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Diagnostik von Erstsprachkompetenzen im Migrationskontext
6.1
Einleitung und Definitionen
6.2
Besonderheiten des Erstspracherwerbs im mehrsprachigen Kontext
Allgemein verläuft die Entwicklung der Erstsprache (ohne Unterstützung) im Vorschulalter instabil: Einige schon erworbene Elemente des sprachlichen Systems beginnen zu erodieren oder werden von der Umgebungssprache beeinflusst; andere Elemente oder Strukturen erscheinen im Vergleich zum monolingualen Erwerb erst später in einer veränderten (nicht zielsprachlichen) Form. Die Abbauprozesse Erstsprache:Abbauprozessebetreffen vor allem Formen und Strukturen, die irregulär und nicht transparent sind bzw. die nicht häufig verwendet werden.
6.3
Voraussetzungen der Erstsprachdiagnostik
•
Zu 1): Idealerweise sollte der Testleiter die Herkunftssprache – am besten auf muttersprachlichem Niveau – beherrschen.
•
Zu 2): Der Testleiter sollte die Spracherwerbsverläufe der Erstsprache so gut kennen, dass auftretende Abweichungen präzise erfasst werden können (falls die Sprachstandsverfahren keine genaue Erfassung ermöglichen). Sicherlich ist in den verschiedenen Erstsprachen noch viel Forschungsarbeit zu leisten, um ein solches Rüstzeug zu entwickeln.
•
Zu 3): Die neueren Forschungen zum Thema Spracherosion bei bilingualen Kindern (Kap. 2) zeigen, dass im Laufe der Zeit einige L1-SpracherosionStrukturen wieder verloren gehen und schon erlernte Formen (z. B. der Kasus im Russischen) wieder verlernt werden können bzw. einem stärkeren Einfluss der Umgebungssprache ausgesetzt sind.
•
Zu 4): Es ist noch kaum als gesicherte Erkenntnis zu bezeichnen, wie die steigende Dominanz der L2 eine Spracherosion in der L1 beeinflussen oder ob z. B. die Zunahme der Fähigkeiten in der L2 diese Erosion beschleunigen könnte. Dass der Input das Erlernen beider Sprachen beeinflusst, ist hingegen unbestritten. Allerdings stellt seine quantitative und qualitative Erfassung eine kaum lösbare Herausforderung für Diagnostiksituationen dar. Es gibt jedoch Versuche, Input-Scores auf der Basis von Elternfragebögen zu erstellen und mit den SprachstandserhebungenInput-Score zu korrelieren (vgl. Unsworth 2013).
6.4
Überblick: Sprachstandsverfahren
•
Fragebögen und unterschiedliche Beobachtungsverfahren, die zur Kategorie „Fremdbeurteilung“ gehören, sowie
•
Profilanalysen, Sprachstandstests und Screenings, die direkt die perzeptiven und produktiven sprachlichen Fähigkeiten der Kinder erfassen.
6.4.1 Fremdbeurteilung (Beobachtungsverfahren)
•
Zum einen muss die beurteilende Person für eine zutreffende Beschreibung über ein angemessenes intellektuelles Niveau und ausreichende Lese- und Sprachfertigkeiten verfügen.
•
Zum anderen muss sie Kompetenzen in der L1 aufweisen, um die Sprache „beurteilen“ zu können (vgl. Neugebauer & Becker-Mrotzek 2013).
