© 2021 by Elsevier GmbH
Bitte nutzen Sie das untenstehende Formular um uns Kritik, Fragen oder Anregungen zukommen zu lassen.
Willkommen
Mehr InformationenB978-3-437-44446-3.00005-5
10.1016/B978-3-437-44446-3.00005-5
978-3-437-44446-3
Elsevier GmbH
Oberer Aerodigestivtrakt mit Nasenhöhle, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre sowie Mundhöhle und Speiseröhre
[S007-23]

Mundhöhle, Cavitas oris
[S007-23]

Muskeln des weichen Gaumens
[L234]

RachenmuskelnRachenmuskeln, Mm. pharyngis. Ansicht von dorsal
[S007-23]

Inspektion der Mundhöhle
[K352]

Endoskopie des Nasopharynx:EndoskopieNasopharynx mit dem gedrehten Lupenlaryngoskop
[K352]

a und b Nasopharynx a) Nasopharynx:EndoskopieEndoskopischer Blick auf Choanen und Rachenmandel, b) Prinzip der transoralen Endoskopie des Nasopharynx
[T720]

a bis c Spaltbildung im Blick von kaudal a) sekundäre Velumspalte, b) einseitige kombinierte LKG, c) beidseitige kombinierte LKG
[L157]

Akute Tonsillitis mit Fibrinbelägen auf beiden Gaumenmandeln
[X333-06]

Prinzip der Adenotomie. Das operative Setting ist das gleiche wie bei der Tonsillektomie.
[E872]

Tonsillektomie. Der Patient ist intubiert. Die Mundhöhle ist durch einen Mundsperrer aufgehalten. Die Gaumenmandeln werden mit der Kapsel von den Gaumenbögen ausgeschält. Die Adenotomie erfolgt prinzipiell in gleicher Weise.
[X333-08]

Muskeln der Mundhöhle und ZungenbeinmuskulaturMundbodenmuskulaturKaumuskulaturZunge
Muskelgruppe | Muskel (Innervation) | Funktion |
mimische Muskulatur (Auswahl) | M. buccinator (N. VII) | Wangenspanner |
M. orbicularis oris (N. VII) | Lippenbeweger | |
Platysma (N. VII) | Unterkiefersenker | |
Kaumuskulatur | M. temporalis (N. V3) M. masseter (N. V3) Mm. pterygoidei (N. V3) |
Unterkieferschließer Unterkiefervorschieber Unterkieferrückzieher |
äußere Zungenmuskulatur | Mm. genio-/hyo-/styloglossus (N. XII) | Zungenbeweger |
innere Zungenmuskulatur | Mm. longitudinales, transversus, verticalis linguae (N. XII) | Zungenformer |
Mundbodenmuskulatur = obere Zungenbeinmuskulatur | M. mylohyoideus (N. V3) M. digastricus venter anterior (N. V3) M. digastricus venter posterior (N. VII) M. stylohyoideus N. XII M. geniohyoideus (N. XII) |
Zungenbein- und Kehlkopfheber, Unterkieferöffner, Mundbodenspanner, Kinn-Zungenbein-Muskel |
Muskeln des weichen GaumensegelheberGaumenbogenspannerGaumens
Funktionsgruppe | Muskeln (Innervation) | Funktion |
Gaumensegelheber | M. levator veli palatini (N. IX) M. tensor veli palatini, (N. V3) M. uvulae (Nn. IX/X) |
Gaumensegelheber und -spanner, Öffner der Tube (Kap. 2.1.1) |
Gaumenbogenspanner | M. palatopharyngeus (Nn. IX/X) M. palatoglossus (Nn. IX/X) |
Schlundengenbegrenzer |
Etagen des Pharynx (Rachen)OropharynxNasopharynxLaryngopharynx
Anatomische Bezeichnung | Öffnung zu(r) | Ausdehnung | sensible Innervation |
Nasopharynx (Nasenrachen, Epipharynx) | Nasenhöhle | vom Rachendach bis zum Gaumensegelrand | N. V2 |
Oropharynx (Mundrachen, Mesopharynx) | Mundhöhle | vom Gaumensegelrand bis zum Kehldeckelrand | N. IX |
Laryngopharynx (Kehlrachen), Hypopharynx | Kehlkopf | vom Kehldeckelrand bis zum Ringknorpelunterrand | N. X |
Üblich sind die Bezeichnungen Naso-, Oro- und Hypopharynx.
