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Phaseneinteilungen des Grammatikerwerbs im DeutschenZielgrammatikSätze:komplexeSätze:einfacheNebensätzeMehrwortäußerungenHauptsatzstrukturGrammatikerwerbsphasen:im DeutschenEinwortäußerungen
Phase | Clahsen (1988) | Tracy (2000) | ||
Altersbereich | erworbene Fähigkeiten | Altersbereich | erworbene Fähigkeiten | |
I | 1;0–1;5 | Einwortäußerungen (Vorläufer der Syntax) |
1;0–1;6 | Einwortäußerungen |
II | 1;6–1;11 | Mehrwortäußerungen (Erwerb des syntaktischen Prinzips) |
1;6–1;11 | Mehrwortäußerungen |
III | 2;0–2;5 | morphosyntaktische Vorläuferelemente der Zielgrammatik | ab 2;0 | einfache Sätze, Hauptsatzstruktur |
IV | 2;6–2;11 | morphosyntaktische Elemente der Zielgrammatik | ||
V | 3;0–3;5 | komplexe Sätze | ab 3;0 | Nebensätze |
VI | 3;6–3;11 | Nebensätze |
Klassifikation der Sprachen nach RhythmusmusterSprachen:Klassifikation nach Rhythmusmuster
Betonungstyp | Charakterisierung | Sprachen |
akzentzählend | regelmäßige zeitliche Abfolge betonter Silben; schwach oder unbetonte Wörter werden an ein benachbartes (betontes) Wort angelehnt |
Deutsch, Englisch, Russisch, Niederländisch |
silbenzählend | regelmäßige zeitliche Abfolge der Silben, geringe Differenz von akzentuierten und unakzentuierten Silben | Französisch, Ungarisch, Chinesisch, Türkisch |
morenzählend (Subform von silbenzählend) |
regelmäßige zeitliche Abfolge von Moren; More Dauer einer Silbe aus kurzem Vokal + Konsonant; komplexere Silbe 2 Moren |
Japanisch |
Person-Numerus-Paradigma der regelmäßigen Verben im Präsens und Präteritum (aktiv)
Präsens | Präteritum | ||||
Singular | Plural | Singular | Plural | ||
1. Person | sag-e | sag-en | sag-t-e | sag-t-en | |
2. Person | sag-st | sag-t | sag-t-est | sag-t-et | |
3. Person | sag-t | sag-en | sag-t-e | sag-t-en |
Person-Numerus-Paradigma der regelmäßigen Verben im Präsens und Präteritum (passiv)Verben:Person-Numerus-ParadigmaPerson-Numerus-Paradigma:Verben
Präsens (passiv) | Präteritum (passiv) | ||||
Singular | Plural | Singular | Plural | ||
1. Person | werde gefragt | werden gefragt | wurde gefragt | wurden gefragt | |
2. Person | wirst gefragt | werdet gefragt | wurdest gefragt | wurdet gefragt | |
3. Person | wird gefragt | werden gefragt | wurde gefragt | wurden gefragt |
Erwerbsschritte im Morphologieerwerb (Sprachproduktion)Paradigmen:KomplettierungOppositionen:flexionsmorphologischeBasisparadigmen:Komplettierung
Erwerbsschritt | Altersbereich | Beschreibung |
I: rote learning | 1;0–1;11 | Wortformen werden einzeln erworben und gespeichert; überwiegende Zahl der Wörter nur in einer Form im produktiven Lexikon; auftretende Flexionsformen:
|
II: Erscheinen flexionsmorphologischer Oppositionen | 2;0–2;5 | auftretende Oppositionen:
|
III: Komplettierung von Basisparadigmen | 2;6–2;11 | komplettierte Paradigmen:
|
IV: Komplettierung aufbauender Paradigmen | 3;0–4;11 | komplettiert werden:
|
V: irreguläre Formen + seltene Konstruktionen | 5;0–5;11 | Abbau von Übergeneralisierungen (Erwerb der irregulären Formen)
|
Satztypen
Deklarativ | bild malt. |
Frage/Interrogativ | du nach hause gehen? |
Aufforderung/Imperativ | mama, tür aufmachen! |
Wunsch/Volition | saft haben. |
Grammatische Entwicklung
3.1
Was gehört zur grammatischen Entwicklung?
