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Elsevier GmbH
Biopsychosoziales SchmerzmodellSchmerzmodell, biopsychosozialesKopfschmerzenbiopsychosoziales Schmerzmodell
(nach Fritsche 2006) [L231]

Einfluss von Lebensstilfaktoren sowie nicht medikamentöser und medikamentöser Prophylaxe auf die Migräne (Gaul et al. 2014)MigräneProphylaxeLebensstilfaktoren
[L231]

Forest Plot über alle analysierten Studien zur Veranschaulichung, welche Behandlung eine signifikante Kopfschmerzreduktion bewirkt, je nachdem wann der Therapieerfolg gemessen wurde (Post-Follow-up), welche Behandlung zur Anwendung kam und in welchem Setting (Klinik/Zuhause) behandelt wurde (AT = autogenes Training; PME = progressive Muskelrelaxation; KVT = kognitive Verhaltenstherapie)
(nach Huguet et al. 2014) [L231]

Empfehlungen für eine psychosoziale Standarddiagnostik bei chronischen KopfschmerzpatientenKopfschmerzenpsychosoziale Standarddiagnostik
Variable | Instrument | Autor | Therapiephasen |
Schmerzanamnese | Strukturiertes Schmerzinterview (SICS) | Kröner-Herwig (2000) | prä |
Kopfschmerztagebuch | Diverse | z. B. dmkg.org | prä, para, post, kata. |
Depressivität | Allgemeine Depressionsskala (ADS) | Hautzinger und Bailer (1991) | prä, post, kata. |
Angst | Beck Anxiety Inventory (BAI) | Beck et al. (1988) | prä, post, kata. |
Beeinträchtigung | Inventar zur Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen (IBK) | Bauer et al. (1999) | prä, kata. |
Funktionelle Beeinträchtigung | Migraine Disability Assessment (Midas) | Agosti et al. (2008) | prä, post, kata. |
Bewältigung | Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung (FESV) | Geissner (1992) | prä, post |
Lebenszufriedenheit | Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (SF-36) | Bullinger und Kirchberger (1998) | prä, post, kata. |
Verhalten der Bezugspersonen | Multidimensionales Schmerzinventar (MPI-D-Teil 2) | Flor et al. (1990) | prä, post |
Aufbau der ICHD-3 beta (IHS 2013)
Teil 1: Primäre Kopfschmerzerkrankungen
-
1.
MigräneMigräne
-
2.
Kopfschmerz vom SpannungstypKopfschmerzenSpannungstyp (KST) (KST)
-
3.
Trigeminoautonome Kopfschmerzerkrankungen
-
4.
Andere primäre Kopfschmerzerkrankungen
Teil 2: Sekundäre Kopfschmerzerkrankungen
-
1.
Kopfschmerz zurückzuführen auf ein Trauma oder eine Verletzung des Kopfes und/oder Halses
-
2.
Kopfschmerzen zurückzuführen auf eine Erkrankung der Kopf- oder Halsgefäße
-
3.
Kopfschmerzen zurückzuführen auf eine nichtvaskuläre intrakranielle Erkrankung
-
4.
Kopfschmerzen zurückzuführen auf eine Substanz oder ihren Entzug
-
5.
Kopfschmerzen zurückzuführen auf eine Infektion
-
6.
Kopfschmerzen zurückzuführen auf eine Störung der Homöostase
-
7.
Kopfschmerzen oder Gesichtsschmerzen zurückzuführen auf eine Erkrankung des Schädels, des Halses, der Augen, der Ohren, der Nase, der Nasennebenhöhlen, der Zähne, des Mundes oder andere Gesichts- oder Schädelstrukturen
-
8.
Kopfschmerzen zurückzuführen auf eine psychiatrische Erkrankung
Teil 3: Schmerzhafte kraniale Neuropathien und andere Gesichtsschmerzen
-
1.
Schmerzhafte kraniale Neuropathien und andere Gesichtsschmerzen
-
2.
Andere Kopfschmerzerkrankungen
Diagnosekriterien der Migräne ohne Aura der ICHD-3 beta (IHS 2013)
Migräne Diagnosekriterien
-
A.
