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978-3-437-41397-1
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Abb. 9.1

[L253]
Mechanismen der Sekretion
Abb. 9.2

[L253]
Wichtige Mediatoren der intrazellulären SignaltransduktionSignaltransduktionMediatoren
Abb. 9.3

[L253]
Funktionsweise eines G-Protein-gekoppelten Rezeptors (GPCR) und seines heterotrimeren G-Proteins
Abb. 9.4

[L253]
Aktivierung und Hemmung der PKA durch Gs- und Gi-gekoppelte Rezeptoren
Abb. 9.5

[L253]
Aktivierung der Phospholipase C durch einen Gq-gekoppelten Rezeptor
Abb. 9.6

[L253]
Rezeptor-Tyrosinkinase (A), Januskinase (B) und Serin-/Threoninkinase (C)
Abb. 9.7

[L253]
Insulinsynthese
Abb. 9.8

[L253]
Insulinsekretion als Reaktion auf einen Anstieg der Glucosekonzentration
Abb. 9.9

[L253]
Grundsätzliche Effekte des Insulins
Abb. 9.10

[L253]
Folgen der dauerhaften Hyperglykämie bei Diabetes
Abb. 9.11

[L253]
Mögliche Effekte des Glucagons
Abb. 9.12

[L253]
Catecholaminsynthese in verschiedenen Geweben
Abb. 9.13

[L253]
Hypothalamus-Hypophysen-Achse mit Regulation
Abb. 9.14

[L253]
Cortisolspiegel im Blut im Tagesverlauf
Abb. 9.15

[L253]
Regulation der Cortisolfreisetzung
Abb. 9.16

[L253]
Anregung der Cortisolsynthese an einer Zelle durch ACTH. Aus dem freigesetzen Cholesterin entsteht neben Cortisol auch ein anderes Steroidhormon, das Aldosteron.
Abb. 9.17

[L253]
Spaltprodukte von POMC
Abb. 9.18

[L253]
Steroidhormonsynthese aus Cholesterin
Abb. 9.19

[L253]
Regulation der Keimdrüsen beim Mann
Abb. 9.20

[L253]
Regulation der Keimdrüsen bei der Frau
Abb. 9.21

[L253]
Aus Testosteron kann sowohl Dihydrotestosteron als auch Östradiol entstehen.
Abb. 9.22

[L253]
Hormonsynthese in Theca-interna- und Granulosazellen
Abb. 9.23

[L253]
Hormonkonzentrationen im Blut im Verlauf des Zyklus
Abb. 9.24

[L253]
Regulation der Prolactinfreisetzung
Abb. 9.25

[L253]
Regulation der Growth-Hormone-Freisetzung
Abb. 9.26

[L253]
Schilddrüsenhormone T3, T4 und reverses T3
Abb. 9.27

[L253]
Synthese der Schilddrüsenhormone
Abb. 9.28

[L253]
Regulation der Sekretion der Schilddrüsenhormone
Abb. 9.29

[L253]
Regulation des Calcium-/Phosphathaushalts durch Parathormon, Calcitonin und Calcitriol
Abb. 9.30