4
Die verschiedenen Hinweise auf eine genetische Verankerung der menschlichen Sprachfähigkeit implizieren nicht notwendig – wie z. T. unterstellt – die Angeborenheit von sprachlich-strukturellem Wissen.
5
Auch Chomsky nimmt in seinen jüngeren Arbeiten eine stärkere Verknüpfung von sprachlichen mit anderen kognitiven Prozessen an, vgl. Chomsky (2005).
3.2
Die Phasen des Grammatikerwerbs
3.3
Grammatik der Wörter – Wortarten
Silbenschema
onset | nucleus | coda | |
Beispiel: Platz | pl | a | tz |
3.4
Grammatik der Wortveränderungen – Morphologie
3.4.1
Morphologieerwerb
6
die Zahl der Kasus ist bestimmt; jedoch ist ihre Aufeinanderfolge nicht nach Abständen angeordnet, und nur durch einen rein willkürlichen Akt gruppiert der Grammatiker sie lieber auf die eine als auf die andere Weise; für das Bewußtsein der sprechenden Personen ist der Nominativ keineswegs der erste Fall der Deklination und die Glieder können je nach der Sachlage in dieser oder jener Reihenfolge sich einstellen. (Saussure 1967: 151)
7
Es handelt sich dabei um mehrere Kategorieninhalte der syntaktischen Oberflächenstruktur. Studien zur Systematik solcher Fusionen und den oft damit einhergehenden Synkretismen im Flexionsparadigma weisen eine Reduzierung der morphologisch realisierten Inhalte auf gemeinsame Merkmale der fusionierten Kategorien nach. Man spricht von Neutralisierung bzw. Unterspezifikation grammatischer Merkmale. Die nicht morphologisch realisierten Merkmale werden syntaktisch realisiert oder sind implizierbar (vgl. die klassische Studie von Jakobson [1936/1971] zur russischen Kasusflexion sowie u. a. Leiss [1997] zur engl. -s-Flexion; Bittner [2002], Müller [2002] zur deutschen Pronominalflexion).
8
Der Begriff der Regel ist in der grammatischen Theoriebildung umstritten. Während generative Modelle abstrakte Regeln annehmen, argumentieren einige funktionale Modelle für weniger abstrakte und kategorische Repräsentationen grammatischer Strukturen. Sie schlagen die Begriffe Schemata, Muster oder auch Regularitäten vor (vgl. u. a. den Schemata-Ansatz, Bybee 1988). Um eine ständige Dopplung der Bennennung zu vermeiden, wird im Folgenden der Begriff Regel atheoretisch verwendet.
9
Bittner (2000) diskutiert den Zusammenhang von Spracherwerb und Sprachwandel am Beispiel der Pluralflexion des Deutschen.
3.4.2
Theorien des Morphologieerwerbs
•
Auf welchen Lernmechanismen beruht der Erwerb morphologischer Formen und Kategorien?
•
Was bestimmt die Erwerbsabfolge morphologischer Formen und Kategorien?
•
Wie ist das morphologische Wissen in den einzelnen Erwerbsphasen organisiert, welche Umorganisationen müssen auf dem Weg zur zielsprachlichen Kompetenz erfolgen?
Lernmechanismen im Erwerb morphologischer Formen und Kategorien
•
Strong-continuity-Modelle nehmen an, dass Kinder während des optional infinitive stage nicht die notwendigen Ressourcen haben, um beide vorhandenen Projektionen zu verarbeiten.
•
Weak-continuity-Modelle nehmen an, dass die syntaktische Struktur in dieser Phase nicht vollständig angelegt ist. Verben können daher nur die innerhalb der Inflection Phrase (IP) generierbaren Finitheitsmerkmale erhalten, d. h. Agreement, aber nicht Tempus (Rizzi 1993/1994).
