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978-3-437-44516-3
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Differenzialdiagnostische Abgrenzung von primären versus sekundären Sprachentwicklungsverzögerungen im Rahmen eines pragmatischen diagnostischen Prozesses

Diagnostisches Vorgehen zur Abklärung der verzögerten Sprachentwicklung im Alter von zwei Jahren

Unterschiede informeller Diagnostik:informelle Verfahrenund standardisierter Diagnostik:standardisierte VerfahrenDiagnostik
Informelle Diagnostik | Standardisierte Diagnostik |
keine Normwerte | Vergleich mit Normwerten möglich |
individuelle Durchführung | festgelegte, standardisierte Durchführung |
keine nachgewiesene Unabhängigkeit vom Untersucher (Objektivität) | hohe Objektivität in Durchführung, Auswertung und Interpretation (Ergebnis vom Testleiter weitgehend unabhängig) |
keine nachgewiesene Reliabilität | hohe Reliabilität, Zuverlässigkeit des Verfahrens |
zur Hypothesenbildung geeignet | (hohe) Validität, diagnostische Treffsicherheit für bestimmte Auffälligkeiten |
Eltern-/ScreeningfragebögenElternfragebögenScreeningfragebögen zur Erfassung sprachproduktiver Fähigkeiten
Alter | Screeningverfahren | Messbereich | Normierung |
18–26 Monate | Eltern antworten-Revision – Elternfragebogen zur Wortschatzentwicklung im frühen Kindesalter (ELAN-R, Bockmann & Kiese-Himmel 2012) | Expressiver Wortschatz, differenziert nach Wortkategorien | Stichprobengröße: 512 Kinder (254 Jungen, 258 Mädchen) Normen: geschlechtsspezifisch für drei Altersklassen (18–20, 21–23, 24–26 Monate) Normen von 2010/2011 |
18–30 Monate | Fragebogen zur frühkindlichen Sprachentwicklung (FRAKIS, Szagun et al. 2009) | Expressiver Wortschatz, Flexionsmorphologie, Satzkomplexität | Stichprobengröße: 1.240 Kinder (635 Jungen, 605 Mädchen) Normen: geschlechtsspezifisch und -unspezifisch für 13 Altersklassen in monatlichen Abständen T-Werte, Perzentilränge Normen von 2005–2007 |
21–24 Monate | Sprachbeurteilung durch Eltern – Kurztest für die U7 (SBE-2-KT, v. Suchodoletz & Sachse 2009) | Expressiver Wortschatz | Stichprobengröße: 685 Kinder (349 Jungen, 336 Mädchen) Normen: geschlechtsspezifisch und -unspezifisch für zwei Altersklassen (21–22, 23–24 Monate) Kritische Werte, Prozentränge Normen von 2008 |
24 Monate | Elternfragebogen für die Früherkennung von Risikokindern (ELFRA-2, Grimm & Doil 2006) | Produktiver Wortschatz, Syntax und Morphologie | Stichprobengröße: 140 Kinder (68 Jungen, 72 Mädchen) Normen: Itemschwierigkeiten für 24 und 36 Monate Kritische Werte |
32–40 Monate | Sprachbeurteilung durch Eltern – Kurztest für die U7a (SBE-3-KT, v. Suchodoletz et al. 2009) | Expressiver Wortschatz, Grammatik | Stichprobengröße: 1.743 Kinder (928 Jungen, 815 Mädchen) Normen: geschlechtsspezifisch für drei Altersklassen (32–34, 35–37, 38–40 Monate) Normen von 2010 |
Standardisierte Verfahren zur Sprachentwicklungsdiagnostik:standardisierte VerfahrenSprachentwicklungsdiagnostik
Alter | Diagnostikverfahren | Messbereich | Normierung |
2;0–2;11 Jahre | Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder (SETK-2, Grimm 2000) | Sprachverständnis für Einzelwörter und Sätze, Sprachproduktion von Einzelwörtern und Sätzen | Stichprobengröße: 283 Kinder (135 Jungen, 148 Mädchen) Normen: geschlechtsunspezifisch für zwei Altersklassen (24–29, 30–35 Monate) T-Werte, Prozentränge |
2;0–6;11 Jahre | Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen (PDSS, Kauschke & Siegmüller 2010) | Phonologie, Lexikon/Semantik, Grammatik, Sprachverständnis | Stichprobengröße: 450 unauffällige, 150 auffällige Kinder Normen: geschlechtsunspezifisch in Jahresabständen T-Werte, Prozentränge |
