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978-3-437-44446-3
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Teile des Ohrs, Auris
[S007-23]

Mittel- und MittelohrInnenohrInnenohr, Auris media und interna
[S007-23]

Innenohr, Auris interna
[E402]

Schnecke, Cochlea, ∗ Reissner-Membran
[E402]

Corti-Organ, Organum Organum spirale (Organum spirale)spirale
[X333-07]

Neuronale Hörbahn:neuronale VerschaltungenVerschaltungen der Hörbahn mit topischer Zuordnung akustisch evozierter Potenziale (Kap. 2.2.5)
[L231]

Kortikonukleäre Nervus(-i):facialis (VII)Nervus(-i):facialis (VII)Verbindungen und peripherer Verlauf des N. facialis
[L126]

Schallleitung im Mittelohr:SchallleitungMittelohr, Wanderwelle in der Schnecke:WanderwelleSchnecke
[E402]

Otoskopie mit Binokularmikroskop
[K352]

Trommelfell, Normalbefund: reizlos, intakt, transparent, mit Lichtreflex (mit freundlicher Genehmigung der KARL STORZ GmbH & Co. KG)
[V221]

Schläfenbein mit Mittel- und Innenohr und angrenzender mittlerer und hinterer Schädelgrube (Fossa cranii media und posterior), Computertomografie. Horizontalschnitt.
[E460]

Schallwandler für Luftleitung:SchallwandlerKnochenleitung:SchallwandlerLuftleitung (oben) und Knochenleitung (unten) sowie Antworttaste (mit freundlicher Genehmigung der MAICO Diagnostics GmbH)
[V589]

Stimmgabelprüfung nach Weber
[K352]

a und b Stimmgabelprüfung nach Rinne: a) Knochenleitung, b) Luftleitung
[K352]

a bis d Tonschwellenaudiogramm:Tonschwellenaudiometrie a) Normalhörigkeit, b) Schallleitungsschwerhörigkeit, c) Schallempfindungsschwerhörigkeit, d) kombinierte Schwerhörigkeit:TonschwellenaudiometrieNormalhörigkeit:TonschwellenaudiometrieSchwerhörigkeit
[L157]

Sprachaudiogrammformular mit Normalkurven für Zahlwörter (Z) und Einsilber (E)
[L157]

a bis d Tympanogrammkurven: Tympanometriea) Normalbefund, b) Unterdruck, c) Erguss, d) Kettenunterbrechung
[L157]

TEOAE a) Messanordnung, b) Stimulus, c) registrierte Emission, d) Spektrum der TEOAE
[L231]

Prinzip der Ableitung akustisch evozierter Potenziale akustisch evozierte Potenziale (AEP)akustisch evozierte Potenziale (AEP) (Erläuterung im Text)
[L157]

Untersuchung mit der Nystagmus-Brille nach Frenzel-Brille:NystagmusFrenzel
[K352]

Kind mit OhrmuscheldysplasieOhrmuscheldysplasie: MikrotieMikrotie
[E347-09]

Trommelfellbefund mit PaukenergussPaukenerguss (mit freundlicher Genehmigung der KARL STORZ GmbH & Co. KG)
[V221]

Trommelfell mit Paukenröhrchen in situ
[T720]

Zentrale Trommelfellperforation. Die Paukenhöhle ist einsehbar (mit freundlicher Genehmigung der KARL STORZ GmbH & Co. KG)
[V221]

a bis e Periphere Fazialisparese:periphereParese des N. facialis rechts a) Hautfalten rechts verstrichen, b) Stirnrunzeln rechts nicht möglich, c) Lagophtalmus rechts, d) Naserümpfen rechts nicht möglich, e) Pfeifen nicht möglich.
[T620]

Digitales HdO-HdO-GerätGerät mit Batteriefach (1), Schalter (2), Mikrofon (3), Winkel (4), Schallschlauch (5), Otoplastik (6) (mit freundlicher Genehmigung der KIND Hörgeräte GmbH & Co. KG)
[K588]

a bis c a) HdO-Gerät mit Slim Tube und Schirmchen, b) HdO-Gerät mit Ex-Hörer, c) Im-Ohr-Gerät (mit freundlicher Genehmigung der KIND Hörgeräte GmbH & Co. KG)
[K588]

Cochlea-Cochlea-ImplantatImplantat
[V587]

