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Pädiatrische Empfehlungen für die den Gebrauch von Fluoriden.
Alter (Jahre) | 0 | 2 | 4 | 6 |
Basisprophylaxe | ||||
Fluroidtablette | 1 × tgl. | 1 × tgl. | Kann entfallen, wenn fluoridierte Zahnpasta | Fluoridsalz und eingesetzt wird |
Fluoridsalz | Regelmäßige Verwendung | Regelmäßige Verwendung | Regelmäßige Verwendung | |
Fluoridzahnpasta | Nicht empfohlen | 2 × tgl. Zähneputzen mit dünnem Film Zahnpasta mit ≥ 1000 ppm Fluorid, sofern das Kind zuverlässig ausspuckt | 2 × tgl. Zähne-putzen mit Erwachsenen-Zahnpasta (≥ 1000 ppm Fluorid) |
Empfohlene Tagesdosis der Fluoridsupplementierung für Kinder ohne weitere relevante Fluoridquellen und bei einem Fluoridgehalt im Trinkwasser bis zu 0,3 mg/l.
Alter (Jahre) | Fluorid (mg/Tag) |
0 bis < 2 | 0,25 |
> 2 bis < 4 | 0,5 |
> 4 bis < 6 | 0,75 |
> 6 | 1,0 |
Prophylaktische Fluoridgabe im Kindesalter
EINLEITUNG
Hier geben wir die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) und der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ) zur präventiven Förderung der kindlichen Zahngesundheit und zum Gebrauch von Fluoriden wieder, wie sie in einer aktuellen Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) dargestellt sind (www.awmf.org).
ZAHNREINIGUNG
Kinder sollten im älteren Säuglings- und im Kleinkindalter in behutsamen Schritten spielerisch und in positiv erlebter Weise an die regelmäßige Zahnreinigung herangeführt werden, die sie mit zunehmendem Alter selbst durchführen sollen. Die Zahnreinigung kann im Säuglingsalter zunächst mit einem Wattestäbchen oder aber mit einer altersgerecht geformten Zahnbürste vorgenommen werden.
ZAHNPASTA
Zahnpasta ist ein kosmetisches Produkt zur Zahnreinigung, das nicht zum Verzehr bzw. zum Verschlucken vorgesehen ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat festgestellt, dass in Deutschland für Kinder angebotene Zahnpasten Substanzen enthalten, die als Inhaltsstoffe für Mundpflegemittel vorgesehen aber nicht für den Verzehr geeignet sind. Für einige Inhaltsstoffe von Zahnpasten werden ausdrückliche Warnhinweise empfohlen wie „nicht verschlucken” oder „übermäßiges Verschlucken vermeiden” (bei Kinderzahnpasten z.B. enthaltene Fluoridverbin-dungen). Auch deshalb sollten keine Kinderzahnpasten eingesetzt werden, die durch Aufmachung bzw. für Kleinkinder attraktive Farben oder Geschmacksstoffe das kindliche Verschlucken fördern. Zahnpasten sollen erst dann regelmäßig verwendet werden, wenn das Kind Zahnpasta nach dem Zähneputzen weitgehend ausspucken kann. Bei großer interindividueller Variation ist diese Fähigkeit in der Regel im Alter von 4 Jahren (5. Lebensjahr) erreicht. Die Empfehlung der Anwendung einer geringen Menge („dünner Film”, „erbsengroße Menge”) ist auf eine kariesprophylaktische Wirksamkeit nicht untersucht, wird in der Praxis nicht richtig umgesetzt und bietet keinen hinreichenden Schutz vor dem Verschlucken größerer Mengen an Zahnpasta.
Eine rezente Cochrane-Metaanalyse zeigt bei Schulkindern und Jugendlichen bis zum Alter von 16 Jahren eine kariespräventive Wirkung der regelmäßigen Anwendung fluoridierter Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1.000 bis 1.250 ppm (mittlere Kariesreduktion 23%) und mit einem Fluoridgehalt von 2.400 bis 2.800 ppm (mittlere Kariesreduktion 36%), während Zahnpasten mit einem Fluoridgehalt von 440 bis 550 ppm keine Kariesreduktion zeigen (12). Somit besteht keine Grundlage für eine Empfehlung der Anwendung der in Deutschland üblichen
Kinderzahnpasten mit einem Fluoridgehalt von 500 ppm oder für die Anwendung fluoridierter Zahnpasta im Vorschulalter. Die tägliche Anwendung einer Zahnpasta mit mindestens 1.000 ppm Fluorid wird im Kleinkindalter wegen des Risikos einer übermäßigen Fluoridexposition und einer Fluorose nicht empfohlen, sie kann eingesetzt werden, wenn das Kind Zahnpasta zuverlässig ausspuckt (s. Tab. D6-1).
FLUORIDSUPPLEMENTE
Fluoride wirken sowohl bei topischer als auch bei systemischer Anwendung kariespräventiv (2, 4, 5). Während der Zahnentwicklung wird Fluorid aus der Zirkulation in Zahnschmelz und Dentin eingebaut. Fluorohydoxyapatit zeigt eine stärkere Säureresistenz als Hydroxyapatit. Nach dem Zahndruchbruch führt oral zugeführtes Fluorid zu einem Antikarieseffekt durch Schmelzkontakt während des Konsums, durch Ausscheidung mit dem Speichel und durch Aufnahme in Biofilme auf der Zahnoberfläche. Ein maximaler kariespräventiver Effekt wird durch die kombinierte prä- und posteruptive Fluoridexposition erzielt (10).
Eine jüngere Cochrane-Metaanalyse zeigt bei Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 16 Jahren durch die Anwendung von Fluoridsupplementen eine Kariesreduktion um 24% bei bleibenden Zähnen, während die Wirkung bei Milchzähnen unklar blieb (11). Hier ist zu berücksichtigen dass die klassischen kontrollierten, z.T. auch doppelblind durchgeführten Studien zur Wirksamkeit von Fluoridsupplementen auf die Milchzahnkaries in dieser Cochrane-Analyse nicht vollumfänglich berücksichtigt wurden (1, 6, 7, 9, 13).
Bis zum Erreichen einer regelmäßigen Fluoridexposition in angemessener Menge durch größere Verzehrsmengen fluoridangereicherten Speisesalzes und durch fluoridierte Zahnpasta wird im Säuglings- und Kleinkindalter die tägliche Zufuhr eines Fluoridsupplements empfohlen. Die empfohlene Tagesdosis unter Standardbedingungen zeigt Tabelle D6-2 (nach [5]). Bis zum zweiten erlebten Frühsommer, d.h. je nach Geburtszeitpunkt für die ersten 12 bis 18 Monate, soll die Fluoridgabe mit täglich 400–500 I.U. Vitamin D kombiniert werden.
Kontaktadresse
Univ.-Professor Dr. Berthold Koletzko,
Dr. von Haunersches Kinderspital
Klinikum der Universität München
Lindwurmstr. 4
80337 München
LITERATUR
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http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/083-001l_S2k_Fluoridierungsma%C3%9Fnahmen_zur_Kariesprophylaxe_2013-01.pdf
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Fluoride supplements (tablets, drops, lozenges or chewing gums) for preventing dental caries in children
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Willershausen I, Lampe F, Fink O. Grundlagen der Zahngesundheit: Erhaltung und Prävention. Monatsschr Kinderheilkd, 2013 (im Druck)