[L253]
Wirkung von ANP
Abb. 9.31

[L253]
Blutdruckregulation durch das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS)
Die wichtigsten Hormone der Adenohypophyse im Überblick
Hypophysenhormon | Releasing-Hormon | Inhibiting-Hormon | Hormon der nachgeschalteten Drüse | Wirkung |
TSH | TRH | Somatostatin |
|
|
ACTH | CRH |
|
|
|
FSH/LH | GnRH |
|
|
|
STH/Growth Hormone | GH-RH/Somatoliberin | Somatostatin | aglandotrop |
|
Prolactin | TRH + ? | Dopamin | aglandotrop | Milchproduktion in weiblicher Brust |
Hormone
-
9.1
Einleitung und wiederkehrende Strukturen237
-
9.2
Insulin, Diabetes und Glucagon242
-
9.3
Adrenalin und Noradrenalin248
-
9.4
Rund um die Hypophyse250
-
9.5
Calciumhaushalt266
-
9.6
Blutdruck und Elektrolyte268
-
9.7
Übungen270
HormoneHormone sind uns bis hierhin v. a. in Form von Insulin und Glucagon begegnet, auf die wir natürlich auch in diesem Kapitel wieder treffen werden. Bei Hormonen handelt es sich zunächst einmal um Botenstoffe, die auf irgendeine Weise von Zellen freigesetzt werden, um bestimmte Reaktionen auszulösen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Hormone zu klassifizieren, wie z. B. nach der Art und Weise, wie sie vom Ort ihrer Synthese zu ihrer Zielzelle gelangen (Abb. 9.1).
Für Ahnungslose
Sind Neurotransmitter und Zytokine auch Hormone? Normalerweise werden Neurotransmitter, die von Neuronen (Nervenzellen) freigesetzt werden und über eine Synapse wirken, nicht zu den Hormonen gezählt. Es gibt nämlich einige klar erkennbare Unterschiede, etwa hinsichtlich der Geschwindigkeit der Signalweiterleitung. Auch Zytokine, deren Aufgabe v. a. die Kontrolle von Wachstums- und Differenzierungsprozessen der Zelle ist, werden oft separat behandelt.
Für die Biochemie ist aber eher die Struktur der Hormone interessant, denn die bestimmt, wie sie an ihren Zielzellen wirken.
9.1
Einleitung und wiederkehrende Strukturen
9.1.1
Klassifikation
-
•
Aminosäurederivate: In diese Klasse fallen alle Hormone, die im weitesten Sinne etwas mit Aminosäuren zu tun haben – vom kleinen biogenen Amin bis zum großen Protein. Wenn man möchte, kann man diese Klasse aber auch aufteilen in:
-
–
Aminosäurederivate im engeren Sinne, also Hormone, die nur aus einer (modifizierten) Aminosäure bestehen, wie etwa die Schilddrüsenhormone T3/T4 und die biogenen Amine. Während die biogenen Amine in der Regel hydrophil sind, gibt es mit den Schilddrüsenhormonen auch lipophile Substanzen in dieser Gruppe.
-
–
Peptide und Proteine wie Insulin, die aus mehreren über Peptidbindungen verknüpften Aminosäuren bestehen. Sie sind grundsätzlich hydrophil.
-
-
•
Eicosanoide: Die Derivate mehrfach ungesättigter Fettsäuren sind euch schon im Blut begegnet. Sie entfalten ihre Wirkung eher lokal (denkt an Thrombozyten und Thromboxan A2). Auch wenn man aufgrund ihrer Herkunft davon ausgehen würde, dass sie hydrophob sind, gibt es angesichts der Modifikationen im Rahmen ihrer Synthese auch hydrophile Vertreter.
-
•
Steroide: Die Steroidhormone leiten sich alle vom Cholesterin ab und sind lipophil. Wichtige Beispiele sind die Glucocorticoide (z. B. Cortisol), aber auch die männlichen und weiblichen Geschlechtshormone.
9.1.2
Transport
9.1.3
Rezeptoren
-
•
Lipophile Moleküle haben sich beim Transport im Blut schwer getan und waren auf ein Transportprotein angewiesen – an der Zelle angekommen, haben sie es dafür umso einfacher: Da sie lipophil sind, können sie mehr oder weniger unbehelligt durch die Membran diffundieren und quasi „mit der Tür ins Haus fallen“. Folglich findet sich der Rezeptor intrazellulär (also innerhalb der Zelle).
Die Tatsache, dass es so problemlos Membranen überwinden kann, hilft dem lipophilen Hormon aber nicht nur dabei, zu seinem intrazellulären Rezeptor zu gelangen. Es kann auch die Kernmembran überwinden und direkt mit der DNA der Zielzelle interagieren. Auf diese Weise kann es z. B. die Expression bestimmter Proteine erhöhen. Da die Proteinbiosynthese aber natürlich etwas Zeit in Anspruch nimmt, entfaltet ein lipophiles Hormon seine Wirkung natürlich nicht innerhalb von Sekunden. Folglich werden für Befehle des Körpers, die unmittelbar ausgeführt werden müssen, eher hydrophile Hormone verwendet.
-
•
Hydrophile Hormone können die Zellmembran nicht so einfach passieren. Und ein großes Protein mal eben durch die Zellmembran zu zwängen, ist ebenfalls keine Option. Aus diesem Grund besitzen Zellen auch membranständige Rezeptoren, die mit ihrer nach extrazellulär ragenden Seite die Hormone binden und mit ihrer intrazellulären Seite das Signal an die Zelle weitergeben. Man unterscheidet drei Typen:
-
–
Ionenkanal-gekoppelte Rezeptoren: Ein Rezeptor, der an einen Ionenkanal gekoppelt ist, bewirkt die Öffnung dieses Kanals, wenn ein Ligand bindet, sodass die geladenen Ionen in die Zelle strömen können. Die Änderung der Spannungsverteilung an der Membran ist für die Zelle das Signal, das die weiteren Effekte in Gang setzt.
-
–
G-Protein-gekoppelte Rezeptoren: Diese Rezeptoren bewirken die Aktivierung von G-Proteinen, die wir uns gleich noch detaillierter anschauen werden.
-
–
Enzym-gekoppelte Rezeptoren: Diese Rezeptoren binden ihren Liganden und beginnen daraufhin, intrazellulär eine Reaktion zu katalysieren, bei der ein Botenstoff entsteht. Die prüfungsrelevantesten Vertreter sind Rezeptor-Tryrosinkinasen, die Tyrosinreste phosphorylieren.
-
G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR)
Für Ahnungslose
Warum Second Messenger? Das Hormon vermittelt das Signal extrazellulär und ist der First Messenger (auch wenn dieser Begriff selten gebraucht wird). Das G-Protein zählt gewissermaßen noch zum Rezeptor, sodass erst der vom aktivierten Enzym synthetisierte Botenstoff der Second Messenger ist.
-
1.
Im Ruhezustand hängt das G-Protein am Rezeptor und hat ein GDP gebunden.
-
2.
Bindet der Rezeptor seinen Ligand, kommt es zu einer Konformationsänderung, die dafür sorgt, dass das G-Protein sein GDP gegen GTP tauscht.