SinnessystemeHörenSinnessysteme
System | Modalität | Rezeptororgane | adäquater Reiz |
auditiv | Hören | Hörschnecke | Schall |
visuell | Sehen | Netzhaut | Lichtwellen |
taktil | Oberflächenempfinden | Haut und Schleimhaut | Berührung, Druck, Temperatur, Schmerz |
kinästhetisch | Bewegungsempfinden | Muskeln, Sehnen, Gelenke | Muskelspannung, Muskel- und Sehnenlänge, Gelenkstellung |
vestibulär | Gleichgewicht | Vorhof-Bogengangsystem | Lageänderung im Raum |
olfaktorisch | Riechen | Riechschleimhaut | chemische Stoffe |
gustatorisch | Schmecken | Rezeptoren auf der Zunge | chemische Stoffe |
Zusätzlich gibt es noch die Eingeweidesensibilität, die aber für die Kommunikationsmedizin keine Rolle spielt.
Mittelohr:Muskeln, Funktion/InnervationMittelohrmuskeln: Funktion und TrommelfellspannerSteigbügelmuskelNervus(-i):tensor tympani\”\iInnervation
Muskel | Funktion | Innervation |
M. tensor tympani (Trommelfellspanner) | Anspannung des Trommelfells, dadurch bessere Übertragung hoher Frequenzen | N. tensor tympani aus N. trigeminus V3 |
M. stapedius (Steigbügelmuskel) |
Dämpfung der Steigbügelschwingung, dadurch Verminderung der Schallübertragung als Schallschutz | N. stapedius aus N. facialis |
Neuronale Schaltstellen der Hörbahn:neuronale VerschaltungnHörbahn
Neurone | Hirnregion | Funktion |
Ganglion spirale | Cochlea, N. cochlearis | Codierung in Folge von Aktionspotenzialen |
Nucleus cochlearis (Hörschneckenkern) | verlängertes Mark (Medulla oblongata) | erste Musteranalysen |
Nucleus olivaris superior (oberer Olivenkern) | untere Brücke (Pons) | Analyse der Unterschiede von Laufzeit und Pegel zwischen beiden Ohren |
Nucleus lemnisci laterales (seitlicher Schleifenkern) | mittlere Brücke | Verarbeitung von Information aus beiden Ohren |
Nucleus colliculi inferioris (unterer Vierhügelkern) | Mittelhirn (Mesencephalohn) | Ortung von Schallquellen, Integration von visuellen und somatosensorischen Informationen |
Corpus geniculatum mediale (mittlerer Kniehöcker) | Zwischenhirn (Diencephalon) | emotionale und vegetative Beteiligung |
Auditorischer Cortex I und II (Gyrus temporalis transversus, primäre und sekundäre Hörrindenfelder) | Großhirn-Schläfenlappen (Lobus temporalis) | bewusste Hörempfindung; Verknüpfung mit Erinnerung, Bedeutung, Motivation; Projektion in sensorische und motorische Sprachzentren |
Verlauf des N. facialis Nervus(-i):facialis (VII)mit abgehenden Ästen und Nervus(-i):stapediusNervus(-i):petrosus majorFazialiskernChorda tympaniNachbarstrukturen
Verlauf | abgehende Äste | Versorgungsgebiet | in Nachbarschaft mit |
Fazialiskerne (Brücke) | Kern des N. abducens | ||
intrakraniell (Kleinhirnbrückenwinkel) | N. vestibulocochlearis, N. trigeminus | ||
intrameatal (innerer Gehörgang) | N. vestibulocochlearis | ||
intralabyrinthär | N. petrosus major | Tränendrüse | |
intratympanal | N. stapedius | M. stapedius | |
intramastoidal | Chorda tympani („Paukensaite”) | Geschmack, Speichelsekretion | |
extrakraniell (durch Ohrspeicheldrüse) | motorische Endäste | mimische Muskulatur, M. stylohyoideus, M. digastricus (venter posterior) |
Ohrspeicheldrüse |
Grad der Schwerhörigkeit:GradSchwerhörigkeit nach dem HörverlustHörverlust im Tonaudiogramm oder in der Hirnstammaudiometrie
Grad der Schwerhörigkeit | mittlerer Hörverlust (dB) |
Normalhörigkeit | 0–19 |
geringgradig | 20–39 |
mittelgradig | 40–59 |
hochgradig | 60–79 |
an Taubheit grenzend | 80–99 |
Taubheit | ab 100 |
Akustisch evozierte Potenziale (AEP) SSAEP (sehr späte akustisch evozierte Potenziale)SFAEP (sehr frühe akustisch evozierte Potenziale)SAEP (späte akustisch evozierte Potenziale)MAEP (mittlere akustisch evozierte Potenziale)FAEP (frühe akustisch evozierte Potenziale)Auditory Steady-State Response (ASSR)ASSR (Auditory Steady-State Response)akustisch evozierte Potenziale (AEP)akustisch evozierte Potenziale (AEP)
AEP | Messung | Latenz (ms) | Anwendung | Besonderheit |
SFAEP | CM, SP, SAP | 0–3,5 | Cochlea-Funktion vor CI-Implantation | invasive Elektrode |
FAEP | BERA J I–J V, ABBR |
1,5–10 | Hörschwellenbestimmung, auch frequenzbezogen. Tumorentdeckung, Neugeborenen-Screening. | schlafender Patient, ab Geburt möglich |
MAEP | ASSR, AMFR | 10–100 | frequenzspezifische Hörschwelle | schlafender Patient |
SAEP | CERA, MMN P2 | 100–300 | frequenzspezifische Hörschwelle, kognitive Funktionen | wacher Patient, muss ruhig liegen |
SSAEP | ERP P3, CNV P4 | 300–1.000 | bewusste auditve Wahrnehmung, kognitive Funktionen | wacher Patient, muss ruhig liegen |
SFAEP: sehr frühe AEP, FAEP: frühe AEP, MAEP: mittlere AEP, SAEP: späte AEP, SSAEP: sehr späte AEP.
Weitere Abkürzungen sind im Fließtext erklärt.
Klinische Prüfung von motorischen, sekretorischen und gustatorischen Funktionen des N. Stapediusreflexmessung:FazialispareseSpeichelfluss:MessungSchirmer-TestSchirmer-TestGeschmacksprüfung:Fazialisprüfungfacialis
Funktion | Prüfobjekt | Prüfung |
motorisch | mimische Muskulatur | Willkürbewegung: Stirnrunzeln, Augenschluss, Naserümpfen, Zähnezeigen, Pfeifen |
motorisch | M. stapedius | Stapediusreflexmessung (Kap. 2.2.3) |
sekretorisch | Tränendrüse | Tränensekretion durch Schirmer-Test ∗ |
gustatorisch | Schmeckempfindung | Geschmacksprüfung (Kap. 5.2.4) |
sekretorisch | Unterkieferspeicheldrüse | Speichelflussmessung über Schlauch ∗∗ |
∗
Schirmer-Test: Hierbei wird ein 5 mm breiter und 35 mm langer Filterpapierstreifen am äußeren Lidwinkel in den Bindehautsack eingehängt. Nach 5 Minuten wird die Strecke abgelesen, die die Tränenflüssigkeit im Papierstreifen zurückgelegt hat. Seitendifferenz über 30 % oder Verfärbungsstrecke unter 10 mm sind pathologisch.
∗∗
Einführen eines dünnen Schlauches in den Ductus submandibularis (Drüsenausführungsgang)
Prinzipien der Mittelohrimplantat, aktivesLuftleitungshörgerätKnochenleitungshörgerät:konventionellesKnochenleitungshörgerät:knochenverankertesHybridimplantatHörprothetikHirnstammimplantatCochlea-ImplantatHörprothetik
Hörprothese | Indikation | Operation | Signalübertragung |
konventionelles Luftleitungshörgerät | SLS, IOS, Komb. | nein | Luftschwingung auf Trommelfell |
konventionelles Knochenleitungshörgerät | SLS, IOS, Komb., bei Fehlbildung von Außen- und/oder Mittelohr | nein | Vibration auf Schädelknochen |
knochenverankertes Knochenleitungshörgerät | SLS, IOS, Komb., bei Fehlbildung von Außen- und/oder Mittelohr | ja | Vibration auf Schädelknochen |
aktives Mittelohrimplantat | SLS, IOS, Komb., wenn konventionelles Gerät nicht ausreicht/nicht vertragen wird | ja | Vibration auf Amboss oder knöcherne Schnecke |
Innenohrimplantat | funktionslose Schnecke, funktionierender Hörnerv | ja | elektrische Impulse auf Hörnervenfasern |
Hybridimplantat | Hochtonbereich taub, Restgehör im Tieftonbereich, funktionierender Hörnerv | ja | elektrische Impulse auf Hörnervenfasern und Luftschwingung auf Trommelfell |
Hirnstammimplantat | funktionsloser Hörnerv | ja | elektrische Impulse auf Hirnstamm |
SLS: Schallleitungsschwerhörigkeit
IOS: Innenohrschwerhörigkeit
Komb.: kombinierte Schwerhörigkeit
Hör- und Gleichgewichtsorgan
Lernziele
-
•
Überblick Anatomie und Physiologie des Hör- und Gleichgewichtsorgans
-
•
Untersuchung des Hör- und Gleichgewichtsorgans und des N. facialis
-
•
subjektive und objektive Hörprüfungen
-
•
sprachtherapeutisch wichtige Krankheitsbilder
-
•
Grundzüge der konservativen und operativen Therapie
-
•
konventionelle und implantierte Hörprothesen
2.1
Anatomie und Physiologie
2.1.1
Anatomie
Sinnessysteme
Hör- und Gleichgewichtssystem
-
•
äußeres Ohr (Auris externa)
-
•
Mittelohr (Auris media)
-
•
Innenohr (Auris interna, Labyrinthus)
–
Gleichgewichts-Hörnerv (N. vestibulocochlearis)
-
•
zentrale Hörbahn und kortikale Hörzentrum:kortikalesHörzentren
-
•
zentrale Gleichgewichtsbahn.
Äußeres Ohr
•
die Ohrmuschel (Auricula) mit individuellen Knorpelstrukturen: Helix (Außenwindung), Anthelix (Gegenwindung), Cavum conchae (Vertiefung zum Gehörgangseingang), Tragus (Vorsprung vor dem Cavum)
•
der äußere Gehörgang (Meatus acusticus externus), dessen Hautauskleidung Haare als Grobfilter und Ohrschmalzdrüsen zur schützenden Einfettung und Bindung von Verunreinigungen aufweist.
Mittelohr
•
Paukenhöhle (Cavum tympani) mit
–
Trommelfell (Membrana tympanica) als Abgrenzung zum äußeren Gehörgang
–
Gehörknöchelchenkette (Ossicula) mit Hammer, Amboss, Steigbügel (Malleus, Incus, Stapes)
–
Mittelohrmuskeln: M. stapedius, M. tensor tympani (Tab. 2.2)
•
durchlaufenden Nerven, darunter N. facialis (Gesichtsnerv), Chorda tympani („Paukensaite”)
•
Warzenfortsatzzellen (Cellulae mastoidei), deren größte Zelle, das Antrum mastoideum (Höhle), mit der Paukenhöhle in Verbindung steht
•
Ohrtrompete (Tuba auditiva, Tube) als Verbindung der Paukenhöhle zum Nasopharynx (Nasenrachen).
Innenohr
•
Labyrinth:knöchernesknöchernes Labyrinth: InnenohrHohlraumsystem, mit Perilymphe gefüllt, enthält die Strukturen des häutigen Labyrinths. Es besteht aus
–
Vorhof (Vestibulum)
–
Schnecke (Cochlea) mit Vorhoftreppe (Scala vestibuli) und Paukentreppe (Scala tympani)
–
drei knöchernen Bogengängen (Canales semicirculares)
–
Ductus perilymphaticus (Verbindungsgang der Perilymphräume zum Subarachnoidalraum).
•
häutiges Labyrinth:häutigesLabyrinth: Ein Schlauchsystem im knöchernen Labyrinth, mit Endolymphe gefüllt. Es besteht aus
–
Schneckengang (Ductus cochlearis) mit dem Corti-Organ (Organum spirale)Corti-Organ (Organum spirale)
–
UtriculusUtriculus (Schläuchlein) und SacculusSacculus (Säckchen) im Vorhof
–
drei häutigen BogengängeBogengängen (Ductus semicirculares)
–
Ductus und Saccus Saccus endolymphaticusDuctus:endolymphaticusendolymphaticus (Aquaeductus vestibuli): Kanal und Ausbuchtung zur Resorption der EndolympheEndolymphe
•
innerer Gehörgang:innererGehörgang (Meatus acusticus internus): Gang für den Durchtritt des
–
N. Nervus(-i):vestibulocochlearis (VIII)vestibulocochlearis aus N. Nervus(-i):cochleariscochlearis (Hörnerv) und N. vestibularis (Gleichgewichtsnerv) und des
–
N. facialis aus dem Felsenbein zum Hirnstamm.
Cochlea
•
die perilymphgefüllten Scala vestibuli (Vorhoftreppe)Scala:vestibuli (Vorhoftreppe) und Scala tympani (Paukentreppe),Scala:tympani (Paukentreppe) die an der Schneckenspitze ineinander übergehen
•
den endolymphgefüllten Ductus Ductus:cochleariscochlearis (Schneckengang).Schneckengang
Vorhof und Bogengänge
Zentrales Hör- und Gleichgewichtssystem
Hörbahn
Vestibularisbahn
•
vestibuläre Informationen über Linear- und Drehbeschleunigung des Kopfes
•
