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10.1016/B978-3-437-44457-9.00002-0
978-3-437-44457-9
Elsevier GmbH
a) Ansicht der Hirnarterien von basal; Kleinhirn und Teile des Schläfenlappens rechts entfernt. ACA: A. cerebri anterior; ACM: A. cerebri media; ACP: A. cerebri posterior; b) Circulus arteriosus; schematische Darstellung; ACI: A. carotis interna.
[S007-3-23]

Versorgungsgebiete der Hirnarterien; a) an der nach außen (lateral) gelegenen Fläche; b) an der nach innen (medial) und unten gelegenen Fläche einer Hirnhälfte (Hemisphäre).
[L126]

Pathogenese der Arteriosklerose (von links nach rechts zunehmend); schematische Darstellung; a) Funktionsstörungen des Endothels; b) Einwanderung von Makrophagen und Bildung von Schaumzellen; c) Zerstörungen der Gefäßwand und Ausbildung eines Thrombus.
[L138]

Typische Stenosen von Hirnarterien; 1 am Abgang der A. vertebralis; 2 an der Verzweigung der A. carotis communis in A. carotis externa und A. carotis interna; 3 im S-förmigen Verlauf der A. carotis interna oberhalb der Schädelbasis; 4 im Verlauf der A. cerebri media.
[L138]

Thrombose und Embolie; a) aus arteriosklerotischen Auflagerungen löst sich ein Embolus; oben: Verschluss im dahinter liegenden Stromgebiet, verursacht durch den Embolus; b) kompletter Gefäßverschluss durch Thrombose.
[L157]

Makro- und Mikroangiopathie; a) Makroangiopathie mit ausgeprägten Territorialinfarkten (rot); b) Makroangiopathie mit Grenzzoneninfarkten (rot); c) Mikroangiopathie mit Lakunen (rot).
[L138]

Hirnblutungen; a) durch Bluthochdruck bedingte Hirnblutung; b) Mikroaneurysmen, c) Subarachnoidalblutung aus einer an der Hirnbasis verlaufenden Arterie nach Ruptur (Riss) eines Aneurysmas.
[L157]

Lokalisation von Aneurysmen an verschiedenen Hirnarterien.
[R262]

PEG-Sonde; a) Überprüfung der Punktionsstelle mithilfe des Endoskops, b) Einführung eines Fadens durch die Punktionsstelle, c) Weiterführung des Fadens mithilfe des Endoskops bis zum Mund, d) Ernährungssonde wird vom Magen aus durch die Punktionsstelle nach außen geführt.
[E570]

CT einer Epiduralblutung an der rechten Schläfe (siehe Markierung); die rechte Hirnhälfte ist durch das Hämatom deutlich über die Mittellinie nach links verdrängt.
[R261]

Ausschnitt aus der Übergangszone zwischen Schädelknochen und Hirnrinde (H); a) Einblutung in den Epiduralraum zwischen Schädelknochen und Dura nach Riss einer Meningealarterie; b) Einblutung in den Subduralraum zwischen Dura und Arachnoidea nach Riss einer Brückenvene
[L138]

Jährliches Schlaganfallrisiko in Abhängigkeit vom Alter.
Altersgruppe (Jahre) | Betroffene (Wahrscheinlichkeit) |
35–44 | 1:5.000 |
45–54 | 1:1.000 |
55–64 | 1:300 |
65–74 | 1:100 |
75–84 | 1:50 |
> 65 | 1:30 |
Zerebrovaskuläre Ereignisse und Schädelhirntraumata
Lernziele
-
•
Bedingungen, die zu akuten Zirkulationsstörungen des Gehirns (Schlaganfälle) führen
-
•
Pathophysiologie und medizinische Therapie der Gefäßinsulte
-
•
Unterscheidung von Insulten infolge Mangeldurchblutung von Massenblutungen bezüglich ihrer prognostischen Bedeutung
-
•
Kenntnis der wichtigsten zerebralen Gefäßsyndrome: A. carotis interna, A. cerebri media, A. cerebri anterior, A. cerebri posterior, A. basilaris
2.1
Neuroanatomie I
2.1.1
Übersicht und Gliederung des Nervensystems, Nerven- und Gliazellen
Fachbegriffe
afferent (lat. affere): hinführend
Axon (griech.): Achse, hier: langer Fortsatz der Nervenzelle
Dendrit (griech. dendrites): baumartig
efferent (lat. effere): wegführend
Glia (griech.): Leim (gemeint ist das Gewebe zwischen den Nervenzellen)
motorisch (lat. motorius): bewegend
multipolar (lat. multi-): vielfach und polar (lat.): verzweigt
Neuron (griech.): eigentlich „Sehne“, Nerv: hier: Nervenzelle
Perikaryon Peri (griech.): um-…herum und -karyon (griech.): Zellkern; zusammen Zellleib der Nervenzelle
peripher (griech. peripheres): am Rande gelegen, sich herumbewegend
Synapse (griech. synapsis): Verbindung
sensorisch von sensus (lat.): Empfindung, Wahrnehmung; die Sinneswahrnehmung betreffend
zentral (lat. centralis): in der Mitte liegend
2.1.2
Graue und weiße Substanz, Aufbau des Gehirns
Fachbegriffe
Basalganglien von Basal- (lat.); Sockel, Basis und -ganglien (griech. gagglion): Nervenknoten
Gyrus (lat., griech.: gyros): Kreis, Windung (Plural: Gyri)
Hemisphäre: Halbkugel, von hemi- (griech.): halb und sphaira (griech.): Kugel
Myelin-: Mischung fettartiger (lipidhaltiger) Stoffe, von myelos (griech.): Mark
Sulcus (lat.): Furche, Spalt (Plural: Sulci)
2.1.3
Rindenfelder, Bahnsysteme und Kleinhirn
Fachbegriffe
Broca: Eigenname (französischer Arzt und Anthropologe)
limbisch (lat. limbus Saum): saumartig (um 3. Ventrikel und Balken herum)
Mechanorezeption: Mechano- (griech. mechanikos): durch mechanische Reize erfolgend, -rezeption (lat. receptio): Aufnahme; analog gebildet: Thermorezeption: von Thermo- (griech. thermos): warm, heiß (bezieht sich aber auch auf kalt), Nozizeption: von Nozi- (lat. nocere): schaden (Schmerz) und Propriozeption: von Proprio- (lat. proprius): Eigenwahrnehmung, hier: Tiefensensibilität (mechanische und Schmerzreize aus z. B. Muskeln und Sehnen)
postcentralis/praecentralis (lat.): hinter/vor der Zentralfurche gelegen
somatotop: soma (griech.): Körper und topos (griech.): Ort; hier: Punkt-zu-Punkt-Zuordnung einer motorischen Nervenzelle zu den von ihr versorgten Skelettmuskelzellen (gilt auch analog bei afferenten, sensiblen Bahnen)