-
3.
Das G-Protein spaltet sich in zwei Teile (α-Untereinheit sowie βγ-Untereinheit), wobei die α-Untereinheit das GTP behält und die meisten bekannten Effektorenzyme aktiviert.
-
4.
Nun ist es natürlich nicht im Sinne der Zelle, dass das G-Protein, wenn es einmal aktiviert wurde, ewig weiterarbeitet. Deshalb besitzt die α-Untereinheit eine intrinsische GTPase-Aktivität, kann also das GTP zu GDP spalten, und kehrt zusammen mit der βγ-Untereinheit in ihren Ausgangszustand zurück.
-
•
Adenylatcyclase: Die Adenylatcyclase wandelt ATP in cAMP um. Das cAMP kann, wie ihr es bereits vom Glucagon kennt, die Proteinkinase A (PKA) aktivieren, die nun beginnt, bestimmte Proteine an Serin- und Threoninresten zu phosphorylieren und damit an- oder auszuschalten. cAMP kann auch über sogenannte cAMP Response Element-Binding ProteinscAMP Response Element-Binding Proteins (CREB) mit der DNA interagieren. Auf diese Weise können hydrophile Hormone die Genexpression ebenfalls beeinflussen. Ihr solltet euch merken, dass stimulatorische heterotrimere G-Proteine (Gs) mit der PKA interagieren. Es gibt allerdings auch inhibitorische heterotrimere G-Proteine (Gi), welche die PKA in ihrer Aktivität hemmen können (Abb. 9.4).
-
•
Phospholipase C (PLC): Schon am Namen dieses Enzyms erkennt man: Sie spaltet Phospholipide, genauer gesagt das Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphatPhosphatidyl-Inositol-4,5-bisphosphat (PIP2). Und woher nimmt sie dieses Phospholipid? Von dem Ort der Zelle, an dem viele Phospholipide vorkommen, der Zellmembran!
Die PLC spaltet das PIP2 genau dort, wo die Phosphatgruppe, an der das Inositol hängt, mit dem Glycerin verestert ist. Was übrig bleibt, ist das Glycerin mit zwei Fettsäuren (DiacylglycerinDiacylglycerin = DAG) und Inositol-1,4,5-trisphosphat (IP3). IP3 bewirkt nun über einen Ionenkanal-gekoppelten Rezeptor die Freisetzung von Calcium-Ionen aus dem endoplasmatischen Retikulum. Calcium kann nun zusammen mit Proteinen, die es binden, viele Funktionen erfüllen. Zum Beispiel aktiviert es – wie DAG auch – ein Enzym namens Proteinkinase CProteinkinase C, das wiederum Proteine an Serin- und Threoninresten phosphoryliert. G-Proteine, welche die PLC aktivieren, werden auch als Gq bezeichnet (Abb. 9.5).
Rezeptor-Tyrosinkinasen
Für Ahnungslose
Was sind STAT-ProteineSTAT-Proteine? STAT-Proteine sind, wie der Name schon sagt, an der Weiterleitung von Signalen beteiligt, indem sie die Transkription aktivieren. Nach der Phosphorylierung durch die Januskinasen bilden zwei STAT-Proteine ein Dimer, das in den Zellkern wandert und dort als Transkriptionsfaktor fungiert.
-
•
Insulin!
-
•
Diverse Wachstumsfaktoren, die i. d. R. auf GF (Growth Factor) enden (EGF, PDGF etc.)
Achtung
Es gibt auch lösliche (intrazelluläre) Guanylatcyclasen, über die StickstoffmonoxidStickstoffmonoxid (NO), das gut durch Membranen diffundieren kann, seine Wirkung entfaltet.
Für die Klausur
Manchmal will man euch erzählen, dass Adenylat- oder Guanylatcyclasen ihr cGMP oder cAMP aus GMP oder AMP herstellen – darauf bitte nicht reinfallen! Die Edukte sind immer die Nucleosidtriphosphate (GTP, ATP).
9.2
Insulin, Diabetes und Glucagon
9.2.1
Insulinsynthese
-
•
Insulin wird transkribiert, translatiert und aufgrund seines Signalpeptids, das vom Signal Recognition Particle erkannt wird, zum ER transportiert. Das Insulin inkl. Signalpeptid bezeichnet man auch als Präproinsulin.
-
•
Das Signalpeptid wird abgespalten (man spricht dann vom Proinsulin) und im ER werden drei Disulfidbrücken eingefügt. Das Proinsulin besteht aus drei Ketten, die A-, B- und C-Kette genannt werden. Von den Disulfidbrücken finden sich zwei zwischen A- und B-Kette und eine innerhalb der A-Kette.
-
•
Im Anschluss wird die C-Kette als C-Peptid abgespalten. Sechs Insulinmoleküle lagern sich mit einem Zink-Ion als Zink-Hexamer zusammen, die in Vesikeln gemeinsam auf ihre Freisetzung warten. Das fertige Insulin besteht aus 51 Aminosäuren.
Für die Klausur
Da bei der Synthese eines Insulinmoleküls ein C-Peptid entsteht, kann man es als Indikator für die Menge an selbst hergestelltem Insulin nutzen. Es hat nämlich eine längere Halbwertszeit als Insulin.
9.2.2
Insulinsekretion
-
1.
Grundsätzlich wird immer etwas Insulin freigesetzt (basale Sekretion), aber wir wollen uns nun anschauen, was passiert, wenn nach einer Mahlzeit viel Zucker ins Blut gelangt. Zunächst wird bei hohen Blutglucosespiegeln viel Glucose in die β-Zellen des Pankreas aufgenommen. Die Glucose überwindet die Membran mittels erleichterter Diffusion durch GLUT 2. GLUT 2 ist insulinunabhängig.
-
2.
Die Glucose wird dem Stoffwechsel zugeführt und im Rahmen von Glykolyse, PDH, Citratzyklus und Atmungskette entsteht ATP. Das ATP hemmt einen ATP-sensitiven Kaliumkanal.
-
3.
Die Hemmung des Kaliumkanals verhindert, dass positiv geladene Kalium-Ionen die Zelle verlassen können, und es kommt zu einer Depolarisation. Die Depolarisation bewirkt wiederum die Aktivierung spannungsabhängiger Calciumkanäle, die sich öffnen.
-
4.
Durch die geöffneten Calciumkanäle strömt Calcium in die Zelle. Der Calciumeinstrom ist das Signal für die Vesikel, in denen das Insulin als Zink-Hexamer lagert, ihren Inhalt aus der Zelle in das Blut auszuschütten.
Für Ahnungslose
Wenn ein Kanal öffnet, woher weiß ich, ob das Ion, das den Kanal passieren kann, in die Zelle hinein oder aus ihr heraus strömt? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich etwas detaillierter mit der Physiologie befassen. Die Richtung, in der die Ionen strömen, hängt von zwei Faktoren ab:
-
•
Der Konzentration des Ions auf beiden Seiten der Membran
-
•
Der Ladung des Ions und der Spannung über der Zellmembran (ein positiv geladenes Ion wird nicht in eine Zelle hineinströmen, die selbst sehr positiv geladen ist)
Das Ganze kennt ihr schon vom elektrochemischen Gradienten bei der ATP-Synthese in der Atmungskette.