visuelle Informationen über die Bildverschiebung auf der Netzhaut
•
somatosensorische Informationen über die Stellung der zervikalen Gelenke und Muskeln des Halses
•
somatosensorische Informationen über die Stellung der Arme und Beine
•
zerebelläre Informationen (Kleinhirn ist Informationsspeicher und Kontrollinstanz des Gleichgewichtssystems).
•
Vestibulariskernen der Gegenseite (Vergleich beider Labyrinthstellungen)
•
motorischen Kernen der Augenmuskeln (Nystagmus)
•
motorischen Kernen der Spinalnerven (Hals, Arme, Beine)
•
Kleinhirn (Koordinationszentrum)
•
Formatio reticularis („Netzgebilde”) im Hirnstamm, die lebenswichtige Funktionen hat: Steuerung der Bewusstseinslage, vegetative Steuerung mit Atem- und Kreislaufzentrum, Schluck- und Brechreflex
•
Thalamus („Sehhügel”, sensorisches Integrationszentrum) und über diesen zur Körperfühlsphäre der Großhirnrinde (Gyrus postcentralis des Scheitellappens).
N. facialis
•
efferent-motorische Fasern für die gesamte mimische Muskulatur, den M. stapedius, zwei obere Zungenbeinmuskeln
•
efferent-sekretorische Fasern für die Tränendrüsen, Unterzungen- und Unterkieferspeicheldrüsen
•
afferent-gustatorische Fasern von den vorderen ²∕₃ der Zunge
•
afferent-sensible Fasern von der hinteren Gehörgangswand.
•
Der obere Kernanteil mit Neuronen für die mimische Stirn- und Augenmuskulatur (Rr. temporales) wird aus beiden Hemisphären versorgt.
•
Der untere Kernanteil für die mimische Muskulatur unterhalb des Auges (Rr. zygomatici, buccales, marginalis mandibulae, colli) wird nur von der kontralateralen Hemisphäre innerviert.
•
zentral des Abgangs der Chorda Chorda tympanitympani, kommt es zur Geschmacksstörung auf der gleichen Seite in den vorderen ²∕₃ der Zunge und verminderter Speichelsekretion
•
zentral des Abgangs des N. stapedius, entsteht eine erhöhte Geräuschempfindlichkeit (HyperakusisHyperakusis) auf der gleichen Seite (fehlender StapediusreflexStapediusreflex), zusätzlich Geschmacksstörung und Speichelflussminderung
•
zentral des Abgangs des N. petrosus Nervus(-i):petrosus majormajor, ist die Tränensekretion auf der gleichen Seite vermindert, zusätzlich bestehen Geschmacksstörung, Speichelflussminderung und eine Hyperakusis.
•
im inneren Gehörgang, sind zusätzlich zu den erwähnten Funktionsstörungen auch Hör- und Gleichgewichtsstörungen (N. Nervus(-i):vestibulocochlearis (VIII)vestibulocochlearis) zu erwarten
•
im Kleinhirnbrückenwinkel, sind zusätzlich Sensibilitätsstörungen im Stirn- und Gesichtsbereich sowie Kaustörungen (N. trigeminus) möglich
•
im motorischen Kerngebiet, sind zusätzlich Augenbewegungsstörungen (Kern des N. abducens) häufig.
•
afferent: dem Gehirn zutragend, von afferre (lat.): zutragen, herbeitragen
•
auditiv, auditorisch: den Hörvorgang betreffend, von audire (lat.): hören
•
CochleaCochlea (lat.): die HörschneckeHörschnecke des Innenohrs, dazu Adjektiv: kochleär
•
Cortex (cerebri) (lat.): (Groß-)Hirnrinde
•
Corti-Corti-Organ (Organum spirale)Organ: Sinnesorgan in der Schnecke, nach Alfonso Corti, ital. Anatom
•
efferent: vom Gehirn wegtragend, von efferre (lat.): wegtragen, hinaustragen
•
EndolympheEndolymphe: von lymphe (griech.): Quellwasser, die kaliumreiche Flüssigkeit im Schneckengang
•
evoziert: von evocare (lat.): hervorrufen; ausgelöst
•
extra: (lat.) außerhalb
•
GanglionGanglion (griech.): „Knoten”, Ansammlung von Perikarya (Zellkörper der Neurone) im peripheren Nervensystem
•
gustatorisch: die Schmeckempfindung betreffend, von gustus (lat.): Geschmack
•
Gyrus (griech.-lat.): die Windung, speziell die Windungen der Großhirnoberfläche
•
intra: (lat.) innerhalb, z. B. intrakraniell: innerhalb des Schädels
•
kinästhetisch: die Empfindung der Muskel- und Gelenkbewegung betreffend, von kinein (griech.): bewegen und aisthesis (griech.): Gefühl
•
kortikal: deutsches Adjektiv zu Cortex (lat.); die Hirnrinde betreffend
•
mastoideus: zum Warzenfortsatz des Schläfenbeins (Proc. mastoideus, kurz: Mastoid) gehörig
•
NasopharynxNasopharynx (lat.-griech.): oberer Teil des Rachenraums mit Verbindung zu den Nasenhöhlen
•
Nucleus (lat.): Kern, Ansammlung von Perikarya im zentralen Nervensystem
•
olfaktorisch: die Riechempfindung betreffend, von olfactus (lat.): Geruch
•
PerilymphePerilymphe: von lymphe (griech.): Quellwasser, die natriumreiche Flüssigkeit um den Schneckengang
•
sekretorisch: die Tätigkeit von Drüsen betreffend
•
sensorisch, sensibel: die Sinnesempfindung betreffend, von sensus (lat.): Empfindung
•
taktil: die Oberflächenempfindung betreffend, von tactus (lat.): Tastsinn
•
temporalis (lat.): die Schläfe betreffend
•
topisch: von topos (griech.): Ort; die anatomische Lage einer Struktur betreffend
•
TopodiagnostikTopodiagnostik: von topos (griech.): Ort; Funktionsdiagnostik, die Hinweis auf den Ort einer Schädigung gibt
•
transversus (lat.): quer, z. B. Gyrus temporalis transversus: die querverlaufende Windung des Schläfenhirns
•
vestibulär (zu Vestibulum labyrinthi): das Gleichgewichtssystem des Innenohrs einschließlich die Gleichgewichtsbahnen betreffend
•
visuell: den Sehvorgang betreffend, von videre (lat.): sehen
2.1.2
Physiologie
Physiologie des Hörens
Luftleitung und Knochenleitung
•
Bei der Luftleitung werden die Schwingungen des Luftschalls über den Schallleitungsapparat des Mittelohrs auf die Perilymphe der Cochlea übertragen.
•
Bei der Knochenleitung werden die Schädelknochen und damit die knöchene Schnecke einschließlich der Perilymphe direkt in Schwingung versetzt. Die Schallübertragung mittels Knochenleitung ist wesentlich schwächer als über Luftleitung. Sie ist in der sprachlichen Kommunikation nicht von Bedeutung, aber in der AudiometrieAudiometrie (Kap. 2.2.3).
•
Als HörschwelleHörschwelle wird frequenzbezogen der Schalldruck oder Schalldruckpegel eines Schallreizes angegeben, der ausreicht, um eine Hörempfindung auszulösen.
•
Unterschiede in der Hörschwelle für Knochen- und Luftleitung weisen auf eine Störung des schallleitenden Apparats hin.
Funktion des äußeren Ohrs
•
Die Ohrmuschel bewirkt eine Schallbündelung.
•
Im Gehörgang erfolgt eine Schallverstärkung im Frequenzbereich zwischen 2 und 4 kHz (Kap. 1.3.2) durch Resonanz, also in dem Frequenzbereich, der für das Verstehen von Sprache besonders wichtig ist.
Funktion des Mittelohrs
•
wird am TrommelfellTrommelfell das Schallsignal von einem Luftschall in einen Körperschall umgewandelt. Durch ein intaktes Trommelfell wird auch vermieden, dass Schallwellen gleichzeitig am runden und ovalen Fenster des Innenohrs auftreffen und die Perilymphräume (Vorhof- und Paukentreppe) gegeneinander in Schwingung versetzen.
•
wird durch den Flächenunterschied von Trommelfell zur Steigbügelfußplatte und die Hebelwirkung im Hammer-Amboss-Gelenk eine Schalldruckverstärkung um bis zu 27 dB zwischen Trommelfell und ovalem Fenster erreicht.
•
die Übertragung für hohe Frequenzen verbessern
•
ein Nachschwingen der Kette, das als Klirren empfunden würde, verhindern
•
in begrenztem Umfang die Cochlea vor zu lautem Schall schützen.
Stapediusreflex
•
afferenter Verlauf: Cochlea → N. cochlearis → Nucleus cochlearis → obere Olive beider Seiten
•
efferenter Verlauf: obere Olive beidseits → Nucleus N. facialis beidseits → N. facialis beidseits → N. stapedius beidseits → M. stapedius beidseits
Funktionen der Schnecke
•
Frequenzdispersion: Aufteilung der verschiedenen Frequenzen eines Schallreizes auf verschiedene Stellen des Corti-Organs
•
Transduktion: Umwandlung der mechanischen Schallreize in ein bioelektrisches Sensorpotenzial (mechano-elektrische Transduktion)
•
Transformation: Umcodierung der im Sensorpotenzial abgebildeten Eigenschaften des Reizes in fortgeleitete Aktionspotenziale.
Frequenzdispersion
Transduktion
•
Verstärkung von Schallreizen mit einem Pegel unter 50 dB
•
Erhöhung der Trennschärfe, d. h. des Frequenzunterscheidungsvermögens.
Transformation
Recruitment
•
Bei intakten äußeren Haarzellen werden Schallreize mit niedrigem Schallpegel leise, solche mit hohem Schallpegel laut empfunden.
•
Bei einem Ausfall der äußeren Haarzellen werden Schallereignisse mit niedrigem Pegel nicht gehört, solche mit hohem Pegel genauso laut oder lauter empfunden wie bei intakten äußeren Haarzellen.
•
Zusätzlich nimmt bei Ausfall der äußeren Haarsinneszellen die Unterscheidbarkeit nahe beieinanderliegender Frequenzen ab (Diskriminationsverlust).
Funktionen der Hörbahn und Hörrinde
•
Schalllokalisation: Wo kommt dieser Schall her?
•
Schallidentifikation: Um was für Schall (Sprache, Musik, Lärm) handelt es sich?
•
Schallinterpretation: Was bedeutet dieser Schall?
•
FrequenzanalyseFrequenzanalyse: Tonotope Gliederung der Basilarmembran wird bis zum primären auditorischen Cortex beibehalten
•
IntensitätsanalyseIntensitätsanalyse: Schallpegel wird über die Zahl der erregten Nervenfasern ver- und entschlüsselt
•
PeriodizitätsanalysePeriodizitätsanalyse: Verteilung der Amplituden und Frequenzen im Zeitverlauf wird über Wiederholungseffekte aufgeschlüsselt
•
binauralen Vergleichbinauraler Vergleich: Schalllokalisation, Herausfiltern von Nutzschall und Unterdrückung von Störschall sind durch Verrechnung von Laufzeit, Lautstärke und Spektrum zwischen dem rechten und dem linken Ohr möglich. Die Analyse von Laufzeit- und Intensitätsunterschieden findet in der oberen Olive statt, die Schalllokalisation im unteren Vier-Hügel-Kerngebiet.
•
MustererkennungMustererkennung/-zuordnung: Je weiter zentral die Verarbeitung erfolgt, umso spezialisierter ist die Reaktion der Neuronen auf Eigenschaften, die über einfache Merkmale wie Tonhöhe, Spektrum, Lautstärke, Dauer hinausgehen. Beispielsweise werden unterschiedliche Neuronentypen durch plötzlich oder gemächlich einsetzenden Schall gereizt.
•
Musterzuordnung zu gespeicherten Schallstrukturen (Klänge, Geräusche, Musik, Sprache)
•
Zeit-, Intensitäts- und Periodizitätsauflösung der hochkomplexen Signale
•
Segmentierung des fließenden Sprachschalls in die bedeutungstragenden Strukturen (Laute, Silben, Wörter)
•
Trennung von Nutz- und Störschall: Sprachschall muss aus anderen Schallsignalen herausgefiltert werden, entsprechend dem Figur-Grund-Erkennen der visuellen Wahrnehmung
•
auditives KurzzeitgedächtnisKurzzeitgedächtnis:auditives: Auditive Reize werden für eine Dauer unter einer Sekunde automatisch in einem sensorischen Speicher gehalten, um die Merkmale für das bewusste Erkennen zu extrahieren
•
Bewusstsein, dass es sich bei dem analysierten auditiven Signal um Sprache handelt
•
Bedeutung des Sprachmusters erfassen (semantische Analyse)
•