Muskeln des RachenmuskelnRachens
Funktionsgruppe | Muskeln | Funktion |
Schlundschnürer |
|
|
Schlundheber |
|
|
Lymphatischer Rachenring (Waldeyer)ZungenmandelTubenmandelnSeitensträngeRachenmandellymphatischer Rachenring (Waldeyer)Gaumenmandeln
Lymphatische Struktur | dt. Bezeichnung | Lage |
Tonsilla pharyngea | Rachenmandel | Dach des Nasopharynx |
Tonsillae palatinae | Gaumenmandeln | beidseitig zwischen vorderem und hinterem Bogen des weichen Gaumens |
Tonsilla lingualis | Zungenmandel | Zungengrund |
Tonsillae tubariae | Tubenmandeln | beidseitig um den Eingang der Ohrtrompete |
Plicae tubopharyngicea | Seitenstränge | beidseitig an der Rachenhinterwand, nicht immer vorhanden |
Entzündungen der Mund- und StomatitisPharyngitisGlossitisCheilitisRachenschleimhaut
Bezeichnung | Entzündung der | häufige Erreger |
Cheilitis | Lippen(schleim)haut | Herpes-Virus |
Stomatitis | Mundschleimhaut | Soor-Pilz, Herpes-Virus |
Glossitis | Zungenschleimhaut | Soor-Pilz, Herpes-Virus |
Pharyngitis | Rachenschleimhaut | „Erkältungs“-Viren, Bakterien |
Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre
Lernziele
-
•
Überblick Anatomie und Physiologie von Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre
-
•
körperliche und endoskopische Untersuchung, Bildgebung
-
•
Überblick Funktionsprüfungen: Schlucken, Artikulieren, Schmecken
-
•
sprachtherapeutisch wichtige Krankheitsbilder
-
•
Grundzüge der operativen und nichtoperativen Therapie
5.1
Anatomie und Physiologie
5.1.1
Anatomie
Oberer Verdauungstrakt
Mundhöhle
Zähne (Dentes)


•
die Ohrspeicheldrüsen an den Wangen gegenüber den Zähnen 15, 25
•
die Unterkiefer- und Unterzungendrüsen am Mundboden gegenüber den Zähnen 31, 41.
Gaumen
Kiefergelenk
Zunge
Pharynx
Rachenmuskeln
Lymphatischer Rachenring
Ösophagus
•
obere: den Ösophaguseingang in Höhe des Ringknorpels und M. cricopharyngeus (Kap. 6.1.1)
•
mittlere: die Kreuzungsstelle mit dem Aortenbogen in Höhe der Bifurkation der Trachea (Kap. 6.1.1)
•
untere: den Durchtritt durch das Zwerchfell.
•
oberer Ösophagussphinkter, oberer/untererÖsophagussphinkter: M. cricopharyngeus und Ringmuskeln des oberen Ösophagus, dazu Venenpolster mit veränderlichem Füllungszustand (Synonym: pharyngoösophageales Segment)
•
unterer Ösophagussphinkter, Ringmuskeln am Übergang zum Magen und Venenpolster.
