DEFINITION UND BASISINFORMATION
Bei der Glomerulonephritis handelt sich um eine akute Immunkomplex-Nephritis, die 1–3 Wochen nach einer akuten Infektion (vorwiegend durch β-hämolysierende Streptokokken, aber auch durch Staphylokokken und Viren) auftritt.
Betroffen sind vor allem Kinder im Alter zwischen 2 und 12 Jahren mit einem Häufigkeitsgipfel im 7.–9. Lebensjahr. Weltweit wird von 9,5–28,5 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner und Jahr ausgegangen.
Symptomatik
10–14 Tage nach einer Racheninfektion bzw. 3 Wochen nach einer Hautinfektion mit nephritogenen Streptokokken kommt es zur Hämaturie, in mehr als der Hälfte der Fälle in Form einer Makrohämaturie. In Abhängigkeit vom Schweregrad der entzündlichen Nierenveränderungen entwickeln sich eine Oligurie und Ödeme, vorwiegend im Bereich der Augenlider und der Unterschenkel, sowie eine Hypertension. An Allgemeinsymptomen können sich leichtes Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und/oder Bauchschmerzen einstellen. Die Entwicklung einer dialysepflichtigen akuten Niereninsuffizienz ist selten.
LEITSYMPTOME UND DIAGNOSTIK
Bei der Urinuntersuchung finden sich die Kardinalsymptome des nephritischen Syndroms: Hämaturie, Proteinurie – selten > 1 g/m2 KOF/Tag – und Erythrozytenzylinder. Pathognomonisch ist ein erhöhter Antistreptolysin-(ASL-)Titer bei erniedrigten C3-Spiegeln.
THERAPIE
Kausale Therapie
Elimination der Erreger durch gezielte Antibiotikatherapie, z.B. Penicillin (100.000 IE/kg/Tag) über 10 Tage.
Symptomatische Therapie
Im akuten Stadium:
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Diät: salzarme Kost bei Ödemen und Hypertonie
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Trinkmenge: bilanziert bei fortlaufender Gewichtskontrolle
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Bettruhe: in der Regel nicht notwendig, nur bei schwerem Verlauf (anhaltende Makrohämaturie, Oligo-Anurie, hypertensive Komplikationen)
Medikamentöse Therapie
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Bei ausgeprägten Ödemen und Herzinsuffizienz: Diuretika, z.B. Furosemid (1–2 mg/kg als Einzeldosis)
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Bei Hypertonie: konsequente antihypertensive Therapie
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Bei hypertensiver Enzephalopathie: gegebenenfalls Nierenersatztherapie, Antikonvulsiva
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Keine Indikation für immunsuppressive Therapie
Nierenersatztherapie
Bei schwerem oligurischen Verlauf ist eine Hämodialyse- oder Peritonealdialyse-Behandlung bis zum Wiedereintreten der Diurese notwendig.
Eine Tonsillektomie ist nur bei sehr häufigen Tonsillitiden indiziert, die so genannte „Herdsanierung” ist überholt.
Prognose
In 95% der Fälle heilt die Erkrankung innerhalb von 6–8 Wochen ab, jedoch können erhöhte Retentionswerte und verminderte C3-Spiegel noch bis zu drei Monaten, eine Erythrozyturie bis zu einem Jahr nach Beginn der Erkrankung nachweisbar sein, ohne dass daraus eine ungünstige Prognose abzuleiten ist.
Stand: Februar 2010