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978-3-437-44457-9
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Veränderungen von Zellgröße bzw. -zahl in einem Gewebe bei Atrophie, Hypertrophie, Hyperplasie und Metaplasie; schematische Darstellung.
[L138]

Schutzmechanismen der äußeren und inneren Körperoberflächen (Haut, Schleimhäute); schematische Darstellung.
[L157]

Kardinalsymptome und Ablauf einer Entzündung (Mediator: Entzündungsfaktor; Leukozyt: weiße Blutzelle; Proliferation: Vermehrung; Rezeptoren: Empfänger).
[L142]

Unterschiede im Wachstumsverhalten benigner und maligner Tumoren.
[L190]

Tumorentwicklung; a) normales Gewebe; b) Entstehung einer transformierten Zelle (T); c) klonales Wachstum der transformierten Zellen; d) Tumorzellhaufen ohne Blutgefäße; e) Tumorzellhaufen mit Blutgefäßen.
[L112] [L106]

MetastasierungswegeMetastasierungswege (lymphogen, hämatogen, kavitär); am Beispiel eines Darmtumors dargestellt. Lymphangiosis carcinomatosa: Infiltration der Krebszellen in Lymphgefäße und Lymphknoten; Peritonealkarzinose: Befall des Bauchfells (Peritoneum) durch Krebszellen; hämatogener Weg: Krebszellen gelangen über Venen der Darmwand in die Pfortader und dann in die Leber (Lebermetastasen); Ductus thoracicus: Zentraler Lymphstamm.
[L112] [L106]

Hämatogene Metastasierungswege bösartiger Tumoren.
[L190]

Lokale Komplikationen des Tumorwachstums; a) Kompression eines Hohlorgans; b) zum Lumen gerichtetes polypartiges Wachstum in der Wand eines Hohlorgans; c) Verengung eines Hohlorgans durch zirkuläres Wachstum in der Wand; d) Ulkusbildung mit Gefäßschädigung; e) Bildung einer Fistel zwischen zwei benachbarten Hohlorganen; f) Entwicklung einer tumorbedingten Thrombose durch Stenose oder Invasion; g) Knochenbruch durch Primärtumor oder Metastase im Knochen.
[L112] [L106]

Einführung in die Allgemeine Pathologie
Lernziele
Allgemein
Krankheit und Krankheitsursachen
-
•
Wesen, Definition und Häufigkeit von Krankheiten sowie deren Entstehung und die Prinzipien des Nachweises von Krankheiten mit morphologischen Methoden sowie die Prognose von Krankheiten
-
•
Definition der Begriffe Morbidität, Mortalität und Letalität
-
•
Begriff der Berufskrankheit
-
•
Übersicht über äußere Faktoren, die an der Entstehung von Krankheiten mitwirken können
-
•
Kenntnis belebter äußerer Krankheitsursachen (vielzellige Organismen, Protozoen, Pilze, Viren, Bakterien, Rickettsien)
-
•
Kenntnis unbelebter Krankheitsursachen (Ernährungsschäden, physikalische Ursachen, chemische Ursachen)
-
•
Kenntnis innerer Faktoren, die an der Entstehung von Krankheiten mitwirken können (genetische Faktoren, Disposition durch Geschlecht, Lebensalter, Umweltfaktoren, Ernährung, Klima und Krankheit)
-
•
Kenntnis der wichtigsten Nachweismethoden von Krankheiten
-
•
Definition der Begriffe, Heilung, Restitutio ad integrum, Fünfjahresheilung, Rezidiv und Leiden
Reaktionen, Entzündungen
-
•
Kenntnis der Elementarantworten der Zelle bei Schädigung
-
•
Kenntnis der spezifischen und unspezifischen Abwehrmechanismen des Organismus
-
•
Kenntnis des Wesens und der Formen der Entzündung
-
•
Kenntnis der Phänomenologie der Entzündung und der Einteilung der Entzündungen nach dem zeitlichen Ablauf (akute, chronische, perakute, subakute und subchronische Entzündung), nach dem Exsudatcharakter, nach Ursache und Pathogenese
Re- und Degeneration
-
•
Kenntnis und Abgrenzung der Begriffe Degeneration und Regeneration
-
•
Kenntnis der Regeneration in Abhängigkeit vom Differenzierungsgrad des Gewebes, von Alter und Blutversorgung sowie von ungestörter Innervation.
Hypertrophie, Atrophie und Nekrose
-
•
Begriffe Hyperplasie, Hypertrophie, numerische Atrophie, zelluläre Atrophie, Aplasie, Hypoplasie und Agenesie: Abgrenzung gegeneinander, Kenntnis von Beispielen
-
•
Definition des Begriffs der Nekrose, Unterscheidung der verschiedenen Formen, Kenntnis der Ursache und Pathogenese
Thrombose, Embolie, Infarkt
-
•
Abgrenzung der Begriffe Thrombose und Embolie
-
•
Ursachen und Pathogenese der Thrombose und der Embolie
-
•
Definition des Begriffs Infarkt, Kenntnis der Ursache und Pathogenese sowie von Organmanifestationen
Wunden, Blutungen, Wundheilung
-
•
Kenntnis der Arten und Folgen mechanischer Gewalteinwirkung, Schädigungen durch elektrischen Strom und durch Änderungen des Luftdrucks sowie der Luftzusammensetzung, Folgen lokaler Hitze- bzw. Kälteeinwirkung, Folgen der Einwirkung von Licht, Infrarot- und UV-Strahlen sowie ionisierender Strahlen auf den Organismus
-
•
Ursachen und Pathogenese von Blutungen
-
•
Unterscheidung der Wundheilung von der physiologischen Regeneration
-
•
Kenntnis der Formen der Wundheilung und von Störungen der Wundheilung
Geschwülste
-
•
Kenntnis der morphologischen Grundlagen des autonomen Wachstums
-
•
Differenzierung von Tumoren bezüglich ihrer Dignität
-
•
Grundlagen der kausalen und formalen Pathogenese der Entstehung von Tumoren
-
•
Beurteilung der Folgen von Tumorinfiltration und -destruktion
-
•
Kenntnis der Typen der Metastasierung
-
•
Kenntnis der Pathogenese paraneoplastischer Veränderungen und deren Auswirkungen
Die Beschäftigung mit einem medizinischen Fachgebiet wie z. B. der Neurologie setzt außer den Grundlagen der Anatomie und Physiologie dieses Gebiets (siehe Schindelmeiser 2014) Kenntnisse der allgemeinen Krankheitslehre (Allgemeine Pathologie) voraus. Aus diesem Grund soll eine kurze Einführung in die Allgemeine Pathologie den neurologischen Kapiteln dieses Lehrbuchs vorangestellt werden. Es erscheint für angehende Sprachtherapeuten sinnvoll, sich vor der systematischen Beschäftigung mit dem gesamten Lehrbuch oder einzelnen Kapiteln zunächst auch mit den Begriffen und Definitionen der Allgemeinen Pathologie vertraut zu machen. Auch für den bereits im Beruf stehenden Sprachtherapeuten kann es nützlich sein, einzelne Fragestellungen der allgemeinen Krankheitslehre noch einmal nachzulesen, bevor man sich mit dem speziellen neurologischen Hintergrund eines logopädisch relevanten Störungsbildes eines einzelnen Patienten befasst.
