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10.1016/B978-3-437-22255-9.00025-0
978-3-437-22255-9
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Schema ErbgängeErbgänge und genetische Symbole Vererbungsmuster
[L157]

Fingerhaltung bei Edwards-Syndrom Edwards-Syndrom
[L157]

Ullrich-Turner-Ullrich-Turner-SyndromSyndrom
[L157]

Wiedemann-Beckwith-Wiedemann-Beckwith-SyndromSyndrom
[L157]

Fetales Alkoholsyndrom
[L157]

Begriffsdefinitionen TrisomieTrisomieTranslokationTranslokationPenetranz, GenetikPenetranz, GenetikMosaik, ChromosomenMosaik, ChromosomenMonosomieMonosomieKaryotypKaryotypDeletionDeletionChromosomenmosaikChromosomenmosaikChromosomenChromosomenAllelAllelGenetik
Begriff | Definition |
Allel | Verschiedene Zustandsformen von Genen am selben Genort |
Chromosomenmosaik | Gleichzeitiges Vorkommen von Zelllinien mit verschiedenen Karyotypen bei einem Individuum (z. B. 45,X- u. 46,XX-Zellen beim Turner-Sy.) |
Deletion | Verlust eines Chromosomenstücks |
Karyotyp | Diploider Chromosomensatz eines Individuums, definiert durch Chromosomenzahl, -form u. -größe. Der lange Arm des Chromosoms wird mit q, der kurze Arm mit p abgekürzt |
Beispiele
|
|
Monosomie | Fehlen eines Chromosoms im diploiden Chromosomensatz |
Penetranz | Durchschlagkraft eines Gens. Anteil in %, mit dem sich ein dominantes o. homozygot rez. Gen im Phänotyp des Trägers manifestiert |
Translokation | Strukturelle Chromosomenaberration. Anheftung eines Chromosomenstücks o. eines ganzen Chromosoms an ein anderes |
Balancierte Translokation | Austausch von Chromosomenstücken zwischen 2 Chromosomen ohne Substanzverlust |
Begriff | Definition |
Unbalancierte Translokation | Translokation mit Verlust o. Zuwachs von Chromosomenstücken. Oft Folge einer balancierten Translokation bei einem Elternteil |
Translokationstrisomie | Überzähliges Chromosom ist an ein anderes angeheftet |
Freie Trisomie | Zusätzliches Chromosom liegt unabhängig von anderen vor |
Vererbungsmuster (Erbgänge Abb. 25.1)Vererbung:X-chromosomaleVererbung:X-chromosomaleVererbung:rezessiveVererbung:rezessiveVererbung:dominanteVererbung:dominanteVererbung:autosomaleVererbung:autosomaleHomozygotieHomozygotieHeterozygotieHeterozygotieHemizytogieHemizytogieGenetisch bedingte Erkrankungen:VererbungsmusterGenetisch bedingte Erkrankungen:Vererbungsmuster
Vererbungsmodus | Charakteristika | |
Autosomal-dominant (aut.-dom.) |
Def. | Krankheit manifestiert sich bei Heterozygotie der Gene. Übertragung des „kranken“ Gens erfolgt i. d. R. von einem betroffenen Elternteil auf die Kinder. Sporadische Fälle beruhen auf Neumutation |
Bsp. |
|
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! | Bei Vorliegen einer aut.-dom. Erkr. nicht automatisch von einem Wdh.-Risiko von 50 % ausgehen, kann Neumutation sein. Eltern genau nach Mikrosympt. untersuchen, an unterschiedliche Penetranz denken. Bei einer Neumutation beträgt das Wdh.-Risiko dagegen nicht 0 %, da ein Keimzellmosaik vorliegen kann. → Wdh.-Risiko 1–5 % | |
Autosomal-rezessiv (aut.-rez.) |
Def. | Nur homozygote Genträger erkranken, d. h., genotyp. Heterozygote sind phänotyp. meist gesund. Heterozygote Elternpaare haben für jedes Kind ein Erkr.-Risiko von 25 % |
Bsp. |
|
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! | An mögliche molekulargenetische Untersuchung weiterer Angehöriger denken! | |
X-chromosomal rezessiv (X-chrom. rez.) |
Def. | Manifestation des Leidens fast ausschl. bei Männern, da sie das „krank machende“ Gen auf dem X-Chromosom durch das Y-Chromosom nicht ausgleichen können. Frauen sind im heterozygoten Zustand meist gesund |
Bsp. |
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! | Heterozygote Mädchen können z. T. klin. erfasst werden (z. B. CK-Erhöhung bei Muskeldystrophie Duchenne) Cave bei einer Sonderform der X-chrom. geistigen Behinderung, dem Fragilen-X-Sy. Hier können heterozygote Mädchen u. U. betroffen u. gesunde Großväter Überträger sein (Prämutation) |
|