Prozess der Signalverarbeitung von der Cochlea bis zum auditorischen Cortex („bottom-up”) wird durch kognitive Funktionen wie Vigilanz (gerichtete Wachheit), Wissen, Erwartungshaltung und Gedächtnis auf allen Verarbeitungs-und Wahrnehmungsstufen („top-down”) beeinflusst.
Pathophysiologie des Hörens
•
Störung des Schalltransports und der Schallverstärkung zwischen Ohrmuschel und ovalem Fenster bewirkt eine SchallleitungsschwerhörigkeitSchallleitungsschwerhörigkeit (KonduktionsschwerhörigkeitKonduktionsschwerhörigkeit s. Schallleitungsschwerhörigkeit)
•
Störung der Transduktion im Corti-Organ bewirkt eine sensorische SchallempfindungsschwerhörigkeitSchallempfindungsschwerhörigkeit (InnenohrschwerhörigkeitInnenohrschwerhörigkeit)
•
Störungen der Transformation in der Endigung der Nervenfasern oder Fortleitung der Aktionspotenziale im N. cochlearis bewirken eine neurale Schallempfindungsschwerhörigkeit (NervenschwerhörigkeitNervenschwerhörigkeit)
•
Störung der neuronalen Verarbeitung und Wahrnehmung zwischen Hirnstamm und Großhirnrinde und in den auditorischen Hirnrindenfeldern bewirkt eine zentrale SchwerhörigkeitSchwerhörigkeit:zentrale.
•
peripher bedingte Taubheit: Ausfall einer Cochlea oder eines Hörnerven führt zu einseitiger Taubheit, beidseitiger Ausfall zu beidseitiger Taubheit.
•
zentral bedingte Taubheit: Nur Ausfall des beidseitigen auditorischen Cortex I führt zur Taubheit, da jede Cochlea mit beiden primären Hörrinden verbunden ist.
Physiologie des Gleichgewichtsorgans
•
vestibulookulärer Reflexvestibulookulärer Reflex: bei Kopfbewegung wird das Gesichtsfeld durch Gegenbewegungen der Augen stabilisiert
•
vestibulospinaler Reflexvestibulospinaler Reflex: bei Änderung der Kopfstellung werden eine Gegenbewegung der Halsmotorik und Ausgleichbewegung der Arme und Beine ausgelöst.
Pathophysiologie des Vestibularapparats
•
AktionspotenzialAktionspotenzial: fortgeleitete Änderung der elektrischen Spannungsdifferenz bei Reizung einer Nervenzelle
•
binaural: von auris (lat.): Ohr; beidohrig
•
Dendrit: von dendron (griech.): Baum; kurze, verästelte Fortsätze einer Nervenzelle
•
MembranpotenzialMembranpotenzial: die elektrische Spannungsdifferenz zwischen der Außen- und Innenseite einer Zellmembran
•
Potenzial: von potentia (lat.): Vermögen: ein elektrisches elektrisches PotenzialPotenzial ist der elektrische Ladungszustand an einem Raumpunkt. Eine Potenzialdifferenz zwischen 2 Punkten ist eine elektrische Spannung. Ein bioelekrisches Potenzial ist die Spannungsdifferenz zwischen 2 Punkten, die auf der unterschiedlichen Ionenkonzentration zu beiden Seiten von Zellmembranen beruht und durch Änderung der Permeabilität dieser Membranen verändert wird.
•
RuhepotenzialRuhepotenzial: Spannungsdifferenz an einer nicht-gereizten Zelle
•
SensorpotenzialSensorpotenzial: Änderung der elektrischen Spannungsdifferenz in einer Sinneszelle bei adäquater Reizung. Gleichbedeutend: Rezeptorpotenzial.
2.2
Untersuchung
2.2.1
Leitsymptome
-
•
Druckgefühl oder SchmerzOhr, äußeres:Erkrankungssymptome in der Ohrregion: typisch für Entzündung im Gehörgang sind Tragus-DruckschmerzTragus-Druckschmerz, Ohrmuschel-ZugschmerzOhrmuschel-Zugschmerz
-
•
Sekretfluss aus dem Gehörgang (OtorrhoeOtorrhoe): dünnflüssig, schleimig, eitrig, blutig
-
•
Blutfluss aus dem Gehörgang (HämatorrhoeHämatorrhoe)
-
•
Hirnwasserfluss aus dem Gehörgang (OtoliquorrhoeOtoliquorrhoe)
-
•
Hörstörung (HypakusisHypakusis: Hörminderung, DysakusisDysakusis: gestörter Höreindruck)
-
•
Ohrgeräuschempfinden (TinnitusTinnitus)
–
subjektive OhrgeräuscheOhrgeräusche nimmt nur der Patient wahr
–
objektive Ohrgeräusche kann auch der Untersucher erkennen
-
•
SchallüberempfindlichkeitSchallüberempfindlichkeit (HyperakusisHyperakusis)
-
•
Gleichgewichtsstörung (VertigoVertigo s. Schwindel), Schwindel, mit oder ohne Übelkeit
–
systematischerSchwindel Schwindel: seiten- bzw. richtungsbetontes Dreh-, Schwank- oder Liftgefühl
–
unsystematischerSchwindel Schwindel: Benommenheits-, Schwäche-, „Schwarz vor Augen”-Gefühl
-
•
Gesichtsnervenlähmung, periphere Fazialisparese.
2.2.2
Otoskopie
Otoskopie
•
einen Stirnreflektor, der das Licht aus einer Lampe einspiegelt
•
eine Stirnlampe
•
ein binokulares Ohrmikroskop, das zusätzlich ein vergrößertes, räumliches Bild liefert (Abb. 2.9).
•
Gehörgangswand, Gehörgangsinhalt (Zerumen, Sekret)
•
Trommelfell (Intaktheit, Transparenz, Stellung, Farbe, Beweglichkeit) (Abb. 2.10)
•
Paukenhöhle bei transparentem oder perforiertem Trommelfell (Sekretspiegel, Schleimhautfarbe, Gehörknöchelchen)
•
Funktionsfähigkeit der Ohrtrompete.
Tubenfunktionsprüfung
•
Toynbee-ManöverToynbee-Manöver: Patient verschließt Nase und Mund und schluckt
•
Valsalva-ManöverValsalva-Manöver: Patient verschließt Nase und Mund und presst Luft in die Ohrtrompete
•
Politzer-ManöverPolitzer-Manöver: Arzt presst mittels eines Ballons oder eines Druckluftkompressors über eine abdichtende, durchbohrte „Olive” Luft in ein Nasenloch. Das andere Nasenloch wird verschlossen. Dabei phoniert Patient ein [k] („Kuckuck”) um den Nasopharynx zum Oropharnx abzudichten.
•
optisch durch Otoskopie des Trommelfells: nach erfolgtem Druckausgleich wölbt sich das Trommelfell vorübergehend nach außen
•
akustisch durch Auskultation im Gehörgang mittels Hörschlauch: das Einströmen der Luft erzeugt ein klickendes Geräusch.
Ergänzende Untersuchungen
•
Röntgenaufnahme des Schläfenbeins zeigt den Pneumatisationsgrad
•
Computertomografie zur Beurteilung des Schläfenbeins mit Mittelohr und Labyrinth (Abb. 2.11)
•
Magnetresonanztomografie zur Darstellung des Hörnerven, des Gehirns, der Blutgefäße
•
Duplex-Sonografie zur Darstellung der Kopf- und Hals-Blutgefäße
-
•
mikrobiologische Untersuchungen von Gehörgangs- oder Paukensekret
-
•
Fahndung nach neurotropen („neuronenzugewandten”) Viren im Blut.
2.2.3
Übersicht Hörprüfungen
Einteilung der Hörstörungen
•
periphere
•
zentrale
•
psychogene.
-
•
Hörstörungen:periphereSchallleitungsschwerhörigkeitSchallleitungsschwerhörigkeit (KonduktionsschwerhörigkeitKonduktionsschwerhörigkeit s. Schallleitungsschwerhörigkeit): Störungen der Schallzuführung von der Ohrmuschel bis zur Steigbügelfußplatte, anatomisch also das äußere Ohr oder Mittelohr
-
•
SchallempfindungsschwerhörigkeitSchallempfindungsschwerhörigkeit (sensorineuraleSchwerhörigkeit:sensorineurale s. Schallempfindungsschwerhörigkeit Schwerhörigkeit): Funktionsstörungen von Schnecke (sensorische Schwerhörigkeit) oder N. cochlearis (neurale Schwerhörigkeit)
-
•
kombinierte Schallleitungs-/Schallempfindungsschwerhörigkeit: Störungen des äußeren oder Mittelohrs und zusätzlich der Schnecke oder des Hörnerven.
-
•
Störungen der neuronalen Verarbeitung und Hörstörungen:zentraleWahrnehmung: betreffen die zentrale Hörbahn vom Hirnstamm bis zur Hörrinde
-
•
topisch nicht immer exakt Schaltstellen der Hörbahn zuzuordnen, Ausmaß ist beschreibbar, nicht quantifizierbar.
-
•
stellen unbewussteHörstörungen:psychogene Reaktionen dar, keine Schwerhörigkeit
-
•
sind topisch und im Ausmaß nicht charakterisierbar und können nur symptomatisch beschrieben werden.
Quantifizierung einer peripheren Hörstörung
-
•
Periphere HörstörungenHörstörungen:periphere können in ihrer Ausprägung quantifiziert werden.
-
•
Das Ausmaß peripherer Hörstörungen wird nach dem Hörverlust festgelegt, der bei der Tonhörschwellenbestimmung (Kap. 2.2.4) oder der Hirnstammaudiometrie (Kap. 2.2.5) ermittelt wird.
-
•
Üblich ist die Bestimmung des Hörverlustes im Hauptsprachbereich, der aus dem arithmetischen Mittel der Hörschwelle in dB bei 500, 1.000, 2.000, 4.000 Hz gebildet wird (Tab. 2.5). NormalhörigkeitNormalhörigkeit wird als mittlerer Hörverlust unter 20 dB festgelegt, bei der Einteilung der WHO (Kap. 3.2.1) unter 26 dB.
Subjektive und objektive Hörprüfungen
-
•
verwerten Angaben oder Verhaltensänderungen des Patienten auf Schallreize
-
•
sind jeweils ab einem bestimmten Lebensalter anwendbar
-
•
umfassen Stimmgabelprüfungen, Hörweitenprüfung, Tonaudiometrie, Sprachaudiometrie, Reflex-, Reaktions- und Verhaltensaudiometrie des Neugeborenen- und Kleinkindes sowie Tests für spezielle zentrale Hörleistungen (Kap. 2.2.4 und Kap. 3.2.4).
•
bewusste Fehlangaben führen zur Vortäuschung einer nicht oder nicht im angegegeben Ausmaß vorhandenen Schwerhörigkeit (Simulation bzw. Aggravation)
•
unbewusste Fehlangaben kommen vor bei
–
Überforderung (Kinder, geistig Behinderte)
–
Medikamenteneinfluss (Neuro- und Psychopharmaka, Analgetika)
–
psychoreaktiven Störungen (psychogene Hörstörung).
-
•
messen physiologischeHörprüfungen:objektive Vorgänge des Hörens auf Schallreize
-
•
erfordern keine aktive Mitarbeit des Patienten
-
•
sind prinzipiell ab Geburt anwendbar
-
•
umfassen Impedanzaudiometrie, otoakustische Emissionen, akustisch evozierte Potenziale (Kap. 2.2.5).
Technische Grundlagen
•
Luftleitung mit Kopfhörer, Einsteckhörer (Sonde), Lautsprecher (Freifeld)
•
Knochenleitung mit Knochenleitungshörer (Vibrator, Abb. 2.12).
•
SinustöneSinustöne: Reintöne als Dauerton oder pulsierender Ton
•
Wobbeltöne: frequenzmodulierte Sinustöne, d. h. Töne, deren Tonhöhe sich ändert („Triller”)
•
schmalbandige Geräusche
•
Kinderlieder
•
standardisierte Sprache: Wörter, Sätze, Logatome (sinnlose Silben).
•
Clicks: sehr kurze breitbandige „Knack-Geräusche”
•
Tonepipes, Tonebursts, Chirps, Tonimpulse: schmalbandige, tonähnliche Geräusche, mit einer feststellbaren Mittelfrequenz
Überhören und Vetäubung
•
bei der Prüfung eines Ohrs mittels Kopfhörer, wenn dessen Knochenleitung für die Frequenz des Prüfschalls mindestens 50 dB schlechter ist als die des Gegenohrs
•
bei der Prüfung eines Ohrs mittels Knochenschallgeber, wenn dessen Knochenleitung für die Frequenz des Prüfschalls mindestens 5 dB schlechter ist als die des Gegenohrs.
•
Analgetika: Schmerzmittel
•
Neuro- und Psychopharmaka: Medikamente mit Wirkung auf das Gehirn und die Psyche
2.2.4
Subjektive Hörprüfungen
•
Stimmgabelprüfungen,Hörprüfungen:subjektive Hörweitenprüfung
•
Tonaudiometrie
•
Sprachaudiometrie
•
Reflex-, Reaktions- und Instruktionsaudiometrie im Neugeborenen- und Kleinkindalter (Kap. 3.2.3)
•
Tests für spezielle zentrale Hörleistungen (Kap. 3.3.3).
Orientierende Hörprüfungen
Stimmgabelprüfung nach Weber
Prüfung nach Rinne
Prüfung nach Schwabach
Hörweitenprüfung
Tonaudiometrie
Hörschwellenaudiometrie
•
für jedes Ohr getrennt
•
mit Luftleitungs- und Knochenleitungshörer
•
mit pulsierenden Sinustönen von 125 bis 8 oder 10 kHz
•
in Schritten zu 5 dB
•
falls erforderlich, mit Vertäubung.
•
Abszisse: Frequenz in Hz oder kHz