•
BolusBolus: schluckbare Nahrungsportion von 5–20 ml
•
lymphoepithelial: aus Lymphozyten (weiße Blutkörperchen für Abwehrfunktion) und Epithelzellen (Deck- und Drüsenzellen) bestehend
•
Truncus sympathicus: „sympathischer Strang“, Teil des autonomen Nervensystems
5.1.2
Physiologie
Mundhöhle
-
•
Verdauungsfunktion:
-
–
Mundhöhle:PhysiologieNahrungsaufnahme: Saugen, Abbeißen
-
–
Bearbeitung: Zerkleinern (Kauen), Einspeicheln, Bolusformung (schluckbare Portion)
-
–
Transport des Bolus an den Eingang des Oropharynx durch Muskelaktivität
-
–
Auslösen des Schluckreflexes
-
-
•
Sinnesfunktion Schmecken: Wahrnehmung von chemischen Stoffen und Kontrolle der Nahrung
-
•
Sinnesfunktion Tasten: Berührungs-, Schmerz-, Temperaturempfinden zur Nahrungskontrolle sowie räumliches Erkennen (Stereognosie) für Bolusformung und Lautbildung
-
•
ArtikulationsfunktionArtikulation:Mundhöhle (Kap. 9.1.2): Veränderung der Mundöffnung, Zungenbewegung und Zungenformung zur Bildung von
–
einstellbaren Resonanzräumen der Vokale und stimmhaften Oralkonsonanten
–
Engstellen für die Produktion der Oralkonsonanten.
Pharynx
-
•
Pharynx:PhysiologieVerdauungsfunktion SchluckenSchlucken/Schluckvorgang: Beförderung von Speichel und Nahrung vom Oropharynx über den Hypopharynx in den Ösophagus unter Verschluss des Nasopharynx und Kehlkopfeingangs. Dabei Schutz der Luftwege in Nasopharynx und Nase durch muskulären velopharyngealen Abschluss (Kap. 5.1.1).
-
•
Atemfunktion: Atemluft wird von der Nase in den Kehlkopf geleitet, dabei weitere Erwärmung, Anfeuchtung und Reinigung
-
•
Abwehrfunktion: immunkompetente Zellen in den lymphatischen Organen des Rachenrings für Erregerabwehr
-
•
Artikulationsfunktion: aufgrund Veränderung des Luftdurchgangs vom Oropharynx in den Nasopharynx durch Gaumensegelanheben und Rachenverengung wird das Ausmaß der nasalen Resonanz eingestellt oder verhindert. Auch der Rachen dient der Stimmresonanz und Konsonantenproduktion: pharyngeales [χ].
Ösophagus
-
•
Verdauungsfunktion Transport: Ösophagus:PhysiologieBeförderung von Speichel und Nahrung in den Magen durch Peristaltik und koordiniertes Schließen und Öffnen der Ösophagussphinkter
-
•
Stimmfunktion: bei Verlust des Kehlkopfs wird schwingungsfähiges Gewebe am oberen Ösophaguseingang als Pseudoglottis verwendet (Kap. 8.4.2).
5.2
Untersuchung
5.2.1
Leitsymptome
Mundhöhle und Rachen
-
•
Druckgefühl oder Mundhöhle:Erkrankungen, SymptomeSchmerz im Mund oder Rachen, oft in die Ohrregion ausstrahlend
-
•
Trockenheitsgefühl, verminderter oder verstärkter Speichelfluss
-
•
Sekretfluss im Rachen
-
•
Blutung aus dem Mund oder in den Rachen.
-
•
Saug-, Beiß-, Kaustörung
-
•
SchluckstörungSchluckstörungen: Transportstörung Pharynx:Erkrankungssymptome(Retention) oder nasaler oder laryngealer Nahrungseintritt (Penetration) (Kap. 10.1.1)
-
•
SchmeckstörungSchmeckstörungen: Ageusie, Hypogeusie, Parageusie (fehlendes, vermindertes, falsches Geschmacksempfinden)
-
•
geschlossenes NäselnNäseln (Hyporhinophonie, Rhinophonia clausaRhinophonia/Rhinophonie:clausa) und behinderte Nasenatmung bei Verlegung des Nasopharynx (Kap. 9.3.2)
-
•
offenes Näseln (HyperrhinophonieHyperrhinophonie, Rhinophonia apertaRhinophonia/Rhinophonie:aperta) bei velopharyngealer Insuffizienz (Kap. 9.3.2)
-
•
gestörte Lautbildung, Artikulationsstörung (Kap. 9.3.2)
-
•
SchnarchenSchnarchen (Rhonchopathie) (Rhonchopathie): Geräuschbildung im Schlaf an Engstellen mit vibrierenden Strukturen, z. B. Gaumensegel und Zungengrund.