X-chromosomal dominant (X-chrom. dom.) |
Def. | Heterozygote Frauen u. hemizygote Männer erkranken |
Bsp. | Vit.-D-resistente Rachitis (Phosphatdiab., 8.4.4) | |
! | Bestimmte X-chrom. dom. Erkr. führen bei Jungen zum intrauterinen Tod, z. B. Incontinentia pigmenti | |
Multifaktoriell | Def. | Krankheit entsteht durch Zusammenwirken von mehreren Genen u. Umweltfaktoren |
Bsp. |
|
|
! | Prognose u. Wdh.-Risiko hängen sehr von der Anzahl weiterer Betroffener in der Familie ab (Tab. 25.3) |
Wiederholungsrisiko häufiger multifaktorieller Spina bifidaKlumpfußHüftluxationHeuschnupfenGenetisch bedingte Erkrankungen:WiederholungsrisikoAtopisches EkzemAsthmaErkrankungen
Erkrankung des Kinds | Statistisches Wiederholungsrisiko nach einem betroffenen Kind |
Spina bifida | Bis 4 % |
LKG-Spalte | Bis 4 % |
Klumpfuß | Bis 3 % |
Hüftluxation | Söhne bis 1 %, Töchter bis 7 % |
Asthma | 10 % für Asthma, 25 % für Heuschnupfen, 4 % für Neurodermitis |
Heuschnupfen | 25 % für Heuschnupfen, 6 % für Asthma, 3 % für Neurodermitis |
Neurodermitis | 7 % für Neurodermitis, 20 % für Heuschnupfen, 6 % für Asthma |
Leitsymptome von VierfingerfurcheVierfingerfurcheVierfingerfurcheVACTERL-AssoziationVACTERL-AssoziationVACTERL-AssoziationTrisomie:18Trisomie:18Trisomie:18SynophrysSynophrysSynophrysSyndaktylieSyndaktylieSyndaktylieSturge-Weber-SyndromSturge-Weber-SyndromSturge-Weber-SyndromSandalenlückeSandalenlückeSandalenlückeRetardierungssyndrome:LeitsymptomeRetardierungssyndrome:LeitsymptomeRetardierungssyndrome:LeitsymptomeRadiusaplasieRadiusaplasieRadiusaplasiePolydaktyliePolydaktyliePolydaktyliePhiltrumPhiltrumPhiltrumÖsophagusatresieÖsophagusatresieÖsophagusatresieOmphalozeleOmphalozeleOmphalozeleOhren:tief sitzendeOhren:tief sitzendeOhren:tief sitzendeNierenfehlbildungenNierenfehlbildungenNierenfehlbildungenNase, prominenteNase, prominenteNase, prominenteMyelomeningozeleMyelomeningozeleMyelomeningozeleMuskelhypotonieMuskelhypotonieMuskelhypotonieMikrozephalieMikrozephalieMikrozephalieMikrognathieMikrognathieMikrognathieMakroglossieMakroglossieMakroglossieLippen-Kiefer-Gaumen-SpalteLippen-Kiefer-Gaumen-SpalteLippen-Kiefer-Gaumen-SpalteLidachsenLidachsenLidachsenKrampfanfälleKrampfanfälleKrampfanfälleKleinwuchsKleinwuchsKleinwuchsHypotelorismusHypotelorismusHypotelorismusHypertelorismusHypertelorismusHypertelorismusGroßwuchsGroßwuchsGroßwuchsGesichtsdysmorphieGesichtsdysmorphieGesichtsdysmorphieGesichtsanomalienGesichtsanomalienGesichtsanomalienGenetisch bedingte Erkrankungen:DysmorphiesyndromeGenetisch bedingte Erkrankungen:DysmorphiesyndromeGenetisch bedingte Erkrankungen:DysmorphiesyndromeGelenkkontrakturenGelenkkontrakturenGelenkkontrakturenGelenkbeweglichkeit, abnormeGelenkbeweglichkeit, abnormeGelenkbeweglichkeit, abnormeGallengangsatresieGallengangsatresieGallengangsatresieFistel(n):präaurikuläreFistel(n):präaurikuläreFistel(n):präaurikuläreFehlbildungssyndrome:LeitsymptomeFehlbildungssyndrome:LeitsymptomeFehlbildungssyndrome:LeitsymptomeExtremitäten:HypoplasieExtremitäten:HypoplasieExtremitäten:HypoplasieExtremitäten:FehlbildungenExtremitäten:FehlbildungenExtremitäten:FehlbildungenEhlers-Danlos-SyndromEhlers-Danlos-SyndromEhlers-Danlos-SyndromBehinderung, geistigeBehinderung, geistigeBehinderung, geistigeAugenbrauen, zusammengewachseneAugenbrauen, zusammengewachseneAugenbrauen, zusammengewachseneAdipositasAdipositasAdipositasAchondroplasieAchondroplasieAchondroplasieFehlbildungssyndromen
Anomalie | Fehlbildungssyndrome |
Anomalien des Gesichts | |
Erster Eindruck ist oft, das Kind sieht „komisch“ aus. Diesen Eindruck konkretisieren, Auffälligkeiten genau beschreiben | |
Nach oben außen laufende Lidachsen | Down-Sy. (25.4.1) |
Nach unten außen laufende Lidachsen | Wolf-Sy. (partielle Deletion des kurzen Arms eines Chromosoms 4: SGA, prominente Stirn, Hakennase, LKG-Spalte, Herzfehler, Klitorishypertrophie, Mikrozephalie), Noonan-Sy. (25.4.5; DD), Cri-du-Chat-Sy. (partielle Deletion des kurzen Arms eines Chromosoms 5: SGA, Larynxhypoplasie, typ. „Miauen“, Herzfehler) |