•
(i) agentive Aussagen:agentiveAussagen mit der Struktur agent+control (control Kontrollelement+Komplement) (z. B. [ich] [will] ball spielen) und
•
(ii) non-agentive (state oder change of state) Aussagen:non-agentiveAussagen mit der Struktur theme+predicate (predicate Prädikat+Komplement) (z. B. katze sitzt hier).
Organisation morphologischen Wissens
Erwerbsabfolge morphologischer Formen und Kategorien
10
Hier ordnet sich der Genitiv als Objektkasus und attributiver Genitiv ein, nicht der Possessiv. Letzterer hat einen eigenen und weitgehend sprachspezifischen Status, so wie auch die u. a. in slawischen und finno-ugrischen Sprachen auftretenden Lokal- und Instrumentalkasus.
8
Die in der Erwerbsforschung umstrittene Aspekt-vor-Tempus-Hypothese (Antinucci & Miller 1976, Wagner 2006; Gegenposition Weist et al. 2004), die besagt, dass die ersten morphologischen Kontraste in der Verbflexion (auch attributiv oder als Partizip gebrauchter Verben) aspektuelle Oppositionen realisieren, wird durch die markiertheitstheoretische Position gestützt (Bittner 2004).
3.5
Grammatik der Wortverbindungen: Syntaxerwerb
3.5.1
Erwerbsaufgabe und Vorläufer der syntaktischen Entwicklung
12
Es liegen bisher nur wenige Studien zu inkorporierenden Sprachen vor. Am bekanntesten sind die Arbeiten von Allen et al. zum Inuktitut (u. a. Allen 2000; Allen & Schröder 2003).
13
Jordens (in print) schlägt vor, die beiden Phasen – zumindest für den Erweb des Niederländischen – zu einer als lexikalisches Stadium (lexical stage) bezeichneten Phase zusammenzufassen.
3.5.2
Argumentstruktur als Kern der syntaktischen Entwicklung
•
Die große Bandbreite in der Zuordnung von semantischen zu syntaktischen Rollen (so kann jede semantische Rolle im Subjekt stehen) und die Variation der Korrelationen zwischen den Sprachen erlauben keine Postulierung universeller Zuordnungsrelationen; die Korrelation von Agens und Subjekt ist schon im Englischen nicht so dominant wie von Pinker angenommen, es treten mehr Nicht-Agens-Subjekte als Agens-Subjekte auf (Bowerman & Brown 2007).
•
Kinder erwerben Argumentstrukturen auch für Verben, die nicht direkt beobachtbare Ereignisse bezeichnen (Mama arbeitet; Max kennt Peter), zudem zeigen blinde Kinder in etwa den gleichen Erwerbsverlauf wie nichtblinde Kinder.
•
Dieselben Ereignisse können durch Verben mit unterschiedlicher Besetzung der Argumentpositionen beschrieben werden (Peter füllt das glas mit wasser – Peter gießt wasser in das glas), d. h. die semantischen Rollen sind nicht allein aus der Ereignisstruktur ableitbar; gleichzeitig können unterschiedliche Verben ohne einen Unterschied in der Argumentstruktur auftreten (Peter [be]grüßt Max).
3.5.3
Erwerb von Satztypen und komplexen Sätzen
Beispiel
Beispiele für komplexe Sätze
a.
Papa schläft, und ich singe.
b.
Weißt du, was das ist?
c.
Während Lisa singt, schläft der Hund.
Literatur
Abbot-Smith et al., 2008
Aksu-Ko and Ketrez, 2003
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Ambridge and Lieven, 2011
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Bates and MacWhinney, 1987
Bates and MacWhinney, 1989
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Bates and Goodman, 1997
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Bittner et al., 2003
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Bittner, 2004
Bittner, 2006
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Clahsen et al., 1996
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Weissenborn, 1992
Weissenborn, 2000
Weist et al., 2004
Wexler, 1994
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