Substantia nigra (lat. schwarze Substanz) und Nucleus ruber (lat. roter Kern): wichtige Kerngebiete im Hirnstamm
Thalamus (lat.): wörtlich Schlafgemach, auch „Sehhügel“, wichtiges Kerngebiet im Zwischenhirn
Tractus corticospinalis/corticonuclearis Tractus (lat.): Bahn; corticospinalis (lat.): den Kortex (Hirnrinde) mit dem Rückenmark (Medulla spinalis) verbindend; corticonuclearis (lat.): den Kortex mit den Kerngebieten (Nukleus) des Hirnstamms verbindend
Wernicke Eigenname (deutscher Neurologe)
2.1.4
Hirnhäute, Liquor, arterielle Versorgung des Gehirns
Fachbegriffe
Arachnoidea (aus griech arachne: Spinne): Spinnwebshaut
Dura (lat.) Femininform von durus: hart (harte Hirnhaut)
Epi- (griech.): darauf, oberhalb
Granulation (lat. granulum Korn): körnige Struktur
Liquor (lat.): Flüssigkeit (hier das sog. Hirn-Rückenmarkswasser)
Meningen meninx (lat./griech.): Hirn- und Rückenmarkshaut
Pia (lat.) Femininform von pius: weich (weiche Hirnhaut)
Sinus (lat.): Hohlraum
Sub- (lat.): darunter
Ventrikel: Verkleinerungsform von venter (lat.): Bauch, Kammer
Fachbegriffe
A.: Abkürzung für Arteria (lat.): Schlagader
A. carotis communis dextra bzw. sinistra: rechte bzw. linke gemeinsame Halsschlagader
A. subclavia: Arterie, die unter dem Schlüsselbein verläuft; sub (lat.): unter; clavicula (lat.): Schlüsselbein
A. vertebralis: Wirbelarterie; vertebra (lat.): Wirbel
Aorta aorte (griech.): Hauptschlagader des menschlichen Körpers
communis (lat.): gemeinsam
dexter, dextra (lat.): der rechte, die rechte
externa (lat.): außen, die äußere
interna (lat.): innen, die innere
karotis (griech.): Kopf-, Halsschlagader
sinister, sinistra (lat.): der linke, die linke
truncus (lat.): Stamm
Fachbegriffe
Arachnoidea: (aus griech. arachne: Spinne) Spinnwebshaut
Medulla oblongata (lat.): verlängertes Mark; Abschnitt des Hirnstamms
Pia (lat.): Femininform von pius: weich (weiche Hirnhaut)
Pons (lat.): Brücke; Abschnitt des Hirnstamms
Sub- (lat.): darunter
Subarachnoidalraum: äußerer Liquorraum zwischen den beiden Hirnhäuten Arachnoidea und Pia
Fachbegriffe
A. basilaris: wörtlich: „Basisschlagader“
Anastomose: „Querverbindung“; anastomoun (griech.): Mündung öffnen; -osis, (griech.): Vorgang oder Zustand
Circulus arteriosus: ringförmige Gefäßverbindungen an der Hirnbasis; circulus (lat.): kleiner Kreis; arteriosus (lat.): aus Arterien gebildet
Media die mittlere (lat.): dieser Begriff wird sowohl für die A. cerebri media (mittlere Hirnarterie) als auch für die mittlere der drei Schichten einer Gefäßwand verwendet
Willisii: Genitiv des Eigennamens Willisius (lat. Form von Willis)
•
die aus der A. basilaris hervorgehende rechte und linke A. cerebri posterior
•
der Übergang der A. carotis interna in die A. cerebri media, die den Verlauf fortsetzt (rechts und links)
•
die rechte und linke A. communicans Arteria:communicans posteriorposterior, die auf jeder Seite die A. cerebri posterior mit dem Übergang der A. carotis interna in die A. cerebri media verbindet
•
die unpaare A. communicans anterior, die die rechte und linke A. cerebri anterior, die jeweils am sog. Karotis-T aus der A. carotis interna abgehen, miteinander verbindet.
2.2
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
2.2.1
Pathophysiologie der Hirndurchblutung
Fachbegriffe
Hypoglykämie: Unterzuckerung; hypo- (griech.): unten, darunter; glykys (griech.): süß, Zucker betreffend; -ämie: im Blut; haima (griech.): Blut
Insulin: Hormon der Bauchspeicheldrüse mit blutzuckersenkender Wirkung; wird bei bestimmten Formen der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) gespritzt
Kollaps collapsus (lat.): Zusammenbruch; vgl. kollabieren
Koma (griech.): tiefer Schlaf, lang anhaltende Bewusstlosigkeit
Synkope sygkope (griech.): hier: kurzer Bewusstseinsverlust; wörtlich: Zusammenschlagen
vaskulär (lat.): die Blutgefäße betreffend; vas (lat.): Gefäß
Zerebro-: zum Gehirn (cerebrum) gehörend
Fachbegriffe
Anoxie: Fehlen von Sauerstoff; an- (griech.): nicht
Hypoxie: Sauerstoffmangel; hypo- (griech.): unten, darunter; -oxie von oxygenium (lat.): Sauerstoff; -ie: Zustand
Infarkt: Absterben eines Gewebestücks (infolge unzureichender Blutversorgung bei Gefäßverschluss); infarcire (lat.)
Ischämie: Unterbrechung der Blutzufuhr; ischein (griech.): Hemmen, Zurückhalten; -ämie: bezogen auf Blut; haima (griech.): Blut
2.2.2
Differenzierung des Begriffs „Schlaganfall“
Fachbegriffe
apoplektisch: mit einem Schlaganfall in Verbindung stehend
Apoplex, Apoplegie apoplexia (griech.): Schlaganfall, Gehirnschlag, Schlagfluss; apo- (griech.): von, weg (ausgehend von); plege (griech.): Schlag
hämorrhagisch: mit Blutungen in Verbindung stehend; haimorrhagia (griech.): Blutfluss, Blutsturz
Insult insultus (lat.): Anfall
stroke (engl.): Schlag(anfall)
Subarachnoidalraum: äußerer Liquorraum zwischen den beiden Hirnhäuten Arachnoidea und Pia; sub (lat.): unter
•
Unter einem ischämischen Hirninfarkt („weißer Infarkt“) ist ein umschriebener Gewebeuntergang im Gehirn – verbunden mit Funktionsstörungen – als Folge einer Durchblutungsstörung oder -unterbrechung (zerebrale Ischämie) zu verstehen; hämorrhagisch („rote Infarkte“) können diese sekundär werden, wenn es im ursprünglichen (ischämisch bedingten) Infarktgebiet als Folge des Gewebsuntergangs (teilweise auch der Lysebehandlung, Kap. 2.2.4, Therapie des ischämischen Hirninfarkts) zu Einblutungen kommt.