Hypertelorismus (weiter Augenabstand) |
Wolf-Sy., Noonan-Sy. (25.4.5, DD), Potter-Sequenz (25.4.11) |
Hypotelorismus (enger Augenabstand) |
Pätau-Sy. Holoprosenzephalie-Sy. |
Kurze Lidspalten | Fetales Alkoholsy. (FAS, 25.5.1), Edwards-Sy. (25.4.2), Dubowitz-Sy. (Kleinwuchs, Mikrozephalie, Ekzem, abstehende Ohren) |
Synophrys (in der Mitte zusammengewachsene Augenbrauen) |
Cornelia-de-Lange-Sy. (Kleinwuchs, Mikrozephalus, dichte Augenbrauen, lange Wimpern, hohes Philtrum, schmale Oberlippe, kleine Hände u. Füße) |
Prominente Nase | Rubinstein-Taybi-Sy. (breite Endphalangen der Daumen u. Großzehen, Herzfehler, Nierenfehlbildungen, Mikrozephalie), Seckel-Sy. (= Vogelkopfzwergwuchs, hochgradige intrauterine Wachstumsretardierung, Mikrozephalie) |
Makroglossie | Wiedemann-Beckwith-Sy. (25.4.8), angeborene Hypothyreose, Mukopolysaccharidosen |
Verstrichenes Philtrum | FAS (25.5.1) |
Langes Philtrum | Cornelia-de-Lange-Sy. (s. o.), Valproat, embryo-/fetopathische maternale PKU |
Tief sitzende Ohren | Noonan-Sy., Rubinstein-Taybi-Sy. (s. o.), Edwards-Sy. (25.4.2), Down-Sy. (25.4.1), Wolf-Sy. |
Präaurikuläre Fisteln | Cat-Eye-Sy. (Iriskolobom, antimongoloide Lidachsenstellung, Analatresie, Lungenvenenfehlmündung, Nierenanomalien), Goldenhar-Symptomkomplex (Gesichtsasymmetrie, Mandibulahypoplasie, WS-Anomalie, Herzfehler), Wolf-Sy. (s. o.) |
Mikrognathie | Edwards-Sy. (25.4.2), Turner-Sy. (25.4.5), Wolf-Sy., Cat-Eye-Sy. (s. o.), Cornelia-de Lange-Sy., Seckel-Sy. (s. o.) |
Tiefer Haaransatz im Nacken | Turner-Sy. (25.4.5), Noonan-Sy. (25.4.5, DD) |
Dünnes Haar | Ektodermale Dysplasie (Hautatrophie, Schweiß-/Talgdrüsenhypoplasie), Menkes-Sy. (Kupferstoffwechselstörung mit hypopigmentierten, brüchigen Haupthaaren, geistigem u. körperl. Entwicklungsrückstand) |
LKG-Spalte | Pätau-Sy., Wolf-Sy., Antiepileptika-Embryofetopathie |
Grobe Gesichtszüge | Mukopolysaccharidosen |
Extremitätenfehlbildungen | |
Polydaktylie | Pätau-Sy., Laurence-Moon-Bardet-Biedl-Sy., Smith-Lemli-Opitz-Sy. (Mikrozephalie, Ptosis, nach oben gerichtete Nasenlöcher, Syndaktylie der 2. u. 3. Zehe, Hypospadie) |
Syndaktylie | Apert-Sy. (Kraniosynostose, Turmschädel, Exophthalmus, Löffelhände), Smith-Lemli-Opitz-Sy. (s. o.), Cri-du-Chat-Sy. (s. o.) |
Sandalenlücke | Down-Sy. |
Vierfingerfurche | Down-Sy., Cornelia-de-Lange-Sy. Smith-Lemli-Opitz-Sy. |
Gelenkkontrakturen | Arthrogrypose (23.1.2), Potter-Sequenz (25.4.11) |
Abnorme Gelenkbeweglichkeit | Ehlers-Danlos-Sy. (Bindegewebsstörung mit hyperelastischer Haut, hypertrophe Narben, Suffusionen, Hernien, Megalokornea, Spontanrupturen von Gefäßen), Marfan-Sy. |
Extremitätenhypoplasie | Varizellen-Embryofetopathie (6.5.27), Amnionbänder |
Radiusaplasie | Edwards-Sy. (25.4.2), VACTERL-Assoziation (25.4.10), Roberts-Sy. (Mikrozephalie, Kleinwuchs, Phokomelie, Daumenhypoplasie, Kontrakturen, Makropenis, Klitorishypertrophie), Holt-Oram-Sy. (variable Fehlbildungen der oberen Extremitäten u. Herzfehler) |
Klein-/Großwuchs, Adipositas | |
Kleinwuchs, proportioniert | Down-Sy., Turner-Sy., Noonan-Sy. (25.4.5, DD), Rubinstein-Taybi-Sy. (s. o.), Seckel-Sy. (s. o.), Silver-Russel-Sy. (prä- u. postnataler Kleinwuchs, relativ großer Hirnschädel, Asymmetrien) |
Kleinwuchs, disproportioniert | Achondroplasie (aut.-dom., Makrozephalus, Lendenlordose, im Sgl.-Alter Muskelhypotonie, 23.1.1), Knorpel-Haar-Hypoplasie (aut.-rez., überstreckbare Gelenke; feines, spärliches Haar, Immundefekt), Leri-Weill-Sy. (Madelung-Deformität) |
Großwuchs | Marfan-Sy., Homozystinurie, Klinefelter-Sy., Sy. des Fragilen X im Kindesalter |
Adipositas | Prader-Willi-Sy. (25.4.6), Laurence-Moon-Bardet-Biedl-Sy., Down-Sy. |
Innere Fehlbildungen | |
Gallengangsatresie | Alagille-Sy. (mit Pulmonalstenose, Schmetterlingswirbel) |
Herzfehler | (7.4, 7.5, 7.6) |