Ösophagus
-
•
Druckgefühl oder Ösophagus:ErkrankungssymptomeMissempfindung wie „Sodbrennen“ oder Schmerz hinter dem Brustbein oder zwischen den Schulterblättern
-
•
Schluckstörung: Transportstörung (Retention), Rücktransport (Regurgitation).
-
•
nasale nasale PenetrationPenetration: Eindringen von Flüssigkeit und/oder fester Nahrung in den Nasopharynx beim Schlucken. Synonym wird auch der Begriff nasale Regurgitation verwendet, der nicht korrekt ist, denn Regurgitation bedeutet Rücktransport von Nahrung in den Rachen.
-
•
velopharyngeale velopharyngeale InsuffizienzInsuffizienz: ungenügender Abschluss des Nasopharynx vom Oropharynx beim Schlucken und Artikulieren
5.2.2
Inspektion, Palpation und Endoskopie
Inspektion und Palpation von Mundhöhle und Oropharynx
•
Stirnreflektor, der das Licht aus einer Lampe neben dem Kopf des Patienten einspiegelt
•
Stirnlampe
•
binokularen Ohrmikroskops, das zusätzlich ein gut ausgeleuchtetes, vergrößertes, räumliches Bild einzelner Stellen bietet.
•
den Mund zur Prüfung des Kiefergelenks öffnen und schließen
•
die Lippen runden, die Mundwinkel zur Seite ziehen, die Wangen aufblasen
•
die Zunge herausstrecken, die Lippen mit der Zungenspitze umfahren
•
ein [a:] phonieren und beobachtet die Bewegung des Gaumensegels und der Rachenhinterwand.
•
Lippen, Wangenschleimhaut
•
Zunge bis Zungengrund
•
Gaumensegel und Rachenhinterwand.
Untersuchung von Nasopharynx, Hypopharynx und Zungengrund
Untersuchung des Ösophagus
Extraktion: das Herausziehen
5.2.3
Bildgebung
•
Sonografie der Halsweichteile: schnelle Beurteilung von Speicheldrüsen, Lymphknoten, Schilddrüse, Blutgefäßen, Zunge und Mundboden
•
Röntgenübersichtsaufnahmen: Darstellung der Zähne, Kiefergelenke, Halswirbelsäule
•
Röntgendarstellung des Schluckakts während des Schluckens eines Kontrastmittels:
–
einfacher Ösophagusbreischluck (Breipassage): 3–4 Aufnahmen während des Schluckens zeigen ein statisches Bild der Kontrastmittelverteilung im Hypopharynx und Ösophagus
–
Video-Röntgenkinematografie (Röntgenvideografie, Videofluoroskopie): alle Phasen des Schluckakts werden mit 25 oder 50 Bildern pro Sekunde videogefilmt; damit ist eine zeitlupenähnliche Bild-für-Bild-Betrachtung der Schluckphasen möglich
•
Computer- und Magnetresonanztomografie zur genauen strukturellen Darstellung insbesondere bei Tumorverdacht.
5.2.4
Funktionsprüfungen
Oropharyngeale Schluckfunktion
-
•
orientierende Prüfung:Verdauungstrakt, oberer:Funktionsprüfungen oropharyngeale SchluckfunktionNacheinander werden Probeschlucke mit 50 ml gefärbtem Wasser, breiiger und fester Nahrung durchgeführt; vor und nach dem Schlucken erfolgen Inspektion und Lupenendoskopie oder während des Schluckens die flexible transnasale Pharyngolaryngoskopie
-
•
genaue Prüfung des Schluckakts (Kap. 10.3.2).
Geschmackssinn
-
•
subjektive GeschmacksprüfungSchmeckprüfung mit auf die Zunge getropfter Zucker-, Zitronen-, Salz- und Chinin-Lösung
-
•
zusätzlich kann durch Reizung mit elektrischem Strom die Schwelle bestimmt werden, die eine Geschmacksempfindung auslöst (Elektrogustometrie)
-
•
objektive Prüfung durch gustatorisch evozierte Potenziale: Messung von Veränderungen der Hirnströme, die nach Applikation von definierten Geschmacksstoffen ausgelöst werden (kein Routineverfahren).