Mindestens fünf Attacken, die die Kriterien B–D erfüllen
-
B.
Kopfschmerzdauer zwischen 4 und 72 h (unbehandelt oder erfolglos behandelt)
-
C.
Der Kopfschmerz zeigt mindestens zwei der folgenden Charakteristika:
-
i.
Einseitige Lokalisation
-
ii.
Pulsierende Schmerzen
-
iii.
Mittlere oder starke Schmerzintensität
-
iv.
Verstärkung bei körperlicher Aktivität oder Vermeidung körperlicher Alltagsaktivität (Gehen oder Treppensteigen)
-
-
D.
Während der Kopfschmerzen besteht wenigstens eines der folgenden Symptome:
-
i.
Übelkeit und/oder Erbrechen
-
ii.
Photo-/Phonophobie
-
-
E.
Nicht besser durch eine andere Erkrankung der Kopfschmerzklassifikation erklärbar
Aspekte der Auswahl einer Kopfschmerzprophylaxe
Kopfschmerzen Prophylaxe
-
•
Diagnosespezifische Substanzauswahl (z. B. Betablocker, Trizyklika, Antikonvulsiva, Botulinumtoxin bei Migräne)
-
•
Psychiatrische Komorbidität (z. B. Trizyklika bei Schlafstörung und Depressivität)
-
•
Somatische Komorbidität (z. B. Meiden des Betablockers bei Psoriasis; Kontraindikation von Topiramat bei Nierensteinen; Bevorzugung eines Sartans oder Betablockers bei arterieller Hypertonie)
-
•
Lebensumstände (z. B. Arbeitsplatzanforderung, Schichtdienst; keine Valproinsäure bei Kinderwunsch)
-
•
Kopfschmerzfrequenz (z. B. wohl geringe Wirkung von Betablockern bei chronischer Migräne; hingegen Zulassung und Wirksamkeitsnachweis für Botulinumtoxin nur bei chronischer Migräne)
-
•
Patientenpräferenz nach erfolgter Aufklärung
Behandlungsempfehlungen für die psychologische Therapie der Migräne (Fritsche et al. 2013)
Migräne Behandlungsempfehlungen
-
1.
Relaxation, thermales, vaskuläres und muskuläres Biofeedback sowie KVT eignen sich zur präventiven Behandlung der Migräne in einem ähnlichen Ausmaß. Der Nutzen ist als gering- bis mittelgradig anzusehen.
-
2.
KVT sollte mit vorbeugender pharmakologischer Therapie und optimierter Akuttherapie kombiniert werden, um einen zusätzlichen Behandlungserfolg zu erzielen.
-
3.
KVT kann statt in einem professionellen Setting (z. B. Klinik) mit ähnlichem Erfolg über Internet oder durch geschulte Betroffene (Laien) vermittelt werden.
Behandlungsempfehlungen für die psychologische Therapie der KST (Fumal und Schoenen 2008)
-
1.
Relaxation, EMG-Biofeedback oder KVT sind besser als keine Behandlung, Placebo oder Warteliste-Kontrollbedingung.
-
2.
Relaxation und EMG-Biofeedback allein angewendet führen zu einer Kopfschmerzreduktion um 50 %.
-
3.
Die Kombination von Stressmanagement und Amitriptylin ist die wirkungsvollste Behandlung.
Kopfschmerzerkrankungen
-
71.1
Epidemiologie und Klassifikation789
-
71.2
Störungsmodell chronischer Kopfschmerzen790
-
71.3
Chronifizierungsfaktoren790
-
71.4
Das klinische Bild791
-
71.5
Pathomechanismen792
-
71.6
Prophylaktische Kopfschmerzbehandlung794
-
71.7
Psychologische Diagnostik794
-
71.8
Therapie795
-
71.9
Evidenz für psychologische Verfahren797
71.1
Epidemiologie und Klassifikation
71.2
Störungsmodell chronischer Kopfschmerzen
71.3
Chronifizierungsfaktoren
71.3.1
Stress
71.3.2
Komorbidität
71.3.3
Kopfschmerzmittel
Daraus kann also für die Behandlung abgeleitet werden, dass die Akutmedikation möglichst effektiv sein sollte und korrekt eingesetzt werden muss. In der Patientenedukation muss deshalb neben der Angst vor zu häufiger Einnahme der Akutmedikation als Risikofaktor einer Chronifizierung auch die Unterdosierung der Medikation und die zu späte (und dann häufig ineffektive) Einnahme der Medikation thematisiert werden.