•
Bei einem spontanen Blutungsereignis kommt es ebenfalls zu Gewebeuntergang und Funktionsstörungen – diese sind jedoch durch Blutungen innerhalb des Gehirns (Hirnblutungen) oder durch Blutungen in den Subarachnoidalraum bedingt.
2.2.3
Epidemiologie des Schlaganfalls
Klinischer Bezug
Schlaganfall bei Kindern
Fachbegriffe
Letalität: Sterblichkeit, Zahl der Todesfälle im Verhältnis zur Zahl der Erkrankten; letum (lat.): Tod; letalis (lat.): zum Tode führend (Kap. 1.1.2)
Klinischer Bezug
Sprachtherapie nach Schlaganfall
2.2.4
Ischämische Hirninfarkte
Ätiologie und Risikofaktoren
-
•
Alter: das Risiko steigt mit zunehmendem Alter
-
•
Geschlecht: Männer sind etwas häufiger betroffen; allerdings haben Frauen durchschnittlich eine höhere Lebenserwartung
-
•
erbliche Veranlagung: genetische Disposition, besonders für die unter „modifizierbare Faktoren“ aufgeführten Erkrankungen bzw. wenn bereits ein Schlaganfall oder mehrere Ereignisse dieser Art in der Familie aufgetreten sind.
-
•
Vorhofflimmern: Vorhofflimmernhäufige Herzrhythmusstörungen, die für die Bildung von Blutgerinnseln im linken Herzvorhof verantwortlich sind, die wiederum einen Schlaganfall auslösen können; hier ist die Gabe von „blutverdünnenden“ Medikamenten erforderlich, die die Blutgerinnung hemmen; Risikoerhöhungsfaktor: × 10
-
•
BluthochdruckBluthochdruck: normal sind Werte bis maximal 130/85 mmHg; schädigt die Wände der Blutgefäße und fördert die Arteriosklerose; Risikoerhöhungsfaktor: × 6
-
•
Zigarettenrauchen: Nikotin verengt die Blutgefäße und steigert den Blutdruck; weitere Inhaltsstoffe des Tabakrauchs schädigen die Wände der Blutgefäße und fördern somit ebenfalls die Arteriosklerose; bei Frauen wird die schädigende Wirkung erhöht, wenn gleichzeitig Kontrazeptiva (empfängnisverhütende Medikamente) genommen werden; Risikoerhöhungsfaktor: × 2–4
-
•
Diabetes mellitus: Zuckerkrankheit; zu hohe Blutzuckerwerte greifen die Wände der Blutgefäße an und führen dadurch zur Arteriosklerose; der Blutzucker sollte nüchtern 110 mg/dl, 2 Stunden nach der Mahlzeit 130 mg/dl nicht überschreiten; Risikoerhöhungsfaktor: × 2–3
-
•
Störungen des FettstoffwechselFettstoffwechsels: zu hohe Werte an Neutralfetten, Gesamtcholesterin und LDL-LDL-CholesterinCholesterin, zu niedrige Werte an HDL-HDL-CholesterinCholesterin führen zu Fettablagerungen in der Wand der Blutgefäße und begünstigen die Entstehung einer Arteriosklerose; Risikoerhöhungsfaktor: × 2
-
•
Bewegungsmangel: Bewegung und Training halten Blutgefäße elastisch, verbessern die Blutfettwerte und senken den Blutdruck
-
•
Übergewicht: falls dieses zu Bluthochdruck und Diabetes mellitus führt
-
•
Alkohol: nur in großen Mengen.
Fachbegriffe
Arteriosklerose, Atherosklerose: Arterien- bzw. Schleimverhärtung („Arterienverkalkung“); arteria (lat.): Schlagader; athere- (griech.): Schleim (Ablagerung in und an Gefäßwänden); -sklerose (griech.): Verhärtung
Diabetes mellitus: Zuckerkrankheit; von Diabetes (griech.): verstärkte Ausscheidung (von Harn) und mellitus (lat.): honigsüß (wegen des Zuckergehalts im Urin)
LDL-, HDL-Cholesterin: LDL und HDL sind Abkürzungen für Transportproteine des Cholesterins; LDL: Low-Density-Lipoprotein; HDL: High-Density-Lipoprotein; lipoprotein (engl.): Verbindung aus Fett (lipo) und Eiweiß (protein); high/low density (engl.): hohe/niedrige Dichte (physikalische Eigenschaft der Lipoproteine)
Arteriosklerose: Entstehung
Fachbegriffe
Intima (lat.): die innerste Haut/Schicht eines Blutgefäßes; bestehend aus Plattenepithel (Endothel)
Lumen (lat.) hier: Hohlraum eines röhrenförmigen oder hohlen Organs; wörtlich: Licht
Makrophagen: zur Phagozytose (Verdauen von Zellen) befähigte weiße Blutzellen; makros (griech.): groß; phagein (griech.): Fressen
Media (lat.): die mittlere Haut/Schicht eines Blutgefäßes; bestehend aus glatter Muskulatur und elastischen Fasern
Pathogenese: Gesamtheit aller Faktoren, die zur Entstehung einer Krankheit beitragen; genesis (lat.): Entstehung; pathos (griech.): Leiden, Schmerz
Plaque (franz.): Verdickung
Arteriosklerose: Folgen für die Hirndurchblutung
1.
im Bereich der Stenose entsteht plötzlich ein Verschluss, der zur Minderdurchblutung (Abb. 2.4) oder gar zum Infarkt eines dahinter liegenden (abhängigen) großen Areals führt (falls es keine Kompensation über andere Abgänge des Circulus arteriosus Willisii gibt)
2.
im Bereich der Stenose lösen sich aus rauen Bezirken der arteriosklerotischen Plaques kleine Thromben oder Emboli, die dann weiter in die dahinter liegende Blutstrombahn gelangen und dort Mangeldurchblutungen (ischämische Situationen) hervorrufen, die chronisch werden können.