Dieser erste Abschnitt des Lehrbuchs kann natürlich auch für entsprechende allgemeinpathologische Fragestellungen aus anderen klinischen Fächern wie z. B. Phoniatrie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kinderheilkunde, Kieferorthopädie herangezogen werden.
1.1
Krankheit
1.1.1
Definitionen Gesundheit, Krankheit
•
den Ursachen oder schädigenden Faktoren,
•
der Reaktion des Organismus auf die schädigenden Faktoren,
•
den daraus resultierenden krankhaften Veränderungen – den Krankheitszeichen (SymptomeSymptomen) und
•
möglichen Komplikationen
Fachbegriffe
Adaptation adaptatio (lat.): Anpassung
Biopsie: zu Untersuchungszwecken entnommene Gewebeproben; bios (griech.): Leben; opsis (griech.): betrachten
histologisch: nach Methoden der Gewebelehre; Histologie; histos (griech.): Gewebe
makroskopisch: mit dem bloßen Auge sichtbar; makros (griech.): groß; skopein (griech.): betrachten
Obduktion: Leichenöffnung; obductio (lat.): das Verhüllen; Verdecken der Leiche nach der inneren Leichenschau
Pathologie pathologia (griech.): Lehre von den Leiden
Physiologie physiologia (griech., lat.): Lehre von den normalen Lebensvorgängen und Funktionen des (menschlichen) Organismus
physiologisch: bezieht sich auf Physiologie
Symptom symptoma (griech.): Krankheitszeichen; wörtlich: vorübergehende Eigentümlichkeit
WHO (engl.): Abkürzung für World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation)
zytologisch: nach Methoden der Zellenlehre; Zytologie; kytos (griech.): Zelle; logia (griech.): Lehre
1.1.2
Krankheitsursachen, -entstehung und -verlauf
•
ÄtiologieÄtiologie (Krankheitsursache)
•
Pathogenese (Krankheitsentstehung und -verlauf).
Ätiologie
Fachbegriffe
Ätiologie aitiologie (griech.): Lehre von den Krankheitsursachen bzw. die Krankheit auslösenden Faktoren
causa (lat.): Grund
contributio (lat.): Beitrag
correlatio (lat.): Beziehung
Infektion: Eindringen von pathogenen Keimen (Krankheitserregern) in einen Wirtsorganismus (z. B. Mensch); falls sich daraus spürbare Krankheitszeichen ergeben, wird von einer Infektionskrankheit gesprochen
•
InfektionenInfektionen durch unterschiedliche Erreger: Viren, Bakterien, pathogene Pilze, Parasiten wie z. B. Rickettsien (bakterielle Parasiten), Protozoen (tierische Einzeller) u. v. a.
•
genetische Faktoren
•
Mangel- oder Fehlernährung (einseitige Ernährung, Unterernährung, Vitaminmangel)
•
physikalische Faktoren (Verletzungen, Gewalteinwirkungen, Hitze, Kälte, Strahlung, elektrischer Strom, Explosionen u. a.)
•
chemische Faktoren (Giftstoffe, Medikamente)
•
psychisch bedingte Faktoren
•
Faktoren, die auf Fehlsteuerungen des Nerven- und/oder des Hormonsystems beruhen.
Fachbegriffe
Down-Syndrom: früher auch als „Mongolismus“(soll wegen möglicher Diskriminierung nicht mehr verwendet werden) bezeichnet; Trisomie 21 (das Chromosom 21 kommt dreifach vor; dadurch geistige und körperliche Behinderungen); Down: Eigenname (engl. Neurologe)
kongenital: angeboren; hier: „bei der Geburt“; con- (lat.): mit; genitalis (lat.): die Geschlechtsorgane betreffend
Pathogenese
Fachbegriffe
akut acutus (lat.): scharf, spitz; hier: kurz andauernd
chronisch chronicus (lat.), chronikos (griech.): sich langsam entwickelnd bzw. langsam verlaufend oder lang andauernd; chronos (griech.): Zeit
foudroyant (frz.): blitzartig entstehend, schnell und heftig verlaufend
klinisch/Klinik klinikos (griech.); clinicus (lat.): in diesem Zusammenhang die durch die ärztliche Untersuchung feststellbaren Krankheitszeichen (Klinik: gesamtes Beschwerdebild), nicht mit der Einrichtung „Klinik“ (Krankenhaus) zu verwechseln
Läsion laesio (lat.): Verletzung, Schädigung, Funktionsstörung
paroxysmal: anfallsartig; paroxysmos (griech.): Anfall
Pathogenese: Krankheitsentstehung; pathos (griech.): Leiden; genesis (griech.): Entstehung
per- (lat.): durch, völlig
progredient: zunehmend; progredi (lat.): fortschreiten
Remission remissio (lat.): Zurücksenden, Rückgang
Rezidiv, rezidivierend: Rückfall, Rückfälle aufweisend; recidere, (lat.): wiederkommen
sub- (lat.): unter
•
subakut: in der Symptomatik schwächer als akut, meist etwas länger dauernd (2–4 Wochen)
•
perakut: extrem schnell auftretend, mit heftiger (u. U. tödlicher) Symptomatik, Dauer bis 48 Stunden; manchmal wird auch der Begriff foudroyantfoudroyant (blitzartig) verwendet
•
subchronisch: wie chronisch, aber mit schwächeren Krankheitszeichen
•
chronisch-chronisch-progredientprogredient: wie chronisch, mit langsam in Zahl und/oder Intensität zunehmenden Krankheitszeichen.