2;0–8;11 Jahre | Test zum Satzverstehen von Kindern (TSVK, Siegmüller et al. 2011) | Rezeptive syntaktische und morphologische Verarbeitung | Stichprobengröße: 120 Kinder Normen: subtestspezifische T-Werte |
3;0–5;5 Jahre | Aktiver Wortschatztest (AWST-R, Kiese-Himmel 2006) | Produktiver Wortschatz | Stichprobengröße: 551 Kinder (284 Jungen, 267 Mädchen) Normen: geschlechtsunspezifisch in Halbjahresabständen T-Werte, Prozentränge Normen von 2003/2004 |
3;0–5;11 Jahre | Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3–5, Grimm 2001) | Sprachverständnis, Sprachproduktion, Sprachgedächtnis | Stichprobengröße: 495 Kinder (265 Jungen, 230 Mädchen) Normen: geschlechtsunspezifisch für fünf Altersklassen in fünfmonatigen Abständen T-Werte, Prozentränge |
3;0–10;11 Jahre | Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses (TROG-D, Fox 2007) | Verständnis für grammatische Strukturen | Stichprobengröße: 870 Kinder (416 Jungen, 454 Mädchen) Normen: geschlechtsunspezifisch in Jahresabständen T-Werte Normen von 2005 |
Standardisierte Verfahren zur kognitiven kognitive Entwicklungsdiagnostik:TestverfahrenEntwicklungsdiagnostik
Alter | Testverfahren | Messbereich | Normierung |
0;1–3;6 Jahre | Bayley Scales of Infant Development, Second Edition (BSID-II, Bayley 1993, dt. Übersetzung Reuner et al. 2008) | Kognitive Skala einschließlich rezeptiver und expressiver Sprachfähigkeiten, motorische Skala und Verhaltensskala | Stichprobengröße: 1.700 Kinder (je 50 Jungen und 50 Mädchen aus 17 Altersklassen) Normen: geschlechtsunspezifisch für 38 Altersklassen Indexwerte, 90- und 95 %-Konfidenzintervalle, Entwicklungsalter US-amerikanische Normen von 2004 |
Bayley Scales of Infant and Toddler Development, Third Edition (BSID-III, Beyley 2006; Reuner & Rosenkranz 2014) | Skala für: Kognition, Sprache (rezeptiv und expressiv), Motorik (Grob- und Feinmotorik), sozial-emotionale Entwicklung, adaptives Verhalten | Stichprobengröße (deutsche Version): 1.009 Kinder, Ergänzung um 131 holländische Säuglinge Normen: Deutsche Normen, inkl. normierter Sprachskala, 17 Altersgruppen, seit 2014 verfügbar (Reuner & Rosenkranz) |
|
0;6–5;11 Jahre | Entwicklungstest für Kinder von 6 Monaten bis 6 Jahren, Revision (ET 6–6 R, Petermann & Macha 2013) | Körpermotorik, Handmotorik, kognitive Entwicklung, Sprachentwicklung sowie (über die Elternauskunft) Sozialentwicklung und emotionale Entwicklung | Stichprobengröße: 1.053 Kinder Normen: Entwicklungsprofil mit bereichsspezifischen Entwicklungsquotienten |
2;6–7;11 Jahre | Snijders-Oomen-Nonverbaler Intelligenztest (SON-R 2½–7, Tellegen et al. 1998) | Sprachfreie kognitive Fähigkeiten, differenzierte Handlungs- und Denkskala | Stichprobengröße: 1.027 Kinder (514 Jungen, 513 Mädchen) Normen: geschlechtsunspezifisch in Halbjahresabständen Standardwerte für SON-IQ, Referenzalter Deutsche Normen von 2005/2006 |
3;0–18 Jahre | Kaufman-Assessment Battery for Children, Second Editon (K-ABC-II, Kaufman & Kaufman, in Vorb.) | Kognitive Fähigkeiten, nonverbale Skala, einzelheitliches und ganzheitliches Denken | Normen: Für die deutsche K-ABC-II wurden bevölkerungsrepräsentative Normen für 16 Altersgruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhoben (in Vorb. für Winter 2014) |
3;0–7;2 Jahre | Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence-III (WPPSI, dt. Version Petermann 2009) | Kognitive Fähigkeiten, Verbal- und Handlungsteil, Verarbeitungsgeschwindigkeit, allgemeine Sprachskala | Stichprobengröße: 710 Kinder (356 Jungen, 354 Mädchen) Normen: geschlechtsspezifisch für 15 Altersklassen in Dreimonatsabständen Gesamt-IQ, Skalenwerte, Prozentränge Normen von 2009 |