Fachbegriffe
Embolie embole (griech.): Verstopfung eines Blutgefäßes durch einen Embolus; wörtlich: Eindringen
Embolus embolos (griech.): Pfropf
Stenose stenosis (griech.): Verengung
Thrombose thrombosis (griech.): Bildung eines Blutpfropfs
Thrombus (lat.), thrombos (griech.): Blutpropf; evtl. mit Tumorzellen, Fett oder Luft
Klinischer Bezug
Embolie/Thrombose
Klinischer Bezug
Lungenembolie
Einteilung der ischämischen Infarkte nach dem zeitlichen Verlauf
TIA
Fachbegriffe
Aphasie aphasia (lat.) wörtlich: Sprachlosigkeit; meist in der Definition „erworbene Sprachstörung, verursacht durch eine Schädigung der sprachdominanten Hirnhälfte“, verwendet
Ischämie: Unterbrechung der Blutzufuhr; ischein (griech.): Hemmen, Zurückhalten; -ämie: bezogen auf Blut; haima (griech.): Blut
transitorisch transitorius (lat.): vorübergehend
•
meist halbseitige Muskelschwäche bis Muskelschwächezur Lähmung im Gesicht, in Armen und Beinen
•
Störungen der Sprachproduktion und/Sprachproduktionoder des Sprachverständnisses (SprachverständnisAphasie, Kap. 2.2.4), evtl. in Verbindung mit Störungen beim Lesen, Rechnen oder Schreiben
•
Sehstörungen bis zur vollständigen, vorübergehenden Erblindung auf einem Auge; Auftreten von Doppelbildern; Gesichtsfeldausfälle
•
Störungen des Gleichgewichts (GleichgewichtsstörungenDrehschwindel, DrehschwindelGangunsicherheit)
•
Gangunsicherheitmeist halbseitige Gefühlsstörungen in GefühlsstörungenArmen und Beinen.
progressive stroke (RIND, PRIND, progredienter/progressiver Hirninfarkt)
complete stroke (vollendeter, abgeschlossener, kompletter Hirninfarkt)
Klinischer Bezug
Plastizität des Gehirns
Einteilung der ischämischen Infarkte nach der Lokalisation
Makroangiopathie
Fachbegriffe
Angiopathie: Erkrankung der Blutgefäße, aggeion (griech.): Blutgefäß; pathos (griech.): Leiden
hämodynamisch: die Bewegung des Blutes betreffend; dynamike (griech.): Bewegung; haima (griech.): Blut
Kollateralisierung: Ausmaß an Querverbindungen (Anastomosen) zwischen benachbarten Blutgefäßen; collateralis (lat.): seitlich
Lakune lacuna (lat.): Loch, unregelmäßig begrenzter Hohlraum
Makroangiopathie: Erkrankung der großen Blutgefäße; makros (griech.): groß
Mikroangiopathie: Erkrankung der kleinen Blutgefäße; mikros (griech.): klein
Territorium (lat.) hier: Versorgungsgebiet einer Arterie; terra (lat.): Erde; wörtlich: zu einer Stadt gehörendes Ackerland
1.
Territorialinfarkte: SieTerritorialinfarkte entstehen, wenn in einer der großen, das Gehirn versorgenden Arterien durch eine Thrombose oder eine Embolie ein Verschluss auftritt, der zu einem meist keilförmigen Infarktgebiet im Versorgungsterritorium hinter der verschlossenen Arterie führt (Abb. 2.6a). Die Größe des Territorialinfarkts hängt u. a. davon ab, welcher Arterienabschnitt betroffen ist, und wie gut und funktionsfähig die Kollateralisierung des betroffenen Territoriums im Übergangsbereich zu anderen, von nicht betroffenen Arterien versorgten Hirnabschnitten ist. Kollateralisierung Kollateralisierungbeschreibt hier die Ausbildung von Arterienanastomosen (Kap. 2.1) zwischen benachbarten Versorgungsgebieten.
2.
Hämodynamische Infarkt:hämodynamischerInfarkte: Hinter ausgeprägten Stenosen der großen Hirnarterien kommt es meist zu einem Blutdruckabfall. Dieser ist für die Blutversorgung der direkt hinter der Stenose liegenden Hirnabschnitte noch nicht kritisch. In weit hinter der Stenose liegenden Hirnarealen (Endstromgebiet, vergleichbar mit den „letzten Wiesen“ in einem Bewässerungssystem) oder bei benachbarten Stenosen in den Hirnarealen zwischen den Versorgungsgebieten (Zwischenzonen) kommt es aus hämodynamischen Gründen zu Infarkten (Endstrom- bzwInfarkt:Endstrom-. Grenzzoneninfarkte; Abb. 2.6b).
Mikroangiopathie
Gefäßsyndrome
A. cerebri media („Mediasyndrom“)
1.
brachiofazial betontes sensomotorisches Hemisyndrom rechts (kontralateral)
2.
Aphasie, evtl. Dyslexie (Alexie), Akalkulie, Dysgrafie (Agrafie) und Apraxien (siehe nachfolgender Kasten)
3.
evtl. Gesichtsfeldausfälle (Hemianopsie).
Fachbegriffe
A-/Dys: Im Zusammenhang mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen werden die griechischen Vorsilben „A“ und „Dys“ verwendet – leider fälschlicherweise häufig synonym. „A“ (griech.) bedeutet „nicht, fehlend“, „Dys“ (griech.) bedeutet „schlecht, gestört, krankhaft“. Allerdings ist in Bezug auf Lese- und Schreibstörungen (mit Ausnahme des Begriffs „reine Alexie“) die Verwendung der Vorsilbe „Dys“ gebräuchlicher (also Dyslexie, Dysgrafie), ansonsten die Verwendung der Vorsilbe „A“ (also: Aphasie, Apraxie, Ataxie). Von der Logik her müsste die Verwendung der Vorsilbe „A“ für den vollständigen Ausfall einer Funktion reserviert bleiben, was sicher nur in den seltensten Fällen zutrifft.