•
Ordinate: Schalldruckpegel in dB (HL).
•
Normalhörigkeit: LL und KL verlaufen deckungsgleich zwischen 0 und 20 dB (Abb. 2.15a)
•
Schallleitungsschwerhörigkeit: LL und KL weisen einen Abstand auf; die KL verläuft normal, die LL verläuft (teilweise) schlechter als 20 dB (Abb. 2.15b)
•
Schallempfindungsschwerhörigkeit: LL und KL sind deckungsgleich, wobei beide (teilweise) schlechter als 20 dB verlaufen (Abb. 2.15c)
•
kombinierte Schwerhörigkeit: LL und KL weisen unterschiedlichen Abstand von der 0-dB-Linie auf; beide Kurven verlaufen (teilweise) schlechter als 20 dB (Abb. 2.15d).
Hörschwellenmessung
Reihenfolge der Prüfung:
•
Bestimmung der Hörschwelle für LL und KL ohne Vetäubung
•
Entscheidung für jede Prüffrequenz, ob vertäubt werden muss; Bezugsgröße ist die Knochenleitungsschwelle des besser hörenden Ohrs
•
Vertäubt wird
–
bei Luftleitungsprüfung, wenn die Luftleitungsschwelle des Prüfohrs 50 dB schlechter als die KL des Gegenohrs ist
–
bei Knochenleitungsprüfung, wenn die Knochenleitungsschwelle des Prüfohrs 5 dB schlechter als die KL des Gegenohrs ist
•
Hörschwellenbestimmung mit Vertäubungsgeräusch
–
Vertäubungspegel bei Luftleitungsprüfung: 20 dB über Luftleitung des Gegenohrs
–
Vertäubungspegel bei Knochenleitungsprüfung: 10 dB über Luftleitung des Gegenohrs
–
Vertäubungsgeräusch wird in 10-dB-Schritten hochgepegelt, bis sich die Schwelle des Prüfohrs trotz Erhöhung des Geräusches auf einen Messwert stabilisiert
–
maximaler Vertäubungspegel 90 dB.
Unbehaglichkeitsschwelle
•
Schmalbandrauschen, UnbehaglichkeitsschwelleUnbehaglichkeitsschwelle: die frequenzbezogene Angabe des Schalldrucks oder Schalldruckpegels eines Schallreizes, der als unangenehm laut, aber noch nicht als schmerzhaft empfunden wird.
•
Anpassung von Hörgeräten zur Festlegung der verfügbaren Rest-Hörfläche
•
Abklärung bei Hyperakusis und zentralen Hörstörungen.
Hörfeldskalierung (Lautheitsskalierung)
-
•
Normalhörigkeit: niedrige Pegel werden als leise empfunden, hohe Pegel als laut
-
•
Innenohrschwerhörigkeit: Innenohrschwerhörigkeites findet ein pathologischer Lautheitsausgleich Lautheitsausgleichstatt; niedrige Pegel werden nicht gehört, hohe Pegel als ebenso laut empfunden wie bei Normalhörigkeit
-
•
Schallleitungs- und neurale Schwerhörigkeit: kein pathologischer Lautheitsausgleich; niedrige Pegel werden nicht gehört, hohe Pegel werden leise gehört.
Tinnitusausmessung
Aufblähkurve
Sprachaudiometrie
-
•
für jedes Ohr getrennt mit Luftleitungshörer oder beidohrig im Freifeld
-
•
mit standardisiertem, altersgerechtem Sprachmaterial (Wörter, Sätze, Logatome) von einem elektronischen Medium
-
•
bei Kleinkindern mit Unterstützung durch Bildmaterial, auf dem die Kinder das auditiv Verstandene anzeigen können
-
•
als Basisuntersuchung ohne Störgeräusch
-
•
für die Hörgeräteanpassung und zur Abklärung zentraler Hörstörung mit standardisiertem Störgeräusch
-
•
Patient wiederholt das angebotene Sprachmaterial
-
•
Untersucher vergleicht das Wiedergegebene mit dem Angebotenen und bestimmt die Zahl der korrekt wiedergegebenen Worte. Das Ergebnis wird in ein Diagramm eingetragen.
Freiburger Sprachverständlichkeitstest
•
Prüfung mit Zahlwörtern: Beginn mit Pegel 20 dB über der Tonhörschwelle bei 1 kHz
•
Prüfung mit Einsilbern: Beginn mit 65-dB-Pegel.
•
bei 18,5 dB Schallpegel 50 %, bei 30 dB 100 % der Zahlwörter
•
bei 30 dB Schallpegel 50 %, bei 50 dB 100 % der Einsilber.
Freiburger Sprachhörtest
•
bei der Prüfung mit Zahlen, wenn die LL des Prüfohrs 70 dB schlechter als die KL des Gegenohrs ist
•
bei der Prüfung mit Einsilbern, wenn die LL des Prüfohrs 80 dB schlechter als die KL des Gegenohrs ist.
Oldenburger Satz-Test (OLSA)
•
der Schallpegel ohne Geräusch, bei dem 50 % des Materials korrekt wiedergegeben wird
•
der Pegel, um den der Nutzschall über dem Störschall liegen muss, um 50 % des Materials zu verstehen (Signal-Noise-Ratio L50).
Logatomtest
Dichotische Sprachaudiometrie
•
Feldmann-Test: Feldmann-TestGruppen zu dreisilbigen Substantiven mit Artikel, einsetzbar ab 10 Jahren
•
Uttenweiler-Test: Uttenweiler-TestGruppen zu dreisilbigen kindgerechten Substantiven mit Artikel, einsetzbar ab 5 Jahren (Kap. 3.2.4).
•
Diskriminationsverlust Diskriminationsverlustauf beiden Ohren ohne Seitenbetonung: diffuse Störung der Hörbahn
•
Diskiminationsverlust nur auf einer Seite: einseitiger Prozess der Hörbahn auf der Gegenseite möglich.
•
DiskriminationsverlustDiskriminationsverlust: von discriminare (lat.) unterscheiden; Verminderung der Unterscheidung von Sprachlauten
•
RehabilitationRehabilitation: von habilitare (lat.) fähig machen: Wiedererlangung von Fähigkeiten, hier speziell sprachlicher Fähigkeiten
2.2.5
Objektive Audiometrie
•
Audiometrie:objektiveImpedanzaudiometrie
•
otoakustische Emissionen
•
akustisch evozierte Potenziale.
Impedanzaudiometrie
•
bei Änderung des Druckverhältnisses zwischen Gehörgang und Mittelohr als Tympanometrie
•
Tympanometrieals kurze Erniedrigung der Compliance durch Auslösen des Stapediusreflexes (Stapediusreflex Kap. 2.1.2).
•
eine Luftpumpe zur Änderung des Luftdrucks im äußeren Gehörgang
•
einen Lautsprecher, der den 220-Hz-Prüfton und den Reizschall zur Auslösung des Stapediusreflexes abgibt
•
ein Messmikrofon, das den vom Trommelfell reflektierten Anteil des Prüftonschalls aufnimmt.
Tympanometrie
-
•
normaler Mittelohrdruck: Mittelohr:Druck, normalerzeltförmiger Kurvenverlauf mit Gipfel bei 0 daPa Luftdruckänderung, d. h. Luftdruck im Mittelohr entspricht dem im äußeren Gehörgang (Abb. 2.17a)
-
•
Unterdruck im Mittelohr: Mittelohr:Unterdruckzeltförmiger Kurvenverlauf mit leicht erniedrigtem Gipfel, der zu Werten unter –100 daPa verschoben ist (Abb. 2.17b)
-
•
Erguss (Flüssigkeit) im Mittelohr: Kurvenverlauf abgeflacht ohne Gipfel (Abb. 2.17c)
-
•
Kettenunterbrechung Tympanometrie:Kettenunterbrechungoder atrophische („schlaffe”) Narbe: Kurve nach oben offen (Abb. 2.17d).
Stapediusreflexmessung
•
bei Normalhörigkeit mit Schallpegeln von 80 bis 90 dB (Töne) und 70–80 dB (Schmalbandgeräusch) auslösbar
•
bei Schallleitungs- oder Schallempfindungsschwerhörigkeit am Reizohr nur bei Schallpegeln über 90 dB auslösbar
•
bei Taubheit am Reizohr nicht auslösbar
•
bei Unterbrechung oder Versteifung der Gehörknöchelchenkette an diesem Ohr nicht messbar
•
bei Fazialisparese zentral des Abgangs des N. stapedius an diesem Ohr nicht messbar
•
bei Hörbahnschädiging zentral der oberen Olive normal messbar.
Otoakustische Emissionen
•
ohne Stimulation als spontane OAE (SOAE): otoakustische Emissionen (OAE):spontane (SOAE)sind nur bei 50 % der Normalhörenden nachweisbar und ohne klinische Bedeutung
•
mit Stimulation als evozierte OAE (EOAE), als
–
transitorisch evozierte (TEOAE) TEOAE (transitorisch evozierte otoakustische Emissionen)nach Stimulation mit Clicks
–
Distorsionsprodukte otoakustischer Emissionen (otoakustische Emissionen (OAE):Distorsionsprodukte (DPOAE)DPOAE (Distorsionsprodukte otoakustischer Emissionen)DPOAE) nach zeitgleicher Stimulation mit zwei Sinustönen.
Transitorisch evozierte otoakustische Emissionen (TEOAE)
-
•
Hörschwellenbestimmung als Screening-Methode: 99 % aller konnatalen Schallempfindungsschwerhörigkeiten sind kochleär bedingt, die seltenen neuralen Schallempfindungsschwerhörigkeiten werden nicht erfasst; für das Screening wird ein automatisches Gerät verwendet, das das Ergebnis als Ja/nein-Antwort (pass/refer) angibt
-
•
„Globaltest” zur Bestimmung der kochleären Funktionsfähigkeit: bei Registrierung kann eine mittel- oder hochgradige sensorische Schwerhörigkeit ausgeschlossen werden
-
•
Diagnostik von Schädigung der äußeren Haarzellen, z. B. von Lärmschäden, ototoxischen Schäden, Hörsturz.
Distorsiv produzierte otoakustische Emissionen (DPOAE)
•
frequenzspezifischer Test zur Bestimmung der kochleären Funktionsfähigkeit; bei Registrierung kann eine mittel- oder hochgradige sensorische Schwerhörigkeit auch für Hochtonbereiche der Cochlea ausgeschlossen werden
•
genaueste Methode zur Diagnostik von Schädigungen der äußeren Haarzellen und Regenerationsprozessen, z. B. von Lärmschäden, ototoxischen Schäden. Erholung nach Hörsturz
•
Abschätzung der Hörschwelle bei Reizung mit mehreren Frequenzen und Stimulationspegeln.
Akustisch evozierte Potenziale
•
Spannungsverläufe, die frequenzmäßig nicht auditiv bewirkt sind, werden herausgefiltert
•
Stimulation mit bis zu 2.000 gleichartigen Schallreizen und zeitgleiche Messung in einem bestimmten Zeitfenster und anschließende Mittelwertbildung (Averaging) lassen die akustisch bedingten Potenziale deutlich hervortreten.
•
x-Achse: Latenz, Dauer vom Zeitpunkt der Abgabe des Schallsignals in ms
•
y-Achse: Potenzialdifferenz in μV.
•
absolute Latenzzeit
•
Interpeak-Latenzen (Zeitdauer zwischen zwei Potenzialamplituden)
•
Vorhandensein bestimmter Potenzialwellen, die Strukturen der Hörbahn zugeordnet werden können (Abb. 2.6)
•
Konfiguration bestimmter Potenzialwellen
Elektrocochleografie
Click-BERA (FAEP)
-
•
Bestimmung der Hörschwelle ab Geburt: damit ist eine Aussage über den Frequenzbereich 2 bis 4 kHz möglich; ein mögliches Restgehör im Tieftonbereich wird nicht erfasst
-
•
Topodiagnostik: bei kochleärer Schwerhörigkeit ist die Latenzzeit J I verlängert, bei neuraler Schwerhörigkeit ist die Interpeaklatenz J I bis J III verlängert
-
•
Identifikation von Tumoren des N. vestibulocochlearis und des Hirnstamms durch pathologische Interpeaklatenzen und Potenzialkonfiguration
-
•
neurale Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose) durch Änderung der Interpeaklatenzen und Potenzialkonfiguration
-
•
Neugeborenen-Hörscreening: Neugeborenen-HörscreeningAABR (Automated Auditory Brainstem Response)hierfür wird mit einem festen Reizschallpegel von 35 dB (HL) und automatischer Auswertung gearbeitet. Vorteil dieser AABR (Automated Auditory Brainstem Response) Automated Auditory Brainstem Response s. AABRist die einfache und schnelle Durchführbarkeit im Spontanschlaf. Das Ergebnis wird als Ja/Nein-Antwort (pass/refer) angezeigt.
Frequenzspezifische BERA (FAEP)
ASSR und AMFR (MAEP)
CERA (SAEP)
Ereigniskorrelierte Potenziale (SSAEP)
frequenzspezifisch: Die Hörschwellenbestimmung erfolgt für mehrere Frequenzen des Hörfeldes. Bei einer nichtfrequenzspezifischen Hörschwellenbestimmung können nur Aussagen über einen Teil des Hörfeldes gemacht werden und Hörreste bleiben unentdeckt.
2.2.6
Gleichgewichtsprüfung
•
peripher-vestibuläre Störung: Ursache liegt im Innenohr oder Gleichgewichtsnerv
•
zentral-vestibuläre Störung: Ursache liegt im Gehirn (Hirnstamm, Kleinhirn)