ElternfragebögenElternfragebögen zur Erfassung von Verhaltensaspekten bzw. des Risikos für Autismus-Spektrum-Autismus-Spektrum-Störung:ElternfragebögenStörungen (ASS)
Alter | Diagnostikverfahren | Messbereich | Normierung |
1½–5 Jahre | Child Behavior Checklist for Ages 1½–5 (CBCL 1½–5, Achenbach & Rescorla 2000) | 7 Problemskalen: emotionale Reaktivität, Angst/Depressivität, körperliche Beschwerden, sozialer Rückzug, Schlafprobleme, Aufmerksamkeitsprobleme und aggressives Verhalten sowie 3 übergeordnete Skalen: externalisierende Auffälligkeiten, internalisierende Auffälligkeiten und Gesamtauffälligkeit |
Stichprobengröße: 700 Kinder (362 Jungen, 338 Mädchen) Normen: alters- und geschlechtsspezifische Perzentilwerte, T-Werte US-amerikanische Normen von 1999/2000, deutsche Feldstichprobe weist auf Übertragbarkeit auf dt. Sprachraum hin |
2 Jahre | Modified Checklist for Autism in Toddlers (M-CHAT, Bölte 2005) | Hinweise bzgl. des Risikos einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) Geeignet für den Einsatz in der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung U7 mit 21–24 Monaten |
Stichprobengröße: 1.293 Kinder Normen: Kritische Werte, empfohlen für 24 Monate, einsetzbar von 16–30 Monaten |
2 Jahre (bei altersentsprechendem Intelligenzalter, klassischer Einsatzbereich ab 4 Jahren) | Fragebogen zur Sozialen Kommunikation, Autismus-Screening (FSK, Bölte & Poustka 2006) | 2 Versionen: Lebenszeit-Fassung und Aktuell-Fassung Schweregradmessung klinisch relevanter autistischer Symptomatik in 3 Bereichen: soziale Interaktion, Kommunikation, stereotype Verhaltensweisen |
Stichprobengröße: 364 Probanden Normen: Cut-off-Werte |
3–6 Jahre | VBV 3–6 Verhaltensbeurteilungsbogen für Vorschulkinder (Döpfner et al. 1993) |
Elternfragebogen und Erzieherfragebogen zu 4 Dimensionen: soziale Kompetenzen, oppositionell-aggressives Verhalten, Hyperaktivität/Konzentrationsprobleme, emotionale Auffälligkeiten |
Stichprobengröße: Elternfragebogen: Repräsentativstichprobe: 189–194 Vergleichsstichproben: 57 introversive Störungen, 116 expansive Störungen Erzieherfragebogen: Repräsentativstichprobe: 236–239 Vergleichsstichproben: 61 introversive Störungen, 132–134 expansive Störungen Normen: geschlechts- und altersspezifische Stanine-Werte |
Diagnostisches Vorgehen bei verzögerter Sprachentwicklung
Wie in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt wurde, ist die Sprache eng mit kognitiven, sozialen und Verhaltensaspekten verbunden und stellt einen zentralen Faktor der Persönlichkeitsentwicklung dar. Gleichzeitig zählen Verzögerungen und Störungen der Sprachentwicklung jedoch zu den häufigsten Auffälligkeiten im Kindesalter. Ausgeprägte Sprachentwicklungsstörungen können bis ins Erwachsenenalter persistieren und zu gravierenden Folgen z. B. im sozial-emotionalen Bereich führen (Kap. 5, Kap. 6 und Kap. 7Kap. 6Kap. 7). Unter diesen Gesichtspunkten sollte die Prävention von spezifischen Sprachentwicklungsstörungen einen zentralen Stellenwert einnehmen. Nach Grimm (2003) bedeutet dies eine frühestmögliche Identifikation von Risikokindern, verbunden mit sekundärpräventiven Maßnahmen, um der Manifestation einer Sprachentwicklungsstörung entgegenzuwirken. Störungsspezifische kindzentrierte Interventionen und eine adäquate Elternberatung sind jedoch nur auf der Basis einer interdisziplinären differenzialdiagnostischen Abklärung der verzögerten Sprachentwicklung durchführbar.