Agraphie: wörtlich „Schreibunfähigkeit“ (von agraphos, griech.: „das Ungeschriebene“); Unfähigkeit zu schreiben, obwohl dies verstandesmäßig möglich wäre und auch die Motorik der Hand nicht eingeschränkt ist
Akalkulie: wörtlich „Rechenunfähigkeit“ (von calculare, lat.: berechnen); erworbene Störung der Rechenfähigkeit (Dyskalkulie bei Kindern ist eine Entwicklungsstörung im Umgang mit arithmetischen Fragestellungen bei ansonsten normal entwickelter Intelligenz)
Alexie: wörtlich „Leseunfähigkeit“ (von lexis, griech.: Sprechen, Rede, Wort); erworbene Störung der Lesefähigkeit ohne Einschränkung der Fähigkeit zu hören oder zu sehen
Aphasie aphasia (lat, griech.): wörtlich „Sprachlosigkeit“; erworbene Störung in der Sprachverarbeitung bzw. im Sprachgebrauch, zurückzuführen auf spezielle Hirnschädigungen
Apraxie: apraxia (griech.): wörtlich „Untätigkeit“, durch zentrale Störung bedingte Unfähigkeit zu zweckmäßigen Bewegungen bei ansonsten intakter Motorik
Dysarthrie: durch Gehirn- und Nervenschädigungen erworbene Störungen der Sprechmotorik (schwerste Form: Anarthrie), die meist mit Stimmstörungen und Störungen der Atmung verbunden sind (Dysarthrophonie, Dys-arthropneumo-phonie); -arthroun (griech.): gliedern, flüssig sprechen
Dysphagie: Störungen des Schluckens; phagein (griech.): fressen, schlucken
Dysphonie: Stimmstörung; phone (griech.): Ton, Stimme
Fachbegriffe
brachiofazial: auf Seiten des Arms und Gesichts; brachium (lat.): Oberarm; facies (lat.): Gesicht
bulbär: auf den Hirnstamm (lat. bulbus) bezogen
Hemianopsie: halbseitiger Gesichtsfeldausfall; an- (griech.): nicht; ops (griech.): Auge
Hemiparese: halbseitige Muskelschwäche oder unvollständige Lähmung; paresis (griech.): Erschlaffen
Hemiplegie: halbseitige Muskellähmung durch ein plötzliches Ereignis (Schlaganfall); plege (griech.): Schlag; anstelle des Begriffs „Plegie“ wird auch die Bezeichnung „Paralyse“ verwendet; paralysis (griech.): Auflösung, vollständige Lähmung
Hemisyndrom: Halbseitensyndrom; hemi (griech.): halb; syndrome (griech.): gleichzeitiges Auftreten verschiedener Krankheitszeichen
kontralateral: auf der gegenüberliegenden Seite; contra (lat.): gegen; lateralis (lat.): seitlich
Lateralisierung (Lateralisation) des Gehirns: damit bezeichnet man den Befund, dass bestimmte Aufgaben des Gehirns im Wesentlichen nur in einer der beiden Hirnhälften (rechts oder links) bzw. Teilen davon ausgeführt werden
supra (lat.): oberhalb
1)
Klinischer Bezug
Dysarthrie, Dysarthrophonie, Dysarthropneumophonie
1.
es kann der Tonus verändert sein – bei einer Verringerung (Hypotonie) wird eine schlaffe Dysarthrie, bei einer Erhöhung (Hypertonie) eine spastische Dysarthrie beobachtet
2.
bei Vorliegen einer Ataxie (z. B. Kap. 6.4) spricht man von einer ataktischen Dysarthrie
3.
bei einer krankhaften Verzögerung oder Beschleunigung von Bewegungsabläufen (Dyskinesien, mehrere Beispiele in Kap. 6, z. B. Morbus Parkinson, Kap. 6.3.2) werden dyskinetische Dysarthrien beschrieben.
Klinischer Bezug
Schlaffe/spastische Lähmung und periphere/zentrale Lähmung
Klinischer Bezug
Dysphagie
Fachbegriffe
Anästhesie: wörtlich: das Ausschalten des Empfindungsvermögens
Hemihypästhesie, -anästhesie: halbseitig verminderte (-hypästhesie) bzw. fehlende (-anästhesie) sensible Empfindung, teilweise auch verbunden mit Missempfindungen (Kribbeln); hemi- (griech.): halb; hyp(o)- (griech.): unter, vermindert; aisthesis (griech.): Empfindungsvermögen
2)
Klinischer Bezug
Aphasien
•
Broca-Aphasie:BrocaAphasie (nach dem frz. Neurologen Broca): „motorische Aphasie“; weitestgehend fehlende Spontansprache, Sprechen nach Aufforderung mühsam und abgehackt, Sprechen im Telegrammstil, stark eingeschränkte Grammatik (Leitsymptom: Agrammatismus), Umstellungen oder Auslassungen von Lauten und Silben, leichte Störungen im Sprachverständnis; ausgeprägtes Störungsbewusstsein
•
Wernicke-Aphasie:WernickeAphasie (nach dem dt. Neurologen Wernicke): „sensorische Aphasie“; gut artikulierte Spontansprache, oft überschießende Sprachproduktion mit zahlreichen unverständlichen Wortentstellungen und grammatischen Fehlern (Leitsymptom: Paragrammatismus), erhebliche Beeinträchtigung des Sprachverständnisses; oftmals nur geringes Störungsbewusstsein
•
Globale Aphasie:globaleAphasie (schwerste und häufigste Aphasieform): Kombination aus Broca- und Wernicke-Aphasie mit schwersten Störungen sowohl der motorischen Sprachproduktion als auch des Sprachverständnisses; Patienten sprechen nicht mehr oder nur in mühsam hervorgebrachten, kaum verständlichen Wortfragmenten
•
Amnestische Aphasie:amnestischeAphasie (Amnesie: Gedächtnisschwund): hauptsächlich eine Störung des Benennens und der Wortfindung; Verwendung von Ersatzstrategien für nicht abrufbare Begriffe; Sprachverständnis, motorische Sprachproduktion und Grammatik kaum gestört.
•
Alexie/Dyslexie: in diesem Zusammenhang (Schlaganfall) erworbene (es gibt auch andere Ursachen) AlexieLesestörungen, d. h. Verlust bzw. Störung der Lesefähigkeit ohne Einschränkungen des Sehens und/oder Hörens; meist wird auch bei vollständigem Verlust der Lesefähigkeit der Begriff Dyslexie (und nicht Alexie) verwendet
•
Agraphie/Dysgraphie (auch: Agrafie/Dysgrafie): erworbene AgrafieSchreibstörungen (einzelne Buchstaben, ganze Wörter) bei im Prinzip erhaltener Handmotorik (aber auch hier können natürlich durch den Schlaganfall Störungen auftreten) und erhaltenen geistigen Fähigkeiten (für weitere Details: Steffensmeier 2009, Stadie, Schröder 2010)
•
Akalkulie/Dyskalkulie: in diesem Zusammenhang (Schlaganfall) erworbene AkalkulieSchwierigkeiten beim Rechnen
•
Apraxien: StörungenApraxie der Bewegungsausführung, wobei definitionsgemäß die motorischen Fähigkeiten erhalten sind (es gibt jedoch auch Kombinationen mit Dysarthrie); man unterscheidet im Fall des Mediasyndroms die sprachtherapeutisch relevante fazio-bukko-linguale Apraxie (meist Apraxie, fazio-bukko-lingualeverbunden mit einer Sprechapraxie) von der Apraxie der oberen Extremität.
