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10.1016/B978-3-437-44506-4.00001-6
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Anteile der Schülerinnen und Schüler (10–20 Jahre) mit und ohne Migrationshintergrund, bezogen auf die Schulformen in Deutschland im Jahr 2008 (Angaben in %), Darstellung auf Basis von DGB (2010) und Daten des Mikrozensus 2008.
[M749]

Ergebnisse der Textkompetenz:MessungTextkompetenz-Messung in Punkten mit Schuldeutsch bei 351 Schülern (7. Klasse) verschiedener saarländischer Gemeinschaftsschulen
[M749]

Anteil der Personen mit und ohne MigrationshintergrundMigrationshintergrund
(Mikrozensus 2011)
Bevölkerung (Alter in Jahren) | insgesamt | ohne Migrationshintergrund | mit Migrationshintergrund | |||
insgesamt | eigene Migrationserfahrung | |||||
mit | ohne | |||||
bis 5 | in 1.000 | 3.288 | 2.140 | 1.148 | 53 | 1.094 |
% | 100,0 | 65,1 | 34,9 | 4,6 | 95,3 | |
5–10 | in 1.000 | 3.453 | 2.323 | 1.130 | 102 | 1.028 |
% | 100,0 | 67,3 | 32,7 | 9,0 | 91,0 | |
10–15 | in 1.000 | 3.846 | 2.712 | 1.134 | 172 | 963 |
% | 100,0 | 70,5 | 29,5 | 15,2 | 84,9 | |
15–20 | in 1.000 | 4.147 | 3.022 | 1.125 | 314 | 812 |
% | 100,0 | 72,9 | 27,1 | 27,9 | 72,2 | |
20–25 | in 1.000 | 4.972 | 3.859 | 1.112 | 645 | 468 |
% | 100,0 | 77,6 | 22,4 | 58,0 | 42,1 |
Topologisches Modell der deutschen Satzstruktur (nach Drach 1963)
Vorfeld | Linker Satzklammer-Teil | Mittelfeld | Rechter Satzklammer-Teil |
Verberstsatz | |||
fin. Verb | (Konstituente[n]) | (inf. Verb[teil]) | |
– | Iss | (den Apfel) | (auf)! |
– | Isst | er (den Apfel) | (auf)? |
Verbzweitsatz | |||
Konstituente | fin. Verb | (Konstituente[n]) | (inf. Verb[teil]) |
Er | isst | (den Apfel) | (auf) |
Den Apfel | hat | er | (auf)gegessen. |
Was | will | er | (auf)essen? |
Verbletztsatz | |||
Subjunktion | (Konstituente[n]) | (inf. Verb[teil]), fin. Verb | |
dass | er (den Apfel) | (auf)isst | |
wer | – | (den Apfel) | (auf)gegessen hat? |
der | – | (den Apfel) | (auf)gegessen hat. |
Erwerbsdauer in Monaten (schattierte Zellen)
Code | Alter bei Auftreten der ersten Verben | Verbflexion im Präsens | V2 in Hauptsätzen | Verbklammer | Inversion | Verbletztposition in Nebensätzen | |
L1 | An | 1;5 | 10 | 7 | 7 | 8 | 16 |
Fa | 1;8 | 4 | 8 | 7 | 5 | 12 | |
Sö | 1;5 | 7 | 7 | 7 | 8 | 12 | |
L2 | Ans | 8;6 | 4 | 3 | 9 | 4 | 16 |
Eu | 7;8 | 1 | 1 | 3 | 3 | 5 | |
Nas | 8;8 | 1 | 1 | 3 | 7 | 9 | |
Ne | 6;6 | 4 | 4 | 10 | 11 | 12 | |
Me | 6;6 | 10 | 10 | 10 | 18 | 30 |
Kindlicher L2-Erwerb der Struktur von deutschen Sätzen mit lexikalischen L2-Erwerb:SatzstrukturVerben
Erwerbsphasen | Jüngere kindliche Lerner | Ältere kindliche Lerner L1 mit OV (z. B. Türk.) |
Ältere kindliche Lerner L1 mit VO (z. B. Russ.) |
I | SOV-Abfolgen | SOV-Abfolgen | SVO-Abfolgen |
IIa | Dummy-Satzklammer: S Dummy X Vinfin S Vinfin O | ||
II | S Vfin O (S Dummy X Vinfin) |
S Vfin O | S Vfin O |
IIIa | S Vfin Vinfin X | ||
III | Satzklammer: S Vfin X Vinfin | Satzklammer: S Vfin X Vinfin | Satzklammer: S Vfin X Vinfin |
IVa | Nebensatz mit S Vfin O | ||
IV | Nebensatz mit S O Vfin | Nebensatz mit S O Vfin | Nebensatz mit S O Vfin |
Kindlicher L2-Erwerb der Kasusmarkierung im Deutschen (Beispiele aus dem Augsburger Korpus)L2-Erwerb:Kasusmarkierung
Phase | Charakteristik | Beispiele |
I | Keine Markierung, da keine Artikel bzw. Pronomen als Träger | Katze essen Maus.Willi bringt Mama Lutscher. |