Im folgenden Kapitel werden die wesentlichen Hintergründe und zentralen Merkmale der FrühdiagnostikFrühdiagnostik sowie ein standardisiertes Vorgehen zur differenzialdiagnostischen Abklärung einer verzögerten Sprachentwicklung vorgestellt.
9.1
Diagnostische Kriterien
9.2
Differenzialdiagnostische Abklärung der verzögerten Sprachentwicklung
•
Bei allen Kindern wurde eine standardisierte Erfassung des rezeptiven und expressiven Sprachentwicklungsstandes mit dem Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder (SETK-2, Grimm 2000) durchgeführt.
•
Die nonverbalen kognitiven Fähigkeiten wurden mit den Bayley Bayley ScalesScales of Infant Development (BSID-II-NL, van der Meulen et al. 2002) beurteilt.
•
Neben einer körperlich-neurologischen und pädaudiologischen Untersuchung wurden emotionale und Verhaltensaspekte im häuslichen Umfeld mittels standardisiertem Verhaltensfragebogen (CBCL 1½–5, Achenbach & Rescorla 2000) erfasst.
Die Ergebnisse der differenzialdiagnostischen Abklärung von 100 Kindern, die im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung U7 durch eine verzögerte expressive Sprachentwicklung auffielen, zeigten, dass sich lediglich bei 56% der Kinder die Verdachtsdiagnose einer isoliert expressiven Sprachentwicklungsverzögerung bestätigte.
22 % der Kinder wiesen eine zugrundeliegende Primärerkrankung auf (Beeinträchtigung in den nonverbalen kognitiven Fähigkeiten oder Autismus-Spektrum-Störung) und erfüllten damit nicht die Kriterien der Risikodiagnose Late-Talker.
In der Gesamtgruppe der Late-Talker zeigten zudem 22 % der Kinder zusätzlich Defizite in den rezeptiven Sprachfähigkeiten. Eine Individualanalyse verdeutlichte, dass sich rezeptive Sprachdefizite als ein sensibler Indikator für globale und tiefgreifende Entwicklungsstörungen erwiesen. Aus diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass eine Abklärung der rezeptiven Sprachfähigkeiten mittels eines standardisierten Testverfahrens bei eingeschränkter Entwicklung der aktiven Sprache frühzeitig erfolgen sollte.