Klinischer Bezug
Sprechapraxie
•
Gedächtnis- (Amnesie) und Merkfähigkeitsstörungen: diese können sich sowohl auf Erlebnisse beziehen, die in der Vergangenheit des Patienten vor dem Schlaganfall stattgefunden haben, als auch auf Schwierigkeiten, in der Rehabilitationsphase Neues zu erlernen.
•
Aufmerksamkeitsstörungen: die Aufmerksamkeit ist eine höhere Hirnfunktion, bei der ein Teil unseres bewussten Wahrnehmens z. B. einer Person, einem Objekt oder einem Lernvorgang gewidmet wird; entsprechende Störungen können sich u. a. auch in einer sprachtherapeutischen Behandlung von Schlaganfallpatienten als problematisch erweisen.
•
Auch weitere kortikale Defizite wie Orientierungs- und Wahrnehmungsstörungen (z. B. Neglect), Erkennensstörungen (z. B. des eigenen Krankheitsgeschehens) und Verhaltensstörungen können die Therapiesituation beeinflussen oder beeinträchtigen.
Fachbegriffe
Amnesie (griech. amnesia): Gedächtnisverlust
fazio-bukko-lingual: Gesicht (lat. facies), Wange (lat. bucca) und Zunge (lat. lingua) betreffend
kortikal von cortex (lat.): Rinde, Hirnrinde
Neglect (lat. neglegere: nicht wissen, vernachlässigen), hier: Störungen z. B. nach einem Schlaganfall, wodurch es Schwierigkeiten gibt, die jeweils gegenüberliegende Hälfte der Außenwelt oder des eigenen Körpers zu erkennen (teilweise auch mit motorischen Einschränkungen); sollte nicht mit Gesichtsfeldeinschränkungen (durch Hemianopsie = Hemineglect) verwechselt werden; Hemi- (griech): halb
A. cerebri anterior („Anteriorsyndrom“)
•
Arteria:cerebri anteriorAnteriorsyndrombeinbetontes sensomotorisches Hemisyndrom, selten HemisyndromHemisyndrommit Einbeziehung von Teilen der oberen Extremität
•
neuropsychologische Ausfälle wie Teilnahmslosigkeit und Willensschwäche, bei linksseitigem Anteriorsyndrom evtl. Mutismus und Broca-MutismusAphasie
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Harn-Stuhl-Inkontinenz.
A. cerebri posterior („Posteriorsyndrom“)
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PosteriorsyndromArteria:cerebri posteriorGesichtsfeldausfälle und andere Sehstörungen
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SehstörungenSehstörungenneuropsychologische Ausfälle: Gedächtnisverlust, visuelle Wahrnehmungsstörungen, Verwirrung, bei linksseitigem Posteriorsyndrom selten Dyslexie und Wernicke-Aphasie
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sensible Halbseitenausfälle.
A. carotis interna
Fachbegriffe
Amaurosis fugax: flüchtiger Sehverlust; amauros (griech.): blind; fugax (lat.): flüchtig
Ataxie ataxia (griech.): Verwirrung, Unordnung; wörtlich: weg (a-) vom Ziel (taxis)
Diadochokinese: Fähigkeit der schnellen Ausführung rasch alternierender (einander entgegengesetzter) Bewegungen; diadochos (griech.): abwechselnd; -kinesis (griech.): Bewegung
Mutismus: Stummheit, Verstummen, psychogenes Schweigen; mutus (lat.): stumm
retinal: zur Netzhaut gehörig; retina, rete (lat.): Netz
Singultus (lat.): Schluckauf
Wallenberg: Eigenname (dt. Neurologe)
zerebellär: zum Kleinhirn (lat. cerebellum) gehörend
A. vertebralis, A. basilaris (Hirnstamm- und Kleinhirninfarkte)
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KleinhirninfarkteInfarkt:Kleinhirn-Infarkt:Hirnstamm-HirnstamminfarktArteria:vertebralisArteria:basilarisAtaxie
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AtaxieDrehschwindel, Gangstörungen, Fallneigung (drop attacks)
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Seh- und Blickstörungen
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sensorische und motorische Ausfallerscheinungen im Bereich der Hirnnerven mit Dysarthrophonie und Dysphagie
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DysphagieDysphagieAtmungsstörungen
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AtmungsstörungenBewusstseinsstörungen.
Diagnostik des ischämischen Hirninfarkts
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Anamnese und Feststellung der neurologischen Ausfälle
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bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT, Kap. 8.4.1 Computertomografie; diese zeigt jedoch oft erst nach einigen Stunden oder wenigen Tagen das volle Infarktgeschehen an); Magnetresonanztomografie (MRT, Kap. 8.4.2)
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Ultraschalluntersuchungen mit der UltraschalluntersuchungenDopplersonografietechnik (Kap. 8.4.5)
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Angiografie (Kap. 8.4.5); wird immer häufiger durch Doppleruntersuchungen ersetzt
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Herzdiagnostik (EKG u. a.) zur Abklärung von Herzerkrankungen als Ursache für Embolien.
Therapie des ischämischen Hirninfarkts
Fachbegriffe
Lysetherapie: Behandlung durch enzymatische Auflösung eines Blutpfropfs (Thrombolyse); lysis (griech): Lyse, Auflösung
Prophylaxe prophylaxis (griech.): Vorbeugung
Rehabilitation rehabilitatio (lat.): Wiederherstellung
Rezidiv: Rückfall einer überstandenen Krankheit; recidivus (lat.): wiederkehrend
Sepsis (griech.): Blutvergiftung
Thrombozytenaggregationshemmer: Medikamente, die die Verklumpung (Aggregation) von Blutplättchen (Thrombozyten) hemmen, um unerwünschte Vergrößerung von Thromben in Arterien zu unterbinden; Aggregation (lat. aggregatio): das Zusammenhäufen
Klinischer Bezug
Marcumar®
2.2.5
Spontane intrazerebrale Blutungen
Fachbegriffe
Ätiologie ätiologia (lat.), aitiologia (griech.): Lehre von den Krankheitsursachen
intrazerebral: innerhalb des Gehirns; intra (lat.): innen; cerebrum (lat.): Gehirn
Ödem oidema (griech.): Schwellung
Trauma (griech.): Wunde, Verletzung, Schock; Plural: Traumata, Traumen
Epidemiologie und Ätiologie
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Bluthochdruck
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Amyloidablagerungen (bei Hirnblutung:AmyloidablagerungenAlzheimerpatienten, Kap. 6.2.3)
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Gefäßmissbildungen (bei jüngeren Patienten)
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Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Fachbegriffe
Amyloid: stärkeähnliches Protein; amylon (griech.): Stärkemehl
Anastomose: Kurzschluss- oder Querverbindung zwischen Gefäßen; anastomoun (griech.): eine Schleuse öffnen
Aneurysma (griech.): Erweiterung; Plural: Aneurysmata, gebräuchlicher ist der Begriff „Aneurysmen“
Angiopathie: Gefäßerkrankung; aggeion (griech.): Gefäß; pathos (griech.): Leiden, Krankheit
Hypertension: Hochdruck, Bluthochdruck; hyper- (griech.): hoch, zu hoch; tensio (lat.): Spannung
Mikroaneurysmen: kleine Erweiterungen
Plaque (franz.): Verdickung
Symptomatik
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TriasKopfschmerzen
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Bewusstseinsstörungen von der Benommenheit bis zum Koma
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fokaler Ausfall mit fokaler AusfallLähmungserscheinungen, Sprach- und Sprechstörungen, Schluck-, Seh-, Gedächtnis-, Koordinationsstörungen u. a.
