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Im Auge des Betrachters – Leitsymptome der Sprachentwicklungsstörung
8.1
Begrifflichkeiten und Strömungen bei der Symptomklassifikation
8.1.1
Definition eines allgegenwärtigen Begriffs
8.1.2
Leitsymptome und der Begriff des Phänotyps
•
ein besonders hohes Risiko zur Entwicklung eines bestimmten Symptoms tragen und
•
dieses Symptom in einer erklärbaren Beziehung zum Genotyp des Syndroms steht (wenn dieser bekannt ist).
1
Der Begriff idiopathisch stammt aus der Zeit vor der Kenntnis über die genetische Basis des Syndroms und wird weiterhin so verwendet. Die idiopathische infantile Hyperkalzämie gehört zu den gängigsten Symptomen des WBS und ist bereits seit Beginn der Forschung zu dem Syndrom in den 60er-Jahren bekannt (Udwin, Yule & Martin 1986).
8.1.3
Das Konzept des Verhaltensphänotyps
8.2
Debatte um Kernsymptome in der Forschung zur Sprachentwicklungsstörung
1.
Die Ätiologie der spezifischen SSES (spezifische Sprachentwicklungsstörungen):ÄtiologieSprachentwicklungsstörung ist unbekannt (Guasti 2002).Damit fehlt zum einen die Ursache für ein Symptom, auf die es zu beziehen ist, und zum anderen ist eine Behandlung der Ursache nicht möglich. Viele Studien weisen darauf hin, dass Sprachentwicklungsstörungen familiär gehäuft auftreten können. So wird für Kinder mit SSES in der Familienanamnese die Häufigkeit einer SSES (spezifische Sprachentwicklungsstörungen):familiäre HäufungSSES auf ca. 22 % geschätzt, während die Häufigkeit bei Kindern ohne familiäre Vorbelastung bei ca. 7 % liegt (Rice, Haney & Wexler 1998). Trotzdem ist die genetische Komponente nicht so stark, dass man die SSES als genetische Störung bezeichnen könnte, obwohl solche Daten, wie Guasti (2002) notiert, eher eine genetische Basis der SSES nahelegen als eine, die in der Umwelt des Kindes zu suchen ist.
2.
Für die Sprachentwicklungsstörungen:KlassifikationSprachentwicklungsstörung gibt es keinen definierten Phäno- oder Verhaltensphänotyp, der bestimmte Symptome in sich vereint.Selbst rein medizinische Klassifikationsinstrumente bleiben auf einer relativ groben Ebene. Die Klassifikation nach der ICD-10 ist F80 und diese beschreibt lediglich eine Entwicklungsstörung, die von frühen Entwicklungsstadien an auftritt und von Veränderungen des Sprachablaufs gekennzeichnet sein kann. Weiter unterscheidet die ICD-10 zwischen rezeptiven und expressiven Störungen, wobei der Vergleich nicht unter den sprachlichen Modalitäten, sondern in Bezug auf das Intelligenzalter gezogen wird. Kernsymptome, die zur Diagnose führen sollten, fehlen.
8.2.1
Einflüsse auf das Verständnis der Sprachentwicklungsstörung, der Symptome und der Therapie in verschiedenen Jahrzehnten
Vortheoretische Zeit
•
Aussprachefehler → Symptom für das Vorliegen einer Aussprachestörungen:SymptomeAussprachestörung (in dieser Zeit rein als Artikulationsstörung betrachtet und behandelt)
•
Morphologische Fehler → Symptom für das Vorliegen eines Dysgrammatismus:SymptomeDysgrammatismus (Kasus, Tempus)
•
Fehlbenennungen im Wortschatz (allgemein als WortschatzdefizitWortschatzdefizit oder synonym als Sprachentwicklungsverzögerung bezeichnet) → Symptom für das Vorliegen einer allgemeinen Sprachentwicklungsstörungen:SymptomeSprachentwicklungsstörung
Einfluss der Psycholinguistik auf die Sprachtherapie
•
Die Betrachtung von theoretisch basierten statt klinisch basierten Ursachen des Störungsbildes rückt in den Vordergrund. Hieraus ergeben sich Kernsymptome, die bei allen Kindern dieses Störungsbildes vorkommen sollten (Gopnik 1990; Rice 2000, 2003).