In welche Richtung die Ionen schließlich strömen, hängt also letztlich immer von der Situation der Zelle ab. Grundsätzlich könnt ihr euch aber merken, dass Natrium und Calcium extrazellulär in so viel höheren Konzentrationen vorliegen als intrazellulär, dass sie i. d. R. in die Zelle hineinströmen, sobald sich ein Kanal öffnet.
9.2.3
Wirkung des Insulins
-
•
Er besteht aus 2 α- und 2 β-Ketten, wobei die α-Ketten für die Bindung des Insulins zuständig sind und sich die β-Ketten um die Phosphorylierung der Produkte kümmern.
-
•
Die wichtigste Substanz, die der Insulinrezeptor letztlich phosphoryliert, trägt den kreativen Namen Insulin-Rezeptor-Substrat 1 (IRS-1).
Für die Klausur
Die genauen Effekte von Insulin und Glucagon auf die einzelnen Stoffwechselwege lernt ihr am besten, indem ihr diese Kapitel im Buch (bzw. die Stoffwechselsteckbriefe) schnell noch einmal überfliegt. Stur die Wirkungen von Insulin und Glucagon zu pauken, ist insofern problematisch, als dass ihr euch dann eventuell zwar den Namen des regulierten Enzyms merken könnt, aber gar nicht mehr genau wisst, was das Enzym im jeweiligen Stoffwechselweg eigentlich tut. Viel wichtiger als Faktenwissen ist aber, dass ihr euch fragt, ob es bei Blutzuckermangel Sinn macht, den jeweiligen Stoffwechselweg mehr oder weniger stark ablaufen zu lassen … es ist also mal echtes Verständnis gefragt!
-
•
Insulin bewirkt in Muskel- und Fettzellen die verstärkte Expression von GLUT-4-Kanälen, die dafür sorgen, dass Glucose leichter in diese Zellen aufgenommen werden kann.
-
•
Insulin stimuliert zudem die Na+-K+-ATPase. Da diese Natrium aus der Zelle heraus und Kalium hinein befördert, führt Insulin zu einer Hypokaliämie im Blut. Man kann folglich eine Hyperkaliämie mit Insulin bekämpfen, muss aber auch bei der Senkung des Blutzuckerspiegels durch Insulingabe den Kaliumspiegel kontrollieren.
Für Ahnungslose
Warum muss man nicht den Natriumspiegel kontrollieren? Insulin führt zwar durch Aktivierung der Na+-K+-ATPase zu einem vermehrten Transport von Natrium nach extrazellulär, aber dort ist die Natriumkonzentration bereits ziemlich hoch, sodass ein bisschen mehr Natrium keine Rolle spielt. Die Kaliumkonzentration dagegen ist extrazellulär ohnehin niedrig, sodass der verstärkte Transport von Kalium nach intrazellulär einen (prozentual) weitaus größeren Effekt hat.
9.2.4
Diabetes mellitus
-
•
Beim Typ-1-Diabetes wird nicht genug Insulin synthetisiert, es liegt ein absoluter Insulinmangel vor. Die Ursache dafür kann nur im Pankreas liegen. Meist wird eine autoimmune Genese vermutet, aber auch die vollständige Entfernung des Pankreas, z. B. bei bösartigen Tumoren, verursacht einen Diabetes Typ 1. Als Therapie wird Insulin zugeführt.
-
•
Beim Typ-2-Diabetes wird zwar genug Insulin produziert, es hat aber an seinen Zielzellen keinen ausreichenden Effekt mehr, was v. a. auf eine Herunterregulation der Rezeptoren oder auf Probleme bei der Interaktion zwischen Insulin und Rezeptor zurückgeführt wird. Es liegt also ein relativer Insulinmangel bzw. eine Insulinresistenz vor. Auch hier gibt es eine medikamentöse Therapie, bei der aber nicht sofort auf Insulingabe zurückgegriffen wird. Stattdessen versucht man, den Blutglucosespiegel mit anderen Substanzen zu beherrschen.
-
•
Die Aufnahme von Glucose aus dem Blut über GLUT 4 findet nur noch in geringem Maße statt und es entsteht eine HyperglykämieHyperglykämie, die durch die verminderte Glykogensynthese und die verstärkte Gluconeogenese nur noch begünstigt wird. In Abb. 9.10 findet ihr einige Effekte, die mit einer dauerhaften Hyperglykämie in Verbindung gebracht werden. Es ist aber heutzutage höchst umstritten, ob sich sämtliche Komplikationen des Diabetes durch den erhöhten Blutzuckerspiegel erklären lassen, da auch Patienten mit gut eingestellten Blutzuckerwerten und einem gesunden Lebensstil einem erhöhten Risiko für bestimmte Erkrankungen ausgesetzt zu sein scheinen.
Übrigens: Bei einem Blutzuckerspiegel von ca. 180 mg/dl (doppelt so hoch wie normal) kommt es zur Ausscheidung von Glucose mit dem Urin, was als Glucosurie bezeichnet wird und früher zur Diagnostik des Diabetes eingesetzt wurde, woher auch der Name (= „honigsüßer Durchfluss“) stammt.
-
•
Im Fettgewebe kommt es zur LipolyseLipolyseDiabetes mellitus und zur Freisetzung der Fettsäuren ins Blut, die von der Leber zu Ketonkörpern verstoffwechselt werden. Dies kann zur bereits angesprochenen diabetischen KetoazidoseKetoazidose, diabetische führen (Kap. 4.3.1).
-
•
Im Muskel wird durch das Fehlen von Insulin der Abbau von Proteinen angeregt (ProteolyseProteolyseDiabetes mellitus), sodass die Aminosäuren ins Blut freigesetzt werden.
9.2.5
Glucagon
-
•
Glucagon wird in den α-Zellen des Pankreas synthetisiert. Dabei gibt es wieder eine Zwischenstufe namens Präproglucagon und das Glucagon wird vor seiner Sekretion in Vesikeln gelagert.
-
•
Glucagon besteht aus 29 Aminosäuren und enthält keine Disulfidbrücken/extra benannten Ketten.
-
•
Die wichtigste Stimulation für die Freisetzung von Glucagon ist der Abfall des Blutglucosespiegels. Zudem kann auch eine Aktivierung des Sympathikus denselben Effekt haben.
Achtung
Da Aminosäuren die Insulinfreisetzung begünstigen, könnte man annehmen, dass sie die Glucagonfreisetzung hemmen oder zumindest nicht auslösen. Tatsächlich führen Aminosäuren aber auch zu einer vermehrten Freisetzung von Glucagon, wahrscheinlich um sicherzustellen, dass die Gewebe, die obligat auf Glucose angewiesen sind, nach einer proteinhaltigen Mahlzeit trotzdem noch genug Glucose bekommen.
9.3
Adrenalin und Noradrenalin
Merke
Der Rezeptor bestimmt die Wirkung!
9.3.1
Synthese und Abbau
9.3.2
Wirkung
-
•
α1-Rezeptoren bewirken über ein Gq-Protein die Freisetzungen von Calcium, was zur Muskelkontraktion führt. Gemeint ist natürlich nicht unsere Skelettmuskulatur, sondern z. B. die glatte Muskulatur der Gefäßwände (es wäre auch ziemlich blöd, vor dem Säbelzahntiger krampfend auf den Boden zu fallen). Die Vasokontraktion, insbesondere der Gefäße in der Peripherie, führt zu einem Anstieg des Blutdrucks, was man sich bei Patienten im Schock (z. B. nach hohen Blutverlusten) zunutze macht, indem man Catecholamine spritzt.