Fachbegriffe
fokal: auf einen bestimmten Ort bezogen; focus (lat.): Brennpunkt, Herd
Tinnitus (lat.): Ohrgeräusche; wörtlich: Ohrgeklingel
Trias (lat.): Dreiheit; hier: Gruppe von drei charakteristischen Symptomen
Diagnostik
Therapie und Prognose
Klinischer Bezug
PEG-Sonde
Fachbegriffe
Endoskop: starres oder flexibles Gerät zur Untersuchung z. B. von Körperhohlräumen, u. a. mit Lichtquelle, Kamera, Instrumenten zur Gewebeentnahme versehen; endo (griech.): innen; skopein (griech.): betrachten
endoskopisch: mithilfe eines Endoskops
Gastroskop: Gerät zur Magenspiegelung
Gastrostomie: künstliche Magenöffnung; gaster (lat.): Magen; stoma (griech.): Mund, Mündung
perkutan: durch die Haut hindurch; per (lat.): durch; cutis (lat.): Haut
2.2.6
Subarachnoidalblutungen
Fachbegriffe
Aneurysma (griech.): Erweiterung; Plural: Aneurysmata, gebräuchlicher ist der Begriff „Aneurysmen“
Arachnoidea: Spinnwebhaut; arachne (griech.): Spinne
pia (lat.): fromm, weich; Femininform von pius
Liquor cerebrospinalis (lat.): Hirn-, Rückenmarkswasser; liquor (lat.): Flüssigkeit
sub- (lat.): unter
Ätiologie
Symptomatik und Komplikationen
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akute und extreme Kopf- und Kopfschmerzen, Donnerschlag-Nackenschmerzen, „Donnerschlagkopfschmerz“, „Vernichtungskopfschmerz“
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Bewusstseinseintrübung bei jedem 2. Patienten, teilweise bis zu Bewusstlosigkeit bzw. Koma
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Nackensteife (Meningismus, Kap. 4.1.1).
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Nachblutungen (Rezidivblutungen), die häufig innerhalb der ersten Tage nach der Erstblutung auftreten
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Gefäßkrämpfe innerhalb der ersten 14 Tage nach der Blutung (etwa bei jedem 2. Patienten), die zur Verengung anderer Hirnarterien und in der Folge zu ischämischen Infarkten führen
•
Hydrozephalus (Kap. 3.3) innerhalb der ersten drei Wochen nach der Blutung; durch das ausgetretene Blut kann es zu Zirkulations- und Abflussstörungen des Liquor cerebrospinalis und damit zu lebensbedrohlich steigendem Hirndruck kommen.
Fachbegriffe
Hydrozephalus: Wasserkopf; hydor (griech.): Wasser; kephale (griech.): Kopf
Koma (griech.): durch keine äußeren Reize zu unterbrechende tiefe Bewusstlosigkeit; wörtlich: tiefer Schlaf
Meningismus: Symptome, die einer Hirnhautentzündung (Meningitis) ähneln; meninx (lat.): Hirnhaut
Rezidiv: Rückfall einer (gerade) überstandenen Krankheit; recidere (lat.): wiederkommen
Ruptur ruptura (lat.): Riss
TIA: Transitorische ischämische Attacke
Diagnostik
Therapie
Fachbegriffe
clipping: von to clip (engl.): abschneiden
coiling: von to coil (engl.): aufwickeln
Katheter (lat., griech.): Sonde (Röhrchen oder Schlauch zum Einführen in Hohlorgane)
wrapping: von to wrap (engl.): einwickeln, umhüllen
2.3
Epi- und Subduralblutungen
Fachbegriffe
Dura (mater): harte Hirnhaut; dura (lat.): hart; Femininform von durus; mater (lat.): Haut, Umhüllung
Epiduralraum: Spaltraum zwischen Schädelknochen und Dura; epi (griech.): darüber
Hämatom: Bluterguss; haima (griech.): Blut; -om(a) (griech.) : Geschwulst, Ansammlung
Subduralraum: Spaltraum zwischen Dura und Arachnoidea; sub- (lat.): unter
Trepanation: operative Schädelöffnung mit dem Drillbohrer; trypanon (griech.): Trepan
2.3.1
Epiduralblutung
2.3.2
Subduralblutung
2.4
Schädeltrauma und Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
2.4.1
Schädelprellung und Schädelfraktur
Fachbegriffe
Atrophie atrophia (lat.): Auszehrung, Organschwund
Fraktur fractura (lat.): Bruch, Knochenbruch
Hämatom: Bluterguss; haima (griech.): Blut; -om(a) (griech.): Geschwulst, Ansammlung
(Schädel)kalotte (frz. calotte): Schädeldach ohne Schädelbasis
Läsion laesio (lat.): Verletzung, Schädigung
Monokel monocle (frz.): Einglas, „Brille“ für nur ein Auge; monos (griech.): allein; oculus (lat.): Auge
posttraumatisch: nach einem Trauma; post- (lat.): nach
Trauma (griech.): Wunde, Verletzung, Schock
2.4.2
Hirntraumata
Klassifizierung von Schädel-Hirn-Traumata (SHT)
Fachbegriffe
cerebri (lat.): des Gehirns; Genitiv von cerebrum: Gehirn
Commotio (lat.): Erschütterung; im dt. Sprachgebrauch: Kommotio(n)
Contusio (lat.): Quetschung, im dt. Sprachgebrauch: Kontusio(n)
Klinischer Bezug
Koma, Glasgow-Coma-Scale (GCS)
•
1 Punkt: keine Reaktion auf Ansprache
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2 Punkte: Lautäußerung vorhanden, aber unverständlich
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3 Punkte: Äußerung inadäquat („Wortsalat“)
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4 Punkte: Patient desorientiert, aber kommunikationsfähig
•
5 Punkte: Patient orientiert und kommunikationsfähig.
Hirntrauma mit Kommotionssyndrom
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Bewusstlosigkeit mit einer BewusstlosigkeitBewusstlosigkeitDauer von einigen Minuten bis zu einer Stunde
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Erinnerungsstörungen (Amnesie), betreffen Amnesiedas Trauma selbst, meist einen begrenzten Zeitraum danach und manchmal eine kurze Zeit vor dem Ereignis
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Schwindel, Übelkeit und Erbrechen durch Erschütterung des Innenohrs
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Atem- und Kreislaufstörungen durch den Schock.