Fachbegriffe
Epidemie epidemia nosos (griech.): im ganzen Volk verbreitete Krankheit
Epidemiologie: Wissenschaft von der Entstehung, Verbreitung und Bekämpfung von Krankheiten
Inzidenz: Neuerkrankungsrate pro Zeitraum; incidens (lat.), wörtlich: eintretend
Letalität: Tödlichkeit; letalis (lat.): tödlich
Morbidität: Erkrankungshäufigkeit; morbidus (lat.): krank
Mortalität mortalitas (lat.): Sterblichkeit
Prävalenz praevalentia (lat.): Häufigkeitsrate
Prävention praeventio (lat.): Vorbeugung, Verhütung
Prognose prognosis (griech.): Vorherwissen, Vorhersage
Regeneration regeneratio (lat.): Wiederherstellung
Reparation reparatio (lat.): Reparatur, Instandsetzung
Restitutio ad integrum (lat.): Zurückversetzung in den Ausgangszustand; wörtlich: in das Unversehrte
Epidemiologie
•
PrävalenzPrävalenz: absolute Häufigkeit der Zahl der Fälle einer bestimmten Krankheit, bezogen auf eine bestimmte Zahl von untersuchten Personen (meist auf 100.000 oder 1.000.000 Personen bezogen); die Prävalenz wird für einen bestimmten Zeitpunkt (Stichtag) und eine bestimmte Region (Deutschland, Europa usw.) angegeben
•
InzidenzInzidenz: Anzahl der neuen Erkrankungsfälle einer bestimmten Krankheit, bezogen auf einen Zeitraum (meist ein Jahr), eine bestimmte Zahl von untersuchten Personen (meist auf 100.000 oder 1.000.000 Personen) und eine bestimmte Region
•
LetalitätLetalität: wörtlich die „Tödlichkeit“ einer Erkrankung, meist im Sinne der sog. Letalitätsrate benutzt, d. h. der Anzahl der an einer bestimmten Krankheit in einem bestimmten Zeitraum (meist einem Jahr) Verstorbenen, bezogen auf die Zahl der an dieser Krankheit Erkrankten (meist in Prozent oder Promille angegeben, teilweise auch bezogen auf z. B. 100.000 Personen)
•
MorbiditätMorbidität: Wahrscheinlichkeit für eine Person aus einer größeren Gruppe, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken
•
MortalitätMortalität: Sterberate (Anzahl der Todesfälle pro Zeiteinheit in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, meist auf 1.000 Personen und ein Jahr bezogen); die Bildung von Untergruppen (Todesursachen, Altersgruppen) ist möglich.
1.2
Pathologie von Zellen und Geweben
Fachbegriffe
Atrophie: Zell-, Organverkleinerung durch fehlende oder zu geringe Beanspruchung oder Versorgung; a- (griech.): nicht; trophe (griech.): Ernährung
Dekompensation: Funktionsstörung durch wegfallende oder verringerte Ausgleichsmöglichkeit; de- (lat.): unter, verringert
Hyperplasie: Organvergrößerung durch Zellvermehrung; hyper- (griech.): zuviel; plasis (griech.): Bildung
Hypertrophie: Zell-, Organvergrößerung durch starke Beanspruchung; wörtlich: übermäßige Ernährung/Versorgung der Organe; hyper- (griech.): zu viel; trophe (griech.): Ernährung; bei der Muskulatur kann sich -trophie auch auf die Zahl der eingehenden Nervenimpulse beziehen
KompensationKompensation compensatio (lat.): Ausgleich; vgl. kompensieren
Noxe noxa (lat.): Schaden; Stoff oder Störfaktor, der an einer Zelle (oder an einem Organ bzw. Organismus) einen Schaden oder eine Funktionsstörung auslöst
Resistenz resistentia (lat.): Widerstandsfähigkeit, Gegenwehr
•
HypertrophieHypertrophie: Bei mechanischer oder stoffwechselbedingter Beanspruchung kann es zu einer (reversiblen) Zunahme der Zellgröße und damit auch der Organgröße kommen (z. B. Hypertrophie der Skelettmuskulatur durch entsprechendes Training).
•
AtrophieAtrophie: Umgekehrt bringt eine zu geringe Belastung oder Beanspruchung meist eine Verringerung der Zell- und Organgröße mit sich (z. B. die Inaktivitätsatrophie der Skelettmuskulatur bei Lähmungen oder – reversibel – bei zeitweiser Stilllegung durch einen Gipsverband).
•
HyperplasieHyperplasie: Eine erhöhte Anforderung an Zellen/Organe kann nicht nur zu einer Zellvergrößerung, sondern auch zu einer Zellvermehrung durch zunehmende Zellteilungen führen (auch Kombinationen der Hypertrophie und Hyperplasie sind möglich), z. B. wenn an der Schilddrüse infolge eines ernährungsbedingten Jodmangels eine Vergrößerung in Form eines Kropfs auftritt.
•
MetaplasieMetaplasie: Darunter wird die Umwandlung eines bestimmten Gewebes in ein anderes, unterschiedlich differenziertes Gewebe verstanden, falls dazu entsprechende Reize vorhanden sind (z. B. wandelt sich bei Rauchern das respiratorische Flimmerepithel in den Bronchien teilweise in ein Plattenepithel um, was als Vorstufe zu einer Krebserkrankung angesehen wird).
1.
ZellödemZellödem: Viele Zellschädigungen betreffen anfangs oft die Zellmembran; Natrium strömt vermehrt in die Zelle ein und Kalium tritt aus – der Natriumeinstrom verursacht einen Einstrom von Wasser in die Zelle; diese schwillt an (Zellödem). In der Folge werden IonenpumpeIonenpumpen aktiviert, um das Natrium wieder auszuscheiden – dadurch entsteht eine Stoffwechselaktivierung der Zelle, die mehr Sauerstoff und Nährstoffe verbraucht.