Nierenfehlbildungen | Embryopathia diabetica, VACTERL-Assoziation, Cat-Eye-Sy. (s. o.), Edwards-Sy. (25.4.2), Turner-Sy. (25.4.5), Prune-Belly Sy. (Hypoplasie der Bauchwandmuskulatur, Nierendysplasie, Megaureteren, Meatusstenose, Kryptorchismus), Klippel-Feil-Sy. (Fusion u. Hypoplasie von HWK mit sek. neurolog. Ausfällen, asymmetrischem Gesicht, Nierenagenesie), Wolf-Sy. (s. o.) |
Omphalozele | Wiedemann-Beckwith-Sy. (25.4.8) |
Ösophagusatresie | VACTERL-Assoziation, CHARGE-Sy., Edwards-Sy., DiGeorge-Sy. (Thymushypoplasie, Hypokalzämie, Herzfehler, hypoplastische Mandibula) |
Neurologische Auffälligkeiten | |
Mikrozephalie | Angeb. Inf. (25.5), FAS (25.5.1), maternale PKU, Pätau-Sy. (25.4.3), Edwards-Sy. (25.4.2), Wolf-Sy., Rubinstein-Taybi-Sy., Seckel-Sy., Smith-Lemli-Opitz-Sy., Cri-du-chat-Sy. |
Geistige Behinderung | S. o.; Mikrozephalie u. Fragiles-X-Sy. (25.4.7) |
Myelomeningozele | Valproat-Embryopathie, Edwards-Sy. |
Krampfanfälle | Stoffwechselerkr. (11.1), Sturge-Weber-Sy. (Naevus flammeus im Trigeminusbereich), tuberöse Hirnsklerose (White Spots u. Angiofibrome), Neurofibromatose v. Recklinghausen (Café-au-Lait-Flecken u. Neurofibrome) |
Erlernte Fähigkeiten ↓ | Speicherkrankheiten, z. B. Lipofuscinose |
Muskelhypotonie | M. Werdnig-Hoffmann (12.10.1), Muskeldystrophie Duchenne (12.10.4), Down-Sy., Prader-Willi-Sy., Zellweger-Sy. (peroxisomale Stoffwechselstörung: Hepatomegalie, polyzystische Nieren, Gesichtsdysmorphien) |
Teratogene Fetopathien, teratogene NoxenEmbryopathien, teratogene NoxenNoxen und VirusfetopathieVirusembryopathieValproat-EmbryopathieToxoplasmose:FetopathieSyphilisfetopathiePhenytoin-EmbryopathiePhenylketonurie:mütterlicheDiabetes mellitus:mütterlicherAmnionbänderInfektionenZytomegalie, Fetopathie
Noxe/Infektion | Symptome |
Alkohol | Klinik u. Beurteilung (25.5.1) |
Phenytoin in Komb. mit Barbituraten | Hypotrophie, Mikrozephalie, geistiger u. körperlicher Entwicklungsrückstand, hypoplastische Nägel, Gesichtsdysmorphie, LKG-Spalte, Herzfehler |
Syphilisfetopathie | Neuralrohrdefekte |
Virusembryopathie, z.B. Röteln | Mikrozephalie, Hydrocephalus internus, Katarakt, Mikrophthalmus, Herzfehler |
Virusfetopathie, z.B. Zytomegalie | Hypotrophie, Mikrozephalie, Chorioretinitis, bei Varizellen zusätzlich Hypomelie, Hirnfehlbildung, Herzdilatation; bei Zytomegalie zusätzlich Hepatosplenomegalie |
Syphilisfetopathie | Bullöser, vesikulärer Hautausschlag an Handinnenflächen u. Fußsohlen, Sattelnase, später spindelförmige Auftreibung der Röhrenknochen mit Bewegungseinschränkung |
Parasitäre Fetopathie, z.B. Toxoplasmose | Hydrozephalus, intrazerebrale Verkalkungen, Retinopathie |
Diabetes mellitus der Mutter (schlecht eingestellt) | Herzfehler, eng gestelltes Kolon, kaudale Regressionsdefekte (Sakralagenesie, urolog. Fehlbildungen) |
PKU der Mutter | Mikrozephalie, Herzfehler, Skelettfehlbildungen |
Amnionbänder | Unilaterale Extremitätenfehlbildungen, Enzephalozele, Gesichtsspalten |
Medizinische Genetik
-
25.1
Grundlagen724
-
25.2
Leitsymptome von Dysmorphiesyndromen727
-
25.3
Vorgehen bei Verdacht auf genetisch bedingte Erkrankung730
-
25.4
Häufige Fehlbildungs- und Retardierungssyndrome733
25.4.1
Down-Syndrom733
25.4.2
Edwards-Syndrom734
25.4.3
Pätau-Syndrom734
25.4.4
Klinefelter-Syndrom735
25.4.5
Ullrich-Turner-Syndrom736
25.4.6
Mikrodeletionssyndrome737
25.4.7
Fragiles-X-Syndrom (Martin-Bell-Syndrom)738
25.4.8
Wiedemann-Beckwith-Syndrom739
25.4.9
Marfan-Syndrom739
25.4.10
VACTERL-Assoziation (VATER-Assoziation)740
25.4.11
Potter-Sequenz740
-
25.5
Teratogene Noxen und Infektionen741
25.1
Grundlagen
•
Dysmorphie- o. Fehlbildungssy.
•
Stoffwechselerkr. (11.1), Mukoviszidose (14.6)
•
Neurol. Erkr., einschl. Muskelerkr. (12.10)
•
Erkr. des Skelettsystems, z. B. Achondroplasie, Osteogenesis imperfecta (23.1.1)
•
Phakomatosen (12.5.3)
•
Hämophilie (17.4)
•
Hauterkr., z. B. Ichthyosis (19.2)
•
Erkr. der Sinnesorgane (Auge 20.3, Hörstörungen 21.11)
•
Tubulopathien (8.4)
25.2
Leitsymptome von Dysmorphiesyndromen
•
Die richtige Ther. hängt davon ab (z. B. bei Stoffwechselstörungen wie dem Smith-Lemli-Opitz-Sy.).