•
Erworbene Sprachstörungen und kindliche Sprachentwicklungsstörungen werden auf die gleichen Modellvorstellungen projiziert (Temple 1997b) und kommen sich so methodisch, wissenschaftlich und symptomatisch näher, z. B. durch Vergleichsstudien zwischen Kindern und Aphasikern (Stadie & Siegmüller 1999).
•
Die Sprachentwicklung wird einerseits als Stufensystem (Penner & Kölliker Funk 1998) mit regulären Zwischengrammatiken betrachtet; andererseits wird die Sprachverarbeitung auf statischen Routenmodelle abgebildet, in denen sich die Entwicklungsdynamik nicht widerspiegelt (Karmiloff-Smith 1997, 1998a).
Paralleler Einfluss der evidenzbasierten Medizin
8.2.2
Feststellung einer SSES über die Ausschlussdiagnose
•
Autismus
•
Genetische Syndrome und geistige Behinderungen anderer Art
•
Hörstörungen
•
Neurologische Schädigungen (z. B. Epilepsie oder erworbene Störungen der Sprache)
•
Organische Störungen
•
Physische und emotionale Störungen aller Art
8.2.3
Suche nach Universalien: sprachunabhängige Kernsymptome
8.2.4
Feststellung einer SSES über Inklusionskriterien
•
Spracherwerb beginnt verspätet.
•
Sprache kann unerwartete Dissoziationen bzw. Verwendungsmuster aufweisen und bleibt hinter der Alterserwartung zurück.
•
Das betroffene Kind kann Probleme mit der Flexionsmorphologie aufweisen (Guasti 2002: 367); dieser Punkt deckt sich mit den für die sprachlichen Universalien diskutierten Markern.
8.2.5
Leitsymptome von Entwicklungsstörungen
8.3
Leitsymptom und dessen Therapienotwendigkeit in der Sprachentwicklungsstörung
8.3.1
Standpunkte verschiedener Therapieansätze
Mentales Modell
Verschiedene Arten von mentalen Modellen
Zwischenfazit
8.3.2
Symptomdominanz bei SES-Kindern in verschiedenen Altersphasen
•
es ein markantes Merkmal gibt, welches in der Erkrankung (möglichst) immer auftritt,
•
dieses Merkmal in der Regel auch dominant im Symptomspektrum ist,
•
dieses Merkmal auch therapiert werden kann.
Markante Merkmale
2
Ein entsprechender Vergleich auf dem mentalen Entwicklungsalter ist für Kinder mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen jedoch nicht möglich, da dies das gleiche ist wie das chronologische Alter. Daher werden häufig Vergleiche auf der Basis der MLU (mittlere Äußerungslänge) gezogen. Damit werden Informationen über die Frage einer Verzögerung in der Sprachentwicklung bzw. einer Abweichung vom normalen Erwerb gewonnen (Leonard 1998). Letztendlich lassen sich dafür aber die gleichen Kritikpunkte ansetzen wie beim Vergleich auf der Basis des mentalen Entwicklungsalters: Vergleicht man auf der Basis der MLU, so sind die Vergleichskinder in der Regel wesentlich jünger, sodass die Defizite im Altersvergleich verschleiert werden.
Dominanz eines markanten Merkmals?
Therapiemöglichkeit des markanten Merkmals
8.4
Ableitung von Therapien aus dem Profil eines Patienten
8.4.1
Prinzip der Entwicklungsorientierung
8.4.2
Prinzip der Aktivierung
8.5
Abschließende Gedanken
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