-
•
α2-Rezeptoren bewirken über ein Gi-Protein eine Verringerung der cAMP-Konzentration in Zellen. Sie sind einerseits für die Regulation der Sympathikusaktivität, andererseits für die Reduktion der Insulinsekretion wichtig.
-
•
β1-Rezeptoren sind Gs-gekoppelt und führen zu einem Anstieg der cAMP-Konzentration in Zellen. Sie finden sich z. B. am Herzmuskel (Myokard), wo dieser cAMP-Anstieg zu einer Erhöhung der Herzfrequenz (positive Chronotropie) und einer Erhöhung der Kontraktionskraft (positive Inotropie) beiträgt. β1-Rezeptoren spielen aber auch auf anderen Geweben eine Rolle und können dort z. B. die Glykolyse anregen.
-
•
β2-Rezeptoren sind Gs-gekoppelt und bewirken über einen Anstieg der cAMP-Konzentration eine Relaxation glatter Muskulatur, also das Gegenteil der α1-Rezeptoren. Im Unterschied zu den α1-Rezeptoren kommen sie aber nicht an Gefäßen der Peripherie vor, sondern finden sich z. B. an den herznahen Gefäßen, durch die im Ernstfall viel Blut fließen muss. Zudem finden sich β2-Rezeptoren an der Muskulatur der Bronchien, damit wir ausreichend Luft bekommen. Im Fettgewebe sind β2-Rezeptoren für die Lipolyse zuständig.
9.4
Rund um die Hypophyse
-
•
Der Hypophysenvorderlappen (HVL), auch Adenohypophyse genannt, synthetisiert Hormone, deren Freisetzung vom Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns (Diencephalon), gesteuert wird.
-
•
Der Hypophysenhinterlappen (HHL), auch Neurohypophyse genannt, ist eine Ausstülpung des Hypothalamus, die Hormone freisetzt, die im Hypothalamus gebildet wurden.
9.4.1
Hypophysenvorderlappen/Adenohypophyse
-
•
Glandotrope HormoneHormoneglandotrope:
-
–
TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon)
-
–
ACTH (adrenocorticotropes Hormon)
-
–
FSH (follikelstimulierendes Hormon)
-
–
LH (luteinisierendes Hormon)
-
-
•
Aglandotrope HormoneHormoneaglandotrope:
-
–
STH (somatotropes Hormon)
-
–
Prolactin
-
–
MSH (melanozytenstimulierendes Hormon)
-
Für die Klausur
Die Hormone, die von Hypothalamus und Hypophyse hergestellt werden, sind i. d. R. (Glyko-)Proteine. Sollte dem ausnahmsweise mal nicht so sein, werdet ihr natürlich darauf hingewiesen.
CRH/ACTH/Cortisol
Für Ahnungslose
Hatten wir nicht schon die CatecholamineCatecholamine als Reaktion des Körpers auf Stress (Fight or Flight) kennengelernt? Das stimmt; der Unterschied besteht v. a. darin, dass die Bildung der Glucocorticoide in erster Linie bei chronischen Stresszuständen angeregt wird.
-
1.
Der Hypothalamus setzt z. B. als Reaktion auf Stress Corticotropin Releasing Hormone (CRH), das auch Corticoliberin genannt wird, frei.
-
2.
CRH führt in der Adenohypophyse zur vermehrten Bildung des adrenocorticotropen Hormons (ACTH). Dieses wird aus einem Vorläufer, POMC (Proopiomelanocortin) genannt, freigesetzt.
-
3.
Da ACTH wie alle hypothalamischen/hypophysären Hormone ein hydrophiles Peptidhormon ist, wirkt es an seinen Zielzellen (Zona fasciculata der Nebennierenrinde) über membranständige Rezeptoren (Abb. 9.16). Diese sind Gs-gekoppelt, bewirken also über cAMP eine Aktivierung der PKA. Die PKA aktiviert wiederum ein Enzym namens Cholesterinesterase, das der Zielzelle hilft, viel Cortisol herzustellen. Cortisol benötigt als Steroidhormon schließlich Cholesterin zu seiner Synthese, das in Form von Cholesterinestern in der Zelle gespeichert wird. Die Cholesterinesterase bewirkt die Freisetzung von Cholesterin aus diesen Estern, sodass die Cortisolsynthese (und -freisetzung) beginnen kann. Cortisol muss als lipophiles Steroidhormon im Blut übrigens an ein Eiweiß (Transcortin) gebunden transportiert werden.
-
•
ACTH (adrenocorticotropes HormonHormonadrenocorticotropes): Der Name sagt es schon – es handelt sich um ein Hormon, das die Freisetzung von Cortison aus den Zellen der Nebennierenrinde anregt.
-
•
β-Endorphin: Von EndorphinenEndorphine (endogenen Morphinen) habt ihr wahrscheinlich schon als Glückshormone gehört. Sie haben zudem schmerzstillende Funktionen, wobei der genaue Wirkmechanismus teilweise noch unklar ist.
-
•
β-Lipotropin: u. a. Vorstufe von β-Endorphin.
-
•
α-MSH: Das melanozytenstimulierende HormonHormonmelanozytenstimulierendes ist u. a. an der Regulation der Melanozyten unserer Haut (die für die Pigmentierung zuständig sind) beteiligt.
-
•
Cortisol erhöht den Blutzuckerspiegel und fördert dafür die Proteolyse im Muskel und die Lipolyse im peripheren Fettgewebe, damit die Leber Energie und Substrate bekommt, um Gluconeogenese zu betreiben. Gleichzeitig bewirkt Cortisol aber auch eine verstärkte Füllung der Glykogenspeicher.
-
•
Zudem solltet ihr wissen, dass Cortisol immunsuppressiv bzw. antientzündlich (antiinflammatorisch) wirkt. Einerseits beeinträchtigt es die Vermehrung und Funktion weißer Blutzellen, andererseits bewirkt es die Bildung von Lipocortin, das die Phospholipase A2 hemmt. Diese spaltet sonst Arachidonsäure aus Membranen, die zur Synthese der Leukotriene und anderer Entzündungsmediatoren verwendet werden kann. Der immunsuppressive Effekt des Cortisols ist übrigens auch der Grund für seine Anwendung als Medikament z. B. bei Autoimmunerkrankungen.
-
•
Fettanlagerung am Stamm (Stammfettsucht, Vollmondgesicht, Stiernacken)
-
•
Dehnungsstreifen (Striae cutis distensae)
-
•
Infektanfälligkeit
Exkurs: Steroidhormonsynthese
Für Ahnungslose
Woher hat die Aromatase ihren Namen? Bei der Bildung von Östradiol aus Testosteron entsteht ein Aromat (der Ring ganz links mit den drei Doppelbindungen), den man bei den anderen Steroidhormonen nicht findet!
GnRH/FSH/LH/Sexualhormone
Lerntipp
Die Tatsache, dass alle drei Hormone bei beiden Geschlechtern vorkommen, kann man sich etwas leichter merken, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass zunächst Progesteron und Testosteron produziert werden müssen, um Östrogen zu bilden.