Artikulationsprüfung
-
•
orientierende Lautprüfung: ArtikulationsprüfungVokale, Konsonanten, Konsonantenverbindungen nachsprechen lassen, bei Kindern mit altersentsprechendem Bildmaterial
-
•
orientierende Nasalitätsprüfung mit polierter Metallplatte (Kap. 4.2.3)
-
•
genaue Artikulations- und Nasalitätsprüfungen (Kap. 9.3.2).
Funktionsprüfungen des Ösophagus
-
•
ManometrieManometrie: Messung des Ösophagus:FunktionsprüfungenDruckverlaufs im Pharynx und Ösophagus in Ruhe und während des Schluckens an mehreren Stellen mittels einer eingeführten Sonde; gibt Hinweise auf die Muskelkräfte der Peristaltik und die Funktion des oberen und unteren Ösophagussphinkters
-
•
ManofluoroskopieManofluoroskopie (auch Manofluorografie): Kombination der Druckmessung mit der radiologischen Videodarstellung des Schluckvorgangs
-
•
pH-MetriepH-Metrie: Messung des pH-Werts (Säurewerts) im Ösophagus und Hypopharynx über 24 Stunden mittels einer transnasal eingeführten Sonde; wichtig zum Nachweis eines Refluxes (Rückfluss) von saurem Magensaft in den Ösophagus.
gustatorisch evozierte Potenziale: elektrische Spannungsänderungen im zentralen Nervensystem, die durch Verarbeitung von Geschmacksreizen hervorgerufen werden
5.3
Klinik
5.3.1
Angeborene Fehlbildungen
Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten (LKG)
•
primäre Spalten: betreffen die Lippen und Kieferknochen
•
sekundäre Spalten: betreffen den harten und weichen Gaumen
•
kombinierte Spalten: betreffen als Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte die gesamte Mundregion.
•
Ernährungsschwierigkeiten ab Geburt, Nahrungsaustritt aus der Nase
•
Sprachentwicklungsstörung, phonetisch-phonologische Entwicklungsstörung (Kap. 9.2.1)
•
Artikulationsstörung (PalatolaliePalatolalie, HyperrhinolalieHyperrhinolalie) (Kap. 9.3.1)
•
StimmklangänderungStimmklang:Änderung (PalatophoniePalatophonie, HyperrhinophonieHyperrhinophonie) (Kap. 9.3.1)
•
chronische Tubenfunktionsstörung, SchallleitungsschwerhörigkeitSchallleitungsschwerhörigkeit (Kap. 2.3.3)
•
Okklusionsstörung durch Zahnstellungsanomalie (Kap. 9.3.1).
•
Kieferorthopädie, Zahnmedizin:
–
Anpassung einer Oberkieferplatte (Trinkplatte) am 1. Lebenstag
–
Kariesvorbeugung ab 1. Lebenstag, Kariesbehandlung ab 2. Lebensjahr
–
kieferorthopädische Behandlung ab 6. Lebensjahr
•
Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie:
–
Lippenspaltenverschluss 4.–6. Monat
–
Weichgaumenverschluss 7.–12. Monat
–
Hartgaumenverschluss und Kieferspaltverschluss 12.–30. Monat
•
HNO-Heilkunde, Pädaudiologie:
–
UNHS (Kap. 3.2.4) bis 3. Lebenstag, audiometrische Kontrollen während gesamter Kindheit
–
Myringotomie mit PaukenröhrchenPaukenröhrchen (Kap. 2.4.2) im Rahmen der kieferchirurgischen Operationen, um Narkose zu nutzen
–
Septorhinoplastik (Kap. 4.4.2) ab 17. Lebensjahr
•
Phoniatrie, Logopädie:
–
Ess- und Trinkberatung ab 4. Monat
–
Sprach-, Sprechberatung und -förderung ab 18. Monat
–
Sprach-, Sprech- und Stimmbehandlung ab 3. Lebensjahr.