Beispiel: Kurztest zur Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen
6.5
Sprachstandsverfahren in der Herkunftssprache
Testverfahren in der TAT (Türkisch-Artikulations-Test)TAT (Türkisch-Artikulations-Test)TAT (Türkisch-Artikulations-Test)TAT (Türkisch-Artikulations-Test)TAT (Türkisch-Artikulations-Test)TAT (Türkisch-Artikulations-Test)TAT (Türkisch-Artikulations-Test)SRUK (Sprachstand Russisch für mehrsprachige Kinder)SRUK (Sprachstand Russisch für mehrsprachige Kinder)SRUK (Sprachstand Russisch für mehrsprachige Kinder)SRUK (Sprachstand Russisch für mehrsprachige Kinder)SRUK (Sprachstand Russisch für mehrsprachige Kinder)SRUK (Sprachstand Russisch für mehrsprachige Kinder)SRUK (Sprachstand Russisch für mehrsprachige Kinder)SISMIKSISMIKSISMIKSISMIKSISMIKSISMIKSISMIKSFD (Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder)SFD (Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder)SFD (Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder)SFD (Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder)SFD (Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder)SFD (Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder)SFD (Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder)SCREEMIKSCREEMIKSCREEMIKSCREEMIKSCREEMIKSCREEMIKSCREEMIKMAINMAINMAINMAINMAINMAINMAINLOGwordsLOGwordsLOGwordsLOGwordsLOGwordsLOGwordsLOGwordsHAVAS 5HAVAS 5HAVAS 5HAVAS 5HAVAS 5HAVAS 5HAVAS 5ESGRAF-MKESGRAF-MKESGRAF-MKESGRAF-MKESGRAF-MKESGRAF-MKESGRAF-MKCITO-SprachtestCITO-SprachtestCITO-SprachtestCITO-SprachtestCITO-SprachtestCITO-SprachtestCITO-SprachtestHerkunftsspracheWIELAU-T
Tab. 6.1a: CITO-Sprachtest | |
Autoren | Duindam, Konak & Kamphius (2010) |
Ziel | Sprachliche Defizite bereits im Vorschulalter zu erkennen und durch entsprechende Fördermaßnahmen zu beheben |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | Grundlage ist der von der Universität Tilburg und CITO entwickelte Sprachtest „Zweisprachigkeit“ (1992). Zuverlässigkeit und Validität des Tests wurden durch eine Vorstudie überprüft (vgl. Cito-Sprachtest, wissenschaftlicher Bericht, pdf) |
Sprachen | Türkisch |
Alter | 4–7 Jahre |
Dauer der Durchführung | 20–30 min (laut http://www.bildung.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen117.c.4431.de) bzw. ca. 40 min (laut http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Eltern/Grundschule/Sprachstand/#A_6) |
Durchführbar durch | Personen ohne L1-Kenntnisse – PädagogInnen |
Geprüfte sprachliche Bereiche | passiver Wortschatz, kognitive Begriffe, phonologisches Bewusstsein und Textverständnis |
Aufbau und Aufgaben | Multiple-choice-Verfahren, kindgerechte Bilder/Bildgeschichten, ggf. Unterstützung durch Erwachsene |
Computer vs. Papier | Computer |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | Objektivität durch programmbasierte Erhebung und Auswertung ist sehr hoch |
Tab. 6.1b: ESGRAF-MK – Evozierte Diagnostik grammatischer Fähigkeiten für mehrsprachige Kinder | |
Autor | Motsch (2011) |
Ziel | Anhand der Untersuchung grammatischer Fähigkeiten drei Gruppen von Kindern zu unterscheiden: a) Kinder mit einem Zweitsprachproblem im Deutschen, b) Kinder, die in beiden Sprachen mangelhafte Kenntnisse aufweisen, c) Kinder mit SSES in beiden Sprachen. Mit dieser differenzierten Diagnose sollen Fehleinschätzungen bei mehrsprachigen Kindern vermieden und passende Therapie- und Lernziele abgeleitet werden |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | Grundlagen des Grammatikerwerbs sind bis zum 3. Lebensjahr erworben, sodass die grammatischen Fähigkeiten ab einem Alter von 4 Jahren ein zuverlässiger Indikator zur Diagnose einer SSES in der Erstsprache sind und daher in diesem Test erhoben werden |
Sprachen | Griechisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Türkisch |
Alter | 4–10 Jahre |
Dauer der Durchführung | ca. 10–15 min |
Durchführbar durch | Personen ohne L1-Kenntnisse – TherapeutInnen |
Geprüfte sprachliche Bereiche | Überprüfung grammatischer Grundlagen, also morphologisch-syntaktisch rezeptiv; ca. 20 Testitems |
