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Abb. 14.1

Regulation der HHN-Achse (nach Yehuda 2002PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)HHN-AchseMajor DepressionHHN-Achse):
a) Bei Gesunden
b) Bei Patienten mit Major Depression
c) Bei Patienten mit PTBS [L235]
Abb. 14.2

(modifiziert nach LeDoux 1999; Erläuterungen s. Text) [L235]
Verarbeitung von angstauslösenden Reizen im ZNSPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Angstverarbeitung im ZNSTrauma(tisierung)Verarbeitung im ZNS
Abb. 14.3

[L235]
An der Verarbeitung von angstauslösenden Reizen beteiligte Hirnstrukturen (Erläuterungen s. Text)PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Angstverarbeitung im ZNSTrauma(tisierung)Verarbeitung im ZNS
Abb. 14.4

[L235]
Die Rolle des Hypokortisolismus bei der Entwicklung eines pathologischen Traumagedächtnisses (Erläuterungen s. Text)PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)HypokortisolismusHypokortisolismus, PTBS
Abb. 14.5

[L235]
Vulnerabilität, erste Reaktionen und Chronifizierung der PTBSPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Ätiopathogenese
Posttraumatische Belastungsstörungen
-
14.1
Terminologie501
-
14.2
Epidemiologie und Verlauf502
-
14.3
Symptomatik und Typisierung503
-
14.4
Ätiologie und Pathogenese506
-
14.5
Differenzialdiagnostischer Prozess514
-
14.6
Therapie516
14.1
Terminologie
Ausblick auf ICD-11
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
-
•
6B40 Post traumatic stress disorder
-
•
6B41 Complex post traumatic stress disorder
-
•
6B42 Prolonged grief disorder
-
•
6B43 Adjustment disorder
-
•
6B44 Reactive attachment disorder
-
•
6B45 Disinhibited social engagement disorder
-
•
6B4Y Other specified disorders specifically associated with stress
-
•
6B4Z Disorders specifically associated with stress, unspecified
Resümee
Die seit Jahrhunderten beschriebenen verschiedenen psychischen Reaktionen auf Traumatisierungen wurden von der American Psychiatric Association (APA 1980) operationalisiert und unter dem Begriff „posttraumatic stress disorder“ (PTSD) bzw. „posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS) zusammengefasst. In den aktuellen Klassifikationen nähern sich das amerikanische DSM-5 und die ICD-10 der WHO an: Das DSM-5 ordnet die PTBS neu in eine Gruppe der trauma- und stressbezogenen Störungen ein, während die ICD-10 sie schon lange unter die Belastungsstörungen subsumiert. Die Konzeptionen von DSM-5 und der geplanten ICD-11 weichen erheblich voneinander ab.
14.2
Epidemiologie und Verlauf
Merke
Eine stabil erscheinende psychische Verfassung nach einem erlittenen Trauma ist kein Garant für ein Ausbleiben der Entwicklung einer PTBS.
Resümee
Traumatische Ereignisse sind häufig und liegen inner- und außerhalb der normalen menschlichen Erfahrung. Posttraumatische Belastungsstörungen treten mit einer 1-Monats-Prävalenz von ca. 1–3 % (Deutschland) bis 8 % (USA) Lebenszeitprävalenz der Allgemeinbevölkerung auf. Während der größte Teil der Traumatisierten die Erlebnisse ohne gravierende Probleme bewältigt, ist eine bedeutsame Minderheit langfristig in klinisch relevantem Ausmaß betroffen.
14.3
Symptomatik und Typisierung
14.3.1
Diagnostische Kriterien 
Tiefer gehende Informationen
Box 14.1 mit den DSM-5-Kriterien der PTBS finden Sie auf der Homepage zu diesem Buch unter http://else4.de/online-Kap-14-3-1PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)DiagnosekriterienDSM-5.
Box 14.1
Diagnostische Kriterien der posttraumatischen Belastungsstörung nach DSM-5 (APA 2015)
-
1.
Direktes Erleben eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse.
-
2.
Persönliches Erleben eines oder mehrerer solcher traumatischen Ereignisse bei anderen Personen.
-
3.