•
Überflüssige technische Unters. bleiben dem Pat. erspart.
•
Die Prognose für den Pat. kann gestellt werden (Überleben, geistige u. körperl. Entwicklung).
•
Das Wdh.-Risiko für weitere Nachkommen kann den Eltern genannt werden.
Zur Diagnosefindung ist die genaue Beobachtung u. Beschreibung auch von kleinen äußeren Auffälligkeiten u. inneren Fehlbildungen entscheidend. Humangenetiker zu Rate ziehen!
•
kennen die neuesten Möglichkeiten molekulargenetischer Diagn. u. Humangenetikkönnen auch die erforderliche Familienunters. koordinieren,
•
erkennen die Mikrosymptome bei Eltern,
•
beraten die Eltern bei weiter bestehendem Kinderwunsch.
.pdfInsb. bei der Komb. von Fehlbildungen mit neurolog. Auffälligkeiten o. geistiger Behinderung nach weiteren Sympt. suchen, um das Krankheitsbild zuordnen zu können.
25.3
Vorgehen bei Verdacht auf genetisch bedingte Erkrankung
Die Rahmenbedingungen der ärztlichen Tätigkeit im Kontext von genetischer Beratung u. Diagn. werden vom Gendiagnostikgesetz (GenDG) geregelt, das am 1.2.2010 in Kraft trat. Es regelt die Anforderungen an zulässige genetische Untersuchungen u. genetische Analysen u. beschränkt deren Anwendbarkeit.
Ziel des Gesetzes ist es, die mit der Unters. menschlicher Eigenschaften verbundenen möglichen Gefahren von genetischer Diskriminierung zu verhindern u. gleichzeitig die Chancen des Einsatzes genetischer Unters. für den einzelnen Menschen zu wahren.Genetisch bedingte Erkrankungen:DiagnostikGendiagnostikgesetz
Zur genetischen Diskriminierung gehört die Benachteiligung eines Menschen aufgrund seiner genetischen Disposition, z. B. Träger einer Mutation, die zur Huntington-Krankheit führt.
Das GenDG regelt auch Fragen, die den Versicherungsbereich u. das Arbeitsleben betreffen, sowie Abstammungsgutachten. Genetische Forschung u. Präimplantationsdiagn. (PID) sind davon ausgeschlossen.
Wichtigster Punkt des Gesetzes ist der Arztvorbehalt. Genetische Diagn. darf nur vom Arzt vorgenommen werden.
Neben der schriftlichen Einwilligung in die Unters. nach Aufklärung ist dabei das Konzept genetische Beratung, Diagn., genetische Beratung festgelegt.
25.3.1
Anamnese
-
•
SS- u.Genetisch bedingte Erkrankungen:Anamnese Geburtsanamnese zur Abgrenzung von genetischen ggü. exogenen Ursachen: Medikamente? Alkohol? Drogen? Strahlenexposition? Akute Erkr. während SS? Chron. mütterliche Erkr., z. B. Diab. mell., Epilepsie? Vorausgegangene Aborte? Blutungen in der SS? Kindsbewegungen normal? Oligohydramnion? Polyhydramnion? Geburtsmodus?
-
•
Kindliche Anamnese: Apgar, Nabelschnur-pH, GG? Ernährungsschwierigkeiten? Gehäufte Inf.? Meilensteine? Knick in der Entwicklung?
-
•
Familienanamnese: Stammbaum über mind. 3 Generationen. Familiäre Häufung von Aborten, Totgeburten, ungeklärten Todesursachen? Bei auffälligen Fehlbildungen nach familiärer Häufung fragen, evtl. Familienmitglieder zur Unters. einbestellen; Blutsverwandtschaft?
Selbsthilfegruppe
Genetisch bedingte Erkrankungen:SelbsthilfegruppenBei sehr vielen seltenen, v. a. genetischen Erkr. bietet das Kindernetzwerk Hilfe durch Vermittlung von Kontaktadressen u. Literatur:
•
Kindernetzwerk e. V., Tel. 0 60 21/1 20 30, www.kindernetzwerk.de
•
Informationen zu einzelnen genetisch bedingten Erkrankungen mit Zugang zu Reviewartikeln über orphanet.de
25.3.2
Diagnostik
Chromosomenanalyse
-
•
Aus Vollblut:
-
–
ChromosomenanalyseI. v. Blutentnahme in steriles, heparinisiertes Röhrchen. Röhrchen anschließend sofort ins humangenetische Labor geben
-
–
Ind.: V. a. numerische u. strukturelle Chromosomenaberration
-
-
•
Aus Fibroblasten (Hautbiopsie): Ind. ist Abklärung eines chromosomalen Mosaiks, Karyotyp-Unters. post Fibroblastenkulturmortem
Molekular-zytogenetische Untersuchungen
-
•
FISH; Heparinblut
-
•
Array-CGH (comparativeZytogenetik genom hybridisation): EDTA-Blut
-
•
V. a. spezielles Mikrodeletionssy. Bei der Anforderung für eine FISH-Unters. muss deshalb in jedem Fall die Verdachtsdiagnose mitgeteilt werden
-
•
Array-CGH bei geistiger Behinderung unklarer Genese, mit u. ohne faziale Dysmorphien, Fehlbildungs-/Retardierungssy. u. Autismus-Spektrumstörungen
Molekulargenetische Untersuchungen
Welche DNA-DNA-DiagnostikUnters. in D wo durchgeführt wird, kann in jedem/r humangenetischen Institut/Praxis erfragt o. auf der Internetseite des Berufsverbands Deutscher Humangenetiker e.V. eingesehen werden (unter → Diagnostikanbieter): www.BVDH.de.
