkender Nahrungsmittel, evtl. auch Basenpulver (enthalten meist Natriumbikarbonat, Kalziumkarbonat, Kaliumbikarbonat und Natriumphosphat)
•
Hohe Wasserzufuhr
•
Spezielle Teesorten zur Säureausscheidung
Patientenbesprechung
Angelika
Katabolismus
Metabolisches Syndrom
Leaky-Gut-Syndrom
•
die Darmflora als mikrobielle Barriere,
•
der Darmschleim als humorale Barriere,
•
die Darmschleimhaut als anatomische Barriere und
•
das darmassoziierte Immunsystem als immunologische Barriere.
Prognose
Günter
Roland
Inge
Literatur
Benninghoff et al., 2003
Berg, 2003
Bozanovic-Sosic et al., 2001
Brierley and Field, 1948
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Knopf et al., 1995
Koh et al., 2005
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