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Erstmanifestation bzw. Risikozeiträume für ErstmanifestationOrofaziale StörungenErstmanifestation orofazialer Krankheiten mit psychosozialen EinflussfaktorenOrofaziale Störungenmit psychosozialen Einflussfaktoren
[L231]

Verdachtsdiagnostische Annahmen bei Erosionsschäden an den ZähnenZahnheilkunde, psychosomatischeErosionsschäden, Verdachtsdiagnosen
Lokalisation der Erosionen | Verdachtsdiagnostische Annahme |
Äußere Zahnflächen (v. a. Frontzähne) | Intensiver Konsum säurehaltiger Diätlimonaden oder Früchte |
Innere Zahnflächen (v. a. Frontzähne) | Magensäure durch Erbrechen |
Nahezu vollständiger Verlust der SchmelzschichtErosionen auch im Seitenzahnbereich | Erkrankungsdauer > 5 Jahren |
Farbeinlagerungen im Bereich der Erosionen (z. B. durch Kaffee oder Tee) | Chronische Säureeinwirkung besteht nicht mehr |
Ursachen des sekundären Mundschleimhautbrennens (zit. nach Wolowski und Runte 2013)
Systemische Faktoren |
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Psychische Faktoren |
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Lokale Faktoren |
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Überblick nicht medikamentöser Verfahren zitiert nach Satory (2010) ZahnbehandlungsangstTherapieVerhaltenstherapieZahnbehandlungsangstHypnose/HypnotherapieZahnbehandlungsangst
Intervention | Eignung | Probleme |
Konfrontation: systematische Desensibilisierung | Starke vegetative Reaktionen | Ausbleibende Habituation bei depressiver Verstimmung |
Konfrontation: Habituationstraining in sensu | Zügige Habituation | Mangelnde lebhafte Vorstellungskraft |
Konfrontation: in vivo |
|
Mangelnde Utensilien |
Angstbewältigung, Stressimpfungstraining |
|
Erfordert Durchführung der Entspannungsübungen zwischen den Sitzungen |
Kognitive Restrukturierung | Dysfunktionale Kognitionen vorrangig |
|
Hypnose |
|
|
Diagnostische Hinweise auf eine somatoforme Prothesenunverträglichkeit
Folgende Hinweise in der Frühphase der Zahnarzt-Patient-Beziehung helfen, potenziell „schwierige Patienten“ zu erkennen:
-
•
Diskrepanz von Befund und Befindlichkeit
-
•
Ausgeprägte Somatisierungstendenz, ggf. Zielorganverschiebung
-
•
Viele und vielfältige erfolglose Behandlungsversuche
-
•
Negative Bewertung bisheriger Maßnahmen, Verherrlichung des aktuellen Behandlers
-
•
Nahezu ausschließliches somatisches Krankheitsmodell
-
•
Starke soziale Beeinträchtigung und Abhängigkeit
Zahnheilkunde
-
96.1
Die Bedeutung der Psychosomatik für die Zahnmedizin1091
-
96.2
Orofaziale Funktionsstörungen1092
-
96.3
Glossodynie, Mund- und Zungenbrennen1094
-
96.4
Somatoforme Prothesenunverträglichkeit1095
-
96.5
Parodontale Erkrankungen1096
-
96.6
Zahnbehandlungsangst1096
-
96.7
Psychische Folgen bei Orofazialkarzinomen1097
96.7.1
Epidemiologie und Komorbiditäten1097
96.1
Die Bedeutung der Psychosomatik für die Zahnmedizin
Zahnheilkunde, psychosomatischeTraditionell wird die Zahnmedizin als rein somatisch orientierte Fachrichtung gesehen. Dies mag ein wesentlicher Grund dafür sein, dass Patienten, aber auch allgemeinmedizinische Kollegen in hohem Maße erstaunt sind, wenn der Verdacht psychosozialer Einflussfaktoren bei orofazialer Symptomatik erhoben wird. Gerade betroffene Patienten und ihre Angehörigen fühlen sich angesichts einer solchen Verdachtsäußerung stigmatisiert, missverstanden und abgeschoben. Ein wert- und tabufreier Umgang mit solchen Aspekten, bezogen auf den zahnmedizinischen Kontext, setzt eine umfassende Information und Aufklärung auf allen Ebenen voraus (Wolowski und Demmel 2010).
Patientengeschichte
Eine 16-jährige Pat. stellte sich vor, weil sie bemerkt hatte, dass ihre Zähne „kleiner werden“. Ihre Mutter, die ein ähnliches Phänomen aufwies, nahm an, dass auch die Tochter nachts so stark mit den Zähnen knirsche, dass sie abgerieben wurden. Ihrer Mutter hatte man erklärt, dass sei die Folge von Stress. Zum Schutz hatte sie eine Aufbissschiene erhalten, die sie nachts trug. Die Jugendliche wollte nun auch eine solche Schiene bekommen. Die Eltern hatten telefonisch bei der Terminabsprache einer solchen evtl. indizierten Maßnahme zugestimmt und waren bereit, anfallende Kosten zu übernehmen. Umso erstaunter waren die Eltern, als sie nach diesem Untersuchungstermin gemeinsam mit der Tochter zu einem Gespräch gebeten wurden. Der Grund dafür war, dass sich klinisch dem Zahnarzt nicht das Bild übermäßiger Parafunktionen (Bruxismus) oder einer kraniomandibulären Dysfunktion mit sog. Schliff-Facetten, Muskel- und/oder Kiefergelenkbefunden bot, wie dies bei der Mutter der Fall war. Vielmehr deuteten die Zahnhartsubstanzverluste auf massive Säureeinwirkung hin, die aufgrund der dafür typischen Lokalisation auf den Palatinalflächen der Zähne den Schluss einer EssstörungEssstörungendentale Befunde (Säureschäden) mit bulimischenBulimia nervosaZahnhartsubstanzverluste Anteil nahelegten. Die Pat. hatte dieses abnorme Essverhalten offensichtlich sehr geschickt geheim halten können (National Collaborative Centre for Mental Health 2004).