Zudem bietet auch orphanet.de eine Adressenliste an (z. T. auch für europäische Labore).
Biochemische Untersuchungen
-
•
Aus Urin: Screening auf Stoffwechseldefekte der organischen Säuren, AS, Mukopolysaccharide
-
•
Aus Fibroblasten (Hautbiopsie):
–
Lysosomale FibroblastenkulturEnzyme bei V. a. Mukopolysaccharidosen
–
Nachweis des Enzymdefekts bei V. a. Gangliosidosen, Sphingomyelinosen, metachromatische Leukodystrophie
–
Kollagenanalyse
Ergänzende Untersuchungen
•
Ophthalmolog. Konsil (Glaukom bei Rötelnembryopathie, Korneatrübung bei Mukopolysaccharidosen, Linsenluxation bei Marfan-Sy., Choroideaangiom bei Sturge-Weber-Sy., Lisch-Knötchen bei Neurofibromatose Typ I, kirschroter Fleck bei Lipidosen)
•
Nieren-Sono (Tu bei tuberöser Hirnsklerose, Anomalien bei Klippel-Feil-Sy., Nierenagenesie bei Turner-Sy., Zysten, Tu)
•
Echokardiografie (Aneurysma bei Marfan-Sy., AV-Kanal bei Down-Sy.)
•
Rö-Aufnahmen von Extremitäten u. Schädel, z. B. bei Achondroplasie
•
EEG, CCT, MRT, EMG, NLG bei neurolog. Auffälligkeiten
•
Fotodokumentation
25.4
Häufige Fehlbildungs- und Retardierungssyndrome
25.4.1
Down-Syndrom
Häufigste Chromosomenanomalie, 1 : 650 Lebendgeborene.
-
•
Fazies: flaches Gesicht, nach oben außen laufende Lidachsenstellung, relative Makroglossie, Epikanthus medial, tief liegende Nasenwurzel; kleine, im oberen Teil abgewinkelte Ohrmuschel
-
•
Auge: helle Iris mit kleinen, weißen Flecken (= Brushfield Spots). Kolobome, Strabismus, Nystagmus, Glaukom
-
•
Extremitäten/Skelettsystem: Kleinwuchs, Brachyzephalus, kurze, plumpe Hände, Vierfingerfurche, kurze Mittelphalanx des V. Fingers. Abstand zwischen I. u. II. Zehe ↑ (Sandalenfurche). Gelenkbeweglichkeit ↑
-
•
Innere Organe: Herzfehler (ca. 50 % d. F., meist Septumdefekte, AV-Kanal). Stenosen/Atresien des Verdauungstrakts. Immunschwäche mit gesteigerter Infektanfälligkeit, Neigung zu Malignomen (Leukämien). Beim Mann Hypogonadismus, Infertilität, Frauen meist fertil. Hernien. Obstipationsneigung
-
•
Neurologie, Psychologie: Im NG- u. KK-Alter Muskelhypotonie; IQ < 50; fehlendes abstraktes Denken; Nachahmungstrieb. Können einfache Arbeiten im Haushalt o. in geschützten Werkstätten ausführen. Kinder meist heiter, froh, anschmiegsam, selten aggressiv; tapsiger Gang
-
•
Konventionelle Chromosomenanalyse
-
•
Schnelltest auf Trisomie 21 (Interphase-FISH-Diagn.), über Nacht
Selbsthilfegruppe
Information über Selbsthilfegruppen, Elternvereinigungen, Frühförderung:
Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte e. V., Tel. 0 6 421–49 10, www.Lebenshilfe.de
25.4.2
Edwards-Syndrom
-
•
Path. SS: vorzeitige Blutungen, Hydramnion
-
•
SGA
-
•
Fazies: vorgewölbte, dreieckige Stirn; kurze, meist nach unten außen laufende Lidachsenstellung, Mikrostomie, Epikanthus, Mikrognathie, verstrichenes Philtrum; LKG-Spalte; tief sitzende, dysplastische Ohren
-
•
Auge: Korneatrübung, Katarakt, Glaukom
-
•
Extremitäten/Skelettsystem: schmaler Schädel mit prominentem Hinterhaupt. Fingerbeugekontrakturen mit Überlappen des II. u. V. Fingers über den III. bzw. IV. Finger (Abb. 25.2). Radiusaplasie, kurze, dorsalflektierte Großzehen, vorstehender Kalkaneus, verstrichenes Fußgewölbe, Syndaktylien, hypoplastische Nägel
-
•
Innere Organe: Herzfehler; Nierenanomalien (Hydronephrose, Nierenzysten), Malrotation des Darms, Ösophagusatresie, Omphalozele, Inguinalhernie, Analatresie
-
•
Neurologie: zunächst Muskelhypotonie, später Muskelhypertonie
-
•
ZNS: Myelomeningozele, Hydrozephalus, Holoprosenzephalie, Krampfanfälle
-
•
Konventionelle Chromosomenanalyse
-
•
Schnelltest auf Trisomie 18 (Interphase-FISH-Diagn.)