71.3.4
Persönlichkeit
71.4
Das klinische Bild
71.4.1
Migräne
Früher verwendete Begriffe
-
•
Migräne mit Aura: klassische Migräne, ophthalmische, hemiparästhetische, hemiplegische oder aphasische Migräne, migraine accompagnée, komplizierte Migräne
-
•
Migräne ohne Aura: einfache, gewöhnliche, gemeine Migräne, common migraine, Hemikranie
71.4.2
Kopfschmerz vom Spannungstyp
Früher verwendete Begriffe
71.4.3
Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch
Früher verwendete Begriffe
71.5
Pathomechanismen
71.5.1
Migräne
Insgesamt ist die Verwendung des Begriffs „Hypersensibilität“ und damit des Modells der „Reizverarbeitungsstörung“ zu undeutlich und zu global.
71.5.2
Kopfschmerz vom Spannungstyp
71.5.3
Kopfschmerzen bei Medikamentenübergebrauch
71.6
Prophylaktische Kopfschmerzbehandlung
Indikation für eine prophylaktische Medikation
71.7
Psychologische Diagnostik
71.7.1
Diagnostische Strategien
-
•
Ungünstige Krankheitsverarbeitung
-
•
Unzureichende Bewältigungskompetenzen
-
•
Vorhandene Komorbiditäten (Angststörung, Depression, Sucht etc.)
-
•
Relevante Zielkonflikte (sekundärer Krankheitsgewinn)
-
•
Lebenssituation bei Erstmanifestation
-
•
Bisherige Behandlungserfahrungen
-
•
Aktuelle Lebenssituation
-
•
Psychische Einflussfaktoren
-
•
Psychisches Befinden – Stimmung
-
•
Umgang mit dem Kopfschmerz
-
•
Familiäre Lerngeschichte
-
•
Krankheitskonzept
71.7.2
Psychometrie
71.8
Therapie
71.8.1
Medizinische Therapie
Migräne
Kopfschmerz vom Spannungstyp
71.8.2
Kopfschmerzpsychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie
Syndromspezifische Therapie
Reizverarbeitungsstörung bei Migräne
-
•
Monitoring der Einnahmefrequenz
-
•
Akzeptanz der Kopfschmerzen
-
•
Zugang zu den eigenen Bedürfnissen erweitern
-
•
Verbesserung der Kräfteökonomie im Alltag
-
•
Regelmäßige Schlafzeiten
-
•
Regelmäßige Esszeiten
-
•
Langsamer Übergang von Anspannung zu Entspannung
-
•
Weniger Aufmerksamkeit auf Trigger
Störung der Emotionsregulation bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp
Modifikation und Kontrolle des Medikamenteneinnahmeverhaltens bei MOH
Komplementäre und alternative Kopfschmerzmedizin
71.9
Evidenz für psychologische Verfahren
-
•
Bei Migräne ist BiofeedbackBiofeedbackKopfschmerzerkrankungen besser als eine Warteliste, aber nicht besser als Placebo oder eine andere Behandlung (Relaxation und Pharmakotherapie).
-
•
Bei KST ist Biofeedback besser als alle anderen behavioralen Behandlungen oder Kontrollbedingungen.
-
•
Bei Migräne und KST verbessert KVT die schmerzbezogenen Kognitionen signifikant mehr als andere Behandlungen oder die Kontrollbedingungen.
Literaturauswahl
Ashina et al., 2010
Diener et al., 2012
Evers and Marziniak, 2010
Frettlöh, 2013
Fritsche, 2011
Fritsche et al., 2013
Gaul et al., 2011b
Huguet et al., 2014
IHS (Headache Classification Committee of the International Headache Society), 2013
Traue et al., 2013