Aufbau und Aufgaben | gezielte Äußerungen werden durch Aufforderungen/Fragen evoziert |
Computer vs. Papier | Computer |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | Auswertung in Form von Prozentwerten falscher Äußerungen |
Tab. 6.1c: HAVAS 5 – Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstands Fünfjähriger | |
Autoren | Reich & Roth (2004) |
Ziel | Sprachstand 5- bis 7-jähriger mono- und bilingual aufwachsender Kinder in allen Sprachen des Kindes zu erfassen; Auswertung der kindlichen Erzählkompetenz, um die Bewältigung der Aufgabe, das kommunikative Handeln und die Bereiche Grammatik und Lexikon zu überprüfen und ein individuelles „Sprachprofil“ zu erstellen |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | HAVAS 5 unterscheidet sich von anderen Methoden der Sprachstandsfeststellung, da es nicht von den Defiziten, sondern von den Kenntnissen eines Kindes ausgeht. Durch Analyse der Kenntnisse werden Rückschlüsse auf die Defizite gezogen. Da das Hamburgische Schulgesetz für die Einschulung u. a. den sprachlichen Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigt, wurde die vorschulische Sprachförderung zum zentralen Vorhaben erklärt. |
Sprachen | Deutsch, Italienisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch, Türkisch |
Alter | 5–7 Jahre |
Dauer der Durchführung | 5–10 min (Gespräch bzw. das mündliche Erzählen) + 30–45 min (Auswertung) pro Kind pro Sprache |
Durchführbar durch | Personen mit L1-Kenntnissen |
Geprüfte sprachliche Bereiche | phonetisch produktiv/rezeptiv, semantisch produktiv/rezeptiv, morphologisch-syntaktisch produktiv/rezeptiv, pragmatisch (I, II) produktiv/rezeptiv, diskursiv produktiv/rezeptiv |
Aufbau und Aufgaben | Fragebogen zur sprachlichen Situation des Kindes, Interview mit Kind anhand 6-teiliger Bildgeschichte „Katze und Vogel“, zeitaufwändige Auswertungsbögen |
Computer vs. Papier | Papier |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | Durchschnittswerte einer repräsentativen Hamburger Stichprobe in den Bereichen Aufgabenbewältigung + verbaler Wortschatz/idiografische und sachliche Normen |
Tab. 6.1d: LOGwords – Pro Plus | |
Autor(en) | LOGmedia (2011) |
Ziel | Sprachstand bei Kindern und Jugendlichen im Deutschen und ihrer Herkunftssprache zu ermitteln, Problematik mehrsprachiger Kinder zu differenzieren und Hinweise zur Therapieplanung zu geben |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | LOGwords wurde in Zusammenarbeit mit LogopädInnen, Neuropädiatern, Linguisten, Psychologen und Pädagogen erstellt. Der Test bezieht sich auf Erkenntnisse aus der Neuropsychologie und -linguistik. Laut Zollinger (1997) kann eine spezifische Spracherwerbsstörung mit normalen Intelligenzleistungen einhergehen. Für den Spracherwerb seien also spezielle kognitive Fähigkeiten erforderlich, während andere sprachliche Fähigkeiten eigenständig entwickelt und auch gestört sein können. Die Entwicklung der Teilkomponenten des Tests orientiert sich an dem Verständnis des Spracherwerbsprozesses von Grimm (2001) , der als strukturbildender Prozess mit der Verarbeitung von Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax, Lexikon und sprachlichem Handeln (Pragmatik) einhergeht.Die Überzeugung, dass eine Überprüfung des Sprachstands in der Erst- und Zweitsprache erforderlich ist, um Sprachentwicklungsstörungen festzustellen, begründet sich auf Cummins Schwellenniveau- und Interdependenz-Hypothese. |
Sprachen | Albanisch, Bosnisch, Brasilianisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kurdisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Tamil, Türkisch |
Alter | 4–18 Jahre |
Dauer der Durchführung | keine Angabe (fortan –) |
Durchführbar durch | Personen ohne L1-Kenntnisse – SprachtherapeutInnen/LogopädInnen |
Geprüfte (sprachliche) Bereiche | Motorik + Mundinspektion, Artikulation + Wortschatz, Sprachverständnis, auditive und visuelle WahrnehmungArtikulation + Wortschatz: produktiv in Deutsch, rezeptiv in 16 Sprachen, Sprachverständnis: semantisch, lexikalisch, grammatisch rezeptiv in 16 Sprachen, Syntax produktiv (Nachsprechen) |