9.3
Merkmale standardisierter Diagnostik
9.4
Wichtige Rahmenbedingungen der Frühdiagnostik
9.5
Diagnostisches Vorgehen
9.5.1
Erstkontakt und Screening
9.5.2
Standardisierte Untersuchung mit zwei Jahren
•
Aktueller Vorstellungsgrund
•
Schwangerschaft und Geburt (Spontan/Kaiserschnitt, Schwangerschaftswochen, Apgar-Score, Nabel-pH, Geburtsgewicht, Körperlänge, Kopfumfang)
•
Neugeborenen- und Säuglingszeit (Schlaf-, Trink- und Schreiverhalten)
•
Erkrankungen (Diagnosen, Krankenhausaufenthalte, Medikamenteneinnahme)
•
Frühkindliche Entwicklung (Motorik, Kognition, Spielverhalten, Emotion, soziale Kommunikation)
•
Sprachentwicklung (Lautieren, Lallphase, erste Wörter, Wortschatzspurt, aktuelles Kommunikationsverhalten und Sprachverständnis im Alltag, Ein- oder Mehrsprachigkeit, Schnullerentwöhnung)
•
Besuch einer Kleinkindeinrichtung (Art, Frequenz, Integration)
•
Befunde aus Voruntersuchungen (z. B. pädiatrische Vorsorgeuntersuchungen, pädaudiologische Untersuchung, Visusprüfung, Kognition)
•
Bisherige Therapie- oder Fördermaßnahmen (Art, Frequenz)
•
Familiäre Daten (Familienkonstellation, Stellung in der Geschwisterreihe, Schul- und Berufsausbildung der Eltern, belastende Lebensereignisse, familiäre Prädisposition für Sprachentwicklungsstörungen)
9.5.3
Befundbesprechung und Beratung
•
ausführliche Besprechung der Untersuchungsergebnisse und
•
gemeinsame Planung des weiteren therapeutischen oder differenzialdiagnostischen Vorgehens.
•
Persönliche Daten, Entwicklungs- und Aktualanamnese (Kap. 9.5.2).
•
Diagnostische Untersuchung (Kurzbeschreibung der eingesetzten Verfahren, tabellarische Darstellung und eindeutige, gut verständliche Bewertung der Ergebnisse des Kindes, Angaben zur Verhaltensbeobachtung, zur Spontansprache und zum Kommunikationsverhalten des Kindes während der Untersuchung; Kap. 9.5.2).
•
Zusammenfassung und weiteres Vorgehen (Zusammenfassung aller wichtigen Daten aus dem diagnostischen Prozess: Fragestellung, eingesetzte Testverfahren, Bewertung der Untersuchungsergebnisse, indizierte Interventionsmaßnahmen, Empfehlung für weitere Untersuchungen [wie pädaudiologische Untersuchung, globale Entwicklungsdiagnostik etc.] sowie Zeitpunkt des Nachuntersuchungstermins).
9.5.4
Standardisierte Untersuchung mit drei Jahren
9.6
Zusammenfassung
•
Zum einen können auf der Basis eines mehrstufigen differenzialdiagnostischen Prozesses Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung im Rahmen von Primärerkrankungen frühzeitig erkannt und störungsspezifischen Interventionen zugeführt werden, da bei vielen Auffälligkeiten eine verzögerte Sprachentwicklung das erste gut erfassbare Symptom darstellt.
•
Zum anderen liefert eine ausführliche diagnostische Abklärung der verzögerten Sprachentwicklung die Basis für die Implementierung spezifischer Frühinterventionen. Die Früherkennung von Late-Talkern ermöglicht, sekundärpräventive Late-Talker:sekundärpräventive FrühinterventionenFrühinterventionenFrühinterventionen einzuleiten und z. B. durch eine gezielte Elternanleitung zu einem sprachförderlichen Alltagsverhalten die Rate an manifesten Sprachentwicklungsstörungen im Alter von drei Jahren zu reduzieren (Buschmann et al. 2009).
•
Für eine sichere Abgrenzung zwischen primärer und sekundärer Sprachentwicklungsverzögerung spielt neben einer pädaudiologischen Überprüfung des Hörvermögens die standardisierte Beurteilung des Sprachverständnisses sowie die Abklärung des nonverbalen kognitiven Entwicklungsstandes eine zentrale Rolle im diagnostischen Gesamtprozess. Da Defizite im Sprachverständnis sowie in den kognitiven Fähigkeiten bei Kleinkindern noch häufig übersehen werden, empfiehlt sich hier der Einsatz standardisierter und normierter Diagnostikverfahren.
Literatur
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Sachse et al., 2007
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Sachse and v. Suchodoletz, 2011
Siegmüller et al., 2011
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Szagun et al., 2009
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