2.
AnsäuerungAnsäuerung: Durch den erhöhten Energieverbrauch und Sauerstoffbedarf kommt es zu einer Stoffwechselumstellung, durch die die Zellen vermehrt Milchsäure bilden („Muskelkater“). Das intrazelluläre Milieu wird saurer (der pH-Wert sinkt) – dadurch verändert sich die Aktivität vieler Enzyme in der Zelle, bis sich schwere, unumkehrbare Stoffwechselschäden der Zelle einstellen.
3.
Zelltod: Schließlich kommt es zum Zelltod (Nekrose), durch den die Zellen zerfallen und zelluläre Inhaltsstoffe in die Umgebung gelangen. Dadurch wird eine Entzündungsreaktion des Organismus hervorgerufen (Kap. 1.3.2), die das Ziel hat, die abgestorbene Zelle mit ihren Inhaltsstoffen und -strukturen – möglichst aber auch den Störfaktor – zu beseitigen.
Fachbegriffe
Apoptose: programmierter Zelltod; wörtlich: Wegfallen; apo (griech.): von – weg; ptosis (griech.): Fallen
Ionenpumpen: Membranproteine in jeder Zelle, die unter Energieverbrauch (ATP-Verbrauch) geladene Teilchen (Ionen wie Natrium und Kalium) in die Zelle hinein oder aus der Zelle heraus „pumpen“
Nekrose nekrosis (griech.): Absterben
Ödem oidema (griech.): Schwellung
Zytosol: Grundplasma; kytos (griech.): Zelle; -sol: Kunstwort, abgeleitet von solutio (lat.): Lösung; hier: salzhaltige Lösung mit Partikeln
•
Neurofibrillen, Amyloid (Morbus Alzheimer, Kap. 6.2.3)
•
Lewy bodies (Lewy-Körperchen-Erkrankung, Kap. 6.2.5; Morbus Parkinson, Kap. 6.3.2)
•
Pick-Körper (Pick-Demenz, Kap. 6.2.6)
•
Kupfer (Morbus Wilson, Kap. 6.3.7).
1.3
Abwehrreaktionen, Entzündungen
1.3.1
Abwehrreaktionen
Fachbegriffe
Immunität: angeborene oder erworbene Unempfänglichkeit gegenüber Krankheitserregern oder ggf. deren Giftstoffen
Immunsystem:Immunsystem Abwehrsystem; immunis (lat.): frei von Lasten, unberührt, gefeit
Infektion: Eindringen von pathogenen Keimen (Krankheitserregern) in einen Wirtsorganismus (z. B. Mensch)
Angeborene Immunität
•
gesunde, unversehrte Haut: bildet durch ihre verhornte Epithelschicht sowie den Säure- und Fettschutzmantel (Schweiß- und Talgdrüsen) eine hervorragende BarriereBarriere gegenüber nahezu allen Erregern (Schwachstellen sind Haarwurzeln und Hautverletzungen)
•
Barriereeigenschaften der Schleimhäute sind im Vergleich dazu nur sehr schwach ausgeprägt; hier kommen andere unspezifische Abwehrmechanismen zum Tragen:
–
Bildung einer Schleimschicht (SchleimdrüsenSchleimdrüsen) zum Abfangen von Erregern (Abtransport durch koordinierten Schlag von Flimmerhärchen (Zilien) sowie Schutzreflexe wie Husten und Niesen)
–
Spülwirkung durch dünnflüssige Drüsensekrete, teilweise mit bakterizidbakteriziden Inhaltsstoffen (z. B. Speichel)
•
mikrobieller Antagonismus, mikrobiellAntagonismus (durch zahlreiche auf der Haut und auf vielen Schleimhäuten vorhandene „gutartige“ Mikroorganismen wird die Besiedlung durch „bösartige“, pathogene Mikroorganismen reduziert oder unterdrückt): z. B. Haut-, Darm- oder FloraScheidenflora
•
unspezifische Abwehrmechanismen im Körperinneren (wenn die Barrieren der Haut bzw. Schleimhaut mit ihren Schutzmechanismen von den Erregern überwunden worden sind):
–
Abwehr durch unspezifische Fresszellen (PhagozytosePhagozytose durch neutrophile Granulozyten:neutrophilGranulozyten, die vor allem Eiter bildende Bakterien bekämpfen, und durch Monozyten-Monozyten-MakrophagenMakrophagen, die unspezifisch Erreger im Inneren von Körperzellen bekämpfen)
–
lösliche Faktoren im Körperinneren (Enzyme, Abwehrstoffe, KomplementsystemKomplementsystem: verstärkt chemische Anwesenheitssignale von pathogenen Erregern)
–
Abwehr von Parasiten durch eosinophile Granulozyten:eosinophilGranulozyten
–
natürliche KillerzellenKillerzellen (Bekämpfung infizierter oder veränderter Körperzellen); werden teilweise auch zur spezifischen zellulären Immunität (Kap. 1.3.1, Zelluläre Immunität) gezählt.
Fachbegriffe
Antagonismus antagonisma (griech.): Widerstreit
bakterizid: bakterientötend; caedere (lat.): töten
eosinophile Granulozyten: gehören zu den weißen Blutzellen; eosinophil: binden den Farbstoff Eosin
Flora: hier: Gesamtheit aller natürlich vorkommenden Bakterien in bestimmten Körperorganen; eigentlich: Pflanzenwelt; flos (lat.): Blume
Killerzellen: Tötungszellen, spezielle Lymphozyten; gehören zu den weißen Blutzellen; to kill (engl.): töten
Komplementsystem complementum (lat.): Ergänzungssystem (ergänzt oder verstärkt die Wirkung des über Antikörper arbeitenden spezifischen Abwehrsystems)
Monozyten-Makrophagen: gehören ebenfalls zu den weißen Blutzellen; Monozyt: Zelle mit unsegmentiertem Zellkern; monos (griech.): einzeln; Makrophage: wörtlich „Großfresser“; makros (griech.): groß; Monozyten wandeln sich nach Aktivierung in Makrophagen um
neutrophile Granulozyten: gehören zu den weißen Blutzellen; neutrophil: mit neutralen Farbstoffen anfärbbar; philos (griech.): freundlich, liebend; Granulozyt: besitzt Körnchen (lat. granula) im Zellinneren; werden auch als Mikrophagen bezeichnet; mikros (griech.): klein
Phagozytose: Verdauen von Zellen; phagein (griech.): fressen; kytos (griech.): Zelle; -osis (griech.): Vorgang
Erworbene Immunität
•
B steht für Knochenmark (engl. bone marrow)
•
T steht für Thymus (Abwehrorgan hinter dem Brustbein).
