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978-3-437-22061-6
Elsevier Inc.
Motorische Koordinationsstörungen: Umschriebene Motorische Entwicklungsstörung
ICD-10-Nummer: F82
DEFINITION UND BASISINFORMATION
ÄTIOLOGIE UND PATHOGENESE
Normvariante der motorischen Entwicklung
Begabungsmangel
Minimale zerebrale Dysfunktion
Störungen der Körperwahrnehmung und motorischen Steuerung
LEITSYMPTOME
DIAGNOSTIK
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Motoskopische Untersuchung nach Touwen (1982): Die Testgütekriterien dieses Testverfahrens wurden nicht ausreichend geprüft (Kakebeeke et al. 1993). Eine „Normierung” für deutsche Kinder erfolgte durch Wittrock et al. (1975), der gleichzeitig eine Kürzung des umfangreichen Testverfahrens vorschlug. Der Vorteil ist ein standardisierter Untersuchungsablauf, und die Erfassung von assoziierten, choreiformen oder athetotiformen Bewegungen.
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Körperkoordinationstest (KTK) oder Motorik Test für 4–6jährige Kinder (MOT4-6): Die Testgütekriterien für beide Tests sind befriedigend (Rennen-Allhoff und Allhoff 1987).
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Zürcher Neuromotoriktest für 5–13jährige Kinder: Es handelt sich dabei um ein sehr neues, detailliertes, nach testpsychologischen Kriterien validiertes klinisches Untersuchungsverfahren. Normwerte wurden publiziert und sind auch dem Testmanual zu entnehmen (Largo et al. 2001a, b).
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Feinmotorik und Visuomotorik: Freies Malen und Malen von Haus, Baum und Mensch; Auffädeln, Ausschneiden, Liniennachzeichnen und andere feinmotorische Tätigkeiten.
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Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung: Geprüft werden 58 Items, verteilt auf 5 Untertestgruppen, unter anderem Figur-Hintergrund und Raumlage. Die Verläßlichkeit (Reliabilität) und Validität sind unbefriedigend (Rennen-Allhoff und Allhoff 1987).
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Developmental Test of Visual Perception (DTVP-2): Weiterentwicklung des Frostig-Tests: 4 Subtests prüfen motorik-frei oder motorik-abhängig die visuelle Wahrnehmung. Die Normierung gilt für 4–10jährige Kinder. Die Testgütekriterien erfüllen alle Anforderungen. Die Standardisierung erfolgte noch nicht an deutschen Kindern (Dacheneder 2000).
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Motorische Leistungsserie (Hamster 1980): Es werden Zielmotorik, Feinmotorik und Steadiness geprüft. Der Test wird in der klinischen Routine nur wenig genutzt, gibt aber sehr detaillierte Informationen.
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Psychologische Tests (z.B. SON-R, K-ABC oder CFT): Ggf. bei klinischem Verdacht zum Ausschluß von intellektuellen Defiziten.
THERAPIE
Indikation zur Behandlung
Die Behandlungsverfahren
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Physiotherapie zur Verbesserung der Körperwahrnehmung und motorischen Geschicklichkeit, unter anderem nach dem Bobath-Konzept.
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Ergotherapie zur Förderung der alltagsrelevanten Fertigkeiten, der motorischen Geschicklichkeit und Körperwahrnehmung, der feinmotorischen, graphomotorischen und visuomotorischen Fertigkeiten sowie der kognitiven Fähigkeiten. Hierzu werden unterschiedliche Konzepte eingesetzt (siehe „Q5b Wahrnehmungsstörung”).
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„Sensorische Integrationstherapie” nach J. Ayres, bei der die Verbesserung „neurophysiologisch definierter” Dysfunktionen vor allem der taktilen, propriozeptiven und vestibulären Wahrnehmungsverarbeitung im Mittelpunkt steht. Diese werden von den Verfechtern dieser Methode als für die klinische Symptomatik verantwortlich angesehen (Karch et al. 2002).
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Mototherapie, die als „Psychomotorische Therapie” von Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Motopäden oder Motologen durchgeführt wird. Bei der Behandlung soll über die Bewegungserfahrung nicht nur eine Verbesserung der motorischen Geschicklichkeit, sondern auch eine Besserung des emotionalen und sozialen Verhaltens sowie eine Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder erreicht werden. Die Therapie erfolgt in der Regel in einer Gruppe. Die wichtigste Indikation besteht bei Kindern mit motorischen Koordinationsstörungen und Verhaltensstörungen (Schellenschmidt et al. 2001).
Vorgehen bei der Indikation zur Behandlung
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1.
Erkennen der Symptomatik: Auffälligkeiten bei der Früherkennungsuntersuchung, Entwicklungs-, Lern- oder Verhaltensstörungen
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2.
Diagnostik: Anamnese, entwicklungsneurologische Untersuchung, neurophysiologische Untersuchungen, neuropsychologische Tests, evtl. Intelligenztests
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3.
Abklärung der Ursache: In Abhängigkeit von Art und Ausmaß der motorischen Störungen bei umschriebenen motorischen Störungen in der Regel entbehrlich
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4.
Erfassung sekundärer Verhaltensstörungen: Psychologische Exploration
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5.
Indikation zur Behandlung: Festlegung der mittel- und langfristigen Behandlungsziele, der Behandlungsmethode (Ergotherapie, Psychomotorik, Motopädie, Motopädagogik, psychologische Beratung), der Intensität der Behandlung und der Maßnahmen zur sozialen Eingliederung, in Abhängigkeit von den erhobenen Befunden und der psychosozialen Situation.
LITERATUR
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Hamster W (1980) Die Motorische Leistungsserie – MLS. Handanweisung. Dr. G. Schufried, Mödling11
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Touwen BCL (1982) Die Untersuchung von Kindern mit geringen neurologischen Funktionsstörungen. Thieme Stuttgart–New York25
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