-
1.
Der Hypothalamus setzt Gonadotropin Releasing Hormone (GnRH) frei. Auch hier folgt die Freisetzung einer inneren Uhr: Beim Mann wird GnRH ca. alle 2 Stunden ausgeschüttet, bei der Frau gestaltet sich das Ganze aufgrund der unterschiedlichen Zyklusphasen schwieriger.
-
2.
Die Hypophyse setzt nun nicht ein, sondern gleich zwei Hormone frei und sie heißen auch nicht Gonadotropin. Der Begriff Gonadotropin bedeutet letztlich nur, dass es sich um ein Hormon handelt, das die Keimdrüsen (Gonaden) stimuliert, und genau das machen unsere beiden Hormone auch. Es handelt sich um:
-
–
FollikelstimulierendesHormonfollikelstimulierendes Hormon (FSH)
-
–
LuteinisierendesHormonluteinisierendes Hormon (LH)
-
-
•
Die Leydig-Zellen produzieren v. a. aufgrund des LH-Einflusses Testosteron (der Wirkmechanismus ähnelt der von ACTH ausgelösten Cortisolsynthese).
-
•
Die Sertoli-Zellen beteiligen sich aufgrund des FSH-Einflusses an der Herstellung von Spermien, der Spermiogenese.
Lerntipp
LH stimuliert die Leydig-Zellen zur Lestosteronsynthese (es heißt natürlich Testosteron, aber diese Eselsbrücke vergisst man nie mehr!)
FSH stimuliert die Sertoli-Zellen zur Spermiogenese
-
•
Entwicklung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale
-
•
Förderung der Spermiogenese
-
•
Muskelaufbau und vermehrte Erythropoese
-
•
Sie bilden die Blut-Hoden-Schranke und schützen so die entstehenden Spermien vor den schädlichen Einflüssen der Außenwelt. Schließlich hätten Mutationen im Genom der Spermien möglicherweise verheerende Folgen für unsere Nachkommen.
-
•
Sie sezernieren androgenbindendes Globulin und sorgen so dafür, dass das Testosteron im Hoden an die richtigen Stellen gelangt.
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Sie sezernieren Inhibin, das – wie der Name schon sagt – hemmende Funktion hat, und zwar auf die FSH-Sekretion aus der Hypophyse. Sie hemmen also ihre eigene Stimulation.
Für die Klausur
Die Steroidhormone unterliegen übrigens alle einem ähnlichen Abbauweg: Solltet ihr in einer Klausurfrage nach dem Abbau der Steroide Begriffe wie „in der Leber“, „Glucuronidierung“ und „Sulfatierung“ lesen, habt ihr die richtige Antwort gefunden.
Für Ahnungslose
Was sind Ovarialfollikel? Eine Ansammlung von Zellen in den Ovarien, die u. a. der Entwicklung der Eizellen dient:
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Im Inneren befindet sich eine Eizelle (Oozyte).
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Sie ist umgeben von den Granulosazellen.
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Diese sind wiederum von der Theca interna und der Theca externa umgeben.
Auch hier gilt: In der Histologie lernt ihr noch ein paar zusätzliche Details (Cumulus oophorus, Corona radiata etc.) kennen!
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In der Proliferationsphase (Tag 5–14)
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Stimuliert FSH die Reifung der Follikel im Ovar und die Expression der Aromatase.
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Stimuliert LH die Bildung von Androgenen, die Hormonluteinisierendesdank der Aromatase in Östrogene umgewandelt werden können.
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Proliferiert die Schleimhaut der Gebärmutter (Uterus) unter dem Einfluss des Östrogens … daher auch der Name „Proliferationsphase“ (manchmal ist auch von Follikelphase die Rede)!
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In der Sekretionsphase (Tag 15–28)
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Entwickelt sich der Rest des Follikels zum Gelbkörper (Corpus luteum), weshalb diese Phase auch als Lutealphase bezeichnet wird.
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Der Gelbkörper produziert weiterhin Östrogen, aber nun v. a. Progesteron, was dazu führt, dass die Uterusschleimhaut einen Schleim sezerniert, in den sich die Eizelle später einnisten kann (daher der Name). Zudem erhöht Progesteron die Viskosität des Zervixschleims, um die Gebärmutter abzudichten, und bewirkt eine Erhöhung der Körpertemperatur um etwa 0,5 °C, was man wissen sollte, da dies die Grundlage der temperaturbasierten Verhütung darstellt.
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Entwicklung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale.
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Außerdem wirkt ein gewisser Östrogenspiegel im Blut osteoprotektiv (schützt den Knochen), weshalb der Abfall der Östrogenkonzentration in den Wechseljahren zur Entstehung von Osteoporose bei Frauen beitragen kann.
Für Ahnungslose
Wie kann es eigentlich sein, dass alle Sexualhormone bei beiden Geschlechtern vorkommen, wenn doch die jeweiligen Keimdrüsen geschlechtsspezifisch sind? Geschlechtshormone werden auch an anderen Orten im Körper produziert. So entsteht Testosteron z. B. nicht nur in den Hoden des Mannes, sondern auch in der Nebennierenrinde beider Geschlechter.
Prolactin
Achtung
Prolactin regt die Milchproduktion an! Die Kontraktion der glatten Muskulatur der Brust (das Auspressen der Milch) ist dagegen Aufgabe des OxytocinsOxytocin aus dem Hypophysenhinterlappen!
Growth Hormone Releasing Hormone/Growth Hormone
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Growth Hormone Releasing HormoneGrowth Hormone Releasing Hormone (GH-RH) wird auch SomatoliberinSomatoliberin genannt und fungiert als Releasing Hormone.
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Somatostatin fungiert als Inhibiting Hormone.
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Erhöht Growth Hormone u. a. den Blutzuckerspiegel und sorgt so dafür, dass allen Geweben ordentlich Energie zur Verfügung steht.
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Bewirkt es eine Steigerung der Proteinbiosynthese. Um dies zu erreichen, wird den Zellen ermöglicht, dem Blut die Nährstoffe zu entnehmen, die sie dafür benötigen.