Erfahren, dass einem nahen Familienmitglied oder einem engen Freund ein oder mehrere traumatische Ereignisse zugestoßen sind. Im Falle von tatsächlichem oder drohendem Tod des Familienmitglieds oder Freundes muss das Ereignis bzw. müssen die Ereignisse durch Gewalt oder Unfall bedingt sein.
-
4.
Die Erfahrung wiederholter oder extremer Konfrontation mit aversiven Details von einem oder mehreren derartigen traumatischen Ereignissen (z. B. Ersthelfer, die menschliche Leichenteile aufsammeln, oder Polizisten, die wiederholt mit schockierenden Details von Kindesmissbrauch konfrontiert werden).
-
1.
Wiederkehrende, unwillkürlich sich aufdrängende belastende Erinnerungen (Intrusionen) an das oder die traumatischen Ereignisse.
Beachte: Bei Kindern, die älter als 6 Jahre sind, können traumabezogene Themen oder Aspekte des oder der traumatischen Ereignisse wiederholt im Spielverhalten zum Ausdruck kommen.
-
2.
Wiederkehrende, belastende Träume, deren Inhalte und/oder Affekte sich auf das oder die traumatischen Ereignisse beziehen.
Beachte: Bei Kindern können stark beängstigende Träume ohne wiedererkennbaren Inhalt auftreten.
-
3.
Dissoziative Reaktionen (z. B. Flashbacks), bei denen die Person fühlt oder handelt, als ob sich das oder die traumatischen Ereignisse wieder ereignen würden. (Diese Reaktionen können in einem Kontinuum auftreten, bei dem der völlige Wahrnehmungsverlust der Umgebung die extremste Ausdrucksform darstellt.)
Beachte: Bei Kindern können Aspekte des Traumas im Spiel nachgestellt werden.
-
4.
Intensive oder anhaltende psychische Belastung bei der Konfrontation mit inneren oder äußeren Hinweisreizen, die einen Aspekt des oder der traumatischen Ereignisse symbolisieren oder an Aspekte desselben bzw. derselben erinnern.
-
5.
Deutliche körperliche Reaktionen bei der Konfrontation mit inneren oder äußeren Hinweisreizen, die einen Aspekt des oder der traumatischen Ereignisse symbolisieren oder an Aspekte desselben bzw. derselben erinnern.
-
1.
Vermeidung oder Bemühungen, belastende Erinnerungen, Gedanken oder Gefühle zu vermeiden, die sich auf das oder die Ereignisse beziehen oder eng mit diesem/diesen verbunden sind.
-
2.
Vermeidung oder Bemühungen, Dinge in der Umwelt (Personen, Orte, Gespräche, Aktivitäten, Gegenstände, Situationen) zu vermeiden, die belastende Erinnerungen, Gedanken oder Gefühle hervorrufen, die sich auf das oder die Ereignisse beziehen oder eng mit diesem bzw. diesen verbunden sind.
-
1.
Unfähigkeit, sich an einen wichtigen Aspekt des oder der traumatischen Ereignisse zu erinnern (typischerweise durch dissoziative Amnesie und nicht durch andere Faktoren wie Kopfverletzungen, Alkohol oder Drogen bedingt).
-
2.
Anhaltende und übertriebene negative Überzeugungen oder Erwartungen, die sich auf die eigene Person, andere Personen oder die Welt beziehen (z. B. „Ich bin schlecht“, „Man kann niemandem trauen“, „Die ganze Welt ist gefährlich“, „Mein Nervensystem ist dauerhaft ruiniert“).
-
3.
Anhaltende verzerrte Kognitionen hinsichtlich der Ursache und Folgen des oder der traumatischen Ereignisse, die dazu führen, dass die Person sich oder anderen die Schuld zuschreibt.
-
4.
Andauernder negativer emotionaler Zustand (z. B. Furcht, Entsetzen, Wut, Schuld oder Scham).
-
5.
Deutlich vermindertes Interesse oder verminderte Teilnahme an wichtigen Aktivitäten.
-
6.
Gefühl der Abgetrenntheit oder Entfremdung von anderen.
-
7.