•
nichtvestibuläre Störung: Ursache liegt außerhalb des Vestibular-Systems, ist also hervorgerufen durch
–
neurologische Störung außerhalb des vestibulären Systems, z. B. Polyneuropathie
–
Kreislaufstörung (Blutdruck)
–
Sehstörung
–
psychische Störung (Angst)
–
Medikamenteinwirkung (Psychopharmaka, Analgetika, Antihypertonika).
Prüfung der Koordination und der vestibulospinalen Reflexe
Nystagmusprüfung
•
als vestibulookulärer Reflex, vestibulookulärer Reflexz. B. „Eisenbahnnystagmus” Eisenbahnnystagmuszur Fixierung eines Netzhautbilds bei bewegtem Objekt
•
nach abruptem Beginn und Ende einer Körperdrehung
•
nach Temperaturreizung des Labyrinths.
•
Frenzel-Brille: Frenzel-Brille, NystagmusDie Augen des Patienten werden durch eine Brille mit +15 Dioptrien-Linse vergrößert und beleuchtet; der Patient kann den Blick nicht fixieren (Abb. 2.20)
•
Elektronystagmografie: ElektronystagmografieRegistrierung der elektrischen Potenzialänderung bei Augenbewegungen durch Elektroden an Stirn und Schläfen, zunehmend durch Videookulografie ersetzt
•
Videookulografie: Videookulografie:NystagmusDie Augenbewegungen werden mit einer Videokamera unter Infrarotbeleuchtung gefilmt. Die Augen des Patienten sind durch eine Art „Taucherbrille” abgedunkelt. Die Augenbewegungen können auf einem Monitor beobachtet und rechnergestützt ausgewertet werden.
•
nach der Schlagrichtung: horizontal, vertikal, rotierend, ungerichtet
•
nach der Stärke: fein-, mittel-, grobschlägig
•
nach der Schlagzahl: niedrig-, mittel-, hochfrequent
•
nach der Dauer: unter oder über 30 Sekunden.
-
•
richtungsbestimmter Nystagmus: NystagmusSchlagrichtung ist unabhängig von Blickrichtung, kennzeichnend für periphere Störung
-
•
Blickrichtungsnystagmus: BlickrichtungsnystagmusSchlagrichtung ändert sich je nach Blickrichtung, kennzeichnend für zentrale Störung
-
•
Spontannystagmus: Spontannystagmusbesteht ohne äußeren Reiz, ist pathologisch (selten: angeboren)
-
•
Provokationsnystagmus: Provokationsnystagmuswird durch bestimmte Bewegungen ausgelöst, ist pathologisch
-
•
Experimentalnystagmus: Experimentalnystagmusdurch Drehung oder Erwärmung ausgelöst, ist pathologisch nur bei seitenunterschiedlicher Ausprägung
-
•
Ausfallnystagmus: Ausfallnystagmusbei Ausfall eines peripheren Vestibularorgans tritt Nystagmus zum anderen Ohr auf
-
•
Reiznystagmus: Reiznystagmusbei Reizzustand eines peripheren Vestibularorgans tritt Nystagmus zum gleichen Ohr auf.
Prüfung der Augenmotilität
•
Antihypertonika: Medikamente gegen hohen Blutdruck
•
konjugierte Augenbewegungen/-motilität:konjugierendeAugenbewegungen: völlig gleiche Bewegung beider Augäpfel
•
PropriozeptorenPropriozeptoren: Sinnesorgane in Muskeln und Gelenken („Eigenempfänger”)
2.2.7
Fazialisprüfung
•
Unterscheidung zwischen zentraler und peripherer Parese
•
Topodiagnostik zur Bestimmung des Läsionsorts im Verlauf des Nerven
•
Bestimmung des Ausmaßes der denervierten Axone
•
Prognose hinsichtlich der Reinnervation.
Klinische Prüfung
•
komplette Parese (Fazialisparese:(in)kompletteauch Paralyse genannt): Ruhetonus vermindert, keine aktive Bewegung
•
inkomplette Parese: normaler Ruhetonus, aktive Bewegungen vermindert.
Elektrophysiologische Diagnostik
•
Elektroneurografie: ElektroneurografieMessung der Aktionspotenziale der Gesichtsmuskulatur im Seitenvergleich nach elektrischer Reizung des extrakraniellen Nervenstamms
•
Transkranielle Magnetstimulation: transkranielle MagnetstimulationMessung der Aktionspotenziale der Gesichtsmuskulatur nach transkranieller Stimulation (Reizung) des intrakraniellen Nervenstamms mit einem Magnetfeld
•
Elektromyografie: ElektromyografieMessung der Aktionspotenziale der Gesichtsmuskulatur in Ruhe und bei Willkürbewegungen
•
Nerve Excitability Test (Nervenerregbarkeitstest): Nerve Excitability Test (Nervenerregbarkeitstest)elektrische Reizung des extrakraniellen Nervenstamms mit Bestimmung der minimalen Stromstärke, die Muskelzuckung auslöst.
•
AxonAxon: griech. Achse; langer Fortsatz einer Nervenzelle, Synonym: Neurit; die Nervenleitung in einem Axon findet nur in einer Richtung statt
•
transkraniell: von trans (lat.) durch und cranium (lat.) Schädel; durch die Schädeldecke, wird bei elektrophysiologischen Untersuchungen als „unblutig” verstanden
2.3
Klinik des Ohrs
2.3.1
Angeborene Ohrfehlbildungen
•
isoliert die Ohrmuschel, den äußeren Gehörgang, das Mittel- oder Innenohr
•
kombiniert mehrere bis alle Teile des Ohrs
•
meist beide Ohren
•
Schallleitungsschwerhörigkeit
•
Schallleitungsschwerhörigkeit:OhrfehlbildungenSchallempfindungsschwerhörigkeit
•
Schallempfindungsschwerhörigkeit:Ohrfehlbildungenkombinierte Schwerhörigkeit
•
Schwerhörigkeit:OhrfehlbildungenTaubheit Taubheit:Ohrfehlbildungenauf einem oder beiden Ohren.
•
monosymptomatisch als einzige Fehlbildung
•
polysymptomatisch im Rahmen eines Syndroms.
Isolierte Fehlbildung des äußeren oder Mittelohrs
Ohrmuscheldysplasie
Gehörgangsatresie
Periaurikularer Gewebeüberschuss
Mittelohrfehlbildung
Syndrome mit Fehlbildung von äußerem und Mittelohr
•
Treacher-Collins-Franceschetti-Syndrom (Treacher-Collins-Franceschetti-Syndrom:OhrfehlbildungenDysostosis mandibulofacialisDysostosis:mandibulofacialis) (Tab. 3.6)
•
Crouzon-Syndrom (Crouzon-Syndrom:OhrfehlbildungenDysostosis craniofacialisDysostosis:craniofacialis)
•
Pierre-Robin: Pierre-Robin-Syndrom:OhrfehlbildungenOrofaziodigitales Syndrom
•
orofaziodigitales SyndromThalidomid-(„Contergan”)Embryopathie: Thalidomid-(Contergan-)Embryopathie:OhrfehlbildungenSchädigung im 1. bis 3. Schwangerschaftsmonat durch mütterliche Medikamteneinnahme.
Fehlbildung (Dysplasie) des Innenohrs
•
nur das häutige Labyrinth
•
das knöcherne und häutige Labyrinth
•
den inneren Gehörgang
•
ausschließlich das Innenohr oder
•
sind mit Dysplasien des äußeren und Mittelohrs kombiniert (dann kombinierte Schwerhörigkeit oder Taubheit)
•
treten im Rahmen von Syndromen auch mit extraauralen Fehlbildungen auf.
•
Typ Mondini: Innenohrfehlbildungen:Typ Michel, Mondini bzw. ScheibeDysplasie des knöchernen und membranösen Labyrinths, fehlende Windung der Cochlea, erweitertes Vestibulum und Anomalien der Bogengänge
•
Typ Scheibe: Aplasie des häutigen Labyrinths, knöchernes Labyrinth und Ganglion spirale mit Hörnervenfasern sind erhalten
•
Typ Michel: totale Aplasie des knöchernen und menbranösen Labyrinths.
Syndrome mit Fehlbildungen des Außen-, Mittel- und Innenohrs
•
Schwerhörigkeit:kombinierteGoldenhar-Syndrom (Goldenhar-Syndrom:Ohrfehlbildungen Tab. 3.6)
•
BOR-Syndrom. BOR-Syndrom:Ohrfehlbildungen(Tab. 3.7)
periaurikular: um die Ohrmuschel gelegen
2.3.2
Verlegung und Verletzung des Außen- und Mittelohrs
Cerumen obturans
Gehörgangsfremdkörper
Trommelfellruptur
•
direkte Perforation, z. B. durch Wattestäbchen
•
Überdruck von Luft („Ohrfeige”, Explosionstrauma) oder Wasser (beim Kopfsprung oder Tauchen)
•
Felsenbeinfraktur
•
Felsenbeinfraktur:Trommelfellrupturzusätzlich kann Gehörknöchelchenluxation (Gehörknöchelchen:Luxation, TrommelfellrupturLösen der gelenkigen Verbindungen) vorkommen.
Barotrauma des Mittel- und Innenohrs
Felsenbeinfraktur
•
Trommelfellruptur,Felsenbeinfraktur:TrommelfellrupturTrommelfellperforation/-ruptur:Felsenbeinfraktur Hämatotympanon, Schallleitungsschwerhörigkeit
•
Liquorfistel (Liquorfistel, FelsenbeinfrakturÖffnung zu Hirnwasserräumen) mit Liquorabfluss
•
Schallempfindungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit:FelsenbeinfrakturTaubheit, Vestibularisausfall
•
Vestibularisausfallperiphere FazialispareseFazialisparese:periphere.
•
antiödematös (von oidema [griech.] Schwellung): abschwellend, hier: die Rückführung von intrazellulärer Flüssigkeitseinlagerung bewirkend
•
rheologisch (von rhea [griech.] Fluss): die Fließeigenschaften verbessernd
2.3.3
Tubenfunktionsstörung
Akute Tubenfunktionsstörung
•
Schwellung der Schleimhaut im Nasopharynx und in der Tube bei
–
Rhinopharyngitis (Rhinopharyngitis:TubenfunktionsstörungSchleimhautentzündung in Nase und Rachen, durch Infektion oder Aller-gie)
–
Rhinosinusitis (Rhinosinusitis:TubenfunktionsstörungSchleimhautentzündung in Nase und Nasennebenhöhlen)
–
rascher Druckerhöhung im Nasopharynx (z. B. beim Tauchen oder Fliegen)
•
Verlegung des Tubenostiums im Nasopharynx bei
–
Hyperplasie (Gewebevermehrung) der Rachenmandel (bei Kindern die häufigste Ursache)
–
Nasenpolypen, Nasenpolypen:TubenfunktionsstörungTumoren bei Erwachsenen
•
Funktionsstörung der Mm. tensor und levator veli palatini, z. B. bei nasogastraler Sonde (Schlauch über Nase in Magen).
-
•
Unterdruck in der Paukenhöhle gegenüber der Außenluft
-
•
seröser (dünnflüssiger) Paukenerguss (Serotympanon)
-
•
geringgradige Schallleitungsschwerhörigkeit
-
•
häufig Auftreten nach einer akuten bakteriellen Otitis media (Kap. 2.3.4).
-
•
abschwellendes Nasenspray
-
•
Inhalationen mit Sole
-
•
nasotubale Autoinsufflation (Selbstbelüftung) durch nasales Ballonaufblasen bei Kindern
-
•
Valsalva-Manöver (Valsalva-Manöver:TubenfunktionsstörungPatient) und Politzer-Manöver (Politzer-Manöver:TubenfunktionsstörungArzt) bei Erwachsenen (Kap. 2.2.2)
-
•
Antiallergika bei Atemwegsallergie
-
•
Antibiotikum bei bakterieller Rhinosinusitis oder akuter bakterieller Otitis media
-
•
Paukenentleerung durch Myringotomie (Kap. 2.4.2).
Chronische Tubenfunktionsstörung
•
dauerhafte Verlegung des Tubenostiums durch
–
rezidivierende akute Tubenfunktionsstörung
–
rezidivierende Infekte
–
Rachenmandelhyperplasie
–
Polypen, Tumoren
•
Funktionsstörungen der Mm. tensor und levati palatini durch
–
Gaumenspalte, auch bei operativ verschlossener oder submuköser
–
Tumoroperation im Oro- oder Nasopharynxbereich
–
Radiotherapie (Kap. 1.2.4) im Kopf-Hals-Bereich
–
Down-Syndrom (Down-Syndrom (Trisomie 21):Tubenfunktionsstörung Kap. 3.2.2)
–
Turner-Syndrom. Ullrich-Turner-Syndrom:Tubenfunktionsstörung(Tab. 3.6)
-
•
muköser (zähflüssiger) Paukenerguss (Paukenerguss:TubenfunktionsstörungMukotympanon) Mukotympanon s. Paukenerguss(Abb. 2.22), eingezogenes Trommelfell
-
•
gering- bis mittelgradige Schallleitungsschwerhörigkeit.
-
•
Mittelohradhäsivprozess: Anlagerung des Trommelfells an die mediale Paukenhöhlenwand
-
•
chronische Otitis media und Cholesteatom (Cholesteatom:Tubenfunktionsstörung Kap. 2.3.4)
-
•
Tympanofibrose (Tympanofibrose/-sklerose:TubenfunktionsstörungVernarbung der Gehörknöchelchen)
-
•
Tympanosklerose (Kalkeinlagerung in Trommelfell und Paukenhöhlenschleimhaut).
-
•
operativer Verschluss von Gaumenspalten
-
•
Adenotomie (Entfernung der Rachenmandel)
-
