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Buchstabentabelle nach Jürgen Reichen
(Quelle: http://www.rechtschreib-werkstatt.de/rsl/me/antab/html/bildreichen.html) [G119]

Mündlichkeit und Schriftlichkeit
(nach Günther 2010a: 13)
Mündlichkeit
Kommunikationsbedingungen
|
Schriftlichkeit
Kommunikationsbedingungen
|
Schriftspracherwerb im Kontext von Mehrsprachigkeit
3.1
Einleitung: Schriftspracherwerb und die Entwicklung von schriftlich-konzeptualen Fähigkeiten
•
Wesentliche Merkmale von als konzeptionell mündlich charakterisierten Versprachlichungsstrategien:konzeptionell mündlicheVersprachlichungsstrategien sind danach ein geringerer Grad an Formalisierung, eher parataktisch strukturierte und insgesamt weniger komplexe Äußerungen, die ein geringeres Maß an Informationsdichte aufweisen.
•
Wesentliche Merkmale von als konzeptionell schriftlich charakterisierten Versprachlichungsstrategien:konzeptionell schriftlicheVersprachlichungsstrategien dagegen sind eine eher hypotaktische Struktur und eine höhere grammatische Komplexität. Die Versprachlichungsstrategien sind hier insgesamt sprachlich elaborierter und weisen ein höheres Maß an Informationsdichte auf (Siebert-Ott 2001: 146ff.).
Mündlichkeit und Schriftlichkeit
•
Eine Herausforderung für den SchriftspracherwerbSchriftspracherwerb stellt insbesondere die konzeptionelle Schriftlichkeit:konzeptionelleSchriftlichkeit dar, wie von Koch & Oesterreicher (1986, 1994) beschrieben.
•
Konzeptionelle Schriftlichkeit entwickelt sich als eine Form der Distanzkommunikation, d. h. sie trägt zunächst den kommunikativen Bedingungen bei einer raum-zeitlichen Trennung der Kommunikationspartner Rechnung.
•
Diese Situationsentbundenheit fordert VersprachlichungsstrategienVersprachlichungsstrategien wie eine komplexe syntaktische Struktur (Hypotaxe), eine größere lexikalische Elaboriertheit, aber auch eine höhere inhaltliche und semantische Dichte.
3.2
Die Entwicklung von basalen Lese- und Schreibkompetenzen
3.2.1
Eckpunkte des gegenwärtigen Verständnisses von Schriftspracherwerb
•
als ein Prozess, der Parallelen zu Spracherwerbsprozessen Spracherwerb:und Schriftspracherwerbin der frühen Kindheit aufweist,
•
als ein Prozess, der in Entwicklungsstufen verläuft, wobei Fehler eine entwicklungsspezifische Notwendigkeit im Schriftspracherwerb darstellen, und
•
als Beitrag zur kognitiven Entwicklung.
Entwicklungsstufenmodell
•
Auf der logographischen Stufe werden Wörter ganzheitlich anhand hervorstechender Merkmale – wie etwa des /x/ in <Taxi> – erfasst.
•
Auf der alphabetischen Stufe werden Schriftzeichen erlernt, denen Sprachlaute zugeordnet werden.
•
Auf der orthographischen Stufe werden dann die besonderen Regeln des zu erlernenden Schriftsystems angeeignet, im Deutschen etwa die Großschreibung von Substantiven.
Schriftspracherwerb – Eckpunkte
•
SchriftspracherwerbSchriftspracherwerb kann als ein Prozess mit Parallelen zu Spracherwerbsprozessen in der frühen Kindheit verstanden werden – das gilt auch für den simultanen oder sukzessiven Erwerb von zwei oder mehr Schriftsysteme:simultaner oder sukzessiver ErwerbSchriftsystemen in der Kindheit.
•
Fehler können daher auch im Schriftspracherwerb grundsätzlich als eine entwicklungsspezifische Notwendigkeit gesehen werden, allerdings auch durch ungeeignete unterrichtliche Methoden bedingt sein.
•
Beim Schriftspracherwerb ist von einem gestuften Kompetenzaufbau auszugehen; das gilt auch für den simultanen oder sukzessiven Erwerb von zwei oder mehr Schriftsystemen in der Kindheit. Sinnvoll sind hier unterrichtliche Maßnahmen zur Unterstützung und Koordination dieser Erwerbsprozesse.