Hirntrauma mit Kontusionssyndrom
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Bewusstlosigkeit mit einer Dauer von mehr als einer Stunde; in der Folge je nach Schwere der Läsion sind Koma (in KomaKomaKomaKomaKomaEinzelfällen jahrelang) oder Phasen mit wechselnder Orientierung und Klarheit des Bewusstseins möglich; Beurteilung des Bewusstseinszustands mit der Glasgow-Coma-Scale (GCS, siehe Glasgow-Coma-ScaleGlasgow-Coma-ScaleKasten „Koma; Glasgow-Coma-Scale“)
•
fokale Ausfälle im Bereich fokaler Ausfallder Verletzung; sog. Herdsymptome, z. B. Lähmungen, Sensibilitätsstörungen, Aphasie (Kap. 2.2.4, Kasten „Aphasien“) u. a.
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epileptische Anfälle kurz nach epileptische AnfälleAnfälle:epileptischedem Trauma; keine Anfälle in der Anamnese (Kap. 3.5)
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traumabedingte Psychosen und andere Psychose, traumabedingtpsychische Störungen nach dem Aufklaren; z. B. Verwirrung, Halluzinationen, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen, Störungen des Lernens, der Konzentration und des Gedächtnisses.
Fachbegriffe
Amnesie: Gedächtnisschwund, Erinnerungslosigkeit; a- (griech.): nicht; mnesis (griech.): Erinnern
Koma (griech.): lang anhaltende Bewusstlosigkeit; wörtlich: tiefer Schlaf
Psychose psychosis (lat.): seelische Störung oder Krankheit
Zusammenfassung
Das Gehirn wird durch die jeweils linke und rechte A. carotis interna und die jeweils linke und rechte A. vertebralis mit Blut versorgt. Diese Arterien gelangen durch Öffnungen in der Schädelbasis in den Subarachnoidalraum und verzweigen sich auf der Hirnoberfläche. Die Äste dieser Hirnarterien werden klinisch zum Karotis-Media-Anterior bzw. Vertebralis-Basilaris-Posterior-System zusammengefasst. Im Bereich des Circulus arteriosus Willisii bilden die Systeme Anastomosen aus.
Zerebrovaskuläre Erkrankungen betreffen die Blutversorgung des Gehirns und sind durch eine Verminderung oder Unterbrechung der Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr gekennzeichnet.
Der Schlaganfall (Schlag, Hirnschlag, Apoplex, ischämischer Insult, stroke) stellt einen Oberbegriff für eine neurologische Notfallsituation dar, bei der Teile des Gehirns schlagartig als Folge einer Hirndurchblutungsstörung einen Funktionsverlust erleiden. Ein Schlaganfall ist überwiegend auf einen ischämischen Infarkt, zu einem geringeren Anteil auf eine spontane Hirnblutung oder eine Subarachnoidalblutung zurückzuführen.
Ischämische Infarkte sind ursächlich eng mit der Arteriosklerose und deren Risikofaktoren verbunden. In deren Folge kommt es zu Stenosen, Thrombosen und Embolien der das Gehirn versorgenden Arterien. Ischämische Infarkte können nach ihrem zeitlichen Ablauf (TIA, progressive stroke, vollendeter Infarkt = complete stroke) oder – wie heute meist – nach ihrer Lokalisation (Makro-, Mikroangiopathie) eingeteilt werden. Je nach Lokalisation der Verengung oder des Verschlusses der Hirnarterien kommt es zu charakteristischen Gefäßsyndromen. Aus sprachtherapeutischer Sicht ist vor allem das Mediasyndrom links mit brachiofazial betontem sensomotorischem Hemisyndrom (kontralateral) und neuropsychologischen Ausfällen (vor allem Aphasie) von Bedeutung.
Spontane intrazerebrale Blutungen (Massenblutungen) lassen sich auf Bluthochdruck, Gefäßmissbildungen oder eine Amyloidangiopathie zurückführen. Sie sind durch die Symptomentrias Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen und fokale Ausfälle charakterisiert.
Im Rahmen von Subarachnoidalblutungen (bedingt durch Bluthochdruck oder Gefäßanomalien) tritt arterielles Blut in den Subarachnoidalraum aus. Vor allem durch ihre Komplikationen (Nachblutungen, Gefäßkrämpfe, Hydrozephalus) haben diese meist eine schlechte Prognose.
Epiduralblutungen (epidurale Hämatome) sind traumabedingt; arterielles Blut gelangt in den Epiduralraum; innerhalb kurzer Zeit entwickeln sich durch steigenden Hirndruck eine Bewusstseinseintrübung sowie eine lebensbedrohliche Situation (Trepanation erforderlich). Subduralblutungen (subdurale Hämatome) haben ebenfalls eine traumatische Ursache; hier tritt venöses Blut in den Subduralraum aus. Das akute Subduralhämatom wird ist in der Symptomatik dem Epiduralhämatom ähnlich; das chronische Subduralhämatom wird allerdings oft erst nach längerer Zeit (freies Intervall!) symptomatisch (langsame Hirndrucksteigerung, Epilepsie).
Bei einer Kopfverletzung kann es zu Schädeltraumata (Schädelprellung, Schädelfraktur, evtl. mit Läsionen von Hirnnerven) und/oder Hirntraumata kommen. Man unterscheidet das Hirntrauma mit Kommotionssyndrom (Hirnerschütterung: vorübergehende Bewusstseinsstörung) vom Hirntrauma mit Kontusionssyndrom (Hirnquetschung: Koma, fokale Ausfälle, epileptische Anfälle); in der Regel erfolgt eine Klassifikation nach der Glasgow-Koma-Skala.