•
operative Entfernung von Polypen bzw. Tumoren
-
•
Paukenentleerung und Dauerbelüftung durch Myringotomie mit Einlage eines Paukenröhrchens (Kap. 2.4.2, Abb. 2.23)
-
•
Tubendehnung durch Ballonkatheter über das nasale Ostium
-
•
Tympanoplastik bei Ädhäsivprozess, Tympanofibrose und -sklerose (Kap. 2.4.2).
2.3.4
Entzündungen des äußeren und Mittelohrs
Otitis externa
-
•
Otitis externa diffusa: Entzündung der Gehörgangshaut durch Bakterien oder Pilze, chronisch auch als Gehörgangsekzem ohne Infektion möglich
-
•
Otitis externa circumscripta: Abszessbildung (Eiteransammlung) im Gehörgang
-
•
Perichondritis auricularis: Perichondritis:auricularisKnorpelhautentzündung der Ohrmuschel
-
•
Myringitis (Myringitis, Otitis externaEntzündung des Trommelfells): Beteiligung des Trommelfells kann bei Gehörgangsentzündung oder Mittelohrentzündung vorliegen
-
•
Zoster oticusZoster oticus:Otitis externa (Kap. 2.3.7)
Akute Otitis media
•
über die Tube
–
bei viraler oder bakterieller Rhinopharyngitis, Rhinopharyngitis:Otitis mediaRhinosinusitis, Rhinosinusitis:Otitis mediaAdenoiditis (Rachenmandelentzündung)
–
häufig bei Kleinkindern durch schlechte Tubenbelüftung
–
bei Scharlach, Masern
•
direkt bei perforiertem Trommelfell (z. B. nach Verletzung).
-
•
Rötung des Trommelfells
-
•
seröser, schleimiger oder eitriger Paukenerguss
-
•
vorübergehende Perforation des Trommelfells mit Sekretabfluss
-
•
Schallleitungsschwerhörigkeit
-
•
Reizung des Labyrinths (Ohrgeräusch).Ohrgeräusche:Otitis media
-
•
Labyrinthitis (Labyrinthitis:Otitis media Kap. 2.3.7)
-
•
Mastoiditis: Mastoiditis:Otitis mediaKnocheneiterung der Warzenfortsatzzellen
-
•
periphere FazialispareseFazialisparese:periphere (Kap. 2.3.11)
-
•
Pyramidenspitzeneiterung (Pyramidenspitzeneiterung:Otitis mediaKnocheneiterung der Pars petrosa des Schläfenbeins) mit Parese des N. abducens und N. trigeminus.
Sonderformen
„Grippe”-Otitis (hämorrhagisch-bullöse Otitis)
Säuglingsotitis
Mastoiditis
Chronische Otits media mesotympanalis
Cholesteatom
•
primäres, angeborenes Cholesteatom (Cholesteatomselten): embryonaler Einschluss von Plattenepithel
•
sekundäres, erworbenes Cholesteatom: CholesteatomEinwachsen von Trommelfellepithel in die Paukenhöhle bei Tubenfunktionsstörung mit Bildung einer Retraktionstasche im Bereich der Pars flaccida des Trommelfells oder vorbestehender Trommelfellperforation.
-
•
in das Labyrinth: Perilymphfistel, Perilymphfistel:CholesteatomLabyrinthitis (Labyrinthitis:Cholesteatom Kap. 2.3.7)
-
•
in den Fazialiskanal: periphere FazialispareseFazialisparese:periphere
-
•
in das Mastoid: Mastoiditis, Mastoiditis:CholesteatomThrombose des Sinus sigmoideus (endokranielles Blutgefäß)
-
•
in das Schädelinnere: Meningitis, Hirnabszess.
2.3.5
Nichtentzündliche Krankheiten des Mittelohrs
Otosklerose
Glomustumor
2.3.6
Angeborene und frühkindlich erworbene Funktionsstörungen des Innenohrs
2.3.7
Innenohrtrauma
•
als umschriebene Senke bei 4 kHz, die sog. C5-Senke
•
als Hochtonabfall (Hochtonabfall/-verlust:InnenohrtraumaFrequenzen oberhalb 2 kHz)
•
als pankochleärer Hörverlust (alle Frequenzen)
•
als völliger Funktionsverlust (Taubheit).
•
Tinnitus-Empfinden
•
Tinnitus:Innenohrtraumavestibuläre Symptome.
Mechanische Verletzung
-
•
stumpfes Schädeltrauma mit Innenohrerschütterung (InnenohrerschütterungCommotio labyrinthi):Commotio labyrinthi typisch ist der sensorische Hörverlust bei 4.000 Hz, die sog. C5-Senke
-
•
Barotrauma Barotraumabei Luftdruckerhöhung im Mittelohr mit Druck auf die Perilymphe über das runde oder ovale Fenster (Kap. 2.3.2)
-
•
Perilymphfistel durch massive Druckerhöhung im Mittelohr oder perforierende Verletzung
-
•
Felsenbeinfraktur mit Frakturverlauf durch das Labyrinth (Kap. 2.3.2).
Akustisches Trauma
-
•
Knalltrauma: KnalltraumaSchalleinwirkung über 150 dB (A) unter 3 ms Dauer, typisch ist der sensorische Hörverlust bei 4 kHz mit Tinnitus
-
•
Explosionstrauma: ExplosionstraumaSchalleinwirkung über 150 dB (A) über 3 ms Dauer, außer dem sensorischen Hörverlust bestehen Mittelohrschäden und vestibuläre Symptome
-
•
akutes Lärmtrauma: Schalleinwirkung über 100 dB über mehrere Minuten oder Stunden
-
•
chronisches Lärmtrauma (Lärmtrauma, akutes/chronischesLärmschwerhörigkeit): Schalleinwirkung über 85 dB 8 Stunden täglich über mehrere Jahre; zunächst Hörverlust bei 4 kHz, dann kompletter Hochtonverlust, zusätzlich Tinnitus-Empfinden.
2.3.8
Entzündung des Innenohrs
Akute Labyrinthitis
Virale Meningitis
Bakterielle Meningitis
•
akuter bakterieller Otitis media
•
Cholesteatomeinbruch in das Labyrinth
•
nach Felsenbeinfraktur
•
spontaner oder traumatischer Perilymphfistel (Kap. 2.3.2)
•
meningogen oder hämatogen (auf dem Blut-weg).
Zoster oticus
-
•
Zosterbläschen auf der Ohrmuschel, im Gehörgang, auf dem Trommelfell
-
•
Schallempfindungsschwerhörigkeit bis zur Ertaubung
-
•
Ausfall des Vestibularorgans (Drehschwindel, Erbrechen)
-
•
periphere Fazialisparese.
2.3.9
Toxische und immunogene Innenohrschädigung
Toxische Innenohrschädigung
•
medikamentös-chemisch-toxisch: Aminoglykoside, Zytostatika, Diuretika, Acetylsalicylsäure, Alkohol, Kokain, Schwermetalle
•
infektiös-toxisch: Virus- und Bakterientoxine, bei Otitis media, Meningitis, MeningitisScharlach, Mumps, Masern, Röteln.
Autoimmunerkrankungen
2.3.10
Innenohrerkrankungen unklarer Ätiologie
Hörsturz
•
Mikrozirkulationsstörung (Durchblutungsstörungen in mikroskopischen Gefäßen)
•
unerkannte virale Infektion
•
Autoimmunvorgang gegen Strukturen des Corti-Organs
•
Endolymphhydrops Endolymphhydropsdurch Störung der Ionenkanäle (Zunahme der Endolymphflüssigkeit im Ductus cochlearis).
•
akutes Schalltrauma
•
Innenohrbeteiligung bei akuter Otitis media, Otitis media:HörsturzZoster oticusZoster oticus:Hörsturz
•
Labyrinthitis
•
Labyrinthitis:Hörsturzakute Verschlechterung einer hereditären Innenohrschwerhörigkeit, Innenohrschwerhörigkeit:Cogan-Syndromeines Cogan-Syndroms, eines Vestibularisschwannoms
•
toxische oder autoimmune Störung.
Morbus Menière
Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
Akuter Vestibularis-Ausfall (Neuropathia vestibularis)
Altersdegeneration: Presbyakusis
Vestibularisschwannom
•
stereotaktisch: punktgenau [von griech.] stereo: Raum und taxis: Ordnung;
•
RadiotherapieRadiotherapie: Behandlung mit radioaktiven, gewebezerstörenden Strahlen
2.3.11
Zentrale und psychogene Hörstörungen
Kortikale Taubheit
Akustische Agnosie
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung
Psychogene Hörstörung
-
•
Hörverlust bei subjektiver Ton- und Sprachaudiometrie mit unterschiedlichen Messergebnissen bei Testwiederholung
-
•
normale Hörschwellen bei objektiver Audiometrie (BERA, CERA, OAE) (Kap. 2.2.5)
-
•
auffallend gutes Sprachverständnis außerhalb der Testsituation.
2.3.12
Periphere (infranukleäre) Fazialisparese
•
ist Stirnrunzeln, Augenschluss, Naserümpfen, Zähnezeigen und Pfeifen nicht möglich
•
beim Versuch, das Auge zu schließen, wird der Augapfel nach oben gedreht (Lagophthalmus)
•
hängt Mundwinkel herab und die Wange ist schlaff.
•
HNO-Status mit Binokularmikroskopie des Trommelfells
•
klinische Funktionsprüfung (Kap. 2.2.4)
•
Audiometrie mit Stapediusreflexmessung
•
Bildgebung (Felsenbein, Ohrspeicheldrüse, Gehirn)
•
Labor (Fahndung nach neurotropen Erregern)
•
neurologischer Status
•
elektrophysiologische Diagnostik (Kap. 2.2.7).
-
•
Idiopathische („Bell-Parese”): Bell-Parese, idiopathischeFazialisparese:periphereOhne erkennbare Ursache akut auftretende, meist einseitige periphere Fazialisparese mit guter Spontanerholungsrate (inkomplette 100 %, komplette 70 %). Aktuell gilt eine reaktivierte Herpes-simplex-Virus-Infektion als mögliche Ursache. Die Therapie ist systemisch antiviral und antiödematös.
-
•
Entzündlich-neurogene: neurotrope Erreger, z. B. Borreliose, Zoster-Virus. Lösen entzündliche Veränderung im Nerv aus.
-
•
Entzündlich-otogene: Übergreifen der Entzündungsreaktion aus dem Mittelohr auf den Fazialiskanal bei akuter Otitis media, akuter Mastoiditis, Cholesteatom.
-
•
Traumatische: Schädigung des Nerven bei Geburtstrauma, Felsenbeinfraktur, Gesichtsverletzung, Operation (Mittelohr, Ohrspeicheldrüse, Felsenbein).
-
•
Tumorbedingte: durch Tumorkompression z. B. bei Vestibularisschwannom (Kap. 2.3.9), Parotiskarzinom.
neurotrop: griech. „nervenzugewandt”; Noxen (z. B. Viren), die bevorzugt nervale Strukturen befallen
2.4
Therapie des Ohrs
2.4.1
Pharmakotherapie
Äußeres Ohr
Mittelohr
•
abschwellende Nasensprays zur Verbesserung der Tubenbelüftung und der Paukendrainage
•
Ohrentropfen zur Oberflächenanästhesie des Trommelfells oder spezielle antibiotische Tropfen zur Instillation in die Paukenhöhle bei Trommelfellperforation
•
systemische Pharmaka, die oral oder parenteral gegeben werden können, sind Antibiotika, Analgetika, Antiallergika.
Innenohr
•
rheologische Therapie: Verbesserung der Mikrozirkulation durch Flüssigkeitsaufnahme (Trinken, Infusion), Thrombozytenaggregationshemmer („Blutverdünner”) per os
•
antiödematöse Therapie mit Kortison: per os oder i. v.
•
antivertiginöse Therapie: per os oder i. v. oder rektal
•
antiinfektive (antibakterielle, antivirale, antimykotische) Therapie: per os oder i. v.
2.4.2
Häufige, standardisierte Operationen
Myringotomie (Parazentese), Paukendrainage
Myringoplastik
Tympanotomie und Tympanoskopie
Tympanoplastik
-
•
Entfernung krankhafter Schleimhautveränderungen im Mittelohr
-
•
Verbesserung der Mittelohrbelüftung
-
•
Wiederaufbau der Gehörknöchelchenkette durch körpereigenes Material oder
–
TORP (Total Ossicular Replacement Prosthesis): TORP (Total Ossicular Replacement Prosthesis)Überbrückung der gesamten Gehörknöchelchenkette durch eine Prothese
–
PORP (Partial Ossicular Replacement Prosthesis): PORP (Partial Ossicular Replacement Prosthesis)Überbrückung eines Teils der Gehörknöchelchenkette durch eine Prothese
-
•
Verschluss der Trommelfellperforation (Myringoplastik).
Stapedotomie und Stapedektomie
Antrotomie
Mastoidektomie
Mittelohr-Radikaloperation
Operation am Felsenbein
-
•
transtemporaler Zugang: durch das Schläfenbein oberhalb des Gehörgangs
-
•
transmastoidal-translabyrinthärer Zugang: durch den Warzenfortsatz und das Innenohr, nur bei ausgefallenem Innenohr
-
•
retrosigmoidaler Zugang: durch den Schädelknochen am seitlichen Hinterhaupt, hinter dem Sinus sigmoideus (großes venöses Blutgefäß in der Hirnhaut).
Operation am N. facialis
Operation bei Hörimplantaten
•
-ektomie: Suffix mit der Bedeutung ausschneidende Operation
•
-plastik: Suffix mit der Bedeutung aufbauende, formende Operation