Fachbegriffe
Antigen: meist artfremde Oberflächenstruktur (Protein, Kohlenhydrat), die die Bildung eines spezifischen Antikörpers hervorruft, durch den das Antigen gebunden wird und der antigentragende Fremdorganismus bei einer Abwehrreaktion durch Aktivierung von Fresszellen unschädlich gemacht werden kann
humoral: auf die Körperflüssigkeiten (lat. humor) bezogen
Immunglobuline: kugelförmige Proteine des Immunsystems; globulus (lat.): kleine Kugel
Lymphozyten: werden im Knochenmark gebildet und reifen im lymphatischen Gewebe (Abwehrgewebe) heran; gehören zu den weißen Blutzellen
Plasmazellen: aktivierte B-Lymphozyten; plasma (griech.): das Geformte
Humorale Immunität
Zelluläre Immunität
Impfung
1.3.2
Entzündungen
Ablauf und Symptome
Fachbegriffe
akut acutus (lat.): scharf, spitz; hier: kurz andauernd
calor (lat.): Wärme, Hitze; vgl. Kalorien
chronisch chronicus (lat.), chronikos (griech.): sich langsam entwickelnd bzw. langsam verlaufend oder lang andauernd; chronos (griech.): Zeit
dolor (lat.): Schmerz (als Folge einer Nervenreizung durch Entzündungsfaktoren)
Im Lateinischen werden diese Begriffe (bis auf den Satzanfang) klein geschrieben; werden sie in einem deutschen Textzusammenhang verwendet, erfolgt oft eine Anpassung an die deutsche Grammatik (Großschreibung, Umwandlung von z. B. „c“ in „k“ oder „z“; Kap. 9.2)
functio laesa (lat.): Funktionsstörung; functio (lat.): Verrichtung; laedere (lat.): verletzen, beschädigen; vgl. lädiert; im Deutschen auch großgeschrieben (Functio laesa)
Kardinalsymptom: Hauptkrankheitszeichen; cardinalis (lat.): wichtig; symptoma (griech.): Krankheitszeichen
per- (lat.): durch, völlig
rubor (lat.): rote Farbe, Hautrötung
sub- (lat.): unter
tumor (lat.): Schwellung; hat im ursprünglichen Sinne nichts mit einer Krebserkrankung zu tun und sagt nichts über Gut- oder Bösartigkeit der Schwellung aus
•
Rubor
•
RuborTumor
•
TumorCalor
•
CalorDolor
•
DolorFunctio laesa .Functio laesa
•
Exsudat (Erguss im umliegenden Gewebe; je nach Zusammensetzung serös,Exsudat:serös schleimig,Exsudat:schleimig fibrinös,Exsudat:fibrinös eitrig Exsudat:eitrigoder blutigExsudat:blutig); Eiter besteht aus zugrunde gegangenen Mikrophagen, abgetöteten Bakterien und verflüssigten Geweberesten
•
Nekrose (Zell- bzw. Gewebeuntergang allgemein)
•
Ulkus (UlkusGeschwür; tief reichende Gewebezerstörung an der Oberfläche der Haut oder Schleimhaut)
•
Gangrän (GangränGewebeuntergang mit Verwesungszeichen durch Fäulnisbakterien und Dunkelfärbung)
•
Lymphozyteneinwanderung (bei Virusinfekten und Autoimmunerkrankungen, Kap. 1.3.2, Autoimmunerkrankungen).
Fachbegriffe
Autoimmunerkrankung: gegen körpereigene Strukturen gerichtete Abwehrreaktion; auto (griech.): selbst
Exsudat exsudatum (lat.): Erguss; wörtlich: das Ausgeschwitzte
fibrinös: fibrinhaltig; faserhaltig; wie die bei der Blutgerinnung entstehenden faserartigen Strukturen
Fibrose fibra (lat.): Faser; meist entzündlich bedingte Vermehrung des Bindegewebes
Gangrän gaggraina (griech.): Absterben des Gewebes; wörtlich: Brand (z. B. Wundbrand)
Granulationsgewebe granulum (lat.): Körnchen; körnchenartig aussehendes Entzündungsgewebe; wörtlich: Körnchengewebe
Nekrose nekrosis (griech.): Absterben
non- (engl.): nicht
Parenchym: Organgewebe; para (griech.): bei; egchyma (griech.): das Eingegossene, der Aufguss
serös: serumartig, dünnflüssig; Serum: nicht mehr gerinnbarer Teil des Blutplasmas
Ulkus ulcus (lat.): Geschwür
Regeneration und Reparation
Wundheilung
Fachbegriffe
Hypertrophie: Zell-, Organvergrößerung durch starke Beanspruchung; wörtlich: übermäßige Ernährung/Versorgung der Organe; hyper- (griech.): zuviel; trophe (griech.): Ernährung
systemisch: mehrere Organsysteme oder den gesamten Körper betreffend; systema (griech.): aus mehreren Teilen zusammengesetztes und gegliedertes Ganzes
•
lokale Faktoren: große und am Rand ausgefranste Wunde, mangelnde Ruhigstellung, zu frühe Belastung, Infektionen, Fremdmaterial, überschießende Bindegewebsreaktion (Narbenhypertrophie)
•
Narbenhypertrophiesystemische Faktoren: mangelnde Durchblutung, Vitamin-C-Mangel, Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“), Medikamente (z. B. Kortison), Störungen der Abwehrzellen.
Autoimmunerkrankungen
•
Multiple Sklerose (Kap. 6.1)
•
Chorea minor (Kap. 6.3.4)
•
Amyotrophe Lateralsklerose (Kap. 6.5)
•
Bell-Lähmung, Bell-Lähmungidiopathische periphere Fazialisparese (Kap. 7.1.2)
•
Guillain-Barré-Syndrom (Kap. 7.2.2)
•
Myasthenia gravis pseudoparalytica (Kap. 7.3).