Selbsthilfegruppe
Kontaktstelle für Eltern betroffener Kinder: LEONA e. V., Tel. 0 44 21–74 86 69, www.leona-ev.de
25.4.3
Pätau-Syndrom
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Trisomie:13SGA
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Fazies: Mikrophthalmie o. Anophthalmie, LKG-Spalte, fliehende Stirn, nach oben außen laufende Lidachsenstellung, tief sitzende, dysplastische Ohren, Mikrognathie
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Haut: narbige Skalpdefekte entlang der Sagittalnaht, V-förmiges Stirn-/Oberlidhämangiom
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Auge: Iriskolobom, Choroideakolobom, Katarakt, Hypoplasie des N. opticus
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Extremitäten/Skelettsystem: Hexadaktylie, Fäustchenstellung der Finger, hyperkonvexe Nägel, prominenter Kalkaneus
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Innere Organe: Herzfehler, Nierenfehlbildungen (polyzystische Nieren), Omphalozele, Malrotation des Darms, Kryptorchismus, Hypospadie
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Neurologie: Muskelhypertonie, selten Muskelhypotonie
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ZNS: Holoprosenzephalie, Kleinhirnanomalien, Krampfanfälle
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Konventionelle Chromosomenanalyse
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Schnelltest auf Trisomie 13, über Nacht
Selbsthilfegruppe
Kontaktstelle für Eltern betroffener Kinder: LEONA e. V., Tel. 0 44 21–74 86 69, www.leona-ev.de
25.4.4
Klinefelter-Syndrom
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Fazies: unauffällig
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Extremitäten/Skelettsystem: Großwuchs, bei Adulten zusätzlich Stammadipositas. Große Hände u. Füße
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Gonaden: fehlendes pubertäres Penis- u. Testiswachstum; Hypogonadismus mit Tubulussklerose, Aspermie u. ungenügender Testosteronproduktion. Unterentwickelte Pubes-/Bart- u. Axillarbehaarung
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Gynäkomastie
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Neurologie: IQ kann unterdurchschnittlich, aber auch normal sein. Verspätete motorische u. sprachliche Entwicklung u. Verhaltensauffälligkeiten können auftreten
Selbsthilfegruppe
Deutsche Klinefelter-Syndrom-Vereinigung e. V., Tel. 0700–99 94 79 99, www.klinefelter.de
25.4.5
Ullrich-Turner-Syndrom
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Fazies: nach unten außen laufende Lidachsenstellung, Epikanthus, Ptose, Strabismus, abfallenden Mundwinkeln, Mikrognathie, abstehenden Ohren (Abb. 25.3)
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Haut: Hand- u. Fußrückenödeme beim NG, multiple Nävi
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Extremitäten/Skelettsystem: Kleinwuchs, kurzer Hals mit Pterygium colli, tiefer Haaransatz. Schildthorax mit breitem MamillenabstandPterygium; Verkürzung der IV. Mamillenabstand, breiterMetakarpalia u. Metatarsalia
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Gonaden: Gonadendysgenesie (bindegewebige Ovarien); präpubertär normales, kindliches äußeres Genitale; prim. Amenorrhö
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Innere Organe: Herzfehler (Aortenisthmusstenose, aberrierende große Gefäße), Nierenanomalien
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Neurologie: normaler IQ, Schwierigkeiten beim abstrakten u. räumlichen Denken können auftreten
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Noonan-Sy. (aut.-dom. vererbtes Fehlbildungs-/Retardierungs-Sy. beider Geschlechter ohne Chromosomenaberration mit typ. „Turnerfazies“, Lymphödemen, Pulmonalstenose, Kleinwuchs)
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Klippel-Feil-Sy. (kurzer, breiter Hals mit tiefer Haargrenze u. überschüssigen Nackenfalten aufgrund von Fehlbildungen der HWS)
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Operative Korrektur der Herz- u. Nierenfehlbildungen
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Psycholog. Betreuung wg. Kleinwuchs u. Infertilität
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Regelmäßige kardiolog. Betreuung (Aortenaneurysma)
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Frühzeitige Vorstellung beim Kinderendokrinologen
Selbsthilfegruppe
Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom-Vereinigung e. V., Tel. 0 22 47–75 97 50, www.turner-syndrom.de
25.4.6
Mikrodeletionssyndrome
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Spezielle kleine Deletionen können durch FISH-Untersuchungen erkannt werden. Bei dieser Laboranforderung muss der Verdacht gezielt geäußert werden. Durch die relativ neu in der Routinediagn. verankerte Array-CGH werden dagegen Mikrodeletionen u. Mikroduplikationen über das gesamte Genom detektiert. Letztlich entspricht die Array-CGH vom Prinzip her einer hochauflösenden Chromosomenanalyse, wenn sie auch molekulargenetisch durchgeführt wird (25.3.2). Das Auflösungsvermögen ist mittlerweile bei ungefähr 200 kb Imbalance. Informationsmaterial zu den einzelnen Mikrodeletions-/-duplikationssy. findet sich z. B. auf der Website der englischen Selbsthilfegruppe www.rare.chromo.org.