•
-tomie: Suffix mit der Bedeutung Schnitt
2.4.3
Hörprothetik
Technische Grundlagen
•
Art der Schallwandlung und -bearbeitung: analog oder digital
•
Art der Sprachcodierung und -decodierung: bei Cochlea- und Hirnstammimplantaten
•
physikalischen Form der Signalzufuhr zum Hörorgan: als Luftschall, Knochenvibration, elektrischer Impuls
•
anatomischen Stelle der Signalübertragung: Gehörgang, Schädelknochen, Gehörknöchelchen, Schnecke, Hörnerv, Hirnstamm
•
Möglichkeit der Teil- oder Vollimplantation der Prothese (Tab. 2.8).
Konventionelles Luftleitungshörgerät
•
die Verstärkung wird individuell auf den Hörverlust des Patienten abgestimmt
•
Sprachschall kann aus Störschall herausgerechnet und präzise verstärkt werden
•
die Verstärkung kann für individuelle Hörsituationen programmiert werden.
Indikation bei Erwachsenen
-
•
Hörverlust LuftleitungshörgerätHörverlust:Luftleitungshörgerätbeträgt auf dem besser hörenden Ohr mindestens 30 dB in einer Frequenz zwischen 500 und 3.000 Hz im Tonaudiogramm
-
•
Einsilberverstehen im Sprachaudiogramm bei 65 dB Schallpegel maximal 80 %
-
•
wenn beide Ohren schwerhörig sind, ist die beidohrige Versorgung die Regel
-
•
auch bei einseitiger Schwerhörigkeit werden durch ein Hörgerät die Schalllokalisation und das Sprachverständnis im Störgeräusch verbessert, deshalb Hörgerät bei Hörverlust von mindestens 30 dB bei zwei Frequenzen zwischen 500 und 3.000 HZ.
Gerätetypen
•
„klassisches” HdO (HdO-GerätHinter-dem-Ohr-Gerät): Hinter dem Ohr-Gerät s. HdO-GerätDas Gerät wird hinter der Ohrmuschel getragen. Der Schall wird über Winkelstück und Schallschlauch auf das mit einem Luftkanal versehene Ohrpassstück (Otoplastik) geleitet. Dieses wird individuell nach Abdruck gefertigt und sitzt fest im Cavum conchae und Gehörgangseingang. Das Gehäuse kann Anschlussmöglichkeiten für eine FM-Anlage (Kap. 3.2.5) und einen Audioeingang (z. B. für CD-Spieler) haben.
•
HdO-Gerät mit Slim Tube und Schirmchen: Der Schallschlauch ist sehr dünn, statt einer Otoplastik sitzt nur ein leichtes Plastikschirmchen im Gehörgang. Dadurch besteht höherer Tragekomfort (Abb. 2.27a).
•
HdO-Gerät mit Ex-Hörer: Der Lautsprecher ist aus dem Gehäuse ausgelagert und im Gehörgang positioniert. Dadurch kann auf eine Otoplastik verzichtet werden und das Gehäuse ist kleiner dimensioniert (Abb. 2.27b).
•
Im-Ohr-Gerät (IO): Im-Ohr-Gerät (IO)Das Gerät wird vollständig im Cavum conchae und im äußeren Gehörgang getragen, bei kleinster Bauweise auch komplett im Gehörgang als CIC-Gerät (Completely in Canal) (Abb. 2.27c).
•
Kopfbügelgerät: KopfbügelgerätMikrofon und Verstärker sowie zwei Hörer sind in einen Bügel integriert. Für Menschen, die HdO oder IdO nicht bedienen können.
•
CROS (Contralateral Routing of Signal): CROS (Contralateral Routing of Signal)Bei einseitiger Taubheit und normalem Gehör auf dem anderen Ohr wird das Mikrofon auf der tauben Seite getragen, Gehäuse und Hörer auf der hörenden. Die Konstruktion wird in Brillengestell eingebaut oder in HdO-Geräte mit Funkverbindung.
•
BiCROS (Binaural-CROS): BiCROS (Binaural-CROS)Bei Taubheit auf einem Ohr und Schwerhörigkeit auf dem anderen wird auf beiden Ohren der Schall aufgenommen und im schwerhörigen verstärkt und abgegeben.
Konventionelles Knochenleitungshörgerät
-
•
Schallzuleitung zum Trommelfell ist nicht möglich, z. B. bei Fehlbildung des Gehörgangs oder fehlender Ohrmuschel (HdO kann nicht getragen werden)
-
•
Gehörgang verträgt Otoplastik nicht, z. B. bei Gehörgangsekzem
-
•
Mittelohrfehlbildung verhindert Schallübertragung auf Cochlea
-
•
audiometrische Kriterien wie bei Luftleitungshörgerät.
Knochenverankertes Knochenleitungshörgerät
Aktives Mittelohrimplantat
-
•
gering- bis hochgradige sensorische Schwerhörigkeit
-
•
Schallleitungsschwerhörigkeit oder kombinierte, bis hochgradige Schwerhörigkeit, wenn die Schallleitungskomponente nicht durch eine Tympanoplastik gebessert werden kann
-
•
Fehlbildungen des Außen- oder Mittelohrs mit einer der o. g. Schwerhörigkeitsformen
-
•
Unverträglichkeit eines Ohrpassstücks im Gehörgang, z. B. bei Gehörgangsekzem
-
•
geringer Nutzen konventioneller Hörgeräte.
Cochlea-Implantat
•
Sprachprozessor mit Mikrofon, Reglern, Batteriefach, wird wie HdO-Gerät getragen
•
Kabelverbindung vom Prozessor zur Sendespule
•
Sendespule am Kopf, wird durch Magnet transkutan gehalten.
•
Empfängerspule, Magnet und Stimulator
•
Neutralektrodenträger unter dem M. temporalis
•
Elektrodenträger mit 12 bis 22 aktiven Elektroden, die bis in die Cochlea geschoben werden.
Prinzip
Indikation
•
postlingual ertaubte Kinder, Jugendliche und Erwachsene, deren Ertaubung nicht länger als 10 bis 15 Jahre zurückliegt
•
konnatal gehörlose Kinder
•
prä- oder perilingual ertaubte Kinder.
-
•
fehlende Cochlea (Aplasie oder Verknöcherung) Cochlea-Implantat:Kontraindikationenoder fehlender/funktionsloser Hörnerv (dann kann Hirnstammimplantat indiziert sein)
-
•
chronische Mittelohrentzündung (nach operativer Sanierung Implantation möglich)
-
•
schwere psychotische Erkrankungen
-
•
schwerste Intelligenzdefekte
-
•
schwerste psychomotorische Entwicklungsstörungen
-
•
schwere Zusatzbehinderungen, die die Lernfähigkeit und die Mitarbeit einschränken
-
•
nichtsichergestellte postoperative (Re)habilitation.
Versorgungsmöglichkeiten
Präoperative Diagnostik
•
Allgemeinstatus mit Beurteilung der Narkosefähigkeit
•
HNO-Status, einschließlich Trommelfellmikroskopie und Tympanometrie
•
Ton- und Sprachaudiometrie zum Ausschluss verwertbarer Hörreste
•
Hörgeräteüberprüfung und -optimierung zum Ausschluss verwertbarer Hörreste
•
objektive Hörprüfungen: OAE, Impedanzaudiometrie, evtl. Elektrocochleografie, BERA, CERA zum Ausschluss verwertbarer sensorischer Funktionen sowie neuraler und zentraler Funktionsstörungen
•
Promontorialtest
•
Vestibularisprüfung
•
neuroradiologische Diagnostik: Computertomogramm und Kernspintomogramm zur Darstellung von Felsenbein, Cochlea, Hörnerv, zentraler Hörbahn
•
logopädisch-phoniatrische, pädagogische und psychologische Abklärung bzgl. der Kommunikationsfähigkeit, Erwartungshaltung, Motivation, Lernfähigkeit und der psychosozialen Situation des Patienten.
Operation
•
Ausbohrung des Knochenbetts im Schläfenbein
•
Mastoidektomie und posteriore Tympanotomie (Kap. 2.4.2) als Zugang zur Cochlea
•
Cochleostomie, die Eröffnung der knöchernen Schnecke am runden Fenster oder durch eine Knochenbohrung
•
Einschieben des Elektrodenträgers in die Scala tympani, der Sitz wird intraoperativ durch ein Röntgenbild überprüft.
•
Nachweis des elektrisch ausgelösten Stapediusreflexes für jede Elektrode
•
Nachweis von Hirnstammpotenzialen bei elektrischer Reizung (EBERA)
•
telemetrische Registrierung der elektrisch evozierten Summenaktionspotenziale im Hörnerv.
Postoperative Basistherapie
•
medizinische Nachbetreuung
•
Ersteinstellung des Sprachprozessors und seine technische Kontrolle
•
schrittweise Optimierung der Sprachprozessoreinstellung
•
technische und audiometrische Kontrollen
•
initiales Hör-Sprach-Training
•
subjektive und objektive Hörtests, auch mit Sprache
•
psychologische Betreuung
•
sprachtherapeutische Maßnahmen
•
Dokumentation und Evaluation der Ergebnisse
•
Schulung in der Handhabung des Cochlea-Implantat-Systems und in der Nutzung von Zusatzgeräten wie Telefonadapter, FM-Anlage (Kap. 3.2.4), Infrarot-Anlage (z. B. für Fernsehton).
•
Wahl einer Codierungsstrategie wie ACE (Advanced Combination Encoder) oder CIS (Continous Interleaved Sampler)
•
Wahl des Stimulationsmodus: bi- oder monopolar
•
Bestimmung der Hörschwelle bei elektrischer Stimulation: T(Threshold)-Wert
•
Bestimmung der Schwelle maximal angenehmer Lautheit: M(Maximal-) oder C(Comfort-)Wert
•
Kontrolle der nutzbaren Dynamik durch
–
subjektive Hörtests: Lautheitsskalierung, Sprachaudiometrie (Kap. 2.2.4), bei Kleinkindern Verhaltensaudiometrie (Kap. 3.2.4)
–
objektive Methoden (bei Säuglingen): Stapediusreflexe, EBERA, Telemetrie.
Sprachförderung
•
Habilitation: Förderung des Spracherwerbs bei Ertaubung vor Abschluss der Sprachentwicklung; die Habilitation kann bis zu 2 Jahren dauern
•
Rehabilitation: Förderung des Sprachwiedererwerbs bei Ertaubung nach Abschluss der Sprachentwicklung.
Folgetherapie
Hybridimplantat
Auditives Hirnstammimplantat
-
•
fehlender oder funktionsloser Hörnerv beidseitig, z. B. nach beidseitiger Entfernung eines Vestibularis-Schwannoms
-
•
beidseitige Aplasie (Nichtanlage) der Cochlea.
Zusammenfassung
Beim Hör- und Gleichgewichtssystem werden ein peripherer und ein zentraler Teil unterschieden. Zum peripheren Teil gehören Außen-, Mittel- und Innenohr sowie der Hör-Gleichgewichts-Nerv, zum zentralen die Hör- und Gleichgewichtsbahnen im Gehirn.
Außen- und Mittelohr dienen dem Schalltransport zur Hörschnecke, die den Schall in elektrische Nervenimpulse wandelt. Die Wahrnehmung der Schallreize erfolgt beidseitig in den Hörrindenfeldern des Schläfenlappens. Das Gleichgewichtsorgan im Vorhof und in den Bogengängen registriert Lage und Lageänderung des Kopfes im Raum.
Die Otoskopie erlaubt die Beurteilung des äußeren Gehörgangs, des Trommelfells und teilweise der Paukenhöhle.
Subjektive Hörprüfungen erfordern Mitarbeit oder Verhaltensäußerung seitens des Patienten. Die wichtigsten sind die Bestimmung der Hörschwelle und die Erfassung des Sprachgehörs. Objektive Hörprüfungen messen Funktionsabläufe des Hörvorgangs ohne Mitwirkung des Patienten. Sie beruhen auf Änderungen des Schallwellenwiderstands (Impedanzaudiometrie), Schallaussendungen der Sinneszellen (otoakustische Emissionen) und elektrischen Spannungsänderungen der Hörbahn (akustisch evozierte Potenziale).
Die Funktionen des Gleichgewichtsorgans werden durch Fahndung nach begleitenden unwillkürlichen Augenbewegungen (Nystagmus) und Koordinationsstörungen geprüft.
Sprachtherapeutisch wichtig sind Krankheitsbilder des Ohrs, die zu dauerhaften Hörstörungen führen oder an denen der Gesichtsnerv (N. facialis) beteiligt ist. Dies sind u. a. angeborene Fehlbildungen und Fehlfunktionen, mechanische und akustische Verletzungen, akute und chronische Entzündungen, Funktionsstörungen mit eindeutiger oder ungeklärter Ursache, Tumoren, Operationsfolgen.
Das Ohr ist einer topischen und systemischen Pharmakotherapie zugänglich, dazu kommen sanierende und hörverbessernde Operationsverfahren. Bei nicht operablen Formen der Schwerhörigkeit ist die Versorgung mit Hörgeräten und Hörimplantaten möglich. Dadurch können auch gehörlos geborene Menschen zur lautsprachlichen Kommunikation befähigt werden.