Anhaltende Unfähigkeit, positive Gefühle zu empfinden (z. B. Glück, Zufriedenheit, Gefühle der Zuneigung).
-
1.
Reizbarkeit und Wutausbrüche (ohne oder aus geringfügigem Anlass), welche typischerweise durch verbale oder körperliche Aggression gegen Personen oder Gegenständen ausgedrückt werden.
-
2.
Riskantes oder selbstzerstörerisches Verhalten.
-
3.
Übermäßige Wachsamkeit (Hypervigilanz).
-
4.
Übertriebene Schreckreaktionen.
-
5.
Konzentrationsschwierigkeiten.
-
6.
Schlafstörungen (z. B. Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten oder unruhiger Schlaf).
Box 14.2
Diagnostische Kriterien der posttraumatischen Belastungsstörung nach ICD-10 (Forschungskriterien)
-
1.
Teilweise oder vollständige Unfähigkeit, einige wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern
-
2.
Anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung (nicht vorhanden vor der Belastung) mit zwei der folgenden Merkmale:
-
a)
Ein- und Durchschlafstörungen
-
b)
Reizbarkeit oder Wutausbrüche
-
c)
Konzentrationsschwierigkeiten
-
d)
Hypervigilanz
-
e)
Erhöhte Schreckhaftigkeit
-
14.3.2
Symptomatik
-
1.
Wiedererinnerung: Bereits kurze Zeit nach dem Trauma kann das Ereignis immer wieder in das Gedächtnis zurückkehren. Plötzlich und unkontrollierbar steht die Szene dem Patienten wieder vor Augen und ruft ähnliche psychische und körperliche Reaktionen hervor wie das Trauma selbst. Die eindringlichen, ungewollten Erinnerungen (Intrusionen) könnenPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Intrusionen so intensiv sein, dass Realität und Erinnerung für den Patienten kaum oder gar nicht mehr unterscheidbar sind (FlashbacksPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Flashbacks). Gedanken an das Ereignis, Erinnerungen an die eigenen Handlungen, an mögliche Fehler oder unterlassene Handlungen führen zu psychophysiologischen Reaktionen und können z. B. intensive Schuld- und Schamgefühle hervorrufen. Die mangelnde Kontrolle über die hereinbrechenden Intrusionen oder Flashbacks kann als eigenes Versagen interpretiert werden. Depressive Verstimmungen mit Selbstvorwürfen und einer Minderung des Selbstwertgefühls sind eine häufige Folge.
-
2.
Übererregung: Das Trauma kann das Opfer während des Tages und bis in den Schlaf hinein verfolgen. Belastende Erinnerungen an das Ereignis, Albträume und die gesteigerte psychophysiologische Erregung könnenPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Schlafstörungen SchlafstörungenPTBSdie betroffene Person am Ein- und Durchschlafen hindern. Das Opfer erwacht schweißgebadet mit einer vegetativen SymptomatikPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)vegetative Symptome ähnlich der einer Panikattacke: Herzklopfen, Engegefühl in der Brust, Atembeschwerden, Zittern, starke innere Unruhe und Katastrophenfantasien. Reize, die an das Trauma erinnern (Auslösereize, sog. Trigger), z. B. das Martinshorn eines Feuerwehrwagens, rufen auch während des Tages ähnliche psychophysiologischen Reaktionen wie beim Trauma hervor und verursachen wiederkehrend erhebliches Leiden.
-
3.
Vermeidung: Vermeidung(sverhalten)PTBSPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Vermeidung(sverhalten)Allmählich stellen sich Lernprozesse ein, in deren Folge die Vermeidung von an das Trauma erinnernden Situationen kurzfristig die Häufigkeit von Intrusionen reduziert. Langfristig führt das Vermeidungsverhalten jedoch zu einer gesteigerten Angst vor traumaassoziierten Situationen und Erinnerungen und einer Einengung des Verhaltensspielraums. Das Vermeidungsverhalten bei einer PTBS deckt sich nur teilweise mit dem im Rahmen einer Phobie. Im Unterschied zur Phobie erlebt der Patient bei Konfrontation mit an das Trauma erinnernden Reizen neben den Traumaerinnerungen anhaltende, gesteigerte psychophysiologische Aktivierungen.