Aufbau und Aufgaben | Sprachverständnis: Wortschatz passiv/Sprachverständnis 1 (Sätze einem Suchbild zuordnen)/Sprachverständnis 2 (den grammatisch richtigen Satz auswählen und einer Handlung zuordnen)/Sinnverständnis + narrative Kompetenz: Bildergeschichten richtig ordnen + erzählen, Nachsprechen vorgegebener grammatikalischer Strukturen |
Computer vs. Papier | Computer |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | Automatische Auswertung, standardisierte Vergleichsdaten |
Tab. 6.1e: MAIN – Multilingual Assessment Instrument for Narratives | |
Autoren | Gagarina et al. (2012) |
Ziel | Erzählfähigkeiten (Makrostruktur) und semispontane Sprache (Mikrostruktur) in zwei Sprachen bilingualer Kinder zu erfassen und zu vergleichen; Hinweise zur (möglichen) Identifikation von förder- und therapiebedürftigen Kindern |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | Das story grammar model (Mandler 1979; Stein & Glenn 1979), das universelle Organisationsmuster der Geschichten (Trabasso & Nickels 1992); der binäre „Entscheidungsbaum“ (Westby 2005). Als „Ziel-Versuchs-Ergebnis“: Struktur der Makroorganisation von Geschichten (mehr zum theoretischen Hintergrund vgl. Gagarina et al. 2012) |
Sprachen | Afrikaans, Albanisch, Baskisch, Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Hebräisch, Holländisch, Isländisch, Italienisch, Litauisch, Kroatisch, Norwegisch, Polnisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch, Standard-Arabisch, Türkisch, Vietnamesisch, Walisisch, zypriotisches Griechisch |
Alter | 3–10 Jahre |
Dauer der Durchführung | ca. 15 min |
Durchführbar durch | Personen mit L1-Kenntnissen |
Geprüfte sprachliche Bereiche | semispontane Sprache – produktiv,story grammar – produktiv und perzeptiv |
Aufbau und Aufgaben | Teil 1: Modellgeschichte hören und zehn Verständnisfragen zur Makrostruktur beantworten; Teil 2: selbst die Geschichte anhand der vier 6-teiligen Bildgeschichten „Baby Birds“, „Baby Goats“, „Cat“ und „Dog“ erzählen und zehn Verständnisfragen zur Makrostruktur beantworten; zeitaufwändige Auswertungsbögen |
Computer vs. Papier | Papier |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | Vorläufige Normen basieren auf Daten von über 600 monolingualen und bilingualen Kindern (http://www.zas.gwz-berlin.de/zaspil.html)Nicht standardisiert, nicht validiert |
Tab. 6.1f: SCREEMIK 2 – Screening der Erstsprachfähigkeit bei Migrantenkindern | |
Autor | Wagner (2008) |
Ziel | Screening der Erstsprachfähigkeit bei 4- bis 5-jährigen Kindern mit Deutsch als Zweitsprache in den Herkunftssprachen Russisch und Türkisch. Versuch, förder- und therapiebedürftige Kinder zu diagnostizieren |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | Der Spracherwerbsprozess wird nach Grimm (2001) als strukturbildender Prozess gesehen, in dem die verschiedenen linguistischen Strukturebenen bei jeder Äußerung beteiligt sind und parallel verarbeitet werden müssen. Das Verfahren berücksichtigt hauptsächlich drei Theorien aus der Zweitspracherwerbsforschung: die Interdependenz-Hypothese, die Kontrastiv-Hypothese und die Interlanguage-Hypothese. Der als Kommunikations- und sprachliche Handlungsfähigkeit definierte Sprachbegriff orientiert sich am aktuellen Theoriestand der Erst- und Zweitspracherwerbsforschung |
Sprachen | Russisch, Türkisch |
Alter | 4;0–5;11 Jahre |
Dauer der Durchführung | 15–20 min |
Durchführbar durch | Personen ohne L1-Kenntnisse – alle sprachtherapeutisch tätigen Berufsgruppen |
Geprüfte sprachliche Bereiche | phonetisch produktiv + rezeptiv, morphologisch, syntaktisch + semantisch rezeptiv |
Aufbau und Aufgaben | Untertests: Aussprache, Grammatik (nur rezeptiv), Wortschatz |
Computer vs. Papier | Computer |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | Vorläufige Normen basieren auf Daten von 406 russisch-deutschen und 388 türkisch-deutschen Kindern (http://www.screemik.de) |