•
viele rheumatische Erkrankungen
•
Diabetes mellitus Typ I (früher als „jugendlicher Diabetes“ bezeichnet)
•
Psoriasis (Schuppenflechte; Hauterkrankung)
•
Morbus Bechterew (Erkrankung der Wirbelsäule)
•
Morbus Basedow (Schilddrüsenerkrankung)
•
Morbus Crohn (chronische Darmerkrankung).
1.4
Degeneration
•
abnehmender Funktion der Kreislauf- und Atmungsorgane
•
Arteriosklerose (Kap. 2.2.4)
•
degenerativen Veränderungen des Bewegungsapparates (Arthrose), Verringerung der Kontraktionskraft der Muskulatur
•
Verlangsamung der Nervenleitung
•
Verringerung der Elastizität der Blutgefäße
•
Verringerung der Nierenfunktion
•
Verringerung der Abwehrfunktionen
•
Verringerung der Seh- und Hörfunktion.
1.5
Gefäßbedingte Prozesse
1.5.1
Blutungen
Fachbegriffe
Anämie: Blutarmut; an- (griech.): nicht; haima (griech.): Blut
Diathese diathesis (griech.): besonderer Zustand
Hämatom: Bluterguss; haima (griech.): Blut; -oma (griech.): Geschwulst
Hämatothorax, -perikard, -peritoneum: Hämatom in der Pleura-, Herzbeutel- bzw. Bauchhöhle; thorax (lat.): Brustkorb; Pleura (griech.): Lungen- bzw. Rippenfell; Peritoneum (lat.): Bauchfell
Hämorrhagie haimorrhagia (griech.): Blutung, Blutfluss, Blutsturz
Petechien petecchie (ital.; Plural): punktförmige Hautblutungen
Purpura (lat.): Blutfleckenkrankheit; vgl. die Farbbezeichnung purpur
subkutan: unter der Haut gelegen; sub (lat.): unter; cutis (lat.): Haut
1.5.2
Thrombosen
Fachbegriffe
Phlebo-: Vorsilbe für Venen-; phleps (griech.)
Stase, Stasis: stasis (griech.): Stehen, Stillstand, Stauung
Stenose stenosis (griech.): Verengung
Thrombose thrombosis (griech.): Blutpfropfbildung; wörtlich: Gerinnen
Thrombus (lat.), thrombos (griech.): Blutpfropf
Trias (lat.): Dreiheit; hier: Gruppe von drei charakteristischen Symptomen
Virchow: Eigenname (dt. Arzt)
•
Störung der Blutgerinnung (durch erbliche und hormonelle Faktoren bedingt, evtl. auch durch Medikamente oder Giftstoffe)
•
Verlangsamung des Blutflusses (Stase; Staseverursacht durch Krampfadern, Bettlägerigkeit, zu langes Sitzen und Einklemmung von Gliedmaßen)
•
Schäden der Gefäßwand (bedingt durch Verletzungen, Diabetes mellitus, Entzündungen, Arteriosklerose, Kap. 2.2.4).
1.5.3
Embolien
Fachbegriffe
Embolie embole (griech.): Hineindringen, Verstopfung
Embolus embolos (griech.): Pfropf
Fraktur fractura (lat.): Bruch, Knochenbruch
•
Thromben (Thromboembolie, Kap. 1.5.2)
•
Fett (Fettembolie; Embolie:Fett-meist aus dem gelben Fettmark großer Röhrenknochen bei Frakturen)
•
Luft oder Gase (Luftembolie; Embolie:Luft-durch Injektion von Luft oder bei Tauchern durch zu schnelles Auftauchen aus der Tiefe)
•
Tumorzellen (Tumorembolie; Embolie:Tumor-aus Tumorgewebe; Kap. 1.6).
1.5.4
Infarkt
Fachbegriffe
Hämorrhagie: haimorrhagia (griech.): Blutung, Blutfluss, Blutsturz
hämorrhagisch: durch Blutungen verursacht
Infarkt infarctus (lat.): Absterben von Organteilen nach Unterbrechung der Blutzufuhr
Ischämie: Unterbrechung der Blutzufuhr; ischein (griech.): Hemmen, Zurückhalten; -ämie: bezogen auf Blut; haima (griech.): Blut
1.6
Neoplastische Tumoren
Fachbegriffe
autonom autonomos (griech.): nach eigenen Gesetzen lebend, eigenständig
Mutation mutatio (lat.): Veränderung
neoplastisch: durch Neoplasie (Neubildung) entstanden; neos (griech.): neu, jung; plassein (griech.): bilden
non- (engl.): nicht
Parenchym: Organgewebe; para (griech.): bei; egchyma (griech.): das Eingegossene, der Aufguss
Stroma (griech.): hier: bindegewebiges Grundgewebe; wörtlich: Lager
Tumor (lat.): Schwellung, Geschwulst
1.6.1
Aufbau und Klassifikation von Tumorgewebe
Fachbegriffe
benigne: gutmütig, gutartig; Adverb zu benignus (lat.)
Dignität dignitas (lat.): Würde, Rang, Wert, Bedeutung, Charakter
invasiv: eindringend; invadere (lat.): eindringen
klinisch klinikos (griech.), clinicus (lat.): in diesem Zusammenhang die durch die ärztliche Untersuchung feststellbaren Krankheitszeichen (Klinik: gesamtes Beschwerdebild)
maligne: böse, schlecht, bösartig; Adverb zu malignus (lat.)
Rezidiv: Rückfall einer überstandenen Krankheit; recidivus (lat.): wiederkehrend
semimaligne: halb bösartig; semi (lat.): halb
•
langsames und zusammenhängendes, gut begrenztes Wachstum
•
wächst verdrängend, nicht invasiv invasivauf andere Gewebe zu
•
hoher Differenzierungsgrad (große Ähnlichkeit mit dem Ausgangsgewebe)
•
bildet keine Tochtergeschwülste und nur selten Rezidive.