-
4.
Veränderungen von Stimmung und Kognitionen: zusätzlichPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)negative Kognitionen zu den o.g. „klassischen“ PTBS-Symptomen treten sowohl bei der „klassischen“ als auch der „komplexen“ PTBS“, insbesondere nach längerem Verlauf, Veränderungen in der Wahrnehmung und der Bewertung der eigenen Person wie auch des sozialen Umfelds ein. Häufig wird das Denken und Handeln der eigenen Person negativ bewertet. Sowohl die Vergangenheit („Ich hätte besser handeln müssen“) als auch die Gegenwart („Ich bin schlecht und kann das sowieso nicht“) und die Zukunft („Ich bin ein seelisches Wrack, und aus mir wird ohnehin nichts Gutes mehr“) werden negativ verzerrt und beurteilt. Doch auch die Umgebung wird misstrauisch angesehen und als gefährlich beurteilt. Insbesondere Elemente, die an die früheren Traumatisierungen erinnern, lösen nicht nur psychophysiologische Reaktionen, sondern auch negative Kognitionen und Stimmungen aus.
Mit der Hereinnahme von Emotionen/Kognitionen wie Scham und Schuld, aber auch stärkerer Betonung dissoziativer Symptomatik in einem eigenen Subtyp, erweitert das DSM-5 die Kategorie PTBS um zentrale Symptome der „komplexen“ PTBS.
Die Störungen der AffektregulationPTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Affektregulationsstörungen bilden einen wesentlichen Teil des Leidens der Patienten an sich selbst, belasten aber auch oft partnerschaftliche und soziale Beziehungen und sind ein zentraler Bestandteil der Therapie.
14.3.3
Typische PTBS-Symptome bei Verkehrsunfallverletzten 
Tiefer gehende Informationen
Kap. 14.3.3 mit Informationen zu typischen PTBS-Symptomen nach einem als traumatisch erlebten Unfall finden Sie auf der Homepage zu diesem Buch unter http://else4.de/online-Kap-14-3-3PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)UnfallverletztePTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Symptomatik.
-
•
Fahren derselben oder einer ähnlichen Strecke wie bei dem Unfall
-
•
Ähnliche Wetterbedingungen (z. B. starker Wind oder Schnee) wie zum Zeitpunkt des Unfalls
-
•
Autofahren zu der Jahreszeit, als der Unfall passierte
-
•
Jahrestag des Unfalls
-
•
Ein ähnliches Fahrzeug wie das des Unfallgegners
-
•
Medienberichte über Unfälle
14.3.4
Weitere Typisierungen
Resümee
Posttraumatische Belastungsstörungen zeigen sich typischerweise in den drei Symptombereichen wiederkehrende Erinnerungen, Vermeidungsverhalten und Übererregbarkeit. Schwierigkeiten in der Emotionsregulation treten hinzu. Die Definition des Traumas unterliegt Wandlungen. Aktuell wird neben objektiven Kriterien das subjektive Erleben stärker betont. In anderen Typisierungen wird versucht, weiteren Aspekten der Traumatisierung Rechnung zu tragen, z. B. akute vs. chronische Traumata, nur kurzfristig anhaltende Belastungsreaktionen („acute stress disorder“), Reaktionen mit nur wenigen Symptomen, die jedoch über lange Zeit anhalten können (partielle PTBS), oder andauernde Persönlichkeitsveränderungen.
14.4
Ätiologie und Pathogenese
14.4.1
Das Trauma
14.4.2
Genetische Faktoren
14.4.3
Neurobiologie
Neurotransmitter
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse
Physiologie
Bildgebende Verfahren
Integrative biologische Modellvorstellungen
14.4.4
Psychosoziale Aspekte
Psychodynamik
Lerntheoretische, kognitive und behaviorale Aspekte
-
1.
Informationen über die angstauslösenden Stimuli,
-
2.
Informationen über Reaktionen auf der kognitiven, motorischen und psychophysiologischen Ebene und
-
3.
die Bedeutung, die solche Stimuli und Reaktionen für die Person haben.