Tab. 6.1 g: SFD – Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder | |
Autoren | Hobusch, Lutz & Wiest (2013) |
Ziel | Sprachstandsüberprüfung bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache für die Klassenstufen 1–4; dient zur Beurteilung, ob sie dem Regelunterricht folgen können und den „für Kinder im Grundschulalter typischen Sprachgebrauch“ zeigen. Die mündliche Sprachkompetenz wird unabhängig von Fähigkeiten im Lesen und Schreiben ermittelt und der quantitative Förderbedarf (Einstufung in drei Sprachgruppen) beurteilt; zudem werden individuelle qualitative Förderinhalte vorgeschlagen. Für die Klassenstufe 1 wird auch die Erstsprachkompetenz des Kindes getestet (passiver Wortschatz), in den anderen Klassenstufen nur die des Deutschen |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | Kein theoretischer, sondern praktischer Hintergrund: von Pädagogen entwickelt, auf qualitativen Interviews mit DaZ-Lehrern basierend, mit aktuellem Forschungsstand abgeglichen |
Sprachen | Albanisch, Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Kurdisch, Persisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Tamil, Türkisch |
Alter | 6–10 Jahre |
Dauer der Durchführung | 30–40 min (ohne Auswertung) |
Durchführbar durch | Personen ohne L1-Kenntnisse – DaZ-Fachkräfte |
Geprüfte sprachliche Bereiche | Wortschatz rezeptiv, Syntax rezeptiv, Diskurs rezeptiv + produktiv, Grammatik produktiv |
Aufbau und Aufgaben | 14 Bildkarten und Begleit-CDs; Protokollbögen, 13 Auswertungsfolien |
Computer vs. Papier | Papier + CD |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | ökonomische Durchführung als Gruppentest |
Tab. 6.1h: SISMIK – Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Migrantenkindern in Kindertageseinrichtungen | |
Autor | Ulich & Mayr (2003) |
Ziel | Beobachtungsbogen zum Sprachverhalten und zum Interesse an Sprache bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache. Halbjährliche Beobachtung durch deutschsprachige Fachkräfte ab 3,5 Jahren bis zum Schuleintritt. Keine Diagnostik von Sprachstörungen, sondern systematische Begleitung des ungestörten kindlichen Spracherwerbs im Deutschen von Migrantenkindern |
Theoretischer Hintergrund | – |
Sprachen | Umgang mit L1 wird beobachtet |
Alter | 3,5–6,0 Jahre |
Dauer der Durchführung | ca. 120 min; längerfristige Beobachtung |
Durchführbar durch | Personen ohne L1-Kenntnisse – ErzieherInnen |
Geprüfte sprachliche Bereiche | Alle Basisqualifikationen rezeptiv + produktiv; semantisch und literal: nur rezeptiv |
Aufbau und Aufgaben | 4-teiliger Beobachtungsbogen: Sprachverhalten in verschiedenen Situationen/sprachliche Kompetenz im engeren Sinne/Familiensprache des Kindes/Kind in seiner Familie |
Computer vs. Papier | Papier + Film zur Übung von Sprachbeobachtung |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | Qualitative, am Individuum orientierte Auswertung, individuelle Bezugsnormorientierung, geschlechtsspezifische + altersbezogene Auswertung |
Tab. 6.1i: SRUK – Sprachstand Russisch für mehrsprachige Kinder | |
Autoren | Gagarina, Klassert & Topaj (2010) |
Ziel | Erfassung des Sprachstands im Russischen bei mehrsprachigen Kindern; Hinweise zur (möglichen) Identifikation von förder- und therapiebedürftigen Kindern unter Berücksichtigung der Inputmenge des Russischen (sog. Input-Score). Der Test dient zu wissenschaftlichen, therapeutischen und pädagogischen Zwecken. |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | Konstruktivistischer Hintergrund (Slobin 1995, Tomasello 2003). Berücksichtigt werden Ergebnisse von Studien zur Erstsprachentwicklung und zum Abbau sowie die Inputmenge in L1 |
Sprachen | Russisch |
Alter | 3;0–6;11 Jahre |
Dauer der Durchführung | 40–60 min |
Durchführbar durch | Personen, die Kenntnisse in der russischen Sprache haben, am besten Muttersprachler |
Geprüfte sprachliche Bereiche | Wortschatz: produktiv und rezeptivMorphologie: produktivGrammatische Strukturen: rezeptiv |