•
Der Schriftspracherwerb lässt sich als Beitrag zur kognitiven Entwicklung, speziell zur Entwicklung metakognitiver bzw. metasprachlicher Fähigkeiten verstehen. Diese Entwicklung sollte insbesondere beim simultanen oder sukzessiven Erwerb von zwei oder mehr Schriftsystemen in der Kindheit durch eine kontrastive Sprachbetrachtung unterstützt werden.
3.2.2
Die Entwicklung basaler Lese- und Schreibkompetenzen: Erstschrifterwerb in mehrsprachigen Kontexten
Unterrichtsorganisatorische Modelle zur Unterstützung zweisprachig aufwachsender Kinder
Innere Mehrsprachigkeit – ein vernachlässigtes Thema im Erstschrifterwerb
Die Bedeutung vorschulischer Schrifterfahrungen für einen erfolgreichen Schrifterwerb
•
kommunikative Funktion von Schrift
•
Zusammenhang zwischen Schriftzeichen und gesprochener Sprache
•
Buchstabenkenntnisse.
Die Entwicklung basaler Lesekompetenzen: Rekodieren und Dekodieren
•
indirektes, alphabetisches Worterkennen:indirektesWorterkennen (Erlesen) durch Nutzung der alphabetischen (phonographischen) Strategie – auch als „lautorientiertes Lesen:lautorientiertesLesen“ bezeichnet – und
•
direktes Erkennen Worterkennen:direktesvon Wörtern („SichtwörterSichtwörter“), bei dem eine im Gedächtnis gespeicherte „visuell-schematische Repräsentation des Wortes“ direkt, d. h. ohne Umweg über das lautorientierte Lesen, abgerufen werden kann.
•
Ebene I: Rekodieren als formal-technisch richtiges Lesen
•
Ebene II: Dekodieren als sinnerfassendes Lesen und
•
Ebene III: funktional-kompetentes Lesen im Sinne von TextlesekompetenzTextlesekompetenz, wie sie etwa in der PISA-Studie modelliert wird (vgl. hierzu auch Hurrelmann 2002).
Die Bedeutung von Segmentierungsstrategien für die erfolgreiche Entwicklung von Lese- und Schreibkompetenzen
•
In der betonten geschlossenen, d. h. auf Konsonant endenden Silbe ist in aller Regel ein ungespannter Kurzvokal erwartbar (z. B. <Enten>).
•
In der betonten offenen, d. h. auf Vokal endenden Silbe sowie in davon abgeleiteten Formen ist in aller Regel ein gespannter Langvokal erwartbar (z. B. <lesen>, aber auch <lesbar>).
•
Im häufigeren „unmarkierten“ Fall wird die Vokallänge im Vokallänge im DeutschenDeutschen nicht weiter markiert.
Methodenvielfalt in der Vermittlung basaler Lese- und Schreibkompetenzen und Methodendiskussion
3.2.3
Texte lesen und schreiben und die Entwicklung von Textkompetenz im mehrsprachigen Kontext
•
Einzelinformationen aus Texten zu entnehmen,
•
sie zueinander in Beziehung setzen und
•
vor dem Hintergrund textexterner Wissensbestände zu reflektieren und zu bewerten (Hurrelmann 2002).
3.3
Resümee und Ausblick
•
Das engere Verständnis von SchriftspracherwerbSchriftspracherwerb ist auf die Entwicklung und Förderung basaler Lese- und Lese- und Schreibkompetenzen:basaleSchreibkompetenzen im Anfangsunterricht in der Grundschule fokussiert. Dabei wurde deutlich, dass die Begegnung mit der Schriftkultur nicht daran gebunden ist, ob Kinder bereits selbst lesen und schreiben können.
•
Das weitere Verständnis von Schriftspracherwerb ist demgegenüber auf die Entwicklung und Förderung der Lese- und Lese- und SchreibkompetenzenSchreibkompetenzen in schulischen und außerschulischen Kontexten nach dem erfolgreichen Erwerb der basalen Kompetenzen fokussiert, insbesondere auf die Entwicklung des Lesens und Verfassens von Texten. Letzteres wird – Lese- und Schreibkompetenzen integrierend – zunehmend auch zu einem Schreiben zu Texten.
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Becker-Mrotzek and Schindler, 2007
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Bredel et al., 2006
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Chilla et al., 2012
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Schründer-Lenzen, 2009
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Siebert-Ott, 2001
Siebert-Ott, 2006a
Siebert-Ott, 2006b
Siebert-Ott, 2010
Siebert-Ott, 2011
Siebert-Ott et al., 2011
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Valtin, 2006
Weinhold, 2006
Weinhold, 2007
Weinhold, 2009
Zöller et al., 2006