Persönlichkeit und andere Risikofaktoren
Resümee
Neurobiologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass Traumatisierungen so erhebliche Stressoren sind, dass biochemische, psychophysiologische und sogar morphologische Veränderungen als Reaktion auf anhaltenden Stress auftreten können. Modelle zur PTBS gehen von einer sehr intensiven Reaktivität der Amygdala, insuffizienter kortikaler Kontroll- und Steuerungsfunktion sowie ungenügender hippokampaler Funktion aus.
Psychodynamische, kognitive und verhaltenstheoretische Konstrukte betonen sowohl die Relevanz der objektiven Eigenschaften des Traumas als auch die große Bedeutung der subjektiven Interpretation des Traumas für die Genese einer PTBS. Gelingt die Integration objektiver sowie subjektiver Faktoren des Erlebten in das bisherige emotionale, kognitive und Beziehungsgefüge des Patienten nicht, so entwickeln sich intensive und anhaltende posttraumatische Reaktionen.
Als Risikofaktoren für die Entwicklung einer PTBS gelten neben einem konstitutionellen Hypokortisolismus prämorbide Persönlichkeitszüge, belastende Lebensereignisse vor dem Trauma, prämorbid bereits vorhandene psychische Erkrankungen und erste Reaktionen (z. B. Angst, Hilflosigkeit, Dissoziation) auf das Trauma (Abb. 14.5).
14.5
Differenzialdiagnostischer Prozess
Leitlinien
AWMF-S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
Leitlinien
AWMF-S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
Resümee
Posttraumatische Belastungsstörungen weisen häufig eine Komorbidität mit anderen psychischen Störungen auf. Bei der Abgrenzung gegenüber anderen Diagnosen spielt das Trauma eine besondere Rolle, da sich die Symptome der PTBS im Gegensatz zu den differenzialdiagnostisch abzugrenzenden Erkrankungen auf das Trauma beziehen. Von entscheidender Bedeutung sind daher die Identifikation des Traumas sowie die Klärung der Beziehung des Traumas zur Symptomatik.
14.6
Therapie
Leitlinien
AWMF-S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
14.6.1
Psychopharmakotherapie
EbM
Eine präventive Wirkung im Sinne der Verhinderung einer PTBS-Symptomatik wurde für Hydrocortison nachgewiesen (Evidenzstufe Ia: Amos et al. 2014). Für Propranolol, Escitalopram, Temazepam und Gabapentin ließ sich ein präventiver Effekt nicht absichern. Aufgrund der geringen Anzahl vorliegender Studien besteht weiterer Forschungsbedarf.
Leitlinien
AWMF-S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
EbM
Die Autoren eines Cochrane-Reviews (Evidenzstufe 1a: Stein et al. 2006) betonen die Wirksamkeit einer Psychopharmakotherapie (TZA, SSRIs, MAO-Hemmer) im Hinblick auf die Reduktion PTBS-typischer und komorbider Symptomatik und die Verbesserung der Lebensqualität. Unter Medikation lag die Ansprechrate mit 59,1 % deutlich höher als in der Placebogruppe (38,5 %). Aufgrund der Vielzahl verfügbarer Studien für die Gruppe der SSRIs und der damit verbundenen soliden empirischen Absicherung (auch für den Langzeitverlauf) geben die Autoren eine Therapieempfehlung insbesondere für diese Substanzgruppe ab.
14.6.2
Psychotherapie (
)
Leitlinien
AWMF-S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
Leitlinien
AWMF-S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
Leitlinien
AWMF-S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
Leitlinien
AWMF-S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
Krisenintervention nach einem akuten Trauma
EbM
Ein positiver Effekt des Debriefings im Sinne einer Prävention der PTBS sowie komorbider Symptomatik konnte auch in zwei systematischen Übersichtsarbeiten nicht nachgewiesen werden (Rose et al. 2002), wobei die bislang vorliegenden Studien mit vielfältigen methodischen Mängeln (z. B. fehlende Verblindung der Bewertung, keine Angaben über die Dropout-Raten) behaftet sind.
Frauen, die nach der Geburt ihres Kindes psychologische Unterstützung in Form von Debriefing erhielten, unterschieden sich weder in positiver noch in negativer Hinsicht von gebärenden Frauen, die diese zusätzliche Intervention nicht bekamen (Bastos et al. 2015).