•
manchmal langsames, meist aber schnelles und schlecht begrenztes Wachstum
•
Tumor:Wachstumwächst invasiv und zerstörerisch in Nachbarstrukturen ein
•
geringer Differenzierungsgrad (oft nur noch geringe oder keine Ähnlichkeit mehr mit dem Ausgangsgewebe)
•
bildet Tochtergeschwülste (Metastasen, Filiae) und Rezidive.
Fachbegriffe
Epithel: oberflächliche Gewebedeckschicht; epi (griech.): darauf; thelein (griech.): üppig wachsen
Kanzerogenese, Karzinogenese: Entstehung eines Karzinoms; genesis (lat.): Entstehung
Karzinom karkinoma (griech.): aus dem Epithel-, Drüsengewebe abgeleitete bösartige Krebsgeschwulst; oft allgemein für die Bezeichnung eines bösartigen Tumors verwendet
Metastase metastasis (griech.): Tochtergeschwulst; auch als Filiae (Plural) bezeichnet; filia (lat.): Tochter
Nodus (lat.): Knoten
Präkanzerose: Krebsvorstufe; prae- (lat.): vor; cancer (lat.): Krebs; -osis (griech.): Vorgang, Zustand
Sarkom: bösartiger Bindegewebstumor; sarx (griech.): Fleisch; -om (griech.): tumor
•
T: Tumor; Beschreibung und Ausdehnung des ursprünglichen Tumors
•
N: Nodus; NodusAbkürzung für das Vorhandensein oder Fehlen von Metastasen (Tochtergeschwülsten) in Lymphknoten
•
M: Metastasen (MetastasenTochtergeschwülste); das Vorhandensein oder Fehlen von Fernmetastasen.
1.6.2
Kanzerogenese
1.
Primärschritt der Umwandlung von Körperzellen in Tumorzellen (Transformation)
2.
Tumor:Transformationklonales Wachstum
3.
Beginn der Invasion Tumor:Invasionin Nachbargewebe
4.
Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen, Filiae).
Transformation
Fachbegriffe
initial initialis (lat.): am Anfang stehend
ionisierend: Ionisation (engl. ionization) bewirkend, d. h. Umwandlung von neutralen Atomen oder Molekülen in positiv oder negativ geladene Teilchen (Ionen)
Invasion invasio (lat.): Einwanderung
Kanzerogen, Karzinogen: krebsauslösende Noxe
Klon: genetisch identischer Nachkömmling; klon (griech.) Schößling, Zweig
klonal: genetisch identisch
Mutation mutatio (lat.): Veränderung
Noxe noxa (lat.): Stoff oder Umstand, der an einer Zelle (oder an einem Organ bzw. Organismus) einen Schaden oder eine Funktionsstörung auslöst; wörtlich: Schaden
Transformation transformatio (lat.): Umwandlung
•
ionisierende Strahlen
–
38 Strahlen:ionisierend% aus medizinischen Untersuchungen (z. B. Röntgenstrahlen)
–
35 % durch Einatmung von Radon (natürlicherweise in der Atmosphäre vorkommendes radioaktives Edelgas)
–
10 % Erdstrahlung (radioaktives Gestein)
–
8 % Nahrung (natürliche radioaktive Inhaltsstoffe der Lebensmittel)
–
8 % kosmische Strahlung (aus dem Weltraum)
•
ultraviolette (UV-)Strahlen (Strahlen:UV-durch die Sonne)
•
Chemikalien (z. B. Benzol)
•
Viren (sog. Tumorviren, z. Tumor:-virenB. Hepatitis B: Leberzellkarzinom; Papillomaviren: Gebärmutterhalskrebs).
Klonales Wachstum
•
geringere Empfindlichkeit gegenüber einer schlechten Blutversorgung
•
besserer Schutz vor dem Abwehrsystem
•
Verbesserung der eigenen Blutversorgung (Produktion des sog. Tumor-Angiogenese-Faktors, Tumor:-Angiogenese-Faktordurch den die Ausbildung einer eigenen Gefäßversorgung angeregt wird)
•
Fähigkeit zur Invasion inTumor:Invasion Nachbarstrukturen
•
Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen)
•
Tumor:Metastasenggf. Resistenz gegenüber Medikamenten (Chemotherapie).
Fachbegriffe
Angiogenese: Gefäßentstehung; aggeion (griech.): Blutgefäß; genesis (lat.): Entstehung
Chemotherapie: Behandlung mit Medikamenten, die Krankheitserreger in ihrem Wachstum hemmen oder abtöten; speziell in der Krebsbehandlung Therapie mit Zytostatika, die gegen alle schnell wachsenden Zellen (somit auch gegen Tumorzellen) gerichtet sind; kytos (griech.): Zelle; stasis (griech.): Stillstand
Infiltration: Eindringen; infiltrare (lat.): eindringen
Metastasierung: Bildung von Tochtergeschwülsten; metastas (griech.): Wegzug
Progression progressio (lat.): Fortschritt
Regression regressio (lat.): Rückgang
Invasion
Metastasierung
Fachbegriffe
hämatogen: über den Blutweg entstanden; haima (griech.): Blut
kavitär: über Flüssigkeit in Körperhöhlen, z. B. in der Bauchhöhle; cavitas (lat.): Höhle
lymphogen: auf dem (über den) Lymphweg entstanden; genes (griech.): verursacht
•
lokale Metastasen (in unmittelbarer Nachbarschaft des Primärtumors)
•
regionäre Metastasen (lymphogen transportiert; befinden sich in benachbarten Lymphknoten)
•
Fernmetastasen (Fernmetastasenüber die Blutbahn in weit entfernte Regionen des Körpers transportiert).
•
arterieller oder Lungenvenentyp: Metastasierung:Lungenvenen-TypVom Primärtumor in der Lunge werden Metastasen über die Lungenvenen in das linke Herz und von dort über die Aorta in Kapillargebiete des Körperkreislaufs verschleppt (Fernmetastasen können sich in allen Organen finden, z. B. in Gehirn, Skelett, Leber, Niere u. a.).
•
Pfortadertyp: Metastasierung:Pfortader-TypVom Primärtumor im Einzugsbereich der Pfortader (Magen-Darm-Trakt, Milz, Bauchspeicheldrüse) werden Metastasen über die Pfortader in die Leber transportiert (die Pfortader ist eine große Vene, die das sauerstoffarme, aber nährstoffreiche Blut aus den genannten Organen sammelt und zur Leber transportiert; siehe Lehrbücher der Anatomie).