Aufbau und Aufgaben | Untertests: Bildbenennung – Wortschatz (Verben, Nomen), Elizitation – Morphologie produktiv (ausgewählte Verb-/Nomenmarkierung), Bilderwahl – Wortschatz (Verben, Nomen) und Grammatik auf Satzebene rezeptiv |
Computer vs. Papier | Papier (Computerversion in Vorbereitung) |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | Vorläufige Nomen basieren auf Daten von 167 Kindern (Stand 2010, über 300 Kinder 2013) (http://www.zas.gwz-berlin.de/zaspil54.html#c5537) |
Tab. 6.1j: TAT – Türkisch-Artikulations-Test | |
Autor | Nas (2010) |
Ziel | Testen, ob bei Kindern mit Türkisch als Muttersprache eine Artikulationsstörung bzw. phonologische Störung vorliegt. Diagnostiziert werden der Lautbefund des Türkischen und andere Teilbereiche der Linguistik (z. B. Lexikon, Semantik). Differenzialdiagnostik von Sprach-/Sprechverzögerung und -störung |
Theoretischer Hintergrund;Grundlage | Kein theoretischer, sondern eher praktischer Hintergrund: aufgrund von Erfahrungen des Therapiealltags und theoretischen Kenntnissen eines türkischsprachigen Linguisten und Logopäden |
Sprachen | Türkisch |
Alter | 3;0–14;3 Jahre |
Dauer der Durchführung | 15–20 min |
Durchführbar durch | Personen ohne L1-Kenntnisse – SprachtherapeutInnen, LogopädInnen, LehrerInnen |
Geprüfte sprachliche Bereiche | Wortschatz produktiv (Nachsprechen) |
Aufbau und Aufgaben | Bildbenennung (hochfrequente und alltägliche Nomen, Vollverben, Adverbien und Adjektive) |
Computer vs. Papier | Papier, CD |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | – |
Tab. 6.1k: WIELAU-T – Wiener Lautprüfverfahren für türkisch sprechende Kinder | |
Autoren | Lammer & Kalmár (2004) |
Ziel | Differenzialdiagnose der Sprachproblematik bei deutsch-türkisch bilingualen Kindern, um zwischen Kindern mit gezieltem Förderbedarf in der Zweitsprache Deutsch und solchen mit weiterführenden Problemen in der sprachlichen Entwicklung zu unterscheiden und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Eventuelle phonologische Defizite bzw. der Wortschatz- und Wortfindungskapazitäten im Türkischen festzustellen |
Theoretischer Hintergrund | – |
Sprachen | Türkisch |
Alter | 4–9 Jahre |
Dauer der Durchführung | – |
Durchführbar durch | – |
Geprüfte sprachliche Bereiche | Wortschatz, Wortfindung, Phonetik |
Aufbau und Aufgaben | Erfassung von Entwicklungsverzögerungen im lautsprachlichen expressiven Bereich |
Computer vs. Papier | Papier, CD |
Info zu Validierung, Normierung, Standardisierung usw. und zu sprachbiografischen Daten | – |
Verzeichnis der L1-Sprachstandserhebungen
Duindam et al, 2010
Motsch, 2011
Reich and Roth, 2004
LOGwords, 2011
Gagarina et al, 2012
Wagner, 2008
Hobusch et al, 2013
Ulich and Mayr, 2003
Gagarina et al, 2010
Nas, 2010
Lammer, 2004
Literatur
Babyonyshev, 1993
Chilla, 2008
Chilla et al., 2010
Chilla, 2013
Cummins, 1984
Döpfner et al., 2005
Döpke, 2000
Ehlich, 2005
Ehlich, 2008
Fthenakis et al., 1985
Gagarina, 2013
Gagarina et al., 2007
Gagarina et al., 2014
Gagarina et al., 2012
Gagarina and Voeikova, 2009
Grimm, 2001
Gupol, 2009
Håkansson and Nettelbladt, 1996
Hulk and Müller, 2000
Klassert and Gagarina, 2010
La Morgia, 2011
Lengyel, 2012
Mandler, 1979
Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache, 2013
Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache (Hrsg.) (2013). Qualitätsmerkmale für Sprachstandsverfahren im Elementarbereich. Ein Bewertungsrahmen für fundierte Sprachdiagnostik in der Kita. Köln.Müller and Hulk, 2001
Müller et al., 2006
Neugebauer and Becker-Mrotzek, 2013
Oberwöhrmann and Bettge, 2012
Paradis and Crago, 2000
Pearson, 2009
Pearson and Fernandez, 1994
Petermann et al., 2009
Portes and Hao, 1998
Ringblom, 2012
Rothweiler, 2013
Rothweiler et al., 2012
Rothweiler et al., 2004
Schwartz and Sprouse, 1994
Schwartz and Sprouse, 1996
Slobin, 1995
Stein and Glenn, 1979
Suchodoletz, 2012
Tomasello, 2003
Trabasso and Nickels, 1992
Voeikova and Gagarina, 2002
Westby, 2005
Wong-Fillmore, 2000
Zollinger, 1997