96.2
Orofaziale Funktionsstörungen
96.2.1
Bruxismus
Definition und Epidemiologie
Ätiologie und Risikofaktoren
Therapie
96.2.2
Kraniomandibuläre Dysfunktionen (CMD)
Definition und Epidemiologie
Gesundheitsökonomisch ist das Krankheitsbild der CMD durchaus von Bedeutung. So wurde 1990 in den USA rund 1 Mrd. US-Dollar für Aufbissschienen ausgegeben (Pierce et al. 1995). Weitere Kosten entstehen durch schmerzbedingte Einschränkungen. 40 % der an CMD Leidenden können nur eingeschränkt arbeiten oder lernen, und auch bei sonstigen alltäglichen Verrichtungen fühlen sie sich belastet.
Ätiologie und Risikofaktoren
So konnte gezeigt werden, dass CMD-Patienten ängstlicher sind und eine Neigung zu depressiven Zuständen aufweisen. Ebenso konnten Somatisierungstendenzen ausgemacht werden. Diskutiert wird auch, dass diese Faktoren Prädiktoren für eine Chronifizierung sind (Bonjardim et al. 2005). Offensichtlich spielen auch Kontrollüberzeugungen insofern eine Rolle, als die Betroffenen vergleichsweise weniger Kontrolle über den eigenen Gesundheitszustand erleben und somit intensiver auf Fremdhilfe hoffen (De Leeuw et al. 1994).
Therapie
96.3
Glossodynie, Mund- und Zungenbrennen
Patientengeschichte
GlossodynieBurning-Mouth-SyndromEin 30 Jahre alter gelernter Koch stellte sich mit unerträglichem MundschleimhautbrennenMundschleimhautbrennen vor, das seit etwa 5 Jahren bestand. Mit 25 Jahren hatte er im Rahmen einer Umschulungsmaßnahme seine Ausbildung als Koch abgeschlossen. Beruflich war er seitdem nicht tätig. Er war der Überzeugung, dass die Ursache dieses Mundschleimhautbrennens eine Unverträglichkeit auf Amalgam sei, ausgehend von Füllungen, die zum Zeitpunkt des Auftretens der Beschwerden durchschnittlich 8 Jahre alt waren. Mittlerweile war er zahnlos und seine Beschwerden eskalierten, zumal ein Amtsarzt seine Arbeitsfähigkeit bescheinigt hatte und er jetzt damit rechnen musste, dass seine finanzielle Unterstützung gestrichen wurde. Herr H. lebte allein in einem Einzimmerapartment. Er berichtete, dass er aufgrund der Beschwerden abends kaum schlafen könne und deshalb abends auch immer 2–3 Flaschen Bier trinke. Morgens müsse er ausschlafen. Arzttermine könne er nur am späten Vormittag wahrnehmen. Nachmittags treffe er sich mit seinen „Kumpels in der Laube“. Das Gespräch mit dem recht abgemagerten, aber dennoch sehr agilen Pat. war von Aggressivität, Vorwürfen und Selbstmitleid gekennzeichnet. Sämtlichen lokalen zahnmedizinischen und allgemeinmedizinischen Untersuchungen mit dem Ziel, ein sekundäres Mundschleimhautbrennen auszuschließen, zeigten keine pathologischen Befunde, was der Pat. in keiner Weise akzeptierte.
96.3.1
Definition und Epidemiologie
96.3.2
Ätiologie
96.3.3
Therapie
96.4
Somatoforme Prothesenunverträglichkeit
96.4.1
Definition und Epidemiologie
96.4.2
Ätiologie
96.4.3
Therapie
96.5
Parodontale Erkrankungen
Die Hypothese der StressparodontitisStressparodontitis besteht seit über 80 Jahren und fand ihren Ursprung in Fallbeobachtungen. In systematischen Studien zu diesem Aspekt, etwa seit Mitte der 1990er-Jahre gibt es erste Hinweise auf die Gültigkeit dieser Annahme.
Ätiologie unter psychosozialen Aspekten
96.6
Zahnbehandlungsangst
96.6.1
Ätiologie
96.6.2
Diagnostik
96.6.3
Therapie
96.7
Psychische Folgen bei Orofazialkarzinomen
96.7.1
Epidemiologie und Komorbiditäten
Literaturauswahl
Deinzer et al., 2001
Hoefert and Jöhren, 2010
Lobbezoo et al., 2013
Ruscheweyh et al., 2015
Satory, 2010
Scala et al., 2003
Schiffman et al., 2014
Suvinen et al., 2005
Wolowski and Demmel, 2010
Wolowski and Runte, 2013