EbM
Durch eine Frühintervention mit traumafokussierter KVT (PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)traumafokussierte Psychotherapieinnerhalb von 3 Monaten nach dem Trauma) ließ sich bei Patienten mit akuten Belastungsreaktionen bzw. Symptomen einer PTBS die Symptomatik im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe und zu supportiver Therapie signifikant reduzieren (Evidenzstufe Ia: Roberts et al. 2010). Angesichts der geringen Fallzahlen in Verbindung mit Datenheterogenität besteht weiterer Forschungsbedarf.
Von einer prophylaktischen Behandlung (weitgehend) asymptomatischer Patienten nach Traumexposition wird wegen negativer Nebenwirkungen dringend abgeraten (Roberts et al. 2009).
Psychodynamische Therapie der PTBS
EMDR-Therapie
Kognitive Verhaltenstherapie der PTBS
EbM
Mit EMDR oder mit traumafokussierter kognitiver Verhaltenstherapie (T-KVT) behandelte Patienten haben einen signifikant günstigeren Krankheitsverlauf als unbehandelte Kontrollpersonen (Evidenzstufe Ia: Bisson et al. 2013).
Traumaspezifische KVT, EMDR und Stressmanagement erwiesen sich nach Beendigung der Behandlung als gleichwertig, bei der Nachuntersuchung waren jedoch die positiven Effekte einer KVT geringer ausgeprägt als bei den mit T-KVT und EMDR behandelten Patienten. Insgesamt waren T-KVT, EMDR und KVT den übrigen Therapieformen überlegen. Die Autoren weisen darauf hin, dass mögliche Nebenwirkungen der aktiven Behandlungsformen (z. B. die höhere Abbrecherquote) bislang nur unzureichend untersucht sind.
Auch für Patienten mit komorbider Substanzabhängigkeit ließ sich durch eine individualisierte T-KVT in Kombination mit einer psychologischen Suchtbehandlung die traumatypische Symptomatik im Vergleich zu „treatment as usual“ (TAU) – bei allerdings erhöhten Abbruchraten – wirkungsvoll reduzieren, wobei sich für den Konsum von Suchtmitteln allerdings erst nach 5–7 Monaten positive Effekte nachweisen ließen (Evidenzstufe Ia: Roberts et al. 2016).
Im Rahmen einer Studie von schmerzgeplagten Folteropfern wurde überprüft, ob sich durch Psychotherapie die Schmerzsymptomatik reduzieren lässt, wobei allerdings nur zwei Studien in die Metaanalyse eingingen. Biofeedbackbasierte KVT (mit/ohne Physiotherapie) erwies sich dabei jedoch im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe als nicht überlegen (Baird et al. 2017).
Aufgrund der geringen Fallzahlen der Primärstudien und methodischer Defizite besteht weiterhin dringender Forschungsbedarf. Die spärliche Datenlage lässt aktuell keine empirisch begründbaren Empfehlungen für eine Kombination von Psychotherapie und SSRI-Behandlung zu (Hetrick et al. 2010).
Wirksamkeitsnachweise verschiedener Therapieformen
Tiefer gehende Informationen
Informationen über das konkrete Vorgehen bei einer traumaspezifischen Verhaltenstherapie finden Sie auf der Homepage zu diesem Buch unter http://else4.de/online-Kap-14-6-2.VerhaltenstherapiePTBS PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)Verhaltenstherapie
Resümee
Sowohl in der Psychopharmakotherapie als auch in der Psychotherapie existiert inzwischen eine Reihe kontrollierter Studien zur Wirksamkeit der Verfahren. In der Psychopharmakotherapie sind die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer am besten untersucht, in der Psychotherapie die kognitiven und verhaltenstherapeutischen Verfahren sowie die EMDR. Zumeist wird eine Reduktion einzelner Symptombereiche erreicht; eine vollständige Remission ist eher die Ausnahme.
Literatur
Die Literatur zu diesem Kapitel finden Sie auf der Homepage zu diesem Buch unter http://else4.de/literatur-kap14.


Literatur
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