Für Ahnungslose
Was haben die Somatomedine mit Insulin zu tun? Sie ähneln ihm hinsichtlich ihrer Struktur (es handelt sich schließlich auch bei beiden um Peptidhormone). Die Wirkung ist aber natürlich eine andere.
Lerntipp
SomatoMedine sind die Mediatoren des Growth Hormone (Somatotropin) … sie verMitteln seine Wirkung.
Für die Klausur
Ein Überschuss an Growth Hormone kann durch einen (i. d. R. gutartigen) Tumor der Hypophyse hervorgerufen werden. Die Symptomatik hängt davon ab, in welchem Alter es zu einem Anstieg der Growth-Hormone-Konzentration kommt:
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Beginnt die Hormonproduktion vor der Pubertät, sind die Wachstumsfugen noch nicht geschlossen. Folglich wachsen betroffene Personen einfach sehr stark, wobei die Proportionen weitgehend „normal“ bleiben. Man spricht von hypophysärem Riesenwuchs (GigantismusGigantismus).
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Beginnt die Hormonproduktion nach der Pubertät, sind die Wachstumsfugen bereits geschlossen und das Längenwachstum damit eingeschränkt. Das Wachstum findet dann an den Akren (den „äußersten Teilen“ unseres Körpers) statt, wie etwa Finger und Zehen sowie einige Gesichtsknochen. Man spricht von AkromegalieAkromegalie.
TRH/TSH/Schilddrüsenhormone
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Thyreotropin Releasing Hormone (TRH) fungiert als Releasing-Hormon.
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Dopamin dient als Inhibiting-Hormon.
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T3 wird auch TrijodthyroninTrijodthyronin genannt und leitet sich von der Aminosäure Tyrosin ab. Ihr könnt euch die Strukturformel besser merken, wenn ihr euch vorstellt, dass es sich um zwei Tyrosine handelt, wobei bei einem der „Kopf“ mit Amino- und Carboxylgruppe abgebrochen und nur der Phenolring auf das andere Tyrosin gesteckt wurde. Entsprechend finden sich in den Schilddrüsenhormonen auch keine Peptidbindungen. Zudem enthält T3 drei Jod-Atome. Beachtet, dass zwei Atome am ersten Ring (näher an der Aminogruppe) hängen und nur eine am zweiten.
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Beim reversen T3 ist die Anordnung der Jod-Atome umgekehrt: eins am ersten Ring und zwei am zweiten.
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T4 wird auch ThyroxinThyroxin genannt; der Begriff Tetrajodthyronin ist nicht geläufig. Es ähnelt T3, nur dass bei T4 beide Ringe je zwei Jod-Atome tragen.
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T3 hat die größte biologische Wirksamkeit.
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Reverses T3 ist biologisch inaktiv.
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T4 hat eine biologische Wirksamkeit, die deutlich unter der von T3 liegt.
Für Ahnungslose
Wenn T3 besser wirkt, warum wird dann überhaupt T4 gebildet? Es ist langlebiger! Deswegen substituieren Personen mit einer Schilddrüsenunterfunktion auch immer T4 und nicht T3.
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Förderung des Wachstums (u. a. durch Stimulation der Growth-Hormone-Synthese).
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Wichtig für Wachstum und Differenzierung im ZNS. Eine unbehandelte angeborene Schilddrüsenunterfunktion führt u. a. zu einer geistigen Retardierung. Man spricht von Kretinismus.
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„Ankurbelung“ des Stoffwechsels. Energieverbrauch und damit auch Wärmeproduktion steigen. Gleichzeitig werden Stoffwechselwege aktiviert, die diesen erhöhten Energieverbrauch ermöglichen (Glykogenabbau etc.).
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Steigerung der β-Rezeptoren am Herz und damit Sensibilisierung des Herzens für den Einfluss von Katecholaminen.
Für die Klausur
Jede Antwortmöglichkeit, die mit vermehrtem Energieverbrauch und Aktivität assoziiert ist, trifft wahrscheinlich auf die Schilddrüsenhormone zu.
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Eine Schilddrüsenüberfunktion (HyperthyreoseHyperthyreose) kann entstehen, wenn Antikörper an den TSH-Rezeptor binden, die ihn stimulieren (Morbus BasedowMorbus Basedow). In diesem Fall werden zu viele Schilddrüsenhormone gebildet und die Patienten leiden unter Schwitzen, Tachykardie, Nervosität und Gewichtsverlust.
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Eine Schilddrüsenunterfunktion (HypothyreoseHypothyreose) kann nach der Entfernung der Schilddrüse (ThyreoidektomieThyreoidektomie) entstehen oder wenn Antikörper die Schilddrüse zerstören (Hashimoto-ThyreoiditisHashimoto-Thyreoiditis). Patienten leiden unter vermehrtem Kälteempfinden, Bradykardie, Abgeschlagenheit und Gewichtszunahme. Zudem kann eine Schwellung der Haut, die Myxödem genannt wird, auftreten. Die Therapie besteht in der Einnahme von Schilddrüsenhormonen.
9.4.2
Hypophysenhinterlappen/Neurohypophyse
Oxytocin
Vasopressin/ADH
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V1-Rezeptoren (V steht für Vasopressin) sind Gq-gekoppelt und bewirken einen Anstieg der Calciumkonzentration und damit eine Kontraktion in glatten Muskelzellen der Gefäßmuskulatur. Auf diese Weise sinkt das Volumen unseres Gefäßsystems und der Blutdruck steigt … und ihr wisst, woher der Name Vasopressin kommt.
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V2-Rezeptoren sind Gs-gekoppelt und führen zu einer Erhöhung der cAMP-Konzentration in den Zellen der Sammelrohre der Nieren. Dieser cAMP-Anstieg führt zum Einbau von Aquaporinen (Kanäle, durch die Wasser diffundieren kann) in die luminale Membran dieser Zellen, sodass Wasser aus dem Harn durch die Zellen zurück in das Blut diffundiert.
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Beim Diabetes insipidusDiabetesinsipidus kann Wasser nicht mehr über Aquaporine rückresorbiert werden (weil kein ADH gebildet wird oder die Aquaporine defekt sind) und es kommt zu einer verstärkten Urinausscheidung (Polyurie) von teilweise über 10 Litern pro Tag.