•
Hohlvenen- oder Kavatyp: Metastasierung:Cava-TypVom Primärtumor im Einzugsbereich der Hohlvenen (V. cava superior, V. cava inferior) gelangen Metastasen über das rechte Herz in das Kapillargebiet der Lunge und bilden dort Fernmetastasen (von hier aus kann sekundär eine weitere Ausbreitung der Metastasen über den arteriellen oder Lungenvenentyp erfolgen).
1.6.3
Folgen einer Tumorerkrankung
Lokale Folgen
•
Stenosen vonStenose Hohlorganen (Darm, Harnblase, Harnleiter u. a.) und Gefäßen durch Druck von außen (Blut- und Lymphgefäße) oder durch Wachstum in der Wand der Hohlorgane; dadurch kommt es zu Transportstörungen und zum Rückstau transportierter Stoffe (z. B. Blut, Darminhalt)
•
Blutungen Tumor:Blutungendurch invasive Vorgänge (Blutgefäße; Hohlorgane wie Magen, Darm oder Harnblase, aber auch Blut im Sputum)
•
Nekrosen Tumor:Nekrosendes Tumors oder der Nachbargewebe; führen zu Entzündungen, Geschwüren oder Fisteln
•
Tumor:Fisteln Funktionsstörungen (Tumor:FunktionsstörungenHirntumoren verursachen steigenden Hirndruck, Ödeme, Knochenbrüche durch Tumorwachstum im Skelett, u. a.).
Fachbegriffe
Anämie: Blutarmut; an- (griech.): nicht; haima (griech.): Blut
Fistel fistula (lat.): röhrchenförmiges Geschwür, das eine unnatürliche Verbindung zwischen zwei benachbarten Hohlorganen verursacht
Kachexie kachexia (griech.): schlechter Zustand, Auszehrung
Nekrose nekrosis (griech.): Absterben
Neoplasie: Neubildung; neos (griech.): neu, jung; plassein (griech.): bilden
Paraneoplasie: die Neubildung (Neoplasie) begleitende Vorgänge; para (griech.): neben
Sputum (lat.): Auswurf, Sekrete der Atemwege
Stenose stenosis (griech.): Verengung
systemisch: mehrere Organsysteme oder den gesamten Körper betreffend; systema (griech.): aus mehreren Teilen zusammengesetztes und gegliedertes Ganzes
Systemische Folgen
Allgemeine paraneoplastische Syndrome
Spezielle paraneoplastische Syndrome
Zusammenfassung
Pathologie ist die Lehre von den abnormen und krankhaften Zuständen und Vorgängen im Körper (Lehre von den Leiden); dabei wird Gesundheit als Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens definiert. Krankheiten entstehen durch Überlastung der Anpassungsmechanismen des Körpers gegenüber äußeren und inneren Störfaktoren (Noxen). Bei der Krankheitsentstehung wird zwischen Ursache (Ätiologie), Entwicklung (Pathogenese) und Krankheitsverlauf unterschieden. Ätiologische Faktoren sind diverse Störfaktoren, durch die sich Krankheiten entwickeln. Dabei wird zwischen Dauer (akut, chronisch), Schweregrad und Verlauf differenziert.
Gewebe weisen Anpassungsbelastungen gegenüber verschiedenen Mechanismen wie Hypertrophie, Atrophie, Hyperplasie und Metaplasie auf. Zellen reagieren auf Noxen mit Ödemen, Ansäuerung und Stoffwechselschäden bis hin zur Nekrose.
Abwehr ist die Summe der Mechanismen, mit denen der Organismus die Infektion speziell solcher Mikroorganismen zu bekämpfen versucht, die Infektionskrankheiten auslösen. Eine Entzündung kann Teil dieser Abwehrreaktion bei Infektionskrankheiten sein, aber auch der Bekämpfung anderer innerer oder äußerer Noxen dienen. Die Abwehr von Mikroorganismen wird von unspezifischen (angeborenen) Mechanismen sowie von einem spezifischen Abwehrsystem durchgeführt. Dabei wird zwischen humoraler und zellulärer Abwehr unterschieden. Grundlage der spezifischen Abwehr ist die Erkennung von Antigenen durch Antikörper sowie das Anlegen von Gedächtniszellen.
Eine Entzündung ist ein örtlich begrenzter Prozess, der zum Ziel hat, eine Noxe bzw. deren Folgen möglichst zu beseitigen und das Gewebe in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.
Degeneration ist die Funktionsminderung von Organen, die vor allem durch Alterungsvorgänge, chronische Schädigungen oder Erkrankungen („degenerative Erkrankungen“) auftritt.
Eine Blutung (Hämorrhagie) entsteht durch Austritt von Blut aus den Blutgefäßen. Je nach Lokalisation und Ausdehnung wird zwischen verschiedenen Blutungsformen unterschieden (Petechien, Purpura, Hämatom). Eine verstärkte Blutungsneigung wird als „hämorrhagische Diathese“ bezeichnet.
Bei einer Thrombose bildet sich in einer Vene (Venenthrombose) oder Arterie (arterielle Thrombose) ein Blutpfropf (Thrombus). Folge einer arteriellen Thrombose ist eine Stenose oder ein Gefäßverschluss mit Verminderung oder Unterbrechung der Blutversorgung im nachliegenden Gewebe (Ischämie). Eine Ischämie kann zum Gewebeuntergang (Infarkt) im Gewebe führen.
Tumorgewebe entsteht durch Mutation normaler Körperzellen und unkontrollierte Vermehrung der transformierten Tumorzellen (autonomes Wachstum). Nach dem klinischen Verhalten wird zwischen benignen, semimalignen und malignen Tumoren unterschieden. Maligne Tumoren sind durch invasives Wachstum und Bildung von Metastasen gekennzeichnet. Metastasen breiten sich über die Lymphbahn, die Blutbahn oder über Körperhöhlen aus.
Bei einer Tumorerkrankung wird der Organismus durch lokale (Stenose, Blutung, Fisteln) oder systemische (Kachexie, Anämie, spezielle paraneoplastische Syndrome, z. B. abnorme Hormonbildung) Folgen geschädigt.