Ankyloglossie
5.3.2
Verletzung und Fremdkörperingestion
Fremdkörper im Rachen
Fremdkörper im Ösophagus
Verätzung
•
in Mund und Rachen topische Therapie mit Spülungen und anästhesierenden Lutschtabletten
•
Neutralisation durch Milch oder Wasser
•
systemische antiödematöse Pharmakotherapie (Kortison)
•
Kreislaufschocktherapie, Intubation.
-
•
Kehlkopfödem mit Atemnot
-
•
Ösophagusperforation und Mediastinitis (Brustraumentzündung)
-
•
Intoxikation (Vergiftung) und Kreislaufschock
-
•
Spätfolge: Ösophagusstenose durch Schleimhautvernarbung mit Transportstörung.
Verbrühung
IngestionIngestion: Aufnahme in Verdauungstrakt
5.3.3
Hyperplasie des lymphatischen Rachenrings
Hyperplasie der Rachenmandel
-
•
NasenatmungsbehinderungNasenatmungsbehinderung:Rachenmandelhyperplasie führt zu
–
Mundatmung
–
SchnarchenSchnarchen (Rhonchopathie):Rachenmandelhyperplasie und Schlafstörung mit nächtlichem Sauerstoffmangel
–
Rhinophonia clausaRhinophonia/Rhinophonie:clausa (geschlossenes Näseln)
–
adenoidem Habitus: offener Mund, eingezogene Nasenflügel, vorstehende obere Schneidezähne, Halslymphknotenschwellung
-
•
Tubenfunktionsstörung mit SeromukotympanonSero(muko)tympanon:Rachenmandelhyperplasie und SchallleitungsschwerhörigkeitSchallleitungsschwerhörigkeit:Rachenmandelhyperplasie (Kap. 2.3.3)
-
•
rezidivierende und chronische Sinusitis (Kap. 4.3.3).
Hyperplasie der Gaumenmandeln
-
•
NasenatmungsbehinderungNasenatmungsbehinderung:Gaumenmandelhyperplasie mit
–
Mundatmung
–
Schnarchen und Schlafstörung mit nächtlichem Sauerstoffmangel
-
•
Schluckbehinderung
-
•
Artikulationsstörung mit kloßigem Sprechklang und Rhinophonia clausaRhinophonia/Rhinophonie:clausa
-
•
Halslymphknotenschwellung.
5.3.4
Entzündliche Erkrankungen
Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut
Soor-Infektion
-
•
allgemeine Abwehrschwäche, Diabetes, Leukämie (Blutzellenkrebs)
-
•
HIV-Infektion (AIDS)
-
•
Therapie mit Antibiotikum, Kortison (systemisch oder als Bronchialspray) oder Zytostatikum
-
•
Strahlentherapie.
Aphten
Virale Mund- und Rachenschleimhautentzündung
-
•
Stomatitis herpeticaStomatitis:herpetica: Rasen von RachenschleimhautentzündungMundschleimhautentzündungenBläschen und Geschwürchen durch Herpes-simplex-Virus
-
•
Herpes-zoster-Infektion: durch Zoster-Virus ausgelöste einseitige ausgedehnte Schleimhautgeschwüre im Ausbreitungsgebiet eines Nerven, z. B. eines Trigeminusastes.
Akute Pharyngitis
Chronische Pharyngitis
•
Staub, trockene Luft, sonstige chemische Reize
•
Mundatmung bei behinderter Nasenatmung (Kap. 4.3.4)
•
Rauchen, Alkohol
•
gastroösophagealer Reflux (mit Säureaufstieg in Rachen) (Kap. 5.3.5)
•
nach Strahlentherapie.
-
•
Ausschalten der Ursachen, operative Verbesserung der Nasenatmung
-
•
topische Therapie: Rachen feucht halten durch häufiges Trinken oder anfeuchtendes Spray, Gurgeln mit Salzlösung, Salbei oder Bepanthen-Lösung, Benetzen mit öligen Lösungen über Nase, Verschorfung von lymphatischen Körnchen.