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Alkohol kann die ADH-Ausschüttung aus der Neurohypophyse hemmen und führt so zu einer vermehrten Wasserausscheidung.
9.5
Calciumhaushalt
Für die Klausur
Die Nebenschilddrüsen werden gelegentlich auch als Epithelkörperchen bezeichnet! Parathormon wird auch gerne Parathyrin genannt.
9.5.1
Parathormon
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Es bewirkt über die (indirekte) Aktivierung der Osteoklasten die Freisetzung von Calcium aus dem Knochen.
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Es fördert die Resorption von Calcium aus der Nahrung und regt die Niere an, verstärkt Calcium aus dem Primärharn zurückzuresorbieren, damit nichts verloren geht.
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Es aktiviert die Synthese von Vitamin D3 (Calcitriol).
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Da aber Calcium und Phosphat schlecht lösliche Produkte bilden können, darf nur eins von ihnen im Blut in hohen Konzentrationen vorkommen. Da Parathormon die Calciumkonzentration im Blut erhöhen möchte, muss es folglich die Phosphatkonzentration senken, indem es die Rückresorption von Phosphat in der Niere hemmt.
9.5.2
Calcitonin
9.5.3
Calcitriol
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Die Rückresorption von Calcium in der Niere fördert. Da das Calcium aber ohnehin nicht im Blut bleiben soll und deshalb auch die Konzentration nicht zu sehr ansteigen wird, kann Calcitriol auch ohne Angst vor schlecht löslichen Produkten die Rückresorption von Phosphat fördern.
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Die Mineralisation, also die Einlagerung von Calcium und Phosphat in den Knochen, fördert.
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Die Resorption von Calcium und Phosphat aus der Nahrung verstärkt, was im Fall von Calcium wahrscheinlich über ein Protein namens Calbindin vermittelt wird.
Für die Klausur
Bei der Synthese von Calcitriol werdet ihr sehen, dass es sich um ein Steroidhormon handelt, bei dem einer der Ringe durch Licht gespalten wurde. Es ist damit der prominenteste Vertreter einer Stoffgruppe, die Secosteroide genannt wird.
9.6
Blutdruck und Elektrolyte
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Wir lassen etwas Volumen aus dem System, z. B. durch die vermehrte Ausscheidung von Wasser, oder
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Wir vergrößern das System, sodass es demselben Volumen mehr Platz bieten kann und der Druck auf diese Weise sinkt, z. B. durch Vasodilatation.
9.6.1
Atriales natriuretisches Peptid
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Es führt zu einer Relaxation der Gefäßwandmuskulatur und sorgt so für eine Vasodilatation.
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Es führt in der Niere zu einer Weitstellung der Gefäße, sodass mehr Wasser aus dem Blut filtriert wird. Zudem wird die Rückresorption von Natrium verhindert, und da Wasser zum Konzentrationsausgleich dem Natrium folgt, wird gleich noch mehr ausgeschieden.
Lerntipp
Der Name atriales natriuretisches Peptid liefert euch schon fast alle Infos zu diesem Hormon:
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Es stammt aus den Atrien des Herzens.
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Es sorgt dafür, dass mehr Natrium im Urin landet.
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Es ist ein Peptidhormon.
9.6.2
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS)
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Calciumeinstrom in die glatte Muskulatur der Gefäßwände → Vasokonstriktion
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Durstgefühl und Salzhunger
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Freisetzung von Aldosteron
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Damit der Blutdruck aber nicht bis ins Unendliche steigt, hemmen hohe Spiegel von Angiotensin II die Reninsekretion.
Für die Klausur
Dieses Thema ist sehr prüfungsrelevant, weil viele blutdrucksenkende Mittel hier ansetzen:
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ACE-HemmerACE-Hemmer verhindern die Bildung von Angiotensin II.
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AT1-AntagonistenAT1-Antagonisten (SartaneSartane) verhindern die Bindung von Angiotensin II an die AT1-Rezeptoren.
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Erhöhung des Natriumspiegels
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Senkung des Kaliumspiegels
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Verminderte Wasserausscheidung und damit Steigerung des Blutdrucks
Lerntipp
Herr Conn hat zu viel Aldosteron(n)!
9.7
Übungen
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1.
Die Aufnahme von Glucose in die β-Zellen des Pankreas erfolgt über GLUT_____________.
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2.
Die Wirksamkeit von T_ ist stärker als die von T_____________.
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3.
Der Vorläufer des ACTH heißt _____________.
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4.
Renin katalysiert die Umwandlung von _____________ in _____________.
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5.
Die Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II wird katalysiert vom _____________.
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6.
Parathormon bewirkt in der Niere die _____________ von Calcium und die _____________ von Phosphat.
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7.
Bei der Umwandlung von Proinsulin zu Insulin wird das _____________ abgespalten.
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8.
Zu viel Cortisol → _____________-Syndrom
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9.
Zu viel Aldosteron → _____________-Syndrom