II | Substantive erscheinen mit Artikeln, aber kein systematischer Gebrauch verschiedener Formen (z. B. der und den gleichermaßen für Subjekte und Objekte)Bei manchen Lernern Konzentration auf eine einzige Form eines Paradigmas (z. B. die) | Der Mann will der Junge schlagen. Den Mann schlägt den Papa.Er macht die Kind (er schlägt es ab) und dann die Kind dreißig zähle. |
III | 2-Kasus-System: Nominativ- vs. Akkusativformen für Subjekte vs. Objekte (z. B. der vs. das, der vs. den) | Er will, dass der Mutter das Lutscher kauft.Der Wolf frisst den Rotkäppchen. |
Direkte und indirekte Objekte werden nicht verschieden markiert; manche Lerner markieren das indirekte Objekt mit einer Präposition | Der Friseur schneidet den Sohn den Haare.Da gibt (jemand) an alle Kinder Rosen für sein Mutter. | |
Übergeneralisierung des Akkusativs auf den Dativ | Ich helfe nur die Mädchen. | |
Dativformen zunächst in Präpositionalphrasen und bei Personalpronomen | Der Räuber tritt auf dem Nadel.Das hast du mir nicht gezeigt, das hast du ein anderes Kind gezeigt. | |
IV | Ausdifferenzierung des 3-Kasus-Systems | Die Mutter gibt dem Willi den Teller. |
Zweitspracherwerb und Mehrsprachigkeit bei Kindern und Jugendlichen in der Migrationsgesellschaft
1.1
Mehrsprachigkeit: Normalität oder Risikofaktor?
Migrationshintergrund und Mehrsprachigkeit
1.2
Kindlicher Zweitspracherwerb – ein Erfolgsmodell
Setzt der Erwerb der L2 vor dem Abschluss des 4. Lebensjahres ein, handelt es sich um einen frühen kindlichen L2-L2-Erwerb:früher kindlicherErwerb, der viel mit dem einfachen und doppelten L1-L1-Erwerb:doppelterErwerb (zwei Erstsprachen von Geburt an) gemeinsam hat.
Von einem späteren kindlichen L2-L2-Erwerb:später kindlicherErwerb ist bei einem Einstiegsalter ab 4 Jahren die Rede. Dieser Erwerbstyp ähnelt dem erwachsenen L2-Erwerb mit einem Einstiegsalter ab 12 Jahren.
Ob zusätzlich ein Typus „jugendlicher L2-Erwerb“ mit einem Einstiegsalter zwischen Pubertät und ca. 18 Jahren angesetzt werden sollte, der sich gut vom L2-L2-Erwerb:jugendlicherL2-Erwerb:ErwachsenerErwerb Erwachsener abgrenzen lässt, ist eine noch offene Frage (vgl. Czinglar 2014).
Critical Period Hypothesis
•
können L2-Lerner nicht mehr dieselbe Kompetenz wie L1-Sprecher dieser Sprache erreichen,
•
benötigen L2-Lerner einen erheblich größeren Lernaufwand, als es beim Erwerb dieser Sprache als L1 der Fall ist,
•
sind andere Lernmechanismen am Werk als im L1-Erwerb.
1.3
Etappen des kindlichen Zweitspracherwerbs im Deutschen
•
in diesem Umfeld sofort mit zielsprachlichen Mitteln mit anderen Sprechern interagieren, so eingeschränkt diese Mittel auch sein mögen, und
•
alles daransetzen, sich so schnell wie möglich weitere zielsprachliche Mittel aus dem Input zu erschließen, um besser kommunizieren zu können.
Lernersprachen
Beispiel
Die Lernerin Ne aus dem Augsburger Korpus (vgl. Wegener 1992) markiert über einen langen Zeitraum (18.–26. Kontaktmonat) die Subjekte in ihren Äußerungen überwiegend mit dem definiten Artikel der und die Objekte mit den, ungeachtet des Genus der jeweiligen Substantive. Hier ein kleiner Ausschnitt aus einem Test im 19. Kontaktmonat, aus dem hervorgeht, wie sich die Lernergrammatik von Ne gegen die vorgegebenen Sätze der Interviewerin durchsetzt:
•
I: Du hast die Hausaufgaben nicht gemacht.
•
Ne: Ich hab den Hausaufgaben gemacht.
•
I: Du hast das Brot schon gegessen.
•
Ne: Ich hab den Brot nicht gegessen.