Entzündung des lymphatischen Rachenrings
Akute Tonsillitis
-
•
TonsillarabszessTonsillarabszess: Eiteransammlung neben, über oder hinter einer Gaumenmandel
-
•
tonsillogene Sepsistonsillogene Sepsis („Blutvergiftung“): Bakterieneinbruch in die Blutbahn
-
•
Poststreptokokkenerkrankungen: rheumatisches Fieber, bestimmte Nieren- und Herzerkrankungen.
-
•
topische Therapie wie bei akuter Pharyngitis
-
•
systemische Therapie mit Antbiotikum (Penicillin) per os für 10 Tage, Schonung
-
•
bei Abszess: Inzision und Drainage und/oder Tonsillektomie (Kap. 5.4.2).
Angina-Plaut-Vincenti (ulzerös-membranöse Tonsillitis)
Mononukleose (Pfeiffer-Drüsenfieber)
Herpangina
Entzündungen des sonstigen lymphatischen Rachenrings
-
•
AdenoiditisAdenoiditis: Entzündung der Rachenmandel bei Kindern. Bei häufigem Auftreten ist die Adenotomie (Kap. 5.4.2) sinnvoll.
-
•
ZungengrundanginaZungengrundangina: Entzündung der Zungengrundmandel. Therapie wie bei akuter Tonsillitis.
-
•
SeitenstranganginaSeitenstrangangina: Entzündung der lymphatischen Seitenstränge an der Rachenhinterwand. Therapie wie bei akuter Pharyngitis.
Chronische Tonsillitis
5.3.5
Nichtentzündliche Krankheiten
Xerostomie
-
•
Nebenwirkung von Medikamenten, z. B. Blutdrucksenker, Diuretika (Harnausscheider), Psychopharmaka, Antidepressiva, Magensäureblocker, Opioide
-
•
habituelle Mund(mit)atmung bei behinderter Nasenatmung
-
•
Rauchen, Alkohol
-
•
Speicheldrüsenerkrankung
-
•
Sjögren-Syndrom (Kap. 7.3.2)
-
•
Diabetes, Nierenerkrankung mit Dialyse
-
•
Exsikkose bei Flüssigkeitsmangel
-
•
Radiotherapie im Kopf-Hals-Bereich (Kap. 7.4.2).
-
•
Beseitigung der Ursachen
-
•
symptomatisch topisch: Wasser, Speichelstimulation (Zitrone, Kaugummi), künstlicher Speichel als Gel, Spray, Spülung
-
•
symptomatisch systemisch: Speichelstimulation mit Pilocarpin.
Globus pharyngis
-
•
organische Ursache: Tumor in Mundhöhle, Rachen, Kehlkopfbereich; Struma; chronische Entzündung wie Pharyngitis, Tonsillitis, Laryngitis, Sinusitis; Neuralgie des N. laryngeus superior oder N. glossopharyngeus; Halswirbelsäulen-Syndrom; Magensäurereflux.
-
•
hyperfunktionelle Stimmstörung (Kap. 8.3.2) mit muskulärer Überspannung
-
•
psychogen.
Angioneurotisches Ödem
-
•
hereditärer Mangel an dem Enzym C1-Esterase-Inhibitor, Therapie: Enzymzufuhr
-
•
Allergie gegen Nahrungsmittel, Acetylsalicylsäure, Therapie: Kortison i. v.
-
•
Nebenwirkung von ACE-Hemmer (Blutdrucksenker); Therapie: Absetzen, Kortison i. v.
Gastroösophagealer Reflux
Hypopharynxdivertikel
-
•
endoskopische (starr oder flexibel) Durchtrennung der sog. Divertikelschwelle (Pars fundiformis des M. cricopharyngeus)
-
•
transzervikale offene Freilegung und Abtragung des Divertikelsacks.