Mikrodeletionssyndrom 22q11.2
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DiGeorge-Sy.: T-Zell-Defekt u. Hypokalzämie
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DiGeorge-SyndromVelokardiofaziales Sy. (Sphrintzen-Sy.Velokardiofaziales Syndrom): nasale Sprache (Sphrintzen-SyndromGaumensegelinsuff., submuköse Spalte?), auffälliges Gesicht (Telekanthus, bulböse Nase)
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Takao-Sy. (conotruncal anomaly face syndrome): Herzfehler mit Gesichtsdysmorphien
Selbsthilfegruppe
Kinder mit DeletionsSyndrom-22q11 e. V., Tel. 0 83 79–13 50, www.kids-22q11.de
Prader-Willi-Syndrom (PWS)
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Fazies: mandelförmige Augen, schmale Stirn
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Extremitäten/Skelettsystem: Kleinwuchs, kleine Hände u. Füße
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Innere Organe: Adipositas, Diab. mell. ab der 2. Lebensdekade
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Gonaden: bei Jungen hypoplastisches Skrotum, Mikropenis, Kryptorchismus
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Neurologie: Mikrozephalie. Als NG Muskelhypotonie, kaum vorhandener Saug- u. Schluckreflex (Sondenernährung), Besserung der Hypotonie im Laufe der ersten Lj., später psychomotorischer Entwicklungsrückstand, Krampfanfälle
Selbsthilfegruppe
Prader Willi Syndrom Vereinigung Deutschland e. V., Tel. 0 51 41–37 43 27, www.prader-willi.de
25.4.7
Fragiles-X-Syndrom (Martin-Bell-Syndrom)
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Fazies: längliches Gesicht, hohe Stirn, vorstehender Unterkiefer, große, abstehende Ohren
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Extremitäten/Skelettsystem: im Kindesalter Hochwuchs, überstreckbare Gelenke, auffallend teigige Hände
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Innere Organe: Aortenbogendilatation, Mitralklappenprolaps
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Genitale: ab Pubertät Hodenvergrößerung
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Neurologie: im Kindesalter Hyperaktivität, verzögerte Sprachentwicklung, Autismus, Epilepsie. IQ < 60
Bei Bestätigung der Verdachtsdiagnose Familienuntersuchung veranlassen.
Selbsthilfegruppe
Interessengemeinschaft Fragiles-X e. V., Tel. 0381–29 64 23 75, www.frax.de
25.4.8
Wiedemann-Beckwith-Syndrom
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LGA
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Fazies: Makroglossie, kleiner Oberkiefer, Weichteilfalten unterhalb der Augen, Kerbenohren, kapilläres Hämangiom Makroglossieüber der Glabella (Abb. 25.4)
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Skelettsystem: akzelerierte Skelettentwicklung, evtl. Hemihypertrophie
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Innere Organe: Viszeromegalien, Omphalozele (22.5.2), postnatal Hypoglykämie, Polyglobulie, erhöhtes Tu-Risiko (Wilms-Tu, NNR-Karzinom)
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Gute Prognose nach Überwinden der postnatalen Adaptationsschwierigkeiten
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Wachstums- u. Entwicklungsbeschleunigung wird allmählich ausgeglichen
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In den ersten Lj. ¼–½-jährl. Abdomen-Sono zur Tu-Früherkennung
Selbsthilfegruppe
Vermittlung von Kontaktadressen über: Kindernetzwerk e. V., Tel. 0 60 21–1 20 30, www.kindernetzwerk.de
25.4.9
Marfan-Syndrom
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Ektope Linse, meist bilateral u. nach temporal oben
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Dilatation der Aorta ascendens
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Aortendissektion (Aorta ascendens)
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Aortendissektion:Marfan-SyndromDuraektasie
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Auge: Myopie, Netzhautablösung, flache Kornea
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Kardiovaskulär: Mitralklappenprolaps, Kalzifizierung der Mitralklappe, abdom. Aortenaneurysma, Dysrhythmien, Endokarditis
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Pulmonal: Spontanpneumothorax, restriktive Lungenerkr.
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Skelettsystem: Hochwuchs, Arachnodaktylie (kleiner Finger u. Daumen einer Hand können das andere Handgelenk umspannen), Skoliose, ArachnodaktylieLordose, Spondylolisthesis, asymmetrischer Pectus excavatum, hoher Gaumen, Zahnstellungsanomalien, überstreckbare Gelenke
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Haut: Hernien, Striae distensae
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Erstgradverwandter: Beim Pat. müssen 2 Organsysteme betroffen sein, o. es muss mind. 1 Hauptsymptom vorliegen.
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Kein Erstgradverwandter betroffen: Beim Pat. müssen Symptome des Skelettsystems, von mind. 2 anderen Systemen u. ein Hauptbefund bestehen.
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Evtl. molekulargenetischer Test (3 Gene sind bekannt).
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Engmaschige kardiolog. Kontrollen. Endokarditisprophylaxe bei Aorten- u. Mitralklappeninsuff., evtl. Einnahme von Betablockern
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Konservativ-orthopädische Korrekturmaßnahmen
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Augenärztliche Kontrollen (Netzhautablösung)
Selbsthilfegruppe
Deutsche Marfan-Hilfe e. V., Tel. 0700–22 33 40 00, www.marfan.de
25.4.10
VACTERL-Assoziation (VATER-Assoziation)
25.4.11
Potter-Sequenz
25.5
Teratogene Noxen und Infektionen
25.5.1
Fetales Alkoholsyndrom (FAS) und Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD)
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SGA
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Fazies (Abb. 25.5): kurze Lidspalten, Ptose, verstrichenes Philtrum, schmales Lippenrot, Mikrognathie, LKG-Spalte, Epikanthus, kurzer Nasenrücken
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Innere Organe: Herzfehler, Nierenfehlbildungen
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Extremitäten: Kleinwuchs, Endphalangen- u. Nagelhypoplasie
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Neurologie: Mikrozephalus, im NG-Alter Muskelhypotonie, Hyperexzitabilität, später Hyperaktivität, Konzentrations- u. Lernstörungen. Mentale Retardierung unterschiedlicher Ausprägung
Algorithmus zur Abklärung eines fetalen Alkoholsyndroms (aus: S3-Leitlinie Diagnostik des Fetalen Alkoholsyndroms, Kurzfassung, AWMF-Registernr.: 022–025, S. 17) © German Resuscitation Council (GRC) und Austrian Resuscitation Council (ARC) 2015
[P219; L157]