Daraus ergibt sich eine hohe Fehlerzahl, die für einen naiven Betrachter womöglich auf eine Lernblockade hinweist. Aber zum einen widmet sich Ne in diesem halben Jahr einer Reihe von anderen Erwerbsaufgaben, und zum anderen muss man ihr zugutehalten, dass sie dasjenige Teilparadigma der Zielsprache Deutsch übergeneralisiert, das den Kontrast zwischen Subjekt und Objekt tatsächlich deutlich macht: derNOM vs. denAKK im Gegensatz zu dieNOM vs. dieAKK bzw. dasNOM vs. dasAKK. Schließlich ist der Erwerbsgegenstand der Nominalflexion hochkomplex, denn zur korrekten Bildung der Formen sind die grammatischen Kategorisierungen Genus, Kasus und Numerus gleichzeitig zu berücksichtigen. Dieses intransparente System gibt den Lernern viele Rätsel auf, wie die folgende Passage aus einem Interview mit Ne verdeutlicht.
•
I: Wem gehörten die Hühner?
•
Ne: Die Hühner gehörten Frau Bolte.
•
I: Ja. Und ich will jetzt hören, ob sie der alten Frau gehörten. Also. Gehörten die Hühner der alten Frau?
•
Ne: Ja. Die Hühner gehören den alten Frau.
•
I: Noch mal. Gehören wem?
•
Ne: Ja, die Hühner gehören den alten Frau.
•
I: Aber ich hab gesagt -.
•
Ne: Die alte Frau.
•
I: Der alten Frau.
•
Ne: Der -. Der alten Frau.
•
I: Ja, das ist auch schwierig.
•
Ne: Die alte, aber die Frau muss man die alte.
•
Das ist da picknick machen. (Auf einem Bild sind Kinder beim Picknick zu sehen.)
•
Das Kind ist auto spielen. (Auf einem Bild spielt ein Kind mit einem Holzauto.)
1.4
Herausforderung Bildungssprache
1.5
Schlussbetrachtung
Literatur
Abrahamsson and Hyltenstam, 2009
Ahrenholz et al., 2013
Apeltauer, 2005
Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2010
Bast, 2003
Birdsong et al., 2008
Bittner, 1997
Bley-Vroman, 1989
Bryant, 2012
Chilla, 2008
Chilla et al., 2013
Czinglar, 2014
Dimroth and Haberzettl, 2012
–, 2010
DGB –; Deutscher Gewerkschaftsbund (2010). Jugendliche mit Migrationshintergrund: Am Arbeitsmarkt doppelt benachteiligt. arbeitsmarkt-aktuell, 3. Online: http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Arbeitsmarkt/Dokumente/Arbeitsmarkt%20aktuell_Jugendliche%20mitMigrationshintergrund%20(2).pdf.Diehl et al., 2000
Dimroth, 2007
Dimroth, 2008
Drach, 1963
Falk et al., 2008
Fried, 2008
Galasso, 2003
Gantefort and Roth, 2010
Geist, 2013
Gogolin, 1994
Gogolin and Roth, 2007
Gomolla and Radtke, 2000
Granato et al., 2011
Grotjahn and Schlak, 2013
Gruhn and Haberzettl, 2011
Gruhn and Haberzettl, 2013
Haberzettl, 2009
Haberzettl, 2013
Haberzettl et al., 2013
Hakuta et al., 2000
Hakuta, K., Goto Butler, Y, & Witt, D. (2000). How Long Does It Take English Learners to Attain Proficiency? University of California Linguistic Minority Research Institute Policy Report 1.Hauser et al., 2002
Hyltenstam and Abrahamsson, 2003
Jeuk, 2003
Kaltenbacher and Klages, 2006
Karasu, 1995
Klein, 1992
Klein, 2000
Klieme et al., 2010
Kostyuk, 2005
Lemke, 2009
Lenneberg, 1967
Luk et al., 2011
Marouani, 2006
Mehlem, 2004
Meisel, 2009
Meisel, 2013
Molnar and Schlak, 2005
Ott, 1997
Pagonis, 2009
Penfield and Roberts, 1959
Petersen, 2013
Pienemann, 1989
Powell and Wagner, 2002
Rothweiler, 2006
Sahel, 2010
Schindler and Siebert-Ott, 2011
Schlipphak, 2008
Scholten-Akoun et al., 2013
Schulz, 2007
Schulz, 2013
Schwartz, 1998
Schwartz and Sprouse, 1996
Selinker et al., 1975
Siegert, 2008
Siekmeyer, 2013
Singleton, 2012
Singleton and Ryan, 2004
Statistisches Bundesamt, 2011
Stutterheimvon, 1986
Szagun, 2013
Thoma and Tracy, 2006
Thoma et al., 2011
Tracy, 2008
Tracy and Thoma, 2009
Trautmann and Reich, 2008
Tsimpli, 2014
Tsimpli, Ianti (i. Dr.): Early, late or very late? Timing acquisition and bilingualism. Linguistic Approaches to Bilingualism (2014).Wegener, 1992
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