5.3.6
Tumoren
Leukoplakie
Mundhöhlenkarzinom
Juveniles Angiofibrom des Nasopharynx
Oropharynxkarzinom
Hypopharynxkarzinom
-
•
wenn möglich, Tumorresektion, oft laserchirurgische PharynxteilresektionPharynxteilresektion:laserchirurgische (Kap. 5.4.2), Neck Dissection (Kap. 7.4.2), postoperativ oder bei nicht möglicher Operation Radio(chemo)therapie (Kap. 7.4.2)
-
•
zur sicheren Tumorentfernung ist oft eine Laryngektomie (Kap. 6.4.2) und plastisch-chirurgische Rachenwandrekonstruktion nötig (Kap. 5.4.2).
5.4
Therapie
5.4.1
Prinzipien der Pharmakotherapie
Topische Therapie
Systemische Therapie
5.4.2
Häufige Operationen
Adenotomie, Adenektomie
Tonsillektomie
Tonsillotomie
Pharyngotomie
Laryngektomie mit Pharynxteilresektion
Endoskopische Pharynxteilresektion
Plastische Operationen nach Tumorresektion
•
Rotationslappen: Haut- und Muskelgewebe aus dem Wangen- und Halsbereich, das in die betroffene Stelle eingedreht wird und an der Entnahmestelle verwachsen bleibt
•
Insellappen: vollständige Haut-Muskel-Strukturen aus dem Brustbereich, die mit einer Brücke mit Blutgefäßen am Entnahmegebiet verwachsen bleiben
•
freie Transplantate aus Haut, Muskel, Knochen oder Dünndarm, deren Blutgefäße mikrochirurgisch mit Blutgefäßen der Einpflanzungsstelle verbunden werden
•
Titanplatten als Unterkieferersatz.
5.4.3
Rehabilitation
•
oropharyngeale DysphagieDysphagie:oropharyngeale (Kap. 10.4.1)
•
Dysglossie, velopharyngeale Insuffizienz, HyperrhinophonieHyperrhinophonie (Kap. 9.3.2)
•
bei Laryngektomie:AphonieLaryngektomieAphonie:nach Laryngektomie auch Stimmverlust (Kap. 8.4.2).
Zusammenfassung
Mundhöhle, Rachen und Speiseröhre dienen als Teil des oberen Verdauungstrakts der Aufnahme, sensorischen Kontrolle, Bearbeitung und Weiterleitung der Nahrung. Mundhöhle und Rachen sind Teil des Resonanz- und Artikulationsraums, wobei durch Mundöffnung, Zungen- und Gaumensegelbewegung die wichtigsten Artikulationszonen gebildet werden.
Mundhöhle und Oropharynx werden durch Inspektion und Palpation untersucht. Zur Beurteilung des Nasopharynx, des Zungengrunds und des Hypopharynx werden die hintere Rhinoskopie, die indirekte Laryngoskopie und endoskopische Untersuchungen eingesetzt. Zur Untersuchung des Ösophagus stehen endoskopische und bildgebende Verfahren zur Verfügung.
Wichtige Funktionsprüfungen betreffen den Schluckakt, den velopharyngealen Verschluss, die Artikulationsleistungen, den Geschmackssinn und die Funktion des oberen und unteren Ösophagussphinkters.
Von besonderem logopädisch/sprachtherapeutischem Interesse sind Krankheitsbilder, die mit Schluckstörungen, verminderter oder vermehrter nasaler Resonanz oder Veränderungen der Artikulationszonen einhergehen: Hyperplasie der Rachen- und Gaumenmandeln, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, Organdefekte und strukturelle Veränderungen nach Tumorresektion.
Die Schleimhaut von Mundhöhle und Rachen ist einer topischen und systemischen Pharmakotherapie gut zugänglich. Zur operativen Therapie von entzündlichen, hyperplastischen und onkologischen Krankheitsbildern wird ein abgestuftes Spektrum von transoralen und offenen Verfahren eingesetzt. Die Adenotomie ist die häufigste Operation im Kindesalter und zur Normalisierung der Nasen- und Tubenventilation nötig. Schluck-, Sprech- und Stimmfunktion können nach Tumorresektion im Mundhöhlen- und Rachenbereich eingeschränkt sein